Das Song-ABC: Eat The Music

Dieser Song ist ein Rätsel und hat Zuhörer und Kritiker in Verwirrung gestürzt. Ist das eine leichte, aus allen Fugen geratene Fröhlichkeit oder ist das Maskerade? Ist das ein vordergründig erotischer Text, in der Liebe mit dem Essen von Früchten verglichen wird, oder handelt das Lied von ganz anderen Dingen? Und was ist das eigentlich für ein Musikstil? Was will uns Kate Bush damit sagen? Will sie uns überhaupt etwas sagen?
Rob Jovanovic sieht hier „lockeres Karibikflair, das jedoch mit einem banalen Text über Bananen, Papayas und Rosinen verdorben wurde“ ([1]). Er vermutet einen sexuellen Subtext, hält den Song aber eher für peinlich. Ron Moy ([2]) wirft ein, dass die Musik haarscharf an typischen Latino-Klischees vorbeischrammt. Selbst der tief in die Welt von Kate Bush hineinblickende Graeme Thomson hält die „verspielte, griffige Erotik“ für „konstruiert und allzu offensichtlich; genau wie die dazu passende Innengestaltung des Albums mit ihrem aufgeschnitten dargebotenen Obst […]“ ([3]). Sogar in Fankreisen irritierte der Song. Er wurde als nicht geglückter Versuch einer Latin-Tanznummer gedeutet, die aber dafür zu hektisch und aufgedreht daherkomme ([4]).
Offenbar lässt „Eat the music“ viele etwas ratlos zurück. Soll man diesen Wertungen vertrauen und den Song einfach als misslungen abhaken? So einfach kann man es sich aber meiner Meinung nach nicht machen. Abzuhaken wäre er erst dann, wenn man ihn verstanden hätte und ihn dann immer noch für misslungen hielte. Ich meine, dass die oben zitierten Meinungen zwar Aspekte erkennen und benennen, dass sie aber die Gesamtheit von „Eat the music“ nicht erfassen. Wenn weißes Licht durch einen Kristall fällt, dann nutzt es nicht viel, nur zum Beispiel einen der gebrochenen Lichtstrahlen zu betrachten. Das sagt nicht viel über den Kristall an sich aus. Ähnlich verhält es sich mit „Eat the music“. Beim Schauen aus verschiedenen Richtungen werden einzelne Aspekte gesehen, die merkwürdig erscheinen, so wie der gebrochene Lichtstrahl. Um zum Wesen vorzudringen, müssen wir aus allen Richtungen schauen – ins Innere.

