„Für mich gehören Klassik und Kate immer zusammen“

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Unter dem Künstlernamen Summerchild veröffentlicht Thomas seine erste eigene CD „Love & Lavender. Im Interview erzählt er etwas über die Entstehung seiner Kompositionen, die Verbindung zwischen Klassik und Popmusik und sein neues Projekt.

Morgen erscheint Deine erste, selbst produzierte CD „Love & Lavender“. Wie fühlt man sich da? Bist Du  nervös?
Thomas: Ich war sehr nervös, als ich die Musik an das Label übergeben musste. Das war wohl der schwierigste Schritt: Ein Ende finden und damit zu akzeptieren, dass man die zum jetzigen Zeitpunkt vorhandenen, also noch beschränkten technischen Möglichkeiten ausgeschöpft hat. Da ich noch ganz am Anfang meines kompositorischen Schaffens stehe und mich künstlerisch nicht nur als Musiker definiere, ist der Release noch recht entspannt.
Beim komponieren Deiner Songs hast Du Dich neben klassischer Musik vor allem auch von Kates Album „Aerial“ inspirieren lassen. Die Anklänge in Deinen Stücken sind unüberhörbar. Ist es eigentlich für einen Komponisten schwer, sich von seinen Inspirationen wieder zu lösen und einen eigenen musikalischen Weg zu finden? 
Thomas: Für mich gehören Klassik und Kate immer zusammen. Generell finde ich die deutsche Erfindung, Musik in E- und U-Musik zu trennen, wenig sinnvoll. Kate zeigt besonders in ihren späten Alben ihre starke Affinität zur Klassik. Ich benutze den Begriff „Klassik“ weniger um damit auszudrücken, dass die Stücke eine spezielle formale oder harmonische Anlage haben, oder gar von der Instrumentation her klassisch sind, sondern viel mehr fehlt mir bei der heutigen „U-Musik“ der Werkcharakter und eine Poetik im Sinne einer speziellen Musikästhetik. Damit meine ich, dass es für mich nichts Widersprüchliches ist Musik zu machen, die dem ersten Urteil nach Popmusik ist, aber in ihrem Konzeptgedanken klassische Züge aufweist. „Aerial“ ist für mich das Album einer Romantikerin des 21. Jahrhunderts und so würde ich sagen, dass mich „A sea of honey“ vielmehr in seiner Ästhetik und Poetik inspiriert hat, als rein durch satztechnische und klangliche Elemente. Beim Komponieren konnte ich mich wieder gut von Kate lösen, da rein instrumentale Musik in ihrer Dramaturgie dann doch nochmal anders funktioniert.
So wie auf „Aerial“ ein Tagesablauf musikalisch geschildert wird, widmest Du Dich auf „Love & Lavender“ dem Jahreszeitenzyklus: der Lavendel blüht, das Feld wird abgeerntet und zum Schluss ist das Feld winterlich mit Schnee bedeckt. Hat es mit Deiner Prägung durch klassische Musik zu tun, dass Du Dich direkt an ein Konzeptalbum herangewagt hast?
Thomas: Ja. Ich glaube das liegt daran, dass ich bisher immer mit musikalischen Gesamtkonzepten konfrontiert wurde. Wenn ich Musik höre, dann nehme ich mir dafür ausgiebig Zeit, um sie in ihrer Gesamtheit wahrzunehmen und zu verstehen. So ist es verständlich, dass ich als Hörer gerne einen roten Faden finde, der mich wie bei einem guten Roman durch die Musik führt. Beim Komponieren stelle ich fest, dass oftmals ein Song aus einem vorhergehenden geboren wird und ich dadurch instinktiv Brücken zwischen den Tracks schlage. Die Songs inspirieren sich irgendwann gegenseitig und so bestimmt der eine über die Ausgestaltung des anderen. Es kann zwar passieren, dass einige Tracks dann nicht mehr als einzelner Titel funktionieren, doch ging es mir bei Love & Lavender genau darum, dass ich einen Seelenzustand beschreibe, der sich nur in der Gesamtheit seiner Facetten nachempfinden lässt. Musik ist eine zweite Sprache, ein Partner, den man im Laufe der Zeit immer besser und von verschiedenen Seiten kennenlernt. Ob es tatsächlich ein Konzeptalbum ist oder ein Album mit einer speziellen thematischen Überschrift, muss am Ende der Hörer für sich entscheiden. Auf Kate bezogen stelle ich fest, dass eigentlich jedes ihrer Alben ein Konzept, eine Phase, ein großes, übergeordnetes Thema hat und somit auch zurecht zum Konzeptalbum interpretiert werden könnte.
Die Musik von „Love & Lavender“ beschreibst Du selbst als „Charakterstücke im Mantel der Popmusik“. Wie gerne trägst Du den Mantel „Popmusik“? Kannst Du auch Rockmusik?
Thomas: Der Mantel der Popmusik stört mich überhaupt nicht. Künstler die Musik machen wie ich, werden immer mit der Schwierigkeit konfrontiert sein, dass sie für die Klassik zu jung und neu und für die Popmusik eventuell zu ruhig bzw. zu wenig kommerziell sind. Die Lieder auf Love & Lavender beschreiben einen außermusikalischen Inhalt, der teils sehr lautmalerisch inszeniert wird. Von der Besetzung, der Melodik und Harmonik funktioniert die Musik aber eher wie Singer-/Songwriter-Musik. „Rockmusik“ gefällt mir da als Begriff schon fast besser als „Pop“, da er nicht schon aus sich selbst heraus eine Massentauglichkeit ausdrückt. Ich würde also nicht ausschließen, dass ich in Zukunft auch Elemente der Rockmusik in mein musikalisches Vokabular integriere. Ich habe generell keinerlei Berührungsängste was Musik angeht, sondern bin sehr neugierig.
Du arbeitest bereits an Deiner zweiten CD. Was erwartet uns da?
Thomas: Momentan befinde ich mich mitten in den Arbeiten an meinem nächsten Album. Auch dieses Album wird ein übergeordnetes Sujet haben, das aus meiner Kindheit stammt. Im Gegensatz zu Love & Lavender haben die meisten Tracks aber die Fähigkeit, auch alleine für sich zu stehen. Durch Love & Lavender konnte ich sehr viel Erfahrung sammeln und somit habe ich einiges dazu gelernt, was Produktion und Klang angeht. Kompositorisch sind die Tracks schneller und gehen mehr in die Richtung Weltmusik. Südstaatenklänge, keltische Sounds, spanische und orientalische Klänge ergänzen sich mit Minimalmusic zu einer kleinen bunten Weltreise. Das nächste Album klingt also sehr viel beschwingter und bedient sich deutlich mehr an Dur-Akkorden, als es Love & Lavender tut.

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