Die Gerüchte über das Veröffentlichungsdatum der Before the Dawn-DVD häufen sich. Laut Bernard Zuel, der für die australische Tageszeitung Sydney Morning Herald arbeitet, hat Warner Music Australien einen Release für März/April bestätigt. Und zwar angeblich als 2DVD, 3CD und Vinyl! In anderen Meldungen ist zudem von einer BluRay-Version des Konzertes die Rede. Vorher hatte schon der englische Musikjournalist Paul Sinclair davon gesprochen, dass die Konzertreihe definitiv in mehreren Versionen veröffentlicht werden soll. Auf seiner Seite war zuletzt folgender Eintrag vom 28. Dezember zu finden: James Guthrie is currently mixing Before The Dawn – he’s a busy man. Guthrie war zuletzt fürs Mastering von Aerial, Director’s Cut and 50WFS zuständig.
Jan. 07 2015
Warner Australien: 2DVD, 3CD + Vinyl!
Jan. 06 2015
Das Song-ABC: Lake Tahoe
Dem Mysterium dieses Songs lässt sich einfach ausweichen, so wie es Tom Doyle tut [1]: „Here a Victorian female ghost surfaces from the waters of the titular lake ‚like a poor, porcelain doll‘, before being reunited with her dog Snowflake in an apparition of her former home.“ Man genießt ein wunderbar melancholisches, fast hypnotisch anmutendes Stück Musik mit einer merkwürdigen Geschichte – eben typisch Kate Bush – ohne sich tiefere Gedanken zu machen.
Für dieses Song-ABC habe ich „Lake Tahoe“ mehrere Male hintereinander gehört, ich habe Musik und Text nebeneinander gelegt, beim nächsten Hören meine Eindrücke überprüft. Merkwürdiges ging dabei in mir vor. Mir war, als ob ich in einen Abgrund hineinschaue, vor dem sich Nebelschwaden langsam auflösen. Dieser Song hat neben dieser harmlosen Geschichte eine abgrundtief düstere zweite Ebene. Die folgenden Fragen haben mich misstrauisch gemacht, weil ich spontan keine Antwort auf sie hatte. Warum hat der Song diese epische Länge? Warum singt Kate Bush in zwei so unterschiedlichen Stimmfärbungen? Welche Rolle spielen die beiden Countertenorstimmen von Stefan Roberts und Michael Wood, die „über der Begleitung von Klavier und Streichern schweben“ [2].
Der Song hat seine Quelle in einer Geschichte, die ein Freund Kate Bush erzählte: „It was because a friend told me about the story that goes with Lake Tahoe so it had to be set there. Apparently people occasionally see a woman who fell into the lake in the Victorian era who rises up and then disappears again. It is an incredibly cold lake so the idea, as I understand it, is that she fell in and is still kind of preserved“ [3]. Geister habe Kate Bush schon früher beschäftigt – man denke an „Wuthering Heights“ oder an das Video zu „Experiment IV“. Es sind Geister, die Macht über Menschen gewinnen wollen. Die Verlockung des Wassers, Geschichten aus einer anderen Welt, Zeitphänomene, verirrte Seelen, die den Weg nach Hause suchen [2] – Geschichten die Kate Bush liebt, wiederkehrende Elemente in vielen Songs. Zur Länge des Songs gibt es eine einfache Erklärung von Kate Bush selbst: „I think one of the things I was playing with on the first three tracks was trying to allow the song structure to evolve the story telling process itself; so that it’s not just squashed into three or four minutes, so I could just let the story unfold.“ [3] Der Kern der Geschichte ist also geklärt, auch zur Länge des Songs gibt es eine Begründung. Aber was außer der Geistergeschichte will Kate Bush entfalten, mit was hat Kate Bush sie angereichert?
Die erste Erzählebene bilden die Countertenöre. Sie warnen vor dem Eiswasser des Lake Tahoe. Sie klingen wie fremdartige Frauenstimmen, unirdisch. Sind es warnende Geister über dem Wasser? Der Song beginnt mit ihren Worten „Lake Tahoe“, der See bekommt sein eigenes musikalisches Motiv. Er wird angesprochen wie eine Person, bekommt seine eigene Identität. Im Hintergrund ist eine liegende Streicherfläche zu hören, hohe Töne, leise, wie ein Nebel. Eine schimmernde Fläche, ein Glitzern über dem Wasser im Dunst, dazu Klaviertöne. Dieses Motiv verkörpert für mich die eisige und bedrohliche Stille des Sees. Der Sprechgesang der Countertenöre verfinstert sich plötzlich und kommt zu einem Haltepunkt bei „Just stand on the edge and look in there“. Ein eindeutiges Warnzeichen wird aufgestellt. Es ist, als ob jemand angehalten werden soll, der zögert, der aufmerksam geworden ist. Die Atmosphäre ändert sich.
