Asteroid 27052: Katebush

Wenn Kommandeur Chris Hafield an Bord der Internationalen Raumstation zur Gitarre greift und Space Oddity von David Bowie in der Schwerelosigkeit singt, kann man schon mal neidisch werden – immerhin hat ja auch Kate mit Hello Earth den perfekten Song als potenzielles Cover für Astro-, Kosmo-, Taiko- und sonstige -nauten im Angebot.

Das Observatorium im südfranzösischen Calern.

„Astro-Alex“ Alexander Gerst hat Hafield noch getoppt, als er sich live von der ISS in ein Kraftwerk-Konzert eingeklinkt hat. Auch wenn Kates Lieder nicht unbedingt zu den am meisten gespielten außerplanetarischen Songs zählen, mischt Kate seit mehr als zwei Jahrzehnten im Weltall durchaus mit. Immerhin ist ein am 21. September 1998 entdeckter Asteroid des inneren Hauptgürtels nach Kate benannt. Der Asteroid „Katebush“ mit der Nummer 27052 ist im Durchmesser etwa vier Kilometer groß und wurde am französischen Observatorium Calern in Südfrankreich entdeckt – beteiligt war dabei auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die Entfernung des Asteroiden zur Erde beträgt grob zwischen 180 und 480 Milliarden Kilometer. Wie die Erde kreist er ellipsenförmig um die Sonne. Die DLR-Wissenschaftler haben mit dem Asteroiden-Suchprogramm ODAS von 1996 bis 1999 rund 2000 Asteroiden entdeckt. Wer genau für den Namen des Astzeroiden verantwortlich ist, bleibt leider unklar. Aber die Begründung ist um so verständlicher: „Kate Bush (b. 1958) is a singer/song-writer/performance artist who has a haunting voice and presence when she performs. Her style has been described as ‚out of this world‘ and ‚almost alien‘. Her song ‚Hello Earth‘ is a beautiful ballad about our Earth as seen from space.“ Dass die Wissenschaftler, die in Südfrankreich für die Entdeckungen verantwortliche waren, über musikalischen Geschmack verfügten, wurde gleich mehrfach deutlich. Neben Katebush kreisen unter anderem auch Petergabriel, Pinkfloyd, ZZTop, Mariacallas und Mercedessosa als Asteroiden durch das Weltall.  

Das Song-ABC: Top of the City

Der Song „Top of the City“ vom Album „The red Shoes“ ist einer dieser Songs, die unter dem Radar bleiben. Weder in Reviews noch bei den Biographen spielt er eine größere Rolle. Graeme Thomson spricht davon, dass er hart an der Grenze zu „quietschsauberer Hintergrundmusik“ [1] liegt. Was hat er da gehört?? Kate Bush hat in Interviews fast nichts zu diesem Song gesagt, jedenfalls finde ich kaum etwas. Aber sie hat ihn für „Director‘s Cut“ neu aufgenommen und in den „Before the Dawn“-Konzerten live gesungen. Er scheint daher für sie etwas Besonderes zu haben – allein das macht es spannend, genauer hinzuschauen. Und tut man es, dann entdeckt man ein poetisches Geheimnis.
Musikalisch kommt „Top of the City“ unspektakulär daher. Der Song steht in einem durchgehenden 4/4-Takt, ein einziger 2/4-Takt findet sich in der Coda. Die Tonart ist ein reines Cis-Moll [2]. Die Verwendung dieser Tonart macht zum ersten Mal aufmerksam. Es ist die Sehnsuchtstonart der klassischen Musik. Es ist eine warme Tonart der Melancholie, die nach Beckh [7] mit ihrer leuchtenden Schönheit in unserem Herzen die verborgenen Quellen der Sehnsucht öffnet. Kate Bush nutzt Cis-Moll oft, um tiefe Gefühle auszudrücken. Große Teile von „Aerial“ werden von ihr beherrscht, auch in „And dream of sheep“ findet sie sich.
Kate Bush sagt zwar nichts über die Bedeutung des Songs, aber sie gibt Auskunft über die Entstehungsweise. Er ist ganz klassisch am Piano entstanden.

„With the last three albums, I’ve been writing straight onto tape, but actually sitting and playing the piano without the technology all around me was really good. Top of the City was written like that.“ [3] In einem Interview mit ihrem langjährigen Partner und musikalischen Mitstreiter Del Palmer finden sich weitere Details. Offenbar ist der Song als einer der ersten des Albums entstanden, hat dann aber im Studio langwierige Metamorphosen durchlaufen: „The track was one of the first recorded for the album, but changed an awful lot during the studio sessions.“ [4]. Entstanden ist der Song spätestens 1990, da in diesem Jahr Nigel Kennedy den (kaum hörbaren) Violinpart des Songs aufgenommen hat: „Nigel Kennedy features on violin and his parts were recorded on analogue on 1990.“ [4]. Del Palmer lässt sich dann zumindest eine kleine Andeutung über den Inhalt des Songs entlocken: „The impression is of being high up in the clouds over a city, and originally there was more rhythm section, but a lot of it was taken off to emphasise the airiness of the track.“ [4]
Schaut man sich den Song an, dann bemerkt man eine differenzierte Feinstruktur. Den einzelnen Abschnitten sind dabei verschiedene Stimmen (oder Stimmungen) zugeordnet. Es sieht so aus, als ob es mehrere Erzählperspektiven gibt. In der folgenden Analyse orientiere ich mich bei der Bezeichnung der Songabschnitte an [9]. Damit man die Abschnitte in den Lyrics wiederfindet, gebe ich im Folgenden jeweils die erste Zeile des Abschnitts mit an.
Die Grundstruktur des Songs besteht aus einer Abfolge von vier Abschnitten. Es beginnt mit Chorus 1 – Verse 1 – Refrain 1 – Verse 2, dies wird dann wiederholt als Chorus 2 – Verse 3 – Refrain 2 – Verse 4. Es endet mit einer Art Epilog oder Abschluss aus der verkürzten Abfolge Chorus 3 – Verse 5. Den Chorus-, Refrain- und Verse-Abschnitten werden jeweils unterschiedliche Stimmen bzw. Stimmungen zugeordnet. Da ist eine „Erste Stimme“, sie ist freundlich und sanft, die Musik ist hier ruhig und balladenhaft. Sie singt die Chorus-Partien: Chorus 1 „One more step to the top of the city“, Chorus 2 „Take me up to the top of the city“ und Chorus 3 „Take me up to the top of the city“. In diesen Chorus-Partien geht es um das Aufsteigen (und den Wunsch danach) auf die Schulter des Engels, auf das Aufsteigen in eine Welt hoch über der Stadt.
Dann gibt es eine „Zweite Stimme“. Sie klingt ähnlich wie die erste Stimme – es ist jetzt aber eine andere Stimmung da, es klingt etwas heimlich, flüsternd. Diese Stimme singt die Refrain-Partien: Refrain 1 „It’s no good for you baby“ und Refrain 2 „She’s no good for you baby“. Diese Refrain-Partien sind Ratschläge, Einflüsterungen. Die „Dritte Stimme“ ist ganz anders, sie ist fast schreiend, es klingt bedrängt. Auch die Musik ist hier nicht verträumt und innehaltend, hier klingt es nach dem Discogetöse einer Großstadt. Diese Stimme ist für die Verse-Partien zuständig: Verse 1 „I don’t know if I’m closer to heaven but“, Verse 2 „I don’t know if you’ll love me for it“, Verse 3 „See how that building there is nearly built“, Verse 4 „I don’t know if you love me or not“ und Verse 5 „And I don’t mind if it’s dangerous“. In den Versen gibt es noch kleinere Abstufungen. Die Verse 2 und 4 klingen näher, weniger laut, intimer, der Großstadtlärm ist etwas herabgedämpft.
In der Abfolge der Abschnitte ist es so, dass die flüsternde „Zweite Stimme“ der Refrains jeweils auf die lauten Großstadtbeobachtungen der „Dritten Stimme“ (Verse 1 und 3) antwortet. Die ruhigeren Verse 2 und 4 der „Dritten Stimme“ antworten dann jeweils auf die Refrains. Sie ziehen aus derem „Rat“ ein Fazit, sie enden jeweils mit „But I don’t think we should suffer this / There’s just one thing we can do about it“. Was danach passiert, wird nicht aufgedeckt im Song. Für mich persönlich klingt das nach einer Selbstmordankündigung.
Wie kann dieses komplexe Geschehen gedeutet werden? Sind diese unterschiedlichen Erzählperspektiven unterschiedliche Personen? Was für eine Geschichte steht hier im Hintergrund? Der Text ist auch auf den zweiten Blick rätselhaft. Es finden sich aber nach intensiver Suche ein paar Hinweise, die eine nähere Betrachtung lohnen und die dann unvermittelt Sinn ergeben.

Zur Zeile „Put me up on the angel‘s shoulders“ schreibt ein User „dominicvine“, dass ihn diese Zeile an den Film „Der Himmel über Berlin“ von Wim Wenders denken lässt. Es ist ein Film über „angels who watch the people of Berlin… and often sit on top of the shoulders of a huge golden angel (the victory column in the Tiergarten) and listen to the suffering of all the people down below… many of the lyrics seem to refer to this scenario. and the movie had recently come out. it is something she would have seen…“ [5]. „Der Himmel über Berlin“ hatte im Oktober 1987 Premiere [6], die Filmliebhaberin Kate Bush könnte ihn also durchaus gekannt haben. Dieser Interpretationsansatz findet sich auch in einer anderen Quelle [8], dort gibt es auch ein Foto von Kate Bush auf der Schulter des Engels der Siegessäule. Die Quelle dieses Fotos habe ich nicht auffinden können. Wahrscheinlich ist das Foto eine Fälschung, das Original scheint ein Foto für „Eat the music“ zu sein mit einem anderen Hintergrund [12].
Der Film ist sehr poetisch und auch traurig. Die Engel dort können nicht in das Leben der Menschen eingreifen. Sie können sich ihnen auch nicht zu erkennen geben, aber sie können ihnen neuen Lebensmut einflößen. Der Wunsch eines der Engel, am Leben der Menschen teilzuhaben, wird schließlich so groß, dass er dafür bereit ist, auf seine Unsterblichkeit zu verzichten [6]. Interessant für die Deutung des Songs ist nun, dass es drei Gruppen von Personen in diesem Film gibt [10]. Es gibt die Kinder, nur sie können die Engel sehen. Es gibt die Engel, sie beobachten, hören die Gedanken der Menschen, lächeln ihnen zu, trösten Sterbende, können aber nicht eingreifen und weder Tod noch Selbstmord verhindern. Und es gibt im Film die Menschen, deren Gedanken die Engel hören können. Die Menschen sind traurig, froh, einsam, müde, verzweifelt, haben Sorgen und Gefühle, gehen ihren Alltagsgeschäften nach und nehmen die Gegenwart der Engel nicht wahr [10]. Diese drei Personengruppen des Films passen nun sehr gut zu den drei Stimmen des Songs. Die „Erste Stimme“ der Chorus-Partien ist die Stimme der Kinder, die die Engels sehen können, die sich wünschen, bei ihnen zu sein. Die „Zweite Stimme“ ist die Stimme der Engel, die Rat geben, die trösten. Die „Dritte Stimme“ sind die Gedanken der Menschen in den Straßen.
Auch die zweimal auftretende Abfolge Chorus – Verse – Refrain – Verse ergibt nun einen Sinn. Ein Kind sieht einen Engel, wünscht sich bei ihm dort oben zu sein (Chorus). Der Engel hört die Gedanken eines Menschen (Verse). Der Engel flüstert ihm etwas in die Seele (Refrain). Der Mensch reagiert und der Engel hört dies (Verse). Verse 5 endet mit „Take me up to the top of the city“ – der Mensch hat den Engel nun auch wahrgenommen. Die Welten kommen zusammen. Auch die Sehnsuchtstonart Cis-Moll ergibt nun einen Sinn. Alle hier im Song sehnen sich nach etwas, nach den Engeln, nach Erlösung, nach echtem Leben.

