Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin…

whtempelhofDen 16. Juli 2016 sollte man sich besser dick im Kalender ankreuzen, freihalten und vor allem einen Trip nach Berlin einplanen. Dann soll nämlich auf dem Tempelhofer Feld „The most Wuthering Heights Day ever“ gefeiert werden. Samatha Wareing hat den Event geplant und innerhalb weniger Tage auf Facebook verblüffende 2600 Zusagen zur Teilnahme erhalten. „Wir wollen auf dem wilden, windigen Moor Tempelhofs unsere heiße, gierige Stimmung austanzen und unsere Albträume verjagen. Es wird auch Partner-Veranstaltungen in anderen Städten geben.
Inspiriert durch die 300 Kate Bushs in Brighton, hoffen wir die größte Menge Kates zusammen zu bekommen, um das Wuthering Heights-Erlebnis nachzuspielen“, schreibt Samantha auf Facebook. Als Partnerstädte sind Uppsala und Malmö in Schweden, Tel Aviv, Lissabon und Montreal am gleichen Tag mit dabei. Da könnten noch weitere Städte folgen. Mitzubringen sind lediglich ein rotes kleid, eine rote Strumphose und ein schwarzer Gürtel. Und bis Juli hat man noch genügend Zeit, Kleid und Strumpfhose plus eventuell passende Perücke zu organisieren, an der eigenen Choreographie und eventuell der Gelenkigkeit zu arbeiten…

Noch sieben Tage bis zum Weihnachtsrätsel

weihnachtsraetselWie in den letzten Jahren wird es auch in diesem Jahr wieder ein Weihnachtsrätsel hier auf morningfog.de geben. Wie gewohnt müssen bestimmte Symbole erraten werden, die etwas mit Kate zu tun haben. Anders als in den Vorjahren geht es dieses Mal allerdings nicht unbedingt darum, die Symbole bestimmten Songs von Kate zuzuordnen. Die Schwierigkeit besteht eher darin, die Symbole überhaupt zu finden, weil sie in dem Bild relativ gut versteckt sind. Startschuss für das Weihnachtsrätsel ist der 3. Advent. Einsendeschluss ist der 2. Januar. Lösungen bitte nur per Mail zuschicken. Wer seine Gewinnchancen deutlich minimieren will, sollte sie unbedingt hier per Kommentar oder auf der Facebook-Seite posten (hat es tatsächlich schon mal gegeben). Und weil der Nikolaus rechtzeitig Geschenke vorbeigebracht hat, gibt es auch etwas zu gewinnen: Für den Sieger gibt es die auf dem Foto abgebildeten drei doppelseitig bedruckten Karten im Format 15×15 Zentimeter mit Kate-Motiven samt passendem Briefumschlag plus fünf Postkarten. Als zweiter Preis stehen noch einmal fünf Postkarten zur Verfügung. Wie immer wird es ein paar Spielregeln geben: Gibt es mehrere richtige Einsendungen, wird gelost. Ganz wichtig: Der/die Gewinner/in müssen sich verpflichten, die Karten nicht in irgendeiner Form kommerziell zu nutzen (da ich keine Rechte an den Bildern habe und die Nutzung allenfalls für private Zwecke zulässig ist). Alles weitere zum Rätsel gibt es dann am 3. Advent.

Weihnachtsgeschenke für den Kate-Fan (4/4)

etsyWeil der Kate-Fan sich ja gerne mit Devotionalien zu seiner angebeteten Musikerin schmückt, gibt es auch in diesem Jahr wieder rechtzeitig vor Weihnachten ein paar ausgefallene Shopping- beziehungsweise Geschenketipps. Natürlich gilt: Wer eine Kate-Fan beschenken will, sollte sich zuerst im offiziellen Shop auf Kates Seite umsehen. Nicht zu vergessen die Bücher von John Carder Bush (Cathy, Kate Inside The Rainbow). Abseits der offiziellen Pfade gibt es aber natürlich auch noch ein paar nicht immer ganz ernst gemeinte Angebote, die das Herz eines Kate Bush-Fans höher schlagen lassen könnten oder ihn/sie vielleicht zum Schmunzeln bringen. Beim letzten Geschenktipp geht es um Schmuck im weitesten Sinne. Und weil der Kate-Fan ja in der Regel auch schon etwas älter ist, könnte sich zum Beispiel die Pillendose anbieten, in der auf der Oberseite ein Konfetti der „Before the dawn“-Konzerte eingearbeitet wurde. Die Pillendose mit drei Kammern im Innenteil kostet 24,50 Euro (ohne Versand) und ist auf etsy-com zu finden. Ebenfalls auf etsy finden sich die Halsketten, mit einer kleinen Glasröhre versehen, in der sich einzelne Konfetti-Schnipsel befinden. Die Ketten sind für 23 Euro zu haben.

Weihnachtsgeschenke für den Kate-Fan (3/4)

nssWeil der Kate-Fan sich ja gerne mit Devotionalien zu seiner angebeteten Musikerin schmückt, gibt es auch in diesem Jahr wieder rechtzeitig vor Weihnachten ein paar ausgefallene Shopping- beziehungsweise Geschenketipps. Natürlich gilt: Wer eine Kate-Fan beschenken will, sollte sich zuerst im offiziellen Shop auf Kates Seite umsehen. Nicht zu vergessen die Bücher von John Carder Bush (Cathy, Kate Inside The Rainbow). Abseits der offiziellen Pfade gibt es aber natürlich auch noch ein paar nicht immer ganz ernst gemeinte Angebote, die das Herz eines Kate Bush-Fans höher schlagen lassen könnten oder ihn/sie vielleicht zum Schmunzeln bringen. Der dritte Geschenktipp hat ausschließlich mit Düften zu tun – und zwar dem der Abendlevkoje, im englischen auch als Night Scented Stock bezeichnet. Mit dem Duft gibt es ein ziemlich teures Eau de Toilette (ab 90 Euro für 100 Milliliter), aber eben auch deutlich günstigere Duftkerzen (ca. 13 Euro), Raumspray, Teelichter (je ca. 12 Euro) und Duftdiffuser (ca. 24 Euro).

