Kate und ihr Einfluss auf die Modewelt

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Feminine Menswear à la Rubberband Girl samt der entsprechenden Hinweise, wo man die Klamotten kaufen kann.

vogue300Musikerinnen, die die Modewelt beeinflussen, sind vergleichsweise rar. Madonna dürfte einem da in den Sinn kommen, Lady Gaga und mit Sicherheit Grace Jones, die in den gewagtesten Outfits die Bühne betritt. Kate Bush hat man da eher seltener auf der Rechnung. Zu Unrecht. „Kate Bush ist ein Genie. Nahtlos vereint sie Tanz, Musik, Mode und Film zu einem unvergesslichen Erlebnis und ist ihrer Zeit eindeutig um Jahre voraus“, schreibt etwa Faith Anne DeBlois in ihrem Blog „Secret Society of Fashionistas“ und hat dafür ein überraschendes Beispiel parat: Im Video zu „Eat the Music“ trägt Kate die passenden Kleider mit Frucht-Motiven. 2011 gibt es den „Fruit-as-Fashion“-Trend dann bei Prada in einer entsprechenden Kollektion auf dem Laufsteg zu sehen. Und das ist nur ein Beispiel. Diverse Seiten im Internet geben Tipps, wie man sich im Kate Bush-Style kleiden kann – da dominieren meist die Leotards oder fließende Gewänder im Wuthering Heights-Stil. Man kann aber noch einen anderen Trend an Kate festmachen: Feminine Menswear à la Rubberband Girl – und es gibt auf den Seiten gleich auch noch die entsprechenden Tipps, wo man das passende Outfit herbekommt.

Mit Blick auf die Konzerte im vergangenen Sommer haben sich mehrere Autoren in englischen Zeitungen ebenfalls  mit dem Einfluss von Kate auf die Modewelt auseinandergesetzt. So beschrieb zum Beispiel Lisa Armstrong im modeTelegraph Kate als Mode-Ikone für den Stil der 1970er Jahre. Die 70er, so Lisa Armstrong, waren von „dem Morast schrecklicher Tank-Tops und schlammiger Farbtöne“ geprägt, bis eben Kate mit dem Leotard um die Ecke kam. Lisa Armstrong schlussfolgert weiter: „Der Leotard war ein Kleidungsstück, das die geistigen und künstlerischen Ambitionen verdeutlichte. Es war Ballett. Es war Mime.“ Für Lisa Armstrong hatte das was von „Punk trifft auf Präraffaeliten“. Und: „Ich glaube nicht, dass man bis dahin jemals etwas Vergleichbares gesehen hatte.“ Hinzu kam, dass man mit Make-Up und selbstgefärbten Haaren in einer Löwenmähnen-Frisur diesen Stil mit einfachen Mitteln günstig und vor allem selbst kopieren konnte. Der Guardian hatte hingegen Kates „most stylish moments“ in Bildern herausgesucht. Kate 1978 in einem roten Tuch eingehüllt wird 2014 als aktueller Louis Vuitton-Look wiederentdeckt, das Babooshka-Outfit als „if Alexander McQueen styled Wonderwoman“ beschrieben und eine Bluse mit Print-Motiven von Brillen Miu Miu zugeordnet. Wer hingegen Kate Moss für eine Trendsetterin in Sachen Mode hält, wurde vom Express eines besseren belehrt, der im Vorfeld der Before the Dawn-Konzerte fünf Beispiele präsentierte, wo Kate M. in Sachen Fashion bei Kate B. abgekupfert hatte. Im Independant zitierte Alexander Fury den Modedesigner Hussein Chalayan mit den Worten: „Ich denke, dass Kate Bush eine der ersten Künstlerinnen war, die eine Verbindung zwischen ihrer visuellen Arbeit und ihrer Musik geschaffen hat.“ Für Alexander Fury ist das genau auch der fundamentale Unterschied zu Künstlern wie Madonna oder David Bowie: „While they influenced the world, Bush merrily fashioned her own.“ Wie beliebt die Musik von Kate auf dem Catwalk ist, macht Nicole Phelps auf style.com deutlich: „Es gibt nur wenige Künstler, die öfter bei Modenschauen zu hören sind“, schreibt Phelps und listet von Alexander McQueen, Gucci, Chanel und Miu Miu bis zu Louis Vuitton die namhaften Couturiers auf, die Kates Musik zu ihren Shows einsetzen – zuletzt unter anderem Kim Jones von Louis Vuitton, der „Hounds of Love“ zur Präsentation der Herrenmode für das Frühjahr 2015 nutzte. Sein Grund: „Kate Bush ist eine Ikone, weil sie nie einem Stil gefolgt ist. Sie tut die Dinge, weil sie an sie glaubt. Und das ist inspirierend.“ Ab und an wirkt sich diese Inspiration auch etwas konkreter aus. Zum Beispiel bei der Berliner Modedesignerin Malaika Raiss, die als Kate-Fan gilt und einen Sweater mit dem Text „there is thunder in our hearts“ vom Song „Running up that hill“ entworfen hat. Oder bei Olympia Le-Tan, deren Bomberjacken der letzten Kollektion Babooshka-, Hounds-of-Love- und Wuthering Heights-Aufnäher zieren.

„Don’t give up“ als Jazz-Cover

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Bassist Sven Faller (links) und Sängerin Stefanie Boltz arbeiten als Duo „Le Bang Bang“ zusammen. Gemeinsam mit Pianist Martin Kälberer haben sie jetzt die CD „In our blood“ eingespielt. Foto: Lena Semmelroggen

