„The Kate Inside“: Buch kommt am 31. August

tkatei2Die Veröffentlichung des Buches „The Kate Inside“ von Guido Harari wird sich weiter verschieben: neuer Termin ist der 31. August. Der Grund: Ab dem 1. September wird die „Wall of Sound“-Gallerie in London mit den Bildern aus dem Buch eine Ausstellung bestreiten, während der auch das Buch promotet werden soll. Die Ausstellung wird bis zum 11. September geöffnet sein. „Dies wird für alle eine einmalige Gelegenheit sein, Fotos zu sehen, die bisher nie gezeigt wurden oder Jahrzehnte lang nicht mehr zu sehen waren“, schreibt Guido Harari auf seiner Facebook-Seite und verspricht zudem speziell für das Buch entwickelte „brand new ‚illusions'“. Teil der Ausstellung ist auch eine Veranstaltung mit Guido Harari und Lindsay Kemp, bei der Fans Fragen stellen können. Als kleine Entschädigung dafür, dass der ursprüngliche Veröffentlichungstermin von März auf Mai und jetzt auf Ende August verschoben wurde, sollen alle, die das Buch bereits geordert und bezahlt haben, eine dem Buch beigelegte Karte mit einem Kate-Motiv erhalten. Die Auslieferung der Bücher soll mit Beginn der Ausstellung erfolgen.

Get Out Of My House als Quelle der Inspiration

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Blixa Bargeld von den „Einstürzenden Neubauten“: Hat sich die Band bei ihrem Song „Haus der Lüge“ von Kates „Get Out Of My House“ inspirieren lassen?

Gewaltige fünfeinhalb Minuten entrollen sich in „Get Out Of My House“, die zumindest nach Einschätzung von Stefan nicht ohne Folgen geblieben sind. Wer über die reine Analyse fürs Song-ABC hinaus noch Lust hat, literatur- und popmusikgeschichtlich über den Song weiterzuspinnen, der/dem empfiehlt Stefan hier ein paar spannende Rückbezüge und Querverweise:
Der englische Schauerroman-Autor William Hope Hodgson hat 1908 mit „The House On The Borderland“ [deutsch: William Hope Hodgson::Das Haus an der Grenze und andere phantastische Erzählungen, Insel-Verlag, 1973.] sein Meisterstück geschrieben. Die vielen verwinkelten Zimmer und Türme, die Verliese und Speicher dieser alten Villa – könnten sie eine Auswirkung auf Kate gehabt haben? Bei Graeme Thomson [„Under The Ivy“, S. 190] findet sich der Hinweis, dass Kate von Stephen Kings „Shining“ inspiriert war, was völlig plausibel ist. Einen ebenso körperlichen Horrorroman über ein abgründiges Bauwerk hat Mark Z. Danielewski 2000 mit „The House Of Leaves“ [deutsch: Mark Z. Danielewski: Das Haus, Klett-Cotta 2007, übersetzt von Christa Schuenke]  geschrieben – Kates Song wäre hierzu ein passender Soundtrack.
Auch musikalisch hat Kate vielleicht nicht aus dem luftleeren Raum gegriffen: Immerhin hat Kollege Peter Gabriel mit dem „Intruder“ auf seinem dritten Album, an dem sie ja beteiligt war, 1980 eine ähnliche Thematik verfolgt – er jedoch aus der Gegenperspektive desjenigen, der ins Haus hineingeht. Und wer will, kann auch in den gruseligen, damalige Popmusikstandards auflösenden Strophen der Japan-Single „Ghosts“ vom März 1982 eine gewisse psychologische Verwandtschaft sehen. Direkter Einfluss – oder einfach der Zeit“geist“? Und letztlich könnte man mal Blixa Bargeld von den Einstürzenden Neubauten fragen, ob er Kates Song kannte: Denn die Haus- und Körpermetaphorik vom 1989 entstandenen „Haus der Lüge“ (Geschoss – Schoß!) hat so frappierende Ähnlichkeiten mit der in „Get Out Of My House“, dass eine Inspiration durch Kates Stück durchaus möglich wäre. Nicht nur textlich weisen die Neubauten hier Parallelen auf, sie haben auch mit gesampelten Metall- und Glassounds Kates Prinzip der „handwerklichen“ Soundschichtungen – wie in vielen ihrer anderen Stücke auch – weitergeführt.
Genau diese perkussive Arbeit mit gefundenen Objekten, die Kate mit dem Fairlight Anfang der 1980er auf „The Dreaming“ erstmals konsequent durchgezogen hat, findet bis heute vielfach Verwendung in der anspruchsvollen Popmusik, sei es gesampelt oder live eingespielt: Tom Waits hat sie zum Bauprinzip etlicher Alben gemacht, angefangen bei „Swordfishtrombones“, später auch auf Werken wie „Bone Machine“ (1991) oder „Mule Variations“ (1999). Empfehlenswert ist schließlich auch eine Hörsession mit Alben aus der Kreativschmiede des Montrealer Produzenten Jean Massicotte: Etwa wie er die Perkussion auf einigen Tracks des Albums „The Living Road“ (2003) der US-Mexikanerin Lhasa de Sela baut. Oder ganz aktuell auf „La Boca“, dem herausragenden aktuellen Album der argentinisch-schottischen Songwriterin Alejandra Ribera, auf dem Ventilatoren, Heizkörper, Lampen und andere gefundene Gegenstände das herkömmliche Drumkit ersetzen. (Stefan)

Das Song-ABC: Get Out Of My House

abcEin herzhafter Lachanfall war Graeme Thomson zufolge die Reaktion einiger Zeitgenossen auf diesen Song[1]. Fragt man jedoch hartgesottene Kate-Fans, rangiert er stetig hoch in der Gunst, findet sich in Favoritenlisten häufig unter den Top 10. Zu Recht: „Get Out Of My House“ ist ein fantastisches und zugleich beängstigendes Stück Popmusik, bei dem zeitweise die Grenzen zur musique concrète, zum Hörspiel aufgeweicht werden. Ich würde sogar soweit gehen, dass er etlichen Popkünstlern seit den 1980ern mit der Art und Weise, wie die Rhythmusspuren gebaut wurden, bewusst oder unbewusst als Blaupause gedient haben könnte. Dabei sprengt der Song eigentlich die technischen Möglichkeiten, die man 1981/82 in einem gemieteten Studio unter Zeitdruck umsetzen konnte. Es wird verständlich, wie innig sich Kate damals ein eigenes Klanglaboratorium gewünscht hat, doch in jener Schaffensphase war sie ja noch auf die Londoner Studios angewiesen, wo sie sich mit Del Palmer, Paul Hardiman und Haydn Bendall bis zu 20 Stunden am Tag einbunkerte. Die hermetische Isolation in einem Raum ohne Fenster mag die Paranoia von „Get Out Of My House“ noch befeuert haben.
Als Finaltrack setzt „Get Out Of My House“ dem ohnehin sehr gewagten Album „The Dreaming“ das Krönchen auf. Vom Aufbau her haben wir eine klassische Songstruktur mit Strophe, Bridge, Refrain und Coda. Wie diese allerdings soundtechnisch ausgestaltet sind, das hat nicht mehr viel mit dem herkömmlichen Popsong zu tun und reiht sich konsequent in die auf „The Dreaming“ verfolgten Gestaltungsprinzipien ein: Experimentelle Klangcollagen, bei denen das Drumkit zugunsten von Geräuschsamples auch mal zur Nebensache wird.
Martialische  Beats, der Schlachtruf „Eeyore“ aus der Kehle von Paul Hardiman und das dreitönige Leitmotiv auf Alan Murphys Gitarre bilden das Intro, bevor Kates Vocals einsetzen. Der letzte Offbeat des galoppierenden goomh4-400Viervierteltakts wird übermäßig betont, er ist auch zuständig für den Widerhaken im Groove – und in ihm versteckt sich das Sample einer heftig zugeschlagenen Tür. Sie wird auch gleich im Text thematisiert: „When you left the door was (slamming)“. Ein letzter Besucher verlässt das Haus, ein Gedanke stiehlt ihn hinweg, die Welt zieht ihn hinaus. Das Haus ist leer – und das bleibt es auch. Denn was nun folgt, ist die grandiose akustische Ausgestaltung einer Psychose. Dabei ist der eigentliche Protagonist das Haus, in dem die Heldin lebt, doch die Körpermetaphorik will es so, dass das lyrische Ich und das Haus organisch verschmelzen, in einem einzigen Bestreben: Niemand soll diesen „Körper“ jemals mehr betreten, „no stranger’s feet will enter me, I wash the panes, I clean the stains away.“ Diese totale Abschirmung gipfelt im wiederkehrenden Ausruf „With my key I lock it“, wobei das „lock it“ zeitlich mit der zugeschlagenen Tür zusammenfällt. Der Schlüssel als Motiv weist wiederum auf den vorangegangenen Track „Houdini“ hin. Auch in diesem Lied über den Entfesselungskünstler spielte ja das Motiv des gewollten Wegschließens eine zentrale Rolle.
Kate porträtiert sich mit den verschiedenen Färbungen ihrer Stimme als multiple Persönlichkeit: In den Strophen als Führerin durch die verwinkelten Abgründe dieses Geisterhauses / dieser Seele, „full of mess, full of mistakes and full of madness“ ist. In der Bridge ist sie die laszive Concièrge, die weder für Liebe noch Geld irgendjemanden hinein lässt, und sich mit der verhallten Zeile „I won’t letcha in“ zu einem Monster aufbläht. Der Refrain dagegen besteht nur aus der Titelzeile des Songs, der furienhaft, verzweifelt heulend, flehend und gebrochen bis zur Unerträglichkeit wiederholt wird. Natürlich kann man – oft ist das in anderen Interpretationen geschehen – hier auch eine sexuelle Konnotation sehen, oder schlicht und einfach Kates Reaktion auf die Schattenseiten des Berühmtseins: Das Bedürfnis nach Rückzug wird immer verzweifelter.
Nachdem die Räumlichkeit des Hauses mit vielen perkussiven Stereoeffekten, weit entfernten Stimmen und seufzenden Lauten aus dem Fairlight-Synthesizer ausgelotet wurde, kommt in der riesenhaften zweiteiligen Coda noch ein intimes Duett mit Bruder Paddy zum Tragen. Er umschmeichelt die Bewohnerin, bittet um Einlass (den sie ihm nicht gewährt) und will die Erinnerungen zurückbringen. Der Heathcliff aus „Wuthering Heights“, der „let me in your window“ fleht, hier begegnen wir ihm unter gänzlich anderen Vorzeichen. Doch Kate setzt noch eins drauf: Kate und Paul Hardiman lassen ihr „Eeyore“-Brüllen ertönen, ein Symbol für die hartnäckige, animalische Verweigerungshaltung eines Esels, das wiederum noch mit einem Konnakol überlagert wird (ein „Silben-Rap“, mit dem in der südindischen Musik rhythmische Abläufe memoriert werden). Spätestens hier sprengt Kate die damaligen technischen Möglichkeiten: Die Übereinandertürmung von Klangspuren sorgt dafür, dass man als Hörer schier die Orientierung verliert. Was die Visionärin in ihrem Innern hörte, ließ sich klanglich nicht mehr umsetzen.  (Stefan)