Die erste Frage – warum findet sich auf dem düsteren, zerrissenen Album „The red shoes“ so ein fast hemmungslos dahinstürmendes, rasendes Lied voller Dur-Fröhlichkeit? Fröhlichkeit ist sonst für das Album ein Fremdwort. Beliebigkeit bei der Gestaltung eines Albums ist aber für Kate Bush ein Fremdwort – es muss also einen Hintergrund geben.
Das Lied ist 1992 entstanden, nach dem Krebstod von Kate Bushs Mutter. Ihr Bruder Paddy Bush sagte in einem Interview ([5]), dass er und seine Schwester in tiefer Verzweiflung waren. Paddy Bush lernte während dieser Zeit den madagassischen Musiker Justin Vali kennen, dessen Musik er seiner Schwester vorspielte. Im Interview ([5]) schildert er, was passierte und wie das zum auslösenden Funken für „Eat the music“ wurde. „Wir waren beide immer noch im Zustand tiefer Verzweiflung und hörten diese Musik, in der uns die Sphäre der Fröhlichkeit wieder berührte. Die tiefe, ehrliche Fröhlichkeit, die die Madagassen haben, nichts Aufgesetztes. Kate hat sich sofort in das Stück  ‚Soratra Masina‘ verliebt. Am Ende singt Justin einen Vers, der bedeutet: ‚Lass Fröhlichkeit aus uns zu euch hinüberfließen.‘ Kate war völlig fixiert auf diese Phrase, sie liebte sie so sehr. Und sie sagte zu mir: ‚Paddy, bring Justin hier her, ich will unbedingt mit ihm arbeiten.“ So entstand der Song, eigens für Justin geschrieben, der nicht nur das madagassische Instrument Valiha spielte, sondern schließlich auch den Chorus sang ([5]).
Im Netz kann man Justin Valis „ny soratra masina“ finden ([6]). Beim Hören fällt die strukturelle und stimmungsmäßige Ähnlichkeit zu „Eat the music“ auf. Kate Bush hat mit ihrem Song ein Stück madagassischer Musik geschrieben! (Und dass dies nicht lateinamerikanisch ist, ist offensichtlich.) Afrikanische Musik (und damit auch die madagassische) wird von Grundprinzipien beherrscht, die sich in europäischer/lateinamerikanischer Musik so nicht finden. Eine verständliche  Zusammenfassung findet sich in [7]. „In afrikanischer Musik ist die Elementarpulsation (time-line) die kleinste wahrgenommene regelmäßige Pulseinheit, mit enormer Geschwindigkeit, ohne Anfang und Ende und ohne eine Akzentuierung.“ [7].
In „Eat the music“ findet sich dieser Elementarpuls als die unablässige, pulsierende Folge von schnellen Achtelnoten wieder. „Diese Pulseinheiten sind zwei oder dreimal schneller als der beat oder große Pulse, die nächste wichtige Orientierungsebene, die sich zum Beispiel aus 6, 8, 9, 12, 16, 18 Einheiten (oder ihr Vielfaches) zusammensetzt.“ [7]. In „Eat the music“ werden immer zwölf Pulseinheiten zu einem Takt zusammengefasst – der Song steht im 12/8-Takt (die musikalischen Details des Songs sind aus [8]).
„Die Wiederkehr von solchen 8-, 12- oder 16-pulsigen Beat-Einheiten bezeichnet man als Zyklus, der sich aus melodischen Motiven, Formeln oder Phrasen strukturiert, bis dass der Zyklus sich von vorn wiederholt. Elementare Pulsation und Timeline-Pattern, Beat und Off-Beat, Polyrhythmik und Kreuzrhythmik  sind die grundlegendsten Merkmale schwarzafrikanischer Musik.“ [7]. Die dies abbildende Struktur von „Eat the music“ ist sehr komplex. Unablässig erklingen über jeweils zwei Takte die Grundakkorde von D-Dur: Tonika D-Dur-Akkord für die Zeit von sechs Achteln, Subdominante G-Dur-Akkord für sechs Achtel, Dominante A-Dur-Akkord für zwölf Achtel. Dazu gibt es eine sich über ebenfalls zwei Takte erstreckende, sich unablässig wiederholende Grundfigur im Bass mit leicht gegenüber den Taktschwerpunkten versetzten Akzenten. Von Beginn an rast dazu eine Figur aus Achtelketten jeweils über zwei Takte dahin, sechsmal Akkordbrechungen über jeweils drei Achtel, dann sechs fallende Achtel. Später im Verlauf des Songs wird dieses Achtelkettenmotiv vermischt und kombiniert mit einem schwebenden Motiv aus Achteln, verlängerten Vierteln und über den Taktstrich verbundenen Noten. Die rasende Begleitung auf den Saiteninstrumenten bekommt so etwas Losgelöstes, Freies. Die Singstimme ist gegen die Taktschwerpunkte verschoben, sehr häufig wird eine Achtelnote am Ende eines Takts mit einer langen Note im neuen Takt verbunden. Die Singstimme übernimmt damit das Schwingende, Tänzerische. Immer abwechselnd mit der Singstimme singt ein Chor hymnische Vokalisen als Gegenbewegung. Im Chorus mit seinen männlichen Stimmen wird dies durch Bläser aufgenommen und betont. All diese Motive überlagern sich, fügen sich zu großen Blöcken zusammen. Zum Schluss jagen diese Motive den Song in einen wilden, hymnischen Tanz hinein, alles dreht sich wie besessen in einem ewigen Kreislauf, ohne Anfang und Ende. Alles versinkt im Rhythmus und den Chor-Vokalisen. Es könnte wieder von vorn beginnen, der Song ist als ein geschlossener Kreis denkbar (es wird aber ausgeblendet).
Afrikanische beziehungsweise madagassische Musik ist es also, die hier dargeboten wird, keine lateinamerikanische Musik. Es gibt nur gewisse Ähnlichkeiten. Um diese Ähnlichkeiten nicht zu sehr hervorzuheben, wurden sogar während der Aufnahmen Instrumente ausgetauscht [9]. Madagassische Musik ist dem Hörer nicht so vertraut wie das Lateinamerikanische, es ist kein Mainstream. Der Hörer versucht eine Einordnung – bemerkt aber, dass die nicht passt. Dies erklärt vielleicht einige Irritationen der Rezensenten. Im ganzen Lied findet sich nur Dur und nichts als Dur [8], reinstes D-Dur, es gibt keine melancholische Abtönung ins Moll hinein. Nach Beckh [10] ist D-Dur die stärkste Tonart überhaupt, es ist die Tonart des strahlenden Helden, des Erreichen des höchsten Ziels, der siegreichen Überwindung. Es ist die Tonart, die die Grabesfesseln sprengt. Sie steht daneben aber auch für die sprießende, belebende Kraft des Frühlings, die Wachstumskraft, die Werdekraft [10]. Positiver und ferner von Trauer kann keine Tonart sein. So ausschließlich wie sie in „Eat the music“ eingesetzt wird, ist sie fast schon gnadenlos fröhlich, es ist eine Mauer aus Musik gegen die Trauer. Die Fröhlichkeit ist gegenüber „ny soratra masina“ fast ins Dämonische, Manische übersteigert. Sollen wir Zuhörer zum Fröhlichsein gezwungen werden? Will sich Kate Bush so zur Fröhlichkeit zwingen? So betrachtet hat dieses Lied musikalisch etwas von einem Exorzismus.
Die nächste Frage – passt der Text zu dieser einem die Fröhlichkeit einhämmernden Musik? Wird hier „verspielte, griffige Erotik“ [3] durch das Reden über Früchte dargestellt? Diese Früchte dominieren auch das Booklet, das Album selbst steht so unter dem Leitspruch „ Eat the music“. Offenbar verbirgt sich in diesem Lied eine Kernaussage (schönes Wortspiel beim Reden über Früchte). Zur Frage nach der Bedeutung der Booklet-Gestaltung gab es in einem MTV-Interview von Kate Bush eine deutliche „Das-behalte-ich-für-mich-Aussage“: „Well, it’s really just a time with a song called Eat The Music which has a lot of references to fruits and opening fruits.“ [11]. Auch sonst finden sich von Kate Bush kaum Aussagen zu diesem Song, fast als ob sie ihn im Verborgenen halten möchte.
Die erste Strophe sagt aber eigentlich schon aus, worum es geht. Kate Bush lebt für und durch die Musik, sie bietet sie dem Publikum dar, sie gibt ihr Herz dem Publikum: „Split me open / With devotion / You put your hands in / And ripe my heart out / Eat the music“. Im weiteren Verlauf wird der Blickwinkel erweitert. Um Menschen zu verstehen, muss man sie öffnen und ins Innere schauen. Um verstanden zu werden, müssen sich Menschen öffnen. Die Schlussstrophe fasst das noch einmal zusammen: „You put your hands in / What ya thinking? / What am I singing? / A song of seeds / The food of love / Eat the music“.
Im Chorus werden verschiedene Früchte aufgezählt, die ebenso zerrissen werden („Rip them to pieces / With sticky fingers“). Das Öffnen und Zerreißen der Früchte wird zum Vergleich mit der eigenen Situation herangezogen („Split ˋem open / With devotion / You put your hands in / And rips their hearts out“). Fans goutieren ein Album wie eine Früchtepalette. Sie nehmen ein Stück, freuen sich daran, zerstören die Früchte (das Lied?) aber dabei (sie sehen die Gedanken dahinter nicht). Die Früchte (der Arbeit?) werden gegessen, aber in ihnen zeigt sich der Keim für einen Neuanfang (der Same). Vielleicht kann ja daraus etwas Neues entstehen (die Wirkung der Musik). Vielleicht kann Musik so die Fesseln des Todes sprengen.
Das ist kein Hurra-Szenario. Die Früchte im Booklet sehen für mich aus wie eine blutige Masse, sie erinnern mich an Bilder eines Gemetzels. Kate Bush legt ihr Inneres offen, schonungslos direkt, blutig. Sie zeigt das herausgerissene Herz. Hinter all der fruchtsüßen Fröhlichkeit verbirgt sich ein blutendes Herz. Im Kate-Bush-Forum findet sich zum Song eine Aussage, der nichts hinzuzufügen ist ([12]): „[…] doch ich bin immer fassungslos, wenn Eat The Music als tanzbarer feel good track bezeichnet und verstanden wird. Der Song ist eines der seltsamsten, düstersten Lieder, das je in die Popannalen eingeganen ist. Dass es von Kate als fröhliches, südamerikanisch/afrikanisches Tanzlied arrangiert wurde, ist nicht nur Zeugnis eines herrlich grimmigen Humors, sondern Notwendigkeit: würden die Worte zum backing track eines z.B. Song of Solomon gesungen werden, wäre das Lied kaum zu ertragen (nicht falsch verstehen!).“
Für mich haben wir es bei „Eat the music“ mit einem der tiefgründigen Songs von Kate Bush zu tun. Unter einem fröhlichen Tanzlied verbirgt sich das Dunkle. Hinter dem Dunklen verbirgt sich eine Kernaussage über ihr Schaffen. Es war geplant, den Song als erste Single auszukoppeln – dies wurde dann zugunsten von „Rubberband Girl“ fallengelassen [9]. Die spätere Auskopplung war dann aber doch ein Erfolg. Paddy schätzt, dass sie sich vier Millionen Mal verkauft hat [5]. Vermutlich hat nur ein kleiner Teil der Hörer hinter die fröhliche Maske geblickt.   (© Achim/aHAJ)

