Wenn Matt Taylor Hobbs seine kleinen Kunstwerke beschreiben soll, wird er fast lyrisch: „Es sind fantasievolle Illustrationen, die die besten Teile von bekannten Musik-Videos darstellen oder interpretieren. Sie werden auf kleinen, fiktiven und schwimmenden Inseln gemalt, die über dem Boden zu schweben scheinen. Und sie feiern das Medium der schönen Musikvideo.“ Man könnte es auch anders formulieren: Matt hatte ein verdammt simple, aber schöne Idee. Für eine Freundin hat er regelmäßig als Geschenk eine CD mit aktuellen Hits zusammengestellt und dazu das entsprechende Cover selbst gestaltet. Es kam die kleine Insel zum Einsatz, auf der er Alltagsszenarien abbildete. Und irgendwann war da diese Idee: Warum nicht auf der fiktiven Insel die wichtigsten Elemente aus einem bekannten Musikvideo platzieren, statt jedes Mal ein neues Szenario zu entwerfen. Eine Idee, die Matt seitdem nicht mehr losgelassen hat. Also schafft er, wie er es selbst ausdrückt, „kleine Plattformen, wie die Architekten die Welt eines Video erschaffen, ganz so, als ob es eine reale aber separat fließende Welt sei, die man hypothetisch besuchen könnte.“ Dazu greift sich Matt die wichtigsten Szenen heraus, die das Video einzigartig und interessant macht, nutzt also die gleiche Bildsprache. Der Effekt: Mit einem Blick auf eins seiner Bilder kann man ein ganzes Video sehen, was zu ganz unterschiedlichen Reaktionen führen kann. Hat man das Video als filmischen Ablauf noch im Kopf, erzählen die von Matt ausgewählten und neu zusammengestellten Szenen genau die bekannte Geschichte. Noch spannender kann es allerdings sein, sich allein anhand des Bildes von Matt das passende Video dazu auszudenken.
Das erste Bild, bei dem er diese Technik angewandt hat, war sein absolutes Lieblingsvideo „Smooth Criminal“ von Michael Jackson. Fünf bis neun Stunden arbeitet er an seinen Bildern. „Ich liebe Musik und Kunst. Und mit diesen Bildern kann ich beides verbinden“, erzählt Matt, der Grafik-Design studiert hat und sich nun der Illustration widmet. Musikalisch stehen bei ihm Björk, Michael Jackson, Madonna, Jamiroquai, Bat For Lashes and Radiohead hoch im Kurs – und Kate Bush, von der er zehn Videoclips zu seinen „Floating Islands Videos“ verarbeitet hat. Matt ist mit 25 Jahren sicher nicht der typische Kate-Fan. Auf sie aufmerksam geworden ist er über einen Umweg: „Ich habe als Radiomoderator und Programmproduzent gearbeitet. Einer meiner Jobs war, die passende Musik rauszusuchen. Dabei hatte ich schon immer die Gewohnheit, sowohl alte als auch neue Bands zu entdecken. Irgendwann bin ich auf die französische Sängerin Emilie Simon gestoßen, die in einem Artikel mal erwähnt hatte, dass sie sich von Kate Bush habe inspirieren lassen. Ich kannte von Kate nur „Wuthering Heights“ und „Babooshka“ und hab dann ihren kompletten Backkatalog durchstöbert.“ Speziell die Videos haben Matt dann nicht mehr so ohne weiteres losgelassen. „Ich finde, dass Kate Videos sehr persönlich sind und vor allem sehr nah an ihrer Vision von ihrem Lied. Text, Musik und das Video bilden eine Einheit, laufen synchron. Wenn sie beispielsweise bei ‚There Goes A Tenner‘ die Textzeile ‚I blow the safe up‘ singt, dann fliegt an dieser Stelle genau ein Safe in die Luft. Sie setzt ihre Videos viel präziser um, als etwa Modonna oder Radiohead, Hinzu kommt, dass sie meist eine ungewöhnliche und interessante Geschichte erzählt, die ich mir sehr gut auch als Theater-Produktion vorstellen könnte.“ Was noch zu einer ganz anderen Frage führt. Wenn Kates Videos eigentlich kleine Theater-Stücke darstellen, warum sollte Matts Kunst nicht auch bei Filmen oder Büchern funktionieren? Deshalb nicht, weil man – anders als beim verwendeten Video-Clip – nicht mal eben im Netz nach dem kompletten Film oder Buch googeln könnte, wenn man sich zuvor sein Bild angeschaut hat, antwortet Matt. Trotzdem hat er es bereits ausprobiert und als Basis eins seiner Bilder den Film „Scream“ genommen. Und er denkt inzwischen auch über die Interpretation anderer Medien nach.
Wer mehr über die Bilder von Matt erfahren will, wird hier fündig. Oder man ist ausnahmsweise mal etwas geduldig. Zehn Bilder hat Matt zu Videos von Kate gestaltet und ab morgen sind es genau noch zehn Tage bis zum ersten Konzert von Kate in London. Matts Bilder eignen sich hervorragend für einen Countdown, verbunden mit einem kurzen Kommentar von ihm zu seinen Bildern. Viel Spaß dabei!
Neueste Kommentare