Die zweite Erzählebene ist Kate Bush, die jetzt übernimmt. Sie ist die Protagonistin, die am See zögert. Sie ist es, die die Stimmen angeredet haben und gewarnt haben. Sie ist es, die hineinschaut in den See und die damit über die Grenze zur realen Welt hinausschaut. Es folgt beginnend mit „You might see“ die Schilderung der Geistererscheinung – als ob ein Märchen erzählt wird, das etwas seltsam oder schaurig ist. Diese Schilderung ist zuerst ganz leise, etwas jazzig, verziert. Es klingt, als ob etwas wirklich Erstaunliches und Nicht-Wirkliches beschrieben wird.
Aus ganz weiter Ferne erklingt der Ruf nach dem Hund: „Snowflake“. Ist dies der Geist, der ruft (so sagt es der Text)? Oder ruft jemand anderes irgendwo am See? Ist dies ein Wiederhall des ersten Songs („Snowflake“) des Albums. in dem es auch um ein sich Finden geht? Realität und Irrealität vermischen sich.
Die Countertenöre mischen sich dazu und sprechen eine zweite Warnung aus – diesmal vor dem Geist selbst: „Tumbling like a cloud that has drowned in the lake“. Im Hintergrund ist wieder das „Lake Tahoe“-Motiv zu hören.
Nach „like a poor, porcelain doll“ gibt es bei 3:20 eine lange Pause, in der die Musik hinein verklingt. Fast zehn Sekunden lang ist diese Pause. Krähenrufe wie aus der Ferne über dem See klingen hinein in diese Stille. Krähenrufe sind für mich persönlich ein Bild des kalten Winters, diese Vögel sind aber auch die Totkünder der Märchen, die Boten des Mysteriums [4].
Nach diesem Innehalten wird die Wiedererzählung der Geistergeschichte (ein Märchen, dass man kleinen Kindern erzählt) abgelöst durch die Schilderung des Geistes selbst. Die Erzählerin erlebt es als real, sie sieht die Erscheinung. Die Musik ändert sich allmählich. Der Song wird dunkler, bluesiger und „wird zu einem langsamen, bedrohlich wirkenden Bolero, getragen von Kate Bushs Piano und Steve Gadds beständig rollendem Rhythmus“ [2]. Dieser Rhythmus klingt, als ob die Wellen an das Ufer schlagen, langsam und hypnotisierend. Es sind die Wellen, die die Geistererscheinung im See begleiten. Dazu erklingt das Klavier, leise liegende Streicher tauchen auf, wie Nebel über dem See. Ist der Geist eine Inkarnation des eiskalten Sees?
Die Perspektive wechselt langsam in die des Geistes hinein, die Perspektive der Erzählerin wird immer mehr überlagert von dessen Perspektive. Der Geist sieht das leere Haus, das einmal eine Heimat war. Er sieht seinen jetzt alten Hund, der davon träumt, zu seiner Herrin zu laufen. Nach „He runs“ nehmen summende Stimmen die rollenden Harmonien auf und singen sie mit. Für einen Moment ist auch die Sicht des Hundes als Erzählebene da. Ganz langsam verschieben sich die Ebenen immer mehr – nach „It’s a woman“ wechselt die Perspektive ganz zu der des Geistes. Die Erscheinung ruft nach ihrem Hund: „Here boy, here boy“. Das erste dieser Rufe klingt in der Melodieführung sehr ähnlich der Melodie, die beim Fallen des Kruges in „A coral room“ vorkommt. Dort war es mit der Erinnerung an Tote verbunden. Die Stimme ist hier ganz anders als die Stimme der Protagonistin am See: fahl, wie von fern – so als ob der Geist nur zu kurzen Ausrufen fähig ist, für die er seine ganze Energie benötigt. Im Hintergrund ist mehrmals (z. B. bei 8:30) ein leises Klappern zu hören, das entfernt an Kastagnetten erinnert. Ist es das Klappern von Knochen oder das Knacken von Eis? So ein Brechen wie von Eis ist auch zu Beginn dieser Passage zu hören. Graeme Thomson sagt es sehr treffend und poetisch [2]: „Hier und da erscheinen wunderbar kurze Farbtupfer aus dem Nebel über dem Wasser: ein zum Reißen gespannter Streicherton, ein kurzes Holzbläsermotiv, ein arabisch anmutender Melodiebogen, das düstere Klappern des Todes.“ Immer wieder tönen dazu im Hintergrund diese hohen, leisen Liegetöne in den Streichern, die die bedrohliche Atmosphäre verstärken.
Bei 8:45 gibt es eine kleine Lücke in der Klavierspur. Sie wird zum Teil durch einen „hingehauchten Seufzer von Kate Bush überlagert […], als wäre die Erzählerin für einen kurzen Moment mit einem Bein durch das Eis gebrochen.“ [2] Es klingt wie ein fast schon erschrockenes Atmen, so als ob man in kaltes Wasser hineingeht. Zu dieser Lücke gibt es eine sachliche Erklärung. Die Klavierspur wurde in langen Live-Takes aufgenommen – zum Schluss soll dabei Kate Bush ein Finger von der Taste gerutscht sein, so dass eine kleine Lücke der Stille entstand. Dieser Fehler blieb erhalten. Es zeugt nach Graeme Thomsom „von einem tief empfundenen, neuen Verlangen, die Stimmung des Moments zu bewahren“ [2]. Das mag sein, für mich passt dieser Moment aber fast zu gut in die sich entfaltende Geschichte, um nicht Absicht zu sein.
