Herr Böttcher muss sich schütteln. Oder auch nicht.

hb3Es gibt die unterschiedlichsten Kate-Bush-Momente. Kennen Sie beispielsweise den einen speziellen Moment mit dem einen Kate-Song, den man nicht ausstehen kann?
Herr Böttcher gesteht, dass es mitunter vorkommt, dass er auch mal ein Lied von Kate nicht hören mag. Alles kann selbst Herr Böttcher der guten Fee nicht durchgehen lassen.
Nehmen wir das vierte Lied vom Longplay „The Sensual World“.
Erste sanfte Pianoklänge.
Wie heißt der Song?
Reaching out.
Sanfter Kate-Gesang folgt.
Doch dann Stimmungswechsel.
Plötzlich bekommt das Lied einen musicalartigen, melodramatischen Touch. Herr Böttcher muss sich instinktiv schütteln. Herr Böttcher hat Probleme mit Musicals. Die West-Side-Story ist fantastisch, aber sobald die Musik nur ansatzweise nach “Phantom der Oper“ oder „König der Löwen“ klingt, wird Herr Böttcher unruhig und muss sich schütteln. Herr Böttcher möchte sich nicht schütteln. Herr Böttcher ist Kate-Bush-Fan. Nein, das kann sie doch nicht ernst meinen! Sie singt ja das Wort „Mama“ wie Heintje in seinem Lied „Mama“. Herr Böttcher möchte sich nicht schütteln. Herr Böttcher ist Kate-Bush-Fan. Herr Böttcher muss sich schütteln.
So geht das jedes Mal, wenn Herr Böttcher „The Sensual World“ auf den Plattenteller legt. „Reaching out“ wird übersprungen oder weggedrückt, je nachdem, ob die Platte oder die CD gehört wird. Herr Böttcher will nicht an Heintje denken, wenn er Kate Bush hört. So geht das Jahr ein, Jahr aus. „Reaching out“ wird gnadenlos weggedrückt. Kein schöner Kate-Bush-Moment. Unerträglicher Kate-Bush-Moment. So geht das Jahr ein, Jahr aus. „Reaching out“, Herr Böttcher muss sich schütteln.
Eines Tages ist Herr Böttcher sehr müde. Herr Böttcher sitzt auf dem Sofa. Er schaut aus dem Fenster und blickt in die grünen Baumwipfel und hat das Gefühl, er lebe im Inneren eines Salatkopfes. Bevor sich Herr Böttcher auf das Sofa setzt, hat er die Anlage angestellt.  Im CD-Player „The Sensual World“. Gleich werden die letzten Klänge von „The Fog“ verklungen sein. Herr Böttcher hat schon die Fernbedienung wie Spock den Phaser in der Hand, um von „The Fog“ auf „Heads we’re dancing“ zu springen. Achtung! Nix passiert, außer die ersten, sanften Pianoklänge. Batterien in der Fernbedienung müssen wohl leer sein. Herr Böttcher versucht trotzdem nochmal von 3 auf 5 zu springen. Kate singt schon. Wäre Herr Böttcher nur nicht so müde, dann wäre er längst vom Sofa zur Anlage gesprungen. Aber Herr Böttcher hat keine Zeit, sich über sein Phlegma zu ärgern, denn „Reaching out“ hat ihn voll erwischt. Herr Böttcher muss sich nicht mehr schütteln. Herr Böttcher hat keine Zeit, sich zu verabschieden. Was für ein wundervolles Lied. See how the heart reaches out instinctively, for no reason but to touch.

Herr Böttcher fährt nach London. Zu Kate. Und wir begleiten ihn. Oder er uns.
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Herr Böttcher wird schwermütig

hb3Liebe Leserschaft, müsste ich Kates Musik als Witterung beschreiben, dann mit dem sprichwörtlichen Aprilwetter. Alles ist möglich: Höhen und Tiefen, Sonne und Sturm, Himmelblau und Frühlingsgrün.
Ach, was freue ich mich auf das Konzert!
LG, Herr Böttcher.
Give me the Karma Mama. A jet to Mecca, Tibet or Jeddah to Salisbury, a monastery, the longest journey, across the desert. Across the weather, across the elements, across the water.

