Eine Stil-Ikone für die Generation Z

Im Juni hat Amy Francombe in der englischen Zeitung Evening Standard beschrieben, wie die Generation Z sich für Kate Bush begeistert hat – obwohl oder weil sie nicht in sozialen Medien präsent ist, ihr letztes Album von 2011 stammt (und das nicht ansatzweise mit Mainstream-Musik dienen kann) und ihre Debüt-Single im Jahr 1978 veröffentlicht wurde, auf der es dann auch noch um ein Standard-Werk der englischen Literatur ging.
In der Vogue war es ein Monat zuvor Liam Hess, der darüber begeistert war, dass eine neue Generation Kate entdeckt, so wie er selbst als Jugendlicher vom Video zu Wuthering Heights begeistert war und sich seitdem selbst als fast schon „besessen“ von Kate bezeichnet. Dass er die Before the Dawn-Konzerte verpasst hat, schmerzt ihn bis heute. Er wäre also der perfekte Kandidat dafür gewesen, sich darüber zu mokieren, dass Jugendliche erst jetzt die Musik seiner Heldin entdecken und das noch durch ein Teenie-Drama. „Aber wo könnte man besser anfangen als mit einem ihrer größten Songs (und Videos) überhaupt, „Running Up That Hill“? fragt er in der Vogue. „Als Teenager, der sich immer ein bisschen anders gefühlt hat (obwohl, welcher Teenager tut das nicht?), fand ich Zuflucht in Bushs Musik; eine Erinnerung nicht nur daran, dass es in Ordnung war, sich nicht anzupassen, sondern dass Nonkonformität etwas ist, das gefeiert oder auf die höchste Ebene der Kunst erhoben werden könnte.“ Von Kashka From Baghdad über The Sensual World oder This Woman’s Work treibt ihm Kates Musik die Tränen in die Augen – „Warum sollte ich das anderen vorenthalten wollen?“ Erst recht, wenn er auf die Geschichten kommt, die Kate erzählt, egal ob traurig, abstrus oder heiter: „Gott weiß, dass wir gerade jetzt ein bisschen mehr von Bushs seltsamer und wunderbarer kreativer Magie in der Welt gebrauchen könnten“, schreibt Liam Hess.
Der Generation Z und ihrer Liebe zu Kate Bush widmet sich jetzt auch Frauke Rüth in der Hannoverschen Allgemeinen. Und sie lenkt dabei in ihrer Betrachtung den Blick noch auf einen anderen Aspekt als nur die Musik. Kate sei im Sprachduktus der jungen Menschen „wild, stark und selbstbewusst“, „ein echtes Vorbild“. „Die Großartigkeit von Kate Bush ging und geht jedoch über ihre Musik hinaus: Auch ihr einst eklektischer Stil begeistert die jungen Fans“, schreibt sie. Bush setze für ihre Kunst so viele Werkzeuge wie möglich ein, habe Tanzunterricht bei David Bowies Tanzlehrer genommen, Videos unterschiedlicher Genres von Science-Fiction bis Märchen geschaffen und bei ihren Outfits auf einen sehr eigenwilligen Mix gesetzt. Und auch wenn der Sturmhöhen-Gedächtnislook sich kollektiv festgesetzt habe, dürfe man sie darauf nicht reduzieren. Sie habe das romantische Raster auf der Bühne mit hautengen Bodys und Catsuits, reichlich Federn, Flügeln und exzentrischen Glitzerleibchen gesprengt und sei auch im privaten Outfit Trendsetter gewesen. In der Rubrik „Stil & Ikonen“ daran zu erinnern, dass neben der Musik, neben Videos und Film der „Z-Liebling Kate Bush“ tatsächlich auch immer eine Stil-Ikone war, ist schon deshalb wichtig, weil auch heute noch Modemacher sich von ihrer Musik inspirieren lassen.

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