Kate und der langgehegte Wunschtraum (II)

tnwIm September 1985 hat der Journalist Andreas Hub anlässlich der Veröffentlichung der LP „Hounds of Love“ ein Interview mit Kate Bush geführt, dass im November 1985 im „Fachblatt Musikmagazin“ veröffentlicht wurde. Aus gegebenem Anlass dürfen wir es hier noch einmal veröffentlichen. Im zweiten Teil geht es unter anderem darum, wovon „The Ninth Wave“ handelt.

Andreas Hub: Wie schaffst du es immer wieder, so eine starke Einheit von Musik und Text zusammenzubringen? Ich verstehe nicht alles, was du singst (meine Kassette enthielt keine näheren Angaben oder Texte), aber ich fühle, worum es geht. Es können also nicht die Worte sein. Kommen dir Musik und Textidee des Stückes gleichzeitig?

KATE: Ja, oft ist es so, dass ich zuerst die Idee habe, wovon ein Song handeln soll und dann fallen mir parallel Worte und Musik dazu ein. Bei „Hello Earth“ wusste ich z.B., dass es der dramatische Hoehepunkt der Geschichte sein würde. Dafür musste die Strophe sehr langsam sein und der Refrain sehr heftig. Also, ich erklär‘ mal, worum es geht. Wir reden über einen Sturm. Da ist ein Mensch bei Sturm über Bord gegangen und kämpft eine ganze Nacht gegen die Wellen, die Müdigkeit und die Gefahr, aufzugeben. Zu dieser Handlung habe ich alle Stücke der zweiten LP-Seite geschrieben. Ein Konzeptalbum, oder zumindest ein halbes, das war eine Riesenherausforderung für mich und ein langgehegter Wunschtraum. Ich wollte mal etwas machen, wo ich nicht nach drei Minuten mit der Geschichte schon fertig sein muss.

Auch wenn es dir schwerfällt, kannst du noch ein bisschen mehr über die Handlung erzählen?

KATE: Ich wünschte, ich könnte dir einen Film dazu zeigen. Die Bilder würden viel leichter erklären, was ich vorhatte. Da geht also jemand über Bord, nachts. Er wird wahnsinnig müde, will resignieren. Dann ziehen seine Vergangenheit, seine Gegenwart und seine Zukunft an ihm vorbei und versuchen, ihn wachzuhalten und durch diese Nacht zu kriegen. Das sind natürlich auch Metaphern für eine sehr tiefe innere Erfahrung, nach der man am anderen Ende als geläuterter Mensch wieder ans Licht tritt.

 Also eine Art von spiritueller Transformation…

KATE: Ja, wie eine Wiedergeburt. Da ist einmal das äußerliche, körperliche Moment, und dann ein Prozess, der im Kopf abläuft, Gedanken, Reisen zu inneren Räumen.

Wasser ist ja ein sehr vielfältig deutbares Symbol.

KATE: Ja, es beinhaltet auch das Gefühl des Schwebens. Dazu kommt hier die Nacht, das Dunkel, der völlige Verlust von Raum- und Zeitgefühl, die Abschirmung von allen äußeren Eindrücken. Und wenn sowas geschieht, kommen sehr merkwürdige Abläufe im Kopf in Gang.

Wie im Isolationstank…

KATE: Ja, obwohl ich selbst keine persönlichen Erfahrungen damit gemacht habe.

Hast du vielleicht „Im Zentrum des Zyklons“ von John C. Lilly gelesen, der ja als erster mit dem Tank experimentiert hat?

KATE: Gelesen leider nicht, aber ich habe Einiges über seine Arbeit gehört, das ich sehr interessant fand.

Ich fürchte, wir kommen langsam in Bereiche, die nicht unbedingt in eine Musikzeitung gehören… Reden wir also wieder über deine Musik. Der Unterschied zwischen deinem letzten Album „The Dreaming“ und dem neuen „Hounds Of Love“ ist frappierend. Ich hatte immer Schwierigkeiten, mir „The Dreaming“ an einem Stück anzuhören, weil es stellenweise sehr an den Nerven zerrte. Hat sich deine musikalische und/oder persönliche Einstellung in den letzten drei Jahren so geändert, dass du jetzt ein recht zugängliches, streckenweise poppiges Album vorlegen kannst?