Herr Böttcher fährt nach London. Zu Kate. Und wir begleiten ihn. Oder er uns.
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Das Foto des Monats: Juni

juniNight of the swallow

Es gibt Songs, die einen ein Leben lang begleiten. Songs, „die unter die Haut gehen, wenn du sie das erste Mal hörst“. „Night of the swallow“ vom 82er Album „The Dreaming“ ist genau so ein Song für Xavier. „Das erste, was mich an dem Lied beeindruckt hat, war dieser wundervolle irische Sound in Verbindung mit den Instrumenten“, sagt Xavier. Die größere Entdeckung für ihn war aber der mehrdeutige Songtext: „Ein Schmuggler, der sich auf den Weg zu seinem nächsten Beutezug macht?“, wie Xavier mutmaßt. Oder doch die Geschichte des IRA-Kämpfers, der sich via Malta nach Lybien absetzen will? Die Metapher von der Schwalbe fasziniert Xavier: „Es geht darum, sich einer Aufgabe zu stellen, die gefährlich sein kann. Schwalben sind excellente Flieger, die ihr Territorium verteidigen. Sie stehen für Hoffnung, Loyalität, Freiheit.“ Um so bitterer die Aussage am Ende des Liedes: Aber du bist keine Schwalbe.
Aufgenommen hat Xavier das Foto im Parc central de Poblenou in Barcelona, ganz in der Nähe wo er lebt. Im Park gibt es einige Mauern, in die runde Fenster eingelassen sind. Eine der Fenster zeigen die Silhouetten von Schwalben. Sobald die Sonne scheint, zeigen sich die Schwalben als Schatten auf dem Boden. Über das Motiv hat Xavier lange nachgedacht, um es richtig in Szene zu setzen. Geschossen hat er es schließlich mit der Handykamera und dann digital nachbearbeitet. Und wie so oft bei Xaviers Bildern ist der Kontrast aus Licht und Schatten einfach wundervoll.

Wer den Beitrag über Xavier Recasens verpasst hat, findet den Text hier.

Alphans Glockenklänge

Der verschollene Song „Never For Ever“

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„There were other incredibly beautiful tracks that were originally recorded for Lionheart that were left out. One of them was Never for ever, a wonderful track that includes the most hauntingly moving vocal performance by Kate.“

Andrew Powell

In einem neuen Interview für das italienische Musikmagazin Raro! hat Andrew Powell bestätigt, dass es zum LP-Titel „Never For Ever“ auch eine unveröffentlichten Titelsong gibt. „Never For Ever“ ist das einzige Album von Kate (wenn man die Compilations außen vor lässt), auf dem kein gleichnamiger Song zu finden ist. Deswegen war früher schon viel darüber spekuliert worden, dass der Album-Titel von einem Song stammt, der es – aus welchen Gründen auch immer – dann nicht aufs Album geschafft hat. Dass Musiker mehr Songs für ein Album aufnehmen, als letztlich veröffentlicht werden, ist nicht wirklich ungewöhnlich. So sollen auch für Kates Album „Hounds of Love“ deutlich mehr Songs produziert worden sein, die dann möglicherweise in irgendwelchen Archiven verschwunden sind. Ob Kate Song-Ideen recycelt, ist wenig bekannt. Ein Beispiel dafür gibt es allerdings: Der ursprünglich für den Disney-Film „Dinosaur“ komponierte Song „Out of the Storm“ wurde Jahre später zum Song „Lyra“ für den Film „Der Goldene Kompass“. Interessant an Powells Aussage ist noch ein ganz anderer Punkt: dass „Never For Ever“ ursprünglich für das von ihm produzierte zweite Album „Lionheart“ gedacht war. Genau das könnte der Grund sein, warum es der Song dann doch nicht aufs dritte Album geschafft hat. Kate hat das dritte Album selbst produziert, es klingt komplett anders, als ihre beiden Vorgängeralben. Da könnte der Sound von „Never For Ever“ deplatziert gewesen sein.