Vielleicht hat der Besuch von Kate Bush in New York bei Michael Powell, dem Regisseur des Films „The red Shoes“ die Erinnerung an diesen Film ausgelöst [13]. New York ist voller Hochhäuser, voller Hektik, voller Menschen mit ihren Gedanken. In der Anfangssequenz des Films und im Trailer zum Film ist dies alles sehr schön zu sehen [11]. Das sieht aus wie eine Bebilderung des Songs. Sogar Del Palmers „The impression is of being high up in the clouds over a city“ [4] findet sich wieder. Auch ein Selbstmord kommt vor, den der Engel nicht verhindern kann.  In der Filmmusik spielt offenbar auch die Solovioline eine wichtige Rolle, damit gibt es auch zum Einsatz von Nigel Kennedy eine Erklärung.
Für mich habe ich damit eine Deutung des Songs gefunden und „Top of the City“ mit seinen drei Erzählperspektiven ergibt für mich nun Sinn. Bemerkenswert ist für mich zudem, dass das Album „The red Shoes“ mehrere dieser Songs mit wechselnden Erzählperspektiven enthält, z.B. verwenden auch neben „Top of the City“ die Songs „The red Shoes“ und „Constellation of the heart“ dieses Stilmittel. Ein „mehrere Seelen sind in meiner Brust“ muss Kate Bush damals sehr beschäftigt haben.
Es gibt zwei weitere Fassungen des Songs, aber sie tragen zum Verständnis des Songs nichts weiter bei. Die Fassung auf „Director‘s Cut“ klingt dumpfer, das gefällt mir weniger. Die Fassung auf „Before the dawn“ ist ruhiger, das gefällt mir wieder ganz gut. Das Thema Engel passt im Rahmen von „Before the Dawn“ zum Abschluss mit „Among Angels“, es spannt einen Bogen.
„Top of the City“ ist ein Song, der einen auf den ersten Blick ratlos macht. Seine Bedeutungen erschließen sich nicht auf Anhieb. Aber er ist eine Reaktion auf die Frage nach dem Sinn der Existenz und (jedenfalls in meiner Interpretation) eine tiefsinnige Reaktion auf einen philosophisch angehauchten Film. © Achim/aHAJ

[1] Graeme Thomson: Kate Bush – Under the Ivy. Bosworth Music GmbH. 2013. S.325
[2] Kate Bush: The red shoes (Songbook). Woodford Green. International Music publications Limited. 1994. S.64ff
[3] N.N.: „A Tightly Wound Conversation With The Rubberband Girl“. Details. März 1994
[4] „Well red“. Interview mit Del Palmer. Future Music. November 1993
[5] https://genius.com/14653366 (gelesen 10.04.2020)
[6] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Der_Himmel_%C3%BCber_Berlin (gelesen 11.04.2020)
[7] Hermann Beckh: Die Sprache der Tonart in der Musik von Bach bis Bruckner. Verlag Urachhaus. Stuttgart 1999. S. 268
[8] http://gaffa.org/faq/topcity.html (gelesen 10.04.2020)
[9] https://genius.com/Kate-bush-top-of-the-city-lyrics (gelesen 10.04.2020) [10] https://www.goethe.de/resources/files/pdf130/himmelueberberlin_didaktisierungsvorschlag.pdf (gelesen 15.04.2020)
[11] https://youtu.be/-uI81q3wxH8 (gesehen 15.04.2020)
[12] https://images.app.goo.gl/drkBEswamYnpDEvR7 (gesehen 15.04.2020)
[13] Marianne Jenssen: „Rubber Souls“. Vox. November 1993

Tonleitern aus Glasscherben

Von Stefan Franzen

Als „Babooshka“ am Ende von Kate Bushs gleichnamigem Song ihre Verführungskünste erfolgreich an den Mann gebracht hat, mündet die Musik in einen Haufen zerbrochenes Glas. Dieses Glas aber splittert nicht so einfach vor sich hin. Viele von uns, die im Sommer 1980 diesen Hit immer wieder im Radio hörten, mögen sich gefragt haben: Wie gelang es der exzentrischen Britin, die Scherben zu einer absteigenden Tonfolge zu sammeln? Die Antwort lautet „Fairlight Computer Musical Instrument“, kurz Fairlight CMI. Der klobige Wunderkasten war eine der ersten Samplemaschinen, und mit Sicherheit diejenige, die vor 40 Jahren die Popmusik für immer veränderte.

Kate Bush: Babooshka“
Quelle: youtube

Das Patent geht auf zwei australische Nerds namens Peter Vogel und Kim Ryrie zurück, die in den späten Siebzigern einen Synthesizer namens Qasar M8 weiterentwickeln. Ihr Ziel ist es, die synthetischen Klänge in möglichst naturgetreue Geräusche zu verwandeln. Dafür entwickeln sie einen Analog-Digital-Wandler, will heißen: jeglicher Klang kann aufgenommen, auf der Festplatte des Computers abgespeichert, anschließend über eine Keyboard-Tastatur wiedergegeben und zu musikalischem Material geformt werden. Bis dato waren alle Samples analog gewesen, etwa beim Mellotron, das die Beatles für „Strawberry Fields Forever“ oder David Bowie für „Space Oddity“ nutzten. Dort kamen die aufgenommenen Sounds, etwa Flöten oder Streicher, noch von einer Tonbandschleife neben den Tasten. Vogel und Ryries erstes Sample ist ein Hund, der jetzt Tonleitern rauf und runter kläffen kann. Eine kleine Bibliothek von Klängen liefern die beiden Aussies auf einer Floppy Disc gleich mit. Sie nennen ihre Erfindung „Fairlight“, nach einem Luftkissenboot im Hafen von Sydney. Und sie machen sich auf, sie der Welt vorzustellen.

Peter Vogel demonstriert den Fairlight im australischen Fernsehen
Quelle: youtube

Die ersten Popmusiker, die sich für den Fairlight begeistern, sind Stevie Wonder und Peter Gabriel. Letzterer erwirbt auch prompt drei Stück, jeweils zum Preis eines Reihenhauses, und spannt das neuartige Instrument erstmals für die Produktion seines dritten Soloalbums ein. Ein Exemplar borgt sich der Filmmusiker Hans Zimmer von ihm aus. Ebenfalls Feuer und Flamme für den Fairlight: Kate Bush, sie lernt ihn bei Gabriel kennen, als sie Gastvocals für „Games Without Frontiers“ und „No Self Control“ beisteuert. Als sie sich wenig später in den Londoner Abbey Road Studios zur Produktion von Never For Ever vergräbt, lässt sie wiederholt einen Fairlight ins Gebäude tragen, um ihr Werk mit gesampelten Türen („All We Ever Look For“), Gewehrabzügen (Army Dreamers“) und Vokalfetzen („Delius“) zu würzen – und dem berühmten „Babooshka“-Glas, das zur Aufnahme aus der Studiokantine entwendet wird. Das Küchenpersonal, so heißt es, was not amused. „Was mich am Fairlight fasziniert“, sagt sie später, „ist die Fähigkeit, sehr menschliche, tierische und gefühlvolle Sounds zu kreieren, die gar nicht nach einer Maschine klingen.“

Peter Gabriel erklärt den Fairlight in der South Bank Show, 1982 (ab 16’20“)
Quelle: youtube

Kritiker haben den ungelenken und dumpfen Klang der Fairlight-Samples oft verhöhnt. Doch auf den Folgealben von Gabriel und Bush verändert dieses neue Handwerkszeug den Prozess des Schreibens im Pop grundlegend: Die Songs kristallisieren sich jetzt durch Experimentieren im Studio heraus, wenig wird zuvor am Klavier festgelegt, stattdessen entstehen die Stücke aus Mosaiken von Melodien und Rhythmen. Gabriel schleift Schnipsel aus obskuren Feldaufnahmen afrikanischer Musik ein (etwa äthiopische Flöten in „San Jacinto“) und legt damit auch einen Grundstein für die Weltmusik. Noch extensiver wird der Fairlight auf Kate Bushs The Dreaming in fast jedem Track zum Gestaltungsprinzip: Am auffälligsten sind sicherlich die Trompeten in „Sat In Your Lap“, die unheimlich seufzenden Chöre in „All The Love“ und der geschichtete Hausrat in „Get Out of My House“. Richtige Fairlight-Melodien gibt es auf den Single-B-Seiten „Lord Of The Reedy River“ und „Ne T’Enfuis Pas“. Und beim nächsten Album, Hounds Of Love ist sie schließlich soweit, dass die Fairlight-Sounds für einen richtigen Ohrwurm verantwortlich sind: das Thema von „Running Up That Hill“.

Kate Bush: „Running Up That Hill“
Quelle: youtube

Spätestens 1983 beginnt der Siegeszug des Fairlight durch einen erweiterten Musikerkreis: Tears For Fears („Shout“), Jan Hammer („Miami Vice Theme“), Duran Duran („A View To A Kill“), Frankie Goes To Hollywood („Relax“), Yes („Owner Of A Lonely Heart“) und U2s Produzent Brian Eno (der Mittelteil des Songs „The Unforgettable Fire“) sind vernarrt in ihn, Herbie Hancock, der ihn für seinen Elektrofunk-Hit „Rockit“ verwendet, demonstriert den Kasten vor neugierigen Kindern in der Sesamstraße. Kreativ nutzen ihn längst nicht alle, viele beschränken sich auf die Verwendung der voreingestellten Sounds: Da ist etwa der ominöse Orchesterakkord aus Strawinskys „Feuervogel“, der in den 1980ern gefühlt von jedem dritten Popmusiker eingeblendet wird, oder da sind die schauerlich seufzenden Aaah- und Oooh-Chorimitationen der menschlichen Stimme.

Das ebenfalls gern genommene Sample der japanischen Bambusflöte Shakuhachi (freistehend zu hören in Peter Gabriels „Sledgehammer“-Intro) stammt dagegen aus der Datenbank des Fairlight-Konkurrenzkastens namens Emulator. Bis 1985 erlebt der Fairlight CMI drei Fertigungsserien, wird aber zügig durch viel effektivere und soundtechnisch bessere Digitalrekorder abgelöst. Wenn man in alten Demonstrationsvideos die Tonkurven auf giftig grünem Monitor sieht und den Lichtstift, der die Sounds anwählt, dann hat das was vom nostalgischen Charme der Telekolleg-Schulstunden. Science Fiction aus einer fernen Vergangenheit. Für jeden Hobbymusiker am heimischen PC ist Sampling heute längst Alltag. Doch die Anfänge lagen in jener schlichten Tonleiter aus Glas in „Babooshka“.

Herbie Hancock erklärt den Fairlight in der Sesamstraße, 1983
Quelle: youtube

© Stefan Franzen, in gekürzter Form erschienen in der Badischen Zeitung, Ausgabe 22.04.2020. Zum Blog von Stefan geht es hier.