KATE: Die Musik ordnet sich bei mir immer dem Inhalt der Songs unter. „The Dreaming“ war ein gefühlsmäßig sehr intensives und oft bewusst aggressiv klingendes Album, weil es darum ging, wie schrecklich grausam Menschen sein können, was wir uns gegenseitig antun, welchem Maß an Einsamkeit wir uns gegenseitig aussetzen. Es war ein suchendes, fragendes Album und riss dich mit der Musik ganz schnell von einem Punkt zum nächsten. Es rief sehr extreme Reaktionen hervor, und es gab viele, die sich auf die Stimmung der Platte nicht einlassen konnten oder wollten. Ich war und bin damit allerdings sehr zufrieden, denn ich habe für mich damit definitiv erreicht, was ich erreichen wollte. Ich musste selbst erfahren, was ich da erforschen wollte, und jetzt habe ich die Erfahrung gemacht und kann mich anderen Zielen zuwenden. Plötzlich konnte ich wieder tanzen gehen, habe einen Sommer außer Haus verbracht, was ich jahrelang nicht gemacht hatte. Dabei habe ich mich so positiv gefühlt, dass ich auch Songs schreiben wollte, die eine positive Grundstimmung vermitteln. Das war eine ganz neue Herausforderung, weil ich meine Inspirationen bis dahin eher aus schwermütigen, düsteren Stimmungen bezogen hatte. Aber auf einmal konnte ich mich an Dingen begeistern, die leicht und beschwingt waren. Ich wollte über die positive Kraft der Liebe schreiben und nicht mehr über Menschen, die sich zerstören. Die ganze Energie, die sich dabei entwickelte, übertrug sich auch auf das Album. Dabei wollte ich Liebe nicht nur als fröhliche, lichtvolle Angelegenheit beschreiben, sondern sie in allen, auch ihren dunklen Aspekten zeigen. Die LP hat dadurch zwei sehr unterschiedliche Seiten bekommen. Die erste gibt einen Ausblick auf verschiedene Formen von Liebe und handelt durchweg von Beziehungen, und die zweite Seite geht tiefer, darum auch das alle Stücke umfassende Konzept.

(Mit bestem Dank an Andreas Hub)

Nächstes Konzert: Kate Bush

apolloNoch 22 Tage, dann werden erstmals die Türen zum Eventim Apollo in Hammersmith für ein Konzert von Kate öffnen. Und so langsam dürfte die heiße Phase der Proben für die Show losgehen – vermutlich ab sofort auf der Apollo-Bühne in Hammersmith. Darauf deutet zumindest hin, dass es im offiziellen Event-Kalender des Theaters bis zu den Shows von Kate keinen einzigen Termin mehr gibt. Für eine Veranstaltungshalle dieser Größe eher ungewöhnlich, zumal direkt im Anschluss an Kates Konzerte der Eventkalender für die Halle wieder voll ist.

Kate und das Eigenleben ihrer Songs (I)

ruthbackWenn Kate Bush im August erstmals seit 35 wieder ein Konzert geben wird und dabei der Songzyklus „The Ninth Wave“ vom 1985er Album „Hound of Love“ im Mittelpunkt stehen wird, ist es natürlich spannend zu sehen, wie Kate selbst ihr damaliges Album bewertet hat. Für das „Fachblatt Musikmagazin“ (das bis 1998 existierte) hat im November 1985 der Journalist Andreas Hub das Glück gehabt, Kate interviewen zu können – unter besonderen Begleitumständen, wie er damals selbst beschrieb. Im August 1985 wurde Hub der Interviewtermin avisiert – und kurz drauf wieder abgesagt. Im September dann der zweite Anlauf – ein Interview zur Funkausstellung in Berlin. „Wunderbar, dachte ich, setzte mich ins Auto, eine Vorabkassette der neuen LP „Hounds Of Love“ im Recorder, und fuhr los – nicht wissend, dass zur gleichen Zeit alle 25 Interviews ersatzlos abgeblasen wurden, Stern und andere hochkarätige Publikationen eingeschlossen. Treffpunkt Steigenberger Hotel Berlin, ich pünktlich und immer noch nichtsahnend, sie natürlich nicht da, von der Plattenfirma auch keiner“, schrieb Hub damals. Und natürlich wohne sie auh gar nicht in dem Hotel. Und während der Mann am Empfang das sagte, passierte, ws jeder aus dem Abba-Film zur Australien-Tour kennt: „Im selben Augenblick öffnet sich neben mir eine Fahrstuhltür – und sie steht vor mir. Kein Manager, niemand, der mich abwimmelt, dazwischen. Ich sage ‚Hallo, ich möchte gerne ein Interview mit dir machen!‘ Sie sagt, sehr englisch, sehr höflich, sehr bestimmt: ‚Tut mir leid, ich habe alle Interviews abgesagt, weil ich keine Zeit habe.‘ Aber sie bleibt wenigstens einen Moment stehen und rennt nicht vorbei. Du hast keine Chance, aber nutze sie…“ Also drückt Hub auf die Tränendrüse: „‚Hör mal, auf diesen Moment habe ich sieben Jahre gewartet und hab‘ jetzt 1000 km Autofahrt auf mich genommen. Können wir das Interview nicht trotzdem machen?‘ Sie wieder, sehr englisch, sehr höflich und ein bisschen gerührt: ‚Warte hier – ich guck‘ mal eben, was wir machen koennen…‘ Nach fünf Minuten kommt sie wieder, komplimentiert mich unter einem Schwall von Entschuldigungen an einen Tisch – und legt los, erst 20 Minuten, schließlich fast eine Stunde.“ Und so kam Andreas Hub zu dem nachfolgenden Interview, dass wir hier mit seiner Genehmigung aus gegebenem Anlass noch einmal veröffentlichen dürfen. Und weil das Interview nicht nur 20 Minuten gedauert und etwas länger geraten ist, erscheint es hier in vier Teilen. Im ersten Teil geht es unter anderem um den Song „Hello Earth“.