Herr Böttcher liebt Blumen

hb3Liebe Kate-Bush-Fans, machen wir uns nichts vor. Als Anhänger von Mrs. Bush durchlebt man so manche Sauregurkenzeit … Die längste, wir alle wissen es, dauerte zwölf Jahre. Zwölf Jahre, in denen man nichts hörte und deswegen gezwungen war, verzweifelt nach Ersatz zu suchen, sich umzuhören. Plötzlich gab es eine Leerstelle, die nicht zu ersetzen war.
Wenn Herr Böttcher die Musik von Kate Bush mit einer Blume vergleichen müsste, dann mit einer Rose, einer dunkelroten, wilden Rose, mit einem die Sinne berauschenden Duft. Es gibt Menschen, die verachten Rosen, finden sie kitschig, abgeschmackt, doch die Rose oder der Sonnenuntergang oder die Turteltauben können nichts dafür, dass der Mensch sie für seine Zwecke missbraucht und immer und immer wieder in kitschige Zusammenhänge stellt. „Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose.“ Und Kate Bush ist Kate Bush ist Kate Bush.
Selbst wenn für den einen oder anderen von Ihnen Kate eine  Ranunkel oder eine Sonnenblume oder sogar ein blühender Kaktus ist, bleibt dennoch als Ergebnis dieses einzigartige Gefühl, was die Musik von Kate Bush in uns hervorruft.
Sollte bei Ihnen bisher der Eindruck entstanden sein, Herr Böttcher würde ausschließlich Kate Bush hören, muss Herr Böttcher dem an dieser Stelle vehement widersprechen. Die Musik von Kate Bush erzeugt zwar dieses einzigartige Gefühl,  doch Gefühle sind wie der Sternenhimmel.
Was also musste Herr Böttcher in der Sauregurkenzeit machen? Umschauen in der Gemeinschaft der Blumen musste er sich, hat so manches Prachtexemplar entdeckt und hat eine feurig wuchernde Papageientulpe namens Cyndi Lauper gefunden. So kam es, dass, wenn Kate wieder einmal durch Abwesenheit glänzte, Cyndi sich neben Herrn Böttcher setzte und ihm tröstend einen Arm um die Schulter legte… LG, Herr Böttcher. And every time it rains you’re here in my head, like the sun coming out. Your son’s coming out. Ooh, I just know that something good is gonna happen. And I don’t know when, but just saying it could even make it happen.

Herr Böttcher fährt nach London. Zu Kate. Und wir begleiten ihn. Oder er uns.
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BBC-Doku über Kate soll im August laufen

bbcDie BBC arbeitet offenbar an einer neuen Fernseh-Dokumentation über Kate. Das hat heute Graeme Thomson über Twitter bekannt gemacht. Laut Thomson soll die Sendung auf BBC 4 im August ausgestrahlt werden, vermutlich bevor die Konzerte beginnen. Thomson, der die Kate Bush-Biographie „Under the ivy“ verfasst hat, wurde um seine Mitwirkung gebeten, hat sich aber nach eigener Aussage noch nicht entschieden. Kate wird laut Thomson offenbar nicht an der Doku mitwirken. Das spricht dann leider dafür, dass man selbst kurz vor Beginn der Konzerte keine Ausschnitte von den Proben zur Show zu sehen bekommt.

