Herr Böttcher

hb3Herr Böttcher fährt nach London. Zu Kate. Und wir begleiten ihn. Oder er uns.

31. März: Herr Böttcher atmet seltsam

Wann haben Ihnen zum letzten Mal die Augenlider gebrannt? Ich meine haben Ihnen überhaupt schon mal die Augenlider gebrannt? Ich wusste gar nicht so richtig, dass das geht, wenn man nicht geheult hat oder gerade mal nicht Heuschnupfen hat. Ich wusste auch gar nicht, dass einem von ner SMS die Augenlider brennen können.
Ich saß jedenfalls im Büro, mir gegenüber eine Kollegin, mit der ich gemeinsam ein Konzept erstellte. Da kam sie, diese unerwartete SMS. SMS bekommt man ja heutzutage so etliche, aber wirklich unerwartete? Die doch dann eher selten. Ich zumindest. Und eine SMS, die einen erstarren lässt? Die sind noch seltener. Die SMS, von der ich gerade schreibe, kam von einer Freundin. “Du weißt es sicherlich schon…” Irgendwas auf Englisch. BBC.  Dann das Zauberwort, bestehend aus einem Namen: Kate Bush. Dann das nächste Zauberwort: Konzerte. Nein … Quatsch … Ich bin Realist. Ich gehöre nicht mehr zu den Unverbesserlichen, die meinen, dass Abba noch zusammenkommen und mindestens 3 LPs einspielen. Kate Bush und Konzerte? Niemals im Leben habe ich das zu hoffen gewagt. Mich aus purem Selbstschutz stets darüber lustig gemacht, wenn denn dann einer meiner Kate-Bush-Gesprächspartner im weltweiten Netz darüber fabulierte, wie es wäre, wenn Kate irgendwann einmal Live-Konzerte geben würde…
Ich wusste sofort, diese SMS spricht die Wahrheit. Und sofort brannten mir die Augenlider, einfach so …
“Was ist mit dir?” wollte die Kollegin wissen.
“Kate Bush gibt 15 Konzerte in London”, war meine Antwort. “Und in sieben Tagen beginnt der Vorverkauf.” Ich wollte meiner Kollegin jetzt nicht erklären, was diese Nachricht für mich bedeutete. Denn nun gibt es ein Leben vor und ein Leben nach einem Kate-Bush-Konzert. Never forever. Kate hat ja so Recht.
Einige Stunden später stand ich dann in meiner Küche, immer noch mit brennenden Augenlidern und wollte mir einen Tee kochen. Gefühlte Zeit stand ich zwei Stunden in meiner Küche und Tee gab es auch nicht, weil mir plötzlich durch den Kopf schoss:
“Und was ist, wenn ich keine Karte für eines der Konzerte bekomme?” Jetzt brannten nicht nur die Augenlider, jetzt kribbelte es am ganzen Körper.
Damit Sie von mir keinen falschen Eindruck bekommen und ich Ihnen nicht beschreiben will, was alles jucken und brennen kann, wenn man sich als Kate-Bush-Fan vorstellt, dass man nicht bei einem der angekündigten Konzerte live dabei sein kann, mache ich es jetzt kurz: Als eingetragener Fan auf Kates Homepage durfte ich sogar schon zwei Tage eher versuchen im Netz eine der begehrten Karten zu erlangen. Ich werde Ihnen auch nicht davon berichten, dass ich die ganze Nacht vorher nicht schlafen konnte und mir sicherheitshalber den Wecker auf 6 Uhr stellte, um den Vorverkauf nicht zu verpassen. Bin dann an jenem Vormittag zu einem Freund gefahren, der sich irgendwie besser durch das weltweite Internet klicken kann, als meiner einer dazu in der Lage ist. Ihm, dem Fels in der Brandung, ist es dann gelungen, Karten für mich zu buchen. Durfte ihm dabei sogar über die Schulter sehen.  Und das war bisher das Spannendste, was ich mir im Netz ansehen durfte.
“Ich muss dir aber keine Plastiktüte über den Kopf ziehen, oder? Du atmest so seltsam”,  hat er mich zwischendurch gefragt.
Jedenfalls habe ich jetzt Karten für eines der Kate-Bush-Konzerte. Das heißt, ich habe welche bestellt. Nun gilt es, die nächste Hürde zu überwinden und die Zeit schadlos zu überstehen, bis diese Karten endlich im Briefkasten landen. Man hat es schon schwer als Kate-Bush-Fan. Ständig muss man warten. Ich für meinen Teil habe mir gedacht, ich mache diese Warterei jetzt öffentlich. Vielleicht hilft es ja? Mir oder Ihnen. Bis zum nächsten Mal, Ihr Herr Böttcher.

1. April: Herr Böttcher lernt Yoga

Liebe Leser. Eigentlich muss ich doch drei Konzerte besuchen, oder? Beim ersten Mal falle ich noch bevor es losgeht in Ohnmacht. Wie peinlich, mein erstes Kate-Bush-Konzert und die müssen mich raustragen. Beim zweiten Mal werde ich dasitzen und heulen, so wie die kleinen Mädchen das seinerzeit auf den Take-That-Konzerten gemacht haben sollen. Take That kamen auf die Bühne und die Mädchen haben angefangen zu heulen und nichts mitbekommen. Oder war das bei Elvis Presley? Oder bei Howard Carpendale? Und so wird es mir auch gehen bei Kate. Ich werde da sitzen und heulen. Und nur mit etwas Glück bekomme ich dann beim dritten Mal vielleicht was vom Konzert mit. Ich will mir nicht erst hinterher auf der DVD ansehen müssen, was mir alles entgangen ist. Ich muss unbedingt vorher mit Yoga anfangen und mit meditieren. Tief durchatmen. Ganz tief. Tiefer, tiefer, irgendwo in der Tiefe gibt es ein Licht.

2. April: Herr Böttcher stellt die Zeit um

Schlägt Ihnen die Zeitumstellung auch alle Jahre wieder aufs Gemüt? In der Nacht vom 29. auf den 30. März wurde die Uhr von 2 auf 3 Uhr gedreht. Also vorgestellt. Na dann. Steht man am Sonntag eben nicht um 14 Uhr auf, sondern erst um 15 Uhr. Hauptsache ist, man hat ausgeschlafen. Problematisch wird es dann allerdings in der Nacht von Sonntag auf Montag. Am Sonntag geht man nicht wie üblich um 2 Uhr nachts ins Bett, um möglichst viel vom Wochenende zu haben, sondern um 3 Uhr nachts. Oder ist das dann schon 3 Uhr morgens? Und weil man Angst hat, zu verschlafen, stellt man den Wecker sicherheitshalber zum ersten Mal auf 5 Uhr.
5 Uhr also erstes Klingeln. Kommt einem so vor, als wäre man gerade erst ins Bett gegangen. Ist man ja auch, hat man nur in den zwei Stunden Schlaf vollkommen vergessen. Dann klingelt der Wecker um 6 Uhr, dann 7 Uhr noch einmal. Wenn man dann endlich aus dem Bett steigt ist man so gerädert, dass man den ganzen Tag an nichts anderes denken kann, als daran, dass man die Zeitumstellung so braucht wie neuerdings die ganzen Aufkleber auf dem Obst und Gemüse. Mir hat ein Freund erklärt, dass im Grunde nur eine einzige Frucht es geschafft hat, mit ihrem blauen Aufkleber auf der gelben Schale einen Produktnamen zu etablieren. Aha. Naja, die haben damit aber auch schon vor Jahren angefangen. Ich glaube, da gab es noch nicht einmal die erste Single von Kate Bush. Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, die Zeitumstellung… Der Montag nach der Zeitumstellung kommt einem Zahnarztbesuch, bei dem gebohrt wird, erschreckend nahe. Man gibt zwar sein Bestes diesen Termin zu bewältigen, aber man quält sich irgendwie.
So waren jedenfalls die letzten Montage nach der Zeitumstellung. 2013 war so. Ich glaube 2012 auch. 2011 auch. Ja, die Montage nach der Zeitumstellung, das sind Montage, die es in sich haben. Nur in diesem Jahr war es etwas anders.
Ich habe mich zwar aus dem Bett gequält und ins Bad geschleppt und ernsthaft überlegt, ob ich es vor Müdigkeit überhaupt schaffe, den Kater zu füttern oder ob der Montag nach der Zeitumstellung in Zukunft nicht der Diät-Tag für den Kater sein wird? Keine Sorge, meine hochverehrte, tierliebe Leserschaft,  ich liebe meinen Kater, mindestens so wie “Hello Earth” von Kate Bush. Folglich hat der Kater was zu futtern bekommen. Und dann habe ich mich zur Arbeit gequält und bin ich draußen auf dem Bürgersteig dieser Frau Schmidt begegnet. Das ist die etwas neugierige Dame vom Haus gegenüber. Ich bin seit sieben Jahren unentschlossen, ob sie mir sympathisch ist oder vielleicht doch nicht. Aber…Frau Schmidt gehörte noch zu jenem Personenkreis, den ich noch nicht ungefragt darüber informieren konnte, dass ich dieses Jahr im Sommer beabsichtige nach London zum Kate-Bush-Konzert zu fahren. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Frau Schmidt sich dafür interessiert hat, was ich ihr freudestrahlend zu berichten wusste. Ich bin mir auch nicht sicher, ob sie jemals in ihrem Leben den Namen Kate Bush gehört hat. Ich wage nicht zu hoffen, dass Frau Schmidt den einen oder anderen Song von Kate kennt.  Ist ja dann auch immer nicht so einfach, schnell mal eine flotte Kate-Melodie zu trällern, um dem Gedächtnis der anderen Person auf die Sprünge zu helfen. Ich glaube, Frau Schmidt hätte sowieso viel lieber über das schöne Wetter mit mir gesprochen und weshalb die Berger von nebenan es immer noch nicht im Griff hat, ihren Müll nach Vorschrift zu trennen. Ich aber weiß, dass der Montagmorgen nach der Zeitumstellung im Jahr 2014 ein fantastischer wurde. In dem Augenblick, wo ich Frau Schmidt freudestrahlend enthüllte, dass es nur noch  163 Tage sind, bis ich zum Kate-Bush-Konzert nach London fahren werde, da war die Montagmorgenzeitumstellungsqual wie weggefegt. Hoffentlich hat Kate bis dahin die Zeitumstellung verkraftet… LG, Herr Böttcher

4. April: Herr Böttcher kennt keine Furcht

Liebe Leserschaft. Vermutlich wissen Sie schon, dass ich beabsichtige, im Sommer nach London zu fliegen, um dort eines der Kate-Bush-Konzerte zu besuchen? Diese Reihe in diesem Blog hier heißt zwar >Herr Böttcher fährt nach London<  und ich vermute, dass der Herr, der diesen ansprechenden und irgendwie heiteren Titel ersonnen hat – ich war es übrigens nicht – dass sich dieser Herr genau im Klaren darüber war, weshalb er diese Reihe so betitelt hat. Ich vermute weiterhin, dass das Flugzeug nicht direkt vor dem “Hammersmith Apollo” halten wird. Und ich hoffe, dass die Flugzeuge auch nicht direkt darüber hinweg fliegen, wenn Kate Bush ihre Konzerte gibt!!! Ich werde mich mal bei der Fluggesellschaft erkundigen und zur Not auch der Queen schreiben. Meinetwegen können sie drüber hinweg fliegen oder vielleicht sogar auf dem Dach landen, wenn Madonna beabsichtigt, dort ein Konzert zu geben.
Aber zurück zum Thema: Ich stelle mir das so vor, dass der Flughafen von London vor oder bei London liegt. Folglich wird es vollkommen richtig sein, dass ich dann, wenn ich denn dann auf dem Flughafen angekommen bin, noch nach London fahren muss. Der Titel >Herr Böttcher fährt nach London< ist also korrekt.
Aber vorher muss er fliegen, der Herr Böttcher. Habe ich Ihnen eigentlich schon mitgeteilt, dass ich ein wenig unter Flugangst leide? Ich bin bisher einmal in meinem Leben geflogen, genauer gesagt: zweimal. Hin und notgedrungen zurück. Und dann nur noch mit der Bahn. Und das war lang vor dem Millennium, glaube ich. Naja, aber für Kate ist man eben bereit, eine ganze Menge auf sich zu nehmen. We’re leaving with the Big Sky. We’re leaving with the Big Sky. And we pause for the jets–hup! hup!–in the Big Sky! LG, Herr Böttcher

