Tourbuch: A Sky Of Honey (III)

tourbook1-620Von Beate Meiswinkel

Für die Proben zog sich das Team auf ein ehemaliges Schulgelände mit einem schönen alten Haus und verschiedenen Nebengebäuden zurück. Die ersten Wochen über arbeitete die Band in einem der Gebäude, während der Theaterkünstler Basil Twist in der Turnhalle mit den wahrhaft atemberaubenden „Seiden-Wellen“ und den Puppenspielern übte. Die Chorproben fanden in der Synagoge statt. Mark Henderson setzte seine Beleuchtungsdesigns im Haus um. Dick Bird beschäftigte sich mit Malerarbeiten und den Bühnenbildern, und alles drängte sich um seine Bühnenmodelle, um sie zu bestaunen.

„Wir konnten alle zwischen den einzelnen Abteilungen hin- und her flitzen und bekamen so einen Überblick über das Gesamtprojekt, während es sich entwickelte.“

David Taraskevics, Simon Marlow, Keely Myers und George Sinclair stellten sich den ständig wachsenden Herausforderungen einer komplexen technischen Show. Kostümdesignerin Brigitte Reiffenstuel kümmerte sich um die Anproben in den ehemaligen Kunsträumen der Schule.

„Es war ein enorm kreativer und ungewöhnlicher Platz. Manchmal arbeiteten wir mit der Band an Sky of Honey und hörten die (Stimmen der) Ringeltauben von den Keyboards, und wenn wir hinausgingen, um eine Pause zu machen, hörten wir die echten Ringeltauben in den Bäumen rund um das schöne Schulgelände rufen. Wir waren alle traurig darüber, diesen Ort zu verlassen. Er war unser Zuhause geworden.“

Ebenso faszinierend gestalteten sich die Vorbereitungen des eigentlichen Veranstaltungsorts, des Hammersmith Apollo:
„Das gesamte Team war vor Ort, und jeder starrte mit müden, aber glänzenden Augen durch die raucherfüllten Lichtstrahlen auf riesengroße fliegende Vögel (…) Drei komplette Sitzreihen waren ausgebaut und durch Tische voller Computerbildschirme ersetzt worden für die Projektionen und das Beleuchtungsdesign (…) Manchmal war das Theater erfüllt von Glockengeläut oder dem Wirbeln eines Schwirrholzes, während das Soundteam die Klanglandschaft für das Surround-Sound-System zusammenstellte.“

Es muss zweifellos eine großartige Erfahrung gewesen sein, die Show Stück für Stück entstehen zu sehen. Ideen und Vorstellungen, die monatelang als Notizen und Fotografien in Ordnern abgeheftet waren, wurden durch ein engagiertes Team auf der Bühne umgesetzt und zum Leben erweckt. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistete selbstverständlich die Band. Es hatte einige Zeit in Anspruch genommen, die passenden Musiker zu finden und zusammenzubringen:
dvd„Ich kann mir keine bessere Gruppe von Musikern vorstellen, oder entzückendere, goldigere Menschen:
Kevin McAlea (Keyboards, Akkordeon, Uilleann Pipes), der einzige von der Originalbesetzung der letzten Tour (…); Jon Giblin (Bass), meinen lieben Freund und Kollegen beim größten Teil der Alben; Omar (Hakim –Drums), das „Herz“ der Band (…); Mino (Cinelo), der Magier an den Percussions, immer mit einem breiten Lächeln im Gesicht;
David Rhodes (Gitarre), der musikalische Lichtstrahl, zu dem ich immer zur Bestärkung hinüber blicke; Frissi (Karlsson – Gitarre, Bouzouki, Charango), der isländische Winnie Pooh, der musikalischen Honig sammelt (…); Jon Carin, ein „wizard of sampled sound“, der für mich als Hauptstimme einsprang, wenn ich einen Schritt zurücktreten musste, um die Arrangements anzuhören oder vor Erschöpfung (…) zusammenklappte!“
„Wir sind alle sehr stolz auf den Surround-Sound, und dank Greg (Walsh – Sound Designer und FOH Engineer), der auf einem High Tech System bestand, spüren wir nun, dass wir tatsächlich etwas ganz Besonderes haben. Wir wollten das Publikum in die beiden Welten eintauchen lassen, ihm wirklich das Gefühl geben, Teil der Show zu sein. James Drew (Sound FX Consultant) hat eine FX-Klang-Kulisse erschaffen, die dabei hilft, den Erzählungen wirkliche Tiefe zu verleihen.“

Und so leisteten viele fleißige Hände ihren Beitrag zu „Before the Dawn“, einer Show, der man nicht einmal mit der Aufzählung sämtlicher Superlative aus Kates frühem Hit „Wow“ gerecht wird. Wann immer ich mich an jenen 2. September 2014 im Eventim Apollo erinnere, fühle ich noch immer überwältigt und dankbar und von dem Wunsch beseelt, diesen Abend noch einmal erleben zu dürfen. Kate Bush und ihrer Crew ist es nicht nur auf einzigartige Weise gelungen, Live-Musik mit Erzählung, Theater- und Filmelementen zu verbinden. Sie haben es außerdem zu Wege gebracht, mit ihrem Publikum in unbeschreiblicher Intimität und tiefer Nähe zu verschmelzen. Ein großes Geschenk von unschätzbarem Wert, für das sich sowohl Künstler als auch Zuschauer glücklich schätzen – eine Erfahrung, die wohl niemand jemals wieder vergessen wird, der mit dabei sein durfte. Zum Abschluss möchte ich noch einmal Kates Sohn Albert – Bertie zu Wort kommen lassen, der es auf den Punkt bringt:

„Ich fühle mich so privilegiert, an diesem Projekt mitarbeiten zu können, und ich habe versucht, mir meinen Platz darin zu verdienen. Meine Mutter ist die talentierteste Person (…). Sie und der Rest der Fellowship haben hier etwas wirklich Besonderes erschaffen.“

Ja.

3 Kommentare

    • David auf 5. September 2015 bei 13:59
    • Antworten

    Ganz vielen Dank, liebe Beate! Auch ich denke wehmütig, aber auch stolz und euphorisch an „meinen“ Konzert-Abend zurück. Auch wenn es wie eine Floskel klingt, aber es war tatsächlich der großartigste Abend meines Lebens.

    • Achim (aHAJ) auf 2. September 2015 bei 17:06
    • Antworten

    Diese Reihe über „Before the dawn“ ist ganz großartig – schade dass sie nun zu Ende ist!!

  1. In den vergangenen Tagen hörte ich immer wieder Kate um die Zeit bis zur Veröffentlichung des Konzerts auf BluRay zu verkürzen. Ich fühle mich immer noch sehr glücklich am 10. September 2014 dabei gewesen zu sein.
    Die Verschmelzung aller Elemente bei der Show waren wirklich grandios.

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