Nichts Neues im Spiegel

Im KulturSpiegel, der morgen der neuen Spiegel-Ausgabe beiligt, gibt es einen Beitrag über die Gagen von Künstlern, die für Privat-Gigs gebucht werden können. Und Autor Christoph Dallach schafft es irgendwie, auf Kate Bush zu kommen. Die steht zwar gar nicht auf den diversen Listen als buchbare Künstlerin drauf und hat mit dem Thema des Artikels auch nichts zu tun, aber offensichtlich ist Dallach ein Fan: „Kate Bush kann man nicht buchen. Sie gehört zur Gattung der unnahbaren Künstler, wobei es sicher hilft, dass sie keinerlei Geldsorgen hat. Und eigentlich schien klar, dass ‚La Bush‘ ihre seit Jahrzehnten gepflegte Bühnenabstinenz aufrecht erhält. Umso größer war der Rummel, als sie so mir nichts, dir nichts ihre ersten Konzerte seit 35 Jahren ankündigte“, schreibt Dallach, um dann zu spekulieren, was denn bei den Konzerten passieren könnte: „Aber jetzt, wo sich der Staub nach der wilden Schlacht um die Tickets so langsam gelegt hat, bleibt die spannende Frage, was Kate Bush da eigentlich im Herbst aufzuführen gedenkt? Alte Hits? Passt nicht. Ihre letzten Alben? Vielleicht. Etwas komplett Neues, Unbekanntes? Vorstellbar!“ Der Spiegel-Autor bezieht sich dann auf den bekannten Artikel im NME und zitiert den als Quelle für „The Ninth Wave“ – dabei ist das längst offiziell bestätigt.

„There WILL be a section featuring the hits“

Nur eine kurze Info: Ein Insider hat wohl erstmals bestätigt, dass die Konzerte aus drei Teilen bestehen sollen: The Ninth Wave, A Sky Of Honey und einem dritten Teil mit Kates Hits: there WILL be a section featuring the hits. Offenbar war ursprünglich geplant, nur TNW und Sky auf die Bühne zu bringen. Welche Songs derzeit geprobt werden, ist leider nicht bekannt.

1994: Ein magischer Auftritt von Kate

shalitDer Name Jonathan Shalit muss einem nicht unbedingt etwas sagen. Der Engländer ist in der Unterhaltungsindustrie tätig, tummelt sich im Musik- , Fernseh- und Finanzbusiness und hat für zahlreiche Werbeagenturen Marketingstrategien ausgeheckt. Und für die Londoner Zeitung „The Telegraph“ war er vor wenigen Tagen eine Geschichte wert, weil Shalit ganz gut in die Rubrik „Wie richten Prominente ihre Wohnung ein?“ passte und die Zeitung einen Blick ins Wohnzimmer werfen durfte. Der Mann sitzt piekfein mit Krawatte und leicht gekünstelt auf seinem weißen Ledersessel und erzählt ein Geschichte, die man bei einem genauen Blick aufs Foto vielleicht erahnen kann. Zum 80. Geburtstag von Larry Adler sollte ein Album erscheinen, das Adler mit Freunden einspielen wollte. Man entschied sich für Songs von George und Ira Gershwin. Weil Adler aber kurz zuvor von Sting für einen Song gebucht worden war, ermunterte Shalit den berühmten Mundharmonikaspieler mit Künstlern wie Sting, Elton John oder Kate Bush die Songs einzuspielen. Shalit vermittelte die Kontakte  und fungierte als Co-Produzent von George Martin. Die Liste der Künstler des 1994 erschienenen Albums „The Glory Of Gershwin“ ist bekannt und reicht darüberhinaus von Peter Gabriel und Cher zu Meat Loaf, Jon Bon Jovi oder Courtney Pine. Kates Wahl fiel auf den Song „The Man I Love“, der auch als Single veröffentlicht wurde. Zurück zur unerwarteten Geschichte, die Jonathan Shalit den Reportern vom „Telegraph“ dann erzählt hat: Zur Veröffentlichung des später mehrfach ausgezeichneten Albums hatte Shalit in seine Wohnung zu einem kleinen Dinner eingeladen und eigens ein Klavier organisiert. Höhepunkt der Party: Sting, Elton John, Kate Bush und Cher sangen – begleitet von Larry Adler – die Stücke, die sie für das Album eingespielt hatten. Shalit reichen im Bericht des „Telegraph“ drei Worte, um den Auftritt der Künstler zu beschreiben: „It was magical.“