Das herzergreifende Duett von Peter Grabriels Song „Don’t give up“ zu covern, ist immer ein besonders großes Wagnis. Zu schnell kann man daneben liegen, in der Kategorie Kitsch landen. An Wagemut fehlt es dem Jazz-Duo Le Bang Bang nicht. Auf ihren ersten beiden Platten finden sich neben Eigenkompositionen Cover in einer wilden Mischung aus Neil Young und AC/DC, von Bowie bis Rio Reiser oder Wham! bis Duke Ellington. Le Bang Bang sind Sängerin Stefanie Boltz und Bassist Sven Faller. „In der Besetzung Stimme & Bass ist es besonders reizvoll, Fremdkompositionen ‚nackig auszuziehen‘ und auf ihren Kern zu reduzieren, um von da aus dann etwas Eigenes, Neues entstehen zu lassen“, erzählt Stefanie Boltz. Kein Wunder also, dass der Anteil an Covern bei dem Duo bisher relativ hoch war. Bei der Trio-Besetzung mit Pianist Martin Kälberer ist das jetzt anders. Gemeinsam haben die drei Musiker die neue CD „In our blood“ eingespielt, die heute offiziell in den Handel kommt. „Das Songwriting hat sich bei mir seit zwei Jahren stärker durchgesetzt und schon im letzten Herbst bei meinem Solo-Album in größerer Bandbesetzung Ausdruck gefunden. Diese wunderbare Triobesetzung war ein willkommener und idealer Platz, weitere Songs aus meiner (und auch Svens) Feder zu spielen und zu schreiben“, erklärt Stefanie Boltz, dass die in den Vordergrund gerückten eigenen Stücke nicht unbedingt etwas mit der Piano-Verstärkung zu tun haben. Dem Opener „Don’t give up“ – eines der wenigen Cover auf der CD –  tut die aber gerade gut. Stefanie Boltz übernimmt gleich beide Gesangsparts, man hat den Eindruck, dass das prominente Piano stellenweise den Gegenpart übernimmt, während die Sängerin an einzelnen Stellen bei der Intonierung manchmal an Kate, manchmal an Gabriel erinnert. Eine Reminiszens ans Original? „Nein, keineswegs, meist habe ich das Original gar nicht mehr im Ohr, wenn ich es selber interpretiere. Vielleicht liegt das eher am Inhalt, am Gefühl, das nach einem solchen Ausdruck verlangt“, sagt Stefanie Boltz. „Die zwei verschiedenen Perspektiven des Liedes ‚unter einen Hut‘ zu bringen, fand ich reizvoll, ist mir aber nicht schwer gefallen. Im Prinzip sind wir ja alle ‚multiple Persönlichkeiten‘, die täglich ein inneres Stimmengewirr verschiedenster Meinungen aushalten und austragen müssen. Wie oft kann man als einfühlsamer Ratgeber einem Freund Trost spenden und ist selbst allein mit einem Problem aber sehr hilflos und findet keinen Zugang zu einem ‚Trostspender‘. Diese beiden Seiten in einem Lied zusammenzubringen, fand ich sehr schön.“ Eine sehr schöne Sichtweise auf den Song, der für Stefanie Boltz (auf einer langen Liste) stets eine Art Lieblingslied war – wie das gesamte Album von Gabriel. Ihr musikalischer Partner Sven Faller hatte übrigens erst kürzlich einen Song von Kate neu vertont: Für das Album “Home for Christmas” hatte er gemeinsam mit Sängerin  Lisa Wahlandt den gleichnamigen Song von Kate neu eingespielt und im Dezember 2014 veröffentlicht. Gibt es da eine unausgesprochene Affinität zu Kate? „Das müssten Sie ihn fragen, ich glaube aber nicht. Tolle Musik finden wir beide eigentlich immer gut. Da sind die Schnittmengen groß“, antwortet Stefanie Boltz. Davon kann man sich auch bei den Eigenkompositionen überzeugen. Und wie sehr ihnen die Musik im Blut liegt, kann man auf Stücken wie „Soothe me blue“ oder „Time stood still“ erkennen. „Musik aus der Tiefe der Emotion, von drei Charakteren zum gemeinsam bewegenden Erleben verknüpft“, schreibt die Plattenfirma dazu. Klingt pathetisch, trifft es aber auf den Punkt. Infos zu Le Bang Bang und anstehenden Konzertterminen ab Mitte Mai (leider nur im süddeutschen Raum) gibt es hier, in die CD reinhören kann man hier.

Weihnachtsgrüße bei Ebay

x-mas-dreiBei Ebay UK werden aktuell drei von Kate an einen „Dave“ verschickte Weihnachtskarten zum Kauf angeboten. In allen drei Fällen gibt es neben der persönlichen Anrede natürlich Kates originale Unterschrift. Bei einer der drei Karten taucht bei der Unterschrift auch Del Palmer mit auf. Die Preise sind happig. Zwei Karten gibt es für jeweils 395 Pfund, eine für 495 Pfund. Umgerechnet sind das für alle drei Karten zusammen rund 1780 Euro. Üppig für ein Kate-Autogramm, wenn man nicht zufällig auch Dave heißt…

Mit Kate zur Abbey Road

abbey2abbey1Die Abbey Road Studios zählen mit Sicherheit zu den bekanntesten Tonstudios der Welt – und das nicht nur aufgrund des Abbey Road-Covers der Beatles. Neu ist, dass man nun virtuell am Bildschirm die Studios betreten und auf Entdeckungstour gehen kann. Dabei begegnet man natürlich auch Kate Bush.
Die Studios gehörten schon zur Eröffnung Ende 1931 zu EMI. Ursprünglich wurden hier nur klassische Aufnahmen eingespielt:  die erste war „The Land of Hope and Glory“ unter Sir Edward Elgar. Erst in den 1950er Jahren kamen unter dem späteren Beatles-Produzenten George Martin auch Jazz-Produktionen hinzu. Bei der interaktiven Besichtigungstour kann man nun durch die drei Aufnahmestudios schlendern und dabei auch einen Teil der Aufnahmen hören, die hier entstanden sind. Es gibt mehr als 150 verschiedene 360°-Panorama-Bilder zu entdecken, Archivbilder und zahlreiche Videos. Ein paar Spielereien gibt es natürlich auch: so kann man zum Beispiel versuchen, mit dem Vier-Spuren-Aufnahmegerät der Beatles Orchester, Drums, Keyboards und Gitarre so abzustimmen, dass es besser klingt, als im Original (was einem durchaus leicht gemacht wird). Allerdings hapert es dann leider doch an wirklich exklusivem Material, zum Beispiel Videos von Aufnahmesessions bekannter Musiker. Kate begegnet man in Studio 2. Sie präsentiert sich mit dem offiziellen Videoclip zu „Sat in your lap“, der ebenfalls in dem Studio entstanden ist. Wer auf Besichtigungstour gehen möchte, wird hier fündig.

Neues Foto-Buch von Kates Bruder

jcbIm Oktober wird ein neues Buch von Kates Bruder John Carder Bush mit Bildern von Kate erscheinen. Nach der Wiederveröffentlichung des Buches „Cathy“ soll das neue Bush den Titel „Kate“ tragen und rare und teils bisher unveröffentliche Bilder von Kate zeigen. Neben Alternativfotos zu Kates Album-Cover wie zum Beispiel bei dem vorab veröffentlichten Hound of Love-Bild, wird es auch Behind the scenes-Bilder von Videoaufnahmen zu „Army Dreamers“ und „Running up that hill“ geben. In zwei begleitenden Essays wird sich John an die gemeinsame Kindheit und die Anfänge von Kates Karriere erinnern („Inside the Rainbow“) und beschreiben, wie er Kate fotografisch in Szene setzt (My Sister, My Sitter). Das Buch soll am 22. Oktober als Hardcover (40 GBP) veröffentlicht werden. Geplant ist auch eine Special Edition. Mehr Infos gibt es hier.

Ein Dia vom Münchener Konzert?


dia400Von den Dia-Originalen mit Fotos von Kate Bush, die jüngst bei Ebay zum Kauf angeboten wurden, hatte ich ein mir unbekanntes Motiv (siehe Foto rechts) erworben. Angeboten wurden die Dias von der Münchener Firma Magic-Moments, die nach Auskunft von Geschäftsführer Herbert Hauke “mehrere umfangreiche Musikarchive der Siebziger und Achtziger Jahre erworben” hatte. Hauke: “Diese stammen von einer Vielzahl von Fotografen, die nicht mehr zuzuordnen sind. Das Dia-Material trägt leider keinerlei Informationen zum Motiv bei den allermeisten Dias. Der Zeitraum dürfte vermutlich in den Jahren 1984 bis 1985 liegen.” Hauke tippte darauf, dass die Fotos vorwiegend bei Fernsehauftritten in München entstanden sind. Auf dem rechten Motiv sieht Kate allerdings deutlich jünger aus, es musste also älter sein. Die Vermutung: Es könnte von dem Münchener Konzert der Tour of Life stammen. Das hat sich in Teilen zumindest bestätigt. Die Szene stammt aus der Live-Version von „Oh England My Lionheart“, wie das Video oben zeigt. Da die Dias von Fotografen aus dem Münchener Raum aufgenommen wurden, bleibt nur das Münchener Konzert der Tour. Ungewöhnlich daran ist, dass man normalerweise nur bei den ersten Songs während Konzerten offizielle Fotoaufnahmen machen darf, OEML wurde aber als letzter Song vor Wuthering Heights gespielt. Und: So nah kommt man an Kate allenfalls kurz vor der Bühne ran.

