„GLC“ neu auf DVD

glc_Von der englischen Comedy-Serie “The Comic Strip presents” gibt es jetzt eine neue Best of-DVD-Box mit den besten Folgen der Serie. Mit dabei auf DVD ist auch “GLC”, das davon handelt, wie Ken Livingstone das Bürgermeisteramt in London übernimmt und einen erbitterten Kampf mit der damaligen Premierministerin Margret Thatcher austrägt. Ausgestrahlt wuden die Folgen 1990 von der BBC. Kate hatte für GLC die Musik geschrieben. Als Titelsong fungierte Ken; The Confrontation und One last look around the house before we go sind Auschnitte aus der Filmmusik.
Die GLC-Folgen waren als Hollywood-Parodie der Ereinisse in England angelegt, dementsprechend wurde Ken Livingstone mit „Charles Bronson“ besetzt, gespielt von Robbie Coltrane, der zuletzt in Kates Video zu Deeper Understanding vom 2011er-Album Director’s Cut die Hauptrolle übernahm. Eine Anspielung auf das vermeintliche Hollywood-Remake findet sich auch im Titelsong Ken: in einer Textzeile heißt es dort: „Who’s the man we all need? Ken! Who’s a funky sex machine? Ken!“ – das ist nahezu identisch mit der Titelmelodie des US-Krimis Shaft. Der originale Ken Livingstone ist auf der DVD übrigens auch zu finden – er kommentiert die GLC-Reihe.
Mitbegründer von The Comic Strip ist der englische Regisseur, Drehbuchautor, Schauspieler und Comedian Peter Richardson, der schon 1989 beim Video zur Single The Sensual World  Regie geführt hatte. In einem Interview mit digitalspy erzählt er, dass er sofort wieder mit Kate Bush zusammenarbeiten würde: „Liebend gerne. Das war eine wunderschöne Zusammenarbeit über mehrere Monate. Im Grunde regelt sie ja lieber alles selber. Ich denke, es war auch eine seltsame Sache für sie, mich zu bitten, die Regie zu ihrem Video zu übernehmen.  In der Tat war ich sehr geschmeichelt, weil ich glaube, dass sie es lieber mag, selber die Kontrolle über alles zu haben.“ Nicht in die Best of-Sammlung haben es leider die Les Dogs-Folgen geschafft, in der Kate als Braut zu sehen ist – unter anderem neben Miranda Richardson, die wiederum in Kates‘ Film The Line, The Cross And The Curve von 1993 mitmacht..
Die DVD gibt es über amazon England. Dort wird die Box aktuell ab 18,70 Pfund angeboten.

Kunst auf Nägeln

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Fotos mit freundlicher Genehmigung von nailnerd

nailnerd350Sie hat schon so ziemlich alles gemalt: kleine Monster, florale Motive, Ponys, Prinzessinnen, Peter Gabriel, Calvin & Hobbes, Weihnachtsmotive, Coca Cola-Werbung, Warhols Monroe und eben auch Szenen aus Kates Video „Eider Falls at Lake Tahoe“. Die Leinwand: die eigenen Fingernägel. Die Frau ist verrückt. Verrückt auf Nägel. Schlicht nailnerd. “Ich habe Kate Bush schon immer bewundert, aber das Eider Falls-Video traf mich wie ein liebender Stein.“ Der Grund: ihr Hund, der sie seit 13 Jahren begleitet und heiß und innig liebt.

„Ich habe das Eider Falls-Video etwa zu der Zeit entdeckt, als ich realisierte, dass mein Hund ernsthaft krank ist und mich bald verlassen wird. Das Video hat mich daran erinnert, wie vergänglich und unersetzlich diese bedingungslose Liebe ist und wie wichtig es ist, jeden Moment davon zu schätzen“, erzählt nailnerd, die in New Orleans lebt. Wer auf die Seite nailnerd.com geht wird staunen, was man alles auf einen Fingernagel bannen kann. Inspirieren lässt sie sich zu ihren wundervollen kleinen Kunstwerken durch eigene Erfahrungen und ihre Umwelt: „New Orleans bietet jede Menge an Inspiration.“ Und natürlich geht sie auch auf  Vorschläge von Lesern ihres Blog ein – „Selbst hätte ich mir niemals Nägel mit Motiven von ‚One Direction‘ gestaltet“. Für nailnerd ist die Nagelkunst fast schon eine Obsession, aber eine sehr entspannende. Die Zeit, die sie dafür benötigt, hängt natürlich sehr stark vom Motiv ab. Ein besonderes Motiv, ein ‚fine-detail nail art design‘, kann dann auch schon mal eine ganze Nacht dauern, während nebenbei der Fernseher läuft. „Wenn das Design dann nicht so wird, wie man sich das vorgestellt hat, kann es auch anstrengend werden. Aber sobald ich aufgebe, zu kritisch zu sein, ist das wirklich sehr entspannend.“

Das Ergebnis spricht jedenfalls für sich. Vom Eider Falls-Video hat sie verschiedene Szenen detailgetreu und äußerst perfekt auf ihre Nägel gebannt. Kein Wunder, ist sie doch Grafikerin und Multimedia Designerin  von Beruf. Ihre Kunst auf Fingernägeln bezeichnet sie sogar als hypnotischen Vorgang. Einer ihrer Kunden ist ein Hypnose-Therapeut. „Im Laufe der Jahre habe ich sehr viel über die Zustände des Bewusstseins gelernt“, erzählt sie. Während man sich tagsüber immer in einem wachsamen und alarmbereiten Modus befinden würde, schalte das Gehirn beim Meditieren, Einschlafen oder auch bei der Hypnose auf alternative Frequenzen um. „Es ist eine Art entspannter Wachheit, wo man dazu neigt, mehr kreative Gedanken zu haben und man den Verstand  auch schon mal freier schweifen lässt.“ Nicht umsonst umschreibt sie das Lackieren der Fingernägel als beste Therapie. Hinzu kommt, dass es ein Ausgleich für ihren Job bedeutet. „Ich kann mich auf etwas Einfaches konzentrieren, was den ganzen Stress beiseite schiebt und mir erlaubt, etwas Buntes und Schönes zu machen, ohne dass mir jemand reinredet.“ Und das nahezu täglich neu. Und mit hoffentlich noch viele Motiven von Kate.

Der goldene Kompass im TV

kompassSAT 1 zeigt am Donnerstag, 3. Oktober, den Spielfilm „Der goldene Kompass“ von 2007. Kate hatte sehr kurzfristig den Song „Lyra“ zum Film von Chris Weitz beigesteuert. Es war der erste neu-veröffentlichte Song nach ihrem Album „Aerial“ im Jahr 2005. Aufgenommen hatte Kate den Song in den Abbey Road Studios zusammen mit dem Magdalen College Choir. „Lyra“ wird im Film zum Abspann gespielt. SAT 1 zeigt „Der goldene Kompass“ ab 14.25 Uhr.