Herr Böttcher hat eine Mission

hb3Es soll doch tatsächlich Erdenbewohner geben, liebe Kate-Gemeinde, die meinen, man könnte seine Zeit auch mit etwas Besserem verbringen, als mit dem Hören von Kate Bush.
Ein Fan hört immer mal wieder einen von zwei Sätzen: „Kate Bush, das ist doch die mit >Wuthering Heights<, richtig?“ oder: „Kate Bush? Ich wusste gar nicht, dass die noch Musik macht!“
Was nun folgt, dagegen ist Fan machtlos: in null Komma nix wird der Kate-Fan zum Kate-Missionar. Als würde irgendwo ein kleines Mädchen rufen: „Hilfe, Hilfe, Hilfe! Mein kleines, weißes Kätzchen mit dem schwarzen Tupfen am linken Ohr kommt nicht mehr vom Baum herunter!“ Schon rennt man wie Clark Kent in die nächste Telefonzelle und verwandelt sich – nein, nicht in Superman – sondern in Böttman, den Kate-Bush-Missionar.
Dem Zweifelnden berichtet man stolz, als wäre es der ureigene Verdienst, von Kates erstaunlichem Stimmumfang.
Dann davon, dass Kate ihre Musik selbst schreibt.
Dann davon, dass sie auch ihre Texte selbst schreibt.
Dann davon, dass sie alle möglichen Geschichten erfindet oder neu erzählt.
Dann davon, dass sie bei anderen, bedeutenden Musikern die allerhöchste Anerkennung besitzt.
Dann davon, dass sie die unabhängigste Künstlerin im Musikgeschäft ist.
Dann davon, dass die Engländer ihre Kate lieben wie die Deutschen ihre Nena. Böttman sagt das auf jeden Fall immer. Andere Kate-Fans eher seltener.
Herr Böttcher der Böttman berichtet davon, dass Kate schon ‚zig Alben auf den Musik-Markt geworfen hat. Eben war Herr Böttcher noch auf dem Grund seiner Seele betrübt, dass Kate schon wieder über zwei Jahre keine neue Musik gemacht hat, schon betont Böttman ihre sensationelle Kreativität und erfreuliche Produktivität, mit besonderem Hinweis auf das Jahr 2011. Sobald man Stirnrunzeln erntet, hält man als Kate-Missionar unangemeldete Referate. Man fühlt sich persönlich angegriffen, missverstanden, diskriminiert  und jedes legale Mittel ist einem Recht, um die verlorene Ehre der Catherine Bush wieder herzustellen. Welche verlorene Ehre eigentlich? Gleichzeitig wundert man sich über sich selbst. Wie ein ambitionierter Vertreter von diesen fest verschließbaren, bunten Plastikdosen, mit denen man angeblich auch einen leckeren Kuchen mit Mandarinen aus der Dose zurechtschütteln kann, versucht man die frohe Botschaft Kate auch noch in den letzten aller Haushalte zu verkünden. Seltsam. Man muss den Ungläubigen doch auch nicht erklären, wie bezaubernd der Frühling oder wie fantastisch der Sommer ist? Es kommt wie es kommen muss: zu guter Letzt brennt und verschenkt man den vierundzwanzigtausendsten Kate-Bush-Mix an einen völlig Unbekannten. Mal ehrlich, hat man das als Kate-Fan überhaupt nötig? Sollen Kate-Fans nicht einfach unter sich bleiben? Ist das nicht viel schöner? Ich denke mir, Böttman fliegt so schnell nicht wieder. Aber ein Superheld meint es eigentlich gut mit den Menschen. LG, Herr Böttcher. I know it works for me. As we cross the bridge – the burning bridge with flames behind us, We front the line. It’s you and me, baby, against the world.

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Schöpfergeister aus dem Museum

wandjina620The_DreamingwandjinasManche Spurensuche verläuft ungewöhnlich. Vor einigen Wochen entdeckte ich eher zufällig ein Foto einer Frau, die vor einer Staffelei sitzt und ein Bild malt, das dem Kate Bush-Fan spätestens seit dem Cover zur Single „The Dreaming“ bekannt vorkommt. Das Foto stammt aus dem Buch „Australien. Das Buch der Reisen“, das 1962 erschienen ist und von Andreas und Katharina Lommel veröffentlicht wurde. Andreas Lommel war als Wissenschaftler am Staatlichen Museum für Völkerkunde in München tätig, seine Frau hat ihn bei Reisen begleitet. Sie ist es auch, die vor der Staffelei sitzt.

