Mammut-Projekt: Alle Songs von Kate covern!

Youtube-Screenshots: Eberhard Gill

Von Eberhard Gill

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Als eingefleischter Kate Bush-Fan bin ich ständig auf der Suche nach Neuem. Und da sich Kate mit einem neuen Album, wie so oft, rar macht, suche ich die Reflektion ihres Werkes in den Augen und Ohren anderer. Dabei durchforste ich ab und an Youtube nach neuen Kommentaren und Covern und komme mir dabei vor wie ein Spürhund, der versucht, aus den feinsten, flüchtigsten Spiegelungen ihres Werkes bei anderen etwas Neues zu entdecken.
Bei einer dieser Entdeckungstouren bin ich schon im Dezember 2020 über ein Video gestolpert, das mich im wahrsten Sinne des Wortes aufhorchen ließ. „Yuri Kono Kate Bush“ ist ein Projekt von Yuri Kono, einer Musikerin und großem Kate Bush-Fan, die sich ein unglaubliches Ziel gesetzt hat: Jeden veröffentlichten Song von Kate zu covern! Yuri Kono erläutert, wie sie es in ihrer Projektankündigung sagt, dass sie damit dem Verständnis von Kates Werk näher kommen will, um es vielleicht sogar ein wenig durch Kates Augen zu sehen. Yuri Kono spricht von einem Abenteuer und einer Herausforderung, die dieses Projekt für sie bedeutet. Und tatsächlich hat sich Yuri Kono im Januar auf die Reise begeben. Seit Beginn diesen Jahres postet sie jeden zweiten Sonntag ein Cover eines Songs aus dem Album „The Kick Inside“ in ihrem Video-Kanal, ganz schlicht und klassisch nur mit Stimme und Klavier. Und nicht nur das. In jeder darauffolgenden Woche erscheint ein kurzes Video, in dem sie über ihre Erfahrungen mit diesem Cover spricht.
Nun, wer ist Yuri Kono? Es ist nicht ganz einfach etwas über sie zu erfahren, aber glücklicherweise ist das Internet zu einer mächtigen Suchmaschine geworden. Yuri Kono ist eine in Japan geborene Musikerin, Sängerin und Pianistin, die in England wohnt. Ihre eigene Musik wird als eine Kombination von westlicher (experimenteller) Musik und japanischer Musik, zum Beispiel Anime-Musik, beschrieben. Als musikalische Inspirationen nennt sie Joe Hisaishi, Björk und eben Kate Bush, und wer sich einen Eindruck ihrer eigenen Musik verschaffen will, kann dies mit dem Video „Snowstorm“ von Sofar Sounds (Songs from a Room) machen.

Als Nichtmusiker kann ich nur erahnen, welche Anforderungen bei jedem Cover zu meistern sind. Zunächst die technischen, also das Umsetzen der Musik in eine Klavierbegleitung, dann Text- und Stimmbeherrschung und wohl nichts als üben, üben, üben. Und darüber hinaus die intellektuelle und emotionale Auseinandersetzung mit dem Inhalt, Kontext und der Art und Weise, wie Kate selbst den Song singt. Und dann schließlich Aufnahme und Reflektion in einem eigenen Video. In einem Kommentar auf Youtube wird sie folgendes gefragt: „Wer bist Du, Yuri Kono, wenn Du singst? Kate sagte, dass es nicht sie persönlich ist, die singt, sondern die Person im Song singt in diesem Moment. Deshalb frage ich mich: Ist es nun Yuri Kono, die singt, oder ist es Kate Bush, oder singst Du wie die Person im Song, oder singt Du, wie Du denkst, dass Kate Bush über die Person im Song denkt?“ Freundlicherweise hat Yuri darauf geantwortet und sagt: „Wenn ich Kates Songs singe, fühle ich sie sehr stark, vielleicht die Person, die sie in jedem Song ist. Ich liebe es einfach, mich in ihre Welt zu begeben, oder in ihre Welten. Es ist sehr magisch.“ Und abgesehen von der Intensität und Qualität der Cover, denen man die Sorgfalt ansieht, mit der sie gemacht sind, sind ihre Reflektionen zu den Covern für mich besonders interessant, auch weil sie als Musikerin so viel erklären kann. In ihrer Reflektion zu „Strange Phenomena“ analysiert sie die musikalische Brücke vor dem Refrain und ist begeistert von „dem wunderschönen Blumenstrauß, der sich hier formt und der mit der nächsten Melodielinie vollends erblüht“. Aber Yuri teilt eben nicht nur ihre musikalischen Erfahrungen, sondern sie lässt die Zuschauer und Zuschauerinnen teilhaben an ihren Entdeckungen, ihren Überraschungen, ihren Herausforderungen, ihren Zweifeln, an ihrem Widerstand und dessen Überwindung, an ihrer Freude. Sich jede Woche stundenlang mit Kates Songs auseinanderzusetzen, das stelle ich mir als große Herausforderung vor. Und mit der Intensität, mit der sie das tut, denke ich, kommt sie als Musikerin Kate und ihrem Werk näher als viele andere.
Ein bisschen Neid kommt da bei mir sicher auf. Aber die Ernsthaftigkeit dieser Auseinandersetzung ist wohl auch eine enorme, persönliche Herausforderung und ein Selbsterfahrungsprojekt ersten Ranges, denn obwohl man beängstigend tief in Kates musikalische Welt eintaucht, ist es doch auch die eigene Persönlichkeit, die man hier spiegelnd entdeckt. Man kann gespannt sein, wie sich dieses Projekt über die Zeit hinweg entwickeln und verändern wird.
Was für ein Projekt! Was für ein Abenteuer! Viel Erfolg, Yuri Kono!

Interessanterweise hat Yuri Kono dann noch genau in dem Moment, als Eberhard seinen Beitrag für den Blog fertig hatte, eine kleine Überraschung parat. In wenigen Tagen hat sie die Cover von The Kick Inside abgeschlossen und will am 4. Juli in einem Live-Stream drei Songs von TKI live spielen. Die kann man per Kommentar oder Message auf ihren Social Media-Kanälen mitbestimmen. Die Details dazu gibt es im Video.

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