Musik von einem anderen Stern

Wenn Kate Bush der Fixstern im musikalischen Universum ihrer Fans ist, dann verstehen das einige ihrer Fans wortwörtlich. So gibt es im Netz zahlreiche Seiten, auf denen aus einem Bezug zu New Age-Themen sehr schnell die verworrensten Theorien werden. Die absurdeste davon: Kate ist eigentlich gar nicht Kate sondern die Reinkarnation eines Außerirdischen vom Stern Sirius, auch Hundsstern genannt (womit man schon den Bezug zu Hounds of Love hätte) und passenderweise auch der hellste Stern am Himmel. „Die sirianischen Seelen kommen in vielen Aussehensformen vor, die meisten als Delphine und Wale“, heißt es ganz ernsthaft auf einer Seite, die nicht unbedingt dem Song Moving gewidmet ist. Und kommt man nicht als Wal oder Delphin auf die Erde (die Entfernung beträgt übrigens schlappe 8,6 Lichtjahre), dann eben als Reinkarnation: „Eine weitere Art, in welcher die Sirianer als physische Form auf der Erde erscheinen, ist als Mensch. Das sind Wesenheiten, die ihre überwiegende Lebenszeit in einem sirianischen Körper verbrachten, aber gewählt haben, als Erdenmenschen, entweder von Geburt an, oder als so genannte Walk-In Seele.“ Praktisch. Dass Kate ihre überwiegende Lebenszeit in einem sirianischen Körper verbringt, diese Erkenntnis verdanken wir dieser Seite. Glücklicherweise sind die Macher der Seite nämlich in der Lage, mit den Sirianern zu kommunizieren. Sie stellen Fragen, die Sirianer antworten – allerdings nicht unbedingt auf die konkreten Fragen. Immerhin erfahren wir von „37Zku95c Velnloch”, einem hochrangigen Vertreter der Sirianer: „By living people we can say that the English pop singer Kate Bush and the Norwegian UFO researcher Knut Åsheim are incarnated from the Sirius system.“ Natürlich hat Kate all das selbst ausgelöst, wie Ufologe Robert Moore ernsthaft in seinem 17-seitigen Essay „The Kate Bush Mysteries“ nachweist. Schließlich war sie es, die Anfang der 1980er Jahre über eine Ufo-Sichtung in Schottland gesprochen hat. Und: Natürlich sind ihre Songs voll von Andeutungen über Ufo-Sichtungen und außerirdisches Leben. So geht es beispielsweise in Strange Phenomena natürlich um Astrologie, Reinkarnation und Ufos.

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Und weil sie in Them Heavy People den Esoteriker George Ivanovich Gurdjieff erwähnt, sich später in Cloubusting auf den Psychoanalytiker Wilhelm Reich bezieht, in King Of The Mountain Elvis wieder zum Leben erweckt oder in Hello Earth ihre Ufo-Sichtung verarbeitet („I get out of my car/Step into the night/And look up at the sky/And there’s something bright/Traveling fast/Look at it go/Look at it go“), wird sie im Buch „Abduction“ von Jenny Randles 1988 kurzerhand zur Präsidentin einer Ufo-Gruppe eines westlichen Landes erhoben. Geheime Botschaften vernehmen wir nach Robert Moore noch in vielen anderen Songs von Kate. In den Lyrics zu Violin taucht das Wort „Banshee“ (Frau aus dem Feenreich, Geisterfrau) auf, auf der Cover-Rückseite von Never for Ever wird Kate als „bat-woman“ abgebildet. Das sie vorher schon zu Kite auf The Kick Inside auf dem Back-Cover durch die Lüfte schwebt, ist dem Autor wohl durchgegangen. Dazu passt vermutlich auch, dass Nick Price, der unter anderem das Cover für NFE entworfen hat, Kate für das Tourprogramm als Sky-Lady gezeichnet hat. Oder: Weil Wuthering Heights in einer Vollmondnacht geschrieben worden sei, tauche in Strange Phenomena auch die Textzeile „Soon it will be the phase of the moon/When people tune in“ auf und deswegen würde bis hin zu December will be magic again auch der Mond immer wieder auf den Covern auftauchen. Noch verrückter wird es, wenn besagte Nacht, zu der Wuthering Heights geschrieben wurde, der Vollmond natürlich im Sternzeichen des Löwen stand und sich somit erklären ließe, warum eine LP Lionheart heißt und bei December will be magic again der Weihnachtsmann als Löwe dargestellt wird. „Zu den Formen paranormaler Phänomene in Bushs Texten gehören Auren, Geister und Out-Of-Body-Erfahrungen, Spiritualismus, vergangene Leben, Reinkarnation und Karma“, schreibt Ufologe Robert Moore weiter. Immerhin kommt er nach eifrigen Recherchen zu dem Ergebnis, dass die Geschichte aus dem Buch „Abduction“ sich nicht belegen lässt und auch die Geschichte, Kate sei eine Gesandte der Sirianer, hält selbst er für bekloppt.

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