Seit 30 Jahren ist die Schweizer Ethnologin Dr. Eva Keller eng mit dem Land Madagaskar verbunden, hat dort mehrere Jahre gelebt, geforscht, die Menschen und ihre Kultur kennengelernt. Dieses Wissen nutzt Eva Keller, um als Kuratorin im „Forum Schlossplatz“ in der Gemeinde Aarau zu arbeiten. Das Forum ist ein Ort, an dem man „sich mit kulturellen und gesellschaftlichen Zeitfragen auseinandersetzt. In Ausstellungen mit Begleitprogramm werden Themen aus Kultur, Kunst und Gesellschaft aufgegriffen und zur Diskussion gestellt“, das alles in einem historischen Umfeld. Noch bis zum 1. Oktober gibt es eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Teny, Tany, Tantara. Madagaskar hören“. Und weil die Musik ein wichtiger Bestandteil der Kultur Madagaskars ist, hat Eva Keller im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe zwei besondere Gäste eingeladen: den Musiker Justin Vali, der aus Madagaskar stammt, und Paddy Bush, der mit Vali eng befreundet ist und das Land mehrfach bereist hat. Paddy Bush wird am 21. September in Aarau zu Gast sein. „Paddy ist fasziniert von diesem Land und vor allem ein sehr guter Erzähler. Er wird etwa eine Stunde lang von der Musik dieses Landes berichten und hat natürlich auch mehrere Instrumente dabei, auf denen er dann Kostproben geben wird“, erzählt Eva Keller in einem Telefonat. Aber wie gelingt es eigentlich, Paddy Bush für solch einen Auftritt in der Schweiz zu begeistern? Die Antwort ist simpel: „Wir sind befreundet“, sagt Eva Keller. Die Ethnologin hat vor ein paar Jahren eher zufällig einen der beiden Filme gesehen, die Paddy auf Madagaskar gedreht hat – und war begeistert. Dazu gibt es noch eine kleine Vorgeschichte: Madagaskar ist für Wissenschaftler ein äußerst interessantes Land. Eva Keller: „Es gibt unzählige Dokumentationen über dieses Land, weil Madagaskar für seine Tier- und Pflanzenwelt sehr berühmt ist. Alle Biologen tummeln sich da. Vergessen wird dabei aber immer wieder, dass in diesem Land auch 23 Millionen Menschen leben.“ Die würden dann eher so dargestellt, dass sie nicht mal in der Lage seien, den Wert dieser Flora und Fauna zu erkennen und zu beschützen, ärgert sich Eva Keller. Genau das sei bei den Dokumentationen „Rakotozafy – Like A God When He Plays“ und „Rambala“ anders gewesen. Da standen die Menschen im Mittelpunkt, ihre Kultur, ihre Musik. Für eine Ethnologin ein Glücksfall. „Ich war so begeistert, dass ich wissen wollte, wer dieser Paddy Bush ist. Also habe ich ihn über die Filmproduzentin kontaktiert.“ Seitdem stehen sie in engem Kontakt, wenn Eva Keller in London ist, treffen sie sich. Dass Paddy der Bruder von Kate Bush ist, für die Eva Keller zu „Wuthering Heights“-Zeiten ebenfalls geschwärmt hat, bis sie sie danach wieder aus den Augen verloren hat, wusste sie damals noch nicht – das hat ihr Paddy erst später erzählt. Für Eva Keller spielt das aber auch keine große Rolle, weil sie die Leidenschaft für das Land Madagaskar teilen. Die Verbindung zu Kate wird allerdings bei dem Vortrag von Paddy in Aarau dann doch eine Rolle spielen. Schließlich war er es, der Kates musikalischen Horizont um Einflüsse aus anderen Ländern geweitet hat – zum Beispiel die madagassischen Einflüsse auf „The Red Shoes“, der georgische Chor auf „Hello Earth“ oder die Songs mit dem Trio Bulgarka. Ganz abgesehen davon hat Paddy als Instrumentenbauer bei Songs von Kate immer wieder für europäische Popmusik eher exotische Instrumente gespielt. Auf „The Red Shoes“ war es dann die Valiha, ein