9. April: Herr Böttcher will ein guter Mensch werden

Sind Kate-Bush-Fans andere Menschen? Immerhin haben sie eine Gabe, die einer Superheldenkraft gefährlich nahe kommt: Kate-Bush-Fans können warten! Superman hat den Hitzeblick, wir Kate-Bush-Fans eine Mordsgeduld. Warten macht stark! Soll schon so sein, schließlich bin ich unersättlich, wenn es um neue Musik von Kate Bush geht. Ginge es nach mir, könnte Kate alle drei Monate eine neue Scheibe herausbringen: im Frühling sieben Songs über den Pollenflug, im Sommer sieben Lieder über Stechmücken und im Herbst dann endlich sieben Lieder über Laub. Kein Problem. Ich bin mir sicher, es würden fantastische Alben werden. Mein Hunger ist diesbezüglich unstillbar. Und Kate die Arme? Käme niemals dazu, ihren Haushalt ordentlich zu bewältigen, Wäsche zu waschen oder gar frisches Obst zu essen.
An dieser Stelle möchte ich kurz innehalten und dem Betreiber dieses Blogs danken. Danken dafür, dass er uns durch Installation dieses Zählwerks oben rechts das Warten ein wenig erleichtert. So können alle Kate-Bush-Fans veranschaulicht sehen, wie es gerade in ihren Hirnen aussieht.
Ich wage die Behauptung aufzustellen, dass, wenn es ums Warten geht, die richtigen KB-Fans höchstwahrscheinlich alle ähnlich gestrickt sind. Von Kate können wir niemals genug bekommen. Und jeder von uns säße am liebsten im Spätsommer 2014 zirka 22 mal im Hammersmith. Andere Menschen, selbst dem Kate-Bush-Fan gewogene, können das nicht so richtig nachvollziehen. Bitte verstehen Sie mich jetzt nicht falsch, ich will damit nicht gesagt haben, dass Kate-Bush-Fans andere Menschen sind … oder vielleicht doch? Auf jeden Fall sind wir, die KB-Fans dieser Welt – und es soll davon noch so einige geben – trainiert aufs Warten.
Ganz früher, als manche Menschen noch in Schwarz-Weiß-Fernseher schauten, waren es nur drei Jahre zwischen den einzelnen Kate-Bush-Alben, dann wurden es sogar mal zwölf Jahre, dann immerhin nur sechs Jahre. Kate-Bush-Fans kennen sich mit dem Warten aus wie Madonna mit der Faltencreme. Ich weiß allerdings nicht genau, ob ich Kate all die endlosen Jahre ohne neue Musik wirklich jemals werde verzeihen können. Ich arbeite aber daran. Versprochen. Ich will ja ein guter Mensch werden, so wie Kate einer ist. Ich entdecke ohnehin Ähnlichkeiten zwischen Kate Bush und mir. Ich bin mindestens so gut wie Kate im Staubwischen, nur beim Summen während des Wischens werde ich mit ihr nicht mithalten können.
Was ich Ihnen aber heute eigentlich mit auf den Weg geben wollte: Sollten Sie einmal beim Arzt sitzen müssen… Ich habe mir sagen lassen, dass Kate-Bush-Fans im Schnitt öfter beim Arzt sitzen sollen, als Justin-Bieber-Fans… Das liegt daran, dass … Ach, egal, Sie wissen schon, woran das liegt. Also, wenn Sie mal beim Arzt sitzen sollten und Sie haben schon über drei Stunden gewartet und man hat Sie immer noch nicht zur Frau Doktor Pille mit der großen, runden Brille durchgelassen, und sollte Ihnen gegenüber ein Herr sitzen, der vielleicht sogar schon dort saß, als Sie erst das Wartezimmer betreten haben, und dieser Herr, Ihnen gegenüber, gibt ebenso wie Sie keinen Mucks des Missbehagens von sich, sondern ist ein geduldig wartendes Wesen… Dann kann es sich doch nur um einen Kate-Bush-Fan handeln, oder? Ich rate Ihnen in diesem Fall: Fragen Sie doch einfach mal nach! Und sollte er kein Fan sein – Ausnahmen bestätigen die Regel – dann haben Sie jetzt die Chance, ihm etwas von Kate zu erzählen, verkürzt auf jeden Fall die Wartezeit, die Wartezeit auf den Arzt und irgendwie auch die Wartezeit auf Kate. Und wenn Sie sich mitten im Gespräch befinden, dann könnten Sie ihm auch raten, dass er sich auf gar keinen Fall irgendeine Pille verschreiben lassen soll, Sie würden da ein viel besseres Rezept wissen: Take a papaya. You like a guava? Grab a banana and a sultana. Rip them to pieces, with sticky fingers. Split the banana. Crush the sultana. […] Eat the music!
LG, Herr Böttcher

13. April: Herr Böttcher lässt es scheppern

Liebe Leserschaft, sind Sie auch der festen Ansicht, dass der gewöhnliche Kate-Bush-Fan im Augenblick in jeder freien Minute folgendes denkt?
Wann ist endlich Sommer?
Wann ist endlich August?
Oder wahlweise:
Wann ist endlich September?
Was mache ich, wenn die Fluggesellschaften streiken?
Sollte ich nicht lieber mindestens zwei Tage früher in London sein?
Was mache ich mit meinen Kate-Karten in London? Soll ich sie sicher um den Hals oder lieber in der Unterhose aufbewahren?
Werde ich auch mit 39 Grad Fieber zum Kate-Bush-Konzert gehen?
Und mit 39,5 Grad?
Was ist, wenn mir am Einlass gesagt wird: Mrs. Bush regrets, she’s unable to play today?
Wäre ich dazu fähig einem anderen wahrhaftigen Kate-Bush-Fan 1.500 Euo  für den Platz neben mir abzukassieren?
Werde ich nach dem Kate-Bush-Konzert wirklich noch derselbe sein?
Will ich von anderen Fans, die auf einem früheren Konzert waren, wissen, was auf der Bühne passiert?
Was scheppert denn da in meinem Kopf? Da scheppert doch was. Scheppert da was? Kann doch nicht sein. Doch, da scheppert was. Ach so. Na, jetzt bin ich ja ganz beruhigt. Ist nur das Ende von Babooshka und ich dachte schon, ich bin verrückt.


LG, Herr Böttcher.

16. April: Herr Böttcher hat Träume

Träumen Sie auch manchmal von Kate Bush? Ich meine keine Tagträumereien wie: Ach, wäre das fantastisch, würde morgen Kates neues Doppelalbum erscheinen…  Auch nicht: Was wäre, wenn ich die Playlist für das Kate-Konzert zusammenstellen dürfte… Träumen Sie manchmal von Kate Bush?
Vorweg möchte ich anmerken, dass – gleichgültig welche Musik, welche Literatur oder welcher Film mir gefällt – ich den Künstler in Realität nicht kennenlernen muss. Wozu? Ich mache mir nichts aus Autogrammen und erst recht nichts aus einem feuchten Händedruck. Ich brauche keine Tasse, die ich nie mehr abwaschen kann, weil Meryl Streep daraus Fencheltee getrunken hat. Ich will auch nicht die benutzen Zahnstocher von James Blunt, Udo Jürgens oder Justin Timberlake horten. Und selbst signierte Bücher von John Irving, Susanna Clarke oder Jim Butcher sind für mein Lebensglück nicht zwingend notwendig. Womit bewiesen wäre: Ich bin ein durch und durch rationaler Mensch.
Trotzdem ist es so, dass Kate mitunter in meinen Träumen vorkommt. Mitunter. Nicht ständig. Ich bin nun wirklich kein Mensch, der immerfort an Kate Bush denkt. Wirklich nicht. Ich denke, aber nicht nur an Kate Bush. Ich denke wie jeder andere Mensch auch an das Wetter oder an Bananen oder an was man sonst so denkt. Selbst wenn ich in diesem Moment an Kate Bush denken würde – was ich nicht tue – würde ich natürlich an ihre Musik denken. Immer nur an ihre Musik. Hätte ich jedoch geahnt,  dass man mich auf diese Mission hier schickt, Ihnen, hochverehrte Leserschaft, das Warten auf Kate zu verkürzen… Ja, dann hätte ich zweifelsohne jeden Traum auf ein Diktiergerät gesprochen, um ihn hier veröffentlichen zu können. Habe ich aber nicht. Kann ich also nicht.
Erfreulicherweise kann ich mich jedoch noch an einen Traum erinnern. Es war die Zeit zwischen „The Red Shoes“ und „Aerial“. Ich weiß das so genau, weil ich gerade in eine andere Wohnung umgezogen war. Wie war das noch mit dem ersten Traum in einem neuen Bett? Herr Böttcher schlummerte also süß und träumte selig.
Zuerst nichts, dann nur eine bräunlich-grüne Fläche. (Immerhin wissen Sie jetzt schon mal, dass ich in Farbe träume. Stellen Sie sich also bräunliches Grün vor.) Plötzlich im Zentrum dieser Farbkomposition: ein winziges Quadrat. Das Quadrat wird heran gezoomt. Das Quadrat ist ein Plattencover. Ein Cover für eine Scheibe aus Vinyl. Keine Schrift, kein Hinweis, keine Bilder auf dem Cover. Nur Farben: sehr viel Moosgrün und ein wenig Tomatenrot. Hübsch anzusehen. So als hätte jemand einen Pinsel mit dicker, roter Farbe in leichtes, grünes Wasser gestupst.
Als ich das Cover berühren will, schrumpfe ich (Alice im Wunderland lässt grüßen. Ich weiß, ich weiß, nicht besonders originell, aber wer ist schon Herr seiner Träume? Es gibt weit Schlimmeres. Uschi Glas hätte mir auch einen Apfel reichen können und ich hätte hineinbeißen müssen. Dann doch lieber die Schrumpfnummer, ich bin nämlich allergisch… Gegen Äpfel?). Das Plattencover im Traum ist ein Gatefold-Cover und schlägt sich von allein auf. Und ich weiß, ohne dass es mir jemand gesagt hat: die neueste Platte von Kate Bush hat sich vor mir aufgetan. (Bevor Sie jetzt zu den Telefonhörern greifen, erinnere ich noch einmal daran: Dies hier ist ein Traum, die Platte ist niemals erschienen. Zumindest nicht in diesem Universum.)
Kennen Sie diese fröhlichen Klappbücher für Kinder mit den sogenannten Pop-Up-Elementen? Tja, in so einer heiteren Papp-Welt war ich plötzlich unterwegs. Ich schlenderte über einen gezeichneten Weg, über eine Wiese, durch ein Wäldchen und überall gab es Stationen und es konnte gedreht, gezogen und geblättert werden. Hurra, dreimal in die Hände geklatscht, das versprach vergnügliche Beschäftigung! Und es wurde sogar richtig erfreulich. Jedes Mal bei Betätigung eines Pop-Ups tauchte ein Stück Kate auf. Ihr Kopf hinter einem Busch, ihre Augen wurde übergroß und sprangen ihr beinahe aus dem Kopf. Oder man kam an ein Häuschen – drückte man dort auf einen Knopf an der Haustür, öffnete sich das Küchenfenster und Kate rührte recht beschwingt im Suppentopf, bei der nächsten Station sprang sie aus dem Schornstein. Sehr oft hob sie den rechten Arm zum winkenden Gruß. Sie wissen, Kate ist im Winken mindestens so gut wie ihre Fans im Warten. Und überall war es grün und Kate trug ein tomatenrotes Kleid. Und jedes Mal, wenn ich an einer weiteren Schlaufe aus Pappe zog, ertönte ein neues, mir gänzlich unbekanntes Lied, natürlich von Kate Bush. Ich wollte aus diesem Traum nie wieder erwachen. Die Lieder kann ich Ihnen zu meinem Leidwesen nicht beschreiben, aber glauben Sie mir, in meiner Erinnerung sind sie überirdisch gut. Plötzlich saß Kate Bush, leibhaftig und nicht mehr aus Pappe, also dreidimensional auf einer ebenso dreidimensionalen Schaukel, die aus dem Innenteil des Covers herausragte. Und Kate schaukelte und lachte, schaukelte und lachte, was das Zeug hielt, einmal quer über das gesamte Cover. Sie schaukelte und schaukelte. Immer schneller. Immer höher. Die schaukelnde und singende Kate wie Blitzlichter aus allen erdenklichen Perspektiven. Und dann? Ja, und dann klingelte der Wecker… Suddenly my feet are feet of mud, it all goes slo-mo. I don’t know why I’m crying, am I suspended in Gaffa? Not till I’m ready for you, not till I’m ready for you. Can I have it all?
LG, Herr Böttcher.

18. April: Herr Böttcher bedankt sich

Liebe Leser,
erst am 16. April – ich bin manchmal nicht der Schnellste – habe ich bemerkt, dass Sie gelegentlich auch mal einen Kommentar zu meinen schriftlichen Gedanken hinterlassen haben.  Da es nicht so viele sind (keine Wertung), aber die Wahrscheinlichkeit besteht, dass Sie bei älteren Beiträgen nicht mehr nachschauen, möchte ich kurz Anmerkungen zu Ihren Kommentaren machen:
Herr oder Frau Worchel vom 1. April und 5. April. Ich freue mich, dass Sie auch noch Karten erhalten haben. Nicht auszudenken, wenn ich den Lesern hier eine Vorfreude-Session auf Kate liefere und jemand hat keine Karte ergattern können. Diese Kolumne soll Kate-Bush-Fans ja erfreuen und nicht betrüben.
Herr oder Frau Fafou vom 1. April. Bei Ihnen habe ich mich ja schon bedankt.
Herr oder Frau Thomas vom 10. April. Ihr Kommentar ist ein schönes Kompliment. Ich danke Ihnen dafür.
Und das war es auch schon mit den Kommentaren. Ich werde nicht jedes Mal auf Kommentare antworten, keine Angst… Ich wollte damit nur kundtun, dass ich die Kommentare lese…
Herr Böttcher wünscht allen Lesern frohe Ostern.

