Der Satz mag schwülstig klingen, aber Thomas kann ihn gut erklären: „Wenn ich mich auf das Wichtigste besinne, bestand und besteht mein Leben tatsächlich aus Liebe und Lavendel.“ Thomas hat Musikwissenschaft/Musikpädagogik und Kunstgeschichte in München studiert und im letzten Jahr seinen Bachelor gemacht. Zu Beginn seines Studiums ist er in das alte Häuschen seiner Großmutter direkt in München eingezogen, hat den großen Garten neu angelegt, mehr als 50 Lavendelbüsche gepflanzt, auf der Veranda eine Hängematte angebracht und draußen in der Natur angefangen, die Musik für sein Album „Love & Lavender“ zu komponieren, also zu einer Zeit, in der er, wie er selbst sagt, „musikalisch noch recht unbeeinflusst von akademischer Klassik war und noch sehr unbedarft an Kompositionsprozesse herangegangen“ ist. Was man halt so „unbedarft“ nennt, denn von kompositorischer Unbedarftheit kann man auf dem Album nicht viel erkennen – im Gegenteil. Musikalisch begleitet während seiner Arbeit haben ihn Stücke von Sophie Zelmani, Bachs Präludien und Kate Bushs „Aerial“, was man an vielen Stellen heraushört. Und um den Eingangssatz zu erklären: verliebt und verlobt hat sich Thomas in dem Sommer auch noch.
Unter dem Künstlernamen „Summerchild“ wird das Werk am 7. März veröffentlicht. Zumindest für die User des deutschen Kate Bush-Forums dürfte Thomas kein Unbekannter sein: dort ist er unter dem Namen „Northernstar“ aktiv und hat schon in der Vergangenheit ab und an Eigenkompositionen präsentiert. Mit „Love & Lavender“ stellt er jetzt seine erste eigene und vor allem selbst eingespielte und produzierte CD vor. „Kates Neigung zu Konzepten und zu außermusikalischen Inhalten hat mich sehr geprägt und vielleicht ist auch Kate der Grund, warum ich damals als kleines Kind so einen leidenschaftlichen Zugang zu Musik gefunden habe“, erzählt Thomas. Seine erste Kate-CD („The Whole Story“) hat er zu seinem 6. Geburtstag erhalten und sich umgehend auf das alte Familienklavier gestürzt. „Alle um mich herum fanden es sehr befremdlich, dass ich schon im Vorschulalter Fan von Kate war und in der Grundschule dann mit knabenhaft hoher Stimme abstrakte Kate Songs gesungen habe“, erinnert sich Thomas. Seinem musikalischem Vorbild ist er in vielerlei Hinsicht treu geblieben: die Vorliebe für das Klavier, vor allem aber auch der Drang, selbst zu komponieren und zu produzieren: „Ich mache die gleiche Erfahrung, dass ich nur kreativ arbeiten kann, wenn alle musikalischen Prozesse und Arbeitsschritte von mir selbst durchgeführt werden.“ Dabei hilft die harmonische Umgebung im Hexenhäuschen seiner Großmutter mit blühendem Garten, dabei hilft auch, dass sich Thomas eigens für seine Kompositionen ein altes Klavier aus der Zeit von Friedrich Schiller zugelegt hat. „Das hat zwar, weil es nicht restauriert ist, keinen Wert. Aber für einen romantisch denkenden Künstler ist es unglaublich inspirierend und erlaubt ganz andere Spielereien als mein sauberer Flügel.“ Im Pressetext zur CD findet sich denn auch der passende Satz, der nicht nur den romantisch denkenden Künstler, sondern auch die Musik selbst sehr treffend beschreibt: „‘Love & Lavender‘ funktioniert wie ein Soundtrack zu einem ganz persönlichen Film. Ein Film der sich aus Fragmenten wirrer Träume, jugendlicher Sehnsüchte und reifer spiritueller Sinnfragen speist.“ Anklänge an Liszt und Satie finden sich wieder, man hört Einflüsse von Kate oder Enya, entdeckt russische und französische Folklore, es wird meditativ und atonal und zwischendurch auch esoterisch. Es ist aber vor allem eins: kaum einzuordnen und nicht nur deswegen sehr vielversprechend. Wenn im Pressetext von „minimalistischen Klanggemälden in hypnotischer Einfachheit“ die Rede ist, setzt man spätestens nach dem dritten Hören zwei Fragezeichen: eines hinter „minimalistisch“ und das zweite hinter „Einfachheit“. Die Melodien gehen ins Ohr und entwickeln ein Eigenleben. Für den Hörer braucht es keine wirren Träume, keine jugendlichen Sehnsüchte oder gar spirituelle Sinnfragen, um den Soundtrack zum ganz persönlichen Film zu verstehen.
Wer mehr über das Album „Love & Lavender“, das am 7. März auf dem Label Timezone im Handel erscheint, erfahren möchte, wird hier und hier fündig. Bei Facebook ist Thomas ebenfalls vertreten. Bei jpc kann man zudem in alle Stücke reinhören. Ein Interview mit Thomas folgt in den nächsten Tagen.
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