Kay Ray und Kate Bush? Kann das funktionieren? Ich muss gestehen, dass ich um sehr viele Interpretationen von Kates Werk einen weiten Bogen schlage. Aber eine Hommage an Kate Bush …? Im Zeitalter der bis ins letzte Detail inszenierten Selbstdarstellung ist die Hommage eine rare Kunstform geworden. Kay Ray weiß das und ist der Aufgabe gewachsen, Kate einem neuen Publikum näher zu bringen. Was er mit dem Subjekt seiner Verehrung gemeinsam hat, sind Mut zur eigenen Kunst und Authentizität. Die political correctness, das sprachliche Herumdoktern an Symptomen ist nicht seins. So wie Kate schon in ihren ersten Songs gesellschaftliche Tabus aufgegriffen hat, konstatiert Kay Ray mit diebischer Freude, dass er heute auf seiner Bühne gerne auch mal sprachlich inkorrekt daherkommt – auch wenn ihm dadurch ein Engagement flöten geht …
Was das mit Kate Bush zu tun hat? Viel, wenn nicht alles. Aus Kay Ray spricht während des ganzen Abends tiefste Bewunderung für eine Künstlerin, die sich im Laufe ihrer Karriere ebenso wenig verbiegen ließ wie er in seiner eigenen. Liebevoll dechiffriert Kay Kates Musik, singt einige ihrer bekanntesten Titel. von Army Dreamers, Babooshka, Running Up That Hill über Cloudbusting bis zum eher unbekannteren und leicht verschrobenen Song über Mrs. Bartolozzi und ihre Waschmaschine. An den hohen Tönen der frühen Kate Bush vergeht er sich klugerweise nicht. Immer wieder schlägt er den Bogen von Kates Texten zu politischen Ereignissen der letzten Jahre, aber sobald er in schwieriges Fahrwasser gerät, spielt Pianist Fabian Schubert mahnend die ersten Akkorde von Wuthering Heights an. So schwingt stets eine gewisse Selbstironie mit, und es darf beim Song And Dream Of Sheep auch mal über Kate gelacht werden: „If they find me racing white horses; They’ll not take me for a buoy. Häh? Wenn ich ein Rennen mit weißen Pferden veranstalte, werden sie mich nicht für eine Boje halten? Was hat die denn geraucht?!“
Des Rätsels Lösung: Die weißen Pferde stehen für den schäumenden Wellenkamm, auf dem Schiffsbrüchige möglichst lange ausharren sollen, damit das blinkende Licht ihrer Schwimmweste gesehen wird. Kay Ray lernte das während seines Engagements auf Kreuzfahrten. Ein leises Raunen geht durch das Publikum … Nein, Kate Bush ist nicht verrückt, sondern authentisch und klug. Wie alle guten KünstlerInnen hat sie ihren Finger am Puls der Zeit. Nach drei sehr unterhaltsamen Stunden endet die Show. Ich wage zu behaupten, dass die meisten Besucher wegen Kay Ray in den Saal gekommen sind. Und ich bin überzeugt, dass mehr Kate-Bush-Fans zum Ende der Veranstaltung herausgegangen sind als ursprünglich gekommen waren.
Kay Ray: Eine Hommage an Kate Bush / Premiere im Hamburger Lustspielhaus / Text und Fotos: Bettina von Stockfleth
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