20. April: Herr Böttcher und der Schallplattenladen

Damals musste man noch Personen fragen, um an Informationen zu kommen. Daran, an damals, liebe Leser, wird sich manch einer von Ihnen noch erinnern, oder?  Damals, als es das Internet noch nicht gab. Wenn man was wissen wollte, musste man jemanden fragen oder ein Lexikon zur Hand nehmen… „Was ist denn der Kailash?“ Dafür hätte man im Lexikon nachschlagen können und vermutlich folgende Antwort erhalten: Der Kailash oder Kailas ist ein seine Umgebung deutlich überragender Berg im Gangdisê-Gebirge, dem westlichen Teil der Gebirgszüge des Transhimalaya im Autonomen Gebiet Tibet der Volksrepublik China.
Für „Haben Sie schon das neue Album von Kate Bush?“ hätte es kein Lexikon gegeben. Für diese Art Fragen hätte man damals noch den Herrn im Schallplattenladen zu Rate ziehen müssen.
Spulen wir zurück. Wusch -> Wir schreiben das Jahr 1981.
M.M., eine liebe Freundin, damals wie heute – sie werden im Verlauf diese Kolumne noch ein wenig mehr von ihr erfahren – erzählte dem Herrn Böttcher, sie habe im Radio ein neues Lied von Kate Bush gehört. Neues Lied? Von Kate? Logo! Wieso auch nicht? Zwar bedauerte Herr Böttcher, der damals noch Schüler war, das Lied noch nicht mit eigenen Ohren gehört zu haben, aber die Vorfreude darauf war umso größer. Er musste nur noch in den Plattenladen eilen, um das neueste Kate-Bush-Erzeugnis zu erwerben.  Aus heutiger Sicht „Wow! wow! wow! wow! wow! wow! unbelievable!“, aber wir befinden uns in einer Zeit, in der Kate Bush noch regelmäßig und in kurzen Abständen den Musikmarkt bediente. The Kick Inside (1978), Lionheart (1978), Never for Ever (1980). Also, warum nicht im Juni 1981 ein neues Album? Wurde ja auch Zeit. Aus damaliger Sicht hätte man sich im Leben nie vorstellen können, dass man irgendwann als wahrer KB-Fan zum Wartenden mutiert. M.M. hatte die frohe Botschaft beiläufig beim Telefonieren am Samstagabend unterbreitet. Herr Böttcher freute sich also kolossal. Nur noch den ganzen Sonntag warten, dann Schule, dann auf dem Nachhauseweg durch die Innenstadt. Er kam sowieso täglich am Plattenladen – nennen wir ihn „Schallplatten Fies“ – vorbei.
Schulschluss.
Im Stechschritt zu Schallplatten Fies.
Tür auf.
Tür zu.
Schüler Herr Böttcher: „Schönen guten Tag! Haben Sie schon das neue Album von Kate Bush?“
Herr Fies: „Kate Bush? Soll es da was Neues geben? Nein. Haben wir noch nicht.“
Tür auf.
Tür zu.
Enttäuschung pur.
Nun, Schallplatten Fies hatte damals noch im Sortiment den Schwerpunkt auf deutsche Schlager gelegt. Dann eben zurück in die Plattenabteilung des damals größten Kaufhauses vor Ort, zu Schwertie. Aber auch bei Schwertie konnte man dem Schüler Herrn Böttcher nicht weiterhelfen. Die Verkäuferin dort wusste zudem – im Gegensatz zu Herrn Fies – mit dem Namen Kate Bush nichts anzufangen.
Neuer Tag, neues Glück.
Im Stechschritt zu Schallplatten Fies.
Tür auf.
Tür zu.
Schüler Herr Böttcher: „Schönen guten Tag! Haben Sie denn heute das neue Album von Kate Bush?“
Herr Fies: „Guten Tag! Nein. Haben wir noch nicht.“
Tür auf.
Tür zu.
Nächster Tag, wieder neues Glück.
Wieder im Stechschritt zu Schallplatten Fies.
Tür auf.
Tür zu.
Schüler Herr Böttcher: „Schönen guten Tag! Aber heute haben Sie doch das neue Album von Kate Bush?“
Herr Fies: „Nein. Haben wir heute auch noch nicht. Guten Tag!“
Tür auf.
Tür zu.
Abstecher zu Schwertie. Ebenso erfolglos. Wieder zu spät zum Mittagessen. Damals gab es eben noch nicht das Internet.
Was Schüler Herr Böttcher nicht wissen konnte: Kate Bush veröffentlichte zwar am 21. Juni den Song „Sat In Your Lap“, das Album „The Dreaming“, auf dem sich „Sat In Your Lap“ befinden sollte, kam erst ein Jahr später, nämlich am 26. Juli 1982 heraus.
Was der Herr Böttcher aus dem Jahr 2014 nicht genau sagen kann ist: Konnte man 1981 die Singleauskopplung schon vorweg kaufen? Das kann gut sein. Bei Schallplatten Fies jedenfalls nicht. Schüler Herr Böttcher hatte aber auch nicht nach der Single gefragt, sondern nach dem Album. Tut für den weiteren Verlauf der Geschichte auch nichts zur Sache. Schüler Herr Böttcher war jung und in freudiger Erwartung, dass demnächst das neuste Album von Kate Bush erscheinen würde. Schüler Herr Böttcher hatte damals noch keine Stereoanlage, sondern den vermachten Mono-Musikschrank seiner Eltern, auf dem er viele Jahre seine Märchenplatten gehört hatte. Wenn man wollte, konnte man die Platten über dem Plattenteller stapeln und es krachte immer die nächste Scheibe auf die vorherige herunter, nachdem sie abgespielt war. Bei Märchenplatten bot sich das wegen des Verlaufs der Story nicht so richtig an, aber Musiksingles wurden gestapelt und Schüler Herr Böttcher konnte es richtig krachen lassen. Man konnte den Plattenstapelstab auch durch einen kürzeren ersetzen, dann hatte man einen ganz normalen Plattenspieler, nur eben im Schrank, den man zumachen musste, und nur mit einer Lautsprecherbox, mono, unten links im Gehäuse des nussbraunen Konstrukts. Die erste Stereoanlage kam erst nach „The Dreaming“ aber das ist – mit Michael Ende gesprochen – eine andere Geschichte.
Tür auf.
Tür zu.
Schüler Herr Böttcher: „Schönen guten Tag! Haben Sie das neue Album von Kate Bush?“
Herr Fies: „Nein. Haben wir noch nicht.“
Tür auf.
Tür zu.
So ging das nun ein paar Wochen jeden Tag. Und weil Schüler Herr Böttcher gelegentlich auch mal eine Schallplatte kaufte, beispielsweise zu Weihnachten eine von Mireille Matthieu für die Großmutter,  gab Herr Fies, wenn Schüler Herr Böttcher nach der neuen Kate Bush fragte, bereitwillig Auskunft, die da lautete: „Nein. Haben wir noch nicht.“ Es war außerdem die Hochkonjunktur der Neuen Deutschen Welle: Rheingold, Fehlfarben, Grauzone und viele andere musikalische Entdeckungen wurden bei Schallplatten Fies von Schüler Herrn Böttcher gekauft.
So ging das Trauerspiel über viele Monate weiter.
Tür auf.
Tür zu.
Enttäuschung pur.
Es mag sein, dass die Besucherfrequenz des Plattenladens im Laufe der Zeit etwas abnahm und Schüler Herr Böttcher nur noch jeden zweiten oder dritten Tag zu Herrn Fiesens Erleichterung fragte: „Haben Sie schon das neue Album von Kate Bush?“ Aber Schüler Herr Böttcher fragte ziemlich oft und möchte sich an dieser Stelle bei Herrn Fies für dessen Geduld bedanken. Vermutlich ist er mittlerweile auch ein Kate-Bush-Fan? Das muss doch was mit einem machen, wenn einem täglich die Frage: „Haben Sie schon das neue Album von Kate Bush?“ gestellt wird.

Finale:
Im Stechschritt zu Schallplatten Fies.
Tür auf.
Tür zu.
Schüler Herr Böttcher: „Schönen guten Tag! Haben Sie schon das neue Album von Kate Bush?“
Angestellte von Herrn Fies: „Ja. Ist heute reingekommen. Habe ich gerade einsortiert. Müssten Sie mal schauen. Bei Rock/Pop unter B wie Bush.“
Erstarrung beim Schüler Herr Böttcher. Hin zum Fach Rock/Pop. Dann hielt im Jahre 1982 Schüler Herr Böttcher das neue Album  „The Dreaming“ von Kate Bush in den Händen – nach über einem Jahr Enttäuschung pur. Den Rest kann jeder halbwegs normale Kate-Bush-Fan sich denken. I wait at the table, and hold hands with weeping strangers, wait for you to join the group. The tambourine jingle-jangles. The medium roams and rambles. Not taken in, I break the circle. LG, Herr Böttcher

23. April: Herr Böttcher bekommt eine Gänsehaut

Kate-Bush-Gänsehautmoment: Wir schreiben das Jahr 1985. Das Jahr, in dem im September Kates legendäres Album „Hounds of Love“ erscheint.  Der Herr Böttcher ist noch sehr jung und braucht kein Geld. Er ist stolzer Besitzer eines Walkmans. Zusammen mit einer guten Freundin macht er einen Herbstspaziergang. Es ist Oktober. Ein goldener Oktobertag. Seit mindestens vier Wochen läuft nur noch die „Hounds of Love“ auf dem Walkman. Herr Böttcher hat sich das Album für diese Zwecke sogar nochmal als Originalcassette gekauft. Man geht nebeneinander und teilt sich den Kopfhörer. Jeder hat einen Stöpsel im Ohr. Man schlendert durch einen großen Park über eine großzügige Kastanienallee. Dann im Ohr: Paukenschlag und eine Männerstimme ruft hektisch wie ein Polizist: „It’s in the trees! It’s coming!“ Genau in diesem Augenblick tauchen zwei Irish Setter hinter den Bäumen auf und laufen was die Lebensfreude hergibt um die Wette. Kate-Bush-Gänsehautmoment.

26. April: Herr Böttcher kann Wunder erklären

Liebe Leserschaft, es kann auch so seine Tücken haben, Kate-Bush-Fan zu sein:
In einem an der Universität Hogwarts – nicht unweit von London – durchgeführtem Experiment Twelve beeinflussten Dozenten der Abteilung Psychologie die Urteilskraft von ahnungslosen Studierenden, indem sie ihnen eine Tasse heißen Tee reichten. Die für die Studie ausgewählten Studenten ahnten nicht, dass ihre sozialen Instinkte dadurch gezielt gelenkt wurden. Nachdem sie den Tee getrunken hatten und sich zur nächsten Unterrichtseinheit aufmachten, kreuzte ein wissenschaftlicher Hilfsassistent den Weg der ausgewählten Versuchspersonen. Der Hilfsassistent war beladen mit  Stapeln von Lehrbüchern, obenauf entweder mit einer roten Tasse, in der sich heißer Glühwein befand,  oder mit einer blauen Tasse, gefüllt mit Eisschokolade. Jedes Mal bat der Assistent den Studierenden um Hilfe beim Tragen der Tasse. Ergebnis: Jene Studenten, die das kalte Getränk in den Händen hielten und im Anschluss einen Fragebogen ausfüllen mussten, bewerteten die Musik von „Modern Talking“ und „Roger Whittaker“ als sehr viel kälter und gefühlloser, als ihre Kommilitonen, die dem Assistenten vorübergehend den Glühwein hielten. Lassen wir das erst einmal auf uns wirken und machen einen Absatz.

Manchmal denke ich, Kate Bush ist zuweilen Gasthörerin an dieser Universität. Es wurde doch immer wieder darüber spekuliert, wie es sein kann, dass eine so große Fangemeinde trotz unsäglicher Entbehrungen der Künstlerin trotzdem die Treue hielt?
Spätestens 2003 hat wahrscheinlich jeder Kate-Fan mindestens einmal verzweifelt geglaubt, Kate würde nie wieder Musik machen. Ich habe das auf jeden Fall geglaubt, nicht nur einmal. Mittlerweile waren es immerhin schon zehn Jahre ohne einen Pieps von Kate. Die Durststrecke, von der ich damals nicht wusste, dass es sich gottlob nur um eine solche handelte und nicht um eine Sackgasse, sollte dann noch zwei weitere Jahre andauern. Zwölf Jahre!  Schließen Sie die Augen, liebe Leser (wenn ich lieber Leser schreibe, meine ich natürlich auch stets die ebenso lieben Leserinnen), und lassen Sie zwölf Jahre Ihres Leben vor Ihrem inneren Auge Revue passieren und lesen Sie den Rest dieses Textes im April 2026 weiter…
Was man in diesen zwölf Jahren alles erleben durfte. Nur nix von Kate… Ich meine, wenn sie wenigstens jedes Jahr eine Single herausgebracht hätte, dann hätte man noch Hoffnung haben können. Aber so? So manches Mal stand ich vor meinem CD-Regal, und bei der Vorstellung, es würde nie, nie wieder neue Kate-Klänge geben, da wurde mir das Herz steinschwer. Jeder hat schon mal gehört, dass die Hoffnung zuletzt stirbt, nur … ich wagte gar nicht mehr zu hoffen. Trotzdem war  ich Kate dankbar. Dankbar für all die tollen Alben, die irgendwie der Soundtrack meines Lebens waren.
Dieser Text will aber nicht meine Begeisterung für Kates Musik widerspiegeln. Hier geht es um die Manipulation des Unterbewusstseins durch… Na wen? Klar: Kate Bush! Keine Ahnung, ob darüber schon jemand promoviert hat, sollte das der Fall sein und Sie kennen diese Doktorarbeit, die dann sicher von einem Spezialisten geschrieben wurde, können Sie sich auf jeden Fall an dieser Stelle von meinem Geschreibsel verabschieden und stattdessen lieber weitere zwölf Jahre Ihres Lebens gedanklich an sich vorbeiziehen lassen. Sie müssen sich dann aber im April 2038 dieser Kolumne auch nicht mehr zuwenden…
Kate, das Hexlein, weiß, wie sie unser kollektives Fan-Unterbewusstsein beeinflussen kann. Sie hat den Bogen raus. Und von daher ist es auch gar kein Wunder, dass die Kate-Gemeinde ihr stets die Treue hält. Ich muss das gar nicht haarklein erläutern. Sie wissen selbst, hochverehrter Kate-Bush-Fan, wie das funktioniert. Eben steht man noch vor seiner Haustür und kramt nach seinem Schlüssel…zack (!) und schon hat sich durch ein winziges Detail Kate in Ihr Bewusstsein gedrängt. Oder sie liegen am Sonntag eine Stunde länger im Bett, öffnen das Fenster für den Sommermorgen. Schon wieder: Kate hat sie erwischt. Ja, Mrs. Bush, Sie haben die totale Kontrolle über uns. Ihnen, lieber Leser, werde ich es in der nächsten Sekunde beweisen, wie das funktioniert. Immer mal wieder. Immer, wenn man nicht damit rechnet, ist Kate Bush da. Vorher verabschiede ich mich aber für heute von Ihnen.


LG, Ihr Herr Böttcher.

