Die ersten Alben der Neuauflage von 50 Words For Snow in der Polar-Edition sind inzwischen ausgeliefert, und für einige Fans, die über Kates Shop bestellt haben, gab es offenbar eine vorweihnachtliche Überraschung: die mitgelieferte Weihnachtskarte ist in einzelnen Fällen signiert – „Merry Christmas from Kate Bush“ ist auf der Karte zu lesen. Wie viele Karten Kate signiert hat, ist unklar. Ebenso, ob man auch im Plattenladen eine der signierten Weihnachtskarten erhalten kann. Die zweite Überraschung: zeigt die Cover-Binde wie beschrieben auf der Vorderseite des Albums die Aufschrift Kate Bush: ᐸᐃᐱᑎ ᐅᖃᐅᓲᑦ ᐊᐳᑎᒧᑦ (Paipiti uqausuut aputimut), was in der Sprache der Inuit sinngemäß für 50 Words For Snow steht, ist auf der Rückseite der Originaltiel abgebildet und stattdessen Kates Name übersetzt: ᑲᐃᑦ ᐳᔅ.
Nov 10 2024
Kate & Bertie für Grammys nominiert
Kate ist überraschend gleich doppelt für die Grammys nominiert worden. Eine Nominierung gab es für die Baskerville-Edition ihres Hounds Of Love-Albums in der Kategorie „Best Recording Package“, die zweite Nominierung folgte in der Kategorie „Best Boxed Or Special Limited Edition Package“ ebenfalls für die HOL-Neuauflage, und zwar in der Lost At Sea-Version. In beiden Fällen wurden Kate und ihr Sohn Albert McIntosh nominiert, da beide verantwortlich für die Gestaltung zeichnen. Clou der Baskerville-Edition waren neben dem vollkommen neu gestalteten Cover im Innenteil eine Zeichnung zum Before The Dawn-Video des Songs And Dream Of Sheep, wo Kate passend zum Songzyklus The Ninth Wave mit einer Schwimmweste im Wasser treibt und eine blinkende, rote Leuchte („Little Light Shining“) an der Schwimmweste befestigt ist, die mittels Solarpaneel auf der Rückseite betrieben wird.
Die Lost At Sea-Boxen erinnerten an eine Aktion für die englische Hilfsorganisation War Child aus dem Jahr 1994, bei der Kate sich zwei ergänzende Bilderrahmen mit Plaketten geschaffen hatte, auf denen die Aufschrift „Someone Lost at Sea Hoping Someone In A Plane Will Find Them“ und „Someone In A Plane Hoping To Find Someone Lost At Sea“ nachzulesen war – also auch mit Bezug zu The Ninth Wave. Diese Thema wurde nun mit den beiden Plaketten „Someone In The Big Sky Hoping To Find Someone Lost At Sea“ und „Someone Lost At Sea Hoping To Be Found By Someone In The Big Sky“ erneut aufgegriffen, ebenfalls versehen mit dem roten LED-Licht sowie mit je einer einseitig gepressten Vinyl-Version der HOL mit dem Fish People-Logo und dem Baskerville HOL-Cover. Beide Versionen waren mit 138 Pfund und 500 Pfund teuer, zumal bereits die Remaster-Boxen und die neuen bunten Vinyl-Versionen erschienen waren und die Baskerville-Edition musikalisch keinen Mehrwert bot. Zuvor war Kate 1988, 1991 und 1996 nominiert worden, unter anderem für ihr Album The Sensual World und für ihren Film The Line, The Cross And The Curve. Einen Grammy erhalten hat sie bisher allerdings nicht. Die Gewinner sollen Anfang Februar 2025 bekannt gegeben werden.
Okt 28 2024
50 Words For Snow in der Polar-Edition
Nach dem animierten Video Little Shrew und dem Radio-Edit von Snowflake, dem BBC-Interview und dem Versprechen, dass es neue Musik von Kate geben wird, nun die nächste Überraschung: Am 15. November wird als neu illustriertes Album mit einem Cover von Timorous Beasties passend 50 Words For Snow in der Polar-Edition veröffentlicht. Das Doppel-Vinylalbum erscheint wie bisher auf 180 Gramm schwerem, schwarzem Vinyl und kostet im Shop von Kate 48 Pfund. Nach der Baskerville-Edition von Hounds of Love und der Escapologist-Edition von The Dreaming ist die Polar-Edition die dritte Neuauflage eines Kate-Albums und mit 50 Words For Snow die vermutlich in dieser Reihe zu diesem Zeitpunkt am wenigsten erwartete. Während der zerfließende Schneemann auf dem Cover eher etwas bedröppelt guckt, besticht vor allem die geprägte Binde aus Metall, die die Aufschrift ᐸᐃᐱᑎ ᐅᖃᐅᓲᑦ ᐊᐳᑎᒧᑦträgt. Laut Tristan vom englischen Forum steht das in der Sprache der Inuit für Paipiti uqausuut aputimut und bedeutet 50 Words For Snow. Zusätzlich gibt es einen Snowflake-Sticker plus Hinweis auf den Song und eine extra Weihnachtskarte mit dem Schneemann-Motiv. Das Innencover wird von zwei Motiven Hase/Schneemann geprägt, auf der Rückseite ist das Snowflake-Zitat „The world is so loud / Keep falling / I’ll find you“ illustriert.