12 Kate-Momente: April

© bugi

Phnom Penh im Dezember 2017. Vor dem Zentralmarkt im Art-Deco-Stil tummeln sich Händler mit frischem Obst. Egal ob in Südamerika oder Asien – bei bunten Obstständen denke ich immer sofort an Kate und höre Eat the music. Und passend zum Bild umgetextet würde es dann heißen: Take a pitahaya. You like a guava? Grab a banana. And a sultana. Rip them to pieces. With sticky fingers. Split the banana. Crush the sultana. Split ‚em open. With devotion. You put your hands in. And rip their hearts out…

Das Song-ABC: The Red Shoes

„The Red Shoes“, der Titeltrack des gleichnamigen Albums, wird aus mir nicht verständlichen Gründen gern übersehen. Die Biographen widmen ihm nur einen flüchtigen Blick. Rob Jovanovic verspürt „mehr als nur ein Hauch irischen Flairs“ [1], für Graeme Thomson ist es ein „herrlich wilder Wahn“ [2]. Ein tiefer gehender Blick ist das nicht. Dabei lohnt es sich hier wieder, genauer hinzusehen.
Die Geschichte beruht auf dem gleichnamigen Märchen von Hans Christian Andersen [6]. Ein kleines Waisenmädchen hat als letztes Geschenk ihrer Mutter ein paar rote Schuhe bekommen. Sie wächst bei einer alten, reichen Frau auf, die ihr alles gibt, ihr aber die zerschlissenen Schuhe weggenommen hat. Sie nutzt die Farbenblindheit der Frau aus, um sich wieder ein paar rote Schuhe zu erbitten. Sie liebt diese so sehr, dass sie sie zu allen Gelegenheiten trägt, auch zu ganz unpassenden. Ein Soldat verflucht ihre Schuhe, die Schuhe beginnen zu tanzen, ob das Mädchen will oder nicht. Schließlich lassen sie sich sogar nicht mehr abnehmen. Das Mädchen kann erst Erlösung finden, als sie sich die Füße abhacken lässt. Soweit das Märchen, das Kate Bush als Grundstruktur für ihren Song übernimmt: Die Protagonistin bekommt die ersehnten (Wunscherfüllungs)Schuhe geschenkt und wird sie nicht mehr los.
Diese Geschichte wurde auch in dem Film „Die roten Schuhe“ von Michael Powell und Emeric Pressburger als Grundlage verwendet. Hier wird eine Tänzerin zerrissen zwischen ihrer Kunst und der Liebe, auch hier endet diese Geschichte mit dem Tod der Protagonistin [4]. Genau wie im Märchen tanzt die Hauptdarstellerin unaufhaltsam auf ihren eigenen Abgrund zu [7]. Dieser Film hat das Album ingesamt beeinflusst, insbesondere den Song „Moments of Pleasure“ [3]. Der Song „The Red Shoes“ aber geht nach Kate Bushs Aussage primär auf das Märchen zurück.
„It’s not really to do with his film but rather the story from which he took his film. You have these red shoes that just want to dance and don’t want to stop, and the story that I’m aware of is that there’s this girl who goes to sleep in the fairy story and they can’t work out why she’s so tired. Every morning, she’s more pale and tired, so they follow her one night and what’s happening is these shoes… she’s putting these shoes on at night before she goes to bed and they whisk her off to dance with the fairies.“ [3].

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Kate Bush hatte die Idee zu diesem Song, als sie am Piano saß und auf einmal die Musik wie von selbst und ohne ihr Zutun zu laufen begann. „The image in her mind ‚was like horses galloping and running away, with the horses turned into running feet, and then shoes galloping away with themselves‘. Which corresponded, conveniently enough, with the key fairy-tale element in the Powell film: the red pumps worn by the tragic ballerina, which are imbued with a magic that carries their wearer off in a terrible outpouring of expressiveness.“ [4]
Die roten Schuhe im Märchen und im Film thematisieren den Zwiespalt, vor dem die beiden Hauptcharaktere stehen. Sie sind zwischen „erwarteter Angepasstheit und Sehnsüchten andererseits hin und her gerissen“ [7]. Sowohl im Märchen als auch im Film sind die Mädchen/Frauen dem nicht gewachsen. Sie verlieren die Kontrolle über ihr Leben.
Es gibt allerdings auch die Geschichte „Der Zauberer von Oz“, wo das Geschehen um die roten Schuhe für die Protagonistin gut ausgeht [12]. Dorothy erschlägt bei der Ankunft in Oz im Wirbelsturm mit ihrem Haus die böse Hexe des Ostens. Deren magische rote Halbschuhe sind ab da an den Füßen von Dorothy und ihr zu Diensten. Die Gefahr ist, dass die böse Hexe des Westens sich versuchen wird zu rächen und Dorothy die Schuhe wieder abnimmt.
Rote Schuhe sind magisch und von Menschen kaum beherrschbar, sie gehören eigentlich den bösen Hexen. Sie übererfüllen Wünsche. Sie symbolisieren die Besessenheit – von Wünschen, von Sehnsüchten, von der Verwirklichung in der Kunst. Es liegt nicht fern, das mit der akribischen, perfektionistischen Arbeitsweise von Kate Bush in Verbindung zu bringen.
Musikalisch ist „The Red Shoes“ von einem pulsierenden, vorantreibenden Rhythmus bestimmt, es wirkt wie ein schwereloser Tanz. Ganz im Sinne der Geschichte – die Protagonistin bekommt die ersehnten Wunscherfüllungsschuhe geschenkt und wird sie nicht mehr los – könnte dieser Rhythmus ewig weiterlaufen. Es gibt drei Stimmebenen im Song (in der Bezeichnung der Songabschnitte orientiere ich mich an [13]) – eine fast kindlich hohe Singstimme, eine Singstimme in Mittellage und ein Chor aus Männerstimmen. Dieser Wechsel der Perspektiven allein macht aus dem Song ein hochkomplexes Gebilde. Die hohe Singstimme wird benutzt im Vers 1 („Oh, she move like the Diva do“), im Chorus 1 („Oh it’s gonna be the way you always thought it would be“), im Vers 2 („Oh, the minute I put them on / I knew I had done something wrong“) und in der Bridge („Feel your hair come tumbling down / Feel your feet start kissing the ground“). Es ist die Stimme der kindlich-naiven Protagonistin.
Die Singstimme in der Mittellage kommt im Pre-Chorus 1 („With no words, with no song / You can dance the dream with your body on“), im Pre-Chorus 2 („And this curve, is your smile / And this cross, is your heart / And this line, is your path“), im Pre-Chorus 3 („With no words, with no song / I’m gonna dance the dream / And make the dream come true“) und im Outro („You gotta dance“) zum Einsatz. Es ist die Stimme der Hexe, von der die Protagonistin die Schuhe bekommt.
Der Chor hat seinen Einsatz im Chorus 2: „She gotta dance, she gotta dance / And she can’t stop ‚till them shoes come off“. Es sind zuschauende Menschen, die das Geschehen kommentieren. Alle drei Stimmen erzählen dabei ihren Teil der Geschichte aus der Ich-Perspektive. Das letzte Wort hat die Hexe („You gotta dance“ im Outro), die Geschichte geht nicht gut aus.
Zur musikalischen Analyse ist ein Blick in die Noten hilfreich [8]. Der Song ist durch einen durchgehenden 12/8-Takt geprägt, es ist ein unablässig pulsierender Rhythmus, sehr tänzerisch. Die Gesangsstimme setzt sich über die Taktschwerpunkte hinweg, dadurch entsteht ein schwebender Eindruck. Die Tonart ist ein reines G-Dur, die allein vorkommenden Akkorde sind G-Dur (Tonika) und Abwandlungen des D-Dur-Akkords, der Dominante (insbesondere der Dominantseptakkord). Die Struktur ist stark angelegt an madagassische Musik, sie ist der Struktur von „Eat the Music“ sehr ähnlich [9]. Del Palmer hat diesen Einfluss der afrikanischen Musik in einem Interview auch bestätigt [5].
„The album’s title track seems to have an Irish folk music influence, with a big bass drum sound and an unusual legato bass part, but again this stems from the music of Madagascar. It’s fascinating how music from different parts of the world can have these similarities. All the mandarins and mandolas are played by Paddy, who has really gone into this sort of music, and he also plays all the various whistles and flutes on the track“. [5] Wie schon bei „Eat the Music“ spielt der Madagasse Justin Vali die Valiha, das madagassische Nationalinstrument.
Musikalisch gesehen sind den Songteilen der Protagonistin und der bösen Hexe leicht abweichende Akkordfolgen zugeordnet. Für die Protagonistin steht eine Kombination aus D7, D7sus4 und Gadd4/D, für die Hexe eine Kombination aus D7 und G/D [8]. Immer wenn die Hexe gesungen hat, dann greift ihre Akkordfolge auf die darauffolgenden Gesangspassagen der Protagonistin über. Der Zauber wirkt. Zum Schluss „gewinnt“ dann die Akkordfolge der Hexe. Die beiden Akkordfolgen sind sich sehr ähnlich, sie unterscheiden sich nur in Nuancen. Protagonistin und Hexe sind daher wahrscheinlich zwei Seiten einer Persönlichkeit.
Die Tonart G-Dur ist gemäß Beckh [10] eine zwiespältige Tonart, was zu der gespaltenen Persönlichkeit Protagonistin/Hexe passen könnte. In reiner Form symbolisiert sie „die sprießende Blütenfülle der Maienzeit, die Liebesoffenbarung im Werden der Natur“, sie steht für das Anmutige, Liebliche, Bescheidene, Innige, Kindliche, Unschuldige. Diese Unschuld findet sich in der naiven Protagonistin wieder. In negativer Form ist G-Dur die Tonart des Sinnenrauschs, sie steht für eine vorgetäuschte Innigkeit, sie ist sinnlich verführerisch und berückend. Was könnte besser zur Hexe passen, welche die Protagonistin verführt?
Beckh weist darauf hin, dass G-Dur in seiner negativen Form die einschmeichelnde, verführerische, versucherische Tonart der Botin (Hexe?) Kundry aus Richard Wagners „Parsifal“ ist. Mit Kundry als Werkzeug will dort der Bösewicht Klingsor dem Toren Parsifal die Unschuld rauben, so wie vielen Gralsrittern zuvor. Erlösung kann sie nur erlangen, wenn ein Mann ihrer Verführung widersteht [11]. Auch dieser Mythos findet sich für mich im Song verarbeitet wieder, an Zufall kann ich nicht recht glauben. Anklänge an Mythen, Märchen und Geschichten aller Art legen sich somit im Song „The Red Shoes“ übereinander. Auch musikalisch ist das vielschichtig und faszinierend umgesetzt. Man kann diesen Song in kurzen Sätzen abhandeln, wie es Thomson und Jovanovic tun – aber dann sieht man nicht die ganzen Feinheiten. Aber das Album „The Red Shoes“ wird ja gern mißachtet, vielleicht ist das mit eine Ursache dafür. Ich teile das nicht. Der Song ist es wert, dass man genauer hinschaut. © Achim/aHAJ

[1] Rob Jovanovic: Kate Bush. Die Biographie. Höfen. Koch International GmbH/Hannibal. 2006. S.183
[2] Graeme Thomson: Kate Bush – Under the Ivy. Bosworth Music GmbH. 2013. S.318
[3] Marianne Jensen: „Rubber Souls“. Vox. November 1993.
[4] Nick Coleman: „Daft As A Bush“. Time Out. November 1993.
[5] N.N.: „Well red“. Interview mit Del Palmer. Future Music. November 1993.
[6] https://hekaya.de/maerchen/die-roten-schuhe–andersen_72.html (gelesen 01.01.2020)
[7] https://babyduda.com/hans-christian-andersen-die-roten-schuhe/?cn-reloaded=1 (gelesen 30.03.2020)
[8] Kate Bush: The red shoes (Songbook). Woodford Green. International Music publications Limited. 1994. S.53ff
[9] http://morningfog.de/?page_id=2608#etm (gelesen 01.01.2020)
[10] Hermann Beckh: Die Sprache der Tonart in der Musik von Bach bis Bruckner. Verlag Urachhaus. Stuttgart 1999. S.222ff
[11] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Parsifal (gelesen 01.01.2020)
[12] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Der_Zauberer_von_Oz_(1939) (gelesen 02.04.2020)
[13] https://genius.com/Kate-bush-the-red-shoes-lyrics (gelesen 01.04.2020)

Kaffeeklatsch: Kates Musik in Krisenzeiten

Ein Kaffeeklatsch in Corona-Krisenzeiten? Warum nicht?! Irgendwie muss man die #wirbleibenzuhause-Phase überstehen – und mit Musik von Kate könnte das vielleicht ein bisschen besser gelingen. Eine gute Gelegenheit, sich die Remaster der Reihe nach anzuhören, jeden Tag eine neue Top-Ten-Liste der besten Kate Songs zu erstellen oder einfach mal wieder zu einem Kate-Album zu greifen, welches man schon länger nicht mehr gehört hat. Im Kaffeeklatsch mit Beate Meiswinkel geht es um Mutmacher-Lieder, Wertschätzung und die Relevanz von Kates Songs in diesen Zeiten.