Tourbuch: The Ninth Wave

tourbook1-620Von Beate Meiswinkel

„Dies war der tatsächliche Ausgangspunkt. Das Aufregende an der Einbindung von Ninth Wave und Sky of Honey ist, dass sie zwei erzählerische Stücke sind.“ Eine Umsetzung als „Theaterstück“ bot sich daher an. „Mir gefiel die Tatsache, dass sie im Gegensatz zueinander standen. Eines ist dunkel und klaustrophobisch: eine arme Frau, die im Meer um ihr Leben kämpft. Das andere ist eine Reise aus Licht und Vogelstimmen an einem Sommertag.“
Film und Bühnenarbeit miteinander zu verbinden, war eine der ersten Ideen. Die tatsächlichen Ereignisse der Geschichte sollten auf der Kinoleinwand gezeigt werden, während die Alpträume und Halluzinationen live auf der Bühne stattfinden sollten:

„Die Leinwand ist die Wirklichkeit,
die Bühne… der Traum.“

Viele gute Ideen strömten von allen möglichen Seiten herbei, und Kates Projekt glückte auch durch so manch günstige Fügung. „Watching You Without Me“ war das erste Stück, das bearbeitet wurde. Es sollte mit einer kurzen Dialogszene als Theaterfragment in die Musik eingebettet werden. Der Autor David Mitchell („Chaos“, „Der Wolkenatlas“) konnte dafür gewonnen werden, diesen Dialog zu schreiben.
„Das Wrack im hinteren Bereich der Bühne bei Ninth Wave musste eine ganz schöne Reise zurücklegen, bevor Dick (Bird) mit dem atemberaubenden Design kam, das wir verwenden. Zuerst war es eine Welle, dann ein Schiffswrack, bis es schließlich jenes wunderschöne Kunstwerk wurde (…), sowohl eine Welle als auch ein Wrack, das durch seine Schlichtheit und seine Asymmetrie irgendwie eine außergewöhnliche Spannung vermittelt.“

confettiDass Kate „The Ninth Wave“ 30 Jahre nach der Komposition auf der Bühne umsetzen würde, hatte sie sich nicht vorstellen können. Als „Hounds of Love“ veröffentlicht wurde, hatte sie den Entwurf eines Drehbuchs für einen Kurzfilm geschrieben, der allerdings nicht realisiert werden konnte. Wie sich herausstellte, eignet sich das Stück auch eher für die Bühne. „Ich liebe Details, und das gesamte Team ging regelrecht darin auf. Ich wollte den Auszug aus Tennysons Gedicht (aus dem der Titel ‚Ninth Wave‘ stammt) auf den Papierstücken stehen haben, die zu fliegen beginnen, wenn wir uns in ‚The Ninth Wave‘ hinein bewegen. Dick Bird entdeckte Muster von Tennysons handschriftlichen Notizen und ahmte diese für das ‚handgeschriebene‘ Gedicht auf den Papierstücken nach.“

Ein weiteres schönes Detail stellt das Glockenläuten dar, das Kevin McAlea auf seinem Keyboard bei „Joanni“ spielt. Er hat dafür Aufnahmen der Kirchenglocken der Kathedrale in Rouen verwendet, die auch am Tag der Heiligen Johanna, der Jungfrau von Orleans, geläutet werden.

Alle Artikel von Beate zum Tourbuch gibt es hier.

Das Song-ABC: Mrs. Bartolozzi

abcMehrfach lassen sich deutliche Parallelen zwischen Kate Bushs Klavierliedern und den romantischen Liedern von Franz Schubert ziehen. Um diese Ähnlichkeit zu veranschaulichen soll nun exemplarisch Kate Bushs Klavierlied „Mrs.Bartolozzi“ mit Franz Schuberts „Gretchen am Spinnrad“ Op. 2 verglichen und in Beziehung gesetzt werden.
Schuberts besondere Fähigkeit als Liederkomponist machte sich laut einer Aussage des romantischen Komponisten und Klaviervirtuosen Franz Liszt mitunter darin bemerkbar, dass er die Fähigkeit besitze, „Gefühle in begrenzte, aber scharf ausgeprägte Konturen“ zu fassen und „lyrische Inspirationen im höchsten Grade zu dramatisieren“. Auffällig ist hierbei, dass auch die Besonderheit von Kate Bushs Schaffen, von ihren Kollegen und Zeitgenossen auf eine ganz ähnliche Weise beschrieben wird. Die Journalistin Lisa Ortgies beschreibt im Rahmen einer Dokumentation des Senders ARTE Kate Bushs musikalische Inszenierung lyrischer Inspiration wie folgt: „Kate Bush has covered the story as if she was the spirit of the Bronte-sisters“. Auch die Autorin Celeste Fraser Delgado äußert sich zur Behandlung der menschlichen Gefühlswelt in Bushs Arbeiten:
„I think she is very different from american popstars because, most of them always sing the same kind of love song. What makes Kate Bush different is that she explores the complicated and contradictory feelings people have in the experience of love“.
Während Schuberts „Gretchen am Spinnrad“ einem Text von Johann Wolfgang von Goethe zu Grunde liegt, stammt der Liedtext zu Mrs. Bartolozzi von Kate Bush selbst. Doch scheint ein Vergleich der beiden Lieder auch insofern sinnvoll, da Bush sich immer wieder bei Goethes Faust bedient, wenn es darum geht, dass Menschen bei dem Versuch alles rational erfassen und ergründen zu wollen, scheitern. Zuerst sollte man sich die wichtigsten Merkmale der Klavierlieder Schuberts vor Augen führen, um deren Verwendung und Transformation in Kate Bushs Liedern besser zu verstehen.
Generell ist festzuhalten, dass die Melodik in Schuberts Liedern vor allem von kleinen Intervallschritten geprägt ist und eher selten größere Sprünge aufweist. Seine Lieder sind sehr kantabel und beinhalten meist ausgedehnte rezitativische Passagen. So bekommt die Verwendung von Sprüngen und ariosen Partien meist auch eine wichtige Bedeutung auf inhaltlicher und interpretatorischer Ebene. Gleichzeitig implizieren seine Lieder einen sehr opernhaften Gestus, der durch die Emanzipation der Klavierbegleitung verstärkt wird. Dies gilt auch für Bushs Kompositonsstil. Hiermit wurde bereits ein weiteres Merkmal des schubertschen Klavierliedes genannt. Der Klaviersatz dient nun nicht mehr ausschließlich der Harmonisierung einer Gesangsmelodie, sondern wird zum eigenständigen Partner der Gesangsstimme.
bartolozziOftmals dient der Klaviersatz als formgebendes Element auf rhythmischer Ebene, zeichnet Bewegungsabläufe ab oder bildet gar eine Nebenstimme zum Gesang. So kann auch die Nähe zwischen Sänger und Klavier als interpretatorisches Mittel genutzt werden. Was Franz Schuberts wie auch Kate Bushs Klavierlieder auszeichnet ist, dass sich beide bereits wohl bekannter Formern und Mittel bedienen, sie jedoch in ungewohnter, neuer Weise zum Einsatz bringen und diese in einen neuen Kontext stellen.
Ein weiterer typischer Charakter für das romantische Klavierlied ist seine von Terzabständen geprägte Harmonik. Der starke Wechsel zwischen Moll und Dur und der damit verbundene Wechsel der Stimmungen. Auch frühe Modulationen, die besondere Verwendung der Subdominante, der Verzicht auf harmonische Logik, Plagalschlüsse anstelle authentischer Kadenzen, auffällige Tonrepetitionen, Tonartendeutung und die Verwendung fester rhythmischer Bewegungsabläufe sind genretypisch.
Während Schuberts Gretchen am Spinnrad in Liebeskummer versunken die Fäden ihres bevorstehenden Schicksals spinnt, findet sich Kate Bushs Mrs. Bartolozzi beim Wäschewaschen mit ihrer neuen Waschmaschine wieder.
Beide Frauen schwelgen in schwermelancholischer Erinnerung an ihre Männer und sind eingebunden in hausfrauliche Tätigkeiten. In beiden Liedern stellt das Fenster als typisch romantisches Symbol die Verbindung zu nicht erreichbaren Welten, Sehnsüchten, Personen dar und zugleich die Situation einer isolierten Wartenden, die in diesem Kontext im Schatten ihres berühmten bzw. erfolgreichen Mannes steht.