Lommel hatte auf seiner Reise durch Australien  auch die Kimberley-Region im Westen des Landes besucht und die dortigen Höhlenmalereien erforscht, die seine Frau dann auf Papier bannte. Bei den dargestellten Figuren handelt es sich um sogenannte Wandjina, mythologische Wesen der Aborigines. Je nach Deutung handelt es sich um Schöpfergeister, die während der Traumzeit  ihre Bilder auf die Höhlenwände malten. Typisch für die Zeichnungen: Augen und Nase der Figuren sind vorhanden, der Mund fehlt.

Kate hat das bekannteste Wandjina-Motiv passend zu ihrer Single „The Dreaming“ ausgewählt. Der Song handelt vom Schicksal der Ureinwohner, die von ihrem Grund und Boden vertrieben werden, um Uranvorkommen auszubeuten. Auf der Rückseite der Single findet sich eine deutlich veränderte Instrumentalversion des Liedes, die den Namen „Dreamtime“ (Traumzeit) trägt. Das Bild, das Katharina Lommel in den frühen 1960er Jahren gemalt hat, existiert nach Auskunft des Völkerkundemuseums noch heute. Es befindet sich im dortigen Depot und wurde zuletzt zur Sonderausstellung „Die Kunst des alten Australiens. Fels- und Rindenbildkopien, Kult- und Gebrauchsobjekte“ (Dezember 1988 bis April 1989) und zur Sonderausstellung „Felsbilder aus Australien“ (September bis November 1990) der Öffentlichkeit gezeigt. Derzeit ist leider keine Ausstellung des Bildes geplant. Wer mehr über das Museum erfahren möchte, wird hier fündig.

Herr Böttcher mischt alles durcheinander

hb3Liebe Leserschaft… Ich bin heute leider etwas in Eile… Dennoch möchte ich es nicht versäumen, Ihnen wenigstens einen kleinen Tipp zu geben, der Ihnen – Sie wissen schon was – ein wenig erleichtern wird.
Es gibt sie, diese Songs von Kate, die man mag, die einem gefallen, die man aber nicht so oft hört. Niemand kann einem eigentlich sagen, weshalb das so ist. Mein Tipp für Wartende: Man nehme einen CD-Rohling oder einen USB-Stick, aber CD-Rohling ist irgendwie besser, und brenne darauf zehn bis zwölf Songs von Kate Bush. Aber eben nicht die Lieblingssongs, sondern die Songs, die einem gefallen, die man aber aus einem unerklärlichen Grund selten hört. Dann legen Sie diese CD in ihre Stereoanlage, setzen sich aufs Sofa oder in ihren Lieblingssessel. Sie können sich auch mit Kopfhörern ins Bett legen. Wichtig ist nur, dass Sie nur diesen besonderen Kate-Bush-Mix hören und nichts anderes machen. Sie werden merken, dass Kate auf eine andere Weise mit Ihnen kommuniziert. Eine sehr individuelle Weise, denn vermutlich wird jeder einzelne Mix anders sein. Sie werden außerdem feststellen, es gibt immer noch viel zu entdecken. Ich nenne es: Das neue Kate-Bush-Hörgefühl. Das lohnt sich auf jeden Fall. Beste Grüße, Herr Böttcher. Watching the painter painting and all the time, the light is changing and he keeps painting. That bit there, it was an accident but he’s so pleased. It’s the best mistake, he could make and it’s my favourite piece. It’s just great.