Du hast schon drei Wochen des Zuhause-Seins hinter und weitere Wochen mit Homeoffice vor Dir. Bist Du schon so verzweifelt, dass Du fleißig das buddhistische Mantra Om mani padme hum aus Strange Phenomena mitsingst und Dich Schritt für Schritt zum Juwel in der Lotusblüte entwickelst?

Beate: Om mani padme hum chante ich tatsächlich gelegentlich… Im vorigen Jahr habe ich Kirtan-Singen und das Chanten von Mantras für mich entdeckt. Das und andere Meditationsübungen können wirklich helfen, dass man sich besser fühlt. In der aktuellen Situation gehe ich jeden Tag durch unterschiedliche Stimmungszustände: da sind Ratlosigkeit, Angst, manchmal Verzweiflung. Dann sind da auch wieder Hoffnung, Entspannung, Entschleunigung… Verwunderung. Wie schnell die Welt sich verändert hat… Strange Phenomena, in der Tat… Ich habe vor einigen Tagen zu Aerial gegriffen und mich in An Endless Sky of Honey fallen lassen. Dieses Gefühl von Zeitlosigkeit habe ich zurzeit öfter… somewhere in between, das sind wir gerade, zwischen dem Ticken der Uhrzeiger. Viel beruflicher Stress ist abgefallen… wird allerdings anderweitig erzeugt. Homeoffice ist gar nicht sooo einfach. Wie geht es dir denn in diesen Zeiten? Und findest du deine Stimmungen auch in Kates Musik wieder?

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Mich hat es nach einem Nepal-Urlaub erwischt, ich fand mich plötzlich auf einem OP-Tisch wieder. Dementsprechend wechselt die Stimmung aktuell sehr stark. Passend zu Nepal habe ich zuletzt oft Wild Man gehört, weil ich am Annapurna gewandert bin und abends ein Everest-Bier geschlürft habe, auf dem ein Yeti abgebildet war. Weil Achim mir vor ein paar Tagen die Analyse zum Song The Red Shoes zugeschickt hat, stand das Lied dann auch ganz oben auf der Liste. TRS ist wie Eat the music sehr beschwingt und kann in diesen besonderen Zeiten einfach gute Laune verbreiten. Wenn’s dann die getragene Variante sein soll, bietet sich natürlich das beste Kate Bush-Cover an, das Peter Gabriel jemals geschrieben hat: Don’t give up. Das ist so ein Mutmacher-Lied, wie es besser nicht passen kann. Was ist Dein persönliches Mutmacher-Lied von Kate?     

Beate: Was für heftige Erfahrungen: Nepal bereisen, und anschließend dann eine Operation… ich hoffe, es geht dir wieder gut! Mutmacher-Lied… Da sollte ich wohl an erster Stelle Walk straight down the middle stehen. Obwohl es auf der Sensual World-LP als Bonus Track erschienen ist, ist es für mich sowohl integraler Bestandteil des Albums als auch sehr wesentlich für mich persönlich. Es zeigt einerseits auf, wie man durch schwierige Zeiten trotz aller Ängste und Befürchtungen hindurch gehen kann und wird. Andererseits spricht es den Weg der Mitte an, einen Weg des Ausgleichs von Extremen. Ein weiteres sehr ermutigendes Lied ist Constellation of the Heart… durch unbekannte Weiten des Alls mit einer neuen Konstellation konfrontiert zu werden… da ist unsere Astronautin aufgefordert, sich der Situation zu stellen… der Herausforderung, neues Glück zu finden. Doch das verlangt Mut. Mir gefällt, wie leichtfüßig und fröhlich Kate das musikalisch angeht, ohne oberflächlich zu bleiben. Viele Familien und Paare sind ja nun „aufeinander zurückgeworfen“ durch die Isolation der Quarantäne oder des Shutdown. Da kann man sich zuweilen nicht ausweichen. Und Wege finden, miteinander zu sein und einander zu verstehen… Ich musste unwillkürlich an Running up that Hill denken… oder an Babooshka oder Love and Anger. Welche Kate Songs gehen dir durch den Kopf?

Ich muss erst noch mal kurz zu Wild Man zurück. Hast Du das Promo-Bild dazu noch im Kopf? Da gab es ja auch eine Variante wo es beim flüchtigen Blick so aussieht, als ob sie einen Mundschutz trägt… Neben den Liedern die Du schon erwähnt hast fällt mir auf jeden Fall noch Show a little devotion ein. Devotion nicht so sehr im Sinne von Hingabe und Ergebenheit, sondern eher im Sinne der Dankbarkeit. In Krisensituationen, egal ob es eine persönliche Krise ist oder jetzt die Pandemie, lernt man wieder dankbar zu sein. Vieles nehmen wir im Alltag als Selbstverständlichkeit wahr. Man lernt den Wert von Freundschaften noch mal neu zu schätzen, wird sich der Verantwortung in einer Gemeinschaft wieder bewusst und schraubt das Ego zurück. Und dann kommt vielleicht auch die Hingabe und Ergebenheit, weil man sich dessen neu bewusst wird, dass man auch Verantwortung für andere trägt. Lake Tahoe würde ich noch nennen. Vordergründig wird da natürlich die Geschichte von der alten Dame und ihrem Hund erzählt. Vielleicht geht es in diesem zutiefst traurigen Song aber auch einfach nur um diese große Sehnsucht nach einer verlorenen Vergangenheit, als alles noch liebevoller und sicherer war. Ein Gefühl, dass sich ja an mehreren Stellen durch 50wfs zieht. In Snowflake etwa, wo man – the world is so loud – der Hektik entflieht, sich der einzelnen Schneeflocke zuwendet, wieder auf das Wesentliche konzentriert. Wir müssen aber auch über Breathing reden.

Beate: Ja, ich erinnere mich an das Foto mit dem Mundschutz… gegen die Kälte. Wobei ich grade gesehen habe, dass er die Lippen frei lässt, sie ist also noch frei, sich mitzuteilen! Oh ja, Show a little devotion … Dankbarkeit, Demut, sind nicht nur im spirituellen Sinne wichtige Themen. Es tut einem auch selbst gut, sich daran zu erinnern, für was wir dankbar sind. Und die Welt krankt an einem Mangel von Wertschätzung und Anerkennung. Daher ist es so wichtig, sie zu geben und auch annehmen zu können. Ja, diese Melancholie und Sehnsucht von Lake Tahoe durchzieht 50 Words for Snow, da hast du vollkommen Recht. Es ist menschlich, sich nach einer vermeintlich geborgeneren Vergangenheit zu sehnen. In meiner Mädchenzeit war ich dankbar für Kates Musik, die öffentlich präsenter war. Und in dem Zusammenhang fiel mir vor einigen Tagen Kates Song Breathing ein. In die Perspektive des Ungeborenen hineinversetzt, das über die Mutter alles aufnimmt. In der Corona Zeit bekommt der Song neue Relevanz. Das Virus, das über die Atemwege übertragen wird… und wir müssen weiter atmen, brauchen die Luft. Wir schützen uns durch Isolation vor einander, schützen uns vielleicht mit Atemschutzmasken, denn wir müssen atmen. Leave me something to breathe, ist Kates Aufschrei, lass mir etwas zu atmen… das ist so tief bewegend. Wie sehr tiefer Atem uns auch beruhigen kann. Wie notwendig und essenziell. Ich finde es spannend, welche Relevanz gerade ältere Songs von Kate bekommen gerade… was denkst du?

Ich bin da in allen Punkten bei Dir, aber gleichzeitig beim Thema Relevanz auch etwas zurückhaltend. Breathing ist ein schönes Beispiel. Zum einen ist es ein grandioser Song, er ist klaustrophobisch – was gut zur aktuellen Situation passt, er beschreibt ein Weltuntergangsszenario und neben der von Dir zitierten Textzeile Leave me something to breathe gibt es ja auch noch die beiden Textzeilen I’ve been out before / But this time it’s much safer in. Passender geht’s also gar nicht. Aber er hat natürlich eben keine Corona-Relevanz. Breathing war schon immer relevant, wir deuten ihn heute nur ein bisschen anders. So wie Don’t give up immer wieder neu gedeutet wird. Wir machen ja in vielen Situationen unseres Lebens die Erfahrung, dass Songs von Kate uns stärken können, Kraft geben. Das Zitat von Elton John, dass Kates Part bei Don’t give up mit dazu beigetragen habe, sein Leben zu retten, ist ein sehr prominentes Beispiel. Aber letztlich hat jeder von uns genau solche Lieder, die einem helfen, durch schwierige Zeiten zu kommen. Something good is going to happen! Hat es Dich eigentlich gewundert, dass Kate sich genau jetzt mit einer Botschaft zu Wort gemeldet hat?

Beate: In der Tat ist Don’t give up einer der Songs, der auch mich immer wieder ermutigt, tröstet, hält. Ja, jeder von uns hat zum Glück Musik, die uns über Wasser hält – auch in anderen Lebenslagen habe ich das schon oft zu schätzen gewusst, und besonders gehört Kates Musik natürlich immer dazu. Eine Botschaft von Kate ist immer eine Rarität, und ich war tatsächlich etwas überrascht, dass sie sich gemeldet hat zur aktuellen Situation. Wie viele hatte sie das Bedürfnis, ihre Wertschätzung gegenüber all den „helfenden Händen“ zu äußern, die sich gerade engagiert für andere einsetzen. Eine schöne Geste, schnörkellos und auf den Punkt gebracht. Und vielleicht ein kleines Signal an uns alle – ich bin noch da – little light shining!

Erstes Album von Baby Bushka

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Die amerikanische Kate-Coverband Baby Bushka hat ihr erstes Album veröffentlicht. Das Album kann digital erworben werden, zudem gibt es eine auf 500 Exemplare limitierte Vinyl-Version. Bestellbar ist die Vinyl-Version inklusive Download-Code für 30 Dollar (inklusive Versand nach Deutschland gibt es die Platte für 41,60 Euro) ab sofort via Bandcamp, ausgeliefert wird ab dem 1. April. Die digitale Version steht ab dem 12. Juni für 15 Dollar online bereit. Parallel zum Album-Release wollte die achtköpfige Frauentruppe aus San Diego eigentlich auf US- und UK-Tour gehen – die Auftritte sind aufgrund der Corona-Krise erst mal verschoben. Immerhin gibt es das Album und mit dem Song This Woman’s Work auch einen wundervollen Album-Teaser. Welche Songs genau auf dem Album vertreten sind, daraus machen Baby Bushka noch ein Geheimnis, zu hören sein sollen unter anderem aber Running up that hill, Under the Ivy, Suspended in Gaffa, Cloudbusting, Something like a Song, Song of Solomon und vermutlich auch Sat in your lap, weil Baby Bushka dazu noch ein Video aufnehmen wollen, wie kpbs.org berichtet.

