Eine traurige Kate einer glücklichen Frau

kate_closeWenn man über Menschen schreibt, die man kaum oder nur ganz wenig kennt, kann man auf ihre Mimik oder Gestik achten, um sich ein Bild davon zu machen, wie sie in bestimmten Situationen denken oder fühlen. Manchmal reicht aber ein einzelner Satz einer Person, um dieses Bild entstehen zu lassen. Zum Beispiel dieser: „Ich denke man könnte sagen, dass ich – bevor ich Schriftstellerin wurde – ein frustrierter, wütender Teenager war.“ Zur Schriftstellerei später mehr. Sarah Faber lebt seit einiger Zeit in Neu Schottland (Kanada) auf Cape Breton. Sie stammt aus Toronto und hat eine Zeit lang auch in Maine gewohnt. Damals, in Maine, in einer sehr ländlichen Gegend, brauchte sie Abwechslung. Arbeiten konnte sie damals nicht, also musste etwas anderes her. „Ich fühlte mich sehr isoliert dort“, erzählt Sarah und begann an Puppen zu arbeiten. „Ich wollte etwas mit den Händen tun und es sollte gleichzeitig etwas sein, über das ich nicht viel nachdenken musste.“ In dieser Zeit entstand auch die Puppe mit dem Namen Kate, die nicht zufällig Ähnlichkeiten mit Kate Bush hat. Für ihre kleinen Kunstwerke nutzt Sarah ausschließlich natürliche Materialien, Baumwolle, Mohair, Glas, Seide, Ton. Und sie hat eine Vorliebe für die Verwendung alter Materialien. „Meistens habe ich keine Skizze oder Plan, sondern nur eine Idee oder ein Farbschema im Kopf, aus dem sich dann die Puppe entwickelt“, erklärt Sarah. Die fertigen Kunstwerke sind überaus gefragt und absolute Unikate. Ihre Liebe zu Kate Bush hat Sarah übrigens nahezu geerbt. „Meine Mutter hat gerne Kate Bush gehört. Ich erinnere mich, dass mein Vater ihr die Platte ‚Hounds of love‘ geschenkt hat. Und bis kate_longzum heutigen Tag ist das mein Lieblingsalbum. Es ist so vielfältig, einfach wundervoll und dazu gefüllt mit viel Dramatik. Ich liebe es, dass Kate’s Musik immer etwas bizarr ist, ein bisschen überdreht und sich gleichzeitig aber immer sehr aufrichtig anfühlt.” Beeindruckt hat Sarah insbesondere ein Interview mit Kate Bush, das sie vor Jahren einmal gehört hat: „Sie klang so nett und höflich und vermittelte den Eindruck, dass sie ein ganz normales Leben führt, während sie gleichzeitig diese ganze Überdrehtheit in ihre Musik steckt.“ Ein bisschen gefällt Sarah der Gedanke, sich darin wiederzuerkennen. Wer sich ihre Puppen genauer anschaut, wird erkennen, dass sie alle sehr traurig aussehen. „Deswegen werde ich oft gefragt, ob ich ein trauriger Mensch bin“, erzählt sie. Das genaue Gegenteil ist der Fall: „Ich bin wirklich ein sehr glücklicher, zufriedener Mensch und ich habe ein sehr ruhiges, normales Leben.“ Eher sind es die längst vergangenen Zeiten, in denen sie unglücklich war, die sich in ihren Figuren widerspiegeln. Bleibt die Frage, wie jemand, der solch wundervolle kleine Kunstwerke fertigen kann, gleichzeitig noch als Schriftstellerin tätig sein kann. „Wie ich Schriftstellerin wurde, kann ich nicht wirklich erklären. Ich habe schon als Teenager schreckliche Gedichte geschrieben. Ich war ein Einzelkind und musste mich viel mit mir selbst beschäftigen. Viele Konversationen fanden nur in meinem Kopf statt.“ Die einzige Möglichkeit, diese Konversationen loszuwerden, war, sie aufzuschreiben. Als Twen begann sich Sarah für Prosa zu interessieren. Inzwischen hat sie ihren ersten Roman fertiggestellt, der in Brasilien spielt und auf der Familiengeschichte ihrer Mutter basiert – mehr will sie nicht verraten. Nur noch, dass sie bereits am nächsten Roman arbeitet – einem Krimi über einen Mordfall in den 1920er Jahren. Die Kate-Puppe ist übrigens bisher die einzige Hommage von Sarah an Kate, aber möglicherweise nicht die letzte. Und dass sich ein Kate-Fan über das Werk gefreut hat und sie sorfort gekauft hat, versteht sich von selbst.

Wer mehr über die Puppen von Sarah erfahren möchte, wird hier fündig.

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