[1] Rob Jovanovic: Kate Bush. Die Biographie. Höfen. Koch International GmbH/Hannibal. 2006. S.182
[2] Ron Moy: Kate Bush and Hounds of Love. Aldershot. Ashgate Publishing Limited. 2007. S.116
[3] Graeme Thomson: Kate Bush – Under the Ivy. Bosworth Music GmbH. 2013. S.325 [4] „Joanni“ auf http://www.carookee.com/forum/Kate-Bush/128/Sunset.7559727.0.01105.html (gelesen 30.03.2009)
[5] Stefan Franzen: „Paddy Bush und die Musik Madagaskars (Teil 2)“. http://morningfog.de/?p=4907 (gelesen 10.11.2017)
[6] Justin Vali: ny soratra masina. http://youtu.be/4SSbBDceLKE (gelesen 12.12.2017) [7] https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/musik/artikel/rhythmen-der-welt (gelesen 06.12.2017)
[8] Kate Bush: The red shoes (Songbook). Woodford Green. International Music publications Limited. 1994. S.21ff
[9] „Well red“ Interview in Future Music mit Del Palmer. 11/1993
[10] Hermann Beckh: Die Sprache der Tonart in der Musik von Bach bis Bruckner. Verlag Urachhaus. Stuttgart 1999.  S.180f
[11] „MTV Most Wanted“ mit Ray Cokes. 22.10.1993
[12] „Stgpepper“ auf: „http://www.carookee.com/forum/Kate-Bush/115/Why_Should_I_Love_You.13942934.0.01105.html“ (gelesen 16.03.2009)

40 Jahre TKI: Konzerte und ein neues Heft

Zwei spannende Veranstaltungen stehen in den nächsten Wochen rund um den 40. Jahrestag der Veröffentlichung des Kate Bush-Debütalbums „The Kick Inside“ an: So wird punktgenau am 17. Februar die englische Coverband „Cloudbusting“ eine  „The Kick Inside 40th Anniversary Show“ veranstalten und in der Londoner Islington Assembly Hall gemeinsam mit Gastmusikern das komplette Album spielen. Natürlich gibt es als Nachschlag auch noch viele andere Hits von Kate. Die Show ist leider längst komplett ausverkauft. Schon zum 30. Jahrestag von „Hounds Of Love“ hatten „Cloudbusting“  mit Originalmusikern der Albumaufnahmen alle Songs der LP auf die Bühne gebracht. Am 23. und 24. März gibt es dann ein besonderes Konzert im Konzerthaus im schwedischen Göteborg. Das Symphonieorchester nimmt den TKI-Jahrestag zum Anlass, Songs von Kate zu spielen – für das Orchester neu arrangiert von Martin Schaub, der unter anderem schon mit Benny Andersson (Abba) zusammengearbeitet hat. Abseits der musikalischen Würdigung kann man sich noch auf die neue Sonderausgabe des Classic Pop Magazins freuen, das am 1. Februar erscheint und sich als „Kate Bush 40th Anniversary Edition“ ausschließlich Kate widmet. Man sollte sich allerdings beeilen und das Heft vorbestellen: die Auflage ist begrenzt und allein die Ankündigung des Magazins hatte die Webseite der Herausgeber bereits lahm gelegt.