Weihnachtsgeschenke für den Kate-Fan (2/4)

kate-gesticktWeil der Kate-Fan sich ja gerne mit Devotionalien zu seiner angebeteten Musikerin schmückt, gibt es auch in diesem Jahr wieder rechtzeitig vor Weihnachten ein paar ausgefallene Shopping- beziehungsweise Geschenketipps. Natürlich gilt: Wer eine Kate-Fan beschenken will, sollte sich zuerst im offiziellen Shop auf Kates Seite umsehen. Nicht zu vergessen die Bücher von John Carder Bush (Cathy, Kate Inside The Rainbow). Abseits der offiziellen Pfade gibt es aber natürlich auch noch ein paar nicht immer ganz ernst gemeinte Angebote, die das Herz eines Kate Bush-Fans höher schlagen lassen könnten oder ihn/sie vielleicht zum Schmunzeln bringen. Der zweite Geschenktipp macht erst Mal nicht ganz so viel her, weil er Arbeit erfordert. Für 10,82 Dollar gibt es auf etsy.com nämlich nichts anderes als eine pdf-Datei zum Download. Die zeigt dafür allerdings ein exaktes Kreuzstichmuster (etwa 35 x 20 Zentimeter) mit Farbanleitung. Mit dieser Hilfe kann man Kate im typischen Outfit von acht Videos sticken. Ziemlich geniale Idee und auch die farbliche Umsetzung ist extrem gelungen. Von der sollte man auch nicht abweichen, weil es sonst schwierig werden könnte, die Songtitel zu erraten. Wer bekommt alle acht Titel zusammen?

Weihnachtsgeschenke für den Kate-Fan (1/4)

society6comWeil der Kate-Fan sich ja gerne mit Devotionalien zu seiner angebeteten Musikerin schmückt, gibt es auch in diesem Jahr wieder rechtzeitig vor Weihnachten ein paar ausgefallene Shopping- beziehungsweise Geschenketipps. Natürlich gilt: Wer eine Kate-Fan beschenken will, sollte sich zuerst im offiziellen Shop auf Kates Seite umsehen. Nicht zu vergessen die Bücher von John Carder Bush (Cathy, Kate Inside The Rainbow). Abseits der offiziellen Pfade gibt es aber natürlich auch noch ein paar nicht immer ganz ernst gemeinte Angebote, die das Herz eines Kate Bush-Fans höher schlagen lassen könnten oder ihn/sie vielleicht zum Schmunzeln bringen.So zum Beispiel so etwas Simples wie den Duschvorhang, der unter society6.com zu finden ist. Setzt natürlich die passende Dusche oder Badewanne voraus. Aber was kann es schöneres geben, als morgens hinter dem passenden Spritzschutz mit der fröhlich-gegrölten Textzeile „There is thunder in our hearts“ aus Running up that hill lauthals in den Tag zu starten?! Das Teil kostet 68 Dollar (ohne Versand, amerikanische Größe). Zur Not muss halt noch die passende Badewanne angeschafft werden…

Show a little devotion: Beate

saldKate-Fans sind treu, hingebungsvoll, geduldig und vor allem in die Musik von Kate verliebt. Im Kate-Fragebogen “Show a little devotion” gibt es für Kate-Fans immer die selben zwölf Fragen… mit den unterschiedlichsten Antworten. Heute antwortet Beate Meiswinkel.

beateMit welchem Kate-Song wachst Du am liebsten morgens auf?
Mit „Waking the Witch“ natürlich 😉 Nein, da ich gerne sanft und langsam geweckt werde, denke ich, „A(n endless) Sky of Honey“.

Welche von Kate besungene Figur wärst Du gerne?
Die weiblich Romanfigur, die in „The Sensual World“ zwischen den Seiten des Buches heraus in die sinnliche Welt tritt. Was für eine Erfahrung muss es sein, aus der schwarz-weiß abstrakten Zweidimensionalität in unsere lebendige Wirklichkeit zu gelangen?!

Wie lautet Deine liebste Textzeile von Kate?
Was für eine schwierige Frage, da gibt es so viele… jetzt im Moment wäre es „The flick of a wrist / Twisting down to the hips / So the lovers begin, with a kiss“.
Ich zerschmelze jedesmal förmlich, wenn ich „An Architect’s Dream“ höre. So sinnlich, so vollkommen im Ausdruck. Ein „alltime favorite“ wäre aus „Walk Straight Down the Middle“: “But he thought, he was gonna die / But he didn’t / And she thought, she could never cope / But she did / And we thought it was all over / But it wasn’t / It hadn’t started yet “

Welchen Kate-Song singst Du unter der Dusche?
Isch abe gar kainä Duschä, sondern eine Badewanne… Ein sehr schöner Kate-Bush-Wannensong zum Entspannen ist „Delius“ (song of summer). Traumverloren, fluffig und einfach so schöööön. Dabei im Schaumbad zu schweben, ist ein Hochgenuss.

Mit welchem Song von Kate verbindest Du ein besonderes Erlebnis?
„Cloudbusting“. Es war zur Faschings- bzw. Karnevalszeit 1986, und ich war mit vier Freundinnen unterwegs zur Weiberfasnacht. Wir saßen ganz groß aufgebrezelt zu viert im Auto, die Stimmung war ausgelassen und albern, und das Radio lief. Auf einmal wurde „Cloudbusting“ gespielt. Und auf einmal wurden wir alle vier ganz ruhig und hörten zu, und fingen schließlich an, leise, fast schüchtern dieses Lied mitzusingen. Alle kannten wir den Text, und wir waren ganz ergriffen, und ich kriege noch immer Gänsehaut, wenn ich an diesen besonderen Moment zurückdenke.

Welchen Song von Kate hörst Du, wenn Du verliebt bist?
„Ne T’en fui pas“… vielleicht Kates sinnlichster Song, und ein so wunderbarer Text. Mrrrrau. Und Kates Version von Donovans “Lord of the Reedy River”.

Welcher Song-Titel von Kate beschreibt Dich am besten?
„Rubberband Girl“, denke ich. Im Text finde ich fiel von mir selbst wieder. Ich wünschte mir auch manchmal, mich wie die Bäume im Text an die „Stürme des Lebens“ anpassen zu können. Der Lebenswille ist nämlich nicht nur stark, sondern auch sehr elastisch – irgendwie schnalzt man aus allen schwierigen Situationen doch wieder zurück ins Leben. Eine Freundin von mir beschreibt sich häufig als „Stehaufmännchen“; ich sehe mich eher als „Gummibandmädchen“

Welches Album von Kate magst Du am liebsten?
„The Sensual World“. Dieses Album hat mich damals als junge Frau mit meiner Weiblichkeit, meinem Frausein in Verbindung gebracht. Außerdem ist „The Sensual World“ für mich Kates schönstes Album.