Okt 27 2024
Neue Musik? Ja! Neue Konzerte? Noch nicht.
Die gute Nachricht: Es wird ein neues Album von Kate geben. Um den animierten Kurzfilm Little Shrew und die Spendenaktion für die Hilfsorganisation War Child zu bewerben, hat Kate in der vergangenen Woche parallel zur Veröffentlichung des Videos auf ihrer Internetseite der BBC-Reporterin Emma Barnett ein Interview gegeben. Barnett hat dabei die Gelegenheit genutzt und Kate auf neue Projekte und neue Musik angesprochen. „Ich habe in den letzten Jahren eine Menge Archivarbeit geleistet, unsere Website neu gestaltet und ein Textbuch zusammengestellt. Und wenn ich damit fertig bin, möchte ich unbedingt mit der Arbeit an einem neuen Album beginnen. Ich habe viele Ideen und ich freue mich wirklich darauf, wieder in diesen kreativen Raum zurückzukehren, es ist schon lange her“, hat Kate geantwortet. Das bedeutet umgekehrt allerdings auch, dass Kate 13 Jahre nach dem Album 50 Words For Snow bisher keine neuen Songs komponiert hat – entgegen aller Gerüchte also, die zuletzt im Umlauf waren. Stimmt das, könnte es also noch dauern, bis tatsächlich ein neues Album erscheint. Vor 2026 dürfte also eher unrealistisch ein. Bemerkenswert ist allerdings noch eine andere Aussage in dem Interview. Barnett hat ebenfalls die Gelegenheit genutzt, Kate auf das Zitat von David Gilmour anzusprechen, der jüngst kund getan hatte, dass er versucht habe, Kate zu neuen Konzerten zu überreden. „So weit bin ich noch nicht“, so die Antwort auf die Frage nach möglichen Auftritten – das lässt die Hoffnung aufkommen, dass es mit neuer Musik tatsächlich auch nochmal eine weitere Konzertreihe geben könnte. Bis dahin muss man sich mit dem neuen Radio-Edit von Snowflake bescheiden und darf sich auf den kommenden Totem-Remix von Hounds Of Love freuen, der zum Film Legend Of Ochi veröffentlicht werden soll und schon im jüngst veröffentlichten Trailer mehr als vielversprechend klang und vielleicht ähnlich Aufmerksamkeit erregen wird, wie das prominent platzierte Running Up That Hill bei der Serie Stranger Things.
Okt 25 2024
Ein animierter Anti-Kriegsfilm von Kate
Mit dem animierten Kurzfilm Little Shrew sammelt Kate erneut Geld für die englische Hilfsorganisation War Child. Dabei bezieht Kate auch deutlich Position gegen den Ukraine-Krieg, insbesondere mit Blick auf die Kinder, die unter dem Krieg leiden. Bereits in 2022 mit Ausbruch des Ukraine-Krieges, schreibt sie auf ihrer Internetseite, wollte sie einen animierten Antikriegsfilm produzieren. Dazu hatte sie ein entsprechendes Storyboard und erste Zeichnungen entwickelt. Zurückgegriffen hat Kate dabei auf den Song Snowflake, in dem ihr eigener Sohn noch als Kind 2011 den Hauptpart eingesungen hatte. Für den vierminütigen Film hat sie den siebenminütigen Song zu einem jetzt veröffentlichten Radio-Edit gekürzt, der digital begleitend zum Film als Single erscheint. Ursprünglich sollte ein Kind, ein kleines Mädchen, die animierte Hauptfigur spielen. Später hat sich Kate dann für eine kleine Spitzmaus entschieden. „Ich hatte das Gefühl, dass man mehr Einfühlungsvermögen für ein verletzliches kleines Tier als für eine Person haben könnte“, schreibt Kate. Die Spitzmaus sollte in einer mondbeschienenen Winternacht eine Reise durch eine vom Krieg zerstörte Stadt unternehmen, ohne zu begreifen, was in dem Land der Menschen passiert ist. „Sie kann spüren, dass sie von einer Art spiritueller Präsenz angerufen wird … Hoffnung. Sie beginnt nach Hoffnung zu suchen. Manchmal ist die Hoffnung alles, woran man sich festhalten kann“, schreibt Kate.
