Die Musikerin als Teil des Instrumentes


Beim ersten Hören mag man vielleicht stutzen: Singt die Frau? Summt sie? Und warum fuchtelt sie mit ihren Händen da rum, ohne irgendeine Taste zu drücken? Zumal es nicht irgendwer ist, der da seine ganz eigene Interpretation des Klassikers „Babooshka“ zum Besten gibt. Carolina Eyck ist Echo Klassik-Preisträgerin und gilt als eine der wenigen Theremin-Virtuosinnen. Das Theremin ist ein elektronisches Instrument, das berührungslos gespielt wird. Die zwei Antennen bauen ein elektromagnetisches Feld auf, dessen Schwingung durch die Hände beeinflusst wird. Eine Hand ist dabei für die Töne zuständig, die andere für die Lautstärke. Klingt einfach, ist aber nicht ganz leicht zu spielen. „Eigentlich unterscheidet sich das Theremin vom Schwierigkeitsgrad her nicht sonderlich von anderen Instrumenten – man lernt einfach ein Leben lang, von klein auf, es wird sonst schwierig auf ein gewisses Niveau zu kommen. Das gilt für das Theremin genauso wie für andere Instrumente. Man muss sein Gehör sehr gut trainieren, es gibt ja nicht so viele andere ‚Orientierungspunkte‘, wie zum Beispiel die Tasten beim Klavier“, erklärt Carolina Eyck, die im Alter von sieben Jahren bei der Großnichte des Erfinders Leon Theremin mit dem Spiel begonnen hat. Das größte Problem am Anfang: „Man muss lernen, sich im Raum selbst zu orientieren, mit nur wenig Unterstützung vom Instrument selbst. Hilfreich war sicherlich auch, dass ich andere Instrumente (Bratsche, Klavier) gelernt habe und viele verschiedene Übemethoden anwenden konnte“, erzählt Carolina Eyck, die selbst ein Instrument nutzt, das noch von Robert Moog entwickelt wurde. Moog war es, der das Theremin weiterentwickelte und später seine berühmten Synthesizer entwarf. So spielt zum Beispiel Keyboarder Marius Leicht in dem VIdeo unter anderem auch einen Moog Prodigy von 1980.

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Foto: Christian Hüller

„Da meine Eltern selbst elektronische Musik gemacht haben, bin ich sozusagen mit elektronischen Klängen groß geworden. Es ist mir sehr vertraut, von daher rührt vielleicht die Selbstverständlichkeit im Umgang mit dieser Form von Musik, die möglicherweise klassisch ausgebildeten Musikern ein wenig abgeht. Abgesehen davon ist einer der faszinierendsten Aspekte des Theremin der, dass es zum einen
berührungslos gespielt wird, man selbst aber genau deswegen auch zu einem Teil des Instruments wird – der ganze Körper spielt ja mit, meine
linke Hand ist gewissermaßen der Geigenbogen selbst, um mal einen
Vergleich mit der Geige zu versuchen“, erklärt Carolina Eyck ihre große Vorliebe für das Instrument. Dabei schafft sie es dann auch, die Grenzen zwischen verschiedenen Musikstilen wie Klassik oder Pop zu sprengen: „Ich spiele gerne Musik, die mir gefällt. Dabei unterscheide ich nicht zwischen Klassik und andere Genres. Die Pop-Musik bietet mir einfach viele Inspirationsquellen aus einer ganz anderen Richtung als die Klassik“, sagt sie etwa und legt den Beweis mit ihrer Interpretation von „Babooshka“ vor. Und warum überhaupt „Babooshka“? „Weil ich das Stück harmonisch toll finde und es sehr gut zum Theremin passt. Außerdem lief das Stück bei uns zu Hause an Sonntagen.“ An Sonntagen stellt sie auch auf einem eigenen Youtube-Kanal jede Woche einen neuen Song ein, den sie zusammen mit anderen Musikern auf dem Theremin eingespielt hat.  „Ich kann mich dort kreativ austoben, in alle Richtungen. Von der Musikauswahl über die Hintergrundmalerei bis hin zum Videoschnitt – das macht mir alles großen Spaß. Ich hoffe einfach, den Leuten damit das Theremin näher zu bringen und die ganze Bandbreite von Möglichkeiten aufzuzeigen. Es kann eben nicht nur Soundeffekt und Klassik, sondern auch alles andere dazwischen“, sagt die 28-Jährige. Man kann sich auf Youtube übrigens auch einen Song bei ihr wünschen. Wer weiß, vielleicht kommt ja in ein paar Monaten noch eine andere Neuinterpretation von Kate von ihr… (Mit Dank an Tom Fichtner, der den Kontakt ermöglicht hat.)

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