Andreas Hub: Nachdem ich ein Interview der amerikanischen Zeitschrift „Keyboard“ mit dir gelesen hatte, erwartete ich eigentlich eine reine Fairlight-LP. Stattdessen gibt es eine Menge akustische Parts und sogar wieder ganz ruhige Klavierstücke, fast so wie auf deiner ersten LP.

KATE BUSH: Interessanter Eindruck… Mir kommt es nämlich ganz anders vor. Ich finde, es ist mein bisher am wenigsten vom Piano geprägtes Album geworden, weil ich beim Komponieren mehr oder weniger ganz auf den Fairlight umgestiegen bin. Alles, was man jetzt an Piano hört, habe ich erst hinterher zugefügt.

Du hast, genau wie bei „The Dreaming“, wieder selbst produziert…

KATE: Ja, ich habe nach dem letzten Album mein eigenes Studio eingerichtet, und dadurch sind die Grenzen zwischen Komponieren, Aufnehmen und Produzieren noch fließender geworden. Das ganze ist ein sehr organischer Prozess, weil alles nebeneinander und gleichzeitig passieren kann. Es gibt keine Demos im eigentlichen Sinne mehr. Ich nehme etwas auf der 24-Spur-Maschine auf und arbeite damit weiter, so dass das Demo im Prinzip schon das spätere Master ist.

Aber das kann doch nicht immer so ganz reibungslos ablaufen. Wie viele Versionen gibt es von einer Idee, bis ein fertiges Stück daraus wird?

KATE: Erstaunlicherweise hat es nur zwei oder drei Stücke gegeben, die noch eine dramatische Äenderung erfahren haben. Die Basis für ein Stück habe ich meist sehr schnell, die Ideen kommen oft explosionsartig, ein paar Melodiefetzen, ein paar Textfragmente. Aber bis das Stück dann ganz fertig ist, kann es sehr lange dauern und hängt natürlich von der Komplexität eines Songs ab. In anderen Fällen habe ich die ganze Komposition fertig und bleibe dann plötzlich beim Text stecken.

Greifen wir mal ein Beispiel raus, den Titel „Hello Earth“. Da kommt erst eine sehr sanfte, von dir gesungene Melodie, während der von einem Chor gesungene Refrain dazu in einem sehr strengen und abrupten harmonischen Kontrast steht. Das hört sich sehr zusammengesetzt an, als wäre es nicht in einem Rutsch entstanden.

KATE: Die „Initialzündung“ kam hier mit der Idee zum Inhalt des Songs, die die Struktur bestimmte. Die Strophe habe ich zuerst aufgenommen und auf den Teil für den Refrain nur eine Pilotspur mit einem Piano bespielt. Dann kamen die Musiker von der irischen Gruppe Planxty dazu und dann der Chor.

Hattest du dafür immer echte Stimmen vorgesehen oder auch erst Stimmen aus dem Fairlight benutzt?

KATE: Es war immer klar, dass da ein echter Chor hinmusste. Nur die Auswahl der Sänger erwies sich als sehr schwierig. Dieser Refrain basiert auf einem Traditional, das ich irgendwann mal aufgeschnappt hatte. Was ich mir vorstellte, waren nicht so sehr klassische Chorstimmen, sondern welche, die irgendwie unheimlich und auch ein bisschen feierlich klingen mussten. Auf der anderen Seite gab es das Problem, keinen Druck auszuüben und die Leute so natürlich wie möglich singen zu lassen, weil gerade bei Chorgesang schnell eine posenhafte Künstlichkeit aufkommt. Zum Glück kannte ich über einen Gig, den ich mal mit dem London Symphony Orchestra hatte, einen Mann namens Richard Hickox, der unheimlich viel Erfahrung mit Chorstimmen hatte. Ich habe ihn die Sänger aussuchen lassen. Für mich war das ganze eine ungemein spannende Erfahrung, weil ich nie zuvor mit einem Chor gearbeitet hatte.

Klingt fast nach Mönchen, die sakrale Musik singen.

KATE: Klingt ziemlich religiös, was?

Mir scheint der Song in der Tat eine übertragene spirituelle Bedeutung zu haben. Ins Fade Out sprichst du ja auf Deutsch die Worte „Irgendwo in der Tiefe gibt es ein Licht.“

KATE: Ja, das Stück ist der Höhepunkt der zweiten Seite, die einen durchlaufenden Handlungsfaden hat (dazu später mehr). Es ist sowas wie ein Fiebertraum, das Delirium, bevor der letzte Song kommt, der ganz anders ist, von Hoffnung, Licht und dem anbrechenden Morgen handelt. „Hello Earth“ ist über den Punkt, an dem du nicht weiterkannst, wo du sehr schwach bist. Und da bist du vielleicht bereit, die Dinge zu akzeptieren, jetzt, wo du am Ende deiner Reise angekommen bist. Du hast die Wahl: Dich zu ändern oder weiterzumachen und zu sterben. Das hat natürlich auch eine religiöse Komponente. Aber es fällt mir schwer, darüber zu reden, bzw. das zu erklären. Während der Arbeit an den Stücken weiß ich sowas viel genauer, wahrscheinlich, weil ich mich im Moment des Entstehens viel stärker mit dem verbunden fühle, was da aus mir rauskommt. Wenn die Stücke dann fertig sind, wollen sie für sich selbst sprechen. Sie sind dann nicht mehr länger ein Teil von mir, sondern entwickeln ein Eigenleben.