Entstanden ist der Film in Kooperation mit dem Illustrator Jim Kay, der schon das Cover für das Songtexte-Buch „How to be invisible“ entworfen hatte. Kate hat ihm ihre Entwürfe geschickt und die Spitzmaus nahm nach und nach Leben an. Fertiggestellt werden konnte das Projekt 2022 allerdings nicht, erst Anfang 2024 wurde die Arbeit dann wieder aufgenommen. Gemeinsam mit einer Firma für animierte Filme wurde das Projekt dann zu einem Abschluss gebracht. „An diesem Projekt zu arbeiten war ein faszinierender Prozess. Ich liebe es, sowohl im visuellen Medium als auch im Audiobereich kreativ zu sein“, erklärt Kate und war verblüfft zu sehen, dass überraschend viele Ähnlichkeiten bei der Zusammenarbeit gab, weil man in beiden Fällen durch die Hände anderer Menschen die eigenen Ideen umsetzen will. Fünf Monate hat das Team an dem Projekt gearbeitet – für vier Minuten Film. Um die Szenen realistisch zu gestalten, hat Kate auf ein Foto von Maksim Levin aus der Ukraine zurückgegriffen, der unter anderem für die Presseagentur Reuters als Kriegsfotograf gearbeitet hat und wenige Monate, nachdem er das von Kate verwendete Bild einer zerstörten ukrainischen Stadt aufgenommen hatte, von Soldaten der russischen Armee erschossen worden ist. „Ich wollte dieses ausdrucksstarke Foto als Teil einer Sequenz verwenden, die sich außerhalb der gezeichneten Animation bewegt, um genau diesen kurzen Moment der Realität umzusetzen, bevor man wieder in die Welt der Animation zurückkehrt“, beschreibt Kate, warum ihr dieses Foto so wichtig war.
Der Ukraine-Krieg war für Kate der Auslöser, diesen Kurzfilm zugunsten von War Child zu produzieren. Aber: „Alle Kriege hinterlassen schreckliche Narben: ruinierte Leben, zerrissene Familien, das Leben verändernde Verletzungen, Traumata und Verluste in ungeahntem Ausmaß – aber es sind die Kinder, die in vielerlei Hinsicht am meisten leiden. Ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zerrinnen in Angst und Unsicherheit.“ Deshalb bitte Kate um Spenden für War Child.
Zu sehen ist das Video auf Kates Internetseite.
Okt 04 2024
Kommt Kate auf die Bühne zurück?
Die besten Interviews sind die, in denen jemand ohne Not etwas erzählt, womit man nicht unbedingt rechnen kann. Peter Gabriel bietet sich da schon mal an, der vor vielen Jahren die Existenz von Kates Sohn öffentlich gemacht hat und vor der Bekanntgabe der Before the dawn-Konzerte einen entsprechenden Hinweis gegeben hat. Jetzt hat niemand anderes als David Gilmour in einem Gespräch mit der englischen Tageszeitung The Guardian am Donnerstag Fragen von Lesern beantwortet – und mit Blick auf Kate erstaunliches erzählt. Die Frage: Can you get Kate Bush back on stage soon? Seine Antwort: Nur Kate Bush selbst könne Kate Bush zurück auf die Bühne bringen. Dann folgt ein besonderes Lob: 2014 sei er an mehreren Abenden zu den Konzerten gegangenen und es sei eine der besten Live-Shows gewesen, die er je gesehen habe. Und dann schiebt er noch einen Satz hinterher: „I’ve tried persuading her recently, actually. Gently.“ David Gilmour hat also versucht, ganz vorsichtig Kate zu neuen Konzerten zu überreden und redet darüber. Da darf man auch mal kurz durchatmen.
