Beeindruckende Hommage an Kate in elf Songs

Wer in Frankreich in den 1990er Jahren groß geworden ist, für den sind die Rapper von Fonky Family ein Begriff, vielleicht so, wie in Deutschland zur selben Zeit Fanta Vier die Musikszene mitgeprägt haben. Als Komponist der Fonky Family hat sich in Frankreich damals DJ Pone einen Namen gemacht. Knapp drei Jahrzehnte später legt Pone sein erstes selbst produziertes Album vor – und das ist in doppelter Hinsicht bemerkenswert. Es ist in elf Songs eine wahre Hommage an Kate Bush, die Musik ist frei abrufbar und Pone hat aufgrund einer schweren Krankheit die Musik ausschließlich mit der Bewegung seiner Augen komponiert und produziert.
Seit vier Jahren leidet Pone an einer neurologischen Erkrankung, die nach und nach alle seine Muskeln gelähmt hat. Auf seiner Internetseite beschreibt er das deutlich untertrieben: „Nach ein paar gesundheitlichen Problemen, die für mich eine ziemlich schwierige Zeit dargestellt haben, habe ich im Januar 2019 wieder damit angefangen, Musik zu machen.“ Dabei hat er es sich anfangs eher leicht gemacht und Musik von Künstlern gehört, die er mochte, um sie zu samplen. „Ich produziere seit fast 30 Jahren Musik, aber da mir die Hände und der Rest meines Körpers entzogen waren, musste ich alles neu lernen, diesmal nur mit meinen Augen. Also habe ich mit Kate Bush angefangen, die ich sehr bewundere.“ Aus der Wiederentdeckung ihrer kompletten Diskografie ist dann etwas ganz anderes entstanden: eine Hommage in elf Songs für seine Album „Kate and me“.

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„Für mich ist Kate Bush die größte Künstlerin der letzten 40 Jahre“, schreibt Pone, der schon zuvor Kate Bush-Samples für seine Musik genutzt hatte. „Das Projekt wurde für mich noch offensichtlicher, als ich erfuhr, dass sie die erste Künstlerin war, die Sampling-Methoden einsetzte.“ Erstmals überhaupt hat Pone für seine eigenes Projekt auch das Mixen der Songs übernommen. „Die Freude am kreativen Prozess hat bei mir schon immer einen großen Anteil der Zufriedenheit mit einem Projekt, an dem ich teilgenommen habe, ausgemacht. Es ist mir auch egal, was die Leute denken oder auch, ob es sich verkauft oder nicht.“ Inzwischen ist bei Pone aber noch eine ganz andere Motivation hinzugekommen: Menschen mit großen körperlichen Einschränkungen zu beweisen, dass alles möglich ist. „Es ist ein großes Privileg, dort, wo es sie nicht gibt, ein wenig Hoffnung spenden zu können“, schreibt Pone auf seiner Internetseite. Und: ‚Kate and me‘ ist wahrscheinlich das erste Album, das ausschließlich mit den Augen komponiert, produziert und gemixed wurde – und es ist kostenfrei abrufbar. „Und was Kate betrifft“, schreibt Pone zum Schluss, „hoffe ich, dass sie mir nicht zu böse sein wird, dass ich ihre Stimme zu sehr verändert habe und mir bei ihrem musikalischen Werk einige Freiheiten herausgenommen habe. Ich hoffe eher, dass es sie amüsiert.“
Tatsächlich ist das Album eher beeindruckend schön. Bewegt sich Pone beim Opener „It’s me Cathy“ eher noch am Original, das mit ein paar Rap-Einlagen angereichert wird, entwickelt er bei Songs wie „Can’t slow down“ oder „You and me“ eine ganz eigene musikalische Sprache. Natürlich spielt er mit den Songs, bei „Breathing“ wird das Atmen hörbar, „Leave it open“ wird auf die Textzeile „I can’t have it all“ reduziert, „Houdini“ ist kaum noch erkennbar, „And dream of sheep“ kommt plötzlich als verkappte Popnummer mit Saxophon-Klängen daher, “ Don’t push your foot on the Heartbrake“ wird als „Not tonight“ in einer vermeintlichen Live-Version präsentiert und mit einem „Wow“-Zitat angereichert. Höhepunkt des Albums ist der Song „Loin de tout ça“ – eine knapp 30-minütige (!) Version von „Under the ivy“ – die mag wirklich weit weg von allem sein, aber liebevoll nah an Kate.
Die Musik und weitere Infos gibt es hier.

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