Herr Böttcher kann Wunder erklären

hb3Liebe Leserschaft, es kann auch so seine Tücken haben, Kate-Bush-Fan zu sein:
In einem an der Universität Hogwarts – nicht unweit von London – durchgeführtem Experiment Twelve beeinflussten Dozenten der Abteilung Psychologie die Urteilskraft von ahnungslosen Studierenden, indem sie ihnen eine Tasse heißen Tee reichten. Die für die Studie ausgewählten Studenten ahnten nicht, dass ihre sozialen Instinkte dadurch gezielt gelenkt wurden. Nachdem sie den Tee getrunken hatten und sich zur nächsten Unterrichtseinheit aufmachten, kreuzte ein wissenschaftlicher Hilfsassistent den Weg der ausgewählten Versuchspersonen. Der Hilfsassistent war beladen mit  Stapeln von Lehrbüchern, obenauf entweder mit einer roten Tasse, in der sich heißer Glühwein befand,  oder mit einer blauen Tasse, gefüllt mit Eisschokolade. Jedes Mal bat der Assistent den Studierenden um Hilfe beim Tragen der Tasse. Ergebnis: Jene Studenten, die das kalte Getränk in den Händen hielten und im Anschluss einen Fragebogen ausfüllen mussten, bewerteten die Musik von „Modern Talking“ und „Roger Whittaker“ als sehr viel kälter und gefühlloser, als ihre Kommilitonen, die dem Assistenten vorübergehend den Glühwein hielten. Lassen wir das erst einmal auf uns wirken und machen einen Absatz.

Manchmal denke ich, Kate Bush ist zuweilen Gasthörerin an dieser Universität. Es wurde doch immer wieder darüber spekuliert, wie es sein kann, dass eine so große Fangemeinde trotz unsäglicher Entbehrungen der Künstlerin trotzdem die Treue hielt?
Spätestens 2003 hat wahrscheinlich jeder Kate-Fan mindestens einmal verzweifelt geglaubt, Kate würde nie wieder Musik machen. Ich habe das auf jeden Fall geglaubt, nicht nur einmal. Mittlerweile waren es immerhin schon zehn Jahre ohne einen Pieps von Kate. Die Durststrecke, von der ich damals nicht wusste, dass es sich gottlob nur um eine solche handelte und nicht um eine Sackgasse, sollte dann noch zwei weitere Jahre andauern. Zwölf Jahre!  Schließen Sie die Augen, liebe Leser (wenn ich lieber Leser schreibe, meine ich natürlich auch stets die ebenso lieben Leserinnen), und lassen Sie zwölf Jahre Ihres Leben vor Ihrem inneren Auge Revue passieren und lesen Sie den Rest dieses Textes im April 2026 weiter…
Was man in diesen zwölf Jahren alles erleben durfte. Nur nix von Kate… Ich meine, wenn sie wenigstens jedes Jahr eine Single herausgebracht hätte, dann hätte man noch Hoffnung haben können. Aber so? So manches Mal stand ich vor meinem CD-Regal, und bei der Vorstellung, es würde nie, nie wieder neue Kate-Klänge geben, da wurde mir das Herz steinschwer. Jeder hat schon mal gehört, dass die Hoffnung zuletzt stirbt, nur … ich wagte gar nicht mehr zu hoffen. Trotzdem war  ich Kate dankbar. Dankbar für all die tollen Alben, die irgendwie der Soundtrack meines Lebens waren.
Dieser Text will aber nicht meine Begeisterung für Kates Musik widerspiegeln. Hier geht es um die Manipulation des Unterbewusstseins durch… Na wen? Klar: Kate Bush! Keine Ahnung, ob darüber schon jemand promoviert hat, sollte das der Fall sein und Sie kennen diese Doktorarbeit, die dann sicher von einem Spezialisten geschrieben wurde, können Sie sich auf jeden Fall an dieser Stelle von meinem Geschreibsel verabschieden und stattdessen lieber weitere zwölf Jahre Ihres Lebens gedanklich an sich vorbeiziehen lassen. Sie müssen sich dann aber im April 2038 dieser Kolumne auch nicht mehr zuwenden…
Kate, das Hexlein, weiß, wie sie unser kollektives Fan-Unterbewusstsein beeinflussen kann. Sie hat den Bogen raus. Und von daher ist es auch gar kein Wunder, dass die Kate-Gemeinde ihr stets die Treue hält. Ich muss das gar nicht haarklein erläutern. Sie wissen selbst, hochverehrter Kate-Bush-Fan, wie das funktioniert. Eben steht man noch vor seiner Haustür und kramt nach seinem Schlüssel…zack (!) und schon hat sich durch ein winziges Detail Kate in Ihr Bewusstsein gedrängt. Oder sie liegen am Sonntag eine Stunde länger im Bett, öffnen das Fenster für den Sommermorgen. Schon wieder: Kate hat sie erwischt. Ja, Mrs. Bush, Sie haben die totale Kontrolle über uns. Ihnen, lieber Leser, werde ich es in der nächsten Sekunde beweisen, wie das funktioniert. Immer mal wieder. Immer, wenn man nicht damit rechnet, ist Kate Bush da. Vorher verabschiede ich mich aber für heute von Ihnen.


LG, Ihr Herr Böttcher.

Herr Böttcher fährt nach London. Zu Kate. Und wir begleiten ihn. Oder er uns.
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1 Kommentar

  1. Herr Böttcher wird ja immer besser !

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