2. Mai: Herr Böttcher kann sich nicht entscheiden

Den einzig wahren Kate-Bush-Song gibt es für mich nicht. Das wäre so, als würde mich jemand nach meinem Lieblingsbuch oder meinen Lieblingsfilm fragen. Geht irgendwie nicht.
Aber es gibt – zumindest bei mir – den ersten Moment, das Lied, was beim ersten Hören eines neuen Longplays den stärksten Eindruck hinterlassen hat.
Die Stärkster-Erster-Eindruck-Liste von Herrn Böttcher sieht wie folgt aus:
The Kick Inside -> Kite
Lionheart -> Oh England My Lionheart
Never for Ever -> Army Dreamers
The Dreaming -> Suspended in Gaffa
Hounds of Love -> Hounds of Love
The Sensual World -> This Woman´s Work
The Red Shoes -> And so is Love
Aerial (CD 1) -> A Coral Room
Aerial (CD 2) -> Sunset
Director´s Cut (ist für Herrn Böttcher ein eigenständiges Album) -> Song of Solomon
50 Words for Snow -> Wild Man

Und was soll uns das jetzt sagen? Absolut nichts. Sind viele ruhige Lieder dabei. Kein Wunder, Herr Böttcher liebt die Kate-Bush-Piano-Songs. Andererseits doch verwunderlich, der Herr Böttcher ist doch vielmehr ein Get-out-of-my-House-&-Nocturn-Hörer. Oder ist der Herr Böttcher eher ein Misty-Hörer? Gar ein Breathing-Hörer?
Ein Hello-Earther?
Ein Never-be-Miner?
Ein Runnig-up-that-Hiller?
Ein Snowflaker?
Ein Somewhere-in-Betweener?
Doch ein Nocturner oder Sunseter?
Ein Jig-of-Lifer?
Ein Waking-the-Witcher?
Ein All-the-Lover?
Ein Morningfoger?
Hilfe ich kann mich nicht entscheiden. Ich werde mich niemals entscheiden können. Niemals.
Please, (“Yea, yo, yea, yo!”)
Please be kind
To my mistakes.
Be kind,
Be kind
To me.
LG, Herr Böttcher

4. Mai: Herr Böttcher greift zum Zuckerguss

Liebe Leserschaft. In den letzten Wochen schoss es mir immer mal wieder durch den Kopf und hämmerte an die Innenseite meiner Stirn: „Was ist eigentlich, wenn du gar keine Karten für das Kate-Bush-Konzert ergattern konntest?“
Natürlich habe ich am 26. April, um 10.30 Uhr dem Freund, der für mich die Kate-Tickets geordert hat (siehe dazu meinen ersten Beitrag) über die Schulter geschaut, aber Tickets…? Tickets habe ich bis heute nicht.
Nun hat der Betreiber dieses Blogs mir mitgeteilt, er habe gehört, die Karten werden relativ zeitnah zugeschickt, man wolle auf Nummer sicher gehen … Aha.
Also wirklich? Und was ist mit meiner Sicherheit? Was ist mit meiner inneren Ruhe? Und was ist mit meinem Schlaf? Ich will doch beim Kate-Konzert ausgeschlafen sein. Denkt da mal jemand von den Konzertveranstaltern auch an mich? Da kommt doch eins zum anderen: Erst schläft man schlecht. Dann träumt man noch schlechter.
Ich habe mir gleich eine Brusttasche bestellt, in der ich die Eintrittskarten um den Hals – sogar beim Duschen – also wasserfest – tragen kann. Ich werde die Karten, sobald ich sie habe, in eben diese wasserfeste und blitzabwehrende Brusttasche stecken – und erst wieder am Eingang vor dem Hammersmith herausholen.

Ich verspreche Ihnen, liebe Leserschaft, ich will Ihnen und mir das Warten eigentlich erleichtern und es nicht andauernd thematisieren. Das ist wie beim Heuschnupfen, wenn man ständig von ihm spricht oder an ihn denkt, wird er davon auch nicht besser.
Andererseits darf und will ich aus meinem Herzen auch keine Mördergrube machen. Denn wenn nicht Sie, wer versteht mich dann überhaupt noch?
Ich warte also schon wieder. Ich will aber nicht mehr warten. Ich habe schon so oft warten müssen.
Ich habe auf „The Dreaming“ gewartet… Auf „Hounds-of-Love“. Auf „The Sensual World“. Auf “The Red Shoes”. Dann habe ich gewartet und gewartet und gewartet und wusste schon gar nicht mehr, worauf warte. In meiner Not habe ich dann „Warten auf Kate“ von John Mendelssohn gelesen. Bezaubernder Schutzumschlag… Soweit ich mich erinnere, habe ich beim Lesen immer darauf gewartet, dass er etwas über Kate schreibt. Von daher passt das Buch ja schon wieder.
Dann Gerüchte. Dann „Aerial“. Dann wieder sechs Jahre warten. Ach nein, ich vergaß, im Dezember 2007 habe ich mich ja ins Kino gesetzt und den „Goldenen Kompass“ geschaut, weil Kate für diesen Film den Song „Lyra“ geschrieben hatte. Letztendlich habe ich aber den ganzen Film über nur auf den Abspann gewartet. Ist das eigentlich Warten im Warten?  Zu „Lyra“ vielleicht demnächst mehr.

Zugegeben: seit drei Jahren läuft es irgendwie besser.
Gestern die Kreditkartenabrechnung im Briefkasten gehabt. Auf die habe ich jetzt auch schon wieder gewartet. Umschlag hektisch aufgerissen. Glück gehabt! Die Karten wurden tatsächlich vom Konto abgebucht. So glücklich war ich noch nie, dass Geld von meinem Konto abgebucht wurde. Ich wusste bis gestern gar nicht, dass man darüber glücklich sein kann, wenn Geld vom Konto abgeht.
Danke, Kate, Du hast die Gabe, selbst aus der Ferne, mir den Alltag immer wieder zu verzaubern und selbst emotional determinierte Momente up-zu-daten, mit Zuckerguss zu überziehen. We raise our hats to the strange phenomena. Soul-birds of a feather flock together. We raise our hats to the hand a-moulding us. Sure ’nuff, he has the answer, he has the answer. He has the answer, be-duh-be-duh-be-duh-be-duh… Om mani padme, om mani padme, om mani padme hum.

7. Mai: Herr Böttcher nimmt die Beine in die Hand

Schrecklicher Kate-Bush-Traum: Herr Böttcher ist nackt. Ja, da gebe ich Ihnen zweifelsohne recht: Das allein ist schon schrecklich. Herr Böttcher ist nicht gern nackt. Zumindest nicht gern in Gesellschaft. Belassen wir es dabei.
Herr Böttcher ist also nackt, nur mit dem Kate-Bush-Karten-Sicherheits-Brustbeutel um den Hals.
Um mich herum ist es düster. Das ist kein Malheur, meine Haut ist im Traum relativ hell. Macht sich das ganz gut. Ich blinke wie ein weißes Bettlaken, das an der Leine hängt, nachdem man es mit dem „Weißen Riesen“  gewaschen hat. Ich, Herr Böttcher, bin wie ein lebendiges Licht. Gebe etwa so viel Licht ab wie das Licht von Earendils Stern. Im „Herrn der Ringe“ schenkt die Elbin Galadriel dem Hobbit Frodo doch eine Phiole aus Kristall – Licht von Earendils Stern heißt die Phiole. Galadriel sagt zu Frodo, den ich übrigens nicht ausstehen kann, zumindest nicht den Film-Frodo: “Möge es dir ein Licht sein an dunklen Orten, wenn alle anderen Lichter ausgehen”. Wenn Sie den Film gesehen haben, dann wissen Sie, wie ungefähr Herr Böttcher in seinem Traum leuchtet. Wenn nicht, dann stellen Sie sich einfach den nackten Herrn Böttcher leuchtend vor, wobei es zu 99,99% auf das Leuchten ankommt. Ich denke, mein Traum hat sich gedacht, dass eine Ganzkörperfläche mehr leuchtet, als nur der Kopf und die Hände, deshalb der ganze Herr Böttcher nackt.
Hallo!? Hätte es nicht auch phosphoreszierende Kleidung getan? Wo waren wir stehengeblieben? Ach, ja: Herr Böttcher nackt und leuchtend und den Kate-Bush-Karten-Sicherheits-Brustbeutel um den Hals.
Plötzlich höre ich ein Wispern. Ein Surren. Etwas kommt angeflogen. Im Traum freue ich mich schon. Jemand, der dort mein Bewusstsein beeinflusst, hat mir natürlich gesteckt, dass es sich um einen Kate-Bush-Traum handelt.  Logische Folgerung: Kate muss jetzt geflogen kommen. Ob sie so aussieht wie der Schmetterlings-Vampir auf der Rückseite des Never-For-Ever-Covers? Gleich werde ich es wissen. Dann: Aus dem Wispern wird ein unangenehmes Summen. Das aggressive Summen einer Mücke. Traum oder Realität? Extrem aggressives Summen. Irgendetwas stimmt hier nicht. Der nackte Herr Böttcher nimmt seine ebenso nackten Beine in die Hand und rennt, was das Zeug hält. Er rennt und rennt und rennt. Und hinter ihm – nein nicht Kate – es ist die Kate-Bush-Ticket-Zerreiß-Fee. Sie ist eine Mischung aus Elfe und Mücke. Ein scheußlicher Rüssel mit Zacken ragt ihr aus dem Gesicht. Sie wispert:
„Gib mir deine Kate Karten, ich will sie in tausend Stücke reißen. Gib sie mir. Gib sie mir. Gib her, ich will sie zerreißen. Gib her, gib her. Will reißen. Muss reißen. Die Kate-Eintrittskarten in hunderttausend Stücke. Reißen.“
Herr Böttcher weiß nur eines: er muss rennen, so schnell und so lang, bis er aus diesem scheußlichen Traum erwacht. Be running up that road, be running up that hill, with no problems. If I only could. Be running up that hill, with no problems.

14. Mai: Herr Böttcher mischt alles durcheinander

Liebe Leserschaft… Ich bin heute leider etwas in Eile… Dennoch möchte ich es nicht versäumen, Ihnen wenigstens einen kleinen Tipp zu geben, der Ihnen – Sie wissen schon was – ein wenig erleichtern wird.
Es gibt sie, diese Songs von Kate, die man mag, die einem gefallen, die man aber nicht so oft hört. Niemand kann einem eigentlich sagen, weshalb das so ist. Mein Tipp für Wartende: Man nehme einen CD-Rohling oder einen USB-Stick, aber CD-Rohling ist irgendwie besser, und brenne darauf zehn bis zwölf Songs von Kate Bush. Aber eben nicht die Lieblingssongs, sondern die Songs, die einem gefallen, die man aber aus einem unerklärlichen Grund selten hört. Dann legen Sie diese CD in ihre Stereoanlage, setzen sich aufs Sofa oder in ihren Lieblingssessel. Sie können sich auch mit Kopfhörern ins Bett legen. Wichtig ist nur, dass Sie nur diesen besonderen Kate-Bush-Mix hören und nichts anderes machen. Sie werden merken, dass Kate auf eine andere Weise mit Ihnen kommuniziert. Eine sehr individuelle Weise, denn vermutlich wird jeder einzelne Mix anders sein. Sie werden außerdem feststellen, es gibt immer noch viel zu entdecken. Ich nenne es: Das neue Kate-Bush-Hörgefühl. Das lohnt sich auf jeden Fall. Beste Grüße, Herr Böttcher. Watching the painter painting and all the time, the light is changing and he keeps painting. That bit there, it was an accident but he’s so pleased. It’s the best mistake, he could make and it’s my favourite piece. It’s just great.

21. Mai: Herr Böttcher hat eine Mission

Es soll doch tatsächlich Erdenbewohner geben, liebe Kate-Gemeinde, die meinen, man könnte seine Zeit auch mit etwas Besserem verbringen, als mit dem Hören von Kate Bush.
Ein Fan hört immer mal wieder einen von zwei Sätzen: „Kate Bush, das ist doch die mit >Wuthering Heights<, richtig?“ oder: „Kate Bush? Ich wusste gar nicht, dass die noch Musik macht!“
Was nun folgt, dagegen ist Fan machtlos: in null Komma nix wird der Kate-Fan zum Kate-Missionar. Als würde irgendwo ein kleines Mädchen rufen: „Hilfe, Hilfe, Hilfe! Mein kleines, weißes Kätzchen mit dem schwarzen Tupfen am linken Ohr kommt nicht mehr vom Baum herunter!“ Schon rennt man wie Clark Kent in die nächste Telefonzelle und verwandelt sich – nein, nicht in Superman – sondern in Böttman, den Kate-Bush-Missionar.
Dem Zweifelnden berichtet man stolz, als wäre es der ureigene Verdienst, von Kates erstaunlichem Stimmumfang.
Dann davon, dass Kate ihre Musik selbst schreibt.
Dann davon, dass sie auch ihre Texte selbst schreibt.
Dann davon, dass sie alle möglichen Geschichten erfindet oder neu erzählt.
Dann davon, dass sie bei anderen, bedeutenden Musikern die allerhöchste Anerkennung besitzt.
Dann davon, dass sie die unabhängigste Künstlerin im Musikgeschäft ist.
Dann davon, dass die Engländer ihre Kate lieben wie die Deutschen ihre Nena. Böttman sagt das auf jeden Fall immer. Andere Kate-Fans eher seltener.
Herr Böttcher der Böttman berichtet davon, dass Kate schon ‘zig Alben auf den Musik-Markt geworfen hat. Eben war Herr Böttcher noch auf dem Grund seiner Seele betrübt, dass Kate schon wieder über zwei Jahre keine neue Musik gemacht hat, schon betont Böttman ihre sensationelle Kreativität und erfreuliche Produktivität, mit besonderem Hinweis auf das Jahr 2011. Sobald man Stirnrunzeln erntet, hält man als Kate-Missionar unangemeldete Referate. Man fühlt sich persönlich angegriffen, missverstanden, diskriminiert  und jedes legale Mittel ist einem Recht, um die verlorene Ehre der Catherine Bush wieder herzustellen. Welche verlorene Ehre eigentlich? Gleichzeitig wundert man sich über sich selbst. Wie ein ambitionierter Vertreter von diesen fest verschließbaren, bunten Plastikdosen, mit denen man angeblich auch einen leckeren Kuchen mit Mandarinen aus der Dose zurechtschütteln kann, versucht man die frohe Botschaft Kate auch noch in den letzten aller Haushalte zu verkünden. Seltsam. Man muss den Ungläubigen doch auch nicht erklären, wie bezaubernd der Frühling oder wie fantastisch der Sommer ist? Es kommt wie es kommen muss: zu guter Letzt brennt und verschenkt man den vierundzwanzigtausendsten Kate-Bush-Mix an einen völlig Unbekannten. Mal ehrlich, hat man das als Kate-Fan überhaupt nötig? Sollen Kate-Fans nicht einfach unter sich bleiben? Ist das nicht viel schöner? Ich denke mir, Böttman fliegt so schnell nicht wieder. Aber ein Superheld meint es eigentlich gut mit den Menschen. LG, Herr Böttcher. I know it works for me. As we cross the bridge – the burning bridge with flames behind us, We front the line. It’s you and me, baby, against the world.