Kate Bush: How can you eat dead animals?

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Foto: PETA

Im November 1980 hat Kate Bush für das Woman’s World Magazin einen Beitrag unter dem Titel „Wie kann man tote Tiere essen?“ (How can you eat dead animals?) verfasst. Ein Text, der auch heute noch passt – erst recht am heutigen Weltvegetariertag. Hier die Übersetzung des Textes von Beate Meiswinkel für „Irgendwo in der Tiefe“.

Ich bin sicher, dass viel mehr Menschen sich vegetarisch ernähren würden, wenn ihnen bewusst wäre, was es eigentlich tatsächlich mit der Fleischproduktion auf sich hat. Es wird uns heute so leicht gemacht; wir gehen einfach in den Supermarkt, greifen uns ein Stück Fleisch in seiner Kunststoffschale und seiner Plastikfolie und denken überhaupt nicht darüber nach, dass dies einmal ein Tier gewesen ist. Das wäre sicherlich ganz anders, wenn wir dazu gezwungen wären, dieses Lebewesen zu jagen und zu töten, so wie unsere Vorfahren das früher taten. Wir sind so weit von der Quelle unserer Nahrungsmittel entfernt, dass es sehr einfach ist, zu vergessen, woher unser Fleisch eigentlich stammt. Wenn man sich nun die furchtbare Realität eines Schlachthofes vor Augen führt, ist es plötzlich schwierig, noch dasselbe für das Stück Fleisch auf unserem Teller zu empfinden.

Es war für mich keine plötzliche Entscheidung, Vegetarierin zu werden, sondern etwas, über das ich lange Zeit nachgedacht habe. Ich habe seit ungefähr vier Jahren kein Fleisch mehr gegessen und ich bin froh darüber, es bisher durchgehalten zu haben, denn ich glaube, dass man als Vegetarier eine größere Hochachtung vor dem Leben in all seinen Formen hat. Am Anfang war es nicht ganz einfach, denn ich habe vorher sehr viel Fleisch gegessen – ich war ein regelrechter Fleischfresser. Ich war als Kind ein furchtbar verwöhnter Esser und es gab kaum Gemüse, dass ich gerne mochte. Schon als ich klein war, war ich nicht glücklich darüber, Tiere zu essen. Wir hatten zu Hause immer Haustiere, und ich kann mich daran erinnern, dass ich dachte, dass es eigentlich nicht richtig sein kann, Fleisch zu essen, während ich unsere Haustiere liebte und mit ihnen spielte oder auf einem Bauernhof den Lämmchen zusah, wie sie über die Felder sprangen.

Der wichtigste Grund, warum ich Vegetarierin geworden bin, war mein Gefühl für die Tiere. Ich fand es einfach nicht in Ordnung, so überheblich zu sein, ein anderes lebendes Wesen aufzuessen. Der eigentliche Entschluss fiel, als ich ein Stück Fleisch aß, das ganz unbeschreiblich nach totem Tier schmeckte. Von diesem Augenblick an konnte ich einfach keine Fleischgerichte mehr ertragen. Die ersten paar Wochen waren wirklich schlimm. Ich ernährte mich von Schokolade und zwischendurch von ein paar Stückchen Käse. Ich hatte überhaupt keine Ahnung von der vegetarischen Ernährung.

Glücklicherweise lernte ich kurz darauf jemanden kennen, der mir schon bald sehr nahe stand und der ebenfalls Vegetarier war. Ihn konnte ich fragen, wie er sich ernährt. Er lieh mir eine Menge Kochbücher aus, und seitdem habe ich mir das Kochen beigebracht und experimentiere mit vegetarischen Rezepten. Es ist sehr schade, dass [pullquote align=“left|center|right“ textalign=“left|center|right“ width=“30%“]“Ich glaube daran, dass Tiere dasselbe Recht auf Leben haben, wie ich selbst.“

Kate Bush[/pullquote]ich nicht mehr Zeit dafür habe, denn ich liebe es zu kochen. Es stimmt ganz einfach nicht, dass die vegetarische Küche langweilig oder einseitig ist! Man kann so viel machen. Gemüse ist sehr vielseitig und es gibt so viele verschiedene Sorten, mit denen man experimentieren kann. Ich mache z.B. alle möglichen schmackhaften Kuchen und Pizzen. Für Curries habe ich ebenfalls eine große Vorliebe, weil sie ganz einfach zu kochen sind. Wenn man Gemüse verwendet, weiß man ganz genau, was man kocht; es ist nicht wie bei einem anonymen Stück Fleisch. Bei den zahlreichen Gemüsesorten genieße ich besonders die Kontraste in Geschmack und Beschaffenheit und ich bin mir sicher, mich viel gesünder zu ernähren als vorher, als ich immer nur hauptsächlich Fleisch gegessen habe. Ich fühle mich körperlich wohler und bin einfach glücklicher, keine toten Tiere mehr zu essen. Ich weiß, es gibt Leute, die sagen, dass es falsch ist Karotten zu essen, weil das auch Lebewesen sind, aber ich denke, man muss irgendwo eine Grenze ziehen.

Sicherlich gibt es heute wesentlich mehr Vegetarier als früher. Es gilt nicht mehr als verschroben. In der Hippie-Ära der 60er Jahre gab es sehr viele Leute, die kein Fleisch mehr aßen, aber man muss jetzt kein Hippie mehr sein, um eine gute, gesunde Ernährung zu bevorzugen. Ganz normale Leute beginnen, Vollkornmehl, Vollkornbrot und Naturreis zu essen. Weißbrot schmeckt sowieso grauenhaft. Ich backe gerne mein eigenes Brot, wenn ich Zeit habe. Es gibt mir das Gefühl, etwas zu tun, was Menschen tun sollten. Es ist einfach schön, solche ursprünglichen, grundlegenden Dinge in unserem technologisierten Zeitalter zu tun, obwohl ich denke, dass es für uns alle praktisch undurchführbar wäre, zu einer natürlichen Lebensweise zurückzukehren. Es würde ein völliges Chaos verursachen, wenn wir das versuchten. Manchmal aber wünsche ich mir, in einem Haus am Meer zu leben und genug Zeit dafür zu haben, mein eigenes Gemüse zu ziehen. Man bekommt dann einfach eine ganz andere, tiefere Beziehung zu dem, was man isst. Wenn wir dazu bereit wären, auf die Jagd zu gehen um selbst unser Wild zu erlegen, wären wir, so glaube ich, dazu berechtigt, sie zu essen, aber nur auf diese Weise.

