Kate Bush: How can you eat dead animals?

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Foto: PETA

Im November 1980 hat Kate Bush für das Woman’s World Magazin einen Beitrag unter dem Titel „Wie kann man tote Tiere essen?“ (How can you eat dead animals?) verfasst. Ein Text, der auch heute noch passt – erst recht am heutigen Weltvegetariertag. Hier die Übersetzung des Textes von Beate Meiswinkel für „Irgendwo in der Tiefe“.

Ich bin sicher, dass viel mehr Menschen sich vegetarisch ernähren würden, wenn ihnen bewusst wäre, was es eigentlich tatsächlich mit der Fleischproduktion auf sich hat. Es wird uns heute so leicht gemacht; wir gehen einfach in den Supermarkt, greifen uns ein Stück Fleisch in seiner Kunststoffschale und seiner Plastikfolie und denken überhaupt nicht darüber nach, dass dies einmal ein Tier gewesen ist. Das wäre sicherlich ganz anders, wenn wir dazu gezwungen wären, dieses Lebewesen zu jagen und zu töten, so wie unsere Vorfahren das früher taten. Wir sind so weit von der Quelle unserer Nahrungsmittel entfernt, dass es sehr einfach ist, zu vergessen, woher unser Fleisch eigentlich stammt. Wenn man sich nun die furchtbare Realität eines Schlachthofes vor Augen führt, ist es plötzlich schwierig, noch dasselbe für das Stück Fleisch auf unserem Teller zu empfinden.

Es war für mich keine plötzliche Entscheidung, Vegetarierin zu werden, sondern etwas, über das ich lange Zeit nachgedacht habe. Ich habe seit ungefähr vier Jahren kein Fleisch mehr gegessen und ich bin froh darüber, es bisher durchgehalten zu haben, denn ich glaube, dass man als Vegetarier eine größere Hochachtung vor dem Leben in all seinen Formen hat. Am Anfang war es nicht ganz einfach, denn ich habe vorher sehr viel Fleisch gegessen – ich war ein regelrechter Fleischfresser. Ich war als Kind ein furchtbar verwöhnter Esser und es gab kaum Gemüse, dass ich gerne mochte. Schon als ich klein war, war ich nicht glücklich darüber, Tiere zu essen. Wir hatten zu Hause immer Haustiere, und ich kann mich daran erinnern, dass ich dachte, dass es eigentlich nicht richtig sein kann, Fleisch zu essen, während ich unsere Haustiere liebte und mit ihnen spielte oder auf einem Bauernhof den Lämmchen zusah, wie sie über die Felder sprangen.

Der wichtigste Grund, warum ich Vegetarierin geworden bin, war mein Gefühl für die Tiere. Ich fand es einfach nicht in Ordnung, so überheblich zu sein, ein anderes lebendes Wesen aufzuessen. Der eigentliche Entschluss fiel, als ich ein Stück Fleisch aß, das ganz unbeschreiblich nach totem Tier schmeckte. Von diesem Augenblick an konnte ich einfach keine Fleischgerichte mehr ertragen. Die ersten paar Wochen waren wirklich schlimm. Ich ernährte mich von Schokolade und zwischendurch von ein paar Stückchen Käse. Ich hatte überhaupt keine Ahnung von der vegetarischen Ernährung.

Glücklicherweise lernte ich kurz darauf jemanden kennen, der mir schon bald sehr nahe stand und der ebenfalls Vegetarier war. Ihn konnte ich fragen, wie er sich ernährt. Er lieh mir eine Menge Kochbücher aus, und seitdem habe ich mir das Kochen beigebracht und experimentiere mit vegetarischen Rezepten. Es ist sehr schade, dass [pullquote align=“left|center|right“ textalign=“left|center|right“ width=“30%“]“Ich glaube daran, dass Tiere dasselbe Recht auf Leben haben, wie ich selbst.“

