Never be mine
Die Textzeile von Kate bei Never be mine ist doppeldeutig: I want you as the dream, not the reality. Sich in den Traum zu flüchten, in eine heile Welt, weil die Realität nicht das ist, was man sich wünscht, ist die offensichtliche Deutungsmöglichkeit. Man kann es aber auch anders sehen: nicht die Realität ist das Problem, sondern man selbst. Man ist nicht stark genug, sich der Realität zu stellen, sein Leben so zu leben, wie man es möchte, flüchtet sich stattdessen in (s)eine Traumwelt. Und wenn es noch konkreter um den Menschen in den Träumen oder der Traumwelt geht, bleiben genau die Fragen, denen Michael in seinem Polaroid nachgeht: „Was wäre wenn? Wenn es doch wahr geworden wär? Oder besser doch nicht? Die Gegenwart zeigt es. Der Blick zurück (über die Schulter), das ‚Vielleicht doch‘.“ (But I’m looking back over my shoulder/At you, happy without me) Unklar bleibt, wer mit dem Blick zurück über die Schulter das „Vielleicht doch“ ermöglicht. Schlüpft der Fotograf in die Rolle des Protagonisten? Tauscht er die Rollen? „Am Zweifel wird man stark, heißt es. Aber süße Erinnerungen und der Traum von einem anderen Leben, einem anderen Lebensweg, können schön sein. Oder schmerzen“, schreibt Michael. Auch das lässt eine weitere Deutung von Bild und Lied zu: der verflossenen Liebe, die man möglichst positiv in Erinnerung behalten will, die man vielleicht auch nicht gehen lassen möchte und sich deswegen lieber in den Traum flüchtet, als sich der Realität zu stellen.
Ein Interview mit dem Fotografen gibt es hier; seine Webseite hier.
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