Mir ist sehr wohl bewusst, dass man als Vegetarier mehr tun muss als einfach nur auf Fleisch zu verzichten. Man muss sehr aufmerksam sein, denn es gibt sehr viele tierische Produkte in allen möglichen Lebensmitteln, z.B. in Gelatine. Ich gebe zu, dass ich Lederschuhe trage, was ich wirklich nicht tun sollte. Ich versuche aber, ein Paar fünf oder sechs Jahre lang zu tragen. Ich besitze keinen Pelzmantel. Als ich in der Schweiz war, wurde ich in einem fotografiert. Das hat mir jede Menge böser Briefe von verärgerten Fans eingebracht, die mir die Meinung gesagt haben. Ich musste richtig stellen, dass es nur ein Mantel war, den mir jemand für die Fotos geliehen hatte. Es freut mich aber, dass die Leute, die meine Platten kaufen, sich meiner Ansichten bewusst sind und dass sie auch dazu bereit sind, mir zu sagen, was sie denken. Ich bereue es sicher nicht, das Fleischessen aufgegeben zu haben, weil ich daran glaube, dass Tiere dasselbe Recht auf Leben haben, wie ich selbst.   KATE BUSH

„Metaphern für eine erbarmungslose Gesellschaft“

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Foto: Privat

Für die Science Fiction Kurzgeschichten-Sammlung „Die große Streifenlüge“ hat Paul Sanker unter dem Pseudonym Abel Inkun die Geschichte „Geboren am 20. Juli“ beigesteuert. Die spielt in einer Zeit, in der die Menschen ihren Geist digitalisiert haben. Maschinen-Menschen bewachen riesige Anlagen von Computerservern, auf denen die menschlichen Bewusstseinsinhalte gespeichert sind. Hauptprotagonist Benjamin, einer der Maschinen-Menschen, rebelliert. Alle Geschichten in dem Buch wurden durch Lieder von Kate inspiriert. Bei „Geboren am 20. Juli“ war es der Song „Wild Man“. Paul Sanker schreibt dazu: „Inspiriert zu der Story hat mich Kate Bushs Single »Wild man«, eine Art Ode an den Yeti. Der große Alte der schneebedeckten Berge, den die Menschen gleichzeitig fürchten und verehren. Das einsame Ungeheuer, das man jagen und töten will, dem man aber gleichzeitig wie einem Gott huldigt.“ Im Interview spricht Paul Sanker über düstere Zukunftsvisionen, das nötige Besinnen auf neue Ziele – und natürlich die Musik von Kate Bush. Paul Sanker ist Jahrgang 1958, lebt in Köln und arbeitet als Neurochirurg in Aachen.

Du hast in einem Interview mal gesagt, dass Du keine strahlenden Helden magst, die auf einem weißen Pferd dahergeritten kommen, um die Welt zu retten. Dabei liebt doch jeder strahlende Helden. Warum magst Du sie nicht?
Paul Sanker: Weil sie im wahren Leben definitiv nicht existieren! Sicher gibt es Zeitgenossen, die auf einer Werteskala eher zur Kategorie „gut“ und andere in das Töpfchen „böse“ einzuordnen sind. Obwohl sich bereits bei dieser Kategorisierung schwierige Fragen hinsichtlich der Definition von „Gut“ und „Böse“ ergeben. Auf alle Fälle gehören aber zu  jedem Menschen Ecken und Kanten… und auch geheime Abgründe, über die niemand reden möchte – und auch nicht sollte! Ich schätze es sehr, wenn jemand ehrlich und offen im Dialog mit mir ist. Gutmenschen und „political correctness“ sind mir dagegen ein Greuel. Natürlich sehe ich, dass in der heutigen Gesellschaft die Lüge Konjunktur hat, und damit meine ich nicht nur die Politik.

Der Protagonist von  „Geboren am 20. Juli“ strahlt zwar nicht, aber letztlich ist er doch der Held und will mit seinen Mitteln die Welt retten. Ist das kein Widerspruch?
Paul Sanker: Ich sehe Benjamin eher als Revolutionär gegen ein System, das am Ende ist. Die geschilderte Gesellschaft hat keine Chance mehr, sich weiter zu entwickeln. Die Oberschicht besteht aus einer dekadenten Kaste virtueller Bewusstseinsinhalte, die sich vom wahren Leben abgewendet hat. Die Realität, das Körperlich/Kreatürliche, sind ihnen fremd und bedrohlich geworden. Darum muss es vernichtet werden. Benjamin, als Cyborg mit menschlichem Gehirn, ist dagegen ein Mittelding. Er sitzt sozusagen zwischen den Stühlen. Er gehört weder zu den „Essentials“ im virtuellen Netz  noch zu den in den Wäldern lebenden „Pets“. Trotzdem muss er sich entscheiden, zu welcher Fraktion er sich zählt. Mit seiner Entscheidung geht er ein Risiko ein. Wenn am Ende das etablierte System die Oberhand behält, dann ist er kein „Held“ sondern nur ein gefährlicher Terrorist, der die Ordnung gefährdet hat. So ist das nun einmal in unserer Welt: „The winner takes it all…“ Hätte Luzifer mit seiner Revolte gegen Gott Erfolg gehabt, dann würde heute niemand so schlecht über den Teufel reden…

Du hast vor fünf Jahren angefangen vorwiegend Kurzgeschichten zu veröffentlichen. Viele davon im Science Fiction-Genre. Die Zukunft, die Du in dieser Geschichte entwirfst, klingt sehr düster, und ob es ein Happy End gibt, bleibt ebenfalls offen. Wieviel Gegenwart steckt in Deiner Zukunftsvision?
Paul Sanker: Meine Zukunfts-Visionen sind in der Regel düster, also Dystopien. Das mag an meinem Grundcharakter liegen, der eher pessimistisch gefärbt ist. Ich erwarte nicht viel Gutes von der Gesellschaft, freue mich aber umso mehr, wenn sich die Dinge besser entwickeln als befürchtet. Man kann diese Haltung ruhig „zweckpessimistisch“ nennen. Vielleicht trifft das auch für  meine Beurteilung der heutigen Gesellschaft zu. Sie ist in meinen Augen kälter und oberflächlicher geworden als sie es z.B. in den 70er oder 80er Jahren war. Die Menschen hängen zu sehr am Äußeren, anstatt sich mehr auf innere Werte zu konzentrieren. Was zählt ist Jugend und Geld. Immer höher und weiter lautet die Devise, obwohl jeder erkennen kann, dass das Ende der Wachstumsgesellschaft längst gekommen ist. Ein Umdenken und Besinnen auf neue Ziele ist erforderlich. Leider erkennt der Mensch meistens erst, dass sein bisheriger Weg endet, wenn er dicht vor dem Abgrund steht.

