Vor 40 Jahren: Die Ost-Jugend mit Kate

Der Amiga-Sampler ist 1984 in zwei Formaten erschienen: auf Vinyl und als Kassette.

Sich in eine Stimme zu verlieben –  genau das ist mir vor 40 Jahren passiert, als ich ,Wuthering Hights‘ zum ersten Mal hörte. Geboren und aufgewachsen in der DDR, war es nahezu völlig unmöglich, die neuesten Songs zeitgleich zu empfangen, wenn man den ostdeutschen Rundfunk verfolgte. Und so hörten wir heimlich Radiostationen aus dem ,nichtsozialistischen Ausland‘ ab. Ich war gerade bei der Armee und hatte heimlich einen  kleinen Radioempfänger dabei, als ,Wuthering Hights‘ auf NDR gespielt wurde! Es war ein absolutes Wow-Erlebnis für mich.  Dank des ,Inselstatus‘ West-Berlins und der Tatsache, dass ich in Ost-Berlin groß wurde, strahlten natürlich westliche Radiostationen kräftig in den Osten ab. Schon früher saß ich oft samstags nachmittags am Tonbandgerät und schnitt beim RIAS-Treffpunkt eifrig mit. Dieser Sender hatte sich zur Aufgabe gemacht, uns im Osten mit voll ausgespielten Titeln der gängigsten Bands zu versorgen. Im Osten gab’s ledigich den Sender DT 64, der hin und wieder ,internationale Musik‘ brachte. Das alles ist sicher heute kaum noch vorstellbar. Das erste Mal im Fernsehen gesehen habe ich sie erst Monate, wenn nicht gar Jahre später. Das dürfte Anfang der 1980er Jahre gewesen sein. Unter die Haut ging mir damals besonders der Video-Clip zu Breathing. Die bedrückende Dichte grade dieses Songs und die visuelle Darbietung berührte mich damals zutiefst.  Aber selbst damals war sie  schon nicht allzu oft präsent im deutschen Rundfunk und Fernsehen. Die Crux in Deutschland war wohl schon immer die kommerzielle Verwertbarkeit von populärer Musik und da macht Kate Bush ja nun wahrlich keine Musik von der Stange. Spezielle Sachen kursierten daher bei uns nur im Freundeskreis, wie zum Beispiel auch Songs von Yes oder Peter Gabriel. Deshahalb waren Wuthering Hights und Babooshka lange Zeit die einzigen Titel, die ich von Kate Bush auf Tonband hatte. Später kam noch Breathing dazu – alles sozusagen bei Musiksendungen mitgeschnitten. Als dann 1984 die ostdeutsche Amiga-LP von Kate Bush herauskam, hatte ich das große Glück, den Sampler zu Weihnachten geschenkt zu bekommen. Seitdem habe ich sie gehütet wie eine Perle – es ist bisher nicht ein Kratzer darauf. Das war für mich zu DDR-Zeiten immmer etwas besonderes,  eine Platte von Kate Bush in den Händen zu halten, zumal es tatsächlich unerwartet kam. Eine komplette Kate-Bush-Sammlung habe ich mir erst in den letzten Jahren zugelegt und muss sagen: Die ersten drei Alben waren von der musikalischen Vielfalt her noch die Interessantesten für mich – mit welch traumwandlerischer Sicherheit sich diese junge Frau dort durch verschiedene Stilrichtungen bewegt – Wahnsinn. Nur live  auf der Bühne habe ich Kate nie gesehen. Dafür besitze ich wenigstens die DVD vom Hammersmith Odeon-Konzert  1979, einer Zeit, wo ich regelrecht ,verliebt‘ in Kate Bush war – verliebt in dem Sinne, dass der Song Wuthering Heights und ihre Stimme wirklich ein absolutes Aha-Erlebnis für mich war . Muss am Osten gelegen haben, der nicht gerade viel Raum für Träume ließ. Heute muss ich übrigens grinsen, wenn ich das Publikum in Bio´s Bahnhof beim ersten Konzert in Germany sehe….allo so steif und förmlich… Rainer Sanne

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