Der Rhythmus rollt weiter, ab 10:00 wird er intensiver, die Streicher werden stärker. Der Geist und der See gewinnen an Macht. Der Song steigert sich bis zu einem Höhepunkt, wird schwerer und drängender. „Dieser ergreifende Höhepunkt ist mit der Zeile ‚You’ve come home‘ erreicht und Kate Bush heult im Nebel auf, ehe sie erschöpft niedersinkt“ [2]. Dieses „You’ve come home“ ertönt mehrfach in immer höheren Tönen. Es klingt nicht freudig, es klingt fast verzweifelt und erschrocken. Kommt der Geist heim und bemächtigt sich der Frau? Richtet sich das „You’ve come home“ an den Geist – ist es ein Schrei der Verzweiflung der Protagonistin? Ist das „home“ die Protagonistin? Drei Fragen, die ich für mich mit „ja“ beantworte – und mich schaudert es dabei.
Ab 10:30 gibt es zwei „schluckende“ Töne, wie als ob Wasser in einen Mund dringt. Die Frau versinkt. Dann hört der Rhythmus der Wellen auf, der Geist verschwindet, seine Aufgabe ist getan. Der Song endet beinahe abrupt, es ist musikalisch wie ein Verdämmern, ein Verschwinden in der Tiefe. Die herabsinkende Stimme hier ist wieder die der Protagonistin (klar gesungen, Arabesken) und nicht mehr die des Geistes (wie von fern, eingebettet in das Rollen, verzweifelter Unterton). Die Erscheinung ist vorbei, der See hat sein neues Opfer mitgenommen. Der See ist die eigentliche zentrale Figur des Songs und daher ist sein Name der Titel.
Dieses ist meine Interpretation. Unter meinen Füßen hat sich das sichere Fundament über 10 Minuten ganz allmählich aufgelöst. Zieht der See die Protagonistin in die Tiefe oder befreit sie sich in den Schlusssekunden? Es bleibt offen.
Der Song lässt sich aber auch genießen, ohne sich diese abgründigen Gedanken zu machen. Die Musik selbst ist auch ohne zweite Deutungsebene von äußerster Raffinesse. Selbst der sonst erfrischend kritische Graeme Thomson ist hingerissen [2]: „Man wird dieses Stück sicher einmal als eines ihrer größten Werke betrachten“. „Lake Tahoe“ ist für mich ein Meisterstück weit über die Popmusik hinaus.
(© Achim/aHAJ)
[1] Tom Doyle: Lake Tahoe. Mojo 10/2014, S. 70
[2] Graeme Thomson: Kate Bush. Under the ivy. 2013. Bosworth Music GmbH. S.407-413
[3] John Doran: A Demon In The Drift: Kate Bush Interviewed. The Quietus. 10.11.2011
[4] Clemens Zerling, Wolfgang Bauer: Lexikon der Tiersymbolik. München 2003. Kösel-Verlag. S.164ff
Jan. 01 2015
Happy New Year!
Dez. 31 2014
Danke, Xavier!
Ein Jahr lang haben uns die Bilder von Xavier Recasens (veröffentlicht unter seinem Künstlernamen Aviones Plateados) hier auf morningfog.de begleitet. Monat für Monat gab es ein neues Bild, zwölf Stück an der Zahl. Für Xavier war das richtig Arbeit – er musste viele Fragen beantworten, für jedes Bild einen Text schreiben, sich erinnern wann es entstanden ist, welche Geschichte dahinter steckt. „Es hat mir aber Spaß gemacht, mich über Kate auszutauschen und vor allem noch einmal den Bezug meiner Fotos zu ihrer Musik und den Texten zu hinterfragen“, schrieb Xavier in seiner letzten Mail zum Dezember-Foto. Dabei hat Xavier stets sehr persönliche Geschichten erzählt, so wie die im Januar-BIld von seinem dreijährigen Sohn, der nicht damit klar kam, dass plötzlich seine kleines Brüderchen alle Aufmerksamkeit auf sich zog und Xavier die Textzeile „I’ve been told when I get older that I’ll understand it all. But I’m not sure if I want to“ aus „In search of Peter Pan“ plötzlich Sinn ergab. Oder das April-Bild zu „Among Angels“, was Xavier auf der einen Seite mit der Geburt seines ersten Sohnes, aber auch mit dem zeitgleichen Verlust ihm nahe stehender Menchen verbindet. Oder zum Schluss das Dezember-Bild mit der geschlossenen Tür aus „I’m still waiting“, was für ihn das Ende einer Beziehung verdeutlicht. Einer schließt die Tür, für den anderen ist sie verschlossen. Eine schöne Metapher. Besser kann man bildhaft kaum den tieferen Sinn von Kates Texten verdeutlichen. Danke, Xavier!
