Warten auf ein Zeichen aus der Stille

Ein Jahr ist es jetzt her, dass ich meinen letzten Beitrag für das Song-ABC geschrieben habe. Seit Monaten habe ich Notizen fertig für einen Beitrag zu „Nocturn“. Ab und zu fragt Burkhard nach, wie weit ich bin. Und ich vertröste ihn auf den nächsten Monat. Mir fehlt der Antrieb, aus den Notizen einen Beitrag zu machen. Was sind die Gründe, dass ich nicht vorankomme?
Uns allen liegt die Pandemie auf der Seele. Bei mir hat das in den ersten Monaten zu einer Schreibblockade geführt, aber das ist überwunden. Der Krieg belastet mich, erlaubt keine Fröhlichkeit – beim Schreiben von Texten behindert es mich nicht. Ich schreibe mit Freude laufend Texte zu Opern- und Konzertaufführungen für die Gesellschaft der Freunde des Opernhauses Hannover, es geht mir gut von der Hand. Warum gelingt es mir gerade nicht mehr so mit Texten zu Kate Bush?
Ich gebe es zu, ich habe den Kontakt zur Musik von Kate Bush verloren. Das klingt hart, aber es ist ehrlich. Es ist wohl nur vorübergehend, das hoffe ich jedenfalls, aber es ist gerade so. Ich habe die Hoffnung verloren, dass noch einmal neue Musik von Kate Bush kommt. Es ist jetzt elf Jahre her seit „50 Words for Snow“, dem letzten Album mit Neuem. Im Jahr 2014 gab es die Konzertreihe, mit einem Live-Album, aber das war es dann. Ein großes Schweigen setzte ein. Jahr für Jahr wartete ich auf ein Zeichen, aber es kam kein Zeichen. Die Pandemie kam, andere Künstler nutzen die Isolation für neue Alben. Kate Bush ist dafür bekannt, dass sie in der Stille arbeitet, aber von ihr kam aus dieser Stille nichts außer Schweigen. Arbeitet sie an Musik oder nicht? Oft stellte ich mir diese Frage. Ja, es ist ihre Sache, wie sie ihre Zeit verbringt. Es ist aber meine Sache, wie ich darauf reagiere. Und ich habe die Hoffnung auf Neues verloren – und langsam immer mehr auch das Interesse an ihrer Musik. Anderes hat den Platz eingenommen in meinem Kopf. Ich bin emotional herausgesprungen aus dem Kosmos ihrer Musik. Das Rad dreht sich nicht mehr.
Kann sich das bei mir ändern? Ja, ganz bestimmt, ich gebe die Hoffnung nicht auf. Aber ohne ein Zeichen fällt es mir schwer, mich auf ihre Musik zu konzentrieren. Ich interessiere mich offenbar nicht für etwas Totes, ich brauche Leben, ich brauche Vorfreude. Ein Zeichen aus der Stille würde mich wahrscheinlich schnell wieder entflammen! So aber wäre das Schreiben eines Beitrags mehr Arbeit als Vergnügen. Und ich kann Texte eben nur aus Freude schreiben. Kate Bush, ich bitte Dich: mach mich froh! Mach uns froh, wir warten auf ein Zeichen! Achim

4 Kommentare

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  1. Wunderbar geschrieben. Diese Zeilen sprechen mir aus der Seele.

  2. Du sprichst mir aus der Seele, Achim!

    • Rainer Sanne auf 23. April 2022 bei 07:32
    • Antworten

    Geht mir ähnlich damit. Es ist wie ein Trip in die Vergangenheit ! Rainer

    • Labonika auf 23. April 2022 bei 01:00
    • Antworten

    Geht mir genau so. Ich brauche Austausch und Leben. Und es ist zum ersten mal so, dass ich a) die Hoffnung verloren habe und b) die Geduld. Letzteres war nie ein Problem, aber bei der Fülle an Krisen ist es mir einfach zu unwichtig geworden, auf irgendwas zu warten.

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