28. Mai: Herr Böttcher liebt Blumen

Liebe Kate-Bush-Fans, machen wir uns nichts vor. Als Anhänger von Mrs. Bush durchlebt man so manche Sauregurkenzeit … Die längste, wir alle wissen es, dauerte zwölf Jahre. Zwölf Jahre, in denen man nichts hörte und deswegen gezwungen war, verzweifelt nach Ersatz zu suchen, sich umzuhören. Plötzlich gab es eine Leerstelle, die nicht zu ersetzen war.
Wenn Herr Böttcher die Musik von Kate Bush mit einer Blume vergleichen müsste, dann mit einer Rose, einer dunkelroten, wilden Rose, mit einem die Sinne berauschenden Duft. Es gibt Menschen, die verachten Rosen, finden sie kitschig, abgeschmackt, doch die Rose oder der Sonnenuntergang oder die Turteltauben können nichts dafür, dass der Mensch sie für seine Zwecke missbraucht und immer und immer wieder in kitschige Zusammenhänge stellt. “Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose.” Und Kate Bush ist Kate Bush ist Kate Bush.
Selbst wenn für den einen oder anderen von Ihnen Kate eine  Ranunkel oder eine Sonnenblume oder sogar ein blühender Kaktus ist, bleibt dennoch als Ergebnis dieses einzigartige Gefühl, was die Musik von Kate Bush in uns hervorruft.
Sollte bei Ihnen bisher der Eindruck entstanden sein, Herr Böttcher würde ausschließlich Kate Bush hören, muss Herr Böttcher dem an dieser Stelle vehement widersprechen. Die Musik von Kate Bush erzeugt zwar dieses einzigartige Gefühl,  doch Gefühle sind wie der Sternenhimmel.
Was also musste Herr Böttcher in der Sauregurkenzeit machen? Umschauen in der Gemeinschaft der Blumen musste er sich, hat so manches Prachtexemplar entdeckt und hat eine feurig wuchernde Papageientulpe namens Cyndi Lauper gefunden. So kam es, dass, wenn Kate wieder einmal durch Abwesenheit glänzte, Cyndi sich neben Herrn Böttcher setzte und ihm tröstend einen Arm um die Schulter legte… LG, Herr Böttcher. And every time it rains you’re here in my head, like the sun coming out. Your son’s coming out. Ooh, I just know that something good is gonna happen. And I don’t know when, but just saying it could even make it happen.

3. Juni: Herr Böttcher wird schwermütig

Liebe Leserschaft, müsste ich Kates Musik als Witterung beschreiben, dann mit dem sprichwörtlichen Aprilwetter. Alles ist möglich: Höhen und Tiefen, Sonne und Sturm, Himmelblau und Frühlingsgrün.
Ach, was freue ich mich auf das Konzert!
LG, Herr Böttcher.
Give me the Karma Mama. A jet to Mecca, Tibet or Jeddah to Salisbury, a monastery, the longest journey, across the desert. Across the weather, across the elements, across the water.

7. Juni: Herr Böttcher muss sich schütteln. Oder auch nicht.

Es gibt die unterschiedlichsten Kate-Bush-Momente. Kennen Sie beispielsweise den einen speziellen Moment mit dem einen Kate-Song, den man nicht ausstehen kann?
Herr Böttcher gesteht, dass es mitunter vorkommt, dass er auch mal ein Lied von Kate nicht hören mag. Alles kann selbst Herr Böttcher der guten Fee nicht durchgehen lassen.
Nehmen wir das vierte Lied vom Longplay “The Sensual World”.
Erste sanfte Pianoklänge.
Wie heißt der Song?
Reaching out.
Sanfter Kate-Gesang folgt.
Doch dann Stimmungswechsel.
Plötzlich bekommt das Lied einen musicalartigen, melodramatischen Touch. Herr Böttcher muss sich instinktiv schütteln. Herr Böttcher hat Probleme mit Musicals. Die West-Side-Story ist fantastisch, aber sobald die Musik nur ansatzweise nach “Phantom der Oper“ oder „König der Löwen“ klingt, wird Herr Böttcher unruhig und muss sich schütteln. Herr Böttcher möchte sich nicht schütteln. Herr Böttcher ist Kate-Bush-Fan. Nein, das kann sie doch nicht ernst meinen! Sie singt ja das Wort „Mama“ wie Heintje in seinem Lied „Mama“. Herr Böttcher möchte sich nicht schütteln. Herr Böttcher ist Kate-Bush-Fan. Herr Böttcher muss sich schütteln.
So geht das jedes Mal, wenn Herr Böttcher „The Sensual World“ auf den Plattenteller legt. „Reaching out“ wird übersprungen oder weggedrückt, je nachdem, ob die Platte oder die CD gehört wird. Herr Böttcher will nicht an Heintje denken, wenn er Kate Bush hört. So geht das Jahr ein, Jahr aus. „Reaching out“ wird gnadenlos weggedrückt. Kein schöner Kate-Bush-Moment. Unerträglicher Kate-Bush-Moment. So geht das Jahr ein, Jahr aus. „Reaching out“, Herr Böttcher muss sich schütteln.
Eines Tages ist Herr Böttcher sehr müde. Herr Böttcher sitzt auf dem Sofa. Er schaut aus dem Fenster und blickt in die grünen Baumwipfel und hat das Gefühl, er lebe im Inneren eines Salatkopfes. Bevor sich Herr Böttcher auf das Sofa setzt, hat er die Anlage angestellt.  Im CD-Player „The Sensual World“. Gleich werden die letzten Klänge von „The Fog“ verklungen sein. Herr Böttcher hat schon die Fernbedienung wie Spock den Phaser in der Hand, um von „The Fog“ auf „Heads we’re dancing“ zu springen. Achtung! Nix passiert, außer die ersten, sanften Pianoklänge. Batterien in der Fernbedienung müssen wohl leer sein. Herr Böttcher versucht trotzdem nochmal von 3 auf 5 zu springen. Kate singt schon. Wäre Herr Böttcher nur nicht so müde, dann wäre er längst vom Sofa zur Anlage gesprungen. Aber Herr Böttcher hat keine Zeit, sich über sein Phlegma zu ärgern, denn „Reaching out“ hat ihn voll erwischt. Herr Böttcher muss sich nicht mehr schütteln. Herr Böttcher hat keine Zeit, sich zu verabschieden. Was für ein wundervolles Lied. See how the heart reaches out instinctively, for no reason but to touch.

10. Juni: Herr Böttcher liebt den Vergleich

Liebe Leser, müsste ich die Musik von Kate Bush mit einem Tier vergleichen, dann wäre das Bild kein sehr einfallsreiches, aber dennoch ein schönes. Die Musik von Kate Bush ist für mich wie eine tintenschwarze Katze mit hellgrünen Augen. Klug und anmutig, wild und zügellos, lebensfroh und leichtfüßig. Unbeschreiblich schön.  Je viens comme un chat par la nuit si noire. Tu attends, et je tombe dans tes ailes blanches, la-la-la…

14. Juni: Herr Böttcher vermisst eine Freundin

Ich vermisse sie, meine Freundin, die B-Seite.
Es ist von einer spannenden Zeit die Rede, in der man sich noch regelmäßig  Singles – kleine, überwiegend schwarze Schallplatten mit einer A-Seite und mit einer B-Seite – kaufen konnte.
In der Regel wurde die Single wegen der A-Seite gekauft, die hatte man irgendwo, meist im Radio, gehört. Die A-Seite war wunderbar. Mit ihr war man auf der sicheren Seite, sie gefiel einem, sonst hätte man die Single nicht gekauft, oder? Die A-Seite der Single wurde auf den Plattenteller gelegt und dann angehört, vermutlich sogar gleich mehrere Male hintereinander.
Und dann?
Ja, dann wurde es Zeit für die B-Seite.
Die B-Seite… Was würde einen erwarten? Die unbekannte Schöne oder das nervtötende Monster? Damals, als es Singles noch wie Sand am Meer gab – die Rede ist immer noch von den kleinen Schallplatten, die mit 45 Umdrehungen pro Minute abgespielt werden – da sorgte die B-Seite für den Überraschungseffekt. Nicht selten erschien der B-Seiten-Song meist nur dort auf der gegenüberliegenden Seite der Single und wurde auch nur dort veröffentlicht. Für die Musikindustrie hatte sie nur den einen Zweck: Die B-Seite sollte neugierig machen und den Verkauf der Single weiter ankurbeln.
Viele B-Seiten ereilte das Schicksal, dass sie nur einmal und nie wieder gehört wurden.
Herr Böttcher vermutet, dass es den B-Seiten von Kate-Bush-Singles anders erging, die wurden bestimmt nicht nur einmal gehört. Es konnte sogar passieren, dass die B-Seite… Nehmen wir Babooshka. Babooshka ist ein wundervolles Lied. Es soll sogar Menschen geben, die Kate Bush auf drei Lieder reduzieren können: Wuthering Heights, Running up that Hill und Babooshka. Vermutlich sind es auch die Songs, die die Rundfunksender immer wieder von Kate Bush spielen. Spricht für die Kraff, die diesen Songs innewohnt. Ja, Babooshka ist ein wundervolles Lied, aber die Schwester von Babooshka heißt “Ran Tan Waltz” und ist aus Herrn Böttchers Sicht ein Song, der bis heute auf jedem der Kate-Bush-Alben hätte veröffentlicht werden können, weil “Ran Tan Waltz” ein Zeugnis ist für Kates zeitlosen Stil. Und weil das so ist, wird Herr Böttcher jetzt mindestens eine Stunde lang “Ran Tan Waltz” hören. Oh! Oh! Why did I ever go marry her? I was a child! I’m holding the baby. She’s ran-tanning constantly. She saw me coming for miles. She saw me open wide. Open wide.