(Mit bestem Dank an Andreas Hub.)

Das Foto des Monats: August

utiUnder The Ivy

Dass Xavier nun wirklich alle Songs von Kate mag, wird nicht weiter verwundern. „Ich muss aber gestehen, dass eine besondere Schwäche für die Lieder habe, in denen das Klavier im Vordergrund steht“, sagt er. Für Xavier ist der Song Under the ivy „vom ersten Ton bis zum Schluss ein Genuss“. Und: „Dieser Song hat eine große stimmungsvolle und poetische Kraft und strahlt gleichermaßen Leidenschaft und Trauer aus.“ Kate sagt das so: „I think it’s sad because it’s about someone who is recalling a moment when perhaps they used to do it when they were innocent and when they were children, and it’s something that they’re having to sneak away to do privately now as adults.“
Das Bild hat Xavier auf Mallorca im Garten seines Schwiegervaters aufgenommen, irgendwann im Oktober, kurz vor dem Sonnenuntergang, „wenn das Licht etwas langsamer zurückzieht als im Winter, aber immer noch etwas von der Helligkeit des Sommers besitzt“. (Auch das ist poetisch!)  Und noch ein Geständnis zum Schluss: Als ich das Bild aufgenommen habe, dachte ich überhaupt nicht an Kate sondern nur an technische Details und war damit beschäftigt, das best-mögliche Licht einzufangen. Erst, als ich dann das Ergebnis gesehen habe, dachte ich mir: Oh ja, es ist ‚Under the ivy‘!“

Wer den Beitrag über Xavier Recasens verpasst hat, findet den Text hier.

Herr Böttcher steht im Nebel

hb3Liebe Leserschaft, geht es Ihnen auch so? Sie schauen hier auf dieses Zählwerk, das runterzählt und runterzählt. Und Sie denken sich: „Was????!!!!  Nur noch so wenige Tage????  Und dann soll es soweit sein mit den Konzerten????  Bin ich denn mental darauf überhaupt schon vorbereitet? Jetzt schon gleich das Kate-Bush-Konzert? Was ist denn auf einmal mit der Zeit los? Wie kurz sind denn 35 Jahre?“ Time goes by so slowly. Time goes by so slowly. Time goes by so slowly. Time goes by so slowly. Time goes by so slowly. Time goes by so slowly. Ach nein, das ist ja die andere. So konfus ist Herr Böttcher schon, dass er hier die andere zitiert. Nicht, dass ich damit sagen will, dass Madonna im Spiegel zu Kate Bush die andere ist. Naja, gleich alt sind sie ja. Glaube nur einen Tag im Geburtsdatum auseinander. Es geht das Gerücht, dass Madonna an einer neuen Scheibe rumrackert und dass sie, wie es ihre Art ist, Handlanger engagiert hat, die den Müll hinter Kate Bushs Tonstudio durchwühlen – nach geschredderten Notenblättern vermutlich. Madonna soll angeblich wahnsinnig unter Druck stehen. Weiß denn Kate nicht, dass man Geschreddertes niemals in die Mülltonne wirft oder gar im Klo runterspült? Hat Kate Bush denn nie den Batman-Film gesehen, in dem Dany DeVito den Pinguin spielt, der die Bürger Gotham Citys dadurch in der Hand hat, weil er all ihr Geschreddertes wieder mit nem Klebestift zusammensetzt? Und reicht es nicht, dass Madonna seinerzeit die Noten zu „Ray of Light“ aus Kates Abfalltonne ergattern konnte?  Aber wir wissen ja, wie die Leute so sind, tun sich schwer, wenn andere erfolgreich sind. Auf jeden Fall zählt das Zählwerk hier schneller als Herr Böttcher schreiben kann. Als Fan brauche ich mindestens so viel Zelt, mich mental auf dieses Konzert vorzubereiten wie Kate Bush für ihre gesamten Konzert-Vorbereitungen benötigt. Jeden Tag wird es irgendwie nebliger im Kopf von Herrn Böttcher. Vielleicht sollte ich mich ablenken, denkt Herr Böttcher. Ich könnte ja im Gegenzug den Müll von Madonna durchwühlen und ihr Geschreddertes Helene Fischer zukommen lassen. Just like a photograph, I pick you up. Just like a station on the radio, I pick you up. Just like a face in the crowd, I pick you up. Just like a feeling that you’re sending out, I pick it up. But I can’t let you go. If I let you go, you slip into the fog…

Herr Böttcher fährt nach London. Zu Kate. Und wir begleiten ihn. Oder er uns.
Alle Kolumnen von Herrn Böttcher gibt es hier.

