Guido Harari: Kate hat mich immer ermutigt (1/3)

guido620-1982Im September erscheint das neue Buch „The Kate Inside“ von Guido Harari, der mehr als ein Jahrzehnt mit Kate zusammengearbeitet hat. Im Gespräch mit morningfog.de erzählt Guido, was man von seinem Buch erwarten kann, welche Rolle die Musik überhaupt in seinem Leben gespielt hat, wie die Foto-Shootings mit Kate verlaufen sind und er verrät natürlich auch, welches seine Lieblingsfotos von Kate sind. Im ersten Teil des Interviews geht es vorrangig um das Buch und die Anfänge der Zusammenarbeit.

In Deinem neuen Buch wird es viele bisher unveröffentlichte Bilder aus Deinem Archiv geben. Warum hat es 20 und mehr Jahre gedauert, bis Du diese alten Fotos wiederentdeckt hast und sie jetzt veröffentlicht werden?

Guido Harari: Das ist so ähnlich wie Kate zu fragen, warum sie für zwölf Jahre verschwunden ist. Dinge passieren, im Leben geschieht so vieles während du dich schon auf das nächste Projekt stürzt, dich auf die Zukunft fokussierst und nicht zurückblickst. Erst als Kate in 2014 ihre 22 Konzerte in London angekündigt hatte und fast jeder durchdrehte, um sich für diesen Lebenstraum, Kate nach 35 Jahren wieder auf einer Bühne zu sehen, die Tickets sichern wollte, gab es auch plötzlich wieder einen großen Ansturm von Fans, die sich für meine Fotos von ihr interessierten. Menschen aus der ganzen Welt waren dann verwundert, mich auf Facebook zu finden und einige bedrängten mich, ein Buch mit den Bildern zu veröffentlichen. Das Ergebnis war, dass Gered Mankowitz, der mit Kate für die Cover der ersten beiden Alben zusammengearbeitet hatte, und ich eine sehr erfolgreiche Ausstellung in der Londoner Snap-Galerie hatten. Wir hatten das mit den Konzerten im Eventim Apollo verknüpft und beide Bücher mit unseren Bildern in einer limitierten Auflage veröffentlicht. Damit hat alles angefangen.

Erzähl bitte ein bisschen, was wir von Deinem neuen Buch erwarten können.

Guido Harari: Im Mittelpunkt von The Kate Inside stehen etwa 300 Bilder aus den zehn Jahren, die ich mit Kate zusammengearbeitet habe. Wie Du vielleicht weißt, haben Kate und ich uns 1982 kennengelernt, als sie gerade auf Werbetour für ihr Album The Dreaming war. Ich hatte damals gerade ein Buch über Lindsay Kemp fertiggestellt, der HOME PAGEja ein paar Jahre zuvor ihr Mentor war, als sie seine Tanzklasse in Covent Garden in London besucht hatte. Kate war von dem Buch offenbar so beeindruckt, dass sie mich einlud, für die nächsten zehn Jahre ihre offiziellen Pressefotos zu machen – für so wegweisende Alben wie Hounds of Love, The Sensual World und The Red Shoes. Die letzte Sitzung mit ihr war dann eine Reportage am Set ihres Films The Line, The Cross & The Curve, in der auch Linday Kemp prominent vertreten ist. Neben den sehr bekannten Bildern wird das Buch zur Fundgrube für Outtakes, und es gibt die dokumentarische Filmerzählung, die bisher praktisch nicht zu sehen war. Dazu kommen Test-Polaroids, Notizen von Kate, Kontaktabzüge, die unterschiedlichsten Andenken und einige ‚Illusion‘ und ‚Fantasien‘ – Bilder, die ich kürzlich mit Photoshop erstellt habe. Ich habe eine Art Tagebuch zu den Foto-Shootings geschrieben und Lindsay hat ein sehr schönes Vorwort beigesteuert. Und er hat mit mir die Deluxe-Edition des Buches signiert.

Ich bin mir sicher, dass Du keine Bilder von Kate veröffentlichen würdest, wo sie vielleicht unvorteilhaft aussieht. Aber wird es auch ein paar lustige Bilder geben? Vieleicht von einem Warm-up zum Foto-Shooting, wo Kate eine Grimasse schneidet?

Guido Harari: Es ist unmöglich von Kate ein schlechtes Bild zu machen. Aber im Ernst: Es wird auch einige lustige Outtakes geben, die einen Eindruck vermitteln, wie solche Sessions ablaufen. Ich habe zum Beispiel Bilder zu einer Sequenz angeordnet, wo man erkennen kann, wie die Kreativität sich steigert, der Höhepunkt erreicht wird und dann wieder abstirbt. Die Dynamik einer solchen Sitzung ist wirklich interessant, weil du nie weißt, wann du das entscheidende Bild im Kasten hast. Und die Sitzungen mit Kate waren immer unglaublich lang. Das konnte auch schon mal 15 Stunden nonstop dauern, ohne Essenspause und nur einem Minimum an Konversation.

Seit ihrer ersten Single in 1978 gehörte Kate zu den am meisten fotografierten Musikerinnen ihrer Zeit. Fast jeder kennt das berühmte Foto von ihr von Gered Mankowitz. Du hast 1982 angefangen mit ihr zusammenzuarbeiten. Wie schwer ist es jemanden zu fotografieren, der schon so bekannt ist?

Guido Harari: Gered hat einen sehr hohen Standard vorgegeben. Seine Bilder sind vermutlich die besten Fotos von Kate, weil er Elemente ihrer frühen Videos genutzt hat, zum Beispiel Referenzen an Tanzszenen, und dem Ganzen einen Touch Hollywood-Glamour verliehen hat. Er hat Kate in eine Ikone verwandelt, und das ist für einen Fotografen nur schwer zu toppen. Als Kate mich damals für das erste Shooting angerufen hat, hatte ich alle möglichen Erwartungen, aber auch ein besonderes Gefühl der Herausforderung. Bis dahin hatte ihr Bruder John Carder Bush mehr konzeptionelle Bilder für die Plattencover entworfen, was aber auch zu einem gewissen Druck führte, mit neuen Ideen vielleicht auch neue Standards zu setzen. Dann fand ich heraus, dass sie im Grunde möglichst authentisch dargestellt werden wollte, und ich sie nicht in eine Diva verwandeln sollte. Ihr hatten meine sehr persönlichen Fotos von Lindsay stark gefallen, und sie hat mich immer ermutigt, sie mit der selben Einstellung zu fotografieren.

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