40 Jahre Wuthering Heights

Heute auf den Tag genau vor 40 Jahren am 20. Januar 1978 veröffentlichte EMI in England die Single „Wuthering Heights“. Eingespielt wurde der Song mit Musikern der Gruppe „Pilot“ von „Alans Parsons Project“, unter der Regie von Produzent Andrew Powell. Das Debut-Album „The Kick Inside“ folgte im Februar. Kate hatte sich bei der Single-Auswahl gegen EMI durchgesetzt, die eigentlich „James and the cold gun“ als erste Single veröffentlichen wollten – und bewies den richtigen Riecher: „Wuthering Heights“ kletterte am 11. März auf Platz 1 der englischen Single-Charts und konnte Abba mit „Take a chance on me“ verdrängen. Und: Kate war die erste Frau, die mit einer Eigenkomposition Platz 1 der Charts erobert hatte – und das, obwohl sie zu dem Zeitpunkt vollkommen unbekannt war, sie in dem Song eher schwere literarische Kost verarbeitete und musikalisch eher Punk angesagt war. Dass Kate damit den Pop wieder oder neubelebt hat, konnte man erst rückblickend erkennen. Dass der Song auch nach 40 Jahren nichts an Strahlkraft verloren hat, belegt nicht zuletzt, dass er kürzlich erst bei einer Abstimmung des schottischen Buchhandels mit großer Mehrheit zum besten von einem Buch inspirierten Popsong gekürt wurde.

Show a little devotion: Markus

Kate-Fans sind treu, hingebungsvoll, geduldig und vor allem in die Musik von Kate verliebt. Im Kate-Fragebogen “Show a little devotion” gibt es für Kate-Fans immer die selben zwölf Fragen… mit den unterschiedlichsten Antworten…Heute von Markus:

Mit welchem Kate-Song wachst Du am liebsten morgens auf?
The morning fog (live), mein favorite auf Before the dawn.

Welche von Kate besungene Figur wärst du gerne?
Peter Pan ?

Wie lautet Deine liebste Textzeile von Kate?
Something good is going to happen. Just saying it, could make it happen.

Welchen Kate-Song singst Du unter der Dusche?
Babooshka.

Mit welchem Song von Kate verbindest Du ein besonderes Erlebnis?
Zu Moments of pleasure habe ich 1994 bei der Kate-Convention in London auf der Bühne getanzt. Ein besonderer, unvergesslicher Moment.

Welchen Song von Kate hörst Du, wenn Du verliebt bist?
Hounds of love. The sensual world.

Welcher Song-Titel von Kate beschreibt Dich am besten?
The man with the child in his eyes.

Welches Album von Kate magst Du am liebsten?
Hounds of love / The ninth wave

Welcher Song hat Deine Begeisterung für Kate geweckt?
Army dreamers

Was macht für Dich Kate so besonders?
Sie ist eine großartige Künstlerin, die all die Jahre so bescheiden und menschlich geblieben ist.

Was würdest Du Dir für das nächste Album von Kate wünschen?
Ich lass mich wie immer überraschen und werde bestimmt begeistert sein. ?

Welcher Song von Kate sollte einmal auf Deiner Beerdigung gespielt werden?
Cloudbusting.

Das Rätsel des australischen HOL-Covers

Die Geschichte dieses „Hounds of Love“-Covers lautet so: Eine australische Designerin erhält den Auftrag, für den Relaunch von HOL einen neuen Entwurf vorzulegen. Zumindest wirbt die Designerin damit auf ihrer Internetseite. Das neue Design sollte HOL ins neue Jahrhundert transportieren – mit einem Plakat, „das eine neue Generation ermutigen sollte, eine Musikmarke zu entdecken, die sie zuvor vielleicht noch nicht bemerkt haben“. Also hat sich die Designerin bei der Schrifttype von der Art Nouveau-Bewegung inspirieren lassen. Und: „Die Serifenstriche auf dem Schriftzug knüpfen direkt an die organischen Bilder auf dem Umschlag und in der Verpackung an“, heißt es dann weiter. Auch wenn Art Nouveau und die Übersetzung ins neue Jahrhundert ein Widerspruch in sich ist, ist der Entwurf überaus gelungen. Die Blätter auf dem Frontcover formen ein Herz, auf dem linken Teil des Klappcovers sieht man zwei gezeichnete Hunde, deren Schwänze ebenfalls ein Herz formen. Die vielleicht noch bessere Erkärung: es könnten auch zwei Füchse sein, die auf die HOL-Passage „I found a fox /Caught by dogs/He let me take him in my hands/His little heart/It beats so fast/And I’m ashamed of running away“ (Danke an Andreas für den Hinweis) verweisen. Besonders schön ist der mittlere Innenteil mit dem aufklappbaren und ausgestanzten Schriftzug KATE BUSH. Ob es wirklich ein Entwurf für EMI Australien war und warum er nie realisiert wurde, war leider nicht in Erfahrung zu bringen, auch nicht, wann er entstanden ist. Es gibt allerdings ein paar Merkwürdigkeiten. Auf dem Plakat ist die Rede von „never before released bonus tracks“ – das würde auf die Jubiläumsversion von HOL zum 100. Geburtstag von EMI hinweisen. Die ist allerdings schon 1997 erschienen, da war das neue Jahrhundert noch drei Jahre entfernt. Von den angekündigten Bonussongs findet sich auf der CD aber nur ein einziger, nämlich der Special Single Mix von The Big Sky, der auf 100 Jahre EMI-CD gar nicht drauf ist. Zudem wurde The Big Sky als dritter Song der CD glatt vergessen – ganz abgesehen von den fünf weiteren Bonusliedern, die zur Neuauflage von HOL 1997 veröffentlicht wurden. Schade, dass sich das Rätsel nicht lösen lässt.