Kate Bush[/pullquote]ich nicht mehr Zeit dafür habe, denn ich liebe es zu kochen. Es stimmt ganz einfach nicht, dass die vegetarische Küche langweilig oder einseitig ist! Man kann so viel machen. Gemüse ist sehr vielseitig und es gibt so viele verschiedene Sorten, mit denen man experimentieren kann. Ich mache z.B. alle möglichen schmackhaften Kuchen und Pizzen. Für Curries habe ich ebenfalls eine große Vorliebe, weil sie ganz einfach zu kochen sind. Wenn man Gemüse verwendet, weiß man ganz genau, was man kocht; es ist nicht wie bei einem anonymen Stück Fleisch. Bei den zahlreichen Gemüsesorten genieße ich besonders die Kontraste in Geschmack und Beschaffenheit und ich bin mir sicher, mich viel gesünder zu ernähren als vorher, als ich immer nur hauptsächlich Fleisch gegessen habe. Ich fühle mich körperlich wohler und bin einfach glücklicher, keine toten Tiere mehr zu essen. Ich weiß, es gibt Leute, die sagen, dass es falsch ist Karotten zu essen, weil das auch Lebewesen sind, aber ich denke, man muss irgendwo eine Grenze ziehen.

Sicherlich gibt es heute wesentlich mehr Vegetarier als früher. Es gilt nicht mehr als verschroben. In der Hippie-Ära der 60er Jahre gab es sehr viele Leute, die kein Fleisch mehr aßen, aber man muss jetzt kein Hippie mehr sein, um eine gute, gesunde Ernährung zu bevorzugen. Ganz normale Leute beginnen, Vollkornmehl, Vollkornbrot und Naturreis zu essen. Weißbrot schmeckt sowieso grauenhaft. Ich backe gerne mein eigenes Brot, wenn ich Zeit habe. Es gibt mir das Gefühl, etwas zu tun, was Menschen tun sollten. Es ist einfach schön, solche ursprünglichen, grundlegenden Dinge in unserem technologisierten Zeitalter zu tun, obwohl ich denke, dass es für uns alle praktisch undurchführbar wäre, zu einer natürlichen Lebensweise zurückzukehren. Es würde ein völliges Chaos verursachen, wenn wir das versuchten. Manchmal aber wünsche ich mir, in einem Haus am Meer zu leben und genug Zeit dafür zu haben, mein eigenes Gemüse zu ziehen. Man bekommt dann einfach eine ganz andere, tiefere Beziehung zu dem, was man isst. Wenn wir dazu bereit wären, auf die Jagd zu gehen um selbst unser Wild zu erlegen, wären wir, so glaube ich, dazu berechtigt, sie zu essen, aber nur auf diese Weise.

Mir ist sehr wohl bewusst, dass man als Vegetarier mehr tun muss als einfach nur auf Fleisch zu verzichten. Man muss sehr aufmerksam sein, denn es gibt sehr viele tierische Produkte in allen möglichen Lebensmitteln, z.B. in Gelatine. Ich gebe zu, dass ich Lederschuhe trage, was ich wirklich nicht tun sollte. Ich versuche aber, ein Paar fünf oder sechs Jahre lang zu tragen. Ich besitze keinen Pelzmantel. Als ich in der Schweiz war, wurde ich in einem fotografiert. Das hat mir jede Menge böser Briefe von verärgerten Fans eingebracht, die mir die Meinung gesagt haben. Ich musste richtig stellen, dass es nur ein Mantel war, den mir jemand für die Fotos geliehen hatte. Es freut mich aber, dass die Leute, die meine Platten kaufen, sich meiner Ansichten bewusst sind und dass sie auch dazu bereit sind, mir zu sagen, was sie denken. Ich bereue es sicher nicht, das Fleischessen aufgegeben zu haben, weil ich daran glaube, dass Tiere dasselbe Recht auf Leben haben, wie ich selbst.   KATE BUSH

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