
Bassist Sven Faller (links) und Sängerin Stefanie Boltz arbeiten als Duo „Le Bang Bang“ zusammen. Gemeinsam mit Pianist Martin Kälberer haben sie jetzt die CD „In our blood“ eingespielt. Foto: Lena Semmelroggen
Das herzergreifende Duett von Peter Grabriels Song „Don’t give up“ zu covern, ist immer ein besonders großes Wagnis. Zu schnell kann man daneben liegen, in der Kategorie Kitsch landen. An Wagemut fehlt es dem Jazz-Duo Le Bang Bang nicht. Auf ihren ersten beiden Platten finden sich neben Eigenkompositionen Cover in einer wilden Mischung aus Neil Young und AC/DC, von Bowie bis Rio Reiser oder Wham! bis Duke Ellington. Le Bang Bang sind Sängerin Stefanie Boltz und Bassist Sven Faller. „In der Besetzung Stimme & Bass ist es besonders reizvoll, Fremdkompositionen ‚nackig auszuziehen‘ und auf ihren Kern zu reduzieren, um von da aus dann etwas Eigenes, Neues entstehen zu lassen“, erzählt Stefanie Boltz. Kein Wunder also, dass der Anteil an Covern bei dem Duo bisher relativ hoch war. Bei der Trio-Besetzung mit Pianist Martin Kälberer ist das jetzt anders. Gemeinsam haben die drei Musiker die neue CD „In our blood“ eingespielt, die heute offiziell in den Handel kommt. „Das Songwriting hat sich bei mir seit zwei Jahren stärker durchgesetzt und schon im letzten Herbst bei meinem Solo-Album in größerer Bandbesetzung Ausdruck gefunden. Diese wunderbare Triobesetzung war ein willkommener und idealer Platz, weitere Songs aus meiner (und auch Svens) Feder zu spielen und zu schreiben“, erklärt Stefanie Boltz, dass die in den Vordergrund gerückten eigenen Stücke nicht unbedingt etwas mit der Piano-Verstärkung zu tun haben. Dem Opener „Don’t give up“ – eines der wenigen Cover auf der CD – tut die aber gerade gut. Stefanie Boltz übernimmt gleich beide Gesangsparts, man hat den Eindruck, dass das prominente Piano stellenweise den Gegenpart übernimmt, während die Sängerin an einzelnen Stellen bei der Intonierung manchmal an Kate, manchmal an Gabriel erinnert. Eine Reminiszens ans Original? „Nein, keineswegs, meist habe ich das Original gar nicht mehr im Ohr, wenn ich es selber interpretiere. Vielleicht liegt das eher am Inhalt, am Gefühl, das nach einem solchen Ausdruck verlangt“, sagt Stefanie Boltz. „Die zwei verschiedenen Perspektiven des Liedes ‚unter einen Hut‘ zu bringen, fand ich reizvoll, ist mir aber nicht schwer gefallen. Im Prinzip sind wir ja alle ‚multiple Persönlichkeiten‘, die täglich ein inneres Stimmengewirr verschiedenster Meinungen aushalten und austragen müssen. Wie oft kann man als einfühlsamer Ratgeber einem Freund Trost spenden und ist selbst allein mit einem Problem aber sehr hilflos und findet keinen Zugang zu einem ‚Trostspender‘. Diese beiden Seiten in einem Lied zusammenzubringen, fand ich sehr schön.“ Eine sehr schöne Sichtweise auf den Song, der für Stefanie Boltz (auf einer langen Liste) stets eine Art Lieblingslied war – wie das gesamte Album von Gabriel. Ihr musikalischer Partner Sven Faller hatte übrigens erst kürzlich einen Song von Kate neu vertont: Für das Album “Home for Christmas” hatte er gemeinsam mit Sängerin Lisa Wahlandt den gleichnamigen Song von Kate neu eingespielt und im Dezember 2014 veröffentlicht. Gibt es da eine unausgesprochene Affinität zu Kate? „Das müssten Sie ihn fragen, ich glaube aber nicht. Tolle Musik finden wir beide eigentlich immer gut. Da sind die Schnittmengen groß“, antwortet Stefanie Boltz. Davon kann man sich auch bei den Eigenkompositionen überzeugen. Und wie sehr ihnen die Musik im Blut liegt, kann man auf Stücken wie „Soothe me blue“ oder „Time stood still“ erkennen. „Musik aus der Tiefe der Emotion, von drei Charakteren zum gemeinsam bewegenden Erleben verknüpft“, schreibt die Plattenfirma dazu. Klingt pathetisch, trifft es aber auf den Punkt. Infos zu Le Bang Bang und anstehenden Konzertterminen ab Mitte Mai (leider nur im süddeutschen Raum) gibt es hier, in die CD reinhören kann man hier.
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