Im Sommer 2013 habe ich die amerikanische Autorin Richelle Mead für mich entdeckt, die mit Buchreihen wie „Vampire Academy“, „Dark Swan“ und „Bloodlines“ den Buchmarkt erobert. Mit dem Begriff „Urban Fantasy“ lassen sich die spannenden, amüsanten und spritzig-erotischen Geschichten der 1976 in Michigan geborenen Autorin um Engel, Dämonen, Vampire, Elfen und Schamanen passend umschreiben. Richelle Mead versteht es, leicht und flüssig zu erzählen, gekonnt Spannungsbögen aufzubauen und gewinnt die Sympathie ihrer Leserschaft u.a. durch geschicktes Einbinden der Populärkultur. In „Succubus Heat“ aus ihrer „Georgina Kincaid“ Reihe stieß ich auf ein lieb gewonnenes Zitat.
In Kapitel 10 greift die Protagonistin vor dem Einschlafen zur Bettlektüre – dem neuesten Roman des Bestsellerautoren Seth Mortensen, der auch ihr Exfreund ist. Georgina erzählt: (…) Es war pure Eitelkeit zu vermuten, Zeichen meiner Zeit mit Seth in dem Buch wiederzufinden. Doch als ich umblätterte, wurde ich stutzig. Vor das erste Kapitel setzte Seth immer ein Zitat, etwas aus einer Rede oder möglicherweise auch einen Vers aus einem Gedicht, das relevant für das Buch war. Dieses Mal stammte es aus einem Lied:
And if I only could / I’d make a deal with God / And I’d get him to swap our places
– “Running Up That Hill”, von Kate Bush
Ich las den Songtext einige Male und fragte mich, ob die Worte mehr bedeuteten oder ob nur ich eine Bedeutung in sie legte. Ich hatte den Song vor langer Zeit einmal gehört, er war poppig und synthiemäßig, wie es typisch war für die Musik der Achtziger. (…)
Später in der Geschichte fragt Georgina Seth: „Was hatte das Zitat am Anfang zu bedeuten? Der Kate-Bush-Songtext darüber, einen Pakt mit Gott einzugehen?“
„Du solltest dir die Coverversion dieses Songs von Placebo anhören. Das wird dich umhauen.“ Seth sah mich vielsagend an. „Du denkst, da steckt eine verborgene Bedeutung dahinter?“
„Es gibt immer eine verborgene Bedeutung. Du hast es hineingeschrieben, nachdem du mich kennen gelernt hast, oder?“
„Ja (…) ich vermute, dass es auch mit uns zusammenhängt.“ Sein Blick verlor sich in dem Panorama, das sich um uns herum ausbreitete. „Ich weiß es nicht. Wir mussten mit so vielen Schwierigkeiten klarkommen (…) was können wir schon ausrichten? Nichts – na ja, außer wir machen es so, wie ihr das bei euch handhabt, und gehen einen Pakt mit dem Teufel ein. Aber weshalb? Warum können wir nicht stattdessen mit Gott paktieren?“
Trotz ihrer leichtfüßigen Erzählweise vermag Richelle Mead ihre Leser immer wieder tief zu berühren, was der hier gekürzt wiedergegebenen Dialog mit dem RUTH-Zitat zeigt. Warum aber schweift eine moderne Autorin wie sie hier zurück in die Achtziger? Auf ihrer Autorenseite gibt sie die Antwort darauf: „I also think music was perfected in the 1980s. But not clothing.“ Wohl wahr! Beate Meiswinkel
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