Ist es nicht sehr zynisch, dass in der von Dir skizzierten Gesellschaft alle Probleme, die uns heute belasten, überwunden sind, die Zukunft aber dennoch alles andere als Positiv erscheint?
Paul Sanker: Zynismus ist die Waffe derjenigen die versuchen, der trägen Masse Missstände unter die Nase zu reiben, die zum Himmel stinken aber trotzdem ignoriert werden. In Wahrheit wurden durch die Flucht in die Virtualität keine Probleme gelöst. Die Menschheit hat sich nur in einen ewigen Traum geflüchtet. Heutzutage braucht man dazu noch Alkohol oder Drogen. Der Beantwortung seiner ursprünglichen Grundfragen ist der Mensch dadurch keinen Schritt näher gekommen: Wozu lebe ich? Was ist meine Bestimmung? Welche Aufgaben habe ich zu erfüllen? Zynisch dabei ist vor allem die Wahrheit, dass es der Erde, der Natur (und Gott?) völlig schnurzegal ist, ob sich die Menschheit irgendwo im Abseits verkriecht. Das Leben geht weiter – ob mit oder ohne die „Krone der Schöpfung“.

Inspirationsquelle für Dich war in diesem Fall der Song „Wild man“ von Kate Bush. Wie kommt es, dass ein Neurochirurg, der über Cyborgs schreibt, sich von einem Song eines Albums inspirieren lässt, auf dem die Künstlerin in sehr unterschiedlichen Varianten dem Thema Schnee huldigt?
Paul Sanker: Ehrlich gesagt steckt in der Story auch jede Menge Inspiration aus dem Song „Army dreamers“, wo es um einen Jungen geht, der aus einem sinnlosen Krieg  im Sarg nach Hause kommt, bevor er die Chance bekam, sein Leben zu leben. Benjamins Hirn steckt ja im wahrsten Sinne des Wortes als Cyborg in einem Metall-Sarg. Auch er hatte einmal den Wunsch gehabt, ein normales Leben mit Frau und Kindern zu haben. In „Wild Man“ geht es eher um den einsamen Mann, den Außenseiter, den man fürchtet und meidet. Er lebt im Schnee, im schroffen unwirtlichen Gebirge. Man kann dieses Bild durchaus wieder als Metapher für die kalte, erbarmungslose Gesellschaft nehmen. Mit dem „Neurochirurgen“ hat das eigentlich wenig zu tun. Heute weiß ich, dass ich einst dieses Fach gewählt habe, weil ich glaubte, dass das Gehirn der wichtigste Teil des Menschen sei – als Ursprungsort der Seele gewissermaßen. Heute sehe ich das differenzierter. Wahrscheinlich hätte ich mich jetzt eher für die Kinderheilkunde entschieden. Was gibt es wichtigeres und schöneres, als Leib und Seele unserer Kinder zu schützen?

Was bedeutet die Musik von Kate Bush für Dich? Auf eine ähnliche Art wie Du erzählt sie ja auch Geschichten, die manchmal ebenfalls verstörend sein können.
Paul Sanker: Kate Bush gehört für mich zu den vier Song-Interpreten, die am ehesten mein innerstes Wesen berühren. Neben Kate Bush sind das noch David Bowie, Brian Ferry und Leonard Cohen. Ihre Lieder sind nicht immer eingängig und gefällig. Wie gesagt: ich liebe es „ehrlich“ und „wahrhaftig“. Heile Welt und Verdrängung bringen uns nicht weiter. Schaut der Wahrheit ins Auge! Vor allem ein Arzt muss das tun. Er kann seinem Krebs-Patienten nichts vormachen. Das Leben ist nun einmal so… Yin und Yang. Der Fehler vieler Menschen besteht darin, dass sie immer nach den Extremen gieren: superschön, superreich, ewig jung… Darum können sie mit der anderen Seite der Medaille nicht fertig werden: alt werden, arm sein, krank werden. Das wirft viele völlig aus der Bahn! Mein Anspruch ist dagegen, ein Leben in Zufriedenheit zu führen – egal, was kommt. Kate Bushs Lieder sind nicht „weichgespült“ und gefällig. Genauso wenig sind es die Geschichten, die sie erzählt und die Typen, die sie beschreibt.

Würde ein praktizierender Neurochirurg eigentlich an einer Patientin verzweifeln, die ihrem Arzt beichtet, dass sie ein Lied über Sex mit einem Schneemann geschrieben hat?
Paul Sanker: Ich würde eher an einem Patienten verzweifeln, dessen Fantasie nicht ausreicht, sich den Inhalt eines solchen Liedes bildlich vorzustellen.

 

Die große Streifenlüge

Die große StreifenlügeDie Idee klingt ungewöhnlich: Man nehme einen Arbeitstitel, lasse sich von einem Künstler inspirieren und schreibe zehn Kurzgeschichten des Genres Science Fiction. Pate bei der Idee stand das Buch „Hinterland“, eine Anthologie mit Geschichten, inspiriert von Songs von David Bowie. Was mit Bowie funktioniert, kann auch mit Kate Bush funktionieren, hat sich Verleger Michael Haitel gedacht. Haitel hat sich in seinem Verlag p.machinery auf Science Fiction-Literatur spezialisiert und kann unter den Autoren mit Hochkarätern glänzen. So gilt zum Beispiel Wolfgang Jeschke als der „SF-Papst“ beim Heyne-Verlag und Andreas Eschbach als das Aushängeschild der deutschen SF. Für das von Haitel herausgegebene Buch „Die große Streifenlüge“ (Big stripey lie) suchte er SF-Kurzgeschichten, die von Songs oder Texten von Kate inspiriert wurden. Neun Autoren haben sich beteiligt, die insgesamt zehn Kurzgeschichten geliefert haben. Ausdrücklich nicht erwünscht war, Geschichten nachzuerzählen, die Kate schon in ihren Werken erzählt hat – es ging also um die Inspiration zu neuen Geschichten. Von Breathing bis Cloudbusting oder Egypt finden sich Titel wieder, die als Inspirationsquelle dienten. „Die Geschichten sind nicht nur pure SF, sondern decken auch Randbereiche ab. Ein wenig Steampunk ist dabei, ein wenig Fantasy vielleicht auch, aber das erkennbare Hauptgenre ist die Science-Fiction“, beschreibt Michael Haitel das 180-seitige Buch, das jetzt erschienen ist und 8,90 Euro kostet (ISBN-10: 3942533693). Mit Paul Sanker, der für den Band unter dem Pseudonym Abel Inkun die Geschichte „Geboren am 20. Juli“ beigesteuert hat, folgt in den nächsten Tagen noch ein Interview.

„Ohne Berührungsängste kreativ sein“

Als Brückenschlag zwischen elektronischer Musik und freier Improvisation, also Jazz, versteht Matthias Vogt sein neues Musik-Projekt „A Coral Room“, das er gemeinsam mit Oliver Leicht und Oli Rubow aus der Taufe gehoben hat. Wie es zu der Namensnennung der Gruppe kam und welche Bezüge Vogt zu Kate Bush sieht, erklärt er im Interview.

