Irgendwo in der Tiefe gibt es ein Licht…

koreaPilotenstreik, Vulkanausbruch, Terrorwarnung – alles Peanuts. Richtig spannend wird es erst am Checkin-Schalter. Einchecken nicht möglich, die Systeme funktionieren nicht. Leichte Nervosität, zumal die auch fünf Minuten später noch nicht funktionieren. „Haben Sie schon eingescheckt?“ Was für ne blöde Frage, warum steh ich denn vor dem Schalter?? „Dann haben Sie noch keinen Sitzplatz!?“ Doch, habe ich. Steht schließlich auf dem Ticket drauf. 5F – 5. Reihe, Fenster. Und dann kommt die Nachricht, mit der ich nicht gerechnet hatte: Durch den Streik muss ein anderes Flugzeug eingesetzt werden, und das ist kleiner und überbucht. Ich bin auf der Warteliste und dem Nervenzusammenbruch ziemlich nah. Alles zetern, jammern und betteln hilft nichts. Auch nicht, dass ich zu einem Konzert muss, auf das ich seit drei Jahrzehnten warte. Wir sind übrigens zu dritt. Eine Frau, die ihre Tochter in London besuchen möchte und erstmals alleine fliegt („Da muss was schiefgehen“) und ein Pathologe, der zu einem fünftägigen Kongress nach London will. In Gedanken fahre ich schon nach Hause, um mich ins Auto zu setzen und nach London zu brettern. Oder ein Zug ab Köln, egal wie teuer. Im Standby-Modus geht’s zum Gate, einer nach dem anderen steigt ein – bis auf drei. Alle Plätze belegt. Tief durchatmen. Irgendwo in der Tiefe gibt es ein Licht. Auch für mich. Zurück zum Checkin-Schalter. Alle sind sehr bemüht. In zweieinhalb Stunden geht ein Flieger ab Düsseldorf. Die Airline ist großzügig, spendiert Geld, ein Frühstück und einen Taxigutschein, kümmert sich um das Gepäck. Das dauert. Und dauert. Hektische Blicke auf die Uhr, schnell ins Taxi, ab nach Düsseldorf. Ab in den Flieger, ab nach London. Mit der U-Bahn geht’s nach Hammersmith, ein Schritt vor die Tür und ich steh direkt vor der Halle. Und ich mache genau das, was alle anderen später auch machen werden: als erstes die Kamera zücken. Dann einmal um die Kirche, wo schon das Essen vorbereitet wird und ab ins Hotel. Ne Runde schlafen und ausruhen hatte ich mir fest vorgenommen. Schlafen? Nicht dran zu denken. Der Wecker könnte nicht funktionieren oder ich so tief schlafen, dass ich erst nach dem Konzert wach werde. Man darf sein Glück nicht herausfordern. Um 15.30 Uhr dann brav in der Warteschlange anstellen. Alle sind positiv angespannt. Ein Pärchen neben mir kommt aus Holland, ein junger Mann aus Michigan und einer ist aus Süd-Korea – ohne Ticket, trotzdem extra eingeflogen in der Hoffnung jemanden zu finden, der noch ein Ticket übrig hat.

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