„Ein zeitloser, gewaltiger Song“


Dass die Musik von Kate Bush leicht jazzig angehaucht funktioniert, weiß man spätestens seit Kates Album „50 Words for Snow“. Dabei hat die Jazz-Szene Kate schon viel länger für sich entdeckt – gerade in Deutschland. Das Jazz-Duo „Le Bang Bang“ hatte sich vor einiger Zeit „Don’t give up“ geschnappt, Jazz-Sängerin Lisa Wahlandt und Bassist Sven Faller coverten ausgesprochen einfühlsam „Home for Christmas“, die Jazz-Musiker Matthias Vogt, Oliver Leicht und Oli Rubow benannten sich für ein neues Musik-Projekt nach dem Song von Kate “A Coral Room” und vor allem Lea W. Frey singt sich wundervoll durchs Kate-Repertoire – von „And Dream of Sheep“ bis zu „King of the Mountain“. Und jetzt also SOA aus Kanada. Ausgerechnet, mag man kurz zusammenzucken. Kein Song von Kate ist öfter gecovert worden. Meistens geht der Inhalt im Techno-Gestampfe unter, und stimmlich können nur wenige dem Song einen neuen Akzent verleihen. Bei SOA-Sängerin Chrystelle Maechler ist das anders. Dabei schafft es schon Pianist Joel Visentin mit den ersten Akkorden, den Weg für die wundervolle Stimme von Chrystelle zu bereiten. Visentin war es auch, der den Song für das neue SOA-Album, das am 24. April erscheint, vorgeschlagen hatte. „Ich war sehr skeptisch und hatte großen Respekt vor dem Song. Joel meinte aber, wenn man sich die ganzen 80er Sounds wegdenkt, sei das ein zeitloser, gewaltiger Song. Wir haben es also probiert. Bei mir ist das immer der gleiche Prozess: Wenn ich einen neuen Song singe, probiert man ihn an wie einen Handschuh und schaut danach, ob es passt. Wenn es nicht passt, singe ich den Song nicht. Ich habe den Song also einmal gesungen und danach hat er mich nicht wieder losgelassen. Und irgendwann war klar, dass er aufs Album kommt!“, erzählt Chrystelle. Nicht mehr losgelassen hat sie das Lied auch, weil ihr das Thema gefällt: „Was mich am Song anspricht ist diese Idee von ‚Do you want to feel how I feel?‘  und ‚If I only could…swap our places‘. Also die Frage wie es den Menschen um uns herum geht, und dass man sich gerne in die Menschen hineinversetzen möchte, die uns nah sind und uns umgeben. Und dann natürlich der Widerspruch, dass das einfach nicht möglich ist.“

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Foto: Andreas Krätschmer

„Running up that hill“ ist nicht unbedingt typisch für die Musik von SOA. Beinhaltet aber all das, was die Musik von SOA ausmacht: die Reduktion auf die hervorragende Stimme, ein exzellent gespieltes Piano und dezent eingesetzte Percussion – und das alles sehr melodiös. So präsentiert sich jedenfalls die erste EP „A new Life“, die SOA 2012 veröffentlicht haben (Unbedingt „Don’t waste your time“ anhören!). Bis dahin war es für Chrystelle durchaus ein weiter Weg. Von Frankreich kommend hat sie nach ihrem Marketing-Studium 2001 einen Job in Stuttgart angefangen und sich in der dortigen Jazzszene getummelt. „Ich hatte am Anfang ganz schön zu kämpfen mit dem Schwäbischen Dialekt.

Ich bin in Stuttgart zu einer Jazz-Jam-Session gegangen und habe dort ‚Summertime‘ gesungen, einen der wenigen Jazzsongs, den ich damals kannte. Das kam ganz gut an und ich hatte danach die Möglichkeit, in mehreren Bands zu singen. Die Jazzszene in Stuttgart war damals hauptsächlich Swing und Blues, so habe ich also damit angefangen und in mehreren Bands gesungen“, erinnert sie sich. Sie gab Konzerte, nahm CDs auf und spielte traditionelleren Jazz. Dabei war sie musikalisch gar nicht so sehr auf Jazz festgelegt, hörte privat eher BB King und Ray Charles und was „in“ war: Radiohead, Metallica, Panthera, Mariah Carey, Genesis, Depeche Mode. Und eben auch Kate Bush. „In Frankreich habe ich das erste Mal als Kind Kate Bush gehört, als ihre Musik bei einer Fashionshow im Fernsehen eingesetzt wurde. Ich bin damals ganz erstarrt gewesen von der Kraft dieser Musik. Mich hat es fasziniert und es hat mir gleichzeitig aber auch fast Angst gemacht“, erzählt Chrystelle, die – gerade mal siebenjährig –  die Musik etwas „dark“ und intensiv fand. Beeindruckt hat sie später dann vor allem Kates Video zu „Running up that Hill“: „Ich war von der Kombination von Musik und Tanz sehr fasziniert. Das war anders als alles andere, was ich je gesehen habe.“
2006 zog es Chrystelle dann von Stuttgart nach Montreal. Dort gründete sie erst ein Quintett, spielte dann mit „Orange Kitchen“ Soul-Jazz mit Einflüssen von Jamiroquai, Moloko, Donnie Hathaway, Stevie Wonder oder Erykah Badu. SOA ist entstanden, weil Chrystelle ihre Wurzeln entdecken wollte: „Meine beiden Eltern sind auf Madagaskar geboren. Das wollte ich in meine Musik mit einbringen“, erklärt sie – daher auch die sehr ursprüngliche „Roots“-Instrumentierung. Im letzten Jahr haben SOA dann die Arbeiten zu ihrem ersten kompletten Album gestartet – aufgenommen in Toronto und im Berliner „Jazzanova“-Tonstudio während einer Europatournee, zu der auch ein Dokumentarfilm entstanden ist. „Die Tournee war uns wichtig, um unsere Musik außerhalb Amerikas zu testen. Und es war es für mich ein Weg zurück zum Ursprung, wo alles anfing. Wir haben in Stuttgart und Heilbronn gespielt, wo ich vor 15 Jahren schon aufgetreten bin,  Außerdem in Berlin und in Paris und Vannes in Frankreich. Das war eine sehr emotionale Erfahrung“, berichtet Chrystelle. Und es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass sie diese Erfahrungen künftig öfter machen wird. Mix und Mastering der neuen CD wurde von einem guten Freund übernommen. „Er ist ein wahrhaft exzellenter Tontechniker mit viel Einfühlvermögen, und das ist auf dem Album auch zu spüren.“ Der gute Freund ist Inaam Haq, der vor kurzem erst einen Grammy für seine Zusammenarbeit mit Bruno Mars gewonnen hat.