3.14159265359

Wem die Zahl im ersten Moment nichts sagt, Pi steht für eine mathematische Konstante UND für einen Kate Bush-Song aus dem Aerial-Album. So weit so gut. Was diese amerikanische Promo-CD so besonders macht ist, dass ich ihr über zehn Jahre hinterhergejagt bin! Extrem selten und preislich jenseits von Gut und Böse (wurde auf Ebay schon für 500 Euro angeboten),  habe ich sie doch noch gefunden und sofort zugeschlagen. Nein, nein, diesen Preis habe ich nicht bezahlt, aber ich musste eine zeitlang dafür Stricken! Diese Promo-CD wurde von EMI Music Publishing als Vorschlag an die Produzenten der amerikanischen NBC-Serie „Numbers“ verschickt, damit der Song eventuell in der Serie verwendet wird, was wohl aber abgelehnt wurde, da der Song in der Serie leider nicht vorkommt. Die Version ist dieselbe wie auf dem Aerial-Album. Da diese Promo-CD in den letzten Jahren nur zwei- bis dreimal im Internet angeboten wurde, kann man davon ausgehen, dass nur eine handvoll davon existieren. The hunt is over, now it’s your turn! Happy hunting!  Michael Guth

Die Gewinner des Weihnachtsrätsels 2017

Das Weihnachtsrätsel ist verlässlich gelöst und es gibt Gewinner zu vermelden! Aber erst natürlich die Lösung. Alle gesuchten Bilder stammten aus offiziellen Videos von Kate. Das war der gemeinsame Nenner. Wer also ein Bild erraten konnte, konnte ahnen, wo er suchen musste. Das offene Fenster kommt in Moments of Pleasure vor, die Derwische in Love and Anger, das Kutschenrad in der Kulisse von Suspended in Gaffa, der Superman hat einen Gastauftritt in The Big Sky, „kat8“ stammt – wie man oben sieht – aus Army Dreamers, der Stuhl war leicht erkennbar Requisit in Hammer Horror, Alfred Hitchcock spaziert bei Hounds of Love durchs Filmset und der Hut passt zum Outfit in Them Heavy People. Am kniffligsten war wohl der Kaffeevollautomat, kurz in Deeper Understanding zu sehen. Ratekönigin Beate hat diesmal außer Konkurrenz mitgespielt und mit je neun richtigen Lösungen liegen Lily/Anja und Michael G. vorne. Herzlichen Glückwunsch. Zu gewinnen gab es ein Polaroid aus der Serie von Michael und die CD „Record full of last Songs“ von Timo alia Bleedingblackwood.  Die Preise werden in den nächsten Tagen verschickt.

Weihnachtsgrüße von Kate

Auf den letzten Drücker gibt es auch in diesem Jahr wieder einen Weihnachtsgruß von Kate – veröffentlicht an Heiligabend auf ihrer Webseite. Die Hoffnung, dass Kate ein neues Projekt für 2018 ankündigen könnte, hat sich leider nicht erfüllt. Zuletzt hatte ihr Bruder Paddy in einem Interview für morningfog zumindest bestätigt, dass Kate an einem neuen Projekt arbeitet.

Frohe Weihnachten!

Das Weihnachtsrätsel 2017

Das Kate-Weihnachtsrätsel hat schon Tradition und dürfte auch in diesem Jahr wieder eine harte Nuss sein. Bei neun Abbildungen gilt es zu erraten, wofür sie stehen. Einige Bilder sind leichter zu erraten, andere deutlich schwerer. Aber: wie im letzten Jahr gibt es bei allen Bildern ein verbindendes Element. Wer also eins der neun Rätsel geknackt hat, könnte eine Ahnung davon haben, wo er suchen muss, um auch die weiteren Bilder zu erraten. Einsendeschluss für die Lösungen ist der 2. Januar, 24 Uhr. Lösungen bitte ausschließlich an admin(at)morningfog.de; bitte keine Lösungen auf der Facebook-Seite posten. Zu gewinnen gibt es in diesem Jahr zwei ganz wundervolle Preise: Timo hat eine weitere CD „Record full of last Songs“ gestiftet. Und was passt besser, als das Präsent von Michael: ein Polaroid (auf der Rückseite signiert) aus seiner Reihe „Kate in Polaroids„?! Die üblichen Spielregeln: Gibt es mehrere richtige Einsendungen, wird gelost. Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen. Und trotz der tollen Preise sei daran erinnert, dass es eigentlich nicht so sehr ums Gewinnen geht, sondern um den Spaß daran, das knifflige Rätsel überhaupt zu lösen. Tipps gibt es bei Bedarf wie gewohnt auf der Facebook-Seite. Viel Erfolg!

Kate in Polaroids: Dezember

Aerial

„Sicherlich meinte Kate Bush etwas völlig anderes, aber ich frage mich seit einigen Monaten, welche Sprache nun mittlerweile (wieder) salonfähig wird. Menschenverachtend. Intolerant. Gefährlich“, schreibt Michael zu seinem Dezember-Polaroid. What kind of language is this? Mit der Holzpuppe ist der Bezug zu den Before the dawn-Konzerten offensichtlich, eine Distel als stilisiertes Mikrofon ergänzt das. Wer bei den Konzerten war oder in Before the dawn reinhört, kennt die Antwort auf die Frage: es ist die Sprache des Herzens.

Ein Interview mit dem Fotografen gibt es hier; seine Webseite hier.

