Show a little devotion: Stefan

saldKate-Fans sind treu, hingebungsvoll, geduldig und vor allem in die Musik von Kate verliebt. Im Kate-Fragebogen “Show a little devotion” gibt es für Kate-Fans immer die selben zwölf Fragen… mit den unterschiedlichsten Antworten. Heute antwortet Stefan.

stefanMit welchem Kate-Song wachst Du am liebsten morgens auf?
The Sensual World, ein perfekter Morgensong: Die Kirchenglocken wecken dich auf, und die warme, suggestive Stimme lässt dich langsam in den Tag gleiten.

Welche von Kate besungene Figur wärst Du gerne?
Leider kommen männliche Figuren in Kates Texten oft nicht gut weg. Sie sind (Massen-)mörder (Hitler, James), werden erschossen (Rudi), sind senil (Delius) oder wahnsinnig (Heathcliff). Am ehesten also noch der Ehemann in „Babooshka“. Oder der Fiddler aus „Violin“.

Wie lautet Deine liebste Textzeile von Kate?
„I was there at the birth, out of the cloud burst the head of the tempest.“ (Hello Earth)

Welchen Kate-Song singst Du unter der Dusche?
Ich singe da grundsätzlich nicht, aber wäre es nicht lebensgefährlich, würde ich Ian Bairnsons E-Gitarrensolo aus dem „Wuthering Heights“-Finale spielen. Mit viel Hall!

Mit welchem Song von Kate verbindest Du ein besonderes Erlebnis?
Hello Earth (siehe meine Analyse im Song-ABC).

Welchen Song von Kate hörst Du, wenn Du verliebt bist?
Under The Ivy.

Welcher Song-Titel von Kate beschreibt Dich am besten?
The Man With The Child In His Eyes.

Welches Album von Kate magst Du am liebsten?
Hounds Of Love. Denn es gibt kein grandioseres Stück Popmusik als „The Ninth Wave“.

Welcher Song hat Deine Begeisterung für Kate geweckt?
Cloudbusting.

Was macht für Dich Kate so besonders?
Ihr Mut, selbstbestimmt die Gesetze der Musikindustrie auszuhebeln. Ihre grenzenlose Fantasie in der Klangproduktion. Ihr fantastischer Umgang mit Stimmenschichtungen.

Was würdest Du Dir für das nächste Album von Kate wünschen?
Ein Konzeptalbum mit Solisten aus der englischen Consortmusik (im Stil von „Bertie“). Oder Gedicht- / Literaturvertonungen anknüpfend an Joyces „Flower Of The Mountain“.

Welcher Song von Kate soll einmal auf Deiner Beerdigung gespielt werden?
Wuthering Heights (in der 1986er Version).

Eine Seite mit Kate-Tattoos auf Pinterest

tattoo01Dass die Liebe zu Kate bei manchen Fans unter die Haut geht, war hier vor ziemlich genau einem Jahr schon mal Thema. Im Netz kann man viele Fotos von Tattoos mit Bezug zu Kate entdecken. Ein paar davon hatten wir hier schon vorgestellt. Nicht mal ein Monat nach dem Ende der Konzertreihe waren das natürlich bis auf eine Ausnahme alles Tattoos mit Bezug zu früheren Alben von Kate – von Zitaten aus Songtexten über das Kate-Symbol bis zu extrem aufwändig nachgestochenen Motiven vom Never for Ever-Cover oder der Reproduktion bekannter Fotomotive. Jetzt gibt es von Katherine Earnshaw auf Pinterest eine neue Seite mit mehr als 50 Kate-Tattoos. Neu sind insbesondere die Motive mit Bezug zu Before the dawn. Wobei vor allem die Feder als Motiv hervorsticht – manchmal gekoppelt mit dem Datum des besuchten Konzertes oder dem Gedicht von Tennyson. Sehr gelungen schaut auch die Kombination Feder/Fischkopf aus.

 

Bilder, die aus dem Rahmen fallen

cathyWenn man das neue Buch von John Carder Bush „Kate – Inside the rainbow“ bestellt, kann man schlecht ohne sein erstes Buch „Cathy“ dastehen. Die Neuauflage im letzten Jahr hat es bezahlbar gemacht. Vor einigen Tagen habe ich dann endlich nach langem Zögern zugegriffen und heute ist es frisch eingetroffen, im schönen Schuber, auf edlem Papier, mit neuem Vorwort. Auch wenn man die Bilder dank Internet größtenteils schon kennt, sind John’s Erinnerungen an die Aufnahmen spannend zu lesen – und noch viel spannender ist es, wenn die Fotos dann „aus dem Rahmen fallen“ und sich öffnen. Sehr schön. Im Nachhinein wundert es mich, dass ich immer glaubte, dieses Buch nicht unbedingt besitzen zu müssen…

Show a little devotion: Achim

saldKate-Fans sind treu, hingebungsvoll, geduldig und vor allem in die Musik von Kate verliebt. Im Kate-Fragebogen „Show a little devotion“ gibt es für Kate-Fans immer die selben zwölf Fragen… mit den unterschiedlichsten Antworten. Den Auftakt macht heute Achim.

achimMit welchem Kate-Song wachst Du am liebsten morgens auf?
Das muss ein Song sein, der nicht zu laut anfängt. Hochschrecken möchte ich nicht. Außerdem will ich noch ein paar Sekunden mit geschlossenen Augen weiterträumen können. „Nocturn“ vermittelt genau das positiv-hymnische Gefühl, das ich am frühen Morgen brauche.

Welche von Kate besungene Figur wärst Du gerne?
Kate Bush singt ja fast immer über etwas absonderliche Menschen. Da fällt es mir schwer, eine Wahl zu treffen. Ich könnte mich höchstens in der Stimmung eines Songs spiegeln. Ganz spontan und gerade genau passend fällt mir da „Pi“ ein. Ich mag die Beschwingtheit, dieses unablässige Kreisen. Diesen Song summe ich manchmal unbewusst vor mich hin, wenn ich konzentriert nachdenke.

Wie lautet Deine liebste Textzeile von Kate?
Das ist „Keep us close to your heart / So if the skies turn dark / We may live on in comets and stars“ aus „Sunset“. Ist diese Zeile nicht herrlich? „I feel that life has blown a great big hole through me“ aus „Lily“ gefällt mir aber genauso gut. Wer kennt dieses Gefühl nicht!? Aber hätte man es selbst auch so punktgenau ausgedrückt?

Welchen Kate-Song singst Du unter der Dusche?
Gäbe es von Kate Bush ein Regenlied, so würde ich wohl das nehmen. Unter der Dusche summe ich immer nur Fröhliches. „Babooshka“ hat den richtigen Drive, um mit Wasser zu plantschen und hemmungslos vor sich hin zu singen.

Mit welchem Song von Kate verbindest Du ein besonderes Erlebnis?
Das Duett „Don’t give up“ mit Peter Gabriel hat kurz nach seinem Erscheinen in einer schweren Zeit die Aufmunterung gegeben, die ich da brauchte. Kates Textzeilen waren genau wie für mich gemacht.

Welchen Song von Kate hörst Du, wenn Du verliebt bist?
Da kann ich schwer auswählen. Ich bin seit siebenundzwanzig Jahren verliebt – immer nur derselbe Song würde auch den härtesten Kate-Fan überfordern :-). Aber wenn ich wählen muss, dann nehme ich „Running up that hill“. Dieser Titel hat einen Herzklopfrhythmus, das bebt und vibriert. Ein Song voller Adrenalin.