Happy Katemas! (noch 27 Tage!!!)

hbd-2-2014

Herr Böttcher konzentriert sich auf den Weltfrieden

hb3Um sich Inspiration für diese Kolumne zu holen, lieber Leser, hat der Herr Böttcher sich ganz unverbindlich im weltweiten Netz umgeschaut. Was musste er zu seinem Entsetzen feststellen:  Es ist absolut nicht selbstverständlich, Kate Bush zu … – bitte nehmen Sie es mir nicht übel oder deuten Sie es nicht als Arroganz meinerseits – ich wollte erst „mögen“ schreiben.
Also schreibt Herr Böttcher: Es ist absolut nicht selbstverständlich, Kate Bush zu mögen.
Doch das ist es nicht, was Herr Böttcher sagen wollte. Eigentlich wollte Herr Böttcher schreiben:
Es ist absolut nicht selbstverständlich, Kate Bush zu verstehen.
„Was erdreisten Sie sich, Herr Böttcher?“, ruft da – kaum ist es „ausgesprochen“ – die innere Stimme in Herrn Böttcher. „Sie und Kate Bush verstehen? Verstehen? Mit ihren dürftigen, oft intuitiven Englischkenntnissen? Sie können ja noch nicht einmal Noten lesen. Kate Bush verstehen?“
Die innere Stimme runzelt die Stirn und spricht im spöttischen Ton weiter: „Mal ehrlich, Herr Böttcher, wann haben Sie sich das letzte Mal so richtig verstanden gefühlt? Und da meinen Sie, Sie könnten Kate Bush verstehen? Nicht nur, dass Sie es wagen diesen Gedanken in sich aufkeimen zu lassen, Sie besitzen auch noch die Dreistigkeit, ihn in ihrer Kolumne im Kate-Bush-Blog laut „auszusprechen“.
„Bin ich unverschämt?“ fragt der völlig verunsicherte Herr Böttcher seine innere Stimme.
„Absolut!“ lautet die gnadenlose Antwort.
„Aber was soll ich denn mit solchen Äußerungen wie Ich kenne bisher nur die Singleauskopplung aus dem Radio, ganz nett, aber haben muss ich KB nicht mehr oder Kate Bush stand mal für die Speerspitze bestimmter musikalischer Ideen, davon merkt man heute leider nichts mehr oder Ganz objektiv: wer die Texte von Kate Bush lobt, versteht entweder kein Englisch oder hat die „rosa“ Brille auf. Textlich gesehen weiß ich wirklich nicht, was daran besonderes sein soll, die „PI“-Zahlen minutenlang aufzuzählen oder 50 mal hintereinander „Washing machine“ zu singen. Hierfür ganz klar eine NULL anfangen?“ Herr Böttcher seufzt schwer.
„Es gibt eben nicht nur Ihre Wahrheit, Herr Böttcher“, schulmeistert die innere Stimme und ist nicht zu bremsen: „Es gibt die ganze Wahrheit, reine Wahrheit, halbe Wahrheit, absolute Wahrheit,… meine Damen und Herren…suchen Sie sich eine aus!“
„Adenauer!“ sagt Herr Böttcher.
„Richtig!“ sagt die innere Stimme.
„Ja, ja“, sagt Herr Böttcher und tippt missmutig auf seine Tastatur ein, aber eigentlich würde  er  am liebsten wie Pippi Langstrumpf in den nächsten Heißluftballon steigen und laut vom Himmelszelt posaunen: „Aber wie soll es denn jemals Weltfrieden geben, wenn die Leute noch nicht einmal so was einfaches wie Musik von Kate Bush verstehen!!!???“
Aber Herr Böttcher schweigt, weil er keine Lust mehr hat, sich von seiner inneren Stimme maßregeln zu lassen. Hello, I know that you’ve been feeling tired. I bring you love and deeper understanding. Hello, I know that you’re unhappy. I bring you love and deeper understanding. I turn to my computer like a friend. I need deeper understanding. Give me deeper understanding.

Herr Böttcher fährt nach London. Zu Kate. Und wir begleiten ihn. Oder er uns.
Alle Kolumnen von Herrn Böttcher gibt es hier.

Ein Weg, ein Herz, ein Lächeln

summerchild1Im März hat Thomas unter seinem Künstlernamen „Summerchild“ seine erste CD „Love & Lavender“ veröffentlich, die wir hier ausführlich vorgestellt haben. Im Interview hatte Thomas damals schon angedeutet, dass er bereits an seiner zweiten CD arbeitet. Vorab hat er nun die neue EP „Homebound“ veröffentlicht, die man sich auf seiner Seite komplett anhören kann. Ab 1. August gibt es die Scheibe dann auch als Download. Neu auf seiner Internetseite ist der Blog, auf dem er in seinem ersten Beitrag eine kluge Analyse zu Kates Film „The Line, the cross and the curve“ liefert. „Selbstbewusstsein im Umgang mit der eigenen Körperlichkeit und vor allem der gegenseitige Respekt ist in Bushs Märchen ein roter Faden“, schreibt Thomas. Und kommt in seiner Analyse zu dem Ergebnis, „dass das menschliche Leben in einer Analogie zu Tanzschritten funktioniert. Diese Tanzschritte stellen in ihrer Dreifaltigkeit zugleich die Grundpfeiler einer Lebensphilosophie dar, die sich auf romantische Weise über einen Weg als Ziel („the line“), ein Herz als Antrieb („the cross“) und ein Lächeln, („the curve“) das man sich stets bewahren soll, definiert“. Das ist nur die Kurzfassung. Wer in Erfahrung bringen möchte, was Kates Film mit Mephisto, Freud, Hitchcock, Dämonen, phallischen Erscheinungen und Fruchtbarkeitsritualen zu tun hat, wird hier fündig.