17. Juni: Herr Böttcher bewirbt sich als Haushaltshilfe

Träumen Sie auch manchmal von Kate Bush? Ich meine keine Tagträumereien wie: Ach, wäre das fantastisch, würde ich in einem vergessenen Tonstudio 200 unveröffentlichte Songs von Kate Bush finden, die mindestens so gut sind wie “Never be Mine” oder “Get out of my House”…  Herr Böttcher meint auch nicht solche Tagträume wie: Was wäre, wenn ich für jedes Kate-Bush-Konzert im Spätsommer ein Ticket hätte… Träumen Sie manchmal auch von Kate Bush?
Herr Böttcher träumt, er sei Journalist für eine Musikzeitschrift. (Herr Böttcher kann noch nicht einmal Noten lesen). Und weil das auch so einfach geht, zumindest im Traum, hat ihn diese Musikzeitschrift nach England geschickt und zwar zu … klar … Kate Bush.
Herr Böttcher soll ein Exklusiv-Interview mit Kate führen. Logisch. Von allen Musikjournalisten dieser Welt kommt nur Herr Böttcher in Frage. Herr Böttcher steht also vor Kate Haus, das im Traum eine zweistöckige, viktorianische Villa ist. Seltsam findet Herr Böttcher nur, dass irgendwer, wie mit einem riesigen Tortenmesser, das Haus einmal in der Mitte durchgeschnitten hat. Kates Haus ist also ein Puppenhaus in Normalgröße. Rechts und links Räume und in der Mitte eine gigantische Wendeltreppe. Auch wenn die Villa durchgeschnitten wurde, hat der große Schneidende die Villa in der Mitte so geschickt durchgeschnitten, dass das Mobiliar, die wertvollen, antiken, viktorianischen Schränke, Tische und Sitzgelegenheiten sowie die Wendeltreppe unversehrt geblieben sind. Herr Böttcher im Traum erkennt sofort, in diesem Haus wird gelebt. Irgendwo ruft ein Junge, vermutlich Bertie, dass er sein Lieblings-T-Shirt nicht finden kann. Es macht den Bewohnern offensichtlich nichts aus, dass sie jederzeit beobachtet werden können. Dieses Traum-Haus entspricht also vollkommen der Lebensweise der realen Kate, die sich ja auch nie von der Außenwelt abschottet.
Alle in dem Haus scheinen zu wissen, dass Herr Böttcher ein Interview mit Kate Bush führen will, deshalb wird er auch von niemandem weiter beachtet. Gelegentlich kommen Musiker vorbei. Sie tragen ihre Instrumente einmal quer durch einen der Räume, um dann zu verschwinden. Manche gehen durch die Türen, manche springen einfach aus der durchtrennten Villa raus.
Herr Böttcher weiß instinktiv, dass er an der großen Wendeltreppe auf Kate Bush warten soll. Während er sich mit klopfendem Herzen umschaut, in wenigen Minuten wird er sich mit Kate Bush unterhalten, sie wird von da an seine beste Freundin und ihm zuliebe künftig  zwei CDs pro Jahr veröffentlichen. Herr Böttcher rechnet schnell mal im Kopf. In zehn Jahren wird es 20 Kate-Bush-CDs mehr geben. Hurra! Und auf jeder wird stehen: “For my best friend Herr Boettcher. I met him at the moment when the muse did not want to kiss me, now he is my muse and my … cleaning-woman.” Herr Böttcher wäre gern – zumindest im Traum – Kate Bushs Haushaltshilfe. Dichter dran als der vertrauteste Hausangestellte geht es ja fast nicht mehr. Hausangestellter aus dem Grund, damit er Kate, die offensichtlich ja immer wieder von der vielen Hausarbeit vom Songschreiben abgehalten wird, entlasten kann. Herr Böttcher wird außerdem mit Bertie die Schularbeiten machen, wieder gewonnene Zeit für die Songschreibende. Während Herr Böttcher sich so umschaut, entdeckt er Del Palmer. (Del Palmer is an English bass guitarist and sound engineer, best known for his work with Kate Bush, with whom he also had a long-term relationship between the late 1970s and early 1990s.) Del lungert auf einem Sessel rum. Sein linkes Bein lässt er entspannt über der Lehne schaukeln. Del Palmer sagt: “Sie kommt gleich!” Dann beachtet Del Palmer Herrn Böttcher nicht weiter. Herr Böttcher dagegen wundert sich über Herrn Palmers Kleidungsstil. Den hat der sich vermutlich von diesem Prince abgeschaut? Del Palmer trägt ein bunt besticktes Stirnband, eine pinkfarbene Weste aus Teddyfell, eine leopardierte Unterhose und gewaltige Fellstiefel, die bis zu den Knien gehen und mit denen man im Winter bestimmt ebenso schnell durch den Schnee kommt wie der Yeti. Auf der Brust an einer fetten Goldkette prangt  ein schweres Amulett mit irgendeinem Symbol.
Herr Böttcher bleibt keine Zeit mehr, hoch über ihm knarzt die Wendeltreppe und da ist sie: Kate Bush. Sie schaut nach rechts und sie schaut nach links. Dann schaut sie nach unten. Zur Freude von Herrn Böttcher sieht Kate haargenau so aus wie in dem Videoclip zu “The Sensual World”. Niemals – auch wenn das vollkommen unwichtig ist – ist Kate aus Herrn Böttchers Sicht hübscher gewesen. Langsam, königlich schreitet das violette Burgfräulein namens Kate Bush die Wendeltreppe hinunter. Nur noch ein paar Sekunden und Kate Bush und Herr Böttcher werden Freunde fürs Leben. Im Traum trägt Herr Böttcher übrigens einen grün karierten Reporteranzug, dem von Jimmy Olsen in den Superman-Comics nicht unähnlich. Herr Böttcher hat schon Notizblock und Bleistift gezückt.
Endlich ist Kate am Ende der Wendeltreppe angekommen. Endlich! Mit erhobenen Armen, wie in dem Sensual- Clip schreitet sie. Und sie schreitet an Herrn Böttcher vorbei und lässt dabei äußerst graziös ihre Burgfräuleinkappe zu Boden gleiten. Sie geht geradewegs auf die nächste Kommode zu, legt ihr Ohr an die Seitenwand der Kommode, hält für einen Moment inne und sagt: “Lausche der Musik des Holzes!” Sie erhebt sich und geht zielgerichtet auf den nächsten Schrank zu, legt wieder Ohr und Hand an die Schranktür, so als würde man von jemandem den Herzschlag hören wollen, dann flüstert sie: “Lausche der Musik des Holzes!”
Tja und dann ist der Traum vorbei und mit ihm all die Hoffnungen, die sich der Herr Böttcher zumindest im Traum gemacht hat. Als Herr Böttcher erwacht und als erstes zu seinem Kleiderschrank rennt, um den grün karierten Anzug zu betrachten, muss er feststellen, dass es selbst den nicht gibt. Let me be weak, let me sleep and dream of sheep.

24. Juni: Herr Böttcher ist reisefertig

Liebe Leserschaft. Ich schaue mir in diesem Blog das Zählwerk an, das kontinuierlich herunterzählt bis zum Ereignis der Ereignisse. Ich kann es noch gar nicht glauben. Früher war es das Gesetz der Wahrscheinlichkeit, was einem gnadenlos zu verstehen gab, eher wird es Bananen mit Himbeergeschmack geben, als dass Kate Bush noch jemals ein Konzert gibt…
Und jetzt schreibe ich in diesem Blog diese Kate-Bush-Einsprengsel und dieses Zählwerk zählt so schnell dem Ziel entgegen, dagegen ist die schnellste Maus von Mexiko eine lahme Ente.
Die Karten sind gekauft, der Flug und das Hotel sind gebucht, der Koffer ist gepackt (nach einer Woche packt Herr Böttcher ihn immer wieder aus und treibt seinen Inhalt noch einmal durch die Waschmaschine), der Kater ist schon in der Tierpension, alle Kate-CDs wurden in den letzten Wochen rauf und runter gehört, den Freunden hat man schon Abschiedsmails geschrieben, es könnte ja sein, dass das was wird mit der Putzstelle bei Kate … Und das Zählwerk zählt runter und runter, dagegen ist Flash (oder der Rote Blitz, wie er hierzulande genannt wird) eine Schlafmütze.
Es kann einem auch schon ein wenig Angst machen, wenn Wünsche in Erfüllung gehen. Und jeder von uns macht wahrscheinlich die Erfahrung, während das Zählwerk gnadenlos herunterzählt, dass es ein relatives Ding ist mit dem Phänomen Zeit… Was? In zwei Monaten geht es los mit den Kate-Bush-Konzerten? Das sind ja noch nicht einmal mehr 12 Wochen, wenn Herr Böttcher richtig gerechnet hat.  Das geht ihm jetzt viel zu schnell. Das ist doch kein Warten auf Kate mehr, das ist eine Raserei zu Kate. Und das Schlimmste ist, die Karten haben sie dem Herrn Böttcher immer noch nicht zugeschickt. Und das Zweitschlimmste wird sein, dass der Kater den Herrn Böttcher nach drei Monaten Tierpension sicherlich nicht mehr wiedererkennt… Das hat man nun davon, wenn man gut vorbereitet sein will. Rub-a-dub-a-dub-a-dub. Rub-a-dub-a-dub. Rub-a-dub. One rubberband won’t keep you up. Two rubberbands won’t keep you up. Three rubberbands won’t keep you up. Here I go.
Yeah!

27. Juni: Herr Böttcher schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe

Liebe Leser. Machen Sie sich auch Sorgen, weil Sie Ihre Kate-Bush-Konzertkarten noch nicht erhalten haben? Herr Böttcher hat  in London angerufen. Da hat man ihm gesagt, er solle sich keine  Sorgen machen. Mrs. Bush verschickt die Karten persönlich, gründlich wie sie eben ist.
“Und so was dauert eben”, meinte die freundliche Britin am Telefon. Sie fügte dann noch hinzu: “Aber Sie wissen doch wie unsere Kate ist. Man muss zwar gelegentlich auf sie warten, aber dafür ist sie zuverlässig wie keine zweite, don´t give up.”
Aber Herr Böttcher macht sich natürlich jetzt erst recht Sorgen. Als Kate-Bush-Fan sorgt man sich sowieso immer irgendwie. Wenn jetzt Mrs. Bush die ganzen Tickets persönlich eintütet und womöglich noch jeden Briefumschlag handschriftlich adressiert, ob sie dann überhaupt noch Zeit hat, ordentlich für das Konzert zu proben? Nicht, dass sie wie Rod Stewart ein Double auf die Bühne schickt, womöglich noch Madonna mit ner langen, braunen Perücke. Herrn Böttcher wäre es  lieber, Madonna würde die Kate-Bush-Tickets verschicken und Kate könnte dann weiter für das Konzert üben. Da würde man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, Kate kann sich noch die eine oder andere Überraschung für das Konzert einfallen lassen und Madonna wäre beschäftigt, so dass in naher Zukunft von ihr keine Musik, kein Film und auch keine Fotosessions mit Justin Bieber zu erwarten wären… Oh he love, he love, he love, he does love his numbers and they run, they run, they run him in a great big circle, in a circle of infinity 3.1415926535 897932 3846 264 338 3279

6. Juli: Herr Böttcher lernt das ABC

Als das Internet noch nicht so berühmt war, liebe Leser, ist der Herr Böttcher als Kate-Bush-Fan relativ einsam gewesen. Mitmenschen dulden zwar diese Bush-Begeisterung, wissen aber nichts damit anzufangen.
Menschen, die sich über das erlaubte Maß begeistern können, sind anderen oft suspekt: der Hausmann auf der Suche nach dem köstlichsten Käsekuchen-Rezept, der Friseur aus Leidenschaft, der jeden Haarschnitt optimieren will – die einen begeistern sich für Wellensittiche, andere wieder bereisen jedes Land, dann gibt es die Minigolfer, wieder welche sammeln Lackbilder, Porzellanfiguren, Barbies, Teddybären, Froschfiguren… Begeisterung kennt keine Grenzen, es sei denn man gehört zu denjenigen, die sich eben nicht dafür begeistern, dann sind die Begeisterungsfähigen den anderen suspekt.
Das weltweite Netz jedoch ermöglichte Herrn Böttcher nach langer Zeit des musikalischen Eigenbrötlertums drei Kate-Bush-Kontakte zu pflegen. Und zwar mit A und B und C.  Das B schmeißt diesen Blog hier. Das C lebt in einem anderen Land. Das A ist wie Herr Böttcher einfach nur ein Kate-Bush-Fan. Als Herr Böttcher dem A simste, dass Kate in London Konzerte geben würde, da simste das A dem Herrn Böttcher zurück:
– Oh, da muss ich ja ganz allein hinfliegen. (Da haben wir es: Wir kommen immer wieder an den Punkt: Kate-Bush-Fans sind oft einsam Wartende.)
Da antwortete der Herr Böttcher dem A, das er bis dahin nur aus dem Internet kennt:
– Dann lassen Sie uns doch gemeinsam fliegen, hochverehrtes A.
Und so schlossen das A und der Herr Böttcher einen Pakt: Ergattern Sie Kate-Tickets, dann nehmen Sie mich mit auf das Konzert, gelingt es mir, welche zu erstehen, dann nehme ich Sie mit auf das Konzert. Doppelter Boden nennt man so  was. Und so kommt es, dass Herr Böttcher und das A in zeitlich kurzem Abstand  zweimal Kate Bush in concert erleben werden. Zwar kennt Herr Böttcher das A nicht wirklich und das A kennt den Herrn Böttcher ebenso wenig. Na und? Über Kate kann man schließlich 24 Stunden am Tag reden und man hat viel nachzuholen. Heathcliff, it’s me, Cathy, I’ve come home, I’m so cold, let me in-a-your window.
PS.: Köstliche und originelle Käsekuchen-Rezepte können übrigens gern im Kommentar dieses Blogs hinterlassen werden.

10. Juli: Herr Böttcher bekommt seinen Einsatz

Liebe Leserschaft, da schreibt der Herr Böttcher und schreibt und schreibt und fragt sich doch so manches Mal, ob überhaupt jemand diese Kolumne liest. Eine Leserin oder einen Leser zu haben, das wäre schon fantastisch. Wer kann von sich schon behaupten, er hätte einen Leser? Zwei Leser wären wundervoll, mehr als zehn, das würde Herr Böttcher gar nicht zu hoffen wagen. Aber, nun wird Herr Böttcher Sie, lieber Leser, aus der Reserve locken. Herr Böttcher hat etwas zu verschenken:

Limited Edition 10″ Picture Disc, Kate Bush, Running up that hill (A deal with god) 2012 Remix

Schreiben Sie unter Ihrem Nickname hier im Kommentar bis zum 20. Juli einen Satz (aber wirklich nur einen), weshalb Sie Kate-Bush-Fan sind. Herr Böttcher wird sich dann jeden Satz (wenn denn dann Sätze kommen sollten) gründlich durchlesen und den für ihn gelungensten prämieren. Die Verfasserin oder der Verfasser bekommt die oben erwähnte Picture-Disk zugeschickt. Und wenn dann bei dem Gewinner oder der Gewinnerin die Freude groß ist, freut das auch den Herrn Böttcher und natürlich auch:

LG, Herr Böttcher

14. Juli: Herr Böttcher entdeckt immer wieder Neues

Kennen Sie das auch, liebe Leserschaft? Sie hören einen Song von Kate, den Sie schon hunderte Male gehört haben, rauf und runter, immer wieder, weil sie ihn immer schon gut fanden … Und dann? Plötzlich halten Sie inne und denken sich bei:  Alte Scheiße, was ist denn das für ein geniales Lied? So als würden Sie diesen Song zum allerersten Mal hören. Sicherlich, kann einem das auch mit anderen Songs von anderen Künstlern so gehen, dennoch findet Herr Böttcher, dass ihm dieses Phänomen viel öfter bei Liedern von Kate Bush passiert.
Im Grunde kann das einem mit fast jedem Kate-Song widerfahren. Der eine hält inne, weil ihn jetzt erst die enorme Kraft von “Love and Anger” überkommt, die nächste verstummt, weil sie jetzt erst die Liebe versteht, die in “Mother stands for comfort” steckt, ein anderer wieder bemerkt jetzt erst in “Cloudbusting” die Wortspielerei mit „son“ und „sun“ (Am Rande: Für Mrs. Bush ist es ja eigentlich schon fast ein prophetisches Lied, als offenkundig recht stolze Mutter eines Sohnes).
Dass man Kates Musik immer wieder neu entdecken kann, könnte man einfach kurz fassen, indem man sagt: Sie ist eben genial. Für Herrn Böttcher ist die Musik der Bush zeitlos. “Running up that hill” war nie ein 80iger-Jahre-Song. Erst kürzlich hat Herr Böttcher “Never for Ever” durchgehört. Und er kam ganz von allein, der Ich-entdecke-Kate-Bush-neu-Moment. Der funktioniert nämlich auch, wenn man sich einfach nur die Zeit nimmt, sich hinsetzt und eine Kate-Bush-CD  von Anfang bis Ende durchhört. Einfach hinsetzen und zuhören. Nicht simsen, nicht essen, nicht stricken. Nur sitzen und hören, vielleicht sogar in der blauen Stunde, dann, wenn aus dem Tag die Nacht wird. Die meisten von uns haben bestimmt mehr als einmal am Tag das Gefühl, ihnen laufe die Zeit davon. Und jeder würde gern einmal innehalten. Als Kate-Bush-Fan muss man nicht lernen zu meditieren, um der schnelllebigen Zeit etwas entgegen zu halten. Man muss sich einfach nur hinsetzen, Kate einlegen und weiß, es wird wieder viel zu entdecken geben. Nicht eine Minute wird verschenkt sein. Und so kommt es, wie es kommen muss und Herr Böttcher kommt wieder einmal zu dem Ergebnis: Kate Bush ist Kate Bush ist Kate Bush.  Some moments that I’ve had, some moments of pleasure. I think about us lying,  lying on a beach somewhere. I think about us diving, diving off a rock, into another moment.