„… Nach ihm schau ich zum Fenster hinaus…“ (aus Gretchen am Spinnrad)
„… Out of the corner of my eye I think I see you standing outside…“ (aus Mrs. Bartolozzi).

Um das Bild des romantischen Fensterblickes zu verstärken, fügt Kate Bush in ihrem Booklet direkt neben den zitierten Vers, das Bild eines alten Fensters ein, das dem Betrachter einen diffusen Ausblick in einen sommerlichen Garten ermöglicht. Im Zentrum des Gartens ist eine behangene Wäscheleine zu sehen.
Betrachtet man beide Lieder nun auch auf tonaler Ebende, so fällt auf, dass beide in der Tonart D-Moll, einer Tonart die der Schillingschen Encyclopädie nach zur Darstellung „schwermüthiger Weiblichkeit“ dient und „tiefe Trauer“ zum Ausdruck brächte. Es scheint also schlüssig, dass sich Schubert dieser Tonart hinsichtlich seiner Textvorlage bedient und es mag auch kein Zufall sein, dass Bush in ihrer Rezeption der Romantik ebenfalls D-Moll als Tonart vorzieht. Obgleich dies in direkter Anlehnung zu Schuberts romantischem Schlüsselwerk „Gretchen am Spinnrad“ geschehen sein mag, oder ob sie auf Grund ihrer Sensibilität und Faszination für Tonarten instinktiv D-Moll als Haupttonart gewählt hat bleibt offen.
So lässt sich der harmonische und thematische Rahmen durchaus als nahezu deckungsgleich definieren. Während bei Schuberts Gretchen die Unruhe zum Programm wird, liegt bei Kate Bush der Fokus bei der Monotonie. In beiden Fällen wird das Warten und das Trauern zum undurchdringlichen Kreislauf im Klaviersatz um den sich alle Gedanken drehen. Bei Schubert durch schnelle, gleichmäßige, in sich kreisende Sechzehntelfiguren im pianissimo, einer gleichförmigen Begleitstruktur im 6/8 Takt und einem Orgelpunkt in der linken Hand. Bei Bush durch ein gleichbleibendes Muster aus ab- und wieder aufsteigenden Viertel- und Achtelnoten in der rechten Hand, während die linke Hand ebenfalls einen Orgelpunkt bildet und dazu auf der Quinte eine rhythmisch fixe, rezitativische Begleitung aufbaut.
Festzuhalten ist, dass die jeweils rechte Hand der beiden Klaviersätze ein sehr regelmäßiges, typisches Kreisen, der Maschinen skizziert, während die linke Hand den Rhythmus des Fußpedals am Spinnrad oder das Pumpen der Waschmaschine vertont. Gleichzeitig steht jenes Kreisen für ein mentales Kreisen und gefangen sein der Protagonistinnen.Um die Monotonie und Eintönigkeit zu illustrieren, verwenden beide Komponisten über weite Strecken hinweg feste Akkordfolgen als Grundlage ihres maschinenhaften, statischen Klaviersatzes.
Schubert wählt als Akkordfolge (Takt 49-65), ein Muster, das den jeweils neuen Akkord erst über einen bereits voraus greifenden Dominantseptklang erreicht. So gelingt es ihm von E-Dur (Takt 49) bis nach B-Dur zu modulieren um rechtzeitig am Höhepunkt des Textes angelangt, mit sämtlichen logischen, harmonischen Gesetzen zu brechen.
Bei Bush gestaltet sich die harmonische Begleitung ganz ähnlich. Schon Takt eins beginnt mit einem dominantischen Septakkord in Moll, welcher bereits auf Schlag zwei zum Akkord der Haupttonart D-Moll führt. Die Begleitung besteht also aus einem Wanken zwischen der Tonika D-Moll und der Molldominante A-Moll. Die Besonderheit ist hierbei jedoch die linke Hand, die mit ihrem permanenten Orgelpunkt auf dem Ton d.
Eine ständige Spannung zwischen Orgelpunkt und der Terz des A-Moll Dreiklangs, aber auch die Reibung zwischen der Quinte des Tonikaklangs D-Moll und einer hinzugefügten Sexte h, lassen den Eindruck eines krampfhaften Festhaltens an Erinnerungen entstehen.
Eine Spannung die sich nie ganz aufzulösen scheint und wenn, dann nur scheinbar. Möglicherweise findet hier die Vertonung eines „Nicht loslassen wollen“ der verwitweten Mrs. Bartolozzi statt. Die Auflösung in harmonisch klare Gefilde hätte auch dem Reinigungsprozess ihrer zu waschenden Wäsche gleichgesetzt einen aus ihrer Sicht, den Geliebten vermeidlich auslöschenden Akt zur Folge.
Der Höhepunkt in der Melodik findet sich in Takt 100 auf dem Ton Es, der harmonisch von einem C-Moll Akkord mit None harmonisiert wird. Hier befindet sich Bush harmonisch eigentlich auf der Dominantparallele jedoch wieder in einer Mollvariante. Die gewählten Akkorde sind demnach nicht wirklich eindeutig miteinander verwandt, sondern stehen lediglich in Terzverwandtschaft zueinander, was auch als ein typisches Merkmal, die Harmonik der schubertschen Klavierlieder auszeichnet. Durch den stetigen Wechsel von Moll und Dur und der Verwendung von Terzrückungen entstehen starke Eintrübungen, die einen wichtigen Beitrag zur Stimmung der Lieder leisten.
Abschließend lässt sich festhalten, dass die Klavierlieder von Kate Bush oftmals auf thematischer, harmonischer und vor allem auf der Ebene der Klavierbegleitung einen sehr romantischen Gestus entwickeln. Die Art des Gesangs pendelt dabei immer wieder zwischen klassischer Gesangstechnik und improvisierender Popstimme, was dazu führt, dass die Atmosphäre der Lieder an die opernhaften Züge der romantischen Kunstlieder erinnert. Thomas Schöberl