Wie findet ausgerechnet ein Jazz-Musiker einen Bezug zu Kate Bush, um nach einem Song von ihr gleich eine Gruppe zu benennen? Zumal: bei einem Jazz-Musiker hätte ich eher noch den Bezug zum Album „50 words for snow“ gesehen, nicht unbedingt zu einem Song vom Album „Aerial“.

Matthias VogtMatthias Vogt: Zunächst sehe ich mich nicht ausschließlich als Jazzmusiker, eher als Eklektiker – und so wie alle möglichen Einflüsse mein Musikertum beeinflussen, sind die Quellen für Inspiration zahlreich und haben keine Genregrenzen. Kate Bush ist – seit ich sie für mich entdeckt habe – sicher eine massive Inspiration. Und Aerial ist ja auch eine Art Brückenschlag für sie gewesen. Das ist das Projekt A Coral Room ebenfalls, weil es zwischen elektronischer Musik und freier Improvisation (Jazz) steht. Aber ich will auch nicht mehr draus machen als es ist: Mir fiel Aerial in die Hände, als ich auf Namenssuche für das Bandprojekt war, und der Name hatte die richtige Aussage, die richtige Stimmung, die richtige Farbe. Und ich mag den Verweis auf Kate Bush, die somit quasi zur Bandpatin wurde!
Spielen Sie mit „A Coral Room“ eigentlich auch Songs von Kate?
Matthias Vogt: Die Musik von uns ist live frei improvisiert. Das einzige was wir als „Hausaufgabe“ mitbringen sind Sounds, Ideen, Samples, und natürlich unsere Instrumente. Das bedeutet, dass wir vorher über das Konzept sprechen, dann aber fließen lassen und schauen was passiert. Dann ist lediglich die Zeit vorgegeben, also wie lange das Konzert dauert. Eine irre Freiheit, mit der zum Beispiel ich selber ersteinmal umgehen zu lernen habe. Das wird demnächst für einen Sampler-Beitrag aufgebrochen. Das Frankfurter Infracom-Label hat nach einem Stück von uns gefragt. Ergebnis ist unsere Eigenkomposition „Überfahrt“, das Album soll im Herbst erscheinen.
Planen Sie weitere Konzerte?
Matthias Vogt: Alle Musiker von A Coral Room sind auch in zahlreichen anderen Bands und Projekten aktiv. Oliver Rubow spielt etwa bei Hattler, Oliver Leicht in der HR BigBand und mit mir zusammen bei [re:jazz]. Ich bin viel als DJ unterwegs. Wenn wir Zeit finden und sich eine Möglichkeit ergibt spielen wir wieder – findet sich dann auf unserer Facebook-Seite angekündigt!
Wie verträgt sich House-Musik mit Jazz und der Musik von Kate Bush?
 Matthias Vogt: Klingt erstmal nach Widerspruch? Das finde ich gut! Aber wenn man zum Beispiel mal an Kate Bush’s Musik denkt: sie hat schon immer mit verschiedensten Bausteinen gearbeitet! Nur so werden gute Songs lebendig! Hier mal eine ungewöhnliche Farbe, dort ein gewagter Ausdruck, ein seltenes Instrument. Ohne Berührungsängste kreativ sein, darum geht’s!

Gabriel über Kate und „Don’t give up“

peter gabrielNach Peter Gabriel’s Cover-Album „Scratch My Back“ erscheint jetzt die Fortsetzung „And I’ll Scratch Yours“. Mit dabei ein Cover von „Don’t Give Up“. So ganz ist das Konzept hinter diesen beiden Alben nicht aufgegangen. Hat Gabriel 2010 auf „Scratch My Back“ zwölf Songs bekannter Musiker wie David Bowie, Paul Simon oder Lou Reed gecovert, sollten sich für „And I’ll Scratch Yours“ genau diese zwölf Musiker aus Gabriels reichhaltigem Fundus bedienen. Bowie, Radiohead und Neil Young haben Gabriel allerdings hängen lassen, und so musste Ersatz her. Eingesprungen ist unter anderem die kanadische Popsängerin Feist, die gemeinsam mit der ebenfalls aus Kanada stammenden Folk-Band Timber Timbre eine sehr ungewöhnliche Version von „Don’t Give Up“ zum Besten gibt, das Gabriel ursprünglich mit Kate eingespielt hatte. Ungewöhnlich ist das Cover allein schon deshalb, weil Feist und Timber Timbre die Rollen tauschen: Leslie Feist hat Peter Gabriels Gesangspart übernommen, während der Sänger von Timber Timbre in Kates Rolle schlüpft. In einem Interview mit dem „Teleraph“ hat Gabriel vor wenigen Tagen erzählt, dass der Rollentausch seine Idee war, eben weil der Klassiker scratch1“Don’t Give Up” von allen Covern die schwierigste Aufgabe gewesen wäre. So sollte auch ein direkter Vergleich zum Original vermieden werden – bei dem hätten Feist und Timber Timbre vermutlich auch nur verlieren können.

Kate Bush hat die Neuinterpretation noch nicht zu hören bekommen, erzählt Gabriel in dem Interview weiter. Er will es ihr aber zuschicken, weil es schließlich auch ihr Song sei. „Ich war damals sehr glücklich, dass sie den Song gesungen hat. Peter Gabriel: „Es hängen ein paar sehr außergewöhnliche Geschichten an dem Song, Menschen, die sagen, dass es sie davon abgehalten hat, Selbstmord zu begehen. Es ist diese liebevolle Zärtlichkeit, die man aus ihrer Stimme heraushört, die dem Song so viel Kraft verleiht.“

Brückenschlag mit „A Coral Room“

A Coral Room

„A Coral Room“ nennt sich die neue Band von Matthias Vogt, Oliver Leicht und Oli Rubow.

Wenn Jazz-Musiker frei improvisieren können, ist das Herausforderung und Erfüllung zugleich. Dass Musiker dies auf dem Feld der elektronischen Musik probieren, ist eher die Ausnahme. Genau dieses Experiment wagen die drei Jazz-Musiker Matthias Vogt, Oliver Leicht und Oli Rubow unter dem Projekt-Namen „A Coral Room“ nach dem Song von Kate Bush, der auf ihrem 2005er Album „Aerial“ erschienen ist. Matthias Vogt versteht sein neues Projekt als Brückenschlag, „weil es zwischen elektronischer Musik und freier Improvisation (Jazz) steht“. In beiden Genres kennt sich Vogt perfekt aus. So spielt er als gelernter Jazz-Pianist unter anderem in der Gruppe [re:jazz], die sich darauf spezialisiert hat, Originalversionen elektronischer Musik im Jazz-Gewand zu präsentieren. Fünf [pullquote align=“left|center|right“ textalign=“left|center|right“ width=“30%“]“Kate Bush hat schon immer mit verschiedensten Bausteinen gearbeitet. Nur so werden gute Songs lebendig!“
Matthias Vogt[/pullquote]Alben hat die Frankfurter Gruppe inzwischen eingespielt und hat schon Konzerte in Yokohama gegeben. Parallel ist Vogt als DJ unterwegs, hat in Tokio, New York, Amsterdam und Moskau aufgelegt, war als DJ von Spanien bis Australien so ziemlich überall unterwegs und hat sich gleichzeitig als House-Musik Produzent einen Namen gemacht. So spielt Oliver Leicht (Klarinette, Saxophon) unter anderem in der HR BigBand und bei [re:jazz] mit, hat mit Paul Kuhn und Peter Herbolzheimer zusammengearbeitet. Oli Rubow ergänzt das neue Trio an den Drums. Rubow hat bereits mit den Fantastischen Vier gespielt, mit Bürger Lars Dietrich oder Hellmut Hattler.