Welcher Song hat Deine Begeisterung für Kate geweckt?
Soweit ich mich erinnere, war das Babooshka. Wurde im Radio rauf und runter gespielt, und ich hatte mir – damals ca. 13 Jahre alt – die Single gekauft und spielte sie in Endlosschleife. Meine Eltern brauchten zweifellos ein stabiles Nervenkostüm… Fasziniert hat mich auch das Single-Cover mit den beiden ungewöhnlichen Fotos von Kate, mit dem E-Bass auf der einen und dem Kontrabass auf der anderen Seite, wo sie sich auf dem Parkettboden windet. Ich habe immer zu dem Song getanzt und versucht, eine kleine Choreografie einzustudieren. Besonders liebte ich das Geräusch mit den Glasscherben. An der Stelle tat ich immer so, als werfe ich Geschirr an die Wand. Sehr dramatisch. Ach, ich fand Kate’s Drama so großartig – es machte einen als Person so wesentlich, so wichtig, zu jemandem, mit dem man zu rechnen hatte, und der ernst genommen werden muss.

Was macht für Dich Kate so besonders?
Nicht nur, dass sie einfach eine ganz einzigartige Künstlerin ist, sondern dass sie es auch schon immer verstanden hat, andere Menschen zu berühren, zu inspirieren und sie an die Kunst heranzuführen. Die meisten Kate-Fans, die ich kenne, lassen sich von ihrer Kreativität in irgendeiner Form anstecken. Sie weckt den Wunsch in einem, sich individuellen Ausdruck zu verschaffen. Das finde ich unendlich wertvoll.

Was würdest Du Dir für das nächste Album von Kate wünschen?
Wieder mehr Wärme, Fülle, Sinnlichkeit und Lebendigkeit. Das vermisste ich ein wenig auf ihrem letzten Album.

Welcher Song von Kate soll einmal auf Deiner Beerdigung gespielt werden?
“Be kind to my mistakes”. Einer meiner liebsten Kate Bush-Songs. Und er hat etwas so Versöhnliches. Ich möchte gerne mit mir und mit meinen Mitmenschen im Reinen sein, wenn ich diese Welt verlasse. Der Gedanke, dass man an meine Fehler mit Güte denken möge, tröstet mich, denn ich bin oft sehr hart zu mir selbst. Ich versuche auch, die Fehler anderer nachsichtig und liebevoll zu betrachten. Natürlich gelingt es mir nicht immer, aber ich arbeite daran, und „Be kind to my mistakes“ ist immer eine schöne Gedächtnisstütze.

Die Musikerin als Teil des Instrumentes


Beim ersten Hören mag man vielleicht stutzen: Singt die Frau? Summt sie? Und warum fuchtelt sie mit ihren Händen da rum, ohne irgendeine Taste zu drücken? Zumal es nicht irgendwer ist, der da seine ganz eigene Interpretation des Klassikers „Babooshka“ zum Besten gibt. Carolina Eyck ist Echo Klassik-Preisträgerin und gilt als eine der wenigen Theremin-Virtuosinnen. Das Theremin ist ein elektronisches Instrument, das berührungslos gespielt wird. Die zwei Antennen bauen ein elektromagnetisches Feld auf, dessen Schwingung durch die Hände beeinflusst wird. Eine Hand ist dabei für die Töne zuständig, die andere für die Lautstärke. Klingt einfach, ist aber nicht ganz leicht zu spielen. „Eigentlich unterscheidet sich das Theremin vom Schwierigkeitsgrad her nicht sonderlich von anderen Instrumenten – man lernt einfach ein Leben lang, von klein auf, es wird sonst schwierig auf ein gewisses Niveau zu kommen. Das gilt für das Theremin genauso wie für andere Instrumente. Man muss sein Gehör sehr gut trainieren, es gibt ja nicht so viele andere ‚Orientierungspunkte‘, wie zum Beispiel die Tasten beim Klavier“, erklärt Carolina Eyck, die im Alter von sieben Jahren bei der Großnichte des Erfinders Leon Theremin mit dem Spiel begonnen hat. Das größte Problem am Anfang: „Man muss lernen, sich im Raum selbst zu orientieren, mit nur wenig Unterstützung vom Instrument selbst. Hilfreich war sicherlich auch, dass ich andere Instrumente (Bratsche, Klavier) gelernt habe und viele verschiedene Übemethoden anwenden konnte“, erzählt Carolina Eyck, die selbst ein Instrument nutzt, das noch von Robert Moog entwickelt wurde. Moog war es, der das Theremin weiterentwickelte und später seine berühmten Synthesizer entwarf. So spielt zum Beispiel Keyboarder Marius Leicht in dem VIdeo unter anderem auch einen Moog Prodigy von 1980.

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Foto: Christian Hüller

„Da meine Eltern selbst elektronische Musik gemacht haben, bin ich sozusagen mit elektronischen Klängen groß geworden. Es ist mir sehr vertraut, von daher rührt vielleicht die Selbstverständlichkeit im Umgang mit dieser Form von Musik, die möglicherweise klassisch ausgebildeten Musikern ein wenig abgeht. Abgesehen davon ist einer der faszinierendsten Aspekte des Theremin der, dass es zum einen
berührungslos gespielt wird, man selbst aber genau deswegen auch zu einem Teil des Instruments wird – der ganze Körper spielt ja mit, meine
linke Hand ist gewissermaßen der Geigenbogen selbst, um mal einen
Vergleich mit der Geige zu versuchen“, erklärt Carolina Eyck ihre große Vorliebe für das Instrument. Dabei schafft sie es dann auch, die Grenzen zwischen verschiedenen Musikstilen wie Klassik oder Pop zu sprengen: „Ich spiele gerne Musik, die mir gefällt. Dabei unterscheide ich nicht zwischen Klassik und andere Genres. Die Pop-Musik bietet mir einfach viele Inspirationsquellen aus einer ganz anderen Richtung als die Klassik“, sagt sie etwa und legt den Beweis mit ihrer Interpretation von „Babooshka“ vor. Und warum überhaupt „Babooshka“? „Weil ich das Stück harmonisch toll finde und es sehr gut zum Theremin passt. Außerdem lief das Stück bei uns zu Hause an Sonntagen.“ An Sonntagen stellt sie auch auf einem eigenen Youtube-Kanal jede Woche einen neuen Song ein, den sie zusammen mit anderen Musikern auf dem Theremin eingespielt hat.  „Ich kann mich dort kreativ austoben, in alle Richtungen. Von der Musikauswahl über die Hintergrundmalerei bis hin zum Videoschnitt – das macht mir alles großen Spaß. Ich hoffe einfach, den Leuten damit das Theremin näher zu bringen und die ganze Bandbreite von Möglichkeiten aufzuzeigen. Es kann eben nicht nur Soundeffekt und Klassik, sondern auch alles andere dazwischen“, sagt die 28-Jährige. Man kann sich auf Youtube übrigens auch einen Song bei ihr wünschen. Wer weiß, vielleicht kommt ja in ein paar Monaten noch eine andere Neuinterpretation von Kate von ihr… (Mit Dank an Tom Fichtner, der den Kontakt ermöglicht hat.)