Das Song-ABC: Blow Away (For Bill)

abcTod und Vergänglichkeit, aber auch Fortleben, darum geht es in diesem melancholischen Song. Die Anfangsakkorde nehmen die Akkorde von “Delius” auf und führen sie fort. Es geht offenbar um das gleiche Grundthema: wohin geht die Musik wenn wir sterben? Der Tod ist nicht das Ende, die Seele wandelt frei, bis sie sich zu einem neuen Leben entschließt. Die Hauptthemen des Albums „Never for ever“ werden direkt angesprochen.
In Interviews hat sich Kate Bush zu diesem Song recht offen geäußert. Drei „Anstöße“ haben zur Komposition dieses Lieds geführt:Der erste Anstoß war ein Bericht über Nahtoderfahrungen, den Kate Bush in einer Zeitschrift gelesen hatte. „It was really brought on by something – I think it was The Observer. They did an article on all these people who when they’d had cardiac arrests had left their bodies and travelled down a corridor into a room at the end. In the room were all their dead friends that they’d known very well and they were really happy and delighted. Then they’d tell the person that they had to leave and they’d go down the corridor and drop back into their body. So many people have experienced this that there does seem to be some line in it, maybe. It’s some kind of defense hysteria, I don’t know, but they felt no fear and in fact they really enjoyed it. Most of them have no fear of dying at all. And I thought that a nice idea, what a comfort it was for musicians that worry about their music; (knowing) that they’re going to go up into that room and in there there’s going to be Jimi Hendrix, Buddy Holly, Minnie Riperton, all of them just having a great big jam in the sky, and all the musicians will join in with it.“ [1]
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Zum Benefizkonzert für Bill Duffield stand Kate zum Abschluss ihrer 79er-Tourne am 12. Mai 1979 im Londoner Hammersmith Odeon mit Peter Gabriel und Steve Harley auf der Bühne.

Die Vorstellung ist sehr anrührend und tröstlich, dass nach dem Tod die Seele des Musikers in einen Raum gelangt, in dem alle verstorbenen Musikerkollegen warten, um gemeinsam Musik zu machen. Im Song werden verschiedene Musiker aufgeführt. Buddy Holly war schon länger verstorben, die anderen erwähnten Sänger waren kurz vor der Komposition verschieden: Marc Bolan 1977, Keith Moon und Sandy Denny 1978, Sid Vicious 1979. Minnie Riperton – eine amerikanische Sängerin mit außergewöhnlich hoher Gesangsstimme – starb am 12.Juli 1979. Am 18. November 1979 spielte Kate Bush den Song live in der Royal Albert Hall beim Konzert für das London Symphony Orchestra. Dazwischen muss der Song also abgeschlossen worden sein. [2]

Der Text beginnt mit „One of the band told me last night“ – aber das war für Kate Bush nur ein fiktiver Einstieg in das Lied. Es handelt sich nicht um eine reale Person. „No, there isn’t such a person who actually said it, but I’m sure I know so many people that think that. I myself do feel that sometimes and it just seemed for someone in my band fictionally to open up to me, made it a much more vulnerable statement. “ [1]  Diese Personalisierung macht das ganze Lied zu etwas Intimen und erhöht damit die Wirkung auf den Zuhörer.
Der zweite Anstoß war eine Frage, die Kate Bush im Kopf hatte: Wohin geht die Musik, wenn wir sterben? „Although the song had been formulating before and had to be written as a comfort to those people who are afraid of dying, there was also this idea of the music, energies in us that aren’t physical: art, the love in people. It can’t die, because where does it go? It seems really that music could carry on in radio form, radio waves… There are people who swear they can pick up symphonies from Chopin, Schubert. We’re really transient, everything to do with us is transient, except for these non-physical things that we don’t even control…“ [3]  Bei dem Satz “ It seems really that music could carry on in radio form, radio waves…“ musste ich spontan an das Cover des Albums „Aerial“ denken, das solche Wellen darstellt. „Aerial“ ist im Britischen auch die Antenne – und schon bilden sich neue Beziehungslinien beim darüber Nachdenken.
Der Tod von Bill Duffield war der dritte Anstoß. Der Lichttechniker war während der Tour of Live am 2. April 1979 durch einen Unfall ums Leben gekommen. „Bill is Bill Duffield, the gentleman who died on our tour and in so many ways he made me want to write the song right from the beginning. It was such a tragedy and he was such a beautiful person that it only seemed right that there should be something on the next album for him. “ [1]
„Blow away“ reiht sich damit ein in die Gruppe von Bush-Songs, die Erinnerungen an Verstorbene sind. Er ist aber noch nicht so ausgefeilt und bewegend wie später „Moments of pleasure“ und „A coral room“. Vielleicht hält ihn der unerbittliche Thomson daher für nicht so gelungen [2]. Er wertet ihn als originell, aber wenig ansprechend und hält ihn für ein inhaltlich etwas wackliges Konstrukt. Zu dieser Wertung beigetragen hat wohl auch die unruhige musikalische Gestaltung. In den Strophen wechselt permanent der Takt zwischen 2/4, 4/4 und 3/4 hin und her [4]. Es entsteht so ein unsteter Rhythmus, der eher an ein Erzählen erinnert statt an einen Song. Aber die Songsituation („One of the band told me last night“ …) ist ja auch eine Erzählsituation. Im Chorus werden die toten Musiker direkt angeredet, die Situation ist eine andere, hier herrscht ein geradliniger Viervierteltakt vor.
Der Song ist mit fünf Kreuzen notiert [4]. Es scheint ein gis-Moll zu sein, das aber oft nur angedeutet und verschleiert ist. Gis-Moll ist „das Schmerzliche des scheidenden Lichts“, es ist die „Tonart des Scheidens vom Tageslicht, vom Lebenslicht“ [5]. Im Chorus (bei „Please don’t thump me, Don’t bump me, Don’t dump me back there.“)  ist die Harmonik nach Dur gewendet, ins Licht hinein. Gis-Dur, das ist das „Licht in der Finsternis, ein tiefschwarzes Licht, das dieser Tonart vor allem den mystischen Charakter gibt“ [6]. Die Charakterisierung dieser Tonart bei Beckh [6] klingt wie eine genaue Situationsbeschreibung – hier „[..] scheinen sich weite Wunderreiche der Nacht oder geheimnisvolle Reiche des Überirdischen vor uns aufzuschließen, wir sehen uns auf einmal in mystische Tiefen des eigenen Innern, des Innersten der Welt hineingeführt, ein Licht beginnt aufzuleuchten, wo wir bis dahin nur Dunkel vermuteten.“  Der Tod ist nicht das Ende, in der Tiefe gibt es ein Licht. Thematische Linien deuten sich an, die zu „The ninth wave“ und weiter hinaus in die Zukunft führen.
„Blow away“ ist vielleicht nicht der beste Song von Kate Bush. Aber er ist ehrlich und direkt. Er enthält schon viele Elemente, die in der Zukunft zur schönsten Entfaltung kommen werden. Folgt man diesen Linien in die Zukunft, so kann man die Entwicklung von einer genialisch frühreifen Songwriterin zu einer großen Komponistin nachvollziehen.   (© Achim/aHAJ)
[1] Kate Bush NfE Interview EMI (London) 1980
[2] Graeme Thomson: Kate Bush. Under the ivy. 2013. Bosworth Music GmbH., S.202f
[3] Kris Needs: „Fire in the Bush“.  ZigZag. 1980(?, Interview)
[4] „Kate Bush Complete“. EMI Music Publishing / International Music Publications. London. 1987. S.65f
[5] Hermann Beckh: Die Sprache der Tonart in der Musik von Bach bis Bruckner. Verlag Urachhaus. Stuttgart 1999.  S.171 und 179
[6] Hermann Beckh: Die Sprache der Tonart in der Musik von Bach bis Bruckner. Verlag Urachhaus. Stuttgart 1999.  S,198f