Wie das Zusammenspiel der drei Jazzer mit ausgesprochenem Faible für elektronische Musik und dem Hang zum Experimenten in der Praxis funktioniert, hat jüngst in einem Artikel in der Zeitung „Main-Spitze“ Stephan A. Dudek erklärt: „Jeder der drei bringt vorproduzierte Sounds, Samples und Loops in das freie Feld der Improvisation mit. Konzeptionell steht A Coral Room für ‚die Summe der gesammelten Erfahrungen‘. Jeder der drei bringt seinen Personalstil mit, doch drei Köpfe erzeugen drei Mal unterschiedlichen Input.“ Das hält die drei Muiker trotzdem nicht davon ab, von diesem Konzept auch wieder abzuweichen. Für einen Sampler haben sie inzwischen das Stück „Überfahrt“ produziert, das Album soll noch im Herbst erscheinen, verrät Matthias Vogt.

Weitere Infos zu „A Coral Room“ gibt es auf Facebook, mehr zu Matthias Vogt hier. Ein Interview mit Matthias Vogt, in dem er auch erklärt, wie es zur Namensgebung der Band kam, wo er Parallelen zu Kate Bush sieht und ob es weitere Konzerte der Bands gibt, folgt in wenigen Tagen.

It’s in the trees… Ein Cloudbuster für den Vorgarten


Das Video zu Kates Song „Cloudbusting“ zählt wohl mit zu ihren besten. Die Story ist stimmig, zudem tritt Schauspieler Donald Sutherland auf und eigens für den Clip wurde der Cloudbuster konstruiert, der auch das Cover zu dem Song schmückt. Wer sich einen eigenen Cloudbuster zulegen will, für den gibt es natürlich auf Youtube die passende Bauanleitung. Wem das Selberbasteln zu anstrengend ist, der kann seinen privaten Cloudbuster natürlich auch im Esotherik-Laden kaufen. So preist zum Beispiel ein Wuppertaler Händler auf Ebay einen 35 Zentimeter hohen Cloudbuster an: „Der mobile Cloudbuster kann aufgrund seiner kompakten Größe leicht verstaut werden und ist mit seiner tollen Optik ein absoluter Blickfang!“ Natürlich ist das ein „einzigartiges Unikat“, das „wir als Hersteller und Erfinder von diversen Orgonenergieprodukten“ natürlich „durch jahrelange, intensive Forschung und Verbesserung unserer Produkte soweit optimiert“ haben, „dass es für uns und für viele unserer Kunden und Handelspartner eine Weiterentwicklung der weltbekannten Orgonit-Produkte darstellt“. Bei der Herstellung werden die Cloudbuster übrigens „mit verschiedenen Frequenzen, unter anderem mit den Schumannresonanzwellen von 7,8 Hz, beschallt“. Warum eigentlich nicht mit Kates‘ passendem Song? Wertvoll ist der Cloudbuster aus Wuppertal natürlich auch: sie „enthalten einige, wenn nicht sogar alle, der folgenden verschiedenen Edelsteine und Metalle: Bergkristall, Rosenquarz, Achat, Smaragd, Amethyst, Aventurin, Leopardenjaspis, schwarzer Turmalin Cloudbusting(Schörl), Pyrit, Blauquarz, gebrannter Citrin, Grünquarz, Magnetit, Magnesit, Bernstein, Orangencalcit, Selenit, Rauchquarz, Lapis Lazuli, Silizium, Sodalith, Tigerauge, Falkenauge, Karneol, Hämatit, Schungit, Jaspis, Zeolith und andere Trommelsteine, Kupfer, Eisen, Aluminium, Messing, Blattgold, Blattsilber.“ Klingt bei der Menge an edlen Zutaten nach einem Schnäppchen – immerhin ist das Gerät für knapp 53 Euro zu haben und macht sich zudem im Vorgarten gut. Wer es etwas größer mag: im gleichen Shop gibt es auch die Ausführung „XXL Powerhaubitze“, 100 Zentimeter groß, für schlappe 339 Euro. Kates‘ Cloudbuster aus dem berühmten Video mit Donald Sutherland soll übrigens seit den Filmaufnahmen in einer Garage eingemottet sein. Gesehen wurde er leider nicht mehr…

Elton John über Kate Bush

In der Rubrik „The Soundtrack of my life“ hat Elton John für die englische Zeitung „The Observer“ diese Woche die Songs benannt, die ihn durch sein Leben begleitet haben. Von der Platte, die seine Mutter ihm immer vorgespielt hat (Elvis Presley: Heartbreak Hotel) über „Great Balls of Fire“ von Jerry Lee Lewis, der maßgeblich sein Klavierspiel beeinflusst hat, bis zu Kate Bush, mit der er „Snowed in at Wheeler Street“ im Duett singt. Elton John gibt das Duett mit Kate als den Song an, der am schwierigsten aufzunehmen war. Wie sehr Sir Elton John Kate schätzt, wird in seiner Begründung deutlich: I did a duet with Kate Bush on this track for her last album. That session with her was hard, because she doesn’t write easy songs. She’s a complex songwriter and this is a weird song, but I love it so much. I’m so proud to be on a Kate Bush record; she’s always marched to the beat of her own drum. She was groundbreaking – a bit like a female equivalent of Freddie Mercury. She does come out socially sometimes and she came to my civil partnership occasion with her husband. There were so many stars in the room, but all the musicians there were only interested in saying, „You’ve got to introduce me to Kate Bush.“ I remember Boy George saying, „Oh my God, is that Kate Bush?“ I said, „Yeah!“

It’s in the trees: Der Fall Wilhelm Reich im Kino

Der Fall Wilhelm Reich

© Filmladen Filmverleih / Eva Kees

In knapp sieben Minuten erzählt Kate Bush in ihrem Video zu dem Song Cloudbusting die Geschichte von Wilhelm Reich. Prominenter Reich-Darsteller 1985: Donald Sutherland. Regisseur Antonin Svoboda erzählt die Geschichte Wilhelm Reichs ausführlicher im Kinoformat. Prominenter Darsteller diesmal: Klaus Maria Brandauer. Am 5. September kommt der Film in die deutschen Kinos.