Das Song-ABC: The Painter’s Link

abcDie Szene „The Painters Link“ verweist schon in seinem Titel auf die Verbindung zwischen Altem und Neuem, zwischen Entstehen und Vergehen, zwischen Leben und Tod. In der Ferne erklingt das Grollen eines Sommergewitters. Leise zwitschern die Vögel und auf einer Wiese vor dem Wald befindet sich ein junger Maler. Als ihn der Sommerregen überrascht, findet er sich in einer Situation der Neuordnung wieder. Tonal befindet sich die nun folgende Komposition noch immer in H-Dur. Eine einzelne Violine stimmt im Viervierteltakt den Ton h’ als ganze Note an. Auf einen Quartsprung von h’ aufwärts zu einer halben Note e’ folgt ein Quartsprung abwärts zurück zum Ton h’. Dann klingt das h’ in einem überlangen Fermate aus.
Quartsprünge sind dafür bekannt, oft im Kontext pastoraler Szenen zu stehen. In Takt fünf wird das Spiel der Violine durch das eines Cellos und einer Bratsche ergänzt. Ein stetes Pendeln zwischen Quart- und Quintintervallen vermittelt den Eindruck, als würden die Musiker ihre Instrumente stimmen. Der Anfang eines neuen Werkes liegt wortwörtlich in der Luft bzw. im Regen.
painterslinkIn Takt fünf setzt für einen Takt lang das Klavier, über einem Orgelpunkt auf H, mit einer perlenden Akkordfolge aus Cis-Moll, H-Dur,  Cis-Moll, H-Dur ein. Auf der Bühne sieht der Zuschauer die Marionette und Zauberin wie sie den Maler bei seiner Arbeit beobachten. Die beiden bewegen sich dabei in großen, kreisenden Bewegungen, die der Pinselführung des Malers entsprechen. Als nach einem langen Fermate auf H-Dur/mit Quarte E im Bass der immer dichter anwachsende Streichersatz verklingt, übernimmt eine zweitaktige, absteigende Kaskade im Klavier die Führung. Über einem Orgelpunkt auf H erklingen die Harmonien E-Dur, H-Dur, A-Dur. Ein abwechslungsreicher Rhythmus aus einer Viertel-, zwei Achtel-, einer Viertel, und einer Achtelnote vertont lautmalerisch die ersten Regentropfen. Die zweite Kaskade gliedert sich rhythmisch in eine Viertel und zwei Achtelnoten, gefolgt von einer Vierteltriole. Dann beginnt der Monolog des Malers, begleitet vom flächigen Klang der Streicher und einzelnen Tupfern des Klaviers:

(The Painter:) A
„It’s raining / What has become of my painting / All the colours are running

(The chorus) B
So all the colours run / So all the colours run / See what they’ve become / A wonderful sun-set.“

„The painter’s link“ gliedert sich sehr simpel in zwei Formteile. Teil A ist ein Rezitativ des Malers und Formteil B ein Chor bestehend aus Jägern, Priestern/Priesterinnen und der Zauberin. Gemeinsam feiern sie die sich im Regen auflösenden Farben des Gemäldes als ein Abbild der Fruchtbarkeit. Das phonetische Wortspiel „sun-set“ ist eine Anspielung auf die (aus Gründen des Umfangs) übersprungene Szene zweier Liebender auf einer abendlichen Waldwiese. Das Wort „sun“ („Sonne“) und „son“ („Sohn“) sind in gesprochener Sprache nicht zu unterscheiden. Die fließenden Farben des Malers werden also im Kontext einer Huldigung der lebenspendenden Sonne nun auch zum Sinnbild der fruchtbaren Körpersäfte des Menschen. Hier betont Bush also gezielt – ihrem Weltbild entsprechend – die wichtige Beziehung zwischen Ritus und Kunst. Im Anschluss an „The Painter’s Link“ folgt „Sunset“. Mit dem Versinken der Sonne im Abendrot („Could be honycomb, in a sea of honey, a sky of honey“) kehrt die Tonart Cis-Moll ins Zentrum des Geschehens zurück. Hinsichtlich der sich verabschiedenden Sonne wird die Stimmung melancholisch und sehnsüchtig. Mit dem nächtlichen Firmament konfrontiert, werden in den Figuren auf der Bühne Sinnfragen laut, die sie in einer rituellen Anrufung auf dem Ton gis, der Quint zum Grundton von Cis-Moll (Bezug zum traditionellen „chanting“) gen Nachthimmel richten: „Keep us to your heart. So if the skies stay dark, we may live on in comets and stars.“ Das Textzitat zeigt deutlich, dass der eigene Tod, auf regressive Weise, in Verbindung mit dem Kreislauf der Gestirne gebracht wird. (Thomas)

