Guido Harari: Kate, wie man sie noch nie gesehen hat (2/3)

harari2Im September erscheint das neue Buch „The Kate Inside“ von Guido Harari, der mehr als ein Jahrzehnt mit Kate zusammengearbeitet hat. Im Gespräch mit morningfog.de erzählt Guido, was man von seinem Buch erwarten kann, welche Rolle die Musik überhaupt in seinem Leben gespielt hat, wie die Foto-Shootings mit Kate verlaufen sind und er verrät natürlich auch, welches seine Lieblingsfotos von Kate sind. Im zweiten Teil des Interviews geht es vorrangig um die Frage, wie viel Freiheiten Guido bei seinen Fotoaufnahmen hatte.

Es wird immer behauptet, dass Kate sehr nett ist, aber zu jeder Sekunde die volle Kontrolle über ihre Arbeit behalten möchte. Ist es einfach mit ihr zusammenzuarbeiten?

Guido Harari: Es war sogar äußerst ungewöhnlich unkompliziert, eher eine Zusammenarbeit auf einer gemeinsamen Ebene. Sie hat mir vertraut und mich stets ermutigt. Sie hat mit mir stets die Test-Polaroids durchgesehen, bevor wir mit dem eigentlichen Foto-Shooting begonnen haben. Sie hatte auch nie irgendwelche Einwände gegen meine Ideen und war mit dem Ergebnis stets sehr zufrieden. Am Film-Set konnte ich mich vollkommen frei bewegen und sie in jeder Situation fotografieren, selbst als sie ohne Make-Up und mit Lockenwicklern im Haar schlief. Kate hatte immer eine sehr pfiffige Art dich in dem Glauben zu lassen, dass sie einem so sehr vertraut, dass sie dir die volle Kontrolle über die Aufnahmen überlässt, während sie gleichzeitig natürlich entschied, ob die Bilder abgelehnt oder genehmigt wurden. Aber ich habe mich nie in irgendeiner Form eingeschränkt gefühlt. Sie war wie ich auf der Suche, und das hat für einen sehr willkommenden frischen Wind gesorgt. Unsere Zusammenarbeit war schon einzigartig und ist vielleicht bis heute für mich die intensivste und produktivste mit einem Künstler von ihrer Statur gewesen.

Es gibt ein Bild von Brian Griffin, wo Kate als Nonne verkleidet in einem Feld posiert. Inspiriert war das von einem Depeche Mode-Cover. Weiß sie immer genau was sie will, wie sie auszusehen hat, in welcher Pose sie fotografiert werden will, oder gibt es wirklich genug Freiraum auch für Experimente in einem Foto-Shooting?

guido2Guido Harari: Dazu müsstest du vielleicht eher John Carder Bush oder Gered befragen. Sie wusste genau wie sie ihr eigenes Image entwerfen konnte, aber zur gleichen Zeit gab es die Freiheit für Experimente. Ich denke da an die Reihenfolge meiner „Underwater“-Bilder, die ich mit mehrfacher Belichtung angefertigt habe – zu der Zeit gab es noch kein Photoshop. Eine Technik, die sie nicht wirklich verstanden hatte und die sie eher in Unruhe versetzte. Als sie aber die Ergebnisse gesehen hat, war sie vollkommen begeistert. Wie gesagt: Während der langen Shootings gab es Zeit für Experimente, obwohl es kein Konzept gab, solche zu entwickeln.

Was ist für Dich interessanter: Mit einem Bild eine Geschichte zu erzählen – so wie das Brian Griffin in dem erwähnten Fall getan hat -, oder die Portraitfotografie?

Guido Harari: Die Fotografien sind so eine Art Aufzeichnung meiner Begegnungen mit dem Motiv, egal ob sie berühmt sind oder nicht. Ja, sie erzählen Geschichten. Und ich mag es, mich selbst dabei zu überraschen, wie auch die Person vor der Kamera. Bilder sollten immer etwas von dem „Sehenden“ und dem „Gesehenen“ enthüllen. Bekannte Persönlichkeiten zu fotografieren ist eigentlich praktisch unmöglich, weil das eher wie ein Spiel ist. Ideen sind im Grunde Gimmicks, es geht darum etwas vorzugeben, zu posieren, weil der Sinn der Bilder die kommerzielle Nutzung ist, egal ob sie dabei helfen sollen eine Schallplatte, ein Buch oder ein anderes Produkt zu verkaufen. Es gibt da mehr oder weniger keinen Bedarf für Authentizität.

Du durftest am Filmset zu The Line, The Cross And The Curve mit dabei sein. Auch das klingt sehr untypisch für jemanden, der die vollkommene Kontrolle über seine Arbeit und wie er in der Öffentlichkeit gesehen werden will, haben möchte. War das eigentlich Kates‘ Idee, oder musstest Du sie davon überzeugen?

Guido Harari: Siehe meine Antwort weiter oben. Ansonsten war sie es, die mich anrief und zum Filmset einlud, weil es schließlich die perfekte Gelegenheit war, statt der üblichen Studio-Fotos Bilder wie in einer Dokumentation zu erstellen. Sie rief an und sagte: „Ich will, dass du das so machst wie bei Lindsay.“ Also die Authentizität einfangen. Ich glaube, dass sie sich mehr als alles andere genau danach sehnte, als ich mit meinen Kameras ständig um sie herum war. Diese Dokumentation vom Filmset macht rund 40 Prozent des Buches aus und es zeigt eine Kate, wie du sie noch nie gesehen hast – und wie man sie vermutlich auch nie wieder sehen wird.

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