Das Song-ABC: π

abcUnbefangene Bush-Neulinge bemerken sofort die Ungewöhnlichkeit und Gewagtheit dieses Liedes. Es ist ja schon sehr exzentrisch, ein Lied über eine transzendente Zahl zu schreiben und über Minuten nur die Dezimalziffern von Pi zu singen. Dieses „Außerordentliche“ lockt dazu, sich diesen Titel anzuhören – die Umsetzung dann versetzt in Staunen.
Es gibt das hübsche Bonmot über Kate Bush, dass sie selbst aus dem Telefonbuch von Kent noch ein erstklassiges Lied machen würde. Das war natürlich ein Scherz, aber vielleicht hat sich Kate Bush – die sehr humorvoll ist – da doch gedacht „das wollen wir mal sehen!“.
Ein Telefonbuch ist eine zufällige Auflistung von zusammenhanglosen Daten, das reicht nicht für einen Song. Aber Zahlen – da ist mehr Potenzial. Pi ist eine der berühmtesten Zahlen, unzählige Menschen haben schon in der Vor-Computer-Zeit versucht, weitere Dezimalstellen zu errechnen und sich so zu verewigen. Das ist eine Aufgabe, die nie endet – denn Pi hat als transzendente Zahl unendlich viele Dezimalstellen und keine ist vorhersehbar. Pi ist außerdem – als Verhältnis von Kreisumfang zu Durchmesser – ein Symbol für Unendlichkeit, für Harmonie, für Symmetrie. Schon haben wir typische Zutaten zusammen für einen Bush-Song: Menschen, die von etwas besessen sind; ein Symbol der Harmonie, die man jederzeit vor sich sieht (jeder Kreis ist eine Visualisierung von Pi), die man aber niemals endgültig erreichen kann.
Es begeistert (und irritiert), wie ein so mathematisches und damit vermeintlich trockenes Thema mit so einer sinnlichen Musik umgesetzt wird. Eine die rhythmischen Begrenzungen und Reglementierungen aufhebende und überschreitende Musik ist zu hören, ein mit betörender Sinnlichkeit gesungener Zahlenreigen.
Zärtlich, fast wie eine Liebeserklärung singt sie von dem Mann und seiner Begeisterung für Zahlen. Ein konkretes Bild kommt zustande: Ein Mensch, gefangen in seiner Hingabe. Kate Bush singt hier ganz anders als z.B. in „A Coral Room“ oder „Joanni“. Aber genau das macht die Wirkung aus – hier die Zahlen direkt, klar oder laut herauszusingen würde die Stimmung verderben. Das Zurückhaltende, Flüsternde, Gehauchte ist hier ein perfekt eingesetztes Stilmittel. Ausgedrückt werden soll die Liebe zu diesen Zahlen (auch die Besessenheit von ihnen) und da passt Zärtlichkeit und Traumverlorenheit. Murmelnd, gurrend, zart – jede Zahl sagt „ich liebe Dich“. Text und musikalisches Stilmittel passen zusammen. Dieser zurückhaltende, sanfte, sich in den Grund einbettende Gesangstil ist es, der hier einen fast hypnotischen Effekt auslöst. Es ist kein Gesang – es ist eine Beschwörungsformel, ein Liebeszauber.
Mathematik ist sinnlich und erotisch – das ist das Unerwartete des Textes. Aber auch Melodie und Rhythmus spielen mit den Erwartungen. Das Lied steht im 6/8-Takt, unablässige Ketten von Achtelnoten bilden einen pochend gleichmäßigen (digitalen) Teppich, in unterschiedlich lange Gruppen gleicher Tonhöhe gegliedert, taktüberspannend. Der tänzerische Takt und das gleichmäßige Pochen – das steht gegeneinander. Die Gruppen der gleichen Akkorde in den Achtelketten werden zudem von Durchgang zu Durchgang subtil verändert. Durch diese Stilmittel wird ein fast schwereloser Zustand erreicht, ein unablässiges Kreisen. Dies könnte bis in alle Unendlichkeit so weitergehen – genau wie die Dezimaldarstellung der Zahl Pi. Das alles leuchtet in einer klaren Grundtonart C-Dur, die aber auch unablässig in andere Sphären ausgeweitet wird. Jeder rationale Boden ist transzendiert – wie es für die nicht-rationale transzendente Zahl Pi angemessen ist. Aus einem Song wird ein numerologisches Mantra.
Der im Stil der Supremes (jedesmal beim Hören kommt mir dieser Vergleich in den Sinn) akzentuierende Chor unterstreicht und erdet dies durch seine vorantreibende Art wieder. Wie ein kleiner Dynamo treibt er das Schwungrad des Songs immer wieder an und hält es in Schwung. Diese eigentlich widersprüchlichen Komponenten sind zu einer Einheit zusammengefasst auf eine sinnlich-ironisch-intelligente Art, wie es nur Kate Bush vermag. Das ist wirklich Verlockung, ein Sirenengesang für Mathematiker, ein normaler Mensch kann nur bewundernd zuhören.
Pi ist einer der Songs von Kate Bush, den ich mir mit am häufigsten einzeln anhöre. Ich sehe ihn als eine stimmige Einheit und dies ist für mich ein Grund für die Faszination, die er auf mich ausübt. Selten wurde mathematische Schönheit so ergreifend mit Musik verbunden. Und wahrscheinlich nur Kate Bush kann dies singen, ohne dass es völlig lächerlich wirkt!
Jetzt bleibt noch zu überlegen, warum Kate Bush beim Singen der Zahlen Stellen ausließ. Sie kommt bis zur 137. Nachkommastelle, lässt aber die Stellen 79 bis 100 aus. Es gab den Scherz „das lässt auf eine Maxi-Version hoffen“. Vielleicht kommt das ja noch irgendwann – bei Kate ist man vor keiner Überraschung sicher.
Achim/aHAJ)

„Mit unserer Musik Emotionen erzeugen“


Heute erscheint das neue Album „Sound of Slow“ der Gruppe „Superstrings“. Mit dabei eine Live-Version des Kate-Klassikers „Running up that Hill“. Wie es zu dem Cover kam und was sie an Kates Musik fasziniert, erzählen Carolin Heiss und Marc-Sidney Müller von „Superstrings“ im Interview mit morningfog.de.

Ihr habt Euch für Eure neue CD “Sound of Slow” mit “Running up that Hill” einen Klassiker von Kate als Cover ausgesucht. Ein Song, den jeder im Ohr hat. In Eurer Version ist der Drummer fast arbeitslos, ihr setzt ein Vibraphon ein, der Synthesizer dreht zwischendurch ziemlich ab, der Song wirkt erstaunlich “Slow” und das klingt alles richtig gut. Mit welchem Respekt geht man an so einen bekannten Song ran?

Carolin Heiss:  Mit großem Respekt. Deshalb wollten wir es unbedingt auf unsere Art machen, da man Kate Bush nicht kopieren kann. Unser Ziel war es, die verletzte und kämpferische Emotion des Originals mit unserer eigenen Instrumentierung und meiner Stimme zu transportieren.

Gibt es eine Erklärung dafür, warum es so viele Cover von “Ruth” gibt, während so wundervolle Lieder wie “All the Love” oder “Moments of Pleasure” weniger Beachtung finden? Warum habt Ihr Euch für “Ruth” entschieden?

Supers_2013_01_kleinMarc-Sidney Müller: Wir und Placebo haben vor Jahren jeweils einen Song für einen Film von Vanessa Jopp (Engel und Joe) beigesteuert. Dabei bin ich auf das „Running up that Hill“-Cover von Placebo gestoßen. Da wollte ich den Song auch unbedingt mal selber spielen.
Carolin: Mich hat dieser Song in meiner Jugend begleitet und er hat heute immer noch die gleiche Kraft.