Das Song-ABC: Aerial

abcMit dem Song „Aerial“ bricht endgültig die Morgendämmerung, die sich gegen Ende des Songs „Nocturne“ in einem orgiastischen Chor als eine Form spiritueller Sonnengruß im Viervierteltakt angekündigt hatte, über das Land herein. Wie der Name schon verrät, handelt es sich um ein romantisch inspiriertes „Nachtstück“ in Cis-Moll. Die erste Hälfte der Nachtmusik besteht aus langgezogenen, vom Metrum befreiten, ätherischen Rezitativen der Zauberin (überwiegend in Sekund- und Terzschritten voranschreitend), während im Schlusschor ein letztes Mal die beschwörende Kraft des Kollektivs zum Zuge kommt. Harmonisch findet ein spannungsgeladenes Wechselspiel zwischen Cis-Moll und A-Dur als Grund-, Sept-/ oder Nonakkord statt. Hier beginnt nun auch die rituelle Transformation (Selbstveränderungsprozess), die anhand von Victor Turners Ritualtheorie eingehender beleuchtet werden kann. Typisch für musikalische Szenen dieser Art ist, dass sich die Melodik der Chöre aus sehr einfachen, rezitativen Elementen zusammensetzt.
aerial02Auf der Textebene wird deutlich, dass der Ort am Horizont, an dem sich Meer und Sonne treffen, als Geburtsstätte des Feuerballs gedeutet wird. Die goldene Färbung des Wassers und des Himmels bzw. das Zusammenfließen dieser beiden Sphären wird mit dem Bild des Honigs, dem Futtersaft der Bienen, verglichen. Somit wird – wie bereits in „The Painter’s Link“ auch – die fließende, zyklische Geburt der Sonne aus dem Meer des unendlichen Kosmos zum sakralen Kontext eines rituellen, körperlichen Fruchtbarkeitsfestes erhoben.
Die Chorpassage aus „Nocturne“ stellt innerhalb von „An endless sky of honey“ eine Grenzsituation dar. Sie vertont den Moment zwischen Nacht und Tag, zwischen Schlafen und Erwachen (hier werden im Zuhörer/Zuschauer natürlich auch Assoziationen von Leben und Tod erweckt). Wenn mit einem lauten Tutti des Instrumentalsatzes auch der Chor in Takt 156 auf der Grundstellung von Cis-Moll endet, beginnt bereits das minimalistische Streichermotiv der Verwandlungsszene aus „Aerial“.
„Aerial“ kann als fulminanter Höhepunkt des zweiten Aktes bzw. der zweiten Seite des Doppelalbums betrachtet werden und spaltet sich auch in seiner Form als stampfender Tanz im Dreivierteltakt rhythmisch von den zuvor oftmals sehr lyrischen Szenen des zweiten Aktes ab. Das Textzitat „The song must be sung“ macht die Notwendigkeit einer dionysischen, musikalischen Beschwörung deutlich. Das eintaktige Begleitmotiv besteht die ersten 26 Takte lang lediglich aus pendelnden Achtelnoten zwischen den Harmonien Cis-Moll-7 und Cismoll-9, während der Bass in hoher Lage und auf Viertelebene folgende viertaktige Wellenlinie zeichnet: e’ e’ d’/ cis’ cis’ d’/ e’ e’ d’/ cis’ cis’ d’/.
Immer im zweiten Takt wird auf Schlag drei/Ton d’ ein rhythmischer Akzent gesetzt. Die ungewöhnliche Betonung des Dreivierteltaktes geht mit der Rück-Verwandlung der Zauberin zum Vogel einher und versinnbildlicht, dass auch auf der rhythmischen Ebene nichts so ist, wie es zu sein scheint. Die Welt steht Kopf. Stück für Stück wachsen ihr und der Band während der endlosen Kreistänze lange Schnäbel und Flügel. In den folgenden Worten des Theaterwissenschaftlers Friedemann Kreuder wird veranschaulicht, welch bedeutende, theatrale Rolle der Maske innerhalb des Rituals zukommt. Wenn sich die Zauberin und ihre Gefährten mit Vogelmasken und Federn schmücken, so findet aus Sicht des Rituals tatsächlich eine reale Verwandlung statt. Durch die Verwendung der Masken wird aber auch die psychologische Tiefenstruktur solch komplexer Rituale sichtbar.

„In afrikanischen Sprachen gibt es zumeist kein Lexem, das sich wörtlich mit ‚Maske‘ übersetzten ließe. Ähnlich wie das altlateinische Wort ‚larva‘ im Sinne von ‚Gespenst‘, ‚Spukgestalt‘ oder ‚dämonische Verkleidung‘ wird die ‚Maske‘ durch das bezeichnet, was sie angeblich repräsentiert: als Geist, Ahnengeist, Vorfahren oder als Tote u.Ä. Ritualmasken eignet eine thanatologische Dimension, indem sie Beziehungen herstellen, zwischen den Lebenden und den Verstorbenen einer Gesellschaft oder denjenigen Geisterwesen, die auf die Lebenden heilbringend einwirken sollen. Die Maske assimiliert den Träger mit demjenigen, was sie versinnbildlicht und verleiht ihm aus der Sicht der Teilnehmer am Ritual auch dessen Wirkungskraft… mit der Maske verband sich traditionell ein lebloses Objekt mit einem lebendigen Körper, traf anorganische Natur auf organische. Von daher ist die Maske Ausdruck unserer Doppelnatur als Verbindung von Natur und Kultur.“ (1)

Aus den Baumwipfeln sind bedrohliche Vogelschreie und wildes Flügelschlagen zu hören. Im Zuschauerraum regnet es Federn. Durch die unermüdliche Wiederholung entsteht ein brodelnder, nahezu neurotischer, zwanghafter Charakter, der das Aufgehen der Sonne krampfhaft erzwingen will. In Takt zehn setzt dann die lallende Stimme der bereits ekstatisch ums Lichtfeuer spukenden Zauberin ein. In diesem letzten Teil des zweiten Akts wird deutlich, wie eng Psyche und Soma im rituellen Geschehen ineinander verschränkt sind. Das sich nun anbahnende, orgiastische Ausbrechen aus den alltäglichen, sozialen Strukturen wird in Form eines ungezügelten Balztanzes gen Sonnenaufgang verwirklicht.
„Aerial“ gliedert sich in fünf Formteile. Im Teil A besteht der Rahmen der einzelnen melodischen Phrasen überwiegend aus zähen, gebundenen, abwärts gerichteten Quarten (fis’-cis’). Der Formteil B stellt einen für sich isolierten Formteil dar. Er widmet sich der Sonne und besteht lediglich aus dem Halbsatz „… in the sun.“ Die Anrufung der Sonne besteht aus einem Auftakt fis’-gis’ (punktierte Achtelnote-Sechzehntelnote), gefolgt von einem Quartsprung zum Wort „sun“, auf dem Ton cis’’. Die rituelle Bedeutung des Wortes „sun“ auf cis’’ kommt zum einen durch seine Sonderstellung als höchster Ton innerhalb der Melodik und zum anderen auch in Form eines acht Takte langen Haltetons, als Ausbruch aus dem rhythmischen Spiel der pulsierenden Instrumente, zum Ausdruck.
Das Licht der Sonne erstrahlt somit erhaben über dem Klangteppich der Instrumente. Durch das ekstatische Tanzen der archaisch gekleideten Darsteller des Chores werden kleine Vogelschwärme aufgeschreckt, während die Marionette sich von ihren „Fäden“ befreit und selbstständig Laufen lernt. In zwielichtiger Atmosphäre stürzte sich die belebte Puppe bereits auf eine weiße Taube, die sie als rituelles Opfer zerrissen und verzehrte hatte. Daraufhin färbte sich der Morgenhimmel, gleich einer makrokosmischen Analogie der Opferung, blutrot. Natürlich besteht hier auch eine metaphorische Beziehung zwischen dem besungenen Wein und dem Blut als Saft des Lebens.
Formteil C stellt auf der Textebene den manischen Größenwahnsinn der Teilnehmer des Rituals dar. Die intensive, orgiastische Wahrnehmung will immer mehr gesteigert werden, was sich nun auch im freien, wild improvisierten Spiel der Band hörbar macht. Immer wieder finden Ausflüchte in kurze B-Dur-Quartvorhalte und kleine Solopartien außerhalb des pulsierenden Rhythmus statt. Der Formteil D hingegen widmet sich thematisch und textlich dem Beginn der Vogelgesänge zur Morgenstunde.
Der ambivalente Gesang der Vögel wird mit dem menschlichen Lachen gleichgesetzt. Denn das Lachen der Menschen ist im Gegensatz zur Wortsprache sehr viel spontaner und voll archaischer Lebenskraft. Lachen kann sowohl einen Ausbruch freudigster Erregung, als auch eine Übersprungshandlung tiefster Bestürzung als Wurzel haben. In Formteil E bricht die Zauberin auf dem Klangteppich der neurotischen Akkordwiederholungen (Cis-Moll-7 und Cis-Moll-9) auf dem Ton gis’ nun in archaisches Gelächter aus, dem sich auch das Publikum aktiv und ekstatisch hinzugeben scheint, bis die maskierte Zauberin dann plötzlich gen Bühnenhimmel abhebt und ein lautes „Ha“ (auf der Grundstellung eines Cis-Moll-Akkordes) den zweiten Akt beendet. Für einen Wimpernschlag lang wird die Bühne abgedunkelt – dann bleibt nur der in Morgenlicht gebadete Birkenwald zurück.
Vasnetsov_Sirin_AlkonostDass die Vögel einst vom Himmel herab stiegen, um den Menschen ihren süßen Gesang zu bringen, entspringt einem alten russischen Mythos, der sich auch in der Malerei verewigt hat. Im Gemälde rechts  sieht man zwei magische Mischwesen, rechts die Alkonost, links die Sirin (Wiktor Wasnezow, 1896). Auch in Rimski-Korsakows Oper „Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch und der Jungfrau Fewronia“ kündigt im 4. Akt der Gesang von Alkonost Fewronia den Stillstand der Zeit und das Vergessen der Vergangenheit an. (Thomas)