Welcher Song-Titel von Kate beschreibt Dich am besten?
Song-Titel?? Du stellst aber Fragen … Ich antworte jetzt mal „Cloudbusting“ und Du darfst nachdenken, was das denn wohl bedeutet 🙂

Welches Album von Kate magst Du am liebsten?
Oh, das habe ich befürchtet. Eine Frage nach dem Lieblingslied hätte ich leichter beantworten können, da stehen „Hello Earth“, „A coral room“ und „Lake Tahoe“ weit vorn. Ich mag eigentlich jedes Album und ich mag ihre Unterschiedlichkeit. Für alle meine Stimmungen ist etwas dabei. Aber „Aerial“ stelle ich doch nach vorn. Hier wird so radikal mit den Konventionen der Popmusik gebrochen, wie es selten ist. Gefühle werden gezeigt, Stimmungen werden gemalt, Intimität, Romantik, Tiefe – alles ist hier drin. Dieses Album leuchtet wie die Abendsonne – ich liebe es und ich kann es in jeder Stimmung hören.

Welcher Song hat Deine Begeisterung für Kate geweckt?
„Wuthering Heights“ war damals so anders, so verquer, so besonders, so neu – das hat mich vom ersten Hören an beeindruckt. Selbst heute noch klingt dieser Song modern. Das ist ein ziemlich vernichtendes Urteil über den Mainstream der heutigen Popmusik, oder?

Was macht für Dich Kate so besonders?
Musik ist für mich ein ganz wichtiger Teil meines Lebens. Ohne sie könnte ich nicht auskommen. Aber um mich wirklich zu interessieren, muss sie sich aus der Masse hervorheben, muss sie etwas Besonderes sein. Sie muss erschüttern, berühren, zum Nachdenken anrühren. Dieses Gefühl habe ich zum Beispiel bei Musik von Beethoven, Sibelius, Verdi und Schostakowitsch. In der Popmusik schaffen es allerdings nur ganz wenige Künstler, bei mir dieses Gefühl zu erreichen. Kate Bush gehört dazu. Was ist an ihr so besonders? Sie geht ihren Weg, kompromisslos. Jedes Album ist eine neue Welt. Sie steht zu sich, ihren Emotionen, ihrer Musik. Viele ihrer Songs sind echte Kunstwerke. Die Lieder fühlen sich immer „echt“ an – es sind keine Designerprodukte für den schnellen Markt. Trotz dieses Anspruchs und trotz ihrer Qualität findet die Musik Anklang bei vielen Menschen – das ist für mich ein Zeichen für wahre Begabung.

Was würdest Du Dir für das nächste Album von Kate wünschen?
Ich wünsche mir wieder eine Überraschung, etwas Neues, etwas Unerwartetes – am besten als Dreifachalbum 🙂 Ich wünsche mir Musik, die die Menschen gleichzeitig in Verzückung und in Schockstarre versetzt. Aber das brauche ich mir eigentlich nicht zu wünschen, das ist ja Bush-Standard. Also bitte einfach nur ein neues Album und zwar schnell!

Welcher Song von Kate soll einmal auf Deiner Beerdigung gespielt werden?
Meine Freunde sollen die Musik von Kate Bush nicht mit meiner Beerdigung verbinden. Bei „Among angels“ live gesungen von Kate Bush lasse ich aber eventuell mit mir reden.

Das Song-ABC: Under Ice

abcUnheimlich! Dies sind mit die unheimlichsten zwei Minuten Musik, die Kate Bush bisher geschrieben hat. Meine Empfehlung ist, dies in einer Nacht zu hören, wenn man nicht schlafen kann, es dunkel und kalt und still ist, man übermüdet ist. Genau in dieser Situation ist am besten zu fühlen, was dieser Song ausdrückt: Verlassenheit, Angst, Kälte.
under-iceUm ihn angemessen zu analysieren, muss der Kontext „The ninth wave“ mit betrachtet werden. „Under ice“ ist in diese Suite von Songs eingebettet, die die zweite Seite des Albums „Hounds of love“ bildet. Lassen wir Kate Bush selbst sprechen: „Wir reden über einen Sturm. Da ist ein Mensch bei Sturm über Bord gegangen und kämpft eine ganze Nacht gegen die Wellen, die Müdigkeit und die Gefahr, aufzugeben. Zu dieser Handlung habe ich alle Stücke der zweiten LP-Seite geschrieben. […] Da geht also jemand über Bord, nachts. Er wird wahnsinnig müde, will resignieren. Dann ziehen seine Vergangenheit, seine Gegenwart und seine Zukunft an ihm vorbei und versuchen, ihn wachzuhalten und durch diese Nacht zu kriegen.“ (1). Die ersten beiden Stücke dieser Suite – „And dream of sheep“ und unser „Under ice“ – sind dabei als Einheit zu betrachten: „It was totally connected to the track that had come before, and they were written together – And Dream Of Sheep goes straight into Under Ice and they were almost conceived as one […]“ (2).
In „And dream of sheep“ wird der Rahmen der Geschichte aufgestellt: eine Schiffbrüchige treibt im nächtlichen Meer, mit Schwimmweste und Notlicht, kaum noch bei Bewusstsein. Stimmen aus dem Leben versuchen sie noch zu erreichen, aber wie von Narkotika betäubt sinkt sie tiefer und tiefer in den Schlaf (“like poppies, heavy with seed – They take me deeper and deeper”). Auch die Melodie geht hinunter in diese Tiefe und verdämmert. Ohne Pause beginnt „Under Ice“ und wir sind in einer düsteren Zwischenwelt. Das eher romantische cis-Moll wechselt abrupt in ein dunkles, bedrohliches a-Moll (3). Dieser Übergang ist so, als ob das Licht in der Musik abgeschaltet wird.
Kate Bush erklärt den Übergang und die Absichten dahinter so: „[…] it was very much the idea of going from very cold water, it’s getting dark, you’re alone, the only way out is to go to sleep, no responsibilities, and forget about everything; but if you go to sleep the chances are you could roll over in the water and drown. So you’re trying to fight sleep, but you can’t help it, and you hit the dream, the idea of the dream being really cold, and really the visual expectancy of total loneliness, and for me that was a completely frozen river, no-one around, everything completely covered with snow and icicles, and its that person all alone in this absolute cold wilderness of white, and seeing themselves under the ice, drowning, to witch they wake up and find themselves under the water“ (2).
Die Komposition dieses Songs geschah ganz schnell, die Musikbegleitung wurde an einem einzigen Tag eingespielt (4). Wenige Töne erklingen, nur Rhythmus, Betäubung. Ein einsames Cello – aus dem Fairlight CMI (4) – bestimmt mit seinen dumpfen Tönen die Musik. Wie das Pochen und Klopfen eines bangen Herzens klingt es und hebt das Gefühl des Alleinseins in dieser „absolute cold wilderness of white“ hervor. Die Stimme setzt ein, wird eins mit diesen minimalistischen Tönen.
undericehigherDies ist ein dunkler und gefährlicher Traum. Düsteres a-Moll bestimmt die Harmonik, in der immer wieder der d-Moll-Akkord auftaucht: d-Moll, die „Welt des Grabes und des Todes“ (5). Einige lichte C-Dur-Akkorde leuchten hinein wie Sterne der Hoffnung. Die Schiffbrüchige ist eingeschlafen, obwohl sie wach bleiben müsste. Erschöpfung hat sie überwältigt. Die weiße, kalte, tote Winterlandschaft dient als Symbol für diese Verlassenheit im Wasser, ausgelöst durch die eisige Kälte des Wassers. Einsamkeit und Todesnähe herrschen, nur einmal ertönt eine ganz ferne und unverständliche Stimme (ein Traum). In ihrer Müdigkeit sieht sich die Protagonistin in dieser Winterlandschaft auf dem Eis Schlittschuh laufen. Der Cello-Rhythmus nimmt dieses regelmäßige Vorwärtsbewegen musikalisch auf.
Dünnes Eis – das ist die trügerisch-sichere Schicht über den gefährlichen Abgründen. Harsche, abrupte Silben und Worte rufen das Bild der Eisfläche hervor. Sie klingen wie das Knacken, das ein Schlittschuhläufer hören kann: skating, cutting, splitting, spitting, ice. Hier ist die Stimme mit Hall versehen und klingt so, als ob es mehrere Stimmen wären, sie folgt dem Cello, die Stimme vibriert fast vor Kälte. Mehrmals wechselt der Gesang und die Stimme erhebt sich in elegischen, ganz klar klingenden Melodien über die Eisfläche („The river has frozen over“, „I’m speeding past trees leaving“, „There’s something under water“). Der tote d-Moll-Akkord ist hier in den hellen F-Dur-Akkord der parallelen Dur-Tonart verwandelt – als ob die Musik sagen will: „Das ist nicht das Ende, der Tod kann abgewendet werden“.
Dann zersplittert das Eis wirklich und die Realität des Traums zerbricht. Unter dem Eis ist etwas – das eigene Ich – verbunden mit dem Lautsymbol des Echolots. Die Protagonistin erschrickt, sie erkennt sich in diesem Körper unter dem Eis, versunken, am Ertrinken. Die den Cello-Puls begleitenden rauen Stimmen und die Gesangsstimme (die „It’s me“ singt) sind zum einzigen Mal parallel. Die Stimmung steigert sich, wird bedrohlicher, erregter. Etwas dringt auch musikalisch ins Bewusstsein. Am Schluss dann ein weiteres Absinken der Musik, der Cello-Puls lässt nach und erstirbt, ein Einschlafen, ein Akzeptieren. Die Musik kreist in merkwürdigen Tönen vor sich hin und wird immer ruhiger. Führt das in die Bewusstlosigkeit oder noch tiefer ins Meer? Übergangslos geht es mit „Waking the witch“ weiter und mit Stimmen, die danach rufen aufzuwachen, die aus dieser Situation retten wollen.
Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass „The ninth wave“ keine konsistente, logisch fortschreitende Geschichte erzählt, sondern assoziativ Episoden aneinander reiht. Warum ist die Protagonistin auf einmal auf dem Eis und war vorher auf dem Wasser – ist das ein Bruch? Die Analyse zeigt aber, dass es sich hier um eine logische Konsequenz handelt, wenn die verwendeten Symbole aufgeschlüsselt werden. Selten wurde eine so unheimliche Atmosphäre mit so wenigen Mitteln erzeugt. „Under ice“ ist ein Horrorfilm in zwei Minuten.  (© Achim/aHAJ)