Das Song-ABC: Houdini

abc„Houdini“ – dieser Song vom Album „The Dreaming“ ist wieder eines dieser geheimnisvollen Lieder von Kate Bush, das eine ganz konkrete Begebenheit der Geschichte in einem musikalischen Moment zusammenzieht.
Harry Houdini war ein amerikanischer Entfesselungs- und Zauberkünstler (dies und das Folgende aus [1]). Seine Ehefrau Wilhelmine Beatrice „Bess“ Rahner fungierte viele Jahre als seine Bühnenassistentin. Weltberühmt war er für seine Entfesselungsnummern, die er spektakulär unter Lebensgefahr, etwa in Flüssen unter Wasser, ausführte. Diese Unterwasserentfesselungen zeigte Houdini auch auf der Bühne. Er machte aber auch den Kampf gegen betrügerische Spiritisten zu seiner Lebensaufgabe. Er wurde Mitglied eines Komitees der Wissenschaftszeitschrift „Scientific American“, die einen Geldpreis für diejenigen ausgeschrieben hatte, die vor dieser Jury übernatürliche Fähigkeiten beweisen konnten – ein Preis, der dank Houdini nie vergeben wurde. Houdini infiltrierte spiritistische Gesellschaften mit Gewährsleuten, ließ betrügerische Spiritisten durch Detektive ausspähen, beteiligte sich verkleidet an Séancen und hielt hierüber zahlreiche Vorträge. Die Aufklärung über Spiritistentricks machte er zum regulären Bestandteil seiner Shows, wodurch er sich in der gut florierenden Spiritisten-Zunft viele Feinde einhandelte. Seinen Kampf gegen Spiritisten setzte Houdini noch im Tod fort: Er hatte mit seiner Frau Bess einen Code (Rosabel, believe) vereinbart. Zehn Jahre lang lud Bess verschiedene Spiritisten zur Séance. Einem „echten“ Medium, so der Gedanke, würde Houdinis Geist diesen Code mitteilen, und Bess wüsste so, dass sie tatsächlich mit ihrem verstorbenen Gatten kommuniziert hatte. Dem Geisterbeschwörer Arthur Ford gelang diese Sensation. Diese Geschichte wurde in Zweifel gezogen als sich herausstellte, dass er mit der finanziell und psychisch angeschlagenen Bess eine Affäre hatte. Ob sie ihm den Code verraten hatte, ist ungeklärt.
Genau die Situation einer dieser Séancen gibt der Song wieder. Bess versucht, mit ihrem toten Mann in Kontakt zu treten. Dabei schweifen ihre Gedanken zurück in die Vergangenheit, Wirklichkeit und Traum vermischen sich. Kate Bush war von der Geschichte sofort fasziniert. „During his incredible lifetime Houdini took it upon himself to expose the whole spiritualist thing–you know, seances and mediums. And he found a lot them to be phoney, but before he died Houdini and his wife worked out a code, so that if he came back after his death his wife would know it was him by the code. So after his death his wife made several attempts to contact her dead husband, and on one occasion he did come through to her. I thought that was so beautiful–the idea that this man who had spent his life escaping from chains and ropes had actually managed to contact his wife. The image was so beautiful that I just had to write a song about it.“ [2].
houdini400Über die Unklarheiten in der Story war sie sich durchaus klar, die Recherche im Vorfeld war akribisch. „It’s such a beautiful image: for this guy, who’d been escaping all his life, to escape death and come back to her. But I didn’t know if he had come back, because the other stories said he hadn’t, so I rang up Psychic News, and this nice lady got all these papers from the 1920s and read me this apparently official declaration from Mrs. Houdini that this had happened. I feel that they were terribly in love because of the whole story. She was saving his life every time. It’s such a great story, I couldn’t resist it.“ [3]
„Houdini“ ist ein „faszinierendes Stück über das Übernatürliche“, eine „unglaubliche Geschichte über Verlust, Liebe, Trauer und übernatürliche Phänomene“ [4]. Es ist die Geschichte einer Frau, die von der Liebe zu ihrem toten Mann besessen ist. Wieder und wieder versucht sie, ihn auch im Tode zu erreichen. „She was saving his life every time“ [3] – und das versucht sie auch weiter nach seinem Tod. So groß ist ihre Liebe, dass sie nicht aufgibt. Kann die Liebe schließlich doch den Tod besiegen? Hat die Rettung nicht in der Vergangenheit jedes mal geklappt? Liebe über den Tod hinaus – dieses Thema wurde schon in Kate Bushs erstem Hit „Wuthering Heights“ besungen. Dort kehrte Cathy zurück zu Heathcliff, hier Harry zu Bess.
Das Cover des Albums nimmt Bezug auf diese lebensrettende Beziehung zwischen Houdini und Bess. Auf dem Cover steht „With a kiss I’d pass the key…“, dies ist ist ein Zitat aus „Houdini“. Bess ist zu sehen, wie sie ihrem mit Ketten gefesselten Mann bei einem Kuss einen kleinen Schlüssel mit der Zunge übergibt. „It’s a little depiction from the song. I didn’t even know he was married, but apparently she used to help him out quite a lot. As he used to go into his tank or jump in the river, she’d give him a parting kiss and pass a tiny silver key into his mouth. He’d wander off, then take it out and unlock the thing.“ [3]
Der Schlüssel – golden leuchtend – ist das hervorstechend farbige Ding auf diesem düsteren, sepiabraunen Cover. Es sieht nicht aus wie ein Schlüssel, es ist eher ein goldener Ring. Der Ehering ist das Zeichen für die Liebe und die unbrechbare Verbundenheit. Er ist hier der Schlüssel, der den Weg aus der Welt der Toten zurück in die Welt der Lebenden öffnen soll. Dies gibt dem Albumtitel „The Dreaming“ eine weitere Bedeutungsebene – das Träumen von einem Tor zur jenseitigen Welt, geschaffen durch die Liebe.
Im Hintergrund des Covers ist Efeu zusehen, der dies in seiner Symbolik unterstreicht. Efeu steht für unbedingten Überlebenswillen, Treue, Tod, Hoffnung auf Auferstehung, das Gesetz ewigen Lebens [5]. Der Efeu besagt in der Blumensprache „Keine Macht der Welt soll mich je von Dir trennen!“ [5]. Genau das versucht Bess verzweifelt zu erreichen. Verweist das schon auf den Song „Under the ivy“?
Wasser als tödliches Element spielt in diesem Song eine zentrale Rolle. Houdinis Unterwasserentfesselungen waren extrem gefährlich und angeblich musste bei seiner letzten Nummer dieser Art der Tank mit einer Axt zerschlagen werden, um ihn zu retten [3]. Dieser Schrecken und diese Panik spiegelt sich in den Erinnerungen von Bess wider. In den Lyrics heißt es „Through the glass / I’d watch you breathe. / Bound and drowned, And paler than you’ve ever been. / With your life / The only thing in my mind — We pull you from the water!“ [6]. Um diesen Horror auch im Gesang wiederzugeben, griff Kate Bush bei der Aufnahmesession zu drastischen Mitteln. „Well the idea is that it’s as she’s watching him go off into his tank of water for the last time, and it’s the idea that she is this sort of possessed demon that’s terrified of him going. And I drank about a pint of milk before I did the vocal and ate like two bars of chocolate. And the great thing about those sort of foods is it really creates a lot of mucus and normally that’s the last thing you want when you sing, you normally want a very pure voice, but I wanted to get all that sort of spit and gravel in the thought. So I worked on bringing the gravel out and then we also… as I sung the track we speed the track up a bit so that when it was played back the voice would just be slightly deeper, just have slightly more weight in it. “ [7]
Der Schrecken des Ertrinkens, damit hätte „Houdini“ auch ein Teil von „The ninth Wave“ sein können. Das Wasser als düstere Bedrohung – eines der zentralen Motive im Werk von Kate Bush. Aber es finden sich hier weitere der zentralen Bush-Motive. Es ist nicht nur ein „Wasserlied“ (ich habe meine persönlichen Bezeichnungen für Motivkreise). Houdini ist auch ein „Geschichtslied“: es beschäftigt sich mit einem ganz besonderen Moment aus der Geschichte einer historischen Person. Es ist ein „Totenlied“: Erinnerungen an verstorbene reale Personen werden wiedererweckt. Es ist ein „Geisterlied“: übernatürliche Phänomene bestimmen die Story des Songs. Es ist ein „Wahnlied“: den Rahmen des Normalen verlassende, wahnhafte, obsessive Züge einer Beziehung spielen eine Rolle.
Die Musik reflektiert die verschiedenen Ebenen der Geschichte. Die beiden Strophen des Liedes geben die Situation in der Séance wieder. Bess sitzt da zusammen mit Fremden, ist voller Zweifel und doch voller Hoffnung. Wird es diesmal klappen? Die Musik ist zart, klavierbetont, mit schwebenden Basstönen von Eberhard Weber im Hintergrund. Die Melodie springt wunderbar gesungen voller bebender Erwartung zwischen zwei Tönen hin und her, es ist mehr die Andeutung einer Melodie. Der Refrain nach den Strophen beginnt rhythmischer, pochender – Bess ist in der Vergangenheit und denkt an die Situationen zurück, an denen sie ihren Mann mit dem Schlüsseltrick gerettet hat („With a kiss / I’d pass the key / And feel your tongue / Teasing and receiving“ und „Through the glass / I’d watch you breathe / Bound and drowned / And paler than you’ve ever been.“). Diese herzklopfenden Passagen enden in den Ausrufen des Erschreckens, des Entsetzen, der Furcht – wie oft hat Bess um ihren Mann gebangt in diesen lebensbedrohlichen Situationen („With your spit / Still on my lip / You hit the water“ und „With your life / The only thing in my mind / We pull you from the water!“)? Aber wie kann sie ihrem toten Mann diesmal den rettenden Schlüssel geben? Der Refrain endet mit traurigen Streicherklängen, zu denen weiter die Basstöne erklingen. Es ist eine fast resignative Musik des Abschieds, ein Choral, ein Requiem – Houdini kommt nicht wieder. Ganz zum Schluss des Songs nimmt dieser Streicherchoral noch einmal einen zweiten Anlauf, so als ob Bess die Situation nicht akzeptieren will. „You and I and Rosabel believe“ – das bleibt als Rest der Hoffnung.
Die Tonarten des Songs geben diese unklare Situation an der Schwelle zwischen Leben und Tod wieder. „Houdini“ ist mit 6 b’s als Vorzeichen notiert. Am ehesten ist die Tonart als Es-Moll zu identifizieren – aber das ist alles sehr verschleiert und nicht klar zuzuordnen. Daneben prägen die Akkorde Es-Dur, Des-Dur, Ges-Moll und As-Moll das Bild [6]. Beckh gibt in „Die Sprache der Tonart in der Musik von Bach bis Bruckner“ tiefe Einblicke in das Wesen dieser Tonarten [8]. Es-Moll – ein Übergang, der über die Schwelle führt, die Wachen und Schlafen, Leben und Sterben, Tagesansicht und Nachtansicht der Welt, Sinneswelt und geistige Welt voneinander trennt. Es ist die im geistigen Sinne ernsteste aller Tonarten, die uns den Ernst des Schwellenübergangs, die Tragik des Schwellenübergangs erleben lässt. Es-Dur – nicht nur tiefstes Dunkel, sondern zugleich die Wiederaufwärtswendung zum Licht. Des-Dur – wie ein Durchbruch überirdischen Lichts. As-Moll – die Tonart des Scheidens vom Tageslicht, vom Lebenslicht. Jeder Akkord steht für eine Situation an einer überirdischen Schwelle.
So ist alles in diesem Lied die Schilderung einer Grenzsituation. Die Welten des Lebens und des Todes vermischen sich. Realität, Traum, Besessenheit, Trauer, Liebe, Tod, Leben – eine Welt aus den Fugen. Den Schluss bilden die Worte „You / And I / And Rosabel believe“ – das ist vielleicht doch ein positiver Schluss dieses im Kern so traurigen Liedes. (© Achim/aHAJ)