Dez. 28 2014
Das Song-ABC: Delius
Ein klassischer Irrweg: Die Sitar schwirrt mit dem Piano um die Wette, Kate singt eine Melodie, die leicht arabesk klingt. Zumindest ich habe die Einflüsse für diese magische Songminiatur beim ersten Hören irgendwo in Asien oder dem Orient vermutet. Doch die Hintergründe sind ganz abendländisch: Kate, die immer eine Ader für klassische Musik hatte und hat, huldigt hier dem englischen Komponisten Frederick Delius (1862-1934), einer der außergewöhnlichsten Tonmaler der Spätromantik. Die Spezialität des deutschstämmigen Komponisten waren Tondichtungen, die von einer tiefen Liebe zur Natur sprechen, da ist sie ihm ja durchaus seelenverwandt.
„Delius“ ist allerdings keine abstrakte Hommage, sondern bezieht sich ganz ausdrücklich auf die letzten sechs Lebensjahre, die vom exzentrischen Regisseur Ken Russell 1968 im Schwarz-Weiß-Film „Song Of Summer“ eingefangen wurden [1]. 1928 reiste der damals blutjunge Musiker Eric Fenby von seiner Heimat Scarborough zu Delius‘ letztem Wohnsitz im französischen Grez-sur-Loing bei Paris, um ihm bei der Ausführung seiner letzten Werk zu helfen. Delius war zu diesem Zeitpunkt als Folge einer Syphilis-Erkrankung bereits gelähmt und erblindet und zudem „a moody old man“. Die Kompositionssessions gestalteten sich unglaublich schwierig: Delius, so zumindest macht uns Russell das glauben, sang seinem jungen Gehilfen mit brüchiger Stimme unentzifferbare Melodien vor („ta-ta-ta“), dieser hatte dann noch rumzurätseln, in welcher Tonart er sie notieren sollte („in B, Fenby!“). Paddy verkörpert Delius hier in seiner unnachahmlich witzigen Art. Dass unter den schwebenden Vokallinien ein pluckernder Roland-Rhythmus liegt, ist eine Kuriosität mehr. Der Rhythmus wurde sozusagen nur skiziiert, nicht ausgearbeitet.
Kate zitiert dann im Text mehrere bekannte Kompositionen, allen voran den „Song Of Summer“[2], an dessen Fertigstellung Fenby schon beteiligt war. Das absteigende Viertonmotiv des Orchesters ist dann auch genau die Tonfolge von Sitar und Klavier (in Kates Fassung erheblich schneller). „To be sung of a Summer, Night on the Water“ geht auf zwei Lieder zurück, die Delius 1917 ohne Text für Chor geschrieben hat [3], Fenby hat sie dann 1938 für Streichorchester unter dem Titel „Two Aquarelles“ gesetzt.
„Delius“ funkelt als kleiner Fremdkörper zwischen der Single „Babooshka“ und dem Bill Duffield-Epitaph „Blow Away“ auf Never For Ever und ist in seiner ätherischen Eigenwilligkeit fast ein Gegenentwurf zum Charakter des störrischen Greises Delius. Schön ist ein Dokument aus der Russell Harty-Show auf BBC2 vom 25.11.1980, in der Kate auf den nun seinerseits alten Eric Fenby trifft, um über Delius zu diskutieren [4]. Fenby hat ihr Tribut als „gracious“ bezeichnet – sie war sehr geschmeichelt. (Stefan)
[1] https://www.youtube.com/watch?v=zN6sAkxByaY
[2] https://www.youtube.com/watch?v=JUgfHSINV7Y
[3] https://www.youtube.com/watch?v=ePOz8ruthFQ
[4] https://www.youtube.com/watch?v=UTAvwX_eJco
Dez. 24 2014
Das Song-ABC: December will be magic again
Kate Bush und eine Weihnachtssingle – geht das? Das passt vom Gefühl her so gut zusammen wie Feuer und Stein. Und wirklich – dieser Song ist etwas Besonderes. Elemente kommen hier zusammen, die sich fremd sind. Entstanden ist eine wirklich originelle Mischung und damit eine Weihnachtssingle der besonderen Art.
Zuerst fällt die wirklich extreme musikalische Gestaltung auf. Zuckersüße Chöre mit DooDooDoo-Gesang und weihnachtliches Glöckchengeklingel treffen auf den Gesang von Kate Bush, der lang ausgehaltene Töne mit vielen kurzen Noten mischt, der außerordentliche Tonsprünge von über einer Oktave beinhaltet (z.B. in „December“ gleich am Anfang und in der Phrase „see how I fall“). Die Klangfärbung der Silben im Gesang ist sehr variabel, teilweise euphorisch. Wann hat man „snow“ schon einmal mit einer solchen Begeisterung gehört? Die Musik ist extravagant und für mich eine ironische Überhöhung von weihnachtlichen Elementen.