1: Kreuder, Friedemann: Maske . In:Theatertheorie. Stuttgart,  2014, S.204.

Das Song-ABC: Bertie

abcEs ist ein ganz zarter Faden, der sich durch Kates Werk spinnt, für manche(n) vielleicht gar nicht wahrnehmbar: die Inspiration aus alter englischer Consort Music, aus der Epoche der Renaissance – consort ist der allgemeine Fachbegriff für Ensembles in dieser Zeit, die aus den Instrumenten einer Familie zusammengesetzt sind. Man kann die Tracks bequem an einer Hand abzählen, in denen sie sich dieser Klangsprache verschrieben hat: „Oh England, My Lionheart“ – „The Infant Kiss“ – „Bertie“. Darüber hinaus gibt’s ein paar Einsprengsel, die auf diese musikalische Epoche hindeuten, zum Beispiel die Bridge vor der letzten Strophe von „Hammer Horror“ oder der an Countertenöre dieser Epoche erinnernde Knabengesang in „All The Love“ und „Snowflake“.
bertieKate scheint die englische Renaissancemusik mit einer abhanden gekommenen Kindheit in Verbindung zu bringen. In „Oh England, My Lionheart“ malt sie mit extrem hoher Stimme rührende, naive Bilder, man könnte durchaus sagen, aus der Sicht eines Kindes, und sie gruppiert dazu Cembalo und ein Blockflötenconsort. In „The Infant Kiss“ schwingt ebenfalls – in diesmal sehr doppelbödiger Art und Weise – die Sehnsucht nach dem Kindlichen mit. Als Begleitung hört man ein Ensemble aus Gambeninstrumenten (engl.: viol1), die im England der elisabethanischen Zeit bei Komponisten wie John Dowland sehr beliebt waren.
Und sie bilden auch den musikalischen Rahmen für Kates „Kinderlied“ par excellence: ihre von mütterlichen Freuden durchtränkte Hymne auf ihren damals noch kleinen Sohn Bertie. Susanna Pell und Richard Campbell bedienen hier die sonor tönenden Kniegeigen. Laut Graeme Thomson wurden die beiden Solisten bei einer Aufführung der Bachschen Matthäuspassion ausfindig gemacht.2 Hinzu tritt Eligio Quinteira, der mit seiner Renaissancegitarre den harmonischen und rhythmischen Rahmen zugleich vorgibt. Das Instrument ist ein viersaitiger Vorläufer unserer Konzertgitarre. Ich habe allerdings den Verdacht, dass Del Palmer den Sound bei der (Nach-)Produktion durch einen FIlter gejagt hat, denn Quinteiros Gitarre hat hier im Vergleich zu seinen eigenen, „naturbelassenen“ Aufnahmen einen helleren, fast Cembalo-artigen Charakter. In der Bridge „(You give me joy…“), wo er in höheren Lagen spielt, wird das noch deutlicher. Robin Jeffrey komplettiert das Ensemble: Er steuert in den Refrains und am Schluss dezente Percussion bei, wie sie in der damaligen Epoche üblich war.
Die Rhythmenabfolge ist dabei interessant: „Bertie“ fängt mit einem 4/4-Takt an, man könnte von einer „Allemande“ sprechen, im Refrain wechselt das Metrum in einen schnellen Dreiertakt, was auf die Renaissance übertragen eine belebte „Courante“ sein könnte. Kates helle, vergnügte Stimme ist zu diesem spielerischen Unterbau die ideale Ergänzung. Hier gibt’s keine verschiedenen Deutungsebenen, keine Dramen oder schauerlichen Gestalten – in „Bertie“ singt eine beseelte, glückliche Mutter. Das ist meilenweit weg von der abgründigen Seite des „Infant Kiss“. Ich interpretiere das so: Die verlorene Kindheit, die Kate in „Oh, England…“ und „The Infant Kiss“ beschwört, kommt nun mit der nächsten Generation zurück. „Bertie“ ist für mich ein unbeschwertes Kleinod, im Zentrum der ersten „Aerial“-CD eingebettet in die reichlich schwerere Kost von „π“ und „Mrs. Bartolozzi“. Schade, dass es in diesem Consort-Stil (bisher?) so wenig Material von Kate gibt. Abschließende Frage: Ob dem nun fast erwachsenen Albert McIntosh das Lied peinlich ist? (Stefan)