Herr Böttcher fährt nach London. Zu Kate. Und wir begleiten ihn. Oder er uns.
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1987: Kate und Peter auf einer Bühne

gabriel-kateYirry Yanya von der Fish People-Community ist schon seit einiger Zeit dabei, extrem fleißig und sehr erfolgreich rare Kate Bush-Bilder auszugraben. Vor nicht allzu langer Zeit hatte er bereits das bis dahin unbekannte „Krokodil“-Foto ausgegraben, das Kate im gelben Kimono mit einem Krokodil an der Leine zeigt – fotografiert von Claude Vanheye, vermutlich bei einer Fotosession 1978. Jüngst hatte Yirry zudem Fotos aufgetan, die Kate am Filmset zu Aufnahmen für die Videos zu „Love & Anger“ und „The Sensual World“ zeigen (und hier demnächst veröffentlicht werden). Sein neuester Fund: Das Foto oben, das Kate bei einem Auftritt mit Peter Gabriel zeigt. Dabei kann es sich eigentlich nur um den legendären Auftritt von Kate bei einem Peter Gabriel-Konzert am 28. Juni 1987 im Londoner Earl’s Count handeln. Gabriel hatte damals zu seiner „So“-Tour bei einem Konzert Kate zu Gast, um mit ihr gemeinsam „Don’t give up“ zu singen. Es ist das einzig mir bekannte Foto von diesem Abend. Leider gibt es keinen Film oder VIdeo von dem Überraschungsauftritt von Kate, sondern nur einen eher schlechten Tonmittschnitt, bei dem Kates Gesang zu Anfang des Songs im lauten Jubel der vollkommen überraschten und begeisterten Fans fast ganz untergeht.

„Die Frau muss total verrückt sein!“

live„Am Anfang“, erinnert sich Martina Schuch, „konnte ich Kates‘ Musik überhaupt nicht leiden.“ Zum Konzert am 10. Mai 1979 – also genau vor 35 Jahren – musste sie sich erst von einem Freund überreden lassen. Kates Musik „wurde zu der Zeit mindestens zehn Mal am Tag im Radio gespielt und jeder fand Wuthering Heights toll. Ich mag aber selten das, was alle gut finden. Als ich die Single zum 18. Geburtstag bekam, stellte ich sie ungehört ins Regal“, beschrieb Martina für das Fanzine „Irgendwo in der Tiefe“ die denkbar ungünstigsten Vorbedingungen für ihren Konzertbesuch. Das war ein Jahr später.  Sie wurde von einem Bekannten zu Kates Auftritt in Frankfurt eingeladen. „Er war kurz zuvor in London gewesen, um sich unter die Punker zu mischen und erzählte, dass ganz London verrückt nach Kate Bush sei und man dieses Konzertereignis auf keinen Fall verpassen dürfe. Und der Bekannte behielt Recht. „Man hörte Herzpochen, der Vorhang öffnete sich langsam und Kate wurde in einer Art Riesenkäseschachtel auf die Bühne gerollt, die wohl den Mutterleib darstellen sollte. Mit Room for a Life begann das beste Konzert, das ich je gesehen habe“, beschreibt sie ihr Erlebnis. Zwar besaß Martina die beiden LPs damals schon, kannte die Lieder aber noch nicht so genau. „Aber ich war total begeistert von der Präsentation und dem Tanz und habe immer wieder gedacht: Wie toll!! Die Frau muss total verrückt sein! Der absolute Höhepunkt war für mich James and the cold Gun. Als Zugabe kam Wuthering Heights und ich war natürlich hin und weg. Das einzige, was ich an diesem Konzert vermisst habe, war die fehlende Kommunikation mit dem Publikum. Die einzige Geste in dieser Richtung war das Winken am Ende dieses letzten Liedes.“ Dennoch: „Kate hat mit ihrer Show etwas vollkommen neues gezeigt. Ein Popkonzert mit Pantomime, Tanz und Gesang hat es vorher noch nie gegeben. Obwohl alles mit relativ einfachen Mitteln gemacht wurde, war es doch sehr beeindruckend“, schrieb Martina Schuch damals im Fanzine-Beitrag – nicht ahnend, dass es 35 Jahre dauern wird, bis Kate wieder mit einer eigenen Show auf einer Bühne stehen wird.