Der Text gibt Rätsel auf. Ausgiebig werden Stereotypen der Weihnachtszeit zitiert (Bing Crosby, White Christmas, Old Saint Nicholas up the chimney), aber dies ist in einen geheimnisvollen Kontext eingebettet. Die Erzählerin schwebt offenbar mit dem Fallschirm aus dem Himmel herab so wie der Schnee. Und was besagt die Erwähnung des Schriftstellers Oscar Wilde?
Bei Graeme Thomson findet sich der kurze Hinweis, dass der Song inspiriert sei vom Märchen „Der glückliche Prinz“ von Oscar Wilde [1]. In Wikipedia [2] findet sich eine Zusammenfassung dieses in England sehr populären Märchens.
Hoch über einer Stadt steht auf einer Säule die Statue des glücklichen Prinzen. Sie ist mit Gold und Edelsteinen geschmückt. Zu seinen Lebzeiten wurde der glückliche Prinz von allen Menschen bewundert, da er immer fröhlich war. Als Statue bemerkt er nun das Elend der Stadt. Als sich eine Schwalbe auf ihrem Weg nach Ägypten zu Füßen des Prinzen niederlässt, um zu schlafen, erzählt der Prinz von dem ganzen Elend, das er sieht. Er bittet die Schwalbe zu helfen und die Edelsteine und das ganze Gold von seiner Statue unter die Armen zu verteilen. Dies tut sie nach kurzem Widerspruch auch und über die nächsten Tage verteilt sie alles. In der Zwischenzeit ist es Winter geworden, die Schwalbe erfriert und die Statue des Prinzen ist nun so unansehnlich, dass sie abgerissen und eingeschmolzen wird. Doch das Herz des Prinzen schmilzt nicht im Ofen und wird auf den Abfall geworfen, wo schon die tote Schwalbe liegt. Als Gott einen Engel bittet, ihm die beiden wertvollsten Dinge zu holen, die es in der Stadt gibt, bringt dieser ihm das bleierne Herz und den toten Vogel. Gott will die beiden in seinem Garten haben – die Schwalbe soll singen und der glückliche Prinz Gott preisen.
Elemente aus diesem Märchen finden sich im Text des Songs wieder. Es gibt den Schnee, der die Liebenden (Schwalbe und Prinz) zudeckt: „Come to cover the lovers“. Es gibt den Schnee, der die auf den Müll Geworfenen zudeckt: „Come to cover the muck up“. Ist die Erzählerin der Engel, der im Schnee dieses Winters herabkommt, um Schwalbe und Prinz ins Paradies zu tragen? Vielleicht ist dies in der Nähe dessen, was dieses Weihnachtslied uns sagen will. Der Schnee ist kalt und tötet, aber er ist auch wunderbar. Denn der Dezember und der Winter sind die Zeit der Wiedergeburt, die Zeit der Engel. Und schon sind wir viele Jahre in der Zukunft, in der es fünfzig Worte für Schnee geben wird.
Der Song wurde im November 1979 aufgenommen und sollte zu Weihnachten erscheinen. Er wurde aber nicht rechtzeitig fertig (bzw. er war der Plattenfirma zu ungewöhnlich) und wurde daher erst ein Jahr später veröffentlicht [3]. Er ist also vor oder zeitgleich zu den ersten Ideen von „Never for ever“ entstanden und die Welt dieses Albums ist beim Hören ständig präsent. Im Märchen erzählt die Schwalbe dem Prinzen von den Wundern Ägyptens – erinnert das nicht an „Egypt“? Für mich hätte das Lied einen guten Platz auf dem Album verdient gehabt, aber die Thematik war vielleicht selbst für Kate zu speziell und dezembergebunden. Seine verquere Originalität hat auf jeden Fall mehr Aufmerksamkeit verdient. Ich nutze es gern als Gegenmittel, wenn ich Lieder wie „Last Christmas“ über habe und eine gehörige Portion „vergiftete Süßlichkeit“ gebrauchen kann.
(© Achim/aHAJ)
[1] Graeme Thomson: Kate Bush. Under the ivy. 2013. Bosworth Music GmbH. S.20
[2] http://de.m.wikipedia.org/wiki/Der_glückliche_Prinz
[3] Rob Jovanovic, Kate Bush. Die Biographie. 2006. Koch International GmbH/Hannibal. Höfen. S.107
Dez. 23 2014
Weihnachtsgrüße von Kate
From Kate…
I want to wish you all a wonderful Christmas. Thank you for having made this year such a special one. Your incredible support and encouragement throughout the shows made them something really special that I will never forget.
It is so terribly sad that Ian Newton, our monitor engineer, died suddenly just a couple of days ago on 19th December. We are all so shocked by the news and send our deepest sympathies to his family.
He was a complete sweetheart, a gentle man and an incredibly important part of the sound team right from the very beginning of the live project even before the first rehearsals. Then through to the tech rehearsals and on to the actual shows at Hammersmith.
It was Ian who encouraged me to use the in-ears system and oversaw the whole process using his huge experience in live work. He encouraged the whole band and Chorus to use in-ears so that all of us were using the same system for all the shows. Many people commented on the high quality of the sound and sound system at the venue and a great deal of this was because of Ian.