1 http://www.earlymusicworld.com/id30.html
2 „Under The Ivy“, S. 294

Eine Vision: Kate entkommt dem Labyrinth

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© Lee Newman

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© Lee Newman

Ein äußerst ungewöhnliches Projekt hat Lee Newman vor wenigen Tagen online gestellt: The Dreaming in the Labyrinth. Das ist nichts anderes als ein Konzept für eine neue Tour von Kate. Auf seiner Seite Dreamlabyrinth erklärt Lee das so: „Ein Freund hatte mir die Aufgabe gestellt. Er fragte mich, welche Setlist ich für ein Kate Bush-Konzert zusammenstellen würde und wie sie zu einer Handlung verwoben werden könnten, ähnlich wie bei „The Ninth Wave‘ in ‚Before the dawn‘.“ Den kreativen Ausblick auf eine BTD-Nachfolge liefert Lee mit The Dreaming in the Labyrinth – mitsamt Musik. Die Grundidee: Kate agiert als ihr Alter Ego „Cathy“. In der Zukunftsvision will die Regierung ihre kreative Kraft beeinflussen und sieht sie als eine Art Waffe der Bewusstseinskontrolle, während „Cathy“ ihre schöpferische Kraft nutzt, um in eine alternative Realität zu entfliehen. Sie schlängelt sich durch das Labyrinth ihrer Lieder, um so sich so dem Zugriff zu entziehen. Klingt alles ein bisschen nach einer gesteigerten Version von Experiment IV. Lee setzt dabei auf eine ausgefallene Laser-Show, 3D-Projektionen auf großen Bildschirmwänden, eine Drehbühne und ziemlich viel technischen Schnickschnack. Passend dazu präsentiert Lee auf seiner Internetseite Song für Song eine detaillierte Beschreibung des Konzertverlaufes, während man parallel dazu die entsprechend abgemischte Musik mit Live-Atmosphäre hören kann. Act I startet sinnigerweise mit Experiment IV und hat in der Setlist mit The Dreaming, Rubberband Girl und Breathing gleich einige Kracher dabei. Am Beeindruckendsten ist aber, mit welchem Aufwand Lee seine Seite konzipiert hat. So versucht er, die optischen Anweisungen auch digital für jeden Song umzusetzen. Act I ist inzwischen komplett online, Act II ist noch im Aufbau. Auch das vorgesehene digitale Tourbook fehlt noch. Garniert wird das ganze noch mit einer wunderschönen Foto-Gallerie und einem Link zu seinem schon bekannten 56-minütigen Tanzmix „Preludes & Sunsets“, den man auf seiner Seite auch als Podcast herunterladen kann – ebenfalls nur zu empfehlen. Wundervolle Arbeit. Und wem das zu abgedreht ist: einfach die „Live“-Musik zum Konzert hören. 

Das Song-ABC: Sunset

abcSonnenleuchtend, abendwarm, lichtglitzernd – diese Begriffe kommen mir in den Sinn. Als ich gefragt wurde, ob ich zum zehnjährigen Jubiläum des Albums „Aerial“ einen Song für das ABC besprechen könnte, da fiel meine Wahl sofort auf „Sunset“. Dieser Song fasst für mich die Stimmung dieses Albums – insbesondere der zweiten Konzept-CD „A Sky of Honey“ – in einem Lied zusammen. Oder ist es eher anders herum? Weitet das Album die Welt dieses Liedes aus? „Sunset“ ist eine der Keimzellen des Albums: “King of the mountain”, “Sunset” und “An architect’s dream” entstanden schon sehr früh (1).
Was uns Vogelstimmen erzählen – das spielt die zentrale Rolle der sinfonischen Suite “A Sky of Honey”. Verwoben damit ist die Thematik der Darstellung von Licht und Farben. Menschen stellen Licht durch Malerei dar. Das Licht verändert sich im Ablauf eines Tages. Die Vögel singen von den Stimmungen dieses unterschiedlichen Lichts. “It’s almost as if they’re vocalising light”, (2) erläutert Kate Bush dazu und singt von den Stimmungen dieses Lichts aus Menschensicht. Nahtlos verbunden ist „Sunset“ mit den beiden Songs an seiner Seite – ein sonnigwarmer Abschnitt im großen musikalischen Strom der Sky-Seite.
sunset„If ‚King of the Mountain‘ is winter, ‚Sunset'“ is summer“ (3). Dies ist die kürzest mögliche Charakterisierung dieses Songs. “Sunset” ist eine Beschreibung des Sonnenuntergangs in einem Meer und einem Himmel wie aus Honig. Die Musik ist jazzartig und entspannt. Mit einem ganz ungezwungenen Rhythmus beginnt es. Ich fühle mich wie am Beginn eines langen, schönen Abends nach einem harten Tag. Ein Bass zupft traumverlorene Töne, dazu das Klavier als bestimmendes Element. Die Musik ist wie ein Teppich aus hingetupften Tönen, über den sich die Stimme erhebt. Die Farben der Impressionisten erstrahlen aus der Musik. Von Van Gogh gibt es ein Bild „Weiden bei Sonnenuntergang“ – so ist diese Musik, aus sich heraus glühend. Golden – dieses Lied ist ein goldenes Weizenfeld am Abend. Ein Glas Rotwein dazu und ich bin ganz woanders – das Bild einer dunklen, stilvollen Pianobar steigt in mir auf. Rot – dieses Lied ist dunkelroter Samt.
Das “It’s almost as if they’re vocalising light” ist zentraler textlicher Hintergrund (“This is a song of colour / Where sands sing in crimson, red and rust”). „Sunset“ ist ein Lied des Abschieds. Das Licht muss sterben, wird aber in den Sternen weiterleben (“Every sleepy light / Must say goodbye / To the day before it dies / In a sea of honey / A sky of honey”). In einem Flamenco-Chorus, einem letzten Tanz vor der Dunkelheit, endet das Lied und eine Amsel beginnt einsam mit “Aerial Tal”. Beim Hören werde ich immer in eine Art Schwebezustand versetzt. Negative Emotionen, Stress, Lärm – all das ist auf einmal weit weg und für einige Minuten nicht mehr von Bedeutung.
Der Song ist ein wunderschön gesungenes Lied, unkonventionell und entspannt. Den folgenden beiden Charakterisierungen kann ich nur zustimmen und Besseres ist dazu auch nicht zu sagen: „Sometimes, as on the outstanding ‚Sunset‘, she begins alone and softly, but soon the tempo quickens and the song becomes an experiment in forms: jazz, progressive rock, flamenco“ (4) und „Sunset is one of the most beautifully written and produced songs I have ever heard in my life… jazzy… smooth jazzy… colourful and amazingly vivid across the Sky of Honey landscape.“ (5)
Auffällig auf der Sky-Seite von „Aerial“ ist die alleinige Verwendung von Kreuz-Tonarten. Nie bisher hat es bei Kate Bush eine solche Konzentration in der Verwendung stimmungsverwandter Tonarten gegeben. Alle Tonarten der Sky-Seite mit ihren mindestens vier Kreuzen gehören zu den warmen, hochromantischen und mystischen Tonarten, die nach Beckh (6) den Nachmittag, die Sonne, die Wärme und die Dämmerung symbolisieren. Im Folgenden verwende ich fast wörtlich die Charakteristiken der Tonarten, wie sie Beckh für die klassische Musik zusammengestellt hat. Dies klingt so fast unheimlich passend, als ob Beckh beim Schreiben seiner Worte genau an dieses Lied gedacht hätte.
„Sunset“ steht in cis-Moll (7), der Sehnsuchtstonart der klassischen Musik. Es ist eine warme Tonart der Melancholie, die mit ihrer leuchtenden Schönheit in unserem Herzen die verborgenen Quellen der Sehnsucht öffnet. Einige auch rhythmisch deutlich abgesetzte Passagen des Songs („And changes into the most beautiful iridescent blue“ und „Keep us close to your heart so if the skies stay dark we may live on in comets and stars“) sind von cis-Moll nach H-Dur/Cis-Dur gerückt. H-Dur ist die Sonnenuntergangstonart. Sie ist nicht mehr ganz im Irdischen, sie enthält einen verklärten Nachglanz dieses Irdischen und damit zugleich die Vorahnung des Hinübergehens. Sie ist die ätherische, überirdische Tonart der Verklärung. Wagners Liebestoddrama „Tristan und Isolde“ wird z.B. von H-Dur bestimmt. Das transzendente Cis-Dur hat auf der einen Seite ein sinnliches Element, kann ganz sinnliche Süße sein. Auf der anderen Seite steht es für das Allerhöchste, Weihevollste. Ein eigenartiger Abgrund zwischen Höhe und Tiefe scheint sich in dieser Tonart aufzutun. Es ist dies eine in den Tiefen des Irdischen erlebte höchste geistige Höhe, das „Schauen der Sonne um Mitternacht“. Auch das sonnendurchglühte E-Dur ist in „Sunset“ gegenwärtig. Dies ist nach Beckh die wärmste aller Tonarten, sie steht für Herzenswärme, Liebeswärme, es ist die Tonart der Sonne.
Die Wahl der Tonarten unterstützt aufs Schönste den Inhalt des Textes und den Hintergrund aus Licht und Vogelgesang. Für mich ist es damit offensichtlich, dass Kate Bush Tonarten sehr inhaltsbezogen einsetzt. Bewusst oder unbewusst, das ist nicht zu klären. Aber genial gut, dass ist auch hier wieder festzustellen. Wärme, Sonne und Sehnsucht verschmelzen auf diese Weise in diesem Song zu einer ganz neuen Einheit.
„Sunset“ ist eine fast religiös anmutende Naturbeschreibung. Vielleicht muss das auch in einer entsprechend mythisch-mysteriösen Form zusammengefasst werden: „Gegen Ende des sich im Sambarhythmus aufschwingenden „Sunset“ schreibt Bush Worte in den langsam in Nachtschwärze versinkenden Himmel. Ein Bild, das ihre eigene Geschichte rückwärts erzählt. […] Für Kate Bush gibt es keine Zeit außer ihrer eigenen.“ (8) (© Achim/aHAJ)