(1) Andreas Hub: “Kate Bush. Aufgetaucht”. Interview mit Kate Bush. Fachblatt Musikmagazin. 11/1985
(2) The 1985 Convention Interview. Tony Myatt asks Kate about Hounds of Love. Homeground – The Kate Bush Magazine. Anthology One. Crescent Moon Publishing. Maidstone. 2014. S.383-392
(3) “Kate Bush Complete”. EMI Music Publishing / International Music Publications. London. 1987. S.60 und 160
(4) Rob Jovanovic, Kate Bush. Die Biographie. 2006. Koch International GmbH/Hannibal. Höfen. S. 156
(5) Hermann Beckh: Die Sprache der Tonart in der Musik von Bach bis Bruckner. Verlag Urachhaus. Stuttgart 1999. S.157

Stewart Arnold und die Schneemänner

t-shirtBei der Kate Bush-Convention in Birmingham am Wochenende waren gleich drei langjährige Weggefährten von Kate zu Gast. Fotograf Guido Harari hat seine neues Buchprojekt promotet, Tänzer Stewart Avon Arnold stand für eine Frage und Antwort-Runde zur Zusammenarbeit mit Kate zur Verfügung (die übrigens im englischen Forum nachzulesen ist) und als unerwarteter Ehrengast tauchte noch Bassist Del Palmer auf. Arnold hat als Tänzer und Choreograph für Kate unter anderem an den Videos zu Sat In Your Lap, The Red Shoes, The Big Sky, Love & Anger, Rubberband Girl, Eat The Music und zum Film The Line, The Cross & The Curve mitgearbeitet. Zuvor war er schon bei Fernsehauftritten mit dabei und hat auch an der ersten Tour von Kate mitgewirkt. Organisiert hat den Event Lisa Oliver, die die Tribute-Band „Cloudbusting“ mitbegründet hat und früher Sängerin der Guppe war. Im Nachgang zur Convention werden derzeit auf Facebook ein paar Kate-Poster und -Bücher versteigert. Highlight ist dabei ein T-Shirt, das Del Palmer für die Auktion gestiftet hat: ein T-Shirt mit dem Aufdruck „I’m A Snowman“. Laut Del bei den Studioarbeiten an „50 Words for Snow“ jeder im Team das entsprechende T-Shirt an. Wer mitbieten möchte: aktuell liegt der Preis bei 100 Pfund.

Update: Das Q&A-Transkript wurde inzwischen leider wieder entfernt; ebenso eine Mitschrift der Fragen und Antworten an und von Del Palmer.

Guido Harari: The Kate Inside

guido-harari620Das neue Fotobuch „The Kate Inside“ von Guido Harari kann ab sofort vorbestellt werden. Guido hat Kate zwischen 1982 und 1993 immer wieder fotografiert, unter anderem für die Albem „Hounds of Love“, „The Sensual World“ und „The Red Shoes“. Unter anderem war er auch am Set von „The Line, The Cross & The Curve“ mit dabei. Mehr als 300 Fotos werden in dem aufwändig gestalteten Buch präsentiert, darunter viele bisher unveröffentlichte Bilder von Kate, Outtakes, Kontaktabzüge und Test-Polaroids. Das Buch erscheint erscheint als 240-seitiges Hardcover knapp im Din-A-3-Format. Insgesamt werden 3000 Exemplare gedruckt, eine Vorbestellung ist bis Januar 2016 zum Vorzugspreis von 90 Euo möglich. Danach wird es 120 Euro kosten. In einer Deluxe-Edition wird es 390 Euro kosten (später 520 Euro). Die Deluxe-Edition (350 Exemplare) im Schuber mit Ledereinband wird von Guido Harari und Lindsay Kemp signiert, Kemp hat ein Vorwort für das Buch verfasst. Zusätzlich wird es dafür noch einen beigelegten Kunstdruck sowie ein Nachdruck von acht Polaroids geben. Um den Druck des Buches überhaupt finanzieren zu können, werden zudem spezielle Kunstdrucke, Poster und Karten-Sets – teilweise signiert – über die Wall of Sound Gallery angeboten. Das Buch wird von Italien aus verschickt; die Versandkosten liegen bei 30 Euro.