„Ein Kreuzweg in das unbekannte Innere“

hol2Wenn Kate in ihren Konzerten den 1985er Songzyklus „The ninth wave“ in den Mittelpunkt ihrer Konzerte rückt und erstmals live aufführt, kommt dem Album „Hounds of Love“ eine besondere Bedeutung zu. Für viele Fans gilt es als  ihr bestes Werk, es war zumindest ihr erfolgreichstes. „Das Album ‚Hounds of Love‘ ist ein Höhepunkt in der Karriere von Kate Bush, ein Meilenstein. Wie kaum ein Bush-Album vorher ist es ein Blick in eine eigene, faszinierende Welt“, schreibt Achim in seiner neuen Analyse des Albums: „Die erste Seite ist eine Handvoll von Liebesliedern über problematische Beziehungen. Die Musik ist popsong-artig, zugänglich. Niemals waren Songs von Kate Bush chartstauglicher. Das gilt aber nur für die Musik – die Texte sind von abgründigerer Natur. Komplexe Aspekte der Liebe werden thematisiert. Dass Liebe nicht nur sonnig, sondern gleichzeitig auch beängstigend sein kann, wird schon durch den Titel dieser Seite (und des Albums) verdeutlicht – ‚Hounds of Love‘.“ Dabei geht Achim Titel für Titel durch: von Running up that hill als Song, der von der Unmöglichkeit handelt, „dass sich zwei Liebende wirklich verstehen können und wie verlockend es wäre, für eine kurze Zeit die Körper tauschen zu können und in die Seele des Gegenüber einzutauchen“, über Hounds of Love, in dem „die Furcht vor der dämonischen, zerstörerischen Kraft der Liebe“ thematisiert wird, The big sky „(Es geht um das Nicht-Verstanden-Werden in Beziehungen.“), zu Mother stands for comfort („Jemand verlässt sich auf die bedingungslose Liebe seiner Mutter, ganz egal was er getan hat.“) und Cloudbusting („Der Song handelt von der Liebe zwischen Sohn und Vater, bedroht durch äußere Kräfte.“). Interessant ist Achims These, dass sich die scheinbar zusammenhanglosen Hits von Seite eins nicht nur als Gegenpart zum Konzeptteil „The ninth wave“ betrachten lassen, sondern auch als Spiegel. „Für mich ist ‚The ninth wave‘ eine düstere Suite über den Tod und die Wiedergeburt“, schreibt er. Und: „In dieser Suite entfernt sich die Protagonistin von Lied zu Lied weiter von der Realität, taucht tiefer ein in das Unbewusste – bis zum Wiederauftauchen im letzten Song.“ Oder anders ausgedrückt: „‚The ninth wave‘ ist ein Weg durch das Dunkel. ‚The ninth wave‘ ist ein Kreuzweg, eine Heldenreise in das unbekannte und gefährliche Innere. Nur die Liebe rettet.“

Die komplette Analyse von Achim gibt es auf der Seite „Alben“ und ab morgen auch im Forum.
Passend dazu wird in den Tagen vor den Konzerten auf morningfog noch ein sehr ausführliches Interview in vier Teilen erscheinen, das der Journalist Andreas Hub 1985 mit Kate anlässlich der Veröffentlichung von HOL geführt hat.

Exklusive Foto-Ausstellung in London

gallery

Foto: Guido Harari

Wer zu den Konzerten nach London reist, kann passend dazu noch einen Abstecher in die Snap-Gallerys machen, wo Gered Mankowitz und Guido Harari ihre Bilder von Kate ausstellen – vom 26. August bis zum 4. October, also passend zu den Konzertterminen. Zwei der gezeigten Bilder (unter anderem das hier veröffentlichte von Guido Harari) sind als numerierter und signierter Kunstdruck zu besonderen Konditionen zu erwerben. Mehr Infos dazu auf der Gallerie-Seite. Beide Fotografen werden zudem jeweils neue Bücher mit ihren Kate-Bildern veröffentlichen. Dazu gibt es am 5. September in der Gallerie einen entsprechenden Signiertermin. Die Adresse und Öffnungszeiten der Gallerie gibt es hier.

Herr Böttcher gratuliert

hb3An the winner is:
Ihre Musik ist kompromisslose Leidenschaft und trifft mitten ins Herz.
Herzlichen Glückwunsch, liebe/r nettergehtnicht.
We take all the telescopes and we turn them inside out and we point them away from the big sky.
Put your eye right up to the glass, now and here we’ll find the constellation of the heart.

Herr Böttcher fährt nach London. Zu Kate. Und wir begleiten ihn. Oder er uns.
Alle Kolumnen von Herrn Böttcher gibt es hier.