12 Kate-Momente: März

© bugi

März 2019. Der Inle-See in Myanmar. Ich fahre zu den schwimmenden Dörfern, vorbei an Fischern mit ihren Booten. In a sea of honey. A sky of honey. Ich denke an Aerial, an den Song Sunset, erinnere mich, wie ich 2005 vor der Veröffentlichung von Aerial bei einem Pre-Listening von EMI in Köln Sea & Sky zum ersten Mal hören durfte, in Kates neue musikalische Welt eintauchte und bei Sunset sich Sea & Sky zusammenfügten. Could be honeycomb. In a sea of honey. A sky of honey. Schon damals ging für mich mit diesem Song musikalisch die Sonne im Herzen eher auf als unter. Am Inle-See mitten in Myanmar treffen Sea & Sky erneut für mich zusammen. Every sleepy light / Must say goodbye / To the day before it dies / In a sea of honey / A sky of honey …

Kiss a Crow als Seelenerkundung

Foto: Bettina Stöß

Dieser ungewöhnliche und faszinierende Ballettabend zeigt drei Arbeiten, die kaum unterschiedlicher hätten sein können. Die Uraufführungen „Rise“ des 30 Jahre alten Emrecan Tanis und „Kiss a Crow“ des 47 Jahre alten Marco Goecke wurden dabei ergänzt durch „Concertante“, eine Arbeit des 87 Jahre alten Meisters Hans van Manen aus dem Jahr 1994. Der Abend demonstriert drei ganz unterschiedliche Arten, mit Musik und mit Tanz umzugehen. Musik dient in „Rise“ zur Unterstreichung dessen, was man ausdrücken will. In „Concertante“ ist der Tanz das Spiegelbild der Musik. „Kiss a Crow“ setzt Musik als Mittel ein, um Emotionen aller Art aus den Tänzern herauszubringen. „Rise“ ist ein Tanztheater über die Bildung von Machtstrukturen in Gruppen. Emrecan Tanis wurde – so in der Einführung erläutert – durch eine Gruppe spielender Kinder in einem Einkaufszentrum inspiriert und die Art, wie sie ihre Hierarchien im Spiel klären.

Zu Beginn hebt sich zu einem türkischen Lied der grinsende Anführer aus dem Orchestergraben, von oben senken sich Beine herab. So beginnt das Spiel um die Macht. Tanis setzt das mit Videoprojektionen und Licht wie aus Computerspielen um, er spielt mit dem gleißenden Weiß des Neonlichts. Zu wummernder Musik formt sich die Gruppe zu einem fast militärisch anmutenden Tanz, bis sich der Anführer herausschält. Eine weiße Wand gleitet herein, bildet einen abgegrenzten Raum. Hier tanzt der Anführer mit drei weiteren Personen um die Macht, in komplexen Bewegungsabläufen. Sechs weitere Tänzer sind unter Scheinwerfern links abgestellt, sie geraten immer mehr in fast unkontrolliert wirkende Zuckungen. Aus der Wand fahren Treppenstufen heraus, der Anführer gleitet sie hinauf, verschwindet durch eine Tür. Die wummernden Elektronikklänge werden durch fast religiös anmutende Musik aus „Koyaanisqatsi“ von Philip Glass abgelöst. Der Anführer befreit die zuckenden und wimmernden Gestalten und leitet sie nach vorn, versucht sie zu beruhigen, es gelingt nicht. Machtmissbrauch hat seinen Preis. Rauch quillt aus seinem Mantel hervor, mit den meisten Tänzerinnen und Tänzern versinkt er im Orchestergraben. Nur ein Paar tanzt in sich versunken zu einer Violinmelodie auf der Bühne, bis die Musik und das Licht verdämmert. Mich erinnerte dies manchmal an expressionistischen Tanz der Zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, voll mit großen Gesten und Theatralik. Die Musik unterstreicht das, was ausgedrückt werden soll. Man muss den gedachten Hintergrund über Machtstrukturen nicht wissen, es wirkt auch so. Der Beifall für diese perfekt getanzte Fallstudie über Macht war groß. 

Hans van Manens „Concertante“ nahm die Mitte des Ballettabends ein, es bildete quasi das Adagio zwischen den zwei schnellen Sätzen. Zur klaren neoklassischen „Petite Symphonie Concertante“ Frank Martins gab es eine ebenso klare, strenge und fast kühle Choreographie zu sehen. Musik und Tanz spiegelten sich ineinander, es waren zwei Seiten einer Einheit. Hans van Manen stellt Paarbeziehungen in den Mittelpunkt. Von links und rechts kommen zwischen Vorhängen die Tänzerinnen in blau gestreiften Trikots und die Tänzer in grün gestreiften Trikots hervor auf die von einem blassblauen Licht erhellte Bühne, formen sich zu Gruppen und Paaren. Immer neue Konstellationen finden sich zu komplexen Bewegungsmustern zusammen. Paare umtanzen einander, die Interaktion ist voll von Anziehung und gleichzeitig auch latenter Aggression. Die typischen Mann-Frau-Muster des Tanzes sind aufgehoben, es sind Beziehungen auf Augenhöhe. Zeit und Raum scheinen aufgehoben durch die kühlen, klaren Bilder. Es ist ein ästhetischer Genuss, den acht Personen auf der Bühne bei ihrem Spiel zuzuschauen. Das war meisterlich, Tanz in Perfektion und in voller Harmonie. Es gab auch für diesen Teil des Abends verdient viel Beifall. 

Im Gegensatz zu den ersten beiden Choreographien fällt es mir sehr schwer, das faszinierende „Kiss a Crow“ zu beschreiben. Vielleicht so: Es ist kein Tanztheater mit Handlung, es ist auch kein reiner, klarer Tanz – es ist eine Seelenerkundung, eine Seelenerfahrung. Die Musik von Kate, Tanz und Innenleben lassen sich hier nicht mehr trennen. Die Musik zerrt Chimären, Monster und Gestalten hervor aus dem Inneren. Die Figuren auf der Bühne sind Krähen, die Musik zwingt sie, Mensch zu werden. Marco Goecke wurde inspiriert von seinen Spaziergängen im hannoverschen Stadtwald Eilenriede, von den Krähen in den Bäumen, die ihn und seinen Dackel Gustav beobachteten. Dieses Naturerlebnis zusammen mit dem, was in seiner Seele vorging, was ihn beschäftigte und berührte, all das hat diese Choreographie hervorgebracht.

Die Bewegungssprache in den Choreographien von Marco Goecke hat einen hohen Wiedererkennungswert. Hier aber erscheint sie noch außergewöhnlicher als sonst und der Grund ist die Musik. Marco Goecke ist mit Kate Bush seit seiner Jugend verbunden und vielleicht passt wirklich keine andere Musik besser zu der Art von Tanz, die ihm vorschwebt. Es beginnt mit „Jig of Life“, einem Song über das am Leben bleiben wollen. Die Figuren in schwarzen Anzügen mit weiten Hosen werden durch diesen wilden Tanz gleichsam auf die Bühne gezwungen. Sie zittern und beben in abgehackten Bewegungen, mit ruckartigen Zuckungen, mit Armen, die sich wie zustoßende Schnäbel bewegen oder wie verkrampfte Flügel. Es sind Krähen unter einem Zauber, der sie zwingt, ihre Seele zu offenbaren. Die Körper scheinen unter einer unermesslichen Anspannung zu stehen, die Gesichter sind verzerrt, die Münder stoßen Schreie aus. Der irische Tanz der Musik wird zu einer unheimlichen, beängstigenden Beschwörung. Die Bühne trägt zur unheimlichen Stimmung bei. Rauchtöpfe verbreiten Nebel, ein Lichtkreis erhellt das Geschehen, wird mal größer und mal kleiner, so als ob eine unirdische Wesenheit (die Ursache der Beschwörung?) ihren Fokus ändert. Die Bühne kann eine Lichtung im Wald sein, voll Nebel, aber auch im Glanz von Schnee.

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Foto: Bettina Stöß

Im Verlauf des Stückes verlieren die Figuren langsam immer mehr das Tierhafte, die Bewegungen werden menschlicher, bleiben aber genauso unheimlich, rätselhaft und intensiv. Die verwendeten Stücke von Kate Bush („Sat in your Lap“, „And dream of Sheep“, „Snowflake“, „Among Angels“ und „Get out of my House“) bringen immer neue Emotionen hervor. Die Bilder machen Gänsehaut, ich habe selten eine so emotionale Ausdeutung von Musik (und Wechselwirkung mit der Musik) gesehen. Das Außergewöhnliche und Extravagante von Kate Bushs Musik gewinnt Gestalt in der Tanzsprache von Marco Goecke, Textzeilen spiegeln sich in Bewegungen und Konstellationen wieder, Tanz und Musik kommentieren einander. Es geht ans Herz, wenn zur Textzeile „The world is so loud. Keep falling. I’ll find you“ aus „Snowflake“ sich Paare begegnen und sich fast steif und unbeholfen umarmen. Sie versuchen sich zu finden, aber es gelingt nicht. Sehnsucht und Härte der Musik, Romantik und Aggressivität – alles findet auch Ausdruck im Tanz. „And dream of Sheep“ zum Beispiel ist der Gesang einer Frau, die nach einem Schiffsunglück im Meer treibt und darum kämpft, nicht einzuschlafen. Die Eiseskälte und Verlorenheit hinter dem Lied fand sich in jeder Bewegung auf der Bühne wieder. Marco Goecke kennt Kate Bushs Songs ganz genau, es ist in jeder Minute spürbar. Diese Choreographie ist eine Herzensangelegenheit. Sie lässt einen nicht los, wenn man sie anschaut. Sie ist unheimlich, sie ist bewegend, sie schmerzt. Nicht jeder wird das aushalten können.

Der Beifall des überraschend jungen Publikums fiel enthusiastisch aus. Die Tänzer wurden bejubelt und das Klatschen wollte fast nicht enden. Die Oper Hannover hat eine Compagnie, die die verschiedenen Herausforderungen dieses Abends mit Perfektion, Eleganz und ungeheurer Ausstrahlung fast mühelos meistert. Ein bewegender Abend! © Achim/aHAJ

Über die Unmöglichkeit, eine Krähe zu küssen

Foto: Bettina Stöß

Ein Gespräch mit Marco Goecke zu seiner neuen Choreographie „Kiss a Crow“

Von Achim Riehn

Neben meiner Mitarbeit in der „Gesellschaft der Freunde des Opernhauses Hannover“ (GFO) interessiere ich mich auch noch für andere Themen. Für den Blog „morningfog“ über die Komponistin und Sängerin Kate Bush schreibe ich ab und zu Beiträge. Marco Goeckes neue Choreographie „Kiss a Crow“ benutzt Musik von Kate Bush, es ist seine erste neue Arbeit für das Ballett der Oper Hannover, seit er hier Ballettdirektor ist. Eingebettet wird sie in den Ballettabend „3 Generationen“, zusammen mit zwei Arbeiten anderer Choreographen. Kate Bush – da musste ich einfach für morningfog.de ein Interview mit ihm führen. Als ich am Opernhaus ankam, machte Marco Goecke mit einigen Mitarbeitern Pause vor dem Bühneneingang. Eine Probe des Ballettabends war gerade zu Ende gegangen. Ich wurde sehr freundlich begrüßt. Für das Interview zogen wir uns in ein dunkles Foyer zurück, stellten uns zwei Stühle zusammen und fingen an. Marco Goecke hatte wie immer in einem Tragekorb seinen betagten Dackel Gustav dabei, der dem Geschehen ganz gelassen beiwohnte. Auf dem Weg ins Foyer erzählte ich ein bisschen über den Blog und Marco Goecke fing spontan an, Zeilen aus Kate Bushs Lied „The morning Fog“ zu singen. „I’ll tell my mother – I’ll tell my father – How much I love them“. Marco Goecke redet mit Bedacht, leise, sehr konzentriert. Ich spürte, wie er er seiner Arbeit verbunden ist, wie sehr sie ihn bestimmt. Allgemeinplätze sind nicht zu erwarten. Wir beschlossen, uns zu duzen. Im Gespräch konnte ich das nicht durchhalten, als Hannoveraner muss das Duzen bei mir erst einmal in der Seele ankommen, das braucht Zeit.