Auf Eurer Internetseite habt Ihr ein paar Trailer eingestellt, wie Eure Songs entstehen. Das sieht nach harter Arbeit aus, nach Experimentieren mit den unterschiedlichsten Sounds. Was erwartet den Hörer auf Eurer neuen CD?

Marc-Sidney: Tatsächlich ist das sehr harte Arbeit, weil wir unter anderem all unsere Sounds selber designen und sehr lange an unseren Songs feilen. Den Hörer erwartet eine sehr eigenwillige, unkonventionelle CD – Musik, die sich zwischen Trip Pop, Alternativ und Elektro bewegt. Wir werden in Zukunft noch mehr Videos über unsere Studioarbeit auf unserem Soundofslow-Youtube-Channel veröffentlichen.

Euer Hauptaugenmerk liegt auf Musik für TV-Produktionen von Arte, ZDF oder dem Bayerischen Rundfunk, ihr habt zu vielen Filmproduktionen die Musik beigesteuert. Etwas flapsig ausgedrückt vertont ihr fremde Bilder. Was macht für Euch den Reiz einer eigenen CD mit selbstgeschriebenen Songs aus? Entsteht dann die Musik zu den eigenen Bildern, die man im Kopf hat?

Carolin: Unsere Arbeit, die Filmmusik, beeinflusst sehr stark unser Songwriting. Bilder inspirieren uns zu Stimmungen, Texten und Zuständen, die uns dann wiederum oft zu ungerader Metrik und filmmusikalischen Klängen in unseren Songs inspirieren. Bei unserer Musik sind wir allerdings der Chef. Unsere Arbeit als Filmmusiker finanziert sozusagen unser Künstler-Dasein und ermöglicht uns die Freiheiten, das zu tun, was uns gefällt.

Ein Reiz von Kates Songs ist, dass sie in ihrer Musik Geschichten erzählt, die beim Hören auch ohne ein dazugehöriges Video oft wie ein abgeschlossener, komprimierter Film funktionieren. Was kann ein Musiker, der vorwiegend für TV- und Filmproduktionen arbeitet, daraus lernen?

Carolin: Das ist es wahrscheinlich, was uns unter anderem schon immer an Kate´s Musik bzw. Kunst fasziniert hat. Wir sind durch unseren Filmjob sehr „Geschichtenaffin“ und möchten in unseren Texten und mit unserer Musik Geschichten oder Emotionen erzählen beziehungsweise erzeugen.

“Sound of Slow” ist Euer 2. Album. Da könnt ihr mit Kate locker mithalten: sieben Jahre liegen zwischen den beiden Alben. Gibt es bei Euch eine Unterscheidung zwischen hartem Job, also der Filmmusik, und dem Privatvergnügen, also den Alben von “Superstrings”?

Marc-Sidney: Ja, der Beruf des Filmmusikers ist hart, aber toll. Die eigene Musik herzustellen ist allerdings noch viel anstrengender. Da wir alles (Songs, Produktion, Grafik, Design, Videos, etc.) teilweise zusammen mit befreundeten Künstlern selbst bearbeiten und realisieren, braucht das viel Zeit. Gerade haben wir letzte Nacht bis 5 Uhr morgens noch an unserem Video zur Single „Greater“ geschnitten. Während andere im Wochenende sind oder in den Urlaub fahren, sitzen wir immer noch im Studio. Da rast die Zeit und auf einmal sind sieben Jahre vorbei. In Zukunft wollen wir aber nicht mehr so lange warten.

Ihr seid beide große Kate-Fans. Könnt Ihr Euch weitere Cover von ihr vorstellen?

Carolin: Es ist eine sehr große Verantwortung Kate zu Covern. Wir möchten uns nicht als eine Coverband verstehen. Unser Cover von „RUTH“ soll eine Hommage an Kate Bush sein und darf nicht beliebig werden.

Eure Live-Aufnahme von “Ruth” kann man sich ja bei Youtube ansehen. Gibt es nach der Veröffentlichung von “Sound of Slow” neue Konzerte von Euch?

Carolin: Soeben haben wir die Konzertagentur ASS Concerts in Hamburg als Partner gewinnen können, die für uns dieses Jahr ein paar Konzerte planen. Wir bereiten auch gerade einige Live-Streaming-Konzerte aus unserem Studio vor. Am besten auf unserer Homepage oder Facebook-Seite oder Youtube-Channel bei Interesse nachlesen. Im Moment konzentrieren wir uns auf die anstehende CD-Veröffentlichung und die Promotion unserer Musik.

Erfrischend anders: Superstrings


superstrings400Eigenwillig und unkonventionell sei die Musik von „Superstrings“, die sich irgendwo „zwischen Trip Pop, Alternativ und Elektro bewegt“. So formuliert es Gitarrist Marc-Sidney Müller, der gemeinsam mit Sängerin Carolin Heiss das Münchener Songwriter-Duo „Superstrings“ bildet. Auf ihrer Internet-Seite klingt das so: Musik verstehen sie „als eine Reise in die Welt der Emotionen, bei der es immer etwas Neues zu entdecken gibt“. Auf einer dieser Reisen sind sie musikalisch zu Besuch bei Kate Bush gewesen und haben eine eher ungewöhnliche Variante des Klassikers „Running up that Hill“ abgeliefert, der sich auch auf dem neuen Album „Sound of Slow“ wiederfindet, das am 20. März erscheint – sieben Jahre nach ihrem Debütalbum. Der Hauptgrund für die lange Wartezeit: Müller und Heiss produzieren vorrangig Musik für Kino- und TV-Produktionen, letztere laufen in der ARD, bei Arte, dem ZDF und dem Bayerischen Rundfunk. Bei den Filmen ragen Projekte wie „Die Farbe des Ozeans“, „Stellungswechsel“ oder „Polly Blue Eyes“ (mit Matthias Schweighöfer) heraus. „Bilder in Klänge und Gefühle zu verwandeln“ sei die besondere Stärke des Duos, schrieb die Süddeutsche Zeitung über „Superstrings“, die zu ungewöhnlichen Sounds neigen und auch vor witzigen Polka-Anklängen nicht zurückschrecken, wenn sie ins Bild (besser gesagt zum Filmmoment) passen. Bei ihrer Live-Version von „Running up that Hill“ wird die Herangehensweise sehr schön deutlich. „Wir wollten es unbedingt auf unsere Art machen, da man Kate Bush nicht kopieren kann“, beschreibt es Carolin Heiss. Und das Ergebnis ist beeindruckend: Der Song startet mit sphärischen Synthesizer-Sounds (Mario Schönhofer), Vibraphon-Klänge (Tim Collins) setzen ein, während ausgerechnet die Drummerin (Steffi Sachsenmeier) fast arbeitslos ist. Das klingt sehr frisch und sehr unaufgeregt und braucht den Vergleich mit dem Placebo-Cover nicht zu scheuen, zumal die Stimme von Carolin Heiss dem Stück einen sicheren Halt verleiht. Mit Trip Pop, Alternativ und Elektro ist das neue Album „Sound of Slow“ aber noch nicht ansatzweise umfassend beschrieben. Songs wie „Greater“ oder „Bonjour Mon Amour“ klingen gleichsam massenkompatibel wie erfrischend untypisch, während Songs wie „Who’s gonna save my Soul“ oder „Duet“ nach einem wilden Mix aus „Super Furry Animals“ und „Brand X“ anmuten und „Embrace“ einen fast schon ratlos zurück lässt, in welche Schublade man es stecken könnte. Genau das macht den Reiz von „Sound of Slow“ aus: man glaubt ständig die passende Schublade gefunden zu haben, um beim nächsten Song anzuerkennen, dass auf die Schublade nur ein Name passt: Superstrings. Ein weiteres Schmankerl für Kate-Fans gibt’s auch noch auf dem Album: Im herrlichen Instrumental „Hang“ klingt zum Schluss eine gezupfte Melodie an, die sich vier Songs später auf dem Vibraphon zu „Running up that Hill“ erklärt. Wundervoll.