Herr Böttcher lädt zum Kaffeklatsch

hb3Liebe Leser, … puh … da hat sich der Herr Böttcher aber etwas eingebrockt. Schreibt hier einen Wettbewerb aus und muss sich nun auch noch entscheiden. Die Schweißperlen stehen ihm auf der Stirn bei dem Gedanken, dass es auch 100 Sätze zum Thema „Weshalb bin ich Kate-Bush-Fan?“ hätte geben können. Glück gehabt, Herr Böttcher. Denn was muss der Herr Böttcher ebenfalls feststellen? Wer die Wahl hat, hat auch die Qual. Doch da muss Herr Böttcher nun durch.
Neun wackere Kate-Bush-Fans haben sich auf den Weg gemacht, um die Begeisterung für Kate zu erklären.
Was soll Herr Böttcher Ihnen sagen, liebe Leserinnen und liebe Leser? Die Begründungen haben alle etwas. Jedoch … es kann nur eine oder einen geben.

Liebe/r nettergehtnicht, Ihr Nickname ist Programm, denn es ist sehr nett von Ihnen, dass Sie den Anfang hier bei dem Wettbewerb gemacht haben. Ihren Satz könnte Herr Böttcher unterschreiben, denn Kate trifft mich auch immer wieder ins Herz.
Lieber plattenlauscher, lauschen Sie immer noch der alten Schallplatte? Sie sind also jemand, der sich für Musik noch die Zeit nimmt. Auch Ihren Satz könnte Herr Böttcher bedingungslos unterschreiben, denn er ist sehr umfassend, im Hinblick auf Kate Bush.
Lieber Raphael, was soll ich sagen? Zeitreise in die Vergangenheit durch Kate. Was gibt es Schöneres, als an Kate zu denken, wenn man sich zurückerinnert? Musik schafft Erinnerungen, dazu gäbe es noch viel zu schreiben.
Lieber Micha, und was bitte soll ich dazu sagen? Ich habe sehr geschmunzelt. Sie geben also dem Herrn Böttcher Recht. Ihr Beitrag hat bewirkt, dass Herr Böttcher sich hier rundum verstanden fühlt.
Lieber Achim (aHAJ), auch Ihren Satz könnte Herr Böttcher unterschreiben. Was wäre wenn man auf einer einsamen Insel nur Musik von einem Musiker mitnehmen dürfte? Klar, es wäre Kate…
Lieber Houdini, Kate mit ihren eigenen Worten antworten zu lassen, hat auch etwas. Die Anleitung zum Hören, zum Verstehen ihrer Musik kommt quasi von Kate selbst, wir sollen sie nur fühlen, die Musik. Sehr schön.
Liebe/r Pummel, eine Wahrheit, die vermutlich auf alle Leser dieses Blogs zutrifft. Auf Herrn Böttcher ganz bestimmt.
Liebe Fafou, Herr Böttcher findet auch, man kann nicht oft genug betonen, was für ein musikalisches Talent Kate Bush ist. Immer wieder unfassbar, meint auch Herr Böttcher.
Lieber hephaistos, auch eines meiner Themen im Hinblick auf Kate, ihre Zeitlosigkeit. Immer wieder lässt das den Herrn Böttcher staunen. Ich frage mich oft, ist Kate wirklich so zeitlos oder ist sie nur für mich als Fan zeitlos?
Liebe Damen und liebe Herren dieses Blogs, Herr Böttcher möchte sich bei Ihnen allen bedanken. Würde man die neun Sätze zu einem kleinen Aufsatz zusammenfassen, kämen wir dem Phänomen Kate Bush ein ganzes Stück näher. Ihre Aussagen zeigen, weshalb es sich immer wieder lohnt, Kate-Bush-Fan zu sein.
Ein bisschen ist es so, als hätten wir alle beisammen gesessen, uns über Kate unterhalten, bei Kaffee und Tee und natürlich mit dem Käsekuchen von Sandra (vielen Dank für das Rezept).
Und morgen erst, wird der für Herrn Böttcher beste Satz von den Neunen bekannt gegeben. Doch heute sitzen wir – wenn auch nur virtuell – einträchtig an der Kaffeetafel, freuen uns des Lebens und erfreuen uns an Kate Bush. Take away the love and the anger, and a little piece of hope holding us together. Looking for a moment that’ll never happen, living in the gap between past and future. Take away the stone and the timber, and a little piece of rope won’t hold it together.

Herr Böttcher fährt nach London. Zu Kate. Und wir begleiten ihn. Oder er uns.
Alle Kolumnen von Herrn Böttcher gibt es hier.

Kate-Puzzle für die Nerven

kate-puzzleDer Countdown bis zu den Konzerten von Kate läuft – wem die Anspannung zu viel wird, der kann bei jigsawplanet Ablenkung finden. Da gibt es derzeit 17 Puzzle mit einem Kate-Motiv. Aus minimum 150 und maximal 300 Puzzle-Teilen bestehen die Bilder, die online zusammengesetzt werden können. Und für ganz Verzweifelte: man kann auch eigene Bilder online stellen und direkt mit dem Puzzle starten.