He was personally very supportive to me. There were quite a lot of things I was nervous about especially as I hadn’t sung or played live for such a long time. Ian loved his work and really cared about quality and detail, and spent a lot of time making sure that my monitors had exactly the right mix for every track, as he did with every member of the band and chorus.This meant that we could all work as confidently as possible with each other and in the context of the venue at Hammersmith. Nothing was ever too much trouble for him. He wanted it to be the best it could possibly be.
We’re all going to really miss him. All of the team but especially the sound team, the band, the singers and of course me too. It’s hard to take in that he’s no longer with us. It’s a real loss for the live music industry. He was only 52. He was a lovely, warm, generous-spirited man with a lovely sense of humour. Thank you Ian for being such an invaluable part of the team, for being so dependable and for being there for me and helping me have the confidence to get up there and perform live. I’ll always remember you sitting there, behind the monitor desk with your lovely big warm smile.
With love and best wishes for the new year ahead,
Kate x
Dez. 22 2014
Kate als Hochzeitsgast bei Elton John
Und wer guckt mal wieder nicht in die Kamera? Genau, unsere Kate. Dass sie mit Elton John freundschaftlich verbunden ist, ist ja kein großes Geheimnis. Als Elton und sein Freund David Furnish vor Jahren ihre Lebenspartnerschaft offiziell besiegelt haben, war Kate zur Feier eingeladen. Und weil es nur selten öffentliche Auftritte von ihr gab, war sie offenbar auch der Star der Feier. Immerhin berichtete Elton John später amüsiert, dass ihn viele Gäste mit den Worten „Du musst mich unbedingt Kate Bush vorstellen“ angesprochen hätten. In der BBC-Doku über Kate, die kurz vor Beginn der der Londoner Before the dawn-Konzerte ausgestrahlt wurde, war Elton John einer der Musiker, die zu Kate interviewt wurden. “Kate Bush hat einen großen Anteil an meiner Wiedergeburt. Dieses Lied hat mir sehr geholfen. Ich habe es ihr nie gesagt, aber es war so”, hatte er er mit Blick auf Kates Beitrag zum Song „Don’t give up“ erzählt und auf seine damalige Alkohol- und Drogensucht angespielt. Am Sonntag gab es nun erneut Grund zu feiern: Aus der Lebenspartnerschaft wurde jetzt eine nach englischem Recht inzwischen mögliche offizielle Heirat. Kate feierte wieder mit, wie das Foto zeigt.
Dez. 17 2014
Das Song-ABC: The Kick Inside
Es ist schwierig, vom gleichnamigen Album einen Song auszuwählen – da funkeln so viele Diamanten. Aber der Titelsong ist doch ein besonders prächtiges Juwel. Er beschließt das Album und setzt den Schlusspunkt.
Klavier, ganz sanfte Orchesterklänge, die Stimme – „The Kick Inside“. Ein ganz ruhiger Titel, melancholisch, in sich selbst versunken. Traurigkeit, Wehmut und Abschied durchziehen das ganze Lied. Der Text thematisiert eine Inzestbeziehung („Your sister I was born“). Die Schwester wird schwanger von ihrem Bruder und begeht Selbstmord. Das Lied enthält den Abschiedsbrief [1]. Der Text entschuldigt sich für diesen einen süßen Moment, der mit seinen Konsequenzen alles zerstört hat („I’m giving it all in a moment for you“). Die Protagonistin sieht sich in einer Situation, die sie nur aus alten Sagen kennt, in der Bruder und Schwester wie selbstverständlich Kinder miteinander haben („Didn’t we cry at that old mythology he’d read“). In der griechischen Mythologie ist Gottvater Zeus so gezeugt worden und mit seiner Schwester Hera zeugte er die weiteren Götter. Aber England 1978 ist nicht das sagendurchwobene Griechenland der Antike. Konsequent opfert die Protagonistin mit ihrem Schritt ihr ungeborenes Kind, Zeus wird das verstehen („I“ll send your love to Zeus“).
Liebe endet in einer Katastrophe. Ein Wiedersehen wird es erst dann geben, wenn „the sun and the moon meet on yon hill“ – also niemals. Ein ähnlich schreckliches und endgültiges „Niemals“ mit fast gleichen Worten beschließt z.B. auch die erste Staffel der Fernsehserie „Game of thrones“ und die dazugehörende Buchvorlage.
Ganz unerwartet endet der Song, die Melodie bricht auf einer Note mittendrin einfach ab. Ein offenes Ende, eine Wendung in Moll (ins Dunkel) auf dem letzten Ton, ein Hinaustreten. Die Protagonistin hat den Abschied vollzogen. Als Hörer steht man da und ist plötzlich und unerwartet allein, der Schmerz dringt nach einer Schrecksekunde ein. Ich möchte hineingreifen und der Protagonistin meine Hand reichen – aber es ist zu spät. Das ist grandios.