Achim: 2013 haben Sie bereits Musik von Kate Bush in einer Choreographie umgesetzt, es war der Song „Suspended in Gaffa“, soweit ich mich erinnere. Was verbindet Sie mit der Musik von Kate Bush und wann haben Sie sie für sich entdeckt?

Marco: Ich habe sie ganz früh entdeckt. Ich habe eine Schwester, die ist fünf Jahre älter als ich. Ganz früh habe ich das bei ihr im Zimmer entdeckt, als ich Kind war. „Never for ever“ ist vom Ende der Siebziger, kann das sein?

Achim: 1980.

Marco: Echt 80? Gut, da war ich acht, neun – und da habe ich diese Platten bei meiner Schwester entdeckt. Ich fand das immer geheimnisvoll, weil ich da auch Töne und Mischungen drin gehört habe, Effekte und Geräusche, Dinge, die ich so von Musik nicht kannte. Dann hatte ich nochmal so 88, 89 – da war ich gerade Ballettstudent – so eine richtige Kate Bush-Phase, meist mit dem Album, auf dem „Cloudbusting“ ist.

Achim: Hounds of Love.

Marco: Hounds of Love, richtig. Es ist interessant, dass man oft immer noch Lieder im Kopf hat. Da steht man morgens auf und macht sich einen Kaffee und hat plötzlich so ein Lied im Kopf. Und weiß eigentlich auch nicht, warum man das gerade im Kopf hat, oder?

Achim: Das Phänomen kenne ich auch!

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Foto: Regina Brocke

Marco: Ja. Da gibt es Stellen in den Kate Bush-Liedern, die ich seit Jahren vor mich hin singe. Und dann habe ich 2013 gedacht, ich mach was damit und das hat auch ganz gut geklappt. Es ist trotzdem immer eine Gratwanderung zwischen Popmusik und meiner Arbeit. Ich brauche auch Popmusik dafür, ich kann das nicht nur mit klassischer Musik oder moderner Musik machen. Aber bei Kate Bush ist es sehr schwierig einzuschätzen. Es gibt Lieder, die mir sehr gut gefallen und plötzlich kippen die Lieder in eine andere Richtung, was sicherlich auch zu ihrer Kunst gehört, was ich dann aber nicht mehr gebrauchen kann. Es ist schwierig.

Achim: Es geht in der Musik von Kate Bush ja oft um die existenziellen Fragen des Lebens – wer bin ich, wie finde ich meinen Platz in der Welt, wie gehe ich mit Vergänglichkeit um. Das sind ja Themen, die bei ihr immer wieder auftauchen. Hat Sie das gereizt?

Marco: Das sind ja Themen, die wir alle haben, natürlich. Im Moment ist eine Phase, die nicht so einfach ist in meinem Leben, weil mein Vater sehr schwer krank ist. Und ich habe etwas Tiefes gesucht und trotzdem auch das Traurige. So empfinde ich das in meiner Arbeit und so ist es auch in der Musik von Kate Bush. Jede Kunst, die so tief geht, die sich dem stellt, hat immer auch eine Erlösung in sich und auch etwas Versöhnliches.

Achim: „Kiss a Crow“ heißt Ihre Choreographie, ich schätze sie ist als Drittel des Abends ungefähr 25 Minuten lang. Welche Songs kommen da drin vor?

Marco: Ich habe witzigerweise weniger von den alten Sachen benutzt. Es gibt natürlich auch Hits, die nicht zu benutzen sind, weil sie uns einfach mit etwas anderem verbinden. Ich habe „Jig of Live“ eingebaut, weil das mit dem irischen Touch ein bisschen in die Irre führt.

Achim: Da geht es ja darum, dass man der eigenen Zukunft eine Chance gibt.

Marco: Okay. Ich habe den Song immer geliebt. Weil es Assoziationen mit irischem Tanz gibt. Dann habe ich „Sat in your Lap“ in das Programm eingebaut.

Achim: Ein sehr wilder Titel, in dem es wieder um existenzielle Fragen geht, darum, wie man im Leben weiterkommt.

Marco: [nickt] Dann kommt „Snowflake“ von einem der späteren Alben vor.

Achim: Ah, sehr schön! Etwas ganz Ruhiges, Meditatives – Musik, in der man in der Nacht steht, der Schnee fällt. Musik, in der eigentlich der Tod um jede Ecke schaut.

Foto: Bettina Stöß

Marco: Dann habe ich noch einen Teil von „Among Angels“, auch von dem Album. Aber da bin ich noch nicht ganz sicher, das probiere ich gerade im Tanzstudio. „Snowflake“ ist sehr lang, da habe ich das Gefühl, ich verzettele mich vielleicht, da wird das so ein bisschen „dämpfig“. Und am Schluss kommt „Get out of my House“.

Achim: Die Shining-Paraphrase!

Marco: [lacht] Und es funktioniert!

Achim: Da frage ich mich sofort, ob es zwischen den Liedern in Ihrer Choreographie einen roten Faden gibt, den sie drumgewunden haben?

Marco: Nein, nicht von der Aussage und von den Texten her. Es ist reine Gefühlssache, was musikalisch da passen könnte.

Achim: Was reizt Sie denn ganz speziell als Choreograph an der Musik von Kate Bush? Ist es für Sie einfach Musik, die interessant ist, die sich abhebt vom Pop, die anders ist?

Marco: Als Erstes reizt mich natürlich das, was mich damit verbindet. Ich habe früher als junger Choreograph oft Musik benutzt, die grausig war, nur weil ich dachte, ich mache mich damit interessanter oder künstlerischer. Bis ich irgendwann in den letzten Jahren bemerkte, wenn ich die Musik benutze, die mir persönlich etwas bedeutet, dann ist es immer richtig. Dann ist es auch egal, was es ist. Hauptsache, es hat etwas mit mir zu tun.

Achim: Dann passt es zu einem selbst. Ich glaube auch, es passt auf eine andere Art. In der Musik von Kate Bush habe ich immer das Gefühl, sie kehrt ihr Innenleben nach außen. Das empfinde ich auch bei Ihren Choreographien. Es sieht so aus, als ob die ganzen Tänzer alles von sich preisgeben.

Marco: Das Risiko muss man eingehen, auch wenn man natürlich dadurch verletzlich wird. Ich habe das bei mir auch, das Menschen das nicht mögen, das ist auch okay. Wenn ich in Youtube bei Kate Bush geschaut habe, wieviele hunderte Daumen nach oben so ein Clip hat, aber eben auch nach unten!

Achim: Ja, sehr kontrovers manchmal! Es gibt Songs von ihr, die ich nicht so mag und welche, die ich jeden Tag hören könnte. Wie ist es, wenn Sie eine Choreographie entwickeln? Haben Sie zuerst die Musik im Ohr oder haben Sie zuerst eine Vorstellung, was Sie auf die Bühne bringen wollen?

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Foto: Achim Riehn

Marco: Ich habe nur mein tägliches Ins-Studio-Gehen. Dann ist da erstmal ein Tänzer, den ich auf den Probenplan gesetzt habe, der kommt an dem Tag und dann fangen wir an mit Schritten. Dann habe ich vielleicht ein, zwei Lieder im Kopf oder auf CD mit oder im Computer. Wir probieren das langsam aus und so wächst es weiter.

Achim: Iterativ geht es voran?

Marco: Eine ganz mühevolle, zehrende, schreckliche Arbeit oft. Je mehr Erfolg man hat und je mehr man gemacht hat, desto kritischer und brutaler wird man mit sich selbst und das ist schon eine harte Angelegenheit.

Achim: Was bedeutet der Titel „Kiss a Crow“? Das klingt nach Naturerlebnis. Haben Sie vielleicht die vielen Krähen inspiriert, die hier in der Eilenriede [der Stadtwald von Hannover] überwintern?

Marco: Ja, das ganze Stück hat damit zu tun. Ich wohne ja noch nicht so lange hier, aber Gustav und ich wohnen direkt an der Eilenriede. Diese langen Spaziergänge da mit ihm, das ist das Beste. Im Stück ist alles, was mir da in den Sinn kam oder was ich für Gefühle oder Ängste hatte oder da gesehen habe. Auch die Krähen natürlich, die da „rumwachen“. Eine Krähe zu küssen ist sicherlich unmöglich, vielleicht genauso unmöglich, wie jemand anders zu küssen.

Achim: Aber es sind ja sehr intelligente Tiere. Wenn man ihnen Geschenke bringt, Nüsse zum Beispiel an einen festen Platz, dann findet man da irgendwann auch einmal Geschenke von ihnen, eine Maus vielleicht.

Marco: Ja, es sind tolle Tiere. Ich habe so das Gefühl, die hüpfen und sitzen da oben in den Bäumen und gucken Gustav an. Sie haben natürlich auch irgendwas ….

Achim: Dunkles.

Marco: Ja.

Achim: Könnte eine Inspiration vielleicht auch Edgar Allan Poes „Der Rabe“ gewesen sein?

Marco: Nein. Aber gestern hatte ich auch so eine Idee. Da hat jemand gesagt, „wie Edgar Allan Poe, mit dem Mantel des Teufels“. Das kannte ich aber überhaupt nicht. Mit Poe habe ich mich nicht so viel beschäftigt.

Achim: Er ist in der Literatur ja ein bisschen so, wie es Kate Bush in der Musik ist – ein bisschen merkwürdig, unheimlich.

Marco: Ja, genau! Anselm Kiefer hat mal gesagt, ein Kunstwerk, das nicht auch etwas Bedrohliches ausstrahlt, das ist keines.

Achim: Eine Freundin von mir war zu einem Probenbesuch hier und sie hat mir danach über Ihre Choreographie gesagt „Faszinierend, aber irgendwie verstörend unheimlich“.

Marco: Ja, hoffentlich! [lacht]

Achim: Sie können das also nachvollziehen?

Marco: Ja, ich beantworte das mit Anselm Kiefer. Es ist so, es hat immer etwas Bedrohliches. Aber es hat auch immer etwas mit Versöhnlichem zu tun. Es gibt in der Musik von Kate Bush Momente, jetzt in dem Stück, die auch versöhnlich, die tröstend sind.

Achim: Auf ihrem letzten Album sind ja so ganz unheimliche, lange Stücke drauf. „Snowflake“ hatten Sie ja schon erwähnt. „Lake Tahoe“, ganz dunkel, dann „Misty“, über die Liebe zu einem Schneemann, die vergebliche Liebe natürlich. In dem Album geht es ja eigentlich nur um Vergänglichkeit.

Marco: Dieses Album [„50 words for snow“] hat sie wohl nur für sich gemacht, glaube ich. Das war ganz privat. Das ist bei mir schwierig, weil ich natürlich das direkte Publikum habe. Ich hoffe, ich komme mal irgendwann so weit. Noch möchte ich auch geliebt werden dafür, das ist immer das Fatale bei so einer Arbeit, weil es nicht möglich ist, von allen geliebt zu werden. Aber das ist so ein naiver Hintergedanke, dass man damit Liebe bekommt.