21. Juli: Herr Böttcher lädt zum Kaffeeklatsch

Liebe Leser, … puh … da hat sich der Herr Böttcher aber etwas eingebrockt. Schreibt hier einen Wettbewerb aus und muss sich nun auch noch entscheiden. Die Schweißperlen stehen ihm auf der Stirn bei dem Gedanken, dass es auch 100 Sätze zum Thema „Weshalb bin ich Kate-Bush-Fan?“ hätte geben können. Glück gehabt, Herr Böttcher. Denn was muss der Herr Böttcher ebenfalls feststellen? Wer die Wahl hat, hat auch die Qual. Doch da muss Herr Böttcher nun durch.
Neun wackere Kate-Bush-Fans haben sich auf den Weg gemacht, um die Begeisterung für Kate zu erklären.
Was soll Herr Böttcher Ihnen sagen, liebe Leserinnen und liebe Leser? Die Begründungen haben alle etwas. Jedoch … es kann nur eine oder einen geben.

Liebe/r nettergehtnicht, Ihr Nickname ist Programm, denn es ist sehr nett von Ihnen, dass Sie den Anfang hier bei dem Wettbewerb gemacht haben. Ihren Satz könnte Herr Böttcher unterschreiben, denn Kate trifft mich auch immer wieder ins Herz.
Lieber plattenlauscher, lauschen Sie immer noch der alten Schallplatte? Sie sind also jemand, der sich für Musik noch die Zeit nimmt. Auch Ihren Satz könnte Herr Böttcher bedingungslos unterschreiben, denn er ist sehr umfassend, im Hinblick auf Kate Bush.
Lieber Raphael, was soll ich sagen? Zeitreise in die Vergangenheit durch Kate. Was gibt es Schöneres, als an Kate zu denken, wenn man sich zurückerinnert? Musik schafft Erinnerungen, dazu gäbe es noch viel zu schreiben.
Lieber Micha, und was bitte soll ich dazu sagen? Ich habe sehr geschmunzelt. Sie geben also dem Herrn Böttcher Recht. Ihr Beitrag hat bewirkt, dass Herr Böttcher sich hier rundum verstanden fühlt.
Lieber Achim (aHAJ), auch Ihren Satz könnte Herr Böttcher unterschreiben. Was wäre wenn man auf einer einsamen Insel nur Musik von einem Musiker mitnehmen dürfte? Klar, es wäre Kate…
Lieber Houdini, Kate mit ihren eigenen Worten antworten zu lassen, hat auch etwas. Die Anleitung zum Hören, zum Verstehen ihrer Musik kommt quasi von Kate selbst, wir sollen sie nur fühlen, die Musik. Sehr schön.
Liebe/r Pummel, eine Wahrheit, die vermutlich auf alle Leser dieses Blogs zutrifft. Auf Herrn Böttcher ganz bestimmt.
Liebe Fafou, Herr Böttcher findet auch, man kann nicht oft genug betonen, was für ein musikalisches Talent Kate Bush ist. Immer wieder unfassbar, meint auch Herr Böttcher.
Lieber hephaistos, auch eines meiner Themen im Hinblick auf Kate, ihre Zeitlosigkeit. Immer wieder lässt das den Herrn Böttcher staunen. Ich frage mich oft, ist Kate wirklich so zeitlos oder ist sie nur für mich als Fan zeitlos?
Liebe Damen und liebe Herren dieses Blogs, Herr Böttcher möchte sich bei Ihnen allen bedanken. Würde man die neun Sätze zu einem kleinen Aufsatz zusammenfassen, kämen wir dem Phänomen Kate Bush ein ganzes Stück näher. Ihre Aussagen zeigen, weshalb es sich immer wieder lohnt, Kate-Bush-Fan zu sein.
Ein bisschen ist es so, als hätten wir alle beisammen gesessen, uns über Kate unterhalten, bei Kaffee und Tee und natürlich mit dem Käsekuchen von Sandra (vielen Dank für das Rezept).
Und morgen erst, wird der für Herrn Böttcher beste Satz von den Neunen bekannt gegeben. Doch heute sitzen wir – wenn auch nur virtuell – einträchtig an der Kaffeetafel, freuen uns des Lebens und erfreuen uns an Kate Bush. Take away the love and the anger, and a little piece of hope holding us together. Looking for a moment that’ll never happen, living in the gap between past and future. Take away the stone and the timber, and a little piece of rope won’t hold it together.

22. Juli: Herr Böttcher gratuliert

An the winner is:
Ihre Musik ist kompromisslose Leidenschaft und trifft mitten ins Herz.
Herzlichen Glückwunsch, liebe/r nettergehtnicht.
We take all the telescopes and we turn them inside out and we point them away from the big sky.
Put your eye right up to the glass, now and here we’ll find the constellation of the heart.

28. Juli: Herr Böttcher konzentriert sich auf den Weltfrieden

Um sich Inspiration für diese Kolumne zu holen, lieber Leser, hat der Herr Böttcher sich ganz unverbindlich im weltweiten Netz umgeschaut. Was musste er zu seinem Entsetzen feststellen:  Es ist absolut nicht selbstverständlich, Kate Bush zu … – bitte nehmen Sie es mir nicht übel oder deuten Sie es nicht als Arroganz meinerseits – ich wollte erst “mögen” schreiben.
Also schreibt Herr Böttcher: Es ist absolut nicht selbstverständlich, Kate Bush zu mögen.
Doch das ist es nicht, was Herr Böttcher sagen wollte. Eigentlich wollte Herr Böttcher schreiben:
Es ist absolut nicht selbstverständlich, Kate Bush zu verstehen.
“Was erdreisten Sie sich, Herr Böttcher?”, ruft da – kaum ist es “ausgesprochen” – die innere Stimme in Herrn Böttcher. “Sie und Kate Bush verstehen? Verstehen? Mit ihren dürftigen, oft intuitiven Englischkenntnissen? Sie können ja noch nicht einmal Noten lesen. Kate Bush verstehen?”
Die innere Stimme runzelt die Stirn und spricht im spöttischen Ton weiter: “Mal ehrlich, Herr Böttcher, wann haben Sie sich das letzte Mal so richtig verstanden gefühlt? Und da meinen Sie, Sie könnten Kate Bush verstehen? Nicht nur, dass Sie es wagen diesen Gedanken in sich aufkeimen zu lassen, Sie besitzen auch noch die Dreistigkeit, ihn in ihrer Kolumne im Kate-Bush-Blog laut “auszusprechen”.
“Bin ich unverschämt?” fragt der völlig verunsicherte Herr Böttcher seine innere Stimme.
“Absolut!” lautet die gnadenlose Antwort.
“Aber was soll ich denn mit solchen Äußerungen wie Ich kenne bisher nur die Singleauskopplung aus dem Radio, ganz nett, aber haben muss ich KB nicht mehr oder Kate Bush stand mal für die Speerspitze bestimmter musikalischer Ideen, davon merkt man heute leider nichts mehr oder Ganz objektiv: wer die Texte von Kate Bush lobt, versteht entweder kein Englisch oder hat die “rosa” Brille auf. Textlich gesehen weiß ich wirklich nicht, was daran besonderes sein soll, die “PI”-Zahlen minutenlang aufzuzählen oder 50 mal hintereinander “Washing machine” zu singen. Hierfür ganz klar eine NULL anfangen?” Herr Böttcher seufzt schwer.
“Es gibt eben nicht nur Ihre Wahrheit, Herr Böttcher”, schulmeistert die innere Stimme und ist nicht zu bremsen: “Es gibt die ganze Wahrheit, reine Wahrheit, halbe Wahrheit, absolute Wahrheit,… meine Damen und Herren…suchen Sie sich eine aus!”
“Adenauer!” sagt Herr Böttcher.
“Richtig!” sagt die innere Stimme.
“Ja, ja”, sagt Herr Böttcher und tippt missmutig auf seine Tastatur ein, aber eigentlich würde  er  am liebsten wie Pippi Langstrumpf in den nächsten Heißluftballon steigen und laut vom Himmelszelt posaunen: “Aber wie soll es denn jemals Weltfrieden geben, wenn die Leute noch nicht einmal so was einfaches wie Musik von Kate Bush verstehen!!!???”
Aber Herr Böttcher schweigt, weil er keine Lust mehr hat, sich von seiner inneren Stimme maßregeln zu lassen. Hello, I know that you’ve been feeling tired. I bring you love and deeper understanding. Hello, I know that you’re unhappy. I bring you love and deeper understanding. I turn to my computer like a friend. I need deeper understanding. Give me deeper understanding.

31. Juli: Herr Böttcher steht im Nebel

Liebe Leserschaft, geht es Ihnen auch so? Sie schauen hier auf dieses Zählwerk, das runterzählt und runterzählt. Und Sie denken sich: “Was????!!!!  Nur noch so wenige Tage????  Und dann soll es soweit sein mit den Konzerten????  Bin ich denn mental darauf überhaupt schon vorbereitet? Jetzt schon gleich das Kate-Bush-Konzert? Was ist denn auf einmal mit der Zeit los? Wie kurz sind denn 35 Jahre?” Time goes by so slowly. Time goes by so slowly. Time goes by so slowly. Time goes by so slowly. Time goes by so slowly. Time goes by so slowly. Ach nein, das ist ja die andere. So konfus ist Herr Böttcher schon, dass er hier die andere zitiert. Nicht, dass ich damit sagen will, dass Madonna im Spiegel zu Kate Bush die andere ist. Naja, gleich alt sind sie ja. Glaube nur einen Tag im Geburtsdatum auseinander. Es geht das Gerücht, dass Madonna an einer neuen Scheibe rumrackert und dass sie, wie es ihre Art ist, Handlanger engagiert hat, die den Müll hinter Kate Bushs Tonstudio durchwühlen – nach geschredderten Notenblättern vermutlich. Madonna soll angeblich wahnsinnig unter Druck stehen. Weiß denn Kate nicht, dass man Geschreddertes niemals in die Mülltonne wirft oder gar im Klo runterspült? Hat Kate Bush denn nie den Batman-Film gesehen, in dem Dany DeVito den Pinguin spielt, der die Bürger Gotham Citys dadurch in der Hand hat, weil er all ihr Geschreddertes wieder mit nem Klebestift zusammensetzt? Und reicht es nicht, dass Madonna seinerzeit die Noten zu “Ray of Light” aus Kates Abfalltonne ergattern konnte?  Aber wir wissen ja, wie die Leute so sind, tun sich schwer, wenn andere erfolgreich sind. Auf jeden Fall zählt das Zählwerk hier schneller als Herr Böttcher schreiben kann. Als Fan brauche ich mindestens so viel Zelt, mich mental auf dieses Konzert vorzubereiten wie Kate Bush für ihre gesamten Konzert-Vorbereitungen benötigt. Jeden Tag wird es irgendwie nebliger im Kopf von Herrn Böttcher. Vielleicht sollte ich mich ablenken, denkt Herr Böttcher. Ich könnte ja im Gegenzug den Müll von Madonna durchwühlen und ihr Geschreddertes Helene Fischer zukommen lassen. Just like a photograph, I pick you up. Just like a station on the radio, I pick you up. Just like a face in the crowd, I pick you up. Just like a feeling that you’re sending out, I pick it up. But I can’t let you go. If I let you go, you slip into the fog…

10. August: Herr Böttcher und das innere Auge

Ich kenne nix, liebe Leser, was mehr hilft, sich an Vergangenes zu erinnern wie Musik. Ganz bestimmt erzähle ich Ihnen da nichts Neues. Ganz unerwartet passiert es meist, dass man einen Song aus vergangenen Tagen hört und plötzlich ist man – vielleicht nur für Sekunden – wieder dort, wo man ihn zum ersten Mal gehört oder mit ihm etwas Besonderes erlebt hat. Obwohl man Jahre lang nicht daran gedacht hat, erscheint plötzlich alles wieder vor dem inneren Auge: die Stimmung des Lichts, der Geruch in der Luft und sogar das Muster des Hemdes, was man zu jenem Zeitpunkt getragen hat.