Ich zitiere mal Achim, der das Interview gestern entdeckt hat: „Mir stellt sich da eine Frage. Seit über zehn Jahren hat Kate Bush keine neue Musik herausgebracht. Was hat man da als enger Freund für einen Anlass, sie vorsichtig auf einen neuen Live-Auftritt anzusprechen. Ist etwa etwas Neues in der Pipeline?“ Zumal es ja in der Tat so ist, dass Kate zehn Jahre nach den Before the dawn-Konzerten nicht einfach das gleiche Material erneut spielen könnte. Den Fans wäre das vermutlich zwar vollkommen egal und man würde wieder in Scharen zu den Konzerten pilgern, nur um sie live singen zu hören – aber es dürfte kaum ihren eigenen Ansprüchen gerecht werden. Bliebe also nur ein vollkommen anderes Konzept – etwa ihre Songs mit großem Orchester oder Kate nur mit Klavier und vielleicht noch, ein, zwei weiteren Musikern – oder aber neues Material plus eine Auswahl von Songs, die bei Before the dawn nicht gespielt wurden. Seit längerer Zeit macht schon ein Gerücht die Runde, dass es ein fertiges Album gibt, zu dem Kate auch Konzerte geben wollte. Das Gerücht bezieht sich allerdings noch auf die Pandemiezeit, die die Pläne angeblich verteilt haben soll. Nach der Pandemie soll es dann keine Konzerte gegeben haben, weil die Hallen nicht buchbar gewesen seien. Eine Bestätigung dafür hat es nie gegeben und es gab nur vereinzelt Hinweise, dass Kate mit Musikern im Studio gestanden haben könnte, um Songs einzuspielen. Interessant ist, dass David Gilmour zwar erzählt, dass er versucht habe, Kate zu Konzerten zu überreden, aber ihre Antwort nicht erwähnt. Warum eigentlich nicht? Wenn sie Ja gesagt hätte, dürfte er es nicht sagen, wenn sie abgelehnt hätte, würde man das aber wiederum nicht verschweigen. Oder?
Sep 01 2024
Leaving My Tracks: Das Tagebuch ihrer Lieder
Von Beate Meiswinkel
Kate Bush hat schon immer sehr sorgfältig darauf geachtet, nur das zu veröffentlichen, hinter dem sie hundertprozentig steht. Auf diese Weise verblieben etliche Dinge im Ideenstadium oder in der Schreibtischschublade. Dieser Tatsache verdanken wir Werke von außergewöhnlicher Tiefe, voller Kreativität und Originalität. Leider blieb uns dadurch auch vieles versagt. Wir haben uns an lange Pausen zwischen Alben ebenso gewöhnt wie an den beinahe völligen Rückzug der Künstlerin aus der Öffentlichkeit. Eher schmerzlich ist dabei das Wissen um Projekte, die es beinahe in die Veröffentlichung geschafft hätten. So hoffen wir nach wie vor auf das immer unwahrscheinlicher werdende Erscheinen einer Before The Dawn-DVD/Blue Ray, mit der viele von uns fest gerechnet hatten. Zum Greifen nahe, doch unerreichbar bleibt auch ein literarisches Frühwerk mit dem Titel Leaving My Tracks (ca. 1981). Die Produktion seitens des Verlags Sidgwick & Jackson Limited war immerhin schon so weit gediehen, dass Entwürfe eines Schutzumschlags einschließlich Preisangaben, ISBN-Nummern und Klappentexten der Autorin gedruckt wurden. Bei meinem Besuch in England traf ich beim 2024er Katemas-Treffen auf Vron, die Besitzerin eines dieser raren Exemplare. Sie hatte dieses sorgfältig gerahmte Schätzchen mitgebracht, so dass ich Gelegenheit hatte, die Zeilen einer jungen Kate Bush zu lesen, die betonte, ihr allererstes Buch sei weniger als Autobiographie gedacht – ihr ginge es vielmehr um den Austausch mit ihren Fans und LeserInnen:
Ich habe nie zuvor ein Buch geschrieben, denn mein Hauptaugenmerk liegt auf Songtexten. Das eröffnet mir einen Bereich, in dem ich Aspekten meines Lebens eine Stimme verleihen kann, die ich normalerweise nicht niederschreiben würde, ohne dass sie fest von einer Melodie umhüllt wären.