[1] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Harry_Houdini (gelesen 21.02.2016)
[2] Poppix. „The Dreaming“. Summer 1982 (Interview)
[3] ZigZag. „Dream Time in the Bush“ by Kris Needs. 1982 (Interview)
[4] Graeme Thomson: Kate Bush. Under the ivy. 2013. Bosworth Music GmbH. S. 243f
[5] Clemens Zerling: Lexikon der Pflanzensymbolik. 2007. Baden und München. AT Verlag. S.60
[6] „Kate Bush Complete“. EMI Music Publishing / International Music Publications. London. 1987. S.97f
[7] Dreaming Debut. Radio 2. Sept. 13, 1982
[8] Hermann Beckh: Die Sprache der Tonart in der Musik von Bach bis Bruckner. Verlag Urachhaus. Stuttgart 1999. S.102, 124, 234 und 179.

Show a little devotion: Lars

saldKate-Fans sind treu, hingebungsvoll, geduldig und vor allem in die Musik von Kate verliebt. Im Kate-Fragebogen “Show a little devotion” gibt es für Kate-Fans immer die selben zwölf Fragen… mit den unterschiedlichsten Antworten. Heute antwortet Lars.

larsMit welchem Kate-Song wachst Du am liebsten morgens auf?
Am liebsten mit „Wuthering Heights“ (Stürmische Höhen), weil es die richtige optimistische Stimmung für den kommenden Tag bringt.

Welche von Kate besungene Figur wärst Du gerne?

Ich wäre am liebsten Houdini, wie die von Kate besungene Figur auf ihrem Album „The Dreaming“ – der Entfesselungskünstler, der den Menschen immer noch viele Geheimnisse gibt.

Wie lautet Deine liebste Textzeile von Kate?
„…and if I only could, I’d make a deal with God, and I’d get him to swap our places…“ – der Chorus von  „Running up that hill“.

Welchen Kate-Song singst Du unter der Dusche?
Am ehesten „Wow“ von ihrem Album „Lionheart“, weil esso schön einfach zu intonieren ist (oder auch manchmal „Babooshka“).

Mit welchem Song von Kate verbindest Du ein besonderes Erlebnis?

Kate Bush habe ich entdeckt, als ich 1986 in einer Bücherei war. Dort stand auch ein Plattenspieler,

über den man mit Kopfhörer Platten hören konnte; eine der Platten dort war die „Hounds of Love“. Besonders fasziniert war ich von „The Ninth Wave“ (speziell davon „Hello Earth“).

 

Welchen Song von Kate hörst Du, wenn Du verliebt bist?

Schwierig zu sagen, vielleicht „In search of Peter Pan“ von der „Lionheart“, oder auch „The man with the child in his eyes“ von „The Kick inside“, weil beide Stücke die Leichtigkeit des Herzens umschreiben.

 

Welcher Song-Titel von Kate beschreibt Dich am besten?
Am ehesten wohl doch „The man with the child in his eyes“ (auch wenn ich den Song schon bei der vorher-
gehenden Frage angegeben habe), weil ich glaube, dass ich innerlich jung geblieben bin, trotz meines

Alters.

 

Welches Album von Kate magst Du am liebsten?

Eindeutig „Hounds of Love“, dieses Album von Kate mag ich am liebsten. Es hat so viele Hit-Singles im erstenTeil und der zweite Teil, „The Ninth Wave“, ist von seiner Gesamtheit her völlig faszinierend.

Welcher Song hat Deine Begeisterung für Kate geweckt?

„The Fog“ von der „Sensual World“. Dieser Song schildert das Erwachsenwerden einer Person, traumhaft ist da auch das Violin-Solo von Nigel Kennedy.

Was macht für Dich Kate so besonders?
Dass sie sich selbst treu bleibt und sich nicht, wie so viele andere Künstler, kommerziell „verbiegen“

lässt. Sie wirkt auch dabei immer sehr eigenwillig (so kann es schon mal zwölf Jahre dauern, bis sie ein neues Album herausbringt).

 

Was würdest Du Dir für das nächste Album von Kate wünschen?
Weniger Pianostücke, so wie bei der „50 Words for Snow“ geschehen, sondern wieder mehr normale Pop-Musik.

Welcher Song von Kate soll einmal auf Deiner Beerdigung gespielt werden?
Das ist ja eine Frage! „This Woman’s Work“ könnte am ehesten passen, auch wenn ich keine Frau bin. Die Melodie ist da sehr schön.

π-Day: Der Rock’n’Roll-Pi(e) von Fadime

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Der wundervolle Pi-Kuchen von Fadime.

Für die englische Tageszeitung The Guardian hat die in England lebende Kurdin Fadime eine besonderes Rezept entwickelt. Das Motto lautete, einen Kuchen zu kreieren, der von einem Musikstück inspiriert sein sollte. Fadime entschied sich für den Song „Pi“ von Kate Bush.

Übersetzung: Beate Meiswinkel

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Zum Pi-Tag backen Mathematiker gerne Kuchen und Kekse, oder eben Pi-es. Ein kleine Auswahl von Bildern aus dem Netz.

Dieses Rezept basiert auf einem meiner liebsten Kate Bush Songs, Pi (π), der teilweise – so glaube ich – Alan Turing gewidmet ist: „Sweet and gentle and sensitive man, with an obsessive nature and deep fascination for numbers“. Für mich ist Kate Bush der Inbegriff des Rock’n’Roll in einer sehr femininen Form, und es war für mich das reinste Vergnügen, ihr zu Ehren eine Torte zu kreieren.
Ich habe Baiser (Meruinge) für die Schichten gewählt, weil ich fand, dass sie hervorragend die Sensibilität des Mannes aus dem Lied repräsentieren, und alles musste sehr präzise hergestellt und zusammengefügt werden, um eine vollkommene Form zu erreichen. Ich habe die Torte mit Roter Bete aromatisiert, einerseits wegen der natürlich purpurnen Farbe, die sie ihr verleiht, und außerdem, weil der scharfe, intensive Geschmack ganz natürlich die Süße des Baisers ausgleicht. Zum Abschluss streut man noch den Rote Bete-Puder darüber, der sozusagen über der Creme „explodiert“, was einen wunderbaren Überraschungseffekt erzeugt.
Lasst Euch von den vielen verschiedenen Teilen nicht abhalten, die nötig sind, um diese Torte zu backen. Es ist schließlich ein Rock’n’Roll Cake!

Für die Meringue (Baiser):
3 große Eiweiß; 85 gr. Feinzucker; 85 gr. Puderzucker.

Für den Rote Bete-Puder und den Sirup:
3 mittelgroße Rote Bete – geschält und in große Stücke geschnitten; 25 gr. Feinzucker; Schale einer Klementine oder Orange – gehackt.

Für die Konditorcreme (Crème Pâtissiere); ergibt ca. 350 Gramm:
250 ml Milch; 1 Vanilleschote, aufgeschnitten; 3 Eigelb; 60 gr. Zucker; 20 gr. einfaches Mehl; 1 TL Maisstärke.

Mit der Konditorcreme für die Füllung verrühren:
160 gr. Creme Double; 25 gr. Feinzucker; 35 gr. Rote Bete-Sirup; 60 gr. gemahlene Haselnüsse.