„Ich zeichne einfach und werde immer zeichnen“

steven1Es fällt nicht schwer zu erraten, dass „The Dreaming“ das Lieblingsalbum von Steven Learmonth ist. „Da liegst Du vollkommen richtig“, bestätigt er. War aber wie gesagt auch nicht schwer. Immerhin gibt Steven über sich selbst an, dass er eine tiefe Liebe für Mythen und Legenden verspürt und Märchen mag. Das mythische passt natürlich sehr gut zum 1982er Album „The Dreaming“,  das märchenhafte perfekt zu Stevens Red Shoes-Illustration, mit der er bei Yirrys Kreativwettbewerb teilnimmt. Steven ist 34, stammt aus Schottland, hat vor sechs Jahren sein Diplom als Illustrator in Glasgow abgelegt und fängt im September an in Cambrigde seinen Master of Arts als Kinderbuch-Illustrator zu bauen. Und natürlich zeichnet und malt er fleißig. Seine Inspirationen bezieht er wie erwähnt aus Mythen oder Legenden, aber auch

aus Filmen oder Comics oder den Arbeiten anderer Künstler. Und wer sich ein bisschen auf Stevens Facebook– oder Tumblr-Seite tummelt, wird schnell feststellen, dass er ein großer Fan des Regisseurs David Lynch („Twin Peaks“, „Dune“) ist. Was Steven antreibt fällt ihm selbst ein bisschen schwer zu erklären: „Ich habe immer gemalt, auch schon als Kind. Eine Million Sachen können mich inspirieren, egal ob Filme oder Lieder oder Geschichten – ich zeichne einfach und werde immer zeichnen.“ Was ihn bei seiner Illustration zu The Red Shoes inspiriert hat, ist unverkennbar: der Song und das dazu passende Video. Und so kann man Miranda Richardson wiedererkennen, die Kate die roten Schuhe reicht. unterwasseryetiKate hat Steven im Alter von 20 Jahren für sich entdeckt, als er über eine Second-Hand-Vinyl von „The Kick Inside“ gestolpert ist. „Ich mag die Metaphorik in ihren Songtexten und ihre Liebe zur Folkmusik, die tief in ihren Songs verwurzelt ist“, erzählt Steven. Und das wiederum passt ganz gut zu seinen Illustrationen, wo ein einzelnes Bild eine komplette Geschichte erzählen kann, wenn man selbst über genügend Vorstellungskraft verfügt. Stevens Zeichnungen sind  auch als Drucke zu haben. Mehr auf seiner Tumblr-Seite.

Herr Böttcher entdeckt immer wieder Neues

hb3Kennen Sie das auch, liebe Leserschaft? Sie hören einen Song von Kate, den Sie schon hunderte Male gehört haben, rauf und runter, immer wieder, weil sie ihn immer schon gut fanden … Und dann? Plötzlich halten Sie inne und denken sich bei:  Alte Scheiße, was ist denn das für ein geniales Lied? So als würden Sie diesen Song zum allerersten Mal hören. Sicherlich, kann einem das auch mit anderen Songs von anderen Künstlern so gehen, dennoch findet Herr Böttcher, dass ihm dieses Phänomen viel öfter bei Liedern von Kate Bush passiert.
Im Grunde kann das einem mit fast jedem Kate-Song widerfahren. Der eine hält inne, weil ihn jetzt erst die enorme Kraft von „Love and Anger“ überkommt, die nächste verstummt, weil sie jetzt erst die Liebe versteht, die in „Mother stands for comfort“ steckt, ein anderer wieder bemerkt jetzt erst in „Cloudbusting“ die Wortspielerei mit „son“ und „sun“ (Am Rande: Für Mrs. Bush ist es ja eigentlich schon fast ein prophetisches Lied, als offenkundig recht stolze Mutter eines Sohnes).
Dass man Kates Musik immer wieder neu entdecken kann, könnte man einfach kurz fassen, indem man sagt: Sie ist eben genial. Für Herrn Böttcher ist die Musik der Bush zeitlos. „Running up that hill“ war nie ein 80iger-Jahre-Song. Erst kürzlich hat Herr Böttcher „Never for Ever“ durchgehört. Und er kam ganz von allein, der Ich-entdecke-Kate-Bush-neu-Moment. Der funktioniert nämlich auch, wenn man sich einfach nur die Zeit nimmt, sich hinsetzt und eine Kate-Bush-CD  von Anfang bis Ende durchhört. Einfach hinsetzen und zuhören. Nicht simsen, nicht essen, nicht stricken. Nur sitzen und hören, vielleicht sogar in der blauen Stunde, dann, wenn aus dem Tag die Nacht wird. Die meisten von uns haben bestimmt mehr als einmal am Tag das Gefühl, ihnen laufe die Zeit davon. Und jeder würde gern einmal innehalten. Als Kate-Bush-Fan muss man nicht lernen zu meditieren, um der schnelllebigen Zeit etwas entgegen zu halten. Man muss sich einfach nur hinsetzen, Kate einlegen und weiß, es wird wieder viel zu entdecken geben. Nicht eine Minute wird verschenkt sein. Und so kommt es, wie es kommen muss und Herr Böttcher kommt wieder einmal zu dem Ergebnis: Kate Bush ist Kate Bush ist Kate Bush.  Some moments that I’ve had, some moments of pleasure. I think about us lying,  lying on a beach somewhere. I think about us diving, diving off a rock, into another moment.

Herr Böttcher fährt nach London. Zu Kate. Und wir begleiten ihn. Oder er uns.
Alle Kolumnen von Herrn Böttcher gibt es hier.