Ein Interview mit Carolin Heiss und Marc-Sidney Müller für morningfog.de folgt in den nächsten Tagen.

Original-Dias in Ebay-Auktion

dia620Mehrere Dia-Originale mit Fotos von Kate Bush sind kürzlich bei Ebay aufgetaucht. Angeboten werden die Dias von der Münchener Firma Magic-Moments, die nach Auskunft von Geschäftsführer Herbert Hauke „mehrere umfangreiche Musikarchive der Siebziger und Achtziger Jahre erworben“ hat. Hauke: „Diese stammen von einer Vielzahl von Fotografen, die nicht mehr zuzuordnen sind. Das Dia-Material trägt leider keinerlei Informationen zum Motiv bei den allermeisten Dias. Der Zeitraum dürfte vermutlich in den Jahren 1984 bis 1985 liegen.“ Hauke tippt darauf, dass die Fotos vorwiegend bei Fernsehauftritten in München entstanden sind. Auf einzelnen Fotos sieht Kate allerdings deutlich jünger aus, so dass sie eventuell auch vom Münchener Konzert der Tour of Life stammen könnten. Fünf der insgesamt neun Motive sind derzeit noch in der Auktion. Hauke ist übrigens einer der beiden Hauptprotagonisten, die im Münchener Olympiaturm das Rockmuseum eingerichtet haben, wo neben Ausstellungen auch immer wieder Live-Konzerte stattfinden. Seit Jahren macht er sich dafür stark, dass größte Rockmuseum der Welt in München zu realisieren, weil im Olympiaturm nur ein Bruchteil der offenbar sehr umfangreichen Sammlung präsentiert werden kann. Weitere Devotionalien von Kate gibt es da aber leider nicht.

Ruhelose Geister, verwandte Seelen

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Die Notizen mit Kate-Verweis aus dem Booklet zur CD „Hand.Cannot.Erase“ von Steve Wilson.

Die Geschichte ist außergewöhnlich: Joyce Vincent starb 2003 und erst 2006 wurde sie gefunden. Eine attraktive junge Frau, mitten im Leben, mitten in London. Der Fernseher lief noch, die Weihnachtsgeschenke für die Familie waren noch nicht abgeschickt… mehr über diese wahre Geschichte kann man in dem Film „Dream of a Life“ sehen. Diesen Film sah auch Steven Wilson und entwarf daraus das Konzept zu seinem 4. Soloalbum. Musikalisch gespickt ist das Album mit allen Phasen aus seiner Laufbahn: Prog, Metal, Ambiente, und auch die Stile seiner Helden aus den 70ern sickern durch: Jethro Tull, King Crimson, YES. Schließlich durfte er für zum Teil opulente Wiederveröffentlichungen die Originalaufnahmen dieser Bands neu mischen, ohne die „heiligen Kühe“ zu schlachten. Und es gelingt ihm tatsächlich in 66 Minuten alles unterzubringen. Daraus folgt allerdings, dass sich das Werk nicht gleich erschließt. Der 5.1-Surround-Mix hinterlässt einen Sound im Raum, der Referenz beweist. Die Krönung diesmal ist die Liebe zum Buch der Vier-Disc-Edition. Viele Repliken der Protagonistin seiner Story sind nicht nur abgedruckt, sondern kann man auch herausnehmen. Eine Geburtsurkunde, Notizbücher mit Kritzeleien und auch eine Playlist in Form eines Kassetteneinlegers … die 80er eben. Seine Story endet trotz Entfremdungs-Szenario nicht wie im „Original“ mit dem Tod. Wilson schafft es – zumindest in meiner Auslegung – den Übergang spiritueller darzustellen. Über Musik zu reden ist wie Architektur zu tanzen…soll ein berühmter Musiker gesagt haben. Für mich schließt sich hier der Kreis zu Kate Bush. Nicht alles kann man erklären. Wilson erklärt aber deutlich die Inspiration durch Kate, besonders das Album „The Dreaming“ hat es ihm angetan. So bediente er sich der Stimme/Stimmung des Knabenchores aus „All The Love“. Außerdem erinnert sich die Frau in der Geschichte an ihr Lieblingsalbum mit dem Song „And Dream Of Sheep“. Und dann noch die kleine Zeichnung des Aerial-Covers… Ich finde es immer wieder schön, wie dicht meine „Helden“ beieinander sind. Steven Wilson ist ein ruheloser Geist. Aus seinem bisherigen Katalog und Seitenprojekten kann man sich eine allumfassende Playlist für die Gemütszustände des Lebens zurecht legen. Hoffentlich kein Burn-Out-Kandidat, und live möchte ich ihn auch nicht missen. Ulf Knolle

Wie weit die Liebe von Steve Wilson zu Kate reicht, hat er übrigens just gestern in einem Interview mit „Under the Radar“ kundgetan. Wilson hat bereits den Backkatalog von Musikern wie Yes, Tears for Fears oder Roxy Music neu abgemischt:

Who was on your wish list of albums and artists would still like to remix?
It’s still the same as always been at the top of the list from day one. You know who that is.
Pink Floyd?
No.
Kate Bush?
Kate Bush. She’s been at the very top of my list from the very beginning. She’s still the top of the list. Overtures have been made to her manager, so I think it’s on her radar. But obviously she has other things she’s doing right now—she’s mixing the DVD of her live show. But that’s still my dream job, Kate’s catalog. I just think it would sound incredible in surround, you know?

 

Tourbuch: Vor der Dämmerung – Einleitung

tourbook-400Von Beate Meiswinkel

Im März 2013 fragte Kate Bush ihren Sohn Albert, Bertie genannt, was er davon hielte, wenn sie einige Konzerte geben würde. Bertie fand die Idee hervorragend und bestärkte damit seine Mutter darin, ein Projekt in Angriff zu nehmen, das höchst anspruchsvoll und aufwändig in Planung, Vorbereitung und Ausführung war, und mit dem es ihr aufs Neue gelang, sich selbst zu übertreffen: „Ich wollte wirklich etwas anderes machen, als an einem weiteren Album zu arbeiten und verspürte das echte Verlangen, in Kontakt mit dem Publikum zu treten, das meine Arbeit noch immer zu schätzen weiß.“
Mit dem ehemaligen EMI- und Polygram-Executive David Munns begab sich Kate Bush auf die Suche nach einem passenden Veranstaltungsort in London für ihre Live Shows. Damit begannen die 18-monatigen Vorbereitungen mit dem „unbeschreiblichsten Team von Menschen, da man sich nur vorstellen kann.“
„Die beiden Schlüsselfiguren für mich, die ich gleich am Anfang des Projekts besetzen wollte, waren der Beleuchtungs-Designer und der Drummer. Ich sah es als eine bildliche Reise des Lichts, und der Schlagzeuger war das akustisches ‚Herz‘.“