Die Zubereitung:
1. Den Ofen auf 100° vorheizen. Lege zwei Lagen Backpapier oder Pergamentpapier bereit und zeichne vier Kreise mit einem Durchmesser von 14 cm darauf.
2. Mache das Baiser; gib die Eiweiß in eine große saubere Rührschüssel. Schlage sie bei mittlerer Geschwindigkeit mit einem Handmixer, bis sie schön luftig und leicht steif geschlagen sind. Erhöhe die Geschwindigkeit und füge unter ständigem Rühren nach und nach den Feinzucker hinzu. Die Mischung sollte dick und glänzend sein. Siebe langsam den Puderzucker über die Mischung, während du weiter quirlst. Sie sollte jetzt glatt und steif sein. Gib sie nun in einen Spritzbeutel und drücke sie auf die Kreise, die Du vorgezeichnet hast. Stelle so etwa 1 cm dicke Platten her, indem du sie in konzentrischen Kreisen nachfährst. Glätte die Oberfläche, falls nötig. Gib sie nun in den Ofen und backe sie für etwa eine Stunde, bis sie knusprig sind. Lasse sie auf dem Backblech oder einem Kuchengitter auskühlen.
3. Zerkleinere inzwischen die Rote Bete in einer Küchenmaschine und passiere sie durch ein feines Sieb in einen Topf. Verteile die ausgepressten Rote-Bete-Reste dünn auf einem Bogen Backpapier und gib sie (auf einem Backblech) zu den Meringuen in den Backofen, bis sie ganz getrocknet sind. Wenn sie fertig und vollständig abgekühlt sind, zerkleinere sie in der Küchenmaschine mit einem EL Feinzucker zu feinem Pulver.
4. Gib 25 gr. Zucker mit der Klementinen- oder Orangenschale zu dem Rote-Bete-Saft und bringe ihn zum Kochen, dann lasse ihn köcheln, bis er um die Hälfte eindickt wie Sirup (es sollten etwa 30 – 35 gr Sirup ergeben). Lass ihn abkühlen.
5. Erhitze für die Crème Pâtissiere die Milch mit der Vanilleschote in einem Topf, bis sie zu Kochen beginnt.
6. Schlage die Eigelb und den Zucker in einer Schüssel für einige Minuten auf, bis die Masse heller und etwas dick geworden ist. Rühre das Mehl unter, gefolgt von der heißen Milch. Gieße die Mischung zurück in den Topf und rühre sie beständig bei niedriger Hitze, bis sie dick wird und kocht. Nimm dann den Topf von der Herdplatte und decke sie mit Frischhaltefolie ab, um zu verhindern, dass sich eine Haut bildet und lasse sie im Kühlschrank abkühlen.
7.Verquirle die Créme Double und 25 gr. Zucker, bis sie dick(flüssig) ist, dann füge den Rote-Bete-Sirup mit der Orangenschale hinzu. Wenn sie fertig ist, vermenge sie mit 250 gr. der Crème Pâtissiere. Halte etwa ein Viertel der Mischung zurück, füge den restlichen Dreivierteln die gemahlenen Haselnüsse zu. Lasse beide Mischungen für etwa 20 Minuten im Kühlschrank, bis sie abgekühlt sind und sich etwas gesetzt haben.
8. Füge die Torte nun zusammen; lege eine der Baiser-Platten auf eine Tortenplatte und bedecke sie mit einer dicken Schicht der Haselnuss-Konditorcreme. Wiederhole diesen Schritt zwei Mal. Lege schließlich die vierte Platte obenauf und gib darüber die restliche Crème Pâtissiere (ohne die Nüsse). Stelle die Torte für mindestens 20 Minuten vor dem Servieren in den Kühlschrank. Bestäube sie vor dem Servieren mit dem Rote-Bete-Puder.

Kate als „strahlend-schöner kleiner Vogel“

lichfield620lichfield-buchSchönheit liegt im Auge des Betrachters. Einen besonderen Blick dafür hatte stets Patrick Lichfield. Lichfield – mit richtigem Namen Thomas Patrick John Anson, 5. Earl of Lichfield, Spross einer Adelsfamilie – war einer der bekanntesten Fotografen Englands. Für Furore hatte er 1968 mit seinem Werbefoto für das Musical „Hair“ gesorgt – es zeigt die nackte Sängerin Marsha Hunt mit einer Afro-Look-Frisur. Lichfield pflegte aber auch eine enge Beziehung zum britischen Königshaus, war Hoffotograf und durfte die offiziellen Aufnahmen bei der Hochzeit von Charles und Diana machen. 1981 präsentierte Lichfield sein Buch „The Most Beautiful Women“, in dem sich auch die bekannten Fotos von Kate mit der Stirnmaske wiederfinden. Die Fotos für das Buch müssen 1980 entstanden sein. Kate nutzte das Stirnmasken-Outfit auch für das Babooshka-Video, das 1980 entstand. Der 160-Seiten-Bildband ist allerdings auch nicht ganz unumstritten, weil Lichfield sich damals für das Buch in vielen Fällen einfach seines umfangreichen Archivs mit Prominenten-Fotos bedient hat und nur wenige Aufnahmen speziell für dieses Buchprojekt aufgenommen wurden. Zu den Bildern gibt es jeweils noch einen kurzen Text über die Personen. Über Kate notiert Lichfield in seinem Buch: „Weird, wonderful and extremely popular singer whose unique style of singing and presentation on stage and screen has carved her a considerable niche in the pop world over the last few years. I thoroughly enjoyed photographing Kate, She came to my studio (with the indian headdress) and was completely happy to cooperate in every way with the make-up artist and me. She’s an entertainer down to her fingertips and has a very strong sense of ‚image‘ which makes a photopraphic session with her much more of a ‚production‘ with everybody having great fun working together to produce the finished shot. She’s deminutive and lively, with a fascinating, mobile face and reminds me nothing so much as a bright, beautiful little bird.“

Die KT Bush Band tritt wieder auf

ktbushband1ktbushDie Nachricht verblüfft: Die KT Bush Band ist auferstanden und will wieder Konzerte geben – leider ohne KT Bush. Ursprünglich hatte Kates Bruder Paddy die Band Ende 1976 zusammengestellt. Neben ihm spielte Del Palmer (Bass), Brian Bath (Gitarre) und Vic King am Schlagzeug. Ab April 1977 bestritt die Band mit Kate erste Konzerte – vorwiegend mit Coverversionen bekannter Songs, aber bereits auch mit ersten Liedern von Kate. Bei den Aufnahmen zu „The Kick Inside“ wurde die Band dann komplett außen vor gelassen und durch Musiker von Alans Parsons Project ersetzt, die allerdings bei Auftritten von Kate nicht zur Verfügung standen, so dass sie dann wieder auf ihre eigene Band zurückgriff. So zum Beispiel auch beim ersten Fernsehauftritt in Bio’s Bahnhof, wo lediglich Vic King durch Charlie Morgan erstetzt wurde. Erst bei den Aufnahmen zu Lionheart waren Del, ihr Bruder Paddy und Brian Bath wieder involviert. Brian Bath und Vic King haben die KT Bush Band nun reanimiert und wollen ihr neues Leben einhauchen. Statt Paddy Bush und Del Palmer sind Robert L. Gerrard (Keyboards) und Steve Bevan (Bass) mit dabei. Den Gesangspart übernimmt Jodie May Seymour. Wann es die ersten Konzerte geben wird, ist noch nicht bekannt. Bisher hat die Band nur vor ausgewähltem Publikum gespielt. Auf der Setlist standen neben Covern beispielsweise von den Beatles, die sie auch mit Kate schon gespielt haben, Songs wie “James and the Cold Gun”, “Them Heavy People” und “Oh To Be in Love”. Die beiden Gründungsmitglieder versprechen jedenfalls, dass sie „die Magie der frühen Kate Bush-Gigs“ wieder aufleben lassen wollen – und sie versprechen „einige original KT Bush Band-Songs, die man nicht mehr gehört hat, seit Kate Bush sie zuletzt vor 37 Jaren gesunden hat“. Ob damit frühe Kompositionen von Kate gemeint sind, die nie den Weg auf ihre Alben geschafft haben, bleibt abzuwarten. Von den bisher gegeben Konzerten vor ausgewähltem Publikum ist da noch nichts durchgesickert. Mehr Info zur Band gibt es hier, auf Facebook ist die Band ebenfalls vertreten. Keinen Kommentzar zur Band gibt es bisher von Del Palmer. Er ist das einzige Mitglied der Band, das bis zur letzten Album-Veröffentlichung mit Kate zusammengearbeitet hat.

Update: Del hat inzwischen die Frage, ob er denn bei seinen alten Kumpels nicht mitmachen wolle, mit einem knappen „No“ beschieden.