Der Fall Wilhelm Reich

© Filmladen Filmverleih / Martin Gschlacht

Auf die letzten zehn Lebensjahre von Wilhelm Reich hat Svoboda sich beschränkt. Es ist nicht seine erste Auseinandersetzung mit dem Psychoanalytiker, Sexualforscher und Soziologen. Bereits 2009 hatte Svoboda einen Dokumentarfilm unter dem Titel „Wer hat Angst vor Wilhelm Reich?“ abgedreht. „Ich finde es sehr mutig, scheinbar einfache Fragen in einer komplexen Welt zu stellen, in der oftmals das Wesentliche nicht mehr sichtbar ist. Zwar hat sich Reich auch mit komplexen Vorgängen im Menschen und in der Natur beschäftigt, aber seine Suche war immer eine Suche nach Einfachheit. Die Frage, ob es ein einfaches Prinzip hinter all den Dingen gibt, ist sehr faszinierend und irgendwie auch befreiend.
Wenn es etwas Persönliches gibt, was mich an Reich fasziniert, dann ist es letztlich sein intuitiver Zugang“, erklärt Svoboda in einem Interview zu seinem neuen Kinofilm. Dabei, so Svoboda, sei der Spielfilm die erste Idee gewesen: „Es hat vor sieben Jahren mit dem ersten Drehbuchentwurf begonnen und mir war bald klar, dass ich mir einen großen theoretischen Background erarbeiten und intensiv recherchieren muss. Dadurch wurde das Drehbuch irgendwie überfüllt und überladen, so dass es einfach keine sinnliche Annäherung mehr war. Mich hat der wissenschaftliche Stoff und die äußerst umfangreiche Biografie mehr oder weniger erschlagen. Also war der nächste Schritt, erst einmal eine Dokumentation daraus zu machen. Danach konnte ich mich dem Kern der Geschichte und der Person gegenüber wieder öffnen und in eine emotionale Geschichtenerzählung zurückfinden. Die letzten zweieinhalb Jahre habe ich dann intensiv mit Klaus Maria Brandauer am Drehbuch gearbeitet und dadurch haben sich die wichtigen Stationen und Momente des Grenzgängers Reich heraus kondensiert.“ Natürlich will auch Svoboda eine Geschichte erzählen. „Ein Film ist immer eine Art von Überhöhung. Jeder Spielfilm, auch ein Biopic oder Periode Picture muss kondensieren und dramatisieren. Das ist schlicht dem Geschichten Erzählen immanent“, erklärt er. Aber: „Alle historischen Elemente, die vorkommen, basieren auf wahren Begebenheiten. Ich wollte nicht versuchen, innerhalb der Forschung Reichs oder seiner politischen Verfolgung noch etwas zu erfinden. Die Geschichte an sich ist schon so fantastisch oder ungeheuerlich, dass es Grundlage genug für den Spielfilm war. Man nehme nur seinen Weg von einer körperorientierten Psychotherapie bis hin zum ‚Regen machen‘ im Sinne einer Heilung der Natur.“ Ähnlich wie Kate Bush in ihrem VIdeo beschränkt sich Svoboda auf die letzten zehn Lebensjahre von Reich und  auf seinen Konflikt mit der amerikanischen Food and Drug Administration. Die hatte seine Schriften 1957 verbrennen lassen – wie es 24 Jahre zuvor schon die Nazis mit seinen Büchern gemacht hatten.

Antonin SvobodaDer Wiener Svoboda ist übrigens Jahrgang 1969 – und kennt den Song samt Video von Kate nur zu gut: „Diesen Song habe ich aus meiner Kindheit seltsam eindringlich in Erinnerung. Möglicherweise, weil Kate Bush damals sehr früh eine filmische Erzählung für einen Musikclip wählte, vielleicht aber auch wegen des ungewöhnlichen Inhalts, Regenmaschine, diese schwarzen Männer, wie sie immer mal als Weltfresser so z.B. bei Momo, auftauchen. Und Kate Bush mit Stromfrisur als zurückgelassener Sohn wirkt natürlich auch auf die Verlassenheitsängste eines Kindes. Ich habe den Song dann für meinen Dokumentarfilm „Wer hat Angst vor Wilhelm Reich“ lizensiert und als Schlusssong gewählt, dafür auch direkt mit ihrem Management Kontakt aufgenommen, die sehr entgegenkommend waren. Ich denke, Wilhelm Reich ‚still means something to her‘.“

Der Film „Der Fall Wilhelm Reich“ kommt in Deutschland am 5. September in die Kinos. Mehr Informationen gibt es hier.

It’s in the trees… Der Plattenladen

hol-lp 002-620Dieser Tage im Schallplattenladen meines Vertrauens (hier). Nur mal schnell hin, um für die beste Freundin eine Single von 1958 abzuholen. „Hast Du eigentlich schon mitbekommen, dass es eine Wiederveröffentlichung von Hounds of Love gibt? Ich hab die hier!“ sprach der Verkäufer. Okay, die Platte ist schon was älter, aber ich hatte bisher nur die Originalpressung und nicht die 180gr Vinyl de-luxe-Version, also hab ich zugegriffen und ging nicht nur mit der Single aus dem Plattenladen. Warum die irgendwann bei Amazon bestellen, wenn der Plattenladen um die Ecke die auch hat?! Ganz abgesehen davon: es ist ein Zeichen. Schließlich hängt noch ein Blog-Beitrag zu Cloudbusting in der Warteschleife, geschrieben, als ich vom Kino-Start von „Der Fall Wilhelm Reich“ noch nichts wusste. It’s in the trees. It’s coming.

Und plötzlich ist ein Song im Kopf

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Fotos mit freundlicher Genehmigung von Michael Bilotta