madagassisches Instrument, das letztlich ähnlich gestimmt wird wie ein Klavier. „Paddy kann die Valiha hervorragend spielen, obwohl er genau genommen eine rechteckige Valiha nutzt, die Marovany. Und er hat natürlich eine enge Verbindung zur Popmusik, was seinen Vortrag nochmal besonders spannend macht“, beschreibt Eva Keller. Besonders ist auch die Art und Weise, wie man im „Forum Schlossplatz“ mit dem eigenen Anspruch, Themen aus Kultur, Kunst und Gesellschaft aufzugreifen und zur Diskussion zu stellen, umgeht. Beim Konzert von Justin Vali Ende August, der immerhin als der berühmteste Valiha-Spieler der Gegenwart gilt und von seinem langjährigen Duopartner, dem Gitarristen Doudou, begleitet wurde, hat sie vorab noch einen Workshop mit einer Schulklasse organisiert – die 13-jährigen Schüler waren begeistert „und Justin Vali und Doudou haben sich sehr viel Mühe gegeben, ihr Wissen zu vermitteln und haben für die Kinder gespielt, als ob sie vor einem Publikum von 500 Leuten gesessen hätten“, erzählt Eva Keller. Deutlich wird das aber auch in der Ausstellung selbst. „Wir haben keine Bilder in der Ausstellung. Man muss sich darauf einlassen, Madagaskar zu hören. Das kommt bei den Besuchern sehr gut an. Wir zeigen in einem Raum zum Beispiel die beiden Filme von Paddy und erleben, dass die Besucher sich sehr viel Zeit nehmen“, erzählt Eva Keller. Und was sie besonders freut: „Es kommen auch Menschen aus Madagaskar zu uns, die in der Schweiz leben.“ Eben die Menschen, die es der Ethnologin so angetan haben. „Man kann das schlecht beschreiben. Aber die Menschen auf Madagaskar haben etwas sehr warmes, menschenfreundliches. Im Englischen würde man von ‚kindness‘ sprechen.“ Und die sehr spezielle madagassische Musik passt sehr gut zu den Menschen, findet Eva Keller: „Die Musik ist sehr wohlklingend für europäische Ohren. Der Klang ist nicht fremd und die Melodien sind sehr fröhlich und beglückend, sehr emotional. Aber die Rhythmen sind sehr ungewohnt und vor allem für Europäer sehr schwer zu spielen.“ Wie schwer, wird Paddy bei seinem Vortrag in Aarau erklären. Alle Infos zu dieser besonderen Veranstaltung am 21. September gibt es hier; wer mehr über Paddy und seine Vorliebe für die Musik Madagaskars erfahren will, wird bei der BBC fündig.
Sep. 10 2017
Der Mensch und die Musik im Mittelpunkt
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Homeground
Es hat ein bisschen länger gedauert, bis nun auch der zweite Band der Homeground-Anthologie vorliegt, aber jetzt ist er endlich bestellbar. Die Details, wo man das Buch bekommt, gibt es hier.
Über mich
Als am 9. Februar 1978 Kate Bush erstmals im Fernsehen auftrat und das in der WDR-Sendung "Bio's Bahnhof", saß ich vor dem Fernseher. Ich war damals 14 und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus - ich war die Musik von Abba gewohnt, so was hatte ich noch nie gesehen oder gehört. Später verlor ich Kate dann wieder aus den Augen, um spätestens seit den Alben "The Dreaming" und "Hounds of Love" zum noch größeren Fan zu werden. Ein bisschen Leidensbereitschaft gehört auch dazu, wenn man wie auf das Album "Aerial" ganze zwölf Jahre (!) warten muss - aber bis heute empfinde ich die Musik von Kate als Bereicherung meines Lebens. Meine zweite Leidenschaft: unser Oldtimer - eine DS (ID) von Citroen, Baujahr 1968. Damit kurven wir gerne durch die Jülicher Börde - die Region, in der ich als Redakteur für eine Tageszeitung arbeite.
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