Die hellen und die dunklen Momente des Lebens

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Neben dem Cover zu Never For Ever hat Nick Price die Rückseite der Single Sat in your lap gestaltet, das Tourposter von 1979 sowie Vorder- und Rückseite der Single December will be magic again.

Die überraschendste Antwort hat Nick Price ganz zum Schluss parat: “Warum ich nach Never for Ever nie ein weiteres Album-Cover gezeichnet habe? Ganz einfach: Niemand hat mich jemals wieder gefragt.“ Das verblüfft. Nicht nur, weil Nick 1980 einen Preis für das beste Cover gewonnen hat, sondern auch deshalb weil er bis heute ein gefragter Zeichner und Illustrator ist. In England ist er als Kinderbuch-Illustrator bekannt, hat die “Wombles” wieder auferstehen lassen, zeichnet für die TV-Kinderserie „Doctor Snuggles“ und hat dabei mit bekannten Menschen wie Douglas Adams oder Peter Ustinov zusammengearbeitet. Angefangen hat Nick als Art Director in einer Werbeagentur. Für die Anzeigenentwürfe hat er oft auf seine eigenen Zeichnungen zurückgegriffen – bis die Zeichnungen immer wichtiger wurden und er sich selbstständig gemacht hat. Irgendwann hat Nick Kates Bruder John Carder Bush kennengelernt, der den Kontakt vermittelt hat. „John hat Kate einige von meinen Zeichnungen gezeigt. Ich glaube sie war damals einfach auf der Suche nach einem Künstler, in den sie sich hineinversetzen konnte“, erzählt Nick 35 Jahre nach dem Never For Ever-Cover. Dabei hat die Arbeit für Kate schon vorher begonnen. Aus Nicks Feder stammte bereits das Tour-Poster von 1979. Nach dem NFE-Cover hat er für Kate noch das Single-Cover zu December will be magic again gestaltet und ein Jahr später die Rückseite des Covers von Sat in your lap.

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Das Foto gab es als Vorlage für Nick. So sollte er Kate zeichnen.

Bei der Gestaltung des NFE-Covers hatte Nick weitestgehend freie Hand. Nur ein Bild von Kate gab es für ihn, wie er sie zeichnen sollte. „Kate wollte freundliche und dunkle Figuren auf dem Cover. Den Charakter der Figuren zu entwickeln, hat sie mir überlassen, was natürlich toll für mich war. Vielleicht sind die Figuren der dunklen Seite auf dem Cover etwas stärker vertreten, aber es ist einfach interessanter Dämonen zu zeichnen, als Tauben und Schwäne.“ Eine andere Vorgabe gab es dann noch noch: Die Figuren sollten quasi aus Kates Schoß herausströmen, unter dem Kleid hervor. Inspirationsquelle für Nick waren damals die Werke des niederländischen Renaissance-Malers Hieronymus Bosch, der in vielen Bildern dämonische Figuren und Fabelwesen einbaute – zum Beispiel im Triptychon „Der Garten der Lüste“ (um 1500), wo auch menschliche Wesen mit Köpfen von Fischen oder Vögeln zu sehen sind. Kate selbst hat das Cover von Nick in einem Interview mal „als Reise durch unsere Emotionen“ beschrieben. Nick: „Ich habe mit Kate nie darüber gesprochen, aber es gibt eine dunkle Seite in uns allen. Ich glaube, dass Kate ausdrücken wollte, dass sie sich dessen bewusst ist.“

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Nick Price heute.

Zwei Wochen hat Nick benötigt, um das Cover fertigzustellen – mit Bleistift und Farbstiften. Die Songs hat er vorab nicht hören können, so dass sie auch nicht als zusätzliche Inspirationsquelle dienen konnten. An eine Geschichte kann sich Nick nach 35 Jahren leider nicht mehr erinnern – wie nämlich das KT-Symbol aufs Cover gekommen ist. Die Frage „Hat Kate Dir gesagt: ‚Nick, vergiss bloß nicht das Symbol irgendwo zu verstecken!‘?“ beantwortet er mit: „Kann gut sein, dass Kate mir diese Anweisung gegeben hat. Aber wirklich erinnern kann ich mich daran nicht mehr.“ Zu den Konzerten im letzten Jahr hat Nick es nicht geschafft – „zu viel Arbeit und ich war zu weit weg“.

Wenn Nick heute Kinderbücher illustriert, Anzeigen für Kunden gestaltet oder für die Kinderserie „Doctor Snuggles“ seine animierten Bilder fertigt, ist es für ihn nach wie vor eher eine Berufung, als Auftragsarbeit: „Ich zeichne immer für mich selbst, ohne dabei eine bestimmte Zielgruppe oder Altersgruppe im Kopf zu haben.“ An einer Stelle der Konversation mit ihm kann man übrigens deutlich spüren, dass er ein dickes Grinsen im Gesicht gehabt haben muss. Wer beim Cover von NFE genau hinschaut, kann ein Fisch mit menschlichen Armen und Beinen entdecken, bekleidet mit einem Kapuzen-Sweater. Der Fisch reitet auf einer Taube. Die Frage liegt also nah: Sieht so aus, als ob du das erste Logo für das Label Fish People entworfen hast?!  Nicks Antwort: „Well well!!! Fish People!!!…Das ist mir noch gar nicht aufgefallen, aber kann gut sein!“

2 Kommentare

    • Stefan auf 25. September 2015 bei 12:04
    • Antworten

    Toll, dass das Interview geklappt hat – habe die „Enthüllungen“ mit großem Interesse gelesen 😉 Und das mit den „fish people“ ist tatsächlich frappant.

    • Thomas auf 13. September 2015 bei 20:32
    • Antworten

    Nun ist die (Interview)-Katze aus dem Sack oder sollte ich besser sagen: unter dem Kleid hervorgekommen!?
    Tolle Idee zum Jubiläum und in der Tat erstaunlich, dass er keine Coveranfragen mehr hatte.

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