Herr Böttcher muss sich schütteln. Oder auch nicht.

hb3Es gibt die unterschiedlichsten Kate-Bush-Momente. Kennen Sie beispielsweise den einen speziellen Moment mit dem einen Kate-Song, den man nicht ausstehen kann?
Herr Böttcher gesteht, dass es mitunter vorkommt, dass er auch mal ein Lied von Kate nicht hören mag. Alles kann selbst Herr Böttcher der guten Fee nicht durchgehen lassen.
Nehmen wir das vierte Lied vom Longplay „The Sensual World“.
Erste sanfte Pianoklänge.
Wie heißt der Song?
Reaching out.
Sanfter Kate-Gesang folgt.
Doch dann Stimmungswechsel.
Plötzlich bekommt das Lied einen musicalartigen, melodramatischen Touch. Herr Böttcher muss sich instinktiv schütteln. Herr Böttcher hat Probleme mit Musicals. Die West-Side-Story ist fantastisch, aber sobald die Musik nur ansatzweise nach “Phantom der Oper“ oder „König der Löwen“ klingt, wird Herr Böttcher unruhig und muss sich schütteln. Herr Böttcher möchte sich nicht schütteln. Herr Böttcher ist Kate-Bush-Fan. Nein, das kann sie doch nicht ernst meinen! Sie singt ja das Wort „Mama“ wie Heintje in seinem Lied „Mama“. Herr Böttcher möchte sich nicht schütteln. Herr Böttcher ist Kate-Bush-Fan. Herr Böttcher muss sich schütteln.
So geht das jedes Mal, wenn Herr Böttcher „The Sensual World“ auf den Plattenteller legt. „Reaching out“ wird übersprungen oder weggedrückt, je nachdem, ob die Platte oder die CD gehört wird. Herr Böttcher will nicht an Heintje denken, wenn er Kate Bush hört. So geht das Jahr ein, Jahr aus. „Reaching out“ wird gnadenlos weggedrückt. Kein schöner Kate-Bush-Moment. Unerträglicher Kate-Bush-Moment. So geht das Jahr ein, Jahr aus. „Reaching out“, Herr Böttcher muss sich schütteln.
Eines Tages ist Herr Böttcher sehr müde. Herr Böttcher sitzt auf dem Sofa. Er schaut aus dem Fenster und blickt in die grünen Baumwipfel und hat das Gefühl, er lebe im Inneren eines Salatkopfes. Bevor sich Herr Böttcher auf das Sofa setzt, hat er die Anlage angestellt.  Im CD-Player „The Sensual World“. Gleich werden die letzten Klänge von „The Fog“ verklungen sein. Herr Böttcher hat schon die Fernbedienung wie Spock den Phaser in der Hand, um von „The Fog“ auf „Heads we’re dancing“ zu springen. Achtung! Nix passiert, außer die ersten, sanften Pianoklänge. Batterien in der Fernbedienung müssen wohl leer sein. Herr Böttcher versucht trotzdem nochmal von 3 auf 5 zu springen. Kate singt schon. Wäre Herr Böttcher nur nicht so müde, dann wäre er längst vom Sofa zur Anlage gesprungen. Aber Herr Böttcher hat keine Zeit, sich über sein Phlegma zu ärgern, denn „Reaching out“ hat ihn voll erwischt. Herr Böttcher muss sich nicht mehr schütteln. Herr Böttcher hat keine Zeit, sich zu verabschieden. Was für ein wundervolles Lied. See how the heart reaches out instinctively, for no reason but to touch.

Herr Böttcher fährt nach London. Zu Kate. Und wir begleiten ihn. Oder er uns.
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