Schon in ihrem ersten Album setzt Kate Bush mit diesem Song ein Stilmittel ein, dass viele ihrer Alben kennzeichnen wird. Der letzte Song endet wie mit einer Frage. Das Album endet offen und unaufgelöst. Die Zukunft ist unsicher und wie es weitergeht, wird sich zeigen. (© Achim/aHAJ)
[1] Rob Jovanovic, Kate Bush. Die Biographie. 2006. Koch International GmbH/Hannibal. Höfen. S.71
Dez. 13 2014
Das Weihnachtsrätsel 2014
Wenn Schweine durchs Weltall fliegen und Kate plötzlich mit einer Weihnachtsmütze auf der Bühne steht, kann das nur eines bedeuten: Es ist wieder Zeit fürs alljährliche Weihnachtsrätsel im Forum! In diesem Jahr dürften selbst die größten Fans ins Grübeln kommen, weil es besonders knifflig wird. Wie gewohnt gilt es 24 Symbole, die für Songs oder Videos oder Filme von Kate stehen, richtig zu deuten. Manchmal muss man bei den Symbolen ein bisschen um die Ecke denken, man muss textsicher sein, Plattencover kennen, oder einfach den richtigen Riecher haben. Zu gewinnen gibt es in diesem Jahr auch etwas. Wie gewohnt wird der Sieger/die Siegerin mit der “goldenen Babooshka” ausgezeichnet. Zusätzlich gibt es ein Tourbook von Before the Dawn und ein Mojo-Heft mitsamt von Kate inspirierter CD. Die genauen Spielregeln gibt’s im Forum. Mitgeraten werden kann ab morgen wie gewohnt bis Weihnachten. Einsendeschluss ist der 27. Dezember, 24 Uhr. Viel Spaß!
Dez. 10 2014
„Home for Christmas“ im Jazz-Gewand
Wer sich von Kate einen Weihnachtssong wünscht, greift automatisch zu „December will be magic again“. Dass es mit „Home for Christmas“ noch einen weiteren Weihnachtssong aus ihrer Feder gibt, geht da fast unter. Veröffentlicht wurde „Home for Christmas“ 1993 als B-Seite auf der US-Version der Single „Rubberband Girl“ und einer Single-Version von „Moments of Pleasure“. Die Jazz-Sängerin Lisa Wahlandt und Basist Sven Faller haben „Home for Christmas“ nun gleich zu einem Album-Titel mit weihnachtlicher Musik im Jazzgewand erkoren und auch Kates Song eingespielt. Lisa Wahlandt und Sven Faller über den Song: „Dieses Juwel von Kate Bush war der erste Song, den wir für das Album aufgenommen haben. Eigentlich war es nur ein Soundcheck in Niederbayern. Im Sommer. Live. Neben dem Schwimmweiher. Wir beide barfuss und voller Vorfreude auf die kommenden Songs.“ Die Freude hört man dem Stück an. So wie Kate das 1:44 minütige Stück schon spärlich instrumentiert hat, handhaben das auch Wahlandt und Faller auf einer Länge von 2:30. Lia Wahlandt hat am Bruckner Konservatorium in Linz studiert und unter anderem ein Stipendium an der Manhattan School of Music in New York absolviert. Von 1996 bis 2003 war sie Dozentin an der Berufsfachschule für Jazz- und Popularmusik in Regensburg, danach hatte sie einen Lehrstuhl für Jazzgesang am Richard Strauss Konservatorium in München inne und hat in den unterschiedlichsten Formationen Musik gemacht, CDs veröffentlicht und Konzerte gegeben. Unter anderem mit Stan Getz und Astrud Gilberto. In einem anderen Programm singt sie Lieder, die schon Marlene Dietrich interpretiert hat. Auf der jazzig-weihnachtlichen CD Home for Christmas, die vor wenigen Tagen veröfffentlicht wurde, finden sich neben dem Song von Kate unter anderem noch Lieder von Tori Amos und Joni Mitchell wieder. Wer mehr über Lisa Wahlandt erfahren will, wird hier fündig.
Dez. 06 2014
Weihnachtsgeschenke für den Kate-Fan (4/4)
Weil der Kate-Fan sich ja gerne mit Devotionalien zu seiner angebeteten Musikerin schmückt, gibt es auch in diesem Jahr wieder rechtzeitig zu Weihnachten ein paar Shopping- beziehungsweise Geschenketipps. Natürlich gilt: Wer eine Kate-Fan beschenken will, sollte sich zuerst im offiziellen Shop auf Kates Seite umsehen – T-Shirts oder das Tourbook zu den Londoner Konzerten sind die erste Wahl. Abseits der offiziellen Pfade gibt es aber natürlich auch noch ein paar interessante Angebote, die das Herz eines Kate Bush-Fans höher schlagen lassen könnten. Die Tipps zu Abschluss sind alle auf der Seite von etsy.com zu finden. Der Hounds of Love-Anhänger und die HOL-Taschenuhr stammen beide von Lisa Falzon. Der Anhänger ist für 35 Euro zu haben, die Uhr für 40 Euro. Lisa ist auf Malta geboren, pendelt aber zwischen Irland und Berlin hin und her. Von Paula aus England stammt die Under the ivy-Halskette für 28 Euro. Sie hat auch die wundervollen Weihnachtsbaumkugeln mit Motiven von Among Angels, December will be magic again und Snowflake entworfen. Neu hinzugekommen ist noch eine Wuthering Heights-Version. Die Kugeln kosten pro Stück knapp über zehn Euro. Fehlt eigentlich nur noch die Christbaumspitze mit dem Motiv des Ordens, den Kate von der Queen verliehen bekommen hat. Für die etwas musikalischeren Fans von Kate gibt es noch das Gitarren-Plättchen aus Sterlingsilber für 40 Euro von Noelle mit der handgestempelten Textzeile aus Running up that hill. Natürlich haben alle drei noch andere inspirierende Schmuckstücke: Hier gibt’s die Shops von Lisa, Paula und Noelle.
Dez. 04 2014
Der Spiegel über die Bushmania
Verstehe einer die Engländer – denkt sich Spiegel-Autor Tobias Rapp und schreibt im neuen Spiegel-Sonderheft „Jahresrückblick 2014“ über den „seltsamen Popstar Kate Bush“, der als „das große britische Popereignis 2014“ durchgeht. „Nichts versetzt das Land dermaßen in Aufregung wie diese Auftritte. Die 80.000 Tickets sind nach 14 Minuten ausverkauft. Und als die Konzertserie beginnt, gelingt Kate Bush, was vor ihr nur Elvis und die Beatles geschafft haben: elf Alben in die britischen Top 100 zu bekommen. Keines davon neu. Was ist da los?“, fragt Rapp und wagt einen Erklärungsversuch: Bestimmt habe die „Bushmania“ mit der „existenziellen Verunsicherung darüber zu tun, was in der komplizierten Gegenwart noch britisch ist. Kein europäisches Land hat sich so rapide globalisiert wie Großbritannien, nirgends ist die Finanzwirtschaft so mächtig.“ Auch die schottische Unabhängigkeitsbewegung wird bemüht: man habe den dringenden Wunsch, etwas anderes möge möglich sein, „das aber gleichzeitig bekannt und bewährt sein soll“. Interessante These. Die einfachere Erklärung: Die Engländer lieben Kate und ihre Musik und können es einordnen, wenn jemand, der Hits wie „Wuthering Heights“, „Babooshka“ und „Running up that hill“ geschrieben hat, erstmals nach 35 Jahren wieder Konzerte gibt. Und dass sich Kate vom vermeintlich „versponnenen Bildungsbürgermädchen-Pop“ ziemlich weit entfernt hat, erkennt auch Rapp an: „Es war und ist New-Age-Pop. Unzynische Musik. Eigensinnig und perfektionistisch.“ Auf den Titel hat es Kate beim Spiegel trotz der durchglobalisierten Briten dann doch nicht geschafft – im Original findet sich da Conchita Wurst.
Dez. 03 2014
Das Bild des Monats: Dezember
Somewhere a door is opening
Was könnte besser zu diesem Jahr und diesem Monat passen, als die Textzeile „Somewhere a door is opening“ aus Kates Song „I’m still waiting“. Für viele von uns wurde die Tür zu Kate in diesem Jahr unerwartet weit aufgestoßen und wer durch die geöffnete Tür zum Jahr 2015 blickt wird ahnen, dass da vielleicht noch ein bisschen mehr auf uns zukommen könnte. Für Xavier hat dieser Song eine traurige und eine hoffnungsvolle Kompenente zugleich. Er hat ihn in einer Phase für sich entdeckt, als er sich aus einer Beziehung löste – Somewhere a door is opening hat da natürlich dann noch mal eine besondere Bedeutung. Viele Jahre später war Xavier aus der Hochzeit seiner Nichte. Es war für alle Beteiligten ein glücklicher Tag, auch wenn sich die Sonne und der stürmische Sommerregen abwechselten. Während der ganzen Hochzeitszeremonie klaperte ständig eine Glastür, bis einer der Gäste sie dann endlich schließen konnte. Xavier hat die Tür fotografiert und erinnert sich noch heute an diese Situation: draußen wechseln sich Sonne und Sommersturm ab, drinnen war man behütet und glücklich. Und natürlich fällt ihm beim Betrachten des Bildes dann auch wieder die eigene Trennung ein – Maybe the love has gone, but there’s still a heart that’s beating. Though the clouds have come, maybe the sun will come out. And the storm is coming back, maybe you’ll be coming back. ‚Cause I’m still waiting. Wie in den Textzeilen von Kate spiegelt sich für Xavier auch in dem Foto diese zwiespältige Gefühlswelt wider: Man selbst fühlt sich frei, der andere spürt Trauer und Verlust. Xavier: „Es geht darum, dass man eine Veränderung braucht und zur gleichen Zeit um die Schmerzen, die diese Veränderung mit sich bringt wenn man sich entscheidet, dass eine Tür sich nie wieder öffnet.“
Wer den Beitrag über Xavier Recasens verpasst hat, findet den Text hier.
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