Wir schreiben das Jahr 1980.
Schüler Herr Böttcher, anfangs ein Musterschüler, wie er im Buche steht – immerhin sechs Jahre lang – ist zum Leidwesen seiner Eltern, zumindest, was die Einrichtung Schule betraf, zum Lümmel auf der letzen Bank mutiert. Die Eltern konnten ja nicht ahnen, dass Schüler Herr Böttcher beschlossen hatte, sich eine gute Zeit zu machen und erst wieder zum Abitur zu lernen. Auch als Schüler Herr Böttcher die 8. Klasse wiederholen musste, wich er nicht von seinem Vorhaben ab, erst wieder ein paar Jahre später mit dem Lernen anzufangen. Beschämt kam die arme Mutter jedes Mal vom Elternsprechtag nach Hause.
Wichtig waren jetzt erst andere Dinge. Zum Beispiel mit einem durchgezackten Laken um den Hals, sich als Batman durch Heimat-Citys Tiefgaragen zu kämpfen. Oder von der Gemeinschaftsdachterrasse des 60-Mietparteinenkomplexes auf die anderen Dächer zu klettern. Schwimm- und Hallenbad waren wichtiger, Mittagsschlaf nach der Schule am allerwichtigsten, Freunde nach dem Mittagsschlaf treffen, und neue Freunde kennenlernen, Hund einer befreundeten Familie stundenlang spazieren führen, zur Großmutter mit dem Rad fahren, um dort die Comics zu lesen, die einem die Eltern verboten hatten, weil man angeblich nachts davon so schlecht träumte, und die die Großmutter als geheime Verbündete nun für den Enkel Herr Böttcher kaufte, mit  der Freundin M.M. Risiko und Monopoly spielen und Galopper (ein Brettspiel, was die beiden selbst erfunden hatten), “Das Leben des Brain” im Kino, “Die Blechtrommel” und “Kramer gegen Kramer”, “Den Herrn der Ringe” lesen und “Die drei Fragezeichen” und alles von Herrmann Hesse, das bescheidene und doch so aufregende Nachtleben entdecken, sich hier und da unglücklich verlieben … und trotzdem war das Leben ein einziger, lachender Sommertag und die Schule eine nicht enden wollende, große Pause. Unbestritten hatte auch Schüler Herr Böttcher viele Sorgen und Nöte, wie das eben so ist in der Endphase der Kindheit und der Hochphase der Pubertät, ganz besonders in einer sehr beengenden Kleinstadt wie Heimat-City. Aber es hilft schon, wenn man sich durchs Leben lacht, heute wie damals und besonders in der Pubertät. Und es hilft auch, heute wie damals, immer mal wieder Pippi Langstrumpf von Astrid Lindgren zu lesen:
“Aber nein”, sagte die Lehrerin, “8 und 4 ist 12.”
“Nein, meine kleine Alte, das geht zu weit”, sagte Pippi. “Eben erst hast du gesagt, dass 7 und 5 = 12 ist. Ordnung muss sein, selbst in einer Schule. Übrigens, wenn du so eine kindische Freude an solchen Dummheiten hast, warum setzt du dich nicht allein in eine Ecke und rechnest und lässt uns in Ruhe, dass wir Haschen spielen können?”
Aus irgendeiner Ecke drohte immer eine 5 auf dem Zeugnis zu landen: aus der mathematischen oder der physikalischen und nicht selten aus der englischen… Nichts half, Schüler Herrn Böttcher umzustimmen. Nicht die Aussicht, wenn das nächste Zeugnis stimmen würde, einen Hund zu bekommen und auch nicht die harte Maßnahme das Konfirmationsgeld nun für Nachhilfestunden verwenden zu müssen. Auch die Nachhilfe brachte nicht wirklich das gewünschte Ergebnis, weil Schüler Herr Böttcher seinen zwei Jahre älteren Nachhilfelehrer davon überzeugen konnte, dass andere Dinge viel mehr Vergnügen bereiteten, wie zum Beispiel: Wer kann am schnellsten einen Bleistift runterspitzen bis er vollkommen futsch ist. Und mal ehrlich: Wer lässt sich nicht gern das Anspitzen von Bleistiften oder das Erzählen von Witzen bezahlen?
Und so kam es, wie es kommen musste: Schüler Herr Böttcher wurde im Sommer 1980 für fünf Wochen nach Torquay (eine Stadt an der Südküste von England) zum Englischlernen geschickt. Sicherlich eine verzweifelte Maßnahme der Eltern, denn so eine Reise hatte mit Sicherheit ein größeres Loch in die Haushaltskasse gerissen. Schüler Herr Böttcher würde also bei einer Gastfamilie wohnen, vormittags mit anderen deutschen Pubertierenden (ca. 25 an der Zahl, die ebenfalls zum Englischlernen verschickt worden waren) im Unterricht sitzen und nachmittags unter Aufsicht der beiden deutschsprachigen Englischlehrer in Gruppen die Freizeit gestalten.

Am 27. Juni 1980 veröffentlichte Kate Bush die Single “Babooshka” zirka zwei Wochen später traf Schüler Herr Böttcher in England ein.
An Babooshka ging kein Weg vorbei. Übrigens kannte Schüler Herr Böttcher Musikerin Kate Bush schon. Sein damals bester Freund besaß “The Kick Inside” und “Lionheart” und hörte diese rauf und runter. Herr Böttcher konnte nicht sagen, dass ihm die Musik von Kate Bush nicht gefiel, aber gepackt hatte sie ihn zu jenem Zeitpunkt noch nicht. Doch Babooshka kam über Schüler Herrn Böttcher wie Kekse über das Krümelmonster. Er kaufte sich die Single und dann auch die beiden ersten Longplays – “Never for Ever” kam erst im September heraus – und gelegentlich durfte er sich die Platten auf der Anlage der Gastfamilie anhören.
Freizeitgestaltung der englischlernenden Pubertierenden.
Saturday Night.
Die Jugendlichen wurden mit dem Bus aufs Land oder an den Stadtrand gefahren. In einer Scheune sollten sie bei farbenfrohen Fruchtgetränken und unterhaltsamer Musik auf andere Jugendliche treffen. Mit anderen Worten: Disko in der Scheune. Schummriges, goldbraunes Licht, der Geruch von Heu und Holz und Schüler Herr Böttcher bekleidet mit einer dunkelbraunen Cordhose und einem längsgestreiftem Hemd in Braun- und Grüntönen. Ein Tanzwettbewerb wurde ausgerufen. Die Jugendlichen sollten frei Schnauze oder besser frei Bein nach der Musik tanzen. Es wurden drei Preise versprochen. Und da Schüler Herr Böttcher schon immer gern nach Pop- und Diskomusik tanzte, befand er sich ohnehin auf der Tanzfläche. Ja – und da kamen sie … die ersten Takte von Babooshka …  Bis zu diesem Moment hat Schüler Herr Böttcher selbst gar nicht gewusst, dass es so etwas gibt wie … Ausdruckstanz… Und vermutlich auch nicht, was man alles beim Ausdruckstanzen so anstellen kann mit den Armen und den Beinen und dem Kopf … Und wie ruckartig und auch geschmeidig sich der Körper bewegen konnte. Leider weiß Herr Böttcher nicht mehr, wo der erste Preis – ein Schlüsselanhänger – abgeblieben ist. Damals war er jedenfalls auf der Rückreise von Torquay nach Heimat-City zusammen im Koffer mit den Kate-Bush-Schallplatten. Seitdem ist Herr Böttcher auch niemals wieder in England gewesen, aber gegen den Lockruf von Kate Bush ist selbst der manchmal recht eigenwillige Herr Böttcher machtlos. All we’re ever looking for is another open door. All we ever look for–another womb. All we ever look for–our own tomb. All we ever look for–ooh, la lune. All we ever look for–a little bit of you, too. All we ever look for, but we never do score.

13. August: Herr Böttcher und der Pustekuchen

Von hier und da hat Herr Böttcher es schon erfahren. Die Kate-Karten werden verschickt. Inneres Aufatmen, auch wenn bei ihm die Karten noch nicht eingetrudelt sind. Gang zum Briefkasten. Da ist er, der große Umschlag aus UK. Leicht angeknabbert. Herr Böttcher trägt ihn ehrfürchtig nach oben und öffnet ihn ebenso vorsichtig. Ein weiterer Umschlag, der wird ebenfalls besonders vorsichtig geöffnet. Mit einem scharfen Messer, nicht wie sonst einfach mit dem Zeigefinger. Und dann hält Herr Böttcher sie in den Händen, die Tickets für das Kate-Bush-Konzert… Nun hat Herr Böttcher über Wochen hier immer wieder etwas geschrieben, über das Warten und über das, was das Warten aus Herrn Böttcher macht… Und plötzlich rückt alles in beinahe “bedrohliche” Nähe. Er muss doch nicht zum Vorstellunggespräch. Und eigentlich hat Herr Böttcher gedacht, durch das viele Schreiben über Kate, würde er ein wenig gelassener werden. Pustekuchen. Da ist sie wieder, diese Gänsehaut im Nacken – verbunden mit einem tranceähnlichen Augenblick. Das Kate-Bush-Adrenalin hat wieder voll zugeschlagen. You want alchemy. They turn the roses into gold. They turn the lilac into honey. They’re making love for the peaches.

16. August: Herr Böttcher träumt in Graublau

Träumen Sie, liebe Leser, auch manchmal von Kate Bush? Ich meine keine Tagträumereien wie: Ach, wäre das phänomenal, würde ich in einem vergessenen Tonstudio 199 unveröffentlichte Songs von Kate finden, von der Qualität wie “Sunset” oder “Misty”…  Solche Tagträume meint Herr Böttcher nicht. Hier ein weiterer seiner Kate-Bush-Träume für Sie, liebe Leser. Eben noch geträumt, jetzt schon aufgeschrieben.
Herr Böttcher geht (seltsamerweise) mit seinem Onkel zum Kate-Bush-Konzert. Das Konzert wurde verlegt von Hammersmith ins Auditorium Maximum der Universität von Heimat-City. Der Veranstaltungssaal ist riesig. Herr und Onkel sitzen erhöht in der allerletzten Reihe und betrachten die schlichte Bühne in weiter, unendlicher Ferne. Jeder Sitzplatz ist aus Beton gegossenen. Der Onkel fängt an über die Sitzreihen zu klettern. Von Reihe 100 in Reihe 95 von dort in Reihe 70 usw. Jedes Mal, wenn er wieder einen Platz eingenommen hat, winkt er Herrn Böttcher zu, der prompt seinem Beispiel folgt. Anscheinend freie Platzwahl, denn niemand beschwert sich. Langsam füllt sich der Saal und Herr und Onkel Böttcher haben es geschafft, sie sitzen rechts außen in der ersten Reihe. Muss man sich nur fragen, wozu das Ganze? Warum haben die beiden sich nicht gleich in die erste Reihe gesetzt? Will das Unterbewusstsein Herrn Böttcher sagen,dass der Weg zu Kate eine steiniger bzw. ein betoniger ist? Oder will der Traum ihm vermitteln, dass er mit seinem Onkel etwas ganz Besonderes teilen soll? Oder soll der Traum den Herrn Böttcher zum Sporten animieren? Wer kann das schon sagen. Kate-Träume sind oft so unergründlich wie ihre Musik. Auf jeden Fall ist der Traum farblich in Graublau gehalten und erinnert daher an Kates Clip zu “Running anzug350up that Hill”. Da sitzen sie nun der Herr Böttcher und der Onkel vom Herrn Böttcher und warten. Perfekt wäre der Traum gewesen, würde jetzt nochmal Madonna über die Bühne eilen und feucht aufwischen. Passiert aber leider nicht. Dann geht das Konzert los. Kate betritt die Bühne. Sie trägt einen braunen Anzug mit Streifenkrawatte. Sie trägt eine Perücke. Glatter Kopf und drumherum viele Locken, bis zu den Schultern. Sieht ein wenig wie eine Schaufensterpuppe aus den 60igern aus. Und dann kommt noch eine Kate und noch eine und noch eine… Jede Kate ein Original. Alle gleich angezogen. Alle mit einem Mikro in der Hand. Kate Bush hat sich klonen lassen. Nachdem mindestens so viele Kates auf der Bühne stehen, wie Kate Bush Songs komponiert hat, wacht Herr Böttcher auf… Aber  jeder Kate-Bush-Traum ist das Träumen wert. Stop your lying and sleeping in bed! Get up! C’mon! Your ma needs a shower! Little light. Can you not see that little light up there? Where? There? Where? Over here… You still in bed? Wake up you sleepy head…

 

 

20. August: Herr Böttcher wird ganz schweigsam

Im Vorfeld hat Kate Bush ihre Fans gebeten, auf ihren Konzerten keine Fotos zu machen. “Sie hätte für ihre Konzerte extra eine intime Atmosphäre gewählt, würde wohl auch gern mit dem Publikum persönlich Kontakt aufnehmen wollen und hätte keine Lust in ein Meer von Smartphones zu schauen …” Bleibt zu hoffen, dass die Fans ihr diesen Wunsch erfüllen.
Herr Böttcher wird auf jeden Fall versuchen, das Konzert aufzusaugen und zu verinnerlichen wie eine wohltuende heiße Milch mit Honig. Ob es ihm gelingen wird, wer kann das schon sagen? Wie bei den meisten Fans ist auch bei ihm der Druck unerträglich geworden, nun will er sie auch erleben, die Kate in Concert. Und er will sie wirklich erleben, will nicht gespoilt werden, will nicht im Vorfeld wissen, welche Song sie spielen wird und was sie sich hat einfallen lassen, um uns zu unterhalten und zu überraschen. Und weil es dem Herrn Böttcher so wichtig ist, von Kate überrascht zu werden, wird er sich mit diesem letzten Beitrag hier von “morningfog.de” erst einmal verabschieden … Vielleicht meldet er sich wieder, um seinen Eindruck von dem Konzert zu schildern? Wenn alle Konzert gespielt wurden und niemand mehr gespoilt werden kann. Herr Böttcher hofft, dass der eine oder andere Beitrag dem einen oder anderen Fan gefallen hat und tatsächlich dazu beitragen konnte, das Warten auf Kate, auf Kate Bush zu verkürzen. Ich wünsche allen, die in den Genuss eines dieser Konzerte kommen, dass dieses ein sensationelles wird. Über Kate Bush zu schreiben, ist das eine und vermutlich eine Never-Ending-Story. Sich über sie auszutauschen mit Menschen, die ihre Musik zu schätzen wissen, ist wunderbar. Doch nun ist es an der Zeit zu schweigen und zu hören und zu sehen und mit Herzklopfen einem Ereignis entgegenzutreten, was kaum jemand von uns zu hoffen gewagt hätte, dass es noch einmal eintreten wird. Im Grunde genommen gibt es keine Worte für das, was da kommen wird. Somewhere in between. The waxing and the waning wave. Somewhere in between. What the song and silence say. Somewhere in between. The ticking and the tocking clock. Somewhere in a dream between. Sleep and waking up. Somewhere in between. Breathing out and breathing in. Like twilight is neither night nor morning.