Achim: Ich glaube, Hannoveraner sind ein bisschen zurückhaltend zuerst, sie schauen sich alles erst einmal an.

Marco: Bist Du Hannoveraner?

Achim: Ich wohne schon sehr lange hier, bin gebürtiger Niedersachse, das ist von der Art her ungefähr gleich.

Marco: Das ist nicht so einfach hier, das muss ich sagen.

Achim: Aber wenn die Leute einen erst einmal ins Herz geschlossen haben, dann werden sie für immer Ihnen gehören.

Marco: [lächelt] Ich gehe jetzt ein halbes Jahr in ein Café hier in der Nähe. Es hat echt gedauert, bis die einen anlächeln, obwohl die mich jeden Tag sehen.

Achim: Ja die Menschen hier können manchmal besonders stur sein!

Marco: Ja? [lautes Lachen]

Achim: Drei Choreographien gibt es an dem Abend, die sind alle musikalisch und darstellerisch ganz unterschiedlich. War das von Anfang an beabsichtigt oder hat sich das im Laufe der Arbeit ergeben?

Marco: Also ich habe dem ersten Choreographen, dem jungen Choreographen Emrecan Tanis, einfach eine Carte blanche gegeben, er konnte machen was er will. Dann hatte ich den Jahrhundertchoreographen Hans van Manen dabei mit einem Stück aus seinem riesigen Repertoire. Hans van Manen ist unser aller Meister in seinem Minimalismus. Von ihm habe ich viel gelernt. Mir war wichtig, dass es keinen Rahmen gab, sondern jeder seine dreißig Minuten, seinen Moment haben konnte. Und das Publikum kann sich aussuchen, was für den Einzelnen am meisten stimmt.

Achim: Ich finde das sehr reizvoll, weil es drei ganz unterschiedliche Sachen sind.

Marco: Ja, da haben die Leute was zu quasseln. Da können sie sagen „das war aber schlimm“ und „das war toll“ – oder umgekehrt.

Achim: Ich liebe das. Aber ich gehe nie zu Premieren, weil ich da immer mitfiebere. Ich habe für eine spätere Vorstellung Karten, dann schaue ich mir das an.

Marco: Okay, gut!

Beim Hinausgehen in den sonnigen Tag plauderten wir noch angeregt weiter. Kommt Kate Bush zur Premiere? Wir glauben nicht, aber die Vorstellung an sich ist schön. Beim Verabschieden klappte es mit dem Duzen bei mir endlich und draußen dachte ich mir, dass ich als Hannoveraner an spontaner Offenheit noch ein bisschen arbeiten muss. Aber bei einem nächsten Interview kennen wir uns ja. Ich durfte einen Menschen kennenlernen, der seine Choreographien ganz tief aus seiner Seele schöpft, der sich in seiner Arbeit nach außen kehrt. Wer sich so für sein Publikum öffnet, der ist ein besonderer Mensch. Wenn er die Krähe Hannover küsst, dann wird sie es lieben.

Nach der umjubelten Premiere am 22. Februar geht es am 4. März mit den Vorstellungen weiter. Termine gibt es bis zum 30. Juni. Weitere Infos hier.

Musik von einem anderen Stern

Wenn Kate Bush der Fixstern im musikalischen Universum ihrer Fans ist, dann verstehen das einige ihrer Fans wortwörtlich. So gibt es im Netz zahlreiche Seiten, auf denen aus einem Bezug zu New Age-Themen sehr schnell die verworrensten Theorien werden. Die absurdeste davon: Kate ist eigentlich gar nicht Kate sondern die Reinkarnation eines Außerirdischen vom Stern Sirius, auch Hundsstern genannt (womit man schon den Bezug zu Hounds of Love hätte) und passenderweise auch der hellste Stern am Himmel. „Die sirianischen Seelen kommen in vielen Aussehensformen vor, die meisten als Delphine und Wale“, heißt es ganz ernsthaft auf einer Seite, die nicht unbedingt dem Song Moving gewidmet ist. Und kommt man nicht als Wal oder Delphin auf die Erde (die Entfernung beträgt übrigens schlappe 8,6 Lichtjahre), dann eben als Reinkarnation: „Eine weitere Art, in welcher die Sirianer als physische Form auf der Erde erscheinen, ist als Mensch. Das sind Wesenheiten, die ihre überwiegende Lebenszeit in einem sirianischen Körper verbrachten, aber gewählt haben, als Erdenmenschen, entweder von Geburt an, oder als so genannte Walk-In Seele.“ Praktisch. Dass Kate ihre überwiegende Lebenszeit in einem sirianischen Körper verbringt, diese Erkenntnis verdanken wir dieser Seite. Glücklicherweise sind die Macher der Seite nämlich in der Lage, mit den Sirianern zu kommunizieren. Sie stellen Fragen, die Sirianer antworten – allerdings nicht unbedingt auf die konkreten Fragen. Immerhin erfahren wir von „37Zku95c Velnloch”, einem hochrangigen Vertreter der Sirianer: „By living people we can say that the English pop singer Kate Bush and the Norwegian UFO researcher Knut Åsheim are incarnated from the Sirius system.“ Natürlich hat Kate all das selbst ausgelöst, wie Ufologe Robert Moore ernsthaft in seinem 17-seitigen Essay „The Kate Bush Mysteries“ nachweist. Schließlich war sie es, die Anfang der 1980er Jahre über eine Ufo-Sichtung in Schottland gesprochen hat. Und: Natürlich sind ihre Songs voll von Andeutungen über Ufo-Sichtungen und außerirdisches Leben. So geht es beispielsweise in Strange Phenomena natürlich um Astrologie, Reinkarnation und Ufos.

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Und weil sie in Them Heavy People den Esoteriker George Ivanovich Gurdjieff erwähnt, sich später in Cloubusting auf den Psychoanalytiker Wilhelm Reich bezieht, in King Of The Mountain Elvis wieder zum Leben erweckt oder in Hello Earth ihre Ufo-Sichtung verarbeitet („I get out of my car/Step into the night/And look up at the sky/And there’s something bright/Traveling fast/Look at it go/Look at it go“), wird sie im Buch „Abduction“ von Jenny Randles 1988 kurzerhand zur Präsidentin einer Ufo-Gruppe eines westlichen Landes erhoben. Geheime Botschaften vernehmen wir nach Robert Moore noch in vielen anderen Songs von Kate. In den Lyrics zu Violin taucht das Wort „Banshee“ (Frau aus dem Feenreich, Geisterfrau) auf, auf der Cover-Rückseite von Never for Ever wird Kate als „bat-woman“ abgebildet. Das sie vorher schon zu Kite auf The Kick Inside auf dem Back-Cover durch die Lüfte schwebt, ist dem Autor wohl durchgegangen. Dazu passt vermutlich auch, dass Nick Price, der unter anderem das Cover für NFE entworfen hat, Kate für das Tourprogramm als Sky-Lady gezeichnet hat. Oder: Weil Wuthering Heights in einer Vollmondnacht geschrieben worden sei, tauche in Strange Phenomena auch die Textzeile „Soon it will be the phase of the moon/When people tune in“ auf und deswegen würde bis hin zu December will be magic again auch der Mond immer wieder auf den Covern auftauchen. Noch verrückter wird es, wenn besagte Nacht, zu der Wuthering Heights geschrieben wurde, der Vollmond natürlich im Sternzeichen des Löwen stand und sich somit erklären ließe, warum eine LP Lionheart heißt und bei December will be magic again der Weihnachtsmann als Löwe dargestellt wird. „Zu den Formen paranormaler Phänomene in Bushs Texten gehören Auren, Geister und Out-Of-Body-Erfahrungen, Spiritualismus, vergangene Leben, Reinkarnation und Karma“, schreibt Ufologe Robert Moore weiter. Immerhin kommt er nach eifrigen Recherchen zu dem Ergebnis, dass die Geschichte aus dem Buch „Abduction“ sich nicht belegen lässt und auch die Geschichte, Kate sei eine Gesandte der Sirianer, hält selbst er für bekloppt.

Jon Kelly versteigert Kate-Raritäten

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Um ein Schulprojekt in Südafrika zu unterstützen, hat Kates früherer Produzent Jon Kelly tief in sein Plattenarchiv gegriffen und ein paar Schätze ans Tageslicht befördert, die jetzt auf Ebay meistbietend versteigert werden. Dabei handelt es sich durchgängig um Testpressungen, die Kelly zum Probehören erhalten hat. Im Angebot sind eine White Label-Pressung von The Kick Inside, Never For Ever als White Label Doppel-LP mit jeweils einer abspielbaren Seite, die Single Breathing, ebenfalls als Pressung mit je einer Vinylscheibe für A- und B-Seite,  die Single Hammer Horror (nur als A-Seite) sowie Breathing als Demo. Als besonderer Leckerbissen wird eine „second cut“-Version von Sat In Your Lap (auf dem Label als Sat In My Lap benannt) als Acetat angeboten. Der second cut soll nach dem endgültigen Mix und vor dem Mastering entstanden sein. Wer auf Ebay mitbieten will muss sich beeilen – die Angebote laufen diesen Sonntag aus. Die Preise liegen aktuell zwischen 17 Pfund (Breathing-Demo)  und 375 Pfund (SIYL-Acetat). Die Angebote findet man in der Übersicht hier.

12 Kate-Momente: Februar

© bugi

Der letzte Abend in Peru. Wir ziehen durch Cusco, gehen erst Essen und landen danach in einer kleinen Bar. Es ist spät, am nächsten Tag müssen wir früh raus. In der Kneipe ist es schummrig, es gibt eine sehr nette Bedienung und es bleibt nicht nur bei einem frisch gemixten Pisco Sour. Im Hintergrund spielt ’ne Band und es wird getanzt. Leider nicht zu Kate. Das Foto entsteht mitten auf der Tanzfläche, ich liege auf dem Boden, Kamera nach oben. Als ich das Ergebnis sah, war ich erst enttäuscht. Die Unschärfe, die Reflexion, der Rotschimmer machen das zunichte, was ich dachte einfangen zu können. Beim zweiten Blick bin ich überrascht – die eingefangenen Bewegungen, das Licht lassen mich auf einer Tanzfläche in Cusco an Kate denken. Die roten Schuhe hatte ich leider nicht dabei, sonst hätte ich vielleicht doch mitgetanzt. And this curve, is your smile. And this cross, is your heart. And this line, is your path. Really happening to ya. They can’t stop dancing …

Klingende Postkaten mit Kate

Die polnischen Klangpostkarten: oben Blow Away, unten All We Ever Look For, Delius und Wuthering Heights
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Inzwischen sind sie ziemlich rar geworden: die Klangpostkarten aus Polen. In den früheren Ostblockländern waren sie ziemlich weit verbreitet, produziert wurden sie insbesondere in Polen und Ungarn. Die Postkarten waren oft mit einer Plastikschicht mit Rille überzogen und konnten so auf dem Plattenspieler abgespielt werden. Ein Song passte so auf eine Postkarte, die auf der Rückseite mit einem (oft lieblosen) Motiv als Ansichtskarte verziert war und natürlich ausreichend frankiert auch verschickt werden konnte. Beliebt waren die Klangpostkarten auch deshalb, weil sich die Macher illegal an westlicher Popmusik vergriffen. Das schon in den 60ern, als die Beatles aufkamen. Aber auch in der 80ern bediente man sich noch bei den Größen des Musikgeschäftes und so gab es beispielsweise vom polnischen Verlag Krajowa Agencja Wydawnicza (KAW) mindestens sechs Karten mit Musik von Kate, die in einem einheitlichen Layout erschienen sind. Zu den Songs Wuthering Heights, Babooshka, Blow Away, Delius (Song of Summer), All We Ever Look For und Egypt wurde als Ansichtsseite jeweils ein Bild des polnischen Künstlers Kazimierz Mikulski verwendet. Der 1998 in Krakau verstorbene Mikulski war Maler, Bühnenbildner, Schauspieler und Illustrator und stand dem Surrealismus nahe. Natürlich handelte es sich bei den Flexidisk-ähnlichen Pressungen nicht um legale Musik-Veröffentlichungen, auch wenn der Verlag in Polen nicht ganz unbekannt war und sich zudem noch bei Werken eines polnischen Künstlers bediente. Die musikalische Qualität der abzuspielenden Postkarten dürfte eher bescheiden gewesen sein, ähnlich wie bei den russischen Flexi-Disks (Schallfolien), die aus einfachem Material gefertigt waren und die eher als Wegwerfobjekt betrachtet wurden, dafür aber, wie Michael auf seiner Seite hier beschreibt, oft sehr schön produziert wurden, wie zum Beispiel bei der transparent-blauen Flexi Babooshka. Die Songauswahl war auch bei den Flexis oft erstaunlich, so listet Micha etwa Exemplare wie Ken, The Fog oder One Last Look Around The House Before We Go. Die Babboshka-Flexi taucht bei Ebay immer wieder auf, ist aktuell für 20 bis 25 US-Dollar zu erwerben. Andere Flexis sind deutlich seltener, die Postkarten hingegen sind kaum noch zu bekommen. Schallfolien gab es übrigens auch in Deutschland, meist zu Werbezwecken, durchaus aber auch als Beigabe in Musikzeitschriften. Von den Exemplaren dürften auch nur wenige überlebt haben.