under iceAm Anfang war es nur der Blick auf seine Bilder. Ein Fotograf, der die Idee eines Songs erfasst und bildlich umsetzt. Schon das ist eine Aufgabe für sich. Es so umzusetzen, das alles stimmig wirkt, ist beeindruckend. „Seit dem Moment, als ich das erste Mal Running up that Hill gehört habe, ist Kate Bush eine Inspiration für mich“, sagt Michael Bilotta, der als Fotograf in der Gegend von Boston lebt und arbeitet. „Wie die meisten Musiker, die ich bewundere, ist sie eine komplette Künstlerin: Musik, Texte, visuelle Umsetzung – sie ist eine Inspiration auf jedem Level.“ Michael Bilotta lässt sich für seine Bilder gerne von Liedern inspirieren. „Ich fühle mich oft von Texten angesprochen, die starke Bilder auslösen, die aus einer anderen Zeit und einem anderen Ort zu kommen scheinen“, erklärt er. So hat er sich für seine fotografischen Arbeiten von Songs von Sting oder Peter Gabriel ebenso inspirieren lassen, wie von Liedern von Paul Simon oder eben Kate Bush. Die drei Songs Cloudbusting, Under Ice und Top oft he City hat Bilotta bisher in Szene gesetzt. „Wenn ich an einem Bild arbeite, denke ich nicht unbedingt daran, jetzt ein ‚Kate Bush-Bild‘ entwickeln zu wollen. Wenn ich arbeite, lasse ich in der Regel den Fernseher aus, höre auch keine Musik. Aber manchmal habe ich dann plötzlich einen Song in meinem Kopf, der sich an das Bild, an dem ich arbeite, anheftet.“ So war es zum Beispiel auch bei dem Bild zu Cloudbusting. „Ich habe das Video und die Story von Cloudbusting schon immer gemocht. Und als ich den Mann in dieses Feld gesetzt habe, war mir sofort klar: oh, das ist der Junge, der jetzt erwachsen ist und Organon betrachtet. Und dann musste ich nur noch ergänzen, was zu dem Bildtitel ‚Dreaming of Organon‘ fehlte.“ Bei dem Bild zu Top oft the City sei es ähnlich gewesen, sagt Michael Bilotta. „Ich wollte das Bild einer Frau, die aus der Dunkelheit einer Stadt in die Freiheit und die Luft hervortritt.“ Und genau bei diesem Thema kam ihm Kates‘ Song in den Sinn. Wie kompliziert dieser Entstehungsprozess ist, wird gerade bei diesem Bild deutlich. Am Anfang standen die Bilder von dem Model. Erst nach und nach entwickelte sich die Idee von dem Verlassen der Stadt, um wieder frei atmen zu können. Als das Thema stimmte, passte das Model nicht mehr und er musste auf die Suche nach einem neuen Model gehen. „Ich fotografiere einfach oft Dinge und überlege mir später, was ich damit anfangen kann. Auch Models suche ich anfangs nicht nach einer Vorgabe aus. Allerdings habe ich einige Models, mit denen ich regelmäßig arbeite.“

the-top-of-the-cityWenn Michael Bilotta gerade mal nicht fotografiert, geht er einem Hobby aus seiner Vergangenheit nach. Bevor er professioneller Fotograf wurde, war er als Musiker unterwegs – unter dem Namen Michael Aaron. Natürlich mit ebenso professionellem Anspruch, wie er ihn an seine Bilder stellt. Deswegen auch der Künstlername. Mit dem Namen Bilotta wäre er wohl nicht weit gekommen, glaubte er damals. Wer den lohnenden Blick auf Michael Bilottas Bilder werfen will, wird hier fündig. Ein Bild fehlt übrigens noch: sein Lieblingssong von Kate, Running up that hill. Daran arbeitet er noch.Wer Michael Aarons Cover-Versionen lauschen will, kann das auf Soundcloud tun, oder sich auf Youtube sein Video zu Hounds of Love und zu Running up that Hill anschauen.

Der Pakt mit Gott

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Mit freundlicher Genehmigung von Marit Barentsen

Manche Geschichten beginnen ganz simpel und entwickeln sich wundervoll. Zum Beispiel die Geschichte des Blogs von Rachel Whetzel. Sie hat 2009 den Blog „A year in the life of an Art Journal“ begründet. Die Idee: Rachel gibt eine Kunstaufgabe vor, die Gäste setzen sie um. Aktuelles Beispiel: Fangt den Sonnenschein ein. Wer fotografiert, soll seine Kaffeetasse vor die Sonne halten und abdrücken. Alternativ kann man auch seiner Webseite farblich neuen und vor allem hellen Glanz verleihen oder sich mit hellen Farbtönen kreativ betätigen. Spannend sind die Reaktionen: Es entstehen bei jeder Aufgabe immer neue und wundervolle kleine Kunstwerke. So zum Beispiel das Werk von Marit Barentsen zu Kates‘ Song „Running up that Hill (A deal with God)“ vor zwei Jahren. Unbeabsichtigt zu Kates‘ Geburtstag (die Aufgaben werden immer zum 15. und 30. jeden Monats gestellt) hatte Rachel darum gebeten, passend zum Song künstlerisch die Frage „What’s the deal?“ zu beantworten. Marit hat die Aufgabe mit einer ebenso einfachen wie klaren Formensprache gelöst. „Bei dem Thema ‚einen Pakt mit Gott zu schließen‘ habe ich sofort an Händeschütteln gedacht“, erzählt Marit.

Wer ein bisschen genauer hinschaut erkennt, dass das aus Papier erstellte Bild Text aufweist. Marit hat auf Seiten aus einem alten Geschichtsbuch aus den Niederlanden, wo sie lebt, zurückgegriffen, in dem es um Menschenrechte geht. „Als Frau und Feministin finde ich es wichtig, dass diese Rechte hochgehalten werden und ich fand es angebracht, sie auf einer Seite zu nutzen, auf der es um einen ‚Pakt mit Gott‘ geht“, erlärt Marit. Dass sie ihr Handwerk versteht, wird beim Entstehungsprozess des Bildes deutlich: „Ich habe zuerst die Textseiten auf dem Hintergrund verklebt. Dann habe ich aus einer Kunststofffolie eine Schablone für die Hände angefertigt und das Papier zunächst mit gelber Farbe eingesprüht.“ Im nächsten Arbeitsschritt folgte durch eine Lochmaske die rote Farbe. Der Text wurde dann mit schwarzer Tinte gestempelt.

Ein überaus aufwändiges Verfahren, das deutlich macht, mit wie viel Liebe zum Detail Marit an die Aufgabe herangegangen ist. „Wenn ich etwas erschaffe, hat jedes Stück Papier, jede Farbe und Text in der Arbeit eine Bedeutung. Für den Betrachter ist das nicht immer offensichtlich und manchmal ist es nur eine symbolische Bedeutung für mich privat. Aber ich kann einfach nichts ohne diese tieferen Sinn irgendwo auf der Seite kreieren“, betont Marit. Leider ist es bisher ihr einziges Bild mit einem Bezug zu Kate. Dabei mag sie Kate seit sie 15 ist. Irgendwann in den späten 70ern hat sie mit 15 erste Videos und Auftritte von Kate gesehen und war besonders davon beeindruckt, dass Kate tanzte und mit dem Headset gleichzeitig singen konnte. Ihr Lieblingssong ist „The man with the child in his eyes“. So wie sich unbedingt ein Blick in den tollen Blog von Rachel lohnt, wo man die wunderschönen Ergebnisse aller Aufgaben im Archiv finden kann, lohnt sich ebenfalls ein Blick in Marits Blog hier. Die Frage, welchen Pakt Marit selbst mit Gott abschließen würde, ist ihr natürlich auch gestellt worden – von ihrem Lebensgefährten. Die Antwort war sehr diplomatisch: „Ich überlasse es jedem selbst, eine Antwort zu finden.“