Kate unterstützt Hilfe für Flüchtlinge

helprefugeesIn einem Offenen Brief an den englischen Ministerpräsidenten David Cameron setzen sich knapp 150 Prominente dafür ein, dass die englische Regierung den Flüchtlingen hilft, die in Calais und Dünkirchen campieren, um nach England zu kommen. Sie verweisen insbesondere darauf, dass viele Kinder in den Camps, die derzeit von der französischen Regierung geräumt werden, leben. Zu den Unterzeichnern des Aufrufs gehört auch Kate. Gleichzeitig wird um Spenden für die Flüchtlinge gebeten. Den Brief an Cameron findet man hier, die Facebookseite von HelpRefugees gibt es hier.

1979: Kate in der Royal Albert Hall

lso1a„Miss Bush was in breathtaking form…She emerged as the only star“, schrieb Simon Kinnersly von der Daily Mail über einen Auftritt von Kate, von dem es zwar ein paar Fotos gibt, aber leider keine bewegten Bilder zu finden sind. Zum 75. Geburtstag des London Symphony Orchestras gab es am 18. November 1979 ein Benefiz-Konzert des Orchesters in der Royal Albert Hall, und als Gäste hatte man Kate und Cliff Richard eingeladen. „Zuerst hatte sie Zweifel an dem ganzen Unternehmen, doch dann entschied sie sich dafür und machte mit, zusammen mit ihrem Freund Cliff Richard. Beide sangen drei Nummern und bekamen von dem Publikum begeisterte Ovationen“, schreibt Paul Kerton in seinem Buch „Kate Bush – Die britische Rock-Sensation der 80er Jahre!“ über das Konzert. „It is a terrific honour, but I thought about turning it down. I mean, it’s a bit high-brow. … But then I thought I’d look stuck up if I did“, zitiert sie Kerry Juby in „Kate Bush – The Whole Story“. Der Zeitpunkt erschien Kate zunächst ungünstig – sie hatte gerade erst die erste Tour hinter sich gebracht und steckte Mitten in den Aufnahmen zu „Never for Ever“. Die Angaben zu den lso2aSongs, die Kate auf der Bühne präsentiert hat, variieren ein bisschen. Die genaueste Erinnerung hat Peter vom Homeground Magazin vor Jahren im englischen Forum gepostet: „My note from the time says that there was firstly a wordless orchestral rendering of Symphony in Blue with the LSO and the murmurings of the London Symphony Chorus [150 Mitglieder], then when Kate appeared to deafening and prolonged applause – which she had to quell so she could start – The Man With the Child In His Eyes with a simple piano/orchestra arrangement, Them Heavy People, and finally Blow Away again with Piano/Orchestra. The applause after her departure lasted for five minutes with strident calls for more.“ In seinem Buch „Warten auf Kate“ hat auch John Mendelssohn den Auftritt beschrieben: „Sie trug das weiße Kleid aus ihrem „Wuthering Heights Indoors“-Video, das bodenlange, mit farbigen Streifen besetzte und mit Chiffon unterlegte Terylenkleid.“ Aufnahmen des Konzertes sind nicht überliefert. Zwar gab es zum 75. des LSO auch Plattenveröffentlichungen – allerdings nur mit klassischer Musik. Offenbar wurde das Konzert auch nicht im Fernsehen übertragen.

(Mit bestem Dank an Beate Meiswinkel für die Hilfe bei der Recherche.)

Show a little devotion: Micha

saldKate-Fans sind treu, hingebungsvoll, geduldig und vor allem in die Musik von Kate verliebt. Im Kate-Fragebogen “Show a little devotion” gibt es für Kate-Fans immer die selben zwölf Fragen… mit den unterschiedlichsten Antworten. Heute antwortet Michael Guth (aka Delius).

micha2Mit welchem Kate-Song wachst Du am liebsten morgens auf?
„It was just so beautiful …“ Ganz klar, „Somewhere in Between“! Diese Stimme, die langgezogenen Streicher, ein perfekter Song, um von Kate an einem Sommertag geweckt zu werden! Oder besser noch: kurz aufstehen, Musik lauter drehen, zurück ins Bett und von einem Himmel aus Honig träumen.

Welche von Kate besungene Figur wärst Du gerne?
Ihr Geliebter aus „Snowed in at Wheeler Street“. Was für ein schöner Gedanke, Kate über Jahrhunderte immer und immer wieder zu treffen und sich immer wieder aufs neue in sie zu verlieben, auch wenn es meistens tragisch endet.

Wie lautet Deine liebste Textzeile von Kate?
„I can see angels around you.
They shimmer like mirrors in Summer.
There’s someone who’s loved you forever but you don’t know it.
You might feel it and just not show it.“
Was für ein wunderschönes Lied! Beim leisen Mitsingen versuchte ich mir schon des öfteren ein Tränchen zu verkneifen, oft erfolglos!

Welchen Kate-Song singst Du unter der Dusche?
Im Sommer: „Deeeeeelius …“ in höchster Tonlage!
Im Winter: „The Dreaming“. Der schleppende Rhythmus eignet sich perfekt zum shampoonieren!

Mit welchem Song von Kate verbindest Du ein besonderes Erlebnis?
„And Dream Of Sheep“. Eines meiner Lieblingslieder. Den Song 2014 endlich live zu erleben und zu sehen, wie Kate verzweifelt nachts im Meer treibt, war ein Höhepunkt meines Lebens! Nach den Beifallsstürmen zu urteilen, ging es ganz vielen Menschen genauso!

Welchen Song von Kate hörst Du, wenn Du verliebt bist?
„Maybe I shall meet him
Sunday, maybe Monday, maybe not
Still I’m sure to meet him one day
Maybe Tuesday will be my good news day“. „The Man I Love“!

Welcher Song-Titel von Kate beschreibt Dich am besten?
„Oh England my Lionheart“. Ich bin mir sicher, dass ich eine alte englische Seele in mir trage! Kaum war ich in den 70ern das erste Mal da, wollte ich nicht mehr weg. Mich zieht es immer wieder hin und dieser Song beschreibt perfekt mein „englisches Lebensgefühl“.

Welches Album von Kate magst Du am liebsten?
Eine fiese Frage! Ich schwanke ständig zwischen „Hounds of Love“ und „The Dreaming“! Fairerweise müsste ich „The Dreaming“ sagen, denn ohne dieses Album wäre „Hounds of Love“ nicht möglich gewesen. Außerdem gefällt mir der geniale Wahnsinn, den man aus jedem Song hört. Nie war Kate wütender, und so mag ich sie am liebsten!

Welcher Song hat Deine Begeisterung für Kate geweckt?
Wuthering Heights. Anno dazumal bei Bio’s Bahnhof. Was ich damals im TV sah, hat schließlich so einen bleibenden Eindruck hinterlassen, dass er jetzt 37 Jahre hält und auch noch anhalten wird, bis ich mal „Under the Ivy“ liege.

Was macht für Dich Kate so besonders?
Kate hat in ihrem musikalischen Leben alles richtig gemacht. Sie ließ sich nie verbiegen und hat immer in sich selbst gehört und an ihre Arbeit geglaubt, ohne Kompromisse zu machen. (Zitat: It’s not important to me that people understand me.) Wenn man sich die ganz frühen Kinderbilder von ihr ansieht, weiß man, dass aus ihr etwas ganz ganz Großes werden musste. Das ihre eigenen unglaublich hohen Ansprüche sie manchmal zweifeln und scheitern lassen, sei ihr verziehen. Das ist wohl das Los aller Genies, macht sie aber umso menschlicher.

Was würdest Du Dir für das nächste Album von Kate wünschen?
Eine Mischung aus „Hounds of Love“ und „The Dreaming“. Tolle neue wahnsinnige, märchenhafte, wütende, traurige, schöne Geschichten, die nur sie uns in ihrer unverwechselbaren Art erzählen kann. Kein durchgängiges Konzept-Album, sondern wieder Back to the roots. Ich glaube sie hat uns noch eine ganze Menge zu sagen!

Welcher Song von Kate soll einmal auf Deiner Beerdigung gespielt werden?
Moments of Pleasure (Director’s Cut). Leider werde ich nie wissen, ob meine Hinterbliebenen wegen mir oder dem Song in Tränen ausgebrochen sind. 🙂

„Ich habe Musik nie kategorisiert“

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Rauchschwaden und Totenköpfe: Als Kindergeburtstag geht die überaus bombastische Live-Show von „Kreator“ nicht durch. Foto: Mathias Haslauer

Als „Musikfan durch und durch“ beschreibt sich Miland „Mille“ Petrozza, Frontman der Thrash-Metal-Band „Kreator“, die international wohl die bekannteste deutsche Band dieses Genres ist. Zwei Millionen verkaufte Alben, Touren als Headliner durch die USA. Wie gefragt die Band ist, zeigt auch ein Blick in den 2016er Tourkalender: Festivals in Bulgarien, Schweden, Österreich, Slovenien, Rumänien, Spanien und den Niederlanden stehen da bisher auf dem Plan. Was nur wenige wissen: Mille Petrozza ist bekennender Kate-Fan. „Seitdem ich denken kann, hat Kate Bush eine besondere Stellung in meiner musikalischen Sozialisation und ich glaube, dass der Vergleich nicht hinkt, wenn ich behaupte, dass Kate Bush-Fans ein klein wenig die Trekkies unter den Musiknerds sind“, schrieb er 2014 für den Festivalguide  nachdem er sich erst die Nerven beim Buchen der Tickets ruiniert und dann glücklich im Konzertsaal saß. Im Interview erzählt Mille Petrozza, wie er zum Kate-Fan wurde und wie sein „ideales“ Kate-Album klingen würde.