Das Song-ABC: Moments Of Pleasure

„Moments of Pleasure“ gehört für mich zu den bewegendsten Liedern von Kate Bush. Es ist das, was ich ein „Erinnerungslied“ nenne, eine Kategorie von Songs, die bei Kate Bush häufiger vorkommt. Titel wie „Blow Away“, „A Coral Room“ und „Among Angels“ gehören dazu. Es sind ruhige, melancholische Balladen, in denen an Vergangenes, unwiederbringbar Verlorenes, an Verstorbene erinnert wird. Meist sind diese Songs sparsam instrumentiert, nur mit Klavier und Streichern. Auch „Moments of Pleasure“ ist so ein trauriger Blick zurück. Kate Bush selbst sagt es so: „It’s to show just how precious life is and all those little moments that people give you. And that’s how people stay alive, through your memories of them.“ [5] Es ist ein Song, „der allzu flüchtige Momente der Freude heraufbeschwört und am Ende in einer traurigen Aufzählung […] verstorbener Weggefährten gedenkt“ [1]. Graeme Thomson hat dieses Liste durchleuchtet [1], es finden sich da Kate Bushs Tante Maureen, Alan Murphy (‚S Murph’), Gary Hurst (‚Bubba’), Bill Duffield (der Lichttechniker war während der ‚Tour of Life’ verunglückt) und John Barrat (dessen Spitzname ‚Teddy‘ aus der Kinderserie ‚Andy Pandy‘ stammt), Tonassistent bei den Aufnahmen zu ‚Never for ever‘ und ‚The Dreaming‘.
Ein weiterer wichtiger Name ist der von Michael Powell, dem Regisseur des Tanzfilms ‚The red Shoes‘. Diese Film ist einer von Kate Bushs Lieblingsfilmen [1]. Kate Bush hatte Powell kurz vor dessem Tod gefragt, ob er Interesse an einer Zusammenarbeit habe [1]. Beim Besuch in New York im späten Frühjahr 1989 gab es ein Treffen, draußen fegte dazu ein später Schneesturm über die Stadt hinweg [1]. Diese Szene findet sich in den Lyrics des Songs wieder. Der Regisseur war da 84 Jahre alt, vom Alter gezeichnet, sehr gebrechlich. En Jahr später ist er gestorben. Die Bedeutung dieser Begegnung schildert Kate Bush in bewegten Worten: „I was very lucky to get to meet Michael in New York before he died, and he and his wife were extremely kind. I’d had few conversations with him and I’d been dying to meet him. As we came out of the lift, he was standing outside with his walking stick and he was pretending to be someone like Douglas Fairbanks. He was completely adorable and just the most beautiful spirit, and it was a very profound experience for me. It had quite an inspirational effect on a couple of the songs.“ [6] Dieses Treffen muss Kate Bush sehr beeindruckt haben, was sich allein schon am Titelsong „The red Shoes“ des darauf folgenden Albums ablesen lässt.

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Die Erwähnung von Kate Bushs Mutter Hannah Bush wird oft so aufgefasst, als ob sie auch zu den Personen gehört, an die erinnert wird. Der Song ist aber nach Thomson Mitte 1991 aufgenommen worden, vor Hannah Bushs Tod [1]. Sie wird im Text mit einer ihrer Spruchweisheiten erwähnt: ‚Every old Sock meets an old Shoe‘ [1]. Hannah Bush starb dann während der Entstehungszeit des Albums, was dieser Erwähnung tragische Tiefe verlieh. Der Song existiert in zwei Fassungen, die Originalfassung findet sich auf „The red Shoes“. Hier beginnt es mit zarten Klavierklängen, die Gesangsstimme ist präsent im Vordergrund, dann kommt ein Streicherteppich hinzu. Möventöne sind im Hintergrund bei „into another moment“ zu hören. Der Chorus „Just being alive / It can really hurt“ wird fast herausgeschrieen, die Stimme ist hier voller Emotion, die Worte „treffen den Hörer wie ein Hammer“ [1]. Ron Moy [2] konstatiert, das dies den Trauerprozess genauer und ökonomischer zusammenfasst, als es jemals eine blumige poetische Lobrede schaffen könnte. Zum Schluss hinter den Erinnerungen klingt die Musik aus, sie verebbt quasi. Eine fast verzweifelte Stimmung herrscht von Anfang bis Ende.
In der musikalischen Gestaltung lenkt nichts von der inhaltlichen Aussage ab. Der Takt ist ein reiner 4/4-Takt, die Tonart ist ein reines Des-Dur [3]. Tonverbindungen über Taktschwerpunkte hinweg sorgen für einen schwebenden, schwerelosen Eindruck [3]. Die Tonart Des-Dur steht gemäß Beckh [4] für den Ausdruck des Allerhöchsten. Ein eigenartiger Abgrund zwischen Höhe und Tiefe scheint sich innerhalb dieser Tonart aufzutun. Diese Tonart ist wie ein Gebet aus der Tiefe, das fast hoffnungslos nach den verlorenen Lichteshöhen emporblickt (z.B. Beethovens ‚Appassionata‘), sie kann aber auch ein ernstes, feierliches Weihegebet sein (z.B. in Bruckners 8. Sinfonie) [4]. Alle diese Gefühle und Stimmungen finden sich in Kate Bushs Song wieder. 

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Die Fassung auf „Director‘s Cut“ intensiviert diese Gefühle noch einmal. Das Klavier klingt nun tiefer, ruhiger. Auch die präsente Stimme ist tiefer, ruhiger, langsamer. Es gibt keine Streicherteppiche mehr. Der ganze Song ist viel mehr in Moll, in Dunkelheit getaucht. Töne verhallen, als ob sie in die Unendlichkeit hinein verdämmern. Der Chorus hat nun seinen Text verloren, die Melodie wird durch einen Chor gesummt. Dieser Summchor erinnert mich an den Summchor aus „Madame Butterfly“ von Puccini, dort wird er in einer Szene eingesetzt, in der die Titelfigur gewahr wird, dass ihr Geliebter sie verlassen hat und nicht mehr kommen wird. So wie dort ist die Stimmung auch in „Moments of Pleasure“ tieftraurig. Kate Bush ist nun zwanzig Jahre älter, sie muss die Fassungslosigkeit über den Verlust nicht mehr in Worte fassen. Es gibt zu viel davon, wenn man älter wird. Zur Textzeile „it‘s just started to snow“ erklingen auf einmal höhere Klaviertöne, so als ob Schneekristalle herabfallen. Bei „And I can hear my mother saying“ bricht die Stimme fast, dies ist nun eine wieder gegenwärtige Erinnerung, ein Satz der verstorbenen Mutter aus der Vergangenheit. Die Liste der Toten musste Kate Bush am Ende leicht kürzen, denn „offenbar erwies sich der bereits aufgenommene  Piano-Track als ein klein wenig zu kurz und sie musste auf jemanden verzichten“ [1]. Maureen und Bill Duffield fehlen nun.
Der Song hat die verzweifelte Grundstimmung der ersten Version verloren. Er ist nun in ein Dämmerlicht getaucht, er ist zu einer zeitlosen Elegie geworden. Graeme Thomson [1] schreibt es sehr treffend: „Als das üppige Streicherarrangement des Originals wegfiel, bekam der winterliche Text mehr Gewicht und es wurde so ein persönliches Stück über den Verlust liebgewonnener Menschen, dass man den Schnee im Hintergrund fallen hören konnte.“ Es singt nun jemand, der den Schock der Verluste öfter erlebt hat und der ihn nun für einen unausweichlichen Bestandteil des Lebens hält. Das Nichtakzeptieren in der ersten Fassung ist gewichen. Nun ist das Lied auf eine stille Art und Weise verstörend und bewegend. Die Weiterentwicklung von Kate Bush in diesen zwanzig Jahren zwischen den beiden Fassungen bringt Siobhan Kane [8] für mich auf den Punkt: „This version is even more poignant, for the fact that there is more loss, yet the choir that hums along elevates us sky-high, gently–and takes Bush into another realm, sharing space with someone like Puccini and his Hummingbird Chorus. She shares a common ground with opera in terms of its expansiveness, turning people’s everyday lives and stories into great art, for we are all epic, in a way, aren’t we?“
Wie soll man diese Details über diesen bewegenden Song zusammenfassen? Ich kann dem Fazit von Ron Moy [2] fast nichts hinzufügen: „The humanism, affectism and grounded spirituality of this song quite overwhelmed me upon first listen. Indeed, it is one of the few songs that carry such an emotive charge that I have to be careful when I choose to listen to it. […] Relatively few songs have moved me to tears – but ‚Moments of Pleasure‘ did, and does.“ Ein letztes Wort zu diesem Song von Kate Bush selbst – die Essenz in einem Satz [7]: „I’m not talking about only pain or only ecstasy, but this notion that life is so precious. The moments of pleasure couldn’t exist without the sadness.“ © Achim/aHAJ

[1] Graeme Thomson: Kate Bush. Under the ivy. 2013. Bosworth Music GmbH. S321f und S.395f
[2] Ron Moy: Kate Bush and Hounds of Love. Aldershot. Ashgate Publishing Limited. 2007. S.117
[3] Kate Bush: The red shoes (Songbook). Woodford Green. International Music publications Limited. 1994. S.31ff
[4]  Hermann Beckh: Die Sprache der Tonart in der Musik von Bach bis Bruckner. Verlag Urachhaus. Stuttgart 1999. S.231ff
[5] Chrissie Iley: „Beating About The Bush“. The Sunday London Times. 12. September 1993
[6] Marianne Jenssen: „Rubber Souls“. Vox. November 1993
[7] Tom Moon: „A Return to Innocence“. Philadelphia Inquirer. Januar 1994.
[8] Siobhan Kane: „Album Review: ‪Kate Bush – Director’s Cut“, Consequence of Sound (Webseite), 24.05.2011. https://consequenceofsound.net/2011/05/album-review-kate-bush-directors-cut/ (gelesen 20.01.2020)