Zunächst trat Kate Bush an Mark Henderson heran, einen der führenden Beleuchtungsspezialisten am Theater. Nach dessen Zusage wurde ein erster Veranstaltungsort in Augenschein genommen. Dieser war zwar schön, jedoch sehr groß und eher für Konzerte als für eine Theatervorstellung geeignet. „Ich wollte wirklich, dass es ein richtiges Theater ist, damit es in die Welt von Musik/Theater/Film gehört, statt ein Konzert mit eingeschobenen Theaterelementen (zu werden).“ Einige Monate später trafen sich Mark und Kate mit Dick Bird, einem hochkarätigen Bühnenbildner: „Ich hatte bereits eine seiner Produktionen gesehen, und seine Arbeit ist höchst fantasievoll.“  Er erschien zu dem Termin mit einer großen weißen Schachtel, in der sich ein detailgetreues Modell des vorgeschlagenen Veranstaltungsortes befand sowie das einer maßstabsgetreuen kleinen Figur, um die Größenverhältnisse darzustellen. Die Location wirkte dabei vergleichsweise riesig, wie ein Flughafenhangar, womit Kate Bush sich gar nicht wohlfühlte. Daher schlug Mark eine Alternative vor.

Das Eventim Apollo (ehemals Hammersmith Odeon und bekanntermaßen Schauplatz der Londoner „Tour of Life“-Konzerte) war bereits mehrfach im Gespräch gewesen, man hatte es jedoch immer wieder verworfen. Unter anderem deshalb, weil es renoviert werden musste, was im Laufe des Jahres 2014 geschehen sollte. In London gibt es allerdings nur wenige Veranstaltungshäuser mittlerer Größe: „Sie sind alle entweder sehr klein oder sehr groß, was beides unsere Bedürfnisse nicht erfüllte.“ Daher fragte Kate Bush schließlich doch beim Apollo nach, und erfreulicherweise waren nicht nur die Renovierungsarbeiten beinahe abgeschlossen, sondern ihre Wunschtermine waren ebenfalls noch frei – fast, als habe das Theater nur auf sie und ihr Projekt gewartet! „Wieder nach Hammersmith zurückzukehren, war ein merkwürdiges Gefühl.“ Obgleich das Theater noch voller Handwerker war und die Zimmermannsnägel aus dem Boden ragten, fühlte man sich sofort wieder heimisch. Es war bereits zu erahnen, wie schön das ehemalige Lichtspielhaus, das in den 1930er Jahren erbaut wurde, nach Fertigstellung aussehen würde. Dass die Bühne eine ehemalige Kinoleinwand ist, kam Kate Bush sehr entgegen. „Sie besitzt einen sehr hohen Bühnenrahmen, also genau das, was wir für einige Elemente der Show brauchten. Hier gab es die perfekten Voraussetzungen für unsere untergehende Sonne und unseren wunderschönen Nachmittag.“

tourbook3Einen wesentlichen Beitrag zur Durchführung des Projektes leistete Kates Sohn Bertie. „Ohne seine Ermutigungen und seinen Enthusiasmus (…) hätte ich bestimmt einen Rückzieher gemacht. Er war mein Hauptberater, mein Redakteur und mein Vertrauter.“ Und so war es selbstverständlich, dass auch Albert eine wesentliche Rolle auf der Bühne übernehmen würde, „soweit sich dies mit seinen schulischen Verpflichtungen vereinbaren ließ.“ Der Grund, warum man sich für nur einen einzigen Veranstaltungsort für sämtliche Vorstellungen entschied, ist den ehrgeizigen theatralischen Ideen geschuldet, die man nicht so ohne weiteres einpacken und transportieren konnte. Stattdessen machte man sich den vorhandenen Raum zu Eigen, um darin verschiedene „Welten“ zu kreieren – durch Musik, Film, Theater, Puppenspieler und einige menschliche Akteure. „Ihr werdet wohl nie erfahren, wie viel Zeit, Aufwand und Sorgfalt in dieses Projekt geflossen sind – für Euch, unser liebes Publikum.

Der Blick in die Schatztruhe

tourbook1-620Als Beate Meiswinkel auf Platz 58 in Reihe L im Circle Block 2 am 2. September 2014 Platz genommen hatte, ging für sie ein lange gehegter Traum in Erfüllung. Beate hat mit anderen Kate-Fans das einzige deutsche Fanzine „Irgendwo in der Tiefe“ herausgegeben, damals auch eine Seite gleichen Namens im Internet betrieben. Für viele Kate-Fans in Deutschland war es damals die einzige Anlaufstelle, um Neuigkeiten zu erfahren. „Irgendwo zwischen euphorischem Freudentaumel und tiefster Erschütterung“ beschreibt sie nun ihren Gefühlszustand, als im Konzert die letzten Klänge von „Hello Earth“ durch den Raum schweben. Und dann kommt das, worauf Beate so lange warten musste: die geflüsterten Worte „Tiefer. Tiefer. Irgendwo in der Tiefe gibt es ein Licht.“ Der Lebenstraum ist erfüllt. Für Nicht-Kate-Fans mag es schwer nachzuvollziehen sein, aber Beate geht es wie vielen, die dabei waren: „Ich hatte ursprünglich geplant, einen detaillierten Konzertbericht zu schreiben. Hinderlich daran ist, dass mir noch immer die Worte fehlen. Es ist, als wollten sie in mir bleiben, um das zu bewahren, was ich erfahren und was ich empfunden habe. Als könne ich nicht an dieser kostbaren Erinnerung rühren. Es kommt mir seltsam vor, dass einen der Besuch eines Konzerts derartig tief berührt, andererseits war es nun einmal ein Kate Bush-Konzert, und wer hätte je geglaubt, einmal sagen zu können: ich war dabei?“ Wem bei der Beschreibung des Konzertes schlicht die Worte fehlen, dem bleibt das Tourbuch. Und genau dem wird sich Beate künftig widmen. Dabei geht es nicht um die wortgetreue und vollständige Übersetzung. Mit dem ersten Beitrag von Beate am 1. März wird parallel dazu die neue Seite „BTD: Das Tourbuch“ online gehen. Im ersten Teil erzählt Beate die Entstehungsgeschichte der Tour, beschreibt den Einfluss von Bertie, die Auswahl der Halle. Und wer das Tourbuch schon durchgearbeitet hat und glaubt, alle Geheimnisse zu kennen, die es birgt, der darf sich überraschen lassen. Beate ist nämlich einen Schritt gegangen, vor dem die meisten Kate-Fans zurückschrecken: Sie hat zum Messer gegriffen. „An einem gemütlichen Sonntagnachmittag sitze ich nun zu Hause und blättere nachdenklich durch das ‚Before the Dawn‘-Tour-Programm mit seinen teilweise ungeöffneten Seiten. Warum sind sie nicht aufgeschnitten? Vorsichtige Blicke zeigen, dass sie innen bedruckt und mit Bildern oder geheimen Botschaften angereichert wurden. So gerne würde ich sie öffnen, mag aber das kostbare Souvenir nicht zerstören. Dann, mit einem Mal packt es mich. Ich gehe in die Küche und hole mir ein sehr scharfes Messer. Behutsam trenne ich die Seiten auseinander. Während ich dies tue, wird das Buch auf einmal vollständig. Es ist, als öffne man eine Schatztruhe!“, schreibt sie. Mit dem Blick in die Schatztruhe und Beates Beiträgen, die etwa ein Mal im Monat erscheinen sollen, schon jetzt viel Spaß!