Toys that go Pop – handgemachte PopArt Deko

Ein Interview mit Designer Sean Bright von Beate Meiswinkel

Na, wisst Ihr schon, was Ihr dieses Jahr zu Weihnachten verschenkt? Wie wäre es denn mit einem bunten David Bowie-Hampelmann oder trendigen Twin Peaks-Filzfiguren, die man auf einem Klettbrett (das rote Zimmer) selbst in Szene setzen kann? Einem Bob Dylan-Memoboard für den Kühlschrank, einem Roxy Music- oder Stevie Wonder-Diorama? Einer Adam Ant-Tanzpuppe? Vielleicht verliebt Ihr Euch aber ebenso wie ich in die drei bezaubernden Wuthering-Heights-Cathy-Anhänger aus Filz, mit der man nicht nur den Weihnachtsbaum schmücken kann. All dies und noch viel mehr findet man im Etsy-Shop HeyKidsRocknRoll. Designer Sean erzählte uns in einem kurzen Interview etwas über sich und seine liebevoll hergestellten „Toys that go Pop!“

Was hat dich denn zu den wundervollen Wuthering Heights Kate Bush Aufhängern aus Filz inspiriert? Sind sie speziell für Weihnachten gedacht?

Ich wollte etwas, das man als Weihnachtsdekoration verwenden kann, doch ich wollte mich nicht zu sehr an diese Zeit des Jahres binden (die Leute werden sie also hoffentlich auch im Juni kaufen!) Ich finde, Kate hat so etwas besonders Weihnachtlich-Winterliches, aber natürlich ist sie das ganze Jahr über großartig!

Was ist es deiner Meinung nach, das Kate Bush zu einer so inspirierenden Künstlerin macht? Welches ihrer Alben oder welche Songs findest du besonders bemerkenswert?

Ich liebe Künstler, die verschrobene oder avantgardistische Dinge tun, aber auf populäre Art und Weise. Dafür ist sie ein großartiges Beispiel. Ich erinnere mich noch daran, dass sie ein RIESENGROSSER Star war, als ich noch sehr jung war. Und dabei war sie immer noch wirklich bizarr, nicht wie andere Pop-Sachen. Und sie ist auch sehr lustig – etwas, das in der Popmusik nicht ausreichend gewürdigt wird. Ich denke, „The Dreaming“ ist mein Lieblingsalbum von ihr, da es ganz und gar diese Eigentümlichkeit und diesen Humor besitzt.

Wie würdest du dich und deine Handwerkskunst in einigen wenigen Sätzen beschreiben? Welche Techniken verwendest du?

Ich hatte schon immer eine Vorliebe für Volkskunst – Dinge, die Leute zum Spaß machen, um damit ihr Zuhause zu schmücken. Und natürlich PopArt. Ich nehme an, dass ich irgendwo zwischen diesen beiden Dingen stehe. Ich hoffe, dass meine Sachen die Leute aufmuntern und ich bin stolz darauf, sie herzustellen. Meist verwende ich Karton oder Filz – einfach, weil diese Materialien leicht erhältlich und nicht zu teuer sind. Ich mag Filz, er ist so fröhlich und freundlich, ganz egal, was man daraus macht.

Welche anderen Künstler neben Kate findest du inspirierend?

Prince ist bzw. war ein großer Held für mich, Bob Dylan auch. Viele verschiedene eigentlich. Zurzeit bin ich von einer Menge alter elektronischer Musik fasziniert, besonders von Dingen, für die Künstlerinnen den Weg bereitet haben: Suzanne Ciani, Delia Derbyshire, Laurie Spiegel, Daphne Oam. Ich habe einige Stücke gemacht, die von ihnen inspiriert wurden, und außerdem gibt es noch ein größeres Projekt, das ich momentan in Arbeit habe…

Falls Kate Bush als Sternsingerin an Weihnachten vor deiner Haustür auftauchen sollte, welches Lied sollte sie denn für dich singen?

Ich denke, „December…“ wäre das Obligatorische. Ich mag „Snowflake“ wirklich, aber das ist ziemlich lang und ich würde mir Sorgen machen, dass ihr nach einer Weile kalt würde, während sie singend an meiner Türschwelle steht!

Hier geht’s zum Etsy-Shop von Sean Bright.

 

This Woman’s Work-Druck signiert von Tim McInnerny

Ich habe diesen schönen signierten Druck vor längerer Zeit schon einmal gesehen, allerdings ohne Unterschrift von Tim McInnerny. Habe ihn kürzlich wieder entdeckt und sofort zugeschlagen. Wer sich fragt wer denn der Herr is,t den man zusammen mit Kate sieht – es ist der männliche Co -aus dem Video zu „This Woman’s Work“. Unterschrieben wurde der Druck von ihm wahrscheinlich auf der Comic Con, oder auf einem der vielen Filmvestivals, auf denen Tim McInnerny regelmäßig zu Gast ist. Ein tolles Sammlerstück, über das ich mich sehr freue. Happy hunting! Michael Guth

Show a little devotion: Martin

Kate-Fans sind treu, hingebungsvoll, geduldig und vor allem in die Musik von Kate verliebt. Im Kate-Fragebogen “Show a little devotion” gibt es für Kate-Fans immer die selben zwölf Fragen… mit den unterschiedlichsten Antworten…Heute von Martin:

Mit welchem Kate-Song wachst Du am liebsten morgens auf?
Am liebsten glaube ich mit „Aerial“. Der passt ja auch thematisch so schön. Und ich liebe einfach den Dialog mit der Amsel!

Welche von Kate besungene Figur wärst du gerne?
Wahrscheinlich „Kashka from Baghdad“ – aber nur wenn das von ihr besungene Haus woanders stehen würde. Schön wäre auch der Maler in „An architect’s dream“, dann könnte ich meinem Liebsten immer schöne Bilder malen, und der (seines Zeichens Baumeister) würde sich dann freuen.