(1) Interview durch Philippe Badhorn. Rolling Stone (France). Februar 2006.
(2) Interview durch Tom Doyle. Mojo. Dezember 2005. S.76 ff.
(3) Kim Curtis: „Kate Bush Remains Reliable on New CD“. Associated Press Wire Service. 07.11.2005
(4) Jason Cowley: „Kate Bush, Aerial“. The Observer. 16.10.2005.
(5) Colin Lynch: „International online music“. dgmpublishing.com. 08.11.2005.
(6) Hermann Beckh: „Die Sprache der Tonart in der Musik von Bach bis Bruckner“. Verlag Urachhaus. Stuttgart. 1999
(7) Kate Bush: Aerial. International Music Publication. London. 2006.
(8) Oliver Tepel: „Mit Vogelstimmen reden“. Frankfurter Rundschau (Webseite), 11.11.2005

Vor zehn Jahren: Aerial im Waschsalon

aerial01November 2005. Zwölf lange Jahre des Wartens auf ein neues Album von Kate haben ein Ende – am 7.11.2005 erscheint das Doppel-Album „Aerial“. Mitte Oktober 2005: Ich komme aus einer Kölner Kneipe, setze mich ins Auto und fahre nach Hause und habe Mühe, mich zu konzentrieren. Im „Cleanicum“, eine Mischung aus Waschsalon und In-Kneipe, hatte EMI zur Pre-Listening-Party geladen. Am Eingang gab es Kontrollen, damit niemand Aufnahmegeräte reinschmuggeln konnte, und wer die persönliche Einladung nicht griffbereit hatte, für den gab es überhaupt keine Chance, die heiligen Hallen zu betreten. Und dann gab es was auf die Ohren: beide CDs in schöner Reihenfolge mitsamt kurzer Pause. Ich kann mich noch gut an die irritierten Blicke zu Bertie erinnern und meine Stoßseufzer gehört zu haben, als Mrs. Bartolozzi folgte. Wa-shing Ma-chi-ne! Verdrehte Augen und Gesichter, die zu sagen schienen: Nimmt das bald ein Ende? Aufatmend dann bei How to be invisible und Joanni – das war eher Kate, wie man sie bis dahin kannte. Dass A Coral Room in Kneipenatmosphäre kaum funktioniert, kann man sich vorstellen. Pause. Und dann A Sky Of Honey! Allerallerspätestens bei Sunset ging an dem Abend für mich die Sonne auf. Als Kate zum ersten Mal die Textzeile „In a sea of honey, a sky of honey“ sang, schmolz ich einfach nur noch dahin. Wenn man zwölf Jahre sehnsüchtig auf neue Musik wartet, hat man natürlich Angst, enttäuscht zu werden. Songwriter entwickeln sich musikalisch meist anders weiter, als man selbst, oder reproduzieren sich, während man selbst weitergewandert ist, neue musikalische Welten entdeckt hat. Meine neue musikalische Welt war seit dem Abend Aerial, und vor allem A Sky Of Honey. Die härteste Zeit stand mir aber noch bevor. Zum Pre-Listening war ich zwar eingeladen, eine Promo-CD habe ich aber nicht bekommen (das verzeihe ich EMI bis heute nicht). Was bedeutete: Drei Wochen lang die wundervollste Musik im Kopf, ohne eine Chance, sie erneut zu hören. Das ging erst ab dem 7.11. wieder…

Inside The Rainbow als signierte Ausgabe

kitr620Das neue Buch von John Carder Bush „Kate: Inside The Rainbow“ wird es wie angekündigt auch als special edition geben. Das Hardcover-Buch kommt dann in einer schönen Box daher und ist von John Carder Bush signiert. Zusätzlich wird es drei Kunstdrucke geben. Die signierte Editon wird ab dem 30. November ausgeliefert und kann ausschließlich über die Webseite www.katebook.co.uk geordert werden. Der Preis: 120 Pfund plus 10 Pfund Versandkosten. Die reguläre Ausgabe mit mehr als 250 bisher unveröffentlichten beziehungsweise seltenen Bilder aus der Zeit zwischen 1964 und 2011 kostet 40 Pfund und ist unter anderem auch bei Amazon bestellbar, die den Preis allerdings inzwischen spürbar angehoben haben.