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Mille Petrozza, Gründer, Sänger und Gitarrist der Thrash-Metalband „Kreator“. Foto: Heilemania

Ich bin ja ganz brav mit Abba großgeworden. Beim Gucken Eures  Videos  „Phantom Antichrist“ habe ich mich gefragt, was  Du früher gehört hast? Was ist bei mir „falsch“ gelaufen?

Mille Petrozza: Meine Musikalische Sozialisation fand in den 1970er Jahren statt. Abba gab es da, aber auch Baccara, Village People, Demis Roussos – you name it.

Stehst Du immer so unter Strom, oder ist das eher was für die Bühne?

Mille Petrozza: Ich bin eher ein aktiver als ein passiver Mensch. Also ja.

Nach fünf Minuten „Phantom Antichrist“ brauchte ich erst mal was Ruhiges von Kate. Was hat den Gründer einer der bekanntesten und international erfolgreichen Thrash-Metal-Band zum Kate-Fan gemacht?

Mille Petrozza: Irgendwelche obskuren Erinnerungen an die Kindheit. Ich glaube, ich hatte „Babooshka“ im Fernsehen gesehen. In welcher Sendung, das weiss ich nicht mehr.

Von Fan zum bekennenden Fan ist es ja manchmal ein großer Schritt. Abba waren irgendwann uncool und ich hab mich geschämt, dass ich sie immer noch mochte. Wie war das bei Dir mit Kate?

Mille Petrozza: Da muss ich etwas ausholen. Natürlich gab es in der Historie meines Fantums eine kurze „Nichts außer Black Metal“- Phase. Allerdings habe ich Musik nie kategorisiert und mich auch nie als Teil einer bestimmten Szene gesehen. Ich bin einfach Musikfan, durch und durch. Geschämt habe ich mich ob meines Interesses an allen möglichen Facetten dieser wunderbaren Kunstform nie.

Ich weiß, dass unglaublich viele Heavy Metal-Fans für Kate schwärmen. Kannst Du mir das erklären? Für mich liegen da unüberbrückbare Welten zwischen.

Mille Petrozza: In der Tat hat mich zum ersten mal Euronymous von Mayhem (RIP) ernsthaft auf Kate Bush aufmerksam gemacht. Ich denke, wenn man Musik liebt, setzt man sich keine Grenzen, Unüberbrückbare Welten existieren für mich nicht, obwohl auch ich manche Musik als unangenehm empfinde.

Mal umgekehrt gefragt: Wo siehst Du Parallelen zur Musik von Kate?

Mille Petrozza: Wenn ich Musik einordnen soll, dann in angenehme, oder unangenehme. Für mich klingt Kates Musik sehr angenehm und regt meine Fantasie positiv an.

Es gibt ein Zitat von Dir, wo Du sinngemäß sagst, dass Erfolg nicht durch Verkaufszahlen definiert wird,  sondern durch das Erreichen eigener Ziele. Der Satz könnte so auch von Kate stammen. Ist das schon Altersweisheit oder ein ähnliches Selbstverständnis, eher selbstbestimmt Musik zu machen?

Mille Petrozza: Das habe ich auch in sehr jungen Jahren so empfunden. Ich denke, dass jeder Mensch, der ernsthaft Musik macht, das immer aus einem inneren Drang heraus betreibt und nicht des Erfolges willen. Natürlich freue ich mich und empfinde große Selbstbestätigung, wenn andere Menschen meine Musik auch mögen, doch mache ich diese zuallererst für mich selbst. Nur wenn ich meine eigene Musik mit Liebe mache, können andere diese auch mögen. Davon bin ich überzeugt. Das hat etwas mit transportieren von Emotionen zu tun.

Du bist 2014 bei einem der Kate-Konzerte gewesen. Wie viel Päckchen Taschentücher hattest Du dabei? Allerspätestens bei „Hello Earth“ hätte ja die erste Träne fließen müssen…

Mille Petrozza: Ich habe nicht mehr damit gerechnet, Kate jemals noch mal Live zu erleben. Wie wir alle wissen, wollte sie ja keine Konzerte mehr spielen. Als die Ankündigung kam, saß ich gleich vorm Rechner und habe mir diese sündhaft teuren Karten bestellt.

Ich kann dieses überwältigende Konzert bis heute nicht mit den passenden Worten beschreiben oder einem Nicht-Kate-Fan klarmachen, was für Emotionen da durch den Saal waberten. Wie hast Du das Konzert erlebt?

Mille Petrozza: Ähnlich sakral wie Du. Ich habe seinerzeit einen Konzertbericht für den Festivalplaner geschrieben. Kannst Du hier nachlesen.

Was ist eigentlich Dein Lieblingssong von Kate?

Mille Petrozza: Ich mag so viele. Kommt auf meine Stimmung an. „Breathing“, vielleicht?! Das ganze „The kick inside“-Album? Ich mag allerdings auch „50 Words for Snow“ sehr gerne.

Würden Song von Kate auch als Thrash-Nummer funktionieren?

Mille Petrozza: Ich denke, der Song „Violin“ würde funktionieren. Der ist von der Struktur sehr thrashig.

Wäre nicht „Get Out Of My House” was für Euch?!

Würde auch gehen. „The Dreaming“ ist überhaupt ein sehr unterbewertetes Album. Findest Du nicht auch?

Wie würdest Du Dir das nächste Kate-Album wünschen? Eher sanft und piano-lastig wie „50 Words For Snow“ oder lieber so verrückt wie bei „The Dreaming“?

Mille Petrozza: Ich würde mir wünschen, dass Kate Bush sich auf ihre Wurzeln besinnt und ihre Tanz-Performance wieder in die Show integriert. Auch die hohen Töne in ihrer Stimme vermisse ich etwas. Eine musikalische Mischung aus den ersten drei Alben wäre traumhaft, aber sicher utopisch. Wie egoistisch von mir.

(Besten Dank an Markus Jakob von Nuclear Blast, der den Kontakt vermittelt hat.)

Kate im eigenen Wohnzimmer

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Fotos: © aRt + deSign.de

kate-designZum Frühstück trinkt der Fan seinen Kaffee aus der Kate-Tasse, zur Arbeit marschiert er im T-Shirt oder Hoodie mit Kate-Motiv und am Computer liegt das passende Mousepad bereit. In der Wohnung gibt es dann meist vielleicht ein Bild an der Wand oder den Kate-Schrein mit allen gesammelten Heiligtümern – vinylen Schätzen, der Erstausgabe von Cathy, vielleicht noch der Single-File-Box. Wer noch mehr Kate will, wird seit Januar bei den Internetseiten aRt + deSign und Colorista Moderna vom gleichen Anbieter fündig. Wer will, kann sich da nämlich Kate ganz nach Belieben als Wandbild, Teppich oder gar Sessel ins Wohnzimmer holen. Zielgruppe sind die Babyboomer der 60er Jahrgänge. „Wir wollen die B-Boomer ansprechen, die mit den Künstlern/der Musik aufgewachsen sind. Quasi den Beginn der  PopKultur miterlebt haben. Urknall 1962, mit der ersten Beatles-Single. Die Kollektion ist als Hommage an die Pop-Kultur zu verstehen, weniger als ‚Fan-Artikel’“, beschreibt Unternehmenssprecherin Christina Feistmann das Angebot. Zwei Jahre hat man an der Kollektion gearbeitet und von den Musik-Ikonen aus Pop, Rock und Blues die entsprechenden Graphiken erstellt. Mehr als 60 Musiker sind im Angebot. Und wer sich im Sessel lieber an Marylin Monroe, Charles Bukowski oder Mao rankuscheln will, wird bei weiteren über 140 Ikonen aus Film, Zeitgeschichte und Literatur fündig. „Eine Tendenz zu einzelnen Motiven zeichnet sich noch nicht ab“, sagt Christina Feistmann. Dafür ist das Angebot auch noch zu frisch. Ob sich jemand schon einen Kate-Sessel oder den passenden Teppich gegönnt hat, weiß sie nicht. Außergewöhnlich ist die Idee allemal. Die Preise fangen bei 69 Euro für das textile Wandbild (50×70 cm) an, der Wandteppich (130×200 cm) ist für 260 Euro zu haben, der Bodenteppich (200×300 cm) kostet 860 Euro und der Sessel je nach Modell zwischen 780 und 860 Euro. Teppich und Sessel sind jeweils Einzelanfertigungen. Kate-Fans erhalten übrigens 10 Prozent Rabatt. Weitere Produkte sind auf der Internetseite bereits angekündigt: Leuchtbilder, Raumklang-Bilder, Tapeten, Heizkörper und großformatige Glasmosaikbilder. Die passende Kate-Tapete? Da könnte man schon mal den Kleister bereitstellen…