Wie lautet Deine liebste Textzeile von Kate?
„Some say that knowledge is something sat in your lap“ Das hatte ich als einführendes Zitat in meiner Doktorarbeit und einmal auch auf dem Cover einer Bewerbungsmappe für eine Stelle als Medical Writer. Ich bin dann tatsächlich zum Vorstellungsgespräch eingeladen worden, und eine der ersten Fragen war, wie ich denn auf dieses Kate-Zitat gekommen wäre, das hätte Eindruck hinterlassen. Ich kann also nur den Tipp weitergeben: Bewerbt Euch mit Kate-Zitaten!

Welchen Kate-Song singst Du unter der Dusche?
Wieso unter der Dusche? Wenn schon, dann singe ich Kate-Songs auf Karaokeabenden – da bevorzugt „Babooshka“ und „This woman’s work“!

Mit welchem Song von Kate verbindest Du ein besonderes Erlebnis?
Mit ganz vielen. Besonders mit denen, die ich mir auf Kopfhörer mit in die Natur an besondere Orte genommen habe. Also zum Beispiel „Nocturn“ am nächtlichen Strand von Teneriffa oder „The Dreaming“ im Vulkankrater von Solfatara bei Neapel – das hatte tatsächlich etwas von der Stimmung im Video. Am schönsten war aber, als „The Sensual World“ rauskam und ich mit dem Title Track im Herbstwald war  – damals noch auf Walkman! Die Choreo kann man ja nun wirklich ganz einfach nachtanzen. Es war strahlender Sonnenschein, und ein ordentlicher Wind hat einen goldenen Herbstblätterregen entfacht – wunderschön!

Welchen Song von Kate hörst Du, wenn Du verliebt bist?
Mh … also wenn ich nur so teenagermäßig verknallt wäre, vielleicht „Symphony in blue“ oder „Feel it“ oder ähnliche Songs von solch subtiler Erotik. Ansonsten hatte ich leider viel zu oft die „Never be mine“-Nummer.

Welcher Song-Titel von Kate beschreibt Dich am besten?
Spontan fällt mir „Houdini“ ein – Entfesselung, im Sinne von Befreiung von Fesseln, scheint mir ein Lebensthema zu sein.

Welches Album von Kate magst Du am liebsten?
Lange Zeit war das natürlich „Hounds of Love“ – aber dann kamen ja doch noch die „Aerial“ und die „50 words for snow“ – unmöglich hier eine Nummer eins zu benennen. Der Ornithologe in mir tendiert natürlich zur „Sky of Honey“ … ach so, und die geniale „The Dreaming“ hab ich natürlich vergessen …

Welcher Song hat Deine Begeisterung für Kate geweckt?
Der erste, den ich wirklich im Radio wahrgenommen hatte, war „Babooshka“, den fand ich als zehnjähriger Bub total toll und schräg! Aber so richtig gepackt hat mich dann erst „Cloudbusting“ – und dann war’s um mich geschehen.

Was macht für Dich Kate so besonders?
Keine Ahnung – ihre Kateness! Ich glaube, sie ist die einzig wahre Geschichtenerzählerin in der Pop-Musik. Das kann niemand so wie sie. Und sie kann mit ihrer Musik meine gesamte Gefühlsklaviatur in Schwingung bringen, auch das macht sie für mich einzigartig. Damit hat sie mich eigentlich fast mein ganzes Leben lang durch sämtliche Höhen und Tiefen begleitet.

Was würdest Du Dir für das nächste Album von Kate wünschen?
Dass endlich „It has rained“ drauf ist! Wir kennen das ja alle aus den langen Zeiten des Wartens, dass wir das neue Kate-Album oder die neue Kate-Single vorausträumen. Und mir erschien einst im Jahr 1998 auf einer Reise auf Madeira im Traum das neue Kate-Video, das von Null auf Platz drei in die englischen MTV-Charts eingestiegen war: „It has rained“ hieß es und spielte an einem regenverhangenen Strand mit so einer verzerrten „Waking the witch“-Stimme aus dem Off. Und in Ermangelung einer realen Aufnahme hab ich’s dann selber produziert.

Welcher Song von Kate sollte einmal auf Deiner Beerdigung gespielt werden?
„A coral room“ – obwohl … dann kommen ja alle aus dem Heulen nicht mehr heraus. Vielleicht doch besser „Aerial“ im Sinne einer Hommage an das Leben. Aber dann hätte ich gerne einen Remix mit einem Rotkehlchen, weil ich zu dem eine ganz persönliche Beziehung habe.