Die neunte Welle

big_7Der kürzlich verstorbene Schriftsteller Dieter Kühn beschreibt es in seinem Buch „Die siebte Woge“ so: „Als St. Petersburg noch Leningrad hieß, stand auch ich in der Eremitage vor dem cinemascope-großen Gemälde Die neunte Woge. Alte seemännische Bezeichnung für eine besonders hohe, bedrohliche Wassermasse. Entsprechend bewegt geht es auf dem Riesengemälde zu: Überlebende eines Schiffbruchs haben sich in kleinem Grüppchen auf ein Wrackteil, den Mast, gerettet, jemand winkt unsichtbare Helfer herbei mit weißem Lappen. Lautlos tosend das Ambiente schaumgekuppter Wellen, dominierend aufgetürmt eine Woge, die man heute als Killerwelle bezeichnen würde.“ Kühn steht vor dem Werk von Iwan Konstantinowitsch Aiwasowski, dem russischen Maler, dessen 1850 gemaltes Bild titelgebend für „The Ninth Wave“ – der zweiten Seite des Albums „Hounds of Love“ – war. In einem Punkt irrt Kühn allerdings. Er hat das Bild nicht in der Eremitage, sondern im Staatlichen Russischen Museum in St. Petersburg gesehen, das die weltweit größte Sammlung russischer Kunst beherbergt. Darunter auch als bekanntestes Bild „Die neunte Welle“ oder „Die neunte Woge“.
tnw-zettelAiwasowski war russischer Marinemaler, der vor allem durch seine virtuose Gestaltung von Licht und Schatten begeisterte. Auch er war offenbar von dem Seemannsaberglauben inspiriert, wonach in einer Abfolge von Wellen die neunte Woge stets die mächtigste Welle ist. Ein Aberglaube, der schon in der isländischen Göttersaga Edda nachzulesen ist. Der englische DIchter Lord Alfred Tennyson hat das in „The Coming of Arthur“ painteraufgegriffen: „Wave after wave, each mightier than the last, Till last, a ninth one, gathering half the deep And full of voices, slowly rose and plunged Roaring, and all the wave was in a flame“ – jedem Kate Bush-Fan bestens vertraut, weil Kate genau diese Zeilen auf dem Back-Cover zu Hounds of Love zitiert hat. Und natürlich, weil zu Beginn der Aufführung von The Ninth Wave im vergangenen Jahr die kleinen gelben Papierzettel mit dem Aufdruck der vier Gedicht-Zeilen durchs Apollo-Theater flogen. Woher der Bezug zu dem Gemälde von Aiwasowski stammt, bleibt leider unklar. Kate hat in mehreren Interviews ihr Interesse an Malerei kundgetan. In einem Interview mit dem Melody Maker in wave1978dem Jahr, in dem Hounds of Love veröffentlicht wurde, antwortete sie zum Beispiel auf die Frage, welcher Künstler sie am liebsten gewesen wäre: “I would want to be Breughal, definitely. His work is so real, and yet depicted in a fantastic way. It’s so beautiful and elemental. And his faces are so haunting.” 20 Jahre später greift Kate für ihr Album Aerial auf Bilder von Joseph Edward Southall (Fisherman And Boat) und Frederic Cayley Robinson (Lesson Time) zurück und nimmt das Motiv des Malers in „An Architect’s Dream“ auf. In mehreren Berichten zu den Before the Dawn-Konzerten wird interessanterweise die Person des Malers aus „A Sky of Honey“ mit Aiwasowski verknüpft. Schaut man sich das Bild von der Aufführung an, sieht man aber eher einen Hinweis auf den folgenden Song „Sunset“ statt der wogenden Wellen von Aiwasowski.
Was der eigentliche Auslöser für den Songzyklus „The Ninth Wave“ war, wird in einem kleinen Zeitungsausschnitt aus einem Jugendmagazin von 1978 oder 1979 deutlich: „My strangest dream (…) is where I’m sitting on this raft floating in the middle of a gigantic ocean. There’s no land in sight – just limitless water – yet I habe no fear and no desire to be rescued. Just a feeling of complete peace.“ Ein Traum, der zu wundervoller Musik wurde.

Das Song-ABC: Hounds of Love

abc„Hounds of Love“ ist ein beeindruckender und tiefgründiger Song. Er war ein Top20-Hit in Großbritannien und gab einem Hitalbum den Namen. Einige Kritiker halten ihn für den besten Song von Kate Bush (1).
Die Hitqualitäten sind offensichtlich. „Hounds of Love“ stürmt voran und bringt die Beine zum Tanzen. Die Musik ist popsong-artig, zugänglich. Die Musik bebt vor unterdrückter Energie. Niemals waren Songs von Kate Bush chartstauglicher als auf der ersten Seite dieses Albums. Das gilt aber nur für die Musik, die Texte sind von abgründigerer Natur – dies gilt auch hier. Schon das Cover der Single weist auf dieses Düstere hin: Eine nächtliche Waldlandschaft, ein einsamer See, Kate davor – fühlt sie sich bedroht?
holpolaroid400Bei der Analyse dieses anscheinend so eingängigen Songs bin ich wirklich ins Schwimmen gekommen. Zuerst erscheint es einfach: komplexe Aspekte der Liebe werden thematisiert. Dass Liebe nicht nur sonnig, sondern gleichzeitig auch beängstigend sein kann, wird schon durch den Titel (der gleichzeitig Albumtitel ist) verdeutlicht – „Hounds of Love“. Kate erklärt das in einem Interview (2) so: „[..] das sind die Hunde, die den jagen – symbolisch natürlich -, der sich vor der Liebe fürchtet, der Angst hat, ihr in die ‚Falle‘ zu gehen. Aber es sind nicht wirklich böse Hunde, man kann ja auf dem Cover sehen, wie sanft und schön die ‚Hounds of Love‘ sind.“ Offenbar ist die Sache aber doch ambivalent, denn in einem anderen Interview sagt sie es so: „The hounds of love are an image really, someone who’s afraid of being captured by love; and the imagery is love taking the form of hounds that are hunting them, so they run away because they’re afraid of being caught by the hounds and ripped to shreds.“ (3)
Zu Beginn des Songs wird die Dialogzeile „It’s in the trees! It’s coming!“ aus dem Film “The night of the demon” zitiert (4), in dem ein Dämon – eine vierfach gehörnte, krallenbewehrte, schuppige Teufelsgestalt – auf die Menschen losgelassen wird. Die Furcht vor einer mystischen, zerstörerischen Naturkraft wird thematisiert. Der Song ist im Rhythmus bei aller Tanzbarkeit etwas bedrohlich. Für mich klingt dieses Vorwärtsdrängende wie ein großes verfolgendes Tier, das durch einen dunklen Wald läuft (und das am Schluss ankommt). Groß, gefährlich, kraftvoll. Aber das ist die Sicht auf die Liebe aus Sicht der Feiglinge („I’ve always been a coward / And I don’t know what’s good for me“) – die Jagdhunde der Liebe sind sanft und schön. Sie behüten den, der sie in den Arm nimmt und an sich heranlässt – so sagt es das Cover des Albums. „Hounds of love“ ist ein Lied über Furcht, die uns alle irgendwann auf irgendeine Art und Weise befällt und beherrscht – insbesondere die Furcht vor der Liebe. Die Jagdhunde sind ein Sinnbild für die Liebe in all ihren Facetten selbst. Man kann sie fürchten, weil sie einen überwältigt. Sie reißt einen nieder und macht vollkommen hilflos. Sie macht einen glücklicher als alles andere auf der Welt. Das Mystische dabei: all dies geschieht gleichzeitig. Die Liebe ist gleichzeitig ein Monster und ein Kuscheltier.
KateHoundsDas klingt alles ganz einleuchtend und damit könnten wir es bewenden lassen. Aber ich habe Fragen im Kopf, die noch nicht beantwortet sind. Warum dieses Bild der „Jagdhunde der Liebe“? Es bestimmt das ganze Album – der Titel ist daran orientiert, ebenso das Cover. Welche Assoziationen sind eingeflossen?
Kate Bush sagte in einem Interview zum Album „Never for ever“ etwas sehr Interessantes über die Art und Weise, wie sie Songs entstehen lässt (5): „Wenn ich mich von einem Film oder einem Buch inspirieren lasse, möchte ich nichts genau übernehmen – ich stehle die Idee nicht. Ich filtere sie durch meine persönlichen Erfahrungen, und manchmal entsteht daraus eine seltsame Mischung aus frei erfundenen Dingen und sehr, sehr persönlichen Ängsten, die ich in mir trage“. In Ihren Songs werden Inspirationen aller Art mit einer Grundidee zu einer neuen Einheit verschmolzen.
Beim Stöbern in meinem Bücherregal ist mir ein Band mit Kurzgeschichten in die Hand gefallen: „Somerset träumt“ von Kate Wilhelm. In diesem Band ist die Geschichte „Die Hunde“ (Originaltitel „The Hounds“) aus dem Jahre 1974 enthalten (6). Es ist eine Interpretation der griechischen Sage um die Göttin Artemis und den Jäger Aktäon (7). Artemis, die Göttin des Mondes und der Jagd, war sehr keusch. Mit Männern wollte sie nichts zu schaffen haben. Sie lebte im Wald und war gleichzeitig sehr scheu und argwöhnisch. Der Jüngling Aktäon stieß bei der Jagd zufällig auf die Göttin beim Bade. Artemis verwandelte ihn in einen Hirsch, worauf er von seinen eigenen Jagdhunden in Stücke gerissen wurde.
„The Hounds“ handelt von Rose Ellen und ihrem Mann. Er verliert seine Arbeit und beschließt, zurück aufs Land zu gehen und eine kleine Farm zu kaufen. Rose Ellen ist dagegen, doch sie ist eine pflichttreue, liebevolle, aufopfernde Ehefrau und geht mit. Alles geht gut und ist friedlich. Eines Tages laufen zwei sehr schöne Hunde (ähnlich wie die auf dem Cover des Albums) Rose Ellen nach und hängen ab da besitzergreifend an ihr. Von Anfang an ist Rose Ellen von unerklärlicher Angst vor ihnen befallen. Sie kann und will sie nicht anfassen. Sie hat einen wiederkehrenden Traum, der ihr klarmacht, dass sie dann für alle Zeiten gefangen wäre, die Tiere würden sie nie wieder loslassen. In diesem Traum ist sie die Frau in Weiß, die mit den Hunden zur Jagd ausreitet. Ihre Beute ist ein Hirsch. Mit jedem Traum kommt sie dem Hirsch näher, ein Messer in der Hand. Sie befürchtet, dass ihr Leben zerstört wäre und ihre Ehe zerbrechen würde, wenn sie den Hirsch im nächsten Traum tötet. Es ist eine Geschichte über Freiheit und Wildheit und Zügellosigkeit, die Rose Ellen nie ausgelebt hat. Ein Teil von ihr will Artemis sein, eins mit der Natur, die wilde Zerstörerin und Jägerin. Aber das darf nicht sein, es steht zu viel auf dem Spiel – so sagt es sich Rose Ellen und lässt sich nicht auf ihre Natur ein. Sie erschießt die Hunde.
Diese Details passen mir viel zu gut auf den Song „Hounds of Love“ um Zufall zu sein. Artemis – das ist die jungfräuliche Göttin, die Angst vor der Liebe, vor Berührung hat. Sie ist aber auch die Gewalt der Natur. Jagdhunde sind Begleiter dieser Göttin der Jagd. Artemis wird oft mit Pfeil und Bogen dargestellt (8). Dies scheint mir in den Song und das Album eingeflossen zu sein – auf dem Cover zur Single „Running up that hill“ stellt sich Kate Bush als Bogenschützin dar, die ein unbekanntes Ziel anvisiert. Auf dem Cover des Albums liegt sie mit ihren Jagdhunden da wie eine Göttin, die vor Sternen im Himmel schwebt (das war mein erster Eindruck 1985, als ich das Album in den Händen hielt). Rose Ellen in der Erzählung ist der Feigling, der vor der Macht ihrer eigenen Natur – verkörpert durch die Hunde – zurückweicht. Eine Frau ist gleichzeitig die scheue Göttin und die wilde Zerstörerin und Jägerin. Sie ist das, was sie selbst fürchtet. Auch das Video zum Song legt das nahe. Es ist eine Adaption von Hitchcocks „Die 39 Stufen“, in dem eine Frau auch erst über Gefahren ungewollt zu ihrer Liebe findet (11).
Dass es in diesem Song um die unergründliche, ambivalente Macht der Natur selbst geht – darauf deutet auch die Tonart hin. Der Song ist in F-Dur geschrieben (9). F-Dur ist die Natur-Tonart, die Stimme der Natur – im Hintergrund ist aber immer das verborgene zerstörerische Potenzial der Naturgewalten spürbar (10).
Es gibt weitere Punkte, die implizieren, dass sich Kate Bush mit „Somerset träumt“ von Kate Wilhelm befasst haben könnte. „It’s in the trees! It’s coming!“ – so etwas findet sich auch in dem Buch von Kate Wilhelm. Dort gibt es eine Geschichte über kleine Geister/Kobolde/Monster, die in einem Baum vor einem Haus wohnen. Nur die Frau kann sie sehen und mit ihnen kommunizieren. Und es findet sich die Geschichte über einen Mann in einem eingeschneiten Busbahnhof, der dort erfriert und sich an seine Vergangenheit und an seine Liebe erinnert. Vielleicht liegt dieser Busbahnhof ja an der Wheeler Street.
Aber genießen wir einfach das Lied und tanzen wir mit. Das gehört auch zu unserer Natur.
Achim/aHAJ)

(1) „The 50 greatest Kate Bush songs“, Mojo 10/2014, S. 76f
(2) Andreas Hub: “Kate Bush. Aufgetaucht”. Interview mit Kate Bush. Fachblatt Musikmagazin. 11/1985
(3) http://www.songfacts.com/detail.php?id=4741 (gelesen 12.01.2015) – hier wird der NME zitiert
(4) https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Fluch_des_D%C3%A4monen (gelesen 02.09.2015)
(5) Rob Jovanovic, Kate Bush. Die Biographie. 2006. Koch International GmbH/Hannibal. Höfen. S.118
(6) Kate Wilhelm: Die Hunde (Originaltitel „The Hounds“), aus dem englischen übersetzt von Sylvia Brecht-Pukallus, München, Heyne, 1988
(7) http://de.wikipedia.org/wiki/Aktaion (gelesen 12.01.2015)
(8) Hans-K. und Susanne Lücke, Antike Mythologie. Wiesbaden, 2005, Marix Verlag. S.137ff
(9) „Kate Bush Complete“. EMI Music Publishing / International Music Publications. London. 1987. S.99f
(10) Hermann Beckh: Die Sprache der Tonart in der Musik von Bach bis Bruckner. Verlag Urachhaus. Stuttgart 1999. S.149ff
(11) https://de.wikipedia.org/wiki/Die_39_Stufen_%281935%29 (gelesen 02.09.2015)

Preston Heyman über Kate


Preston Heyman, der für Kate bei der 1979er Tour of Life getrommelt hat und später an den Aufnahmen zu Never for Ever sowie The Dreaming beteiligt war, erzählte am Mittwoch beim Jubiläums-Gig der Tributeband Cloudbusting  zu 30 Jahren Hounds of Love, wie er Kate kennengelernt hat….

Das Song-ABC: Jig of Life

abcEs ist der Scheideweg in der grandiosen Suite „The Ninth Wave“: Zwischen dem geisterhaften „Watching You Without Me“ und dem in den Weltraum hinauskatapultierten „Hello Earth“ siedelt der „Jig Of Life“ – als erdverbundener Anker, der versucht, die Protagonistin dem Tod zu entreißen.
Einmal mehr hat Bruder Paddy als Katalysator für Folkeinflüsse gewirkt. Der Titel des Stücks spielt auf einen Tanz im Dreiertakt an (Sechsachtel, Neunachtel oder Zwölfachtel), den Folkbegeisterte vor allem aus der irischen Tradition kennen, der aber überall auf den Britischen Inseln beliebt war. Der Jig hat es aber auch in die Kunstmusiksphäre geschafft, etwa in Barocksuiten, wo er als Gigue bekannt war. [1] Die Nähe zum Wort „Geige“ deutet auf etymologische Beziehungen zur Geige hin – die lassen sich aber nicht eindeutig belegen. Oft steht aber tatsächlich die Geige im Mittelpunkt, wenn ein Jig gespielt wird. Die Geige als kreisendes, tranceförderndes Instrument, bevor sie als „Violine“ domestiziert wurde, so kennt man sie aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit, wenn zum Veitstanz aufgespielt wurde. Und auch Gevatter Tods Instrument ist die Geige, Begleiterin an der Pforte zwischen Dies- und Jenseits, diejenige, die zum ewigen Karussell von Vergehen und Neuwerden ihre Saiten schnurren lässt.
jigoflifeIn einer solch dramatisch aufgeladenen Sphäre zwischen Leben und Tod ist auch „Jig Of Life“ angesiedelt: „Now is the place where the crossroads meet.“ Die Ertrinkende, die eben noch als Gespenst durch ihr eigenes Haus irrte, erlebt eine weitere Vision, in der ihr eine alte Frau erscheint. Es ist sie selbst, in vorgerücktem Alter, und die greise Dame fordert sie resolut und nicht ganz uneigennützig auf, ihr Leben nicht jetzt schon aus der Hand zu geben. „Never, never, never say goodbye, to my part of your life.“ Wie Kate diese Zeile und überhaupt den ganzen, auf wenigen Tonwiederholungen verharrenden Text singt, das kann einem Schauer über den Rücken jagen, die alles andere als wohlig sind. Eine dunkle, suggestive Färbung hat sich ihrer Stimme bemächtigt, die manchmal ins Furienhafte hineinspielt. Bei all der düsteren Stimmung beherbergt diese Vision auch spannende Gedankenexperimente, allen Science Fiction-Fans vertraut, die sich für Raum-Zeit-Paradoxien begeistern. Diejenige, die da im Spiegel sitzt, kann es gar nicht geben, wenn ich auf der anderen Seite des Glases jetzt sterbe, folglich kann sie sich auch nicht an mich erinnern, und die zukünftigen Kinder, die im Text beschworen werden, erst recht nicht.
Dieser faszinierende, urwüchsige, bedrohliche Kreislauf des Lebens also, er wird als Folkdrama vertont. Viele der regulären Bandmusiker schweigen, Kate hat ihre Lieblingsfolkies verpflichtet, die teilweise schon auf „Night Of The Swallow“ drei Jahre zuvor zu hören waren: Der Fiedel- und Pfeifenmeister John Sheahan, Bouzouki-Crack Dónal Lunny, Liam O’Flynn am irischen Dudelsack – Legenden von den irischen Folkgruppen Planxty und Dubliners. Doch der Jig ist gar kein irischer, und erst der Instrumentalteil ist im Dreierrhythmus, wir müssen ihn also als Abstraktum, als Kreisen des ewigen Rades begreifen. Paddy Bush, Schatzsucher in den Musikkulturen der Welt, hat hier ein Traditional aus Griechenland an Land gezogen: Die Musik stammt aus den archaischen Anastenaria-Ritualen, die alljährlich in Nordgriechenland und Südbulgarien gefeiert werden. Die Bevölkerung der Dörfer ruft den Schutz des heiligen Konstantin und der heiligen Helene an, bezieht aus der Wirkung des unablässig sich wiederholenden Tanzens, die Kraft, barfuß durchs Feuer zu gehen. [2] (Randbemerkung für alle Weltmusikfreaks: Die kreisende Fiedel ist während dieser Rituale eine auf den Knien gehaltene Kemençe.) Die Musik wurde – wohl im Teamwork von Paddy und Kate – aus dieser rudimentären Form heraus noch erheblich weiterentwickelt. [3] Ob keltisch oder südosteuropäisch, die Vollblutmusiker aus Dublin leisteten in den Windmill Lane Studios ganze Arbeit, während Kate noch fieberhaft am Text arbeitete. Sie schufen einen Sog, der einem akustischen Maelstrom gleicht.
Zurück in der East Wickham Farm wurden dann noch zwei Krönchen auf den Track gesetzt. Drummer Charlie Morgan erinnert sich, wie Kate ihn aufforderte, auf die bestehenden Schlagzeugspuren vom Kollegen Stuart Elliott nochmal 24 draufzusetzen, mit jedwedem Klatsch,- Stampf-, Hämmer- und Paukengeräusch, das er erzeugen konnte. [4] Das hat den „Jig Of Life“ erst so richtig erdig gemacht, zu einem Tanz, der wuchtig ins Parkett gehauen wird. Ich kann keinen Hehl draus machen, dass mich die letzte Zutat nie überzeugt hat. Es ist Jay Bushs sechzehn Zeilen umfassendes Gedicht, das die messerscharfen, kurzen Zeilen des vorherigen Textes poetisch überhöht und weiterführt. (Die Passage „We Are Of The Going Water…“ taucht schon in der Eröffnung von „Waking The Witch“ auf). So kraftvoll und bildgewaltig dieses Poem ist, im wirbelnden, turbulenten Kontext wirkt es künstlich aufmoduliert, verwirrt mehr, als dass es zur Geltung kommen kann. Für mich hätte dieser Tanz des Lebens ein viel überzeugenderes Ende gehabt mit dem gewaltsamen Abbruch in der gesprochenen Zeile „I put this moment here“ und dem direkten Übergang zu „Hello Earth“. Kate findet an dieser Stelle einen Ausstieg aus dem betörenden Strudel, aus dem ewigen Kreislauf. Schon vorher heißt es ja einmal „This moment belongs to the One-Hand-Clapping“, eine Anspielung an das Zen-Koan „Hörst du das Klatschen der einen Hand?“[5] Das lässt sich nur in tiefer Meditation erfahren, abseits von allem weltlichen Getümmel. Mit diesem Paradox hätte es direkt in die Auflösung des Raum-Zeit-Kontinuums gehen können, im Schwebeflug Richtung „Hello Earth“.   Stefan

[1] J.B.Metzler Musiklexikon, Bd.2, S.242/3, Weimar 2005
[2] http://press.princeton.edu/titles/4420.html
[3] https://www.youtube.com/watch?v=dCEk2No6Sww
[4] DVD „Hounds Of Love – A Classic Album Under Review“, Pride Production 2008
[5] http://buddhism.about.com/od/whoswhoinbuddhism/a/hakuin.htm

30 Jahre Hounds of Love

30jahre-holHeute auf den Tag genau vor 30 Jahren ist Kates wohl erfolgreichstes Album Hounds of Love veröffentlicht worden. Sieben Jahre nach ihrem Hit „Wuthering Heights“ gilt es noch heute für viele Fans als ihr musikalisches Meisterwerk, mindestens aber als die LP, mit der Kate endgültig ihren musikalischen Stil gefunden hat. Nach dem Debüt mit The Kick Inside (1978) und dem zu schnellen Nachfolger Lionheart (1978), folgte mit Never For Ever (1980) ein sehr ambitioniertes Album, das eine neue Phase einläutete. Kate griff zum einen auf Songs zurück, die teilweise noch in ihrer Anfangsphase entstanden sind, gleichzeitig experimentierte sie mit Synthesizern und setzte erstmals Sampler ein. Die Fülle dieser neuen Möglichkeiten schöpfte sie in Perfektion bei The Dreaming (1982) aus, um sich bei Hounds of Love (1985) auf das zu konzentrieren, was sie wie kaum ein anderer beherrscht: in ihren Liedern unterschiedlichste Aspekte eines Leitmotivs zu behandeln. Können zwei Liebende sich wirklich verstehen und wie wäre es, in den Körper und die Seele des anderen einzutauchen? (Running Up That Hill) Wie entkommt man der zerstörerischen Kraft der Liebe? (Hounds of Love) Oder es geht um die bedingungslose Liebe einer Mutter zu ihrem Sohn, die gleichzeitig erdrückend wie bequem ist (Mother stands for comfort), die durch äußere Kräfte bedrohte Liebe zwischen Vater und Sohn (Cloudbusting) und das Nicht-Verstanden-Werden in Beziehungen (The Big Sky). Dabei steht jeder Song für sich, erzählt eine eigene Geschichte und funktioniert dennoch als Ganzes. Dass allein vier der fünf Songs der ersten LP-Seite des Albums kommerziell überaus erfolgreich waren, hat vielleicht mit dazu geführt, dass Kate als stilprägende Musikerin der 1980er Jahre verortet wird. Natürlich gefällt dem Kate-Fan das, lieben, eher noch abgöttisch lieben tut er die zweite Seite: die Konzept-Suite The Ninth Wave. Als „Kreuzweg, eine Heldenreise in das unbekannte und gefährliche Innere“ hat Achim das in seiner Analyse zu HOL mal beschrieben, eingekleidet in die Geschichte einer Schiffbrüchigen, die sich eine Nacht mit ihrer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auseinandersetzt, um den Überlebenskampf zu bestehen. The Ninth Wave gehört mit Sicherheit zu den emotionalsten und atemberaubendsten knapp 30 Minuten Popmusik – erst recht, wenn man die Aufführung der Suite im Rahmen der Before The Dawn-Konzerte gesehen hat. Achim hatte das Fazit zu The Ninth Wave in vier Worte gefasst: „Nur die Liebe rettet.“ Besser kann man nicht sagen, was die Musik von Kate ausdrückt.

Die hellen und die dunklen Momente des Lebens

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Neben dem Cover zu Never For Ever hat Nick Price die Rückseite der Single Sat in your lap gestaltet, das Tourposter von 1979 sowie Vorder- und Rückseite der Single December will be magic again.

Die überraschendste Antwort hat Nick Price ganz zum Schluss parat: “Warum ich nach Never for Ever nie ein weiteres Album-Cover gezeichnet habe? Ganz einfach: Niemand hat mich jemals wieder gefragt.“ Das verblüfft. Nicht nur, weil Nick 1980 einen Preis für das beste Cover gewonnen hat, sondern auch deshalb weil er bis heute ein gefragter Zeichner und Illustrator ist. In England ist er als Kinderbuch-Illustrator bekannt, hat die “Wombles” wieder auferstehen lassen, zeichnet für die TV-Kinderserie „Doctor Snuggles“ und hat dabei mit bekannten Menschen wie Douglas Adams oder Peter Ustinov zusammengearbeitet. Angefangen hat Nick als Art Director in einer Werbeagentur. Für die Anzeigenentwürfe hat er oft auf seine eigenen Zeichnungen zurückgegriffen – bis die Zeichnungen immer wichtiger wurden und er sich selbstständig gemacht hat. Irgendwann hat Nick Kates Bruder John Carder Bush kennengelernt, der den Kontakt vermittelt hat. „John hat Kate einige von meinen Zeichnungen gezeigt. Ich glaube sie war damals einfach auf der Suche nach einem Künstler, in den sie sich hineinversetzen konnte“, erzählt Nick 35 Jahre nach dem Never For Ever-Cover. Dabei hat die Arbeit für Kate schon vorher begonnen. Aus Nicks Feder stammte bereits das Tour-Poster von 1979. Nach dem NFE-Cover hat er für Kate noch das Single-Cover zu December will be magic again gestaltet und ein Jahr später die Rückseite des Covers von Sat in your lap.

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Das Foto gab es als Vorlage für Nick. So sollte er Kate zeichnen.

Bei der Gestaltung des NFE-Covers hatte Nick weitestgehend freie Hand. Nur ein Bild von Kate gab es für ihn, wie er sie zeichnen sollte. „Kate wollte freundliche und dunkle Figuren auf dem Cover. Den Charakter der Figuren zu entwickeln, hat sie mir überlassen, was natürlich toll für mich war. Vielleicht sind die Figuren der dunklen Seite auf dem Cover etwas stärker vertreten, aber es ist einfach interessanter Dämonen zu zeichnen, als Tauben und Schwäne.“ Eine andere Vorgabe gab es dann noch noch: Die Figuren sollten quasi aus Kates Schoß herausströmen, unter dem Kleid hervor. Inspirationsquelle für Nick waren damals die Werke des niederländischen Renaissance-Malers Hieronymus Bosch, der in vielen Bildern dämonische Figuren und Fabelwesen einbaute – zum Beispiel im Triptychon „Der Garten der Lüste“ (um 1500), wo auch menschliche Wesen mit Köpfen von Fischen oder Vögeln zu sehen sind. Kate selbst hat das Cover von Nick in einem Interview mal „als Reise durch unsere Emotionen“ beschrieben. Nick: „Ich habe mit Kate nie darüber gesprochen, aber es gibt eine dunkle Seite in uns allen. Ich glaube, dass Kate ausdrücken wollte, dass sie sich dessen bewusst ist.“

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Nick Price heute.

Zwei Wochen hat Nick benötigt, um das Cover fertigzustellen – mit Bleistift und Farbstiften. Die Songs hat er vorab nicht hören können, so dass sie auch nicht als zusätzliche Inspirationsquelle dienen konnten. An eine Geschichte kann sich Nick nach 35 Jahren leider nicht mehr erinnern – wie nämlich das KT-Symbol aufs Cover gekommen ist. Die Frage „Hat Kate Dir gesagt: ‚Nick, vergiss bloß nicht das Symbol irgendwo zu verstecken!‘?“ beantwortet er mit: „Kann gut sein, dass Kate mir diese Anweisung gegeben hat. Aber wirklich erinnern kann ich mich daran nicht mehr.“ Zu den Konzerten im letzten Jahr hat Nick es nicht geschafft – „zu viel Arbeit und ich war zu weit weg“.

Wenn Nick heute Kinderbücher illustriert, Anzeigen für Kunden gestaltet oder für die Kinderserie „Doctor Snuggles“ seine animierten Bilder fertigt, ist es für ihn nach wie vor eher eine Berufung, als Auftragsarbeit: „Ich zeichne immer für mich selbst, ohne dabei eine bestimmte Zielgruppe oder Altersgruppe im Kopf zu haben.“ An einer Stelle der Konversation mit ihm kann man übrigens deutlich spüren, dass er ein dickes Grinsen im Gesicht gehabt haben muss. Wer beim Cover von NFE genau hinschaut, kann ein Fisch mit menschlichen Armen und Beinen entdecken, bekleidet mit einem Kapuzen-Sweater. Der Fisch reitet auf einer Taube. Die Frage liegt also nah: Sieht so aus, als ob du das erste Logo für das Label Fish People entworfen hast?!  Nicks Antwort: „Well well!!! Fish People!!!…Das ist mir noch gar nicht aufgefallen, aber kann gut sein!“

Neues Buch erscheint am 22. Oktober

Katecarder400Das neue Buch über Kate von John Carder Bush wird am 22. Oktober veröffentlicht. Das Buch trägt den Titel „Kate: Inside the rainbow“. Auf 228 Seiten präsentiert Kates Bruder viele neue Fotos von Kate sowie zwei Essays. Bei den Bildern handelt sich um bisher noch nicht veröffentlichtes Material, aber auch um alternative Bilder aus bekannten Fotosessions, so zum Beispiel die schon vorab veröffentlichten Outtakes zum Cover des Hounds of Love-Albums. Das Buch kann inzwischen bei Amazon vorbestellt werden. In England wird es aktuell zum Preis von 26 Pfund (ca. 35 Euro; ohne Versandkosten) angeboten. Der reguläre Preis soll bei 40 Pfund liegen. Amazon Deutschland bietet das Buch für 40,95 Euro an – das dürfte nahezu identisch mit dem englischen Preis inklusive Versandkosten sein. Über die Seite katebook soll zudem eine limitierte Auflage des Buches veröffentlicht werden – möglicherweise von John Carder Bush signiert. Konkrete Angaben fehlen hier aber noch. Das neue Buch von Kates Bruder könnte – wie schon spekuliert – der Auftakt zu weiteren Veröffentlichungen sein. Derzeit wird ein Release-Datum der Konzert-DVD für den 4. Dezember gehandelt. Gesicherte Informationen gibt es dazu noch nicht. Als weiteres Format wird über eine 3CD spekuliert. Konkretere Hinweise gibt es auf eine Wiederveröffentlichung der drei ersten Alben von Kate, eventuell auch als Boxset. Vorerst abgesagt ist offenbar die ursprünglich bereits für April geplante Wiederveröffentlichung von The Red Shoes auf Vinyl durch das neue amerikanische Label Analog Spark. Dort geht man nun von einem Termin erst im nächsten Jahr aus.

Heute vor 35 Jahren erscheint Never For Ever

nfe620Heute vor 35 Jahren hat Kate ihr Album Never For Ever veröffentlicht – ihr erstes Album, auf das sie als Produzentin selbst direkten Einfluss hatte. „Mit Never for ever beginnt eindeutig eine neue Phase. Die beiden vorherigen Alben waren so aufgenommen wie eine Band im Studio klingt. Jetzt übernahm Kate Bush mehr Kontrolle“, stellt Achim in seiner Analyse des Albums fest. Ein außergewöhnliches Werk in mehrfacher Hinsicht: Es war das erste Album einer britischen Solokünstlerin, das in den dortigen Charts auf Platz 1 eingestiegen ist. Und: Kate entdeckt die Möglichkeiten der modernen Studiotechnik und setzt als eine der ersten Künstlerinnen überhaupt den neuen Sampling-Synthesizer Fairlight CMI ein. „Spuren dieses ersten Ausprobierens einer neuen Technik finden sich überall. Geräusche, die beim Spannen von Pistolen und Gewehren erzeugt wurden, wurden zum Beispiel für Army dreamers gesampelt, menschliche Stimmen für Delius, Türgeräusche für All we ever look for und zerbrechendes Glas für Babooshka“, schreibt Achim. Es ist aber auch der frühe Versuch eines Konzeptalbums: Never For Ever spielt mit der Tatsache, dass das Leben ein vorübergehender Zustand ist – was schon beim Cover deutlich wird. Tod und Vergänglichkeit sind die Hauptthemen, es geht um Besessenheit und wie so oft um filmische Inspiration. Achim: „Die Songs sind dabei so vielfältig wie die Traumgestalten, die auf dem Cover unter dem Rock von Kate Bush hervordrängen. Düsternis und klares Licht, Schwarz und Weiß vermischen sich.“ Und das gilt vom markanten Auftakt mit Babooshka bis zum Schlussakkord von Breathing, die Achim in seiner Analyse einzeln beschreibt und mit interessanten Details versieht, wie zum Beispiel bei Delius, der auf dem Film „Song of Summer“ basiert, den Kate mehr als zehn Jahre zuvor gesehen hatte. Oder beim Nachruf auf Bill Duffield (Blow away), für den auch ein Artikel der Auslöser war, in dem Menschen ihre Nahtoderfahrungen beschrieben haben. Never For Ever deutet aber auch an, wie Kate künftig arbeiten wird. Achim: „Never for ever entstand in kräftezehrenden Sessions, in Wiederholung um Wiederholung. Graeme Thomson hat es so beschrieben: „Hinter ihrer unnachgiebigen Arbeitsweise und ihrem hartnäckigen Festhalten an einer Idealvorstellung steckt die Suche nach dem Moment der Transzendenz, das Bestreben, den Klang, den sie in ihrem Kopf hört, so nahe wie möglich zu kommen, sodass ein geheimnisvoller, magischer Augenblick voll emotionaler Wahrheit entsteht.“ Achim: „Eine Künstlerin ist hier auf der Suche nach der Vision, dem idealen Klang. Dieser ferne Klang kann nur in besonderen Glücksmomenten erreicht werden, wenn alle Beteiligten eins sind. Auf diesem Album ist dies an vielen Stellen gelungen. Das esoterische Terrain der ersten beiden Alben ist in fremde, ‚exoterische‘ Gefilde ausgeweitet worden. Never for ever klingt so auch heute noch frisch, gewagt, eigensinnig, neugierig und eigenständig. Ich kann nur empfehlen, es öfter zu hören.“
Die komplette Analyse von Achim gibt es hier.