Herr Böttcher will ein guter Mensch werden

hb3Sind Kate-Bush-Fans andere Menschen? Immerhin haben sie eine Gabe, die einer Superheldenkraft gefährlich nahe kommt: Kate-Bush-Fans können warten! Superman hat den Hitzeblick, wir Kate-Bush-Fans eine Mordsgeduld. Warten macht stark! Soll schon so sein, schließlich bin ich unersättlich, wenn es um neue Musik von Kate Bush geht. Ginge es nach mir, könnte Kate alle drei Monate eine neue Scheibe herausbringen: im Frühling sieben Songs über den Pollenflug, im Sommer sieben Lieder über Stechmücken und im Herbst dann endlich sieben Lieder über Laub. Kein Problem. Ich bin mir sicher, es würden fantastische Alben werden. Mein Hunger ist diesbezüglich unstillbar. Und Kate die Arme? Käme niemals dazu, ihren Haushalt ordentlich zu bewältigen, Wäsche zu waschen oder gar frisches Obst zu essen.
An dieser Stelle möchte ich kurz innehalten und dem Betreiber dieses Blogs danken. Danken dafür, dass er uns durch Installation dieses Zählwerks oben rechts das Warten ein wenig erleichtert. So können alle Kate-Bush-Fans veranschaulicht sehen, wie es gerade in ihren Hirnen aussieht.
Ich wage die Behauptung aufzustellen, dass, wenn es ums Warten geht, die richtigen KB-Fans höchstwahrscheinlich alle ähnlich gestrickt sind. Von Kate können wir niemals genug bekommen. Und jeder von uns säße am liebsten im Spätsommer 2014 zirka 22 mal im Hammersmith. Andere Menschen, selbst dem Kate-Bush-Fan gewogene, können das nicht so richtig nachvollziehen. Bitte verstehen Sie mich jetzt nicht falsch, ich will damit nicht gesagt haben, dass Kate-Bush-Fans andere Menschen sind … oder vielleicht doch? Auf jeden Fall sind wir, die KB-Fans dieser Welt – und es soll davon noch so einige geben – trainiert aufs Warten.
Ganz früher, als manche Menschen noch in Schwarz-Weiß-Fernseher schauten, waren es nur drei Jahre zwischen den einzelnen Kate-Bush-Alben, dann wurden es sogar mal zwölf Jahre, dann immerhin nur sechs Jahre. Kate-Bush-Fans kennen sich mit dem Warten aus wie Madonna mit der Faltencreme. Ich weiß allerdings nicht genau, ob ich Kate all die endlosen Jahre ohne neue Musik wirklich jemals werde verzeihen können. Ich arbeite aber daran. Versprochen. Ich will ja ein guter Mensch werden, so wie Kate einer ist. Ich entdecke ohnehin Ähnlichkeiten zwischen Kate Bush und mir. Ich bin mindestens so gut wie Kate im Staubwischen, nur beim Summen während des Wischens werde ich mit ihr nicht mithalten können.
Was ich Ihnen aber heute eigentlich mit auf den Weg geben wollte: Sollten Sie einmal beim Arzt sitzen müssen… Ich habe mir sagen lassen, dass Kate-Bush-Fans im Schnitt öfter beim Arzt sitzen sollen, als Justin-Bieber-Fans… Das liegt daran, dass … Ach, egal, Sie wissen schon, woran das liegt. Also, wenn Sie mal beim Arzt sitzen sollten und Sie haben schon über drei Stunden gewartet und man hat Sie immer noch nicht zur Frau Doktor Pille mit der großen, runden Brille durchgelassen, und sollte Ihnen gegenüber ein Herr sitzen, der vielleicht sogar schon dort saß, als Sie erst das Wartezimmer betreten haben, und dieser Herr, Ihnen gegenüber, gibt ebenso wie Sie keinen Mucks des Missbehagens von sich, sondern ist ein geduldig wartendes Wesen… Dann kann es sich doch nur um einen Kate-Bush-Fan handeln, oder? Ich rate Ihnen in diesem Fall: Fragen Sie doch einfach mal nach! Und sollte er kein Fan sein – Ausnahmen bestätigen die Regel – dann haben Sie jetzt die Chance, ihm etwas von Kate zu erzählen, verkürzt auf jeden Fall die Wartezeit, die Wartezeit auf den Arzt und irgendwie auch die Wartezeit auf Kate. Und wenn Sie sich mitten im Gespräch befinden, dann könnten Sie ihm auch raten, dass er sich auf gar keinen Fall irgendeine Pille verschreiben lassen soll, Sie würden da ein viel besseres Rezept wissen: Take a papaya. You like a guava? Grab a banana and a sultana. Rip them to pieces, with sticky fingers. Split the banana. Crush the sultana. […] Eat the music!
LG, Herr Böttcher

Herr Böttcher fährt nach London. Zu Kate. Und wir begleiten ihn. Oder er uns.
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1 Kommentar

  1. Auch das Warten auf die Kolumne hat sich gelohnt, insofern war die Schreibpause schlüssig.

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