Das Song-ABC: An Architect’s Dream

Ungewöhnlich beginnt dieser Song. Ein Mann spricht – ohne Begleitung durch Musik – zu sich: „Yes, I need to get that tone a little bit lighter there. Maybe with some dark accents coming in from the side. Hmm… that’s good“  [1]. Der Mann ist ein Maler, und folgerichtig wird dieser Text auch von einem Maler gesprochen, von  Rolf Harris. Dann beginnt der eigentliche Song. Aber ist das nicht eher eine Meditation, eine dahingeworfene, genialische Improvisation? Ist es nicht eher ein impressionistisches, dahingetupftes Bild? Die Protagonistin beobachtet den Straßenmaler, darum geht es vordergründig im Text. Aber für mich singt Kate Bush auch über sich selbst und über ihre Art des Komponierens:  „[…] and also there one gets the impression, that she is singing about herself. About how the light changes while you are trying to catch it, and in the end the most satisfying part is the spot that wound up in the canvas by mistake.“ [2]
Nach der gesprochenen Einleitung setzt instrumental eine sich durch das ganze Lied ziehende Begleitung aus Rhythmusinstrumenten (Drums, Shaker) in Achteln ein. Es klingt wie das Ticken der Zeit – oder versinnbildlicht, wie der Pinsel des Malers Farbklecks um Farbklecks auf die Straße setzt. Ich höre Konzentration in diesem Rhythmus (vielleicht, weil ich selbst bei konzentriertem Arbeiten ähnliche Folgen vor mich hin summe).
Das Lied ist in cis-Moll geschrieben, streng im 4/4-Takt. Die dominierende Akkordfolge ist cis-Moll/Fis-Dur. Diese Akkorde wechseln über weite Strecken einander ab und verschleiern die Tonart (cis-Moll? Fis-Dur?) [1]. Cis-Moll ist die Sehnsuchtstonart, sie eröffnet in uns allen verborgene Quellen der Sehnsucht [3]. Fis-Dur ist die Tonart des Sonnenuntergangs, hier leuchten in der Musik die Sterne auf. Sie steht für den Übergang von der Sinnenwelt in die geistige Welt, sie hat etwas tief Ruhevolles, nach dem Gleichgewicht suchendes [3].
Die Begleitung durch die Grundakkorde ist ein ganz langsames Hin-und-Her-Wiegen. Meist bestimmt ein Akkord den ganzen Takt. Eine fast hypnotische Ruhe und Versunkenheit wird so erzeugt. „Watching the painter painting“ – voller Faszination beobachtet die Protagonistin den Maler. Die Musik nähert sich malerischen Stilmitteln an – die Akkorde erwecken das Bild von breiten Farbflächen, auf die der Rhythmus seine impressionistischen Lichtpunkte setzt.
An einigen Stellen gibt es eine fast aufgeregte Verdichtung – z.B. auf „And it’s the best mistake he could make“ – bestehend aus um cis-Moll und Fis-Dur kreisende, erweiterte Akkorde in Achtelnotenketten. Weitere dieser Akkordfolgen folgen ab „on a pavement“ in „Whenever he works on a pavement“ und ab „the light is changing“ in „And all the time the light is changing“. Das Herzklopfen ist zu spüren, wenn etwas Unvorhergesehenes während des Malens geschieht. All dies ist zärtlich gesungen, innig. Bei „Curving and sweeping / rising and reaching / I could feel what he was feeling“ wird es fast tänzerisch, die Protagonistin wird spürbar mitgerissen. Kate Bush ist fasziniert von Malerei, es ist eine Kunstart, die sie nicht beherrscht und gerade deswegen so bewundert. Für Kate Bush ist das Komponieren mehr wie Film, hier entfalten sich Bilder in der Zeit – genau diese Schnittstelle zwischen Malerei und Film wird in diesem Song thematisiert. Der Akt des Entstehens eines Gemäldes – das ist ähnlich wie das Komponieren, von Zufall und Glück (und Vorsehung) bestimmt.
„I love paintings… I love paintings. I really get a buzz out of seeing a beautiful painting, and it’s something I can’t do. But I suppose in a way, I think of it being more of a kind of moving image…what I do, because it’s connected with the unfolding of time. It’s much more like a movie where, in a lot of ways it is visual for me.“ [4]
Weitere subtile Verknüpfungen sind zu finden. Die verdichtete Herzklopfen-Akkordfolge gibt es auch bei der instrumentalen Stelle, die nach „So the lovers beginn with a kiss“  beginnt. Glückliche Zufälle gibt es nicht nur in Malerei und Musik, sie gibt es auch in der Liebe. Das Herzklopfen ist gleich, wenn etwas unerwartet Gutes passiert.  Interessant ist die Stelle, in der es um den Songtitel geht. Zur Textzeile „an architect’s dream“  gibt es vor „dream“ eine kurze Pause und dann eine fast dramatische Betonung auf „dream“. Was durch Kunst und Natur entsteht hat die Qualität eines wahr gewordenen Traumes. Dies fügt eine fast metaphysische Ebene dazu. Der Maler und sein Werk sind Sinnbild für das Leben an sich, die Schöpfung, die unablässige Evolution. Für die Freimaurer ist Gott der große Architekt des Universums, was  vielleicht den etwas geheimnisvollen Titel des Songs erklären könnte [5]. Der „Deal with god“ ist gelungen – Protagonistin und Maler sind eins, verstehen einander.
Zum Ausklang läuft der tickende Rhythmus aus, Donner ist schwach zu hören und ganz leise Vogelstimmen. Das Lied ist in den Gesamtkontext der Sky-Seite von „Aerial“ integriert. „The Painter’s Link“ wandelt sich dann wieder nach H-Dur, die sonnenwarme Realität wendet sich wieder ins Mystische [1].  „An Architect’s dream“ ist offenbar das erste Lied dieser Seite gewesen, die Keimzelle des Konzeptalbums. Es entstand 1998, während sie mit ihrem Sohn Albert schwanger war [6]. Die Freude über dieses vielleicht unerwartete Ereignis spiegelt sich im ganzen Song wieder. Faszination. Zärtlichkeit, Glück, Bewunderung, Freude, Wärme, die Wechselbeziehung zwischen Kunst und Natur – all das sind die Inhalte. Diese Gefühle waren vielleicht so intensiv, dass sie zur Entfaltung eines ganzen Albums geführt haben. Und auch das ist für mich ein glückliches, faszinierendes Ereignis.     (© Achim/aHAJ)

[1] Kate Bush: Aerial (Songbook), London 2006. Faber Music Ltd. S.77f
[2] Nils Hansson: „Surrealistic Washing“. Dagens Nyheter. 09.11.2005.
[3] Hermann Beckh: Die Sprache der Tonart in der Musik von Bach bis Bruckner. Verlag Urachhaus. Stuttgart 1999. S.268 (cis-Moll) und S.102ff (Fis-Dur).
[4] Hugo Cassavetti: „C’est Lenoir“, Interview Radio France, 11.11.2005.
[5] diverse Quellen. z.B. http://freimaurer-wiki.de/index.php/Bible_moralisee (gelesen 28.08.2017)
[6] N.N.: „I’m not some weirdo recluse“. The Guardian. 28.10.2005