Beim Lesen dieser Klappentexte wird einem wehmütig ums Herz. Sie erinnern an die anfängliche Offenheit und Unbefangenheit einer Künstlerin, die Texte für das KBC Fanclub-Magazin schrieb und Cartoons zeichnete, Interviews in ihrem Elternhaus gab und den Fans häufig persönlich begegnete. Sie besaß ein großes Interesse daran, über ihre Arbeit zu sprechen und wollte auch erfahren, was ihre ZuhörerInnen an ihren Texten und ihrer Musik bewegte. Leaving My Tracks wurde zweifellos in diesem Sinne geschrieben. Kate Bush hatte drei Alben veröffentlicht, die Tour of Life absolviert und sich künstlerisch weiterentwickelt: Mit (…) Never For Ever habe ich angefangen, als Produzentin zu arbeiten und beginne nun, Antworten auf die Frage zu finden, wie man Sound-Gemälde malen kann. Ich wollte schon immer malen können! Diese Bestrebungen brachten uns ihr wahrscheinlich kreativstes und mutigstes Album The Dreaming (1982) und anschließend die erste größere Pause zum Folgealbum. Die bislang überwiegend lobenden, positiven Pressestimmen hatten begonnen, fieser und gemeiner zu werden. Am neuen Album schieden sich die Geister. Und Kate selbst zog sich wieder stärker in ihr Privatleben zurück. Vorüber waren die Zeiten herzerfrischender, ehrlich gemeinter Offenheit. Leaving My Tracks wurde ca. 1983 zurückgezogen. Ich frage mich, wie weit das Manuskript wohl bereits gediehen war.
Mit den auf dem Umschlag angekündigten 144 Seiten und einem quadratischen Format von ca. 30 x 30 cm hätte das Buch vielleicht an ein Fotoalbum erinnern sollen. Sicherlich hätte der große Bruder John den Löwenanteil des Bildmaterials beigesteuert. Von ihm stammen die beiden Covermotive, von dem eines die achtjährige Kate zeigt und das zweifellos aus der „Cathy“-Ära stammt. Dank der Klappentexte können wir davon ausgehen, dass Kate in eigenen Worten ihre Geschichte bis 1980/81 erzählt hätte, gespickt mit Kindheitserinnerungen und persönlichen Anekdoten, Gedanken und Einsichten. Sicher hätte sie über die liebevolle Unterstützung zu Hause geschrieben, über ihre Erfahrungen im Studio und auf der Bühne mit der K.T. Bush Band. Der Titel deutet ferner darauf hin, wie dankbar sie für die Möglichkeit war, ein Leben als erfolgreiche Künstlerin zu führen und dafür, ihre Spuren in der kulturellen Landschaft hinterlassen zu dürfen. In dem Bewusstsein, was sie in nur wenigen Jahren erreicht hatte und der Ahnung, welches Potenzial noch erschlossen werden wollte, nahm sie dieses Leben nicht als Selbstverständlichkeit hin.
Für mich war es faszinierend, wie alles gekommen ist, bis zu diesem Punkt, an dem ich nun dieses Buch schreibe. Ich hinterlasse Spuren meiner selbst – hier ein Video, dort einen Schnappschuss, alte Songs, neue Songs, der verlorene Handschuh, die Adresse auf jemandes Hand, Texte, die vielleicht noch in einem Regal in Frankreich liegen, und selbstverständlich dieses Buch – wie ein Tagebuch meiner Lieder.
Jahrzehnte später kam sie doch noch darauf zurück: Mit How To Be Invisible – Selected Lyrics griff sie den „Spirit“ von Leaving My Tracks in anderer Form wieder auf. Wer aufmerksam die Einführung der Autorin in die zweite Auflage dieses wunderschönen Bändchens aus dem Jahr 2023 liest, findet vieles wieder: das glänzend braune Klavier des Vaters, die musikalischen Einflüsse und Unterstützung der Familie, und wie dank eines mäusezernagten Harmoniums im elterlichen Schuppen und dem späteren Erwerb des berühmten Fairlight Synthesizers die Soundgemälde unserer Klangmalerin entstehen konnten. Man sagt ja, nichts gehe jemals wirklich verloren. Dennoch wäre es wunderbar, ein Exemplar von Leaving My Tracks in Händen zu halten. Oder einer Before the Dawn-DVD. Oder eines ganz neuen Werks… letzteres ist wohl am wahrscheinlichsten.
Klappentext I
LEAVING MY TRACKS KATE BUSH
I was born in Kent on a Wednesday in 1958. In a house where my mother would ‘Diddly-di-da’ me to sleep with Irish airs and my brothers’ music swirled through the doors to mix with the birds singing in the garden, it was not unusual for me to join in with the shanties I knew or to explore the keyboard as I had seen my father do on his brown shiny piano. The pattern was set at an early age and I was brought up in a secure and loving family. I went to a local (convent) school where I learnt violin and some music theory which were invaluable, and later changed from violin to singing lessons.
Over the years my music became more important to me, I spent more time on my hobby, and with the encouragement and inspiration of my family I began to realize that this was where my heart lay. My brother Jay felt that my songs were getting good, so he contacted an acquaintance, Mr Ricky Hopper, and asked him to come and listen to my songs.
This was the beginning of where I am now. Ricky was in the record business and asked Dave Gilmour, whom he knew, to listen, too. Due to Dave I recorded my first professional tapes at the age of sixteen and was offered a recording contract with EMI. I wanted to leave school and knew the time had come to throw myself into a land of music and dance. I was very moved by Lindsey Kemp’s production of Flowers and impressed with him as a teacher. This inspired me to go on to take mime and dance lessons for two years on a more serious level.
I then became the singer in the K.T. Bush Band, a three piece, and we toured the local and London pubs. The band consisted of three great friends of mine and after only a few months at my new job it was time for my first album to be recorded. It was hard for me to believe, but in 1977 we made The Kick Inside, and in January 1978, with the release of ‘Wuthering Heights’, I became known by many more than I had been before.
Since then my world has become a wonder – a second album, Lionheart, my first tour, travelling, the honour of being welcomed and beckoned and experiencing so many things. With my last piece of plastic, ‘Never For Ever’, I began to produce and at last am starting to find some answers about how to paint sound pictures. I’ve always wanted to be able to paint.
5.95 £ soft
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UK ONLY
Klappentext II
For me, in many ways, my life began just five years ago. I suddenly saw something I wanted badly and felt was real – music, dance and life as an expression of both. It hit me so hard, like a revelation, that I am still reeling and it’s nothing to do with fame, it’s an obsession. It’s been fascinating for me how this has all come about, right up to writing this book. Leaving myself behind in traces – a video here, a snapshot there, old songs, new songs, the lost glove, the address on someone’s hand, lyrics maybe still lying on a shelf in France and, of course, this book like a diary of my tracks. I’ve never written a book before, my endeavours being mainly in lyrics, and this opens an area for me where I can voice sides of my life I would not normally put onto paper without a melody hugging them tight. It is not meant to be an autobiography, although it inevitably will be in so many ways, but more a sharing of my attitudes and emotions loosely based around the theme of writing and recording an album. I’ve written this for both of us to read – you and me – and it will be fascinating to see what we both think about it.
Kate Bush
Klappentext III
PUBLICITY JACKET
144 pages, including 8 pp colour b&w illustrations throughout
5.95 £ (soft) 8.95 £ (hard) 312 x 309mm (board size) 306 x 306mm (trimmed page size)
Jacket design: Bartholomew Wilkins and Partners
Back cover: aged eight
Cover photographs are by John C. Bush and are copyright © by Novercia Ltd.
ISBN: 0-283-98798-7 (hard)
ISBN: 0-283-98799-5 (soft) Sidgwick & Jackson Limited
1 Tavistock Chambers, Bloomsbury Way
London WC1A 2SG GO681
Mit herzlichem Dank an Vron Ongley, ohne die dieser Beitrag nicht hätte geschrieben werden können.
Aug 18 2024
Das Song-ABC: Watching You Without Me
Mit Watching You Without Me haben wir einen der experimentellsten und interessantesten Songs von Kate Bush vor uns. Der Song ist ein abgrundtief trauriges, eher langsames Stück, das sich mit Einsamkeit, Verzweiflung und dem Versagen der Kommunikation beschäftigt.
Der Song beginnt mit einem fast wortlosen Stöhnen von körperlosen Stimmen, die um Worte ringen. Wie aus geschlossenen Mündern gesungen murmeln sie „You can’t hear me / You can’t hear me / You can’t hear what I am saying / You can’t hear what I am saying to you“ [17]. In der Bridge hören wir dieselbe Stimme, jetzt stakkatoartig, zerrissen und verzerrt, wie durch gebrochenes Glas betrachtet: „Listen to me, listen to me / Talk to me, talk to me, please / Listen to me, listen to me / Help me, help me, baby“ [17]. Diese zerrissene Stimme haben wir auch schon in Waking The Witch, dem Titel davor, gehört. In einem Lied über das Versagen bei Kommunikation kann nicht einmal der Refrain vollständig gehört und verstanden werden. Darüber singt die Protagonistin, leise und traurig, wie verloren, unsichtbar und unerreichbar: „There’s a ghost in our home just watching you without me.“
Dazu hören wir eine ganz reduzierte Musik, ein fast kalt wirkendes Rhythmus-Pattern. Jeder Takt ist so eine skeletthafte Musik, wir sind gefangen in einer fremdartigen musikalischen Welt. Danny Thompson spielt Kontrabass, Stuart Elliott ist am Schlagzeug. Ab und zu hören wir Streicher, Klänge aus einer fernen, sinnlich-romantischen Welt. Der Song driftet immer mehr ins Unwirkliche ab. Hier ist nichts von der Wildheit der beiden Songs vor und nach Watching You Without Me zu spüren. Die Welten von Waking The Witch und Jig Of Live sind weit weg. „It is like this calm refrain between the songs“ [14].
Wir können Watching You Without Me nicht analysieren, ohne das Umfeld des Songs zu betrachten. Der Song ist das mittlere Stück der aus sieben Songs bestehenden Suite The Ninth Wave dieser alptraumhaften, fast filmischen Geschichte einer Frau, die ins Meer gespült worden ist, die durch Angst, Visionen und den Tod geht, um am Schluss gerettet (oder wiedergeboren) zu werden. And Dream Of Sheep ist dabei nach [13] der Beginn der Reise, das Bewusstwerden der Situation. In Under Ice beginnt die Identität zu verschwinden, in Waking The Witch tritt die mentale Krise ein. Dann kommt unser Watching You Without Me, der Verlust der Identität, der mentale Tod. In Jig Of Live kommt dann wieder Hoffnung auf, durch das Fegefeuer von Hello Earth geht es dann hinein in das Leben mit The Morning Fog [13]. Watching You Without Me steht also in der Mitte der Suite und wird jeweils flankiert von drei Songs. Diese anderen Songs gehen ineinander über, Watching You Without Me aber ist abgegrenzt, steht so für sich allein. „Sound Chaser“ stellt im Bush-Forum [15] die spannende Frage: „Warum ist er in der Tracklist flankiert von jeweils 3 anderen Songs, aber als einziger ohne Crossfade?“ „Dreamin‘ Architect“ gibt in [15] hier eine gute Erklärung. Der Song ist eine Unterbrechung des Lebensflusses der Protagonistin, daher steht er für sich allein. Die Protagonistin ist aus dem Leben gerissen, zumindest temporär, steht ausserhalb der verbliebenen Lebenden, kann nicht mehr mit ihnen kommunizieren. Die drei Songs davor und dahinter stellen ein Gleichgewicht her. Jig Of Live holt sie dann genauso nach unten ins Leben zurück wie sie in Waking The Witch nach unten in den Tod/Nahtod abgedriftet/ertrunken ist. Besser als „Dreamin‘ Architect“ kann ich das auch nicht sagen.
Sam Liddicott geht in [14] ebenfalls näher auf diese beiden begleitenden Songs ein und beleuchtet so die Rolle und Funktion von Watching You Without Me genauer. Die beiden Begleiter sind für ihn zwei der energetischsten und intensivsten Lieder auf The Ninth Wave. Davor kommt Waking The Witch: „This is a terrifying song where one can sense the protagonist slipping away or letting her nightmares take over.“ Jig Of Live ist ganz anders: „That song is like an awakening; almost a call from the skies for the heroine – who, in the suite, is stranded at sea and trying to keep afloat/san.“ Und zwischen diesem Hinab in das Grauen und dem Ruf des Lichts haben wir diese ruhige Brücke, die Watching You Without Me bildet, wir sind in einer eigenen Welt, halten inne.
Nach der alptraumhaften Intensität von Waking the Witch scheint auch eine gewisse Schockstarre zu herrschen. Die Protagonistin hat wohl aufgegeben und bleibt verloren in einer Art geisterhafter Traumwelt zurück. Ihre Gedanken wenden sich den Menschen zu, die sie liebt. Sie denkt daran, wie sie sich um sie sorgen müssen. „„You can‘t hear me“ flüstern die Hintergrundstimmen im vielleicht traurigsten Moment des Albums“, so sagt es Graeme Thomson [1]. Die Protagonistin sieht sich als Geist im eigenen Haus stehen. Das ist eine Nahtoderfahrung, mit der die Protagonistin hier konfrontiert wird. „Im Rahmen von Nahtoderfahrungen haben die Betroffenen oft das Gefühl, über ihrem Körper zu schweben und zu beobachten, was geschieht“ [18]. Der Tod und das Mädchen, so könnte dieser Song auch heißen. Durchnässt von Wasser kann sie nur zusehen. Sie sieht zum ersten Mal, wie ein Leben für die Menschen um sie herum ohne sie aussieht. Das ist ein Tiefpunkt, aber „ultimately it leads into the strong, life-giving connection with life and time and ancestry that is Jig of Life“ [13].
Kate Bush hat sich recht ausführlich über den Song geäußert. „The most upsetting one to do on this album was Watching You Without Me. That’s such a sad thought…“ [7]. Was wollte sie mit dem Lied ausdrücken? In einem Beitrag für den Kate Bush Club hat sie das klar formuliert ([4] – meine Übersetzung): „Das Lied handelt davon, wie sehr sie nach Hause möchte. Das ist wirklich das, was sie am meisten will, einfach nur in der gemütlichen Atmosphäre ihres Zuhauses zu sein, in der Sicherheit dieser vier Wände und des festen Bodens, und mit dem Menschen zusammen zu sein, den sie liebt. Sie merkt, dass sie im Geiste dort ist, und ihr Liebster sitzt in einem Stuhl am Feuer, aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie in Wirklichkeit nicht dort sein würde. Sie ist nicht real. Und obwohl sie ihren Mann sehen kann, kann er sie nicht sehen – sie kann in keiner Weise mit ihm kommunizieren. Es ist mehr ein Albtraum als alles andere bisher, denn so nahe kam sie noch nie einer Art von Trost, und doch ist es am weitesten davon entfernt.“ Im Hintergrund geht es Kate Bush auch um das Thema Entfremdung ([6] – meine Übersetzung): „Das Lied sagt viel darüber aus. Eine ähnliche Situation könnte existieren, wenn es um Scheidung ginge. Sie wissen schon, der Ehemann kommt zurück, um seine Kinder zu sehen, aber er ist nicht länger Teil des Hauses. Stattdessen ist er nur ein Beobachter, der von den Leuten dort nicht mehr gesehen wird, weil seine Rolle so anders geworden ist. Ich schätze, es muss ein Gefühl der Unsicherheit in mir geben, das mich in diese Richtung denken lässt.“
Kate Bush hat immer wenig Informationen über ihr Privatleben oder das ihrer Familie gegeben. Es bleibt also offen, ob es einen familiären Auslöser dafür gab, so etwas in einen Song einzubauen. Mit ein paar Jahren Abstand fasste sie das alles 1992 so zusammen: „And I find this really horrific, [laughs] these are all like my own personal worst nightmares, I guess, put into song“ [5]. Es geht Kate Bush hier um ganz persönliche Dinge, es geht um die Familie. Das wird auch durch die Bühnenshow „Before The Dawn“ 2014 bestätigt. Für die Inszenierung des Teils von „The Ninth Wave“ verwendet Kate ihre echte Familie. Ihr Sohn Bertie liegt zu Watching You Without Me auf der Couch im heimeligen Zimmer. Die zweite Person scheint ein Schauspieler zu sein, obwohl auch vermutet wurde, es könnte sich um ihren Ehemann (oder ihren Vater) handeln [12]. Eine Ähnlichkeit mit diesen realen Personen war sicherlich beabsichtigt.
Wie hat Kate Bush nun diese ganzen Dinge musikalisch umgesetzt? In den Hintergrundstimmen gibt es Texte, die für sie aber versteckt sein sollten. Die Protagonistin ist in einer Zwischenwelt, sie versucht zu kommunizieren, aber ihre Botschaften kommen bei den sich um sie sorgenden Familienmitgliedern nicht an. „And when we started putting the track together, I had the idea for these backing vocals, you know, [sings] „you can’t hear me“. And I thought that maybe to disguise them so that, you know, you couldn’t actually hear what the backing vocals were saying“ [5]. Offenbar hat sie dabei an verschiedenen Stellen einen Trick eingesetzt. Sie hat den Text rückwärts eingesungen und dann wieder rückwärts abgespielt. So klingt es wie ein normaler Text, aber verzerrt und verfremdet. Kate Bush hat zuvor denselben Trick für das Outro von Leave It Open verwendet [9]. Welche Textteile das sind, darüber gehen die Meinungen auseinander. In [17] zum Beispiel werden die Zeilen „You don’t hear me” und „We see you here” genannt. In [9] findet sich auch ein Teil der Bridge: „Don’t ignore, don’t ignore me / Let me in and don’t be long“. Aber über den genauen Text sind sich alle Transkriptionen nicht einig, Kate Bushs Verschleierung hat also funktioniert. Kate Bush bestätigt aber, dass sie dieses Verfahren benutzt hat. „Well, that’s something I’ve been experimenting with for a while […]. It’s just a way of using backwards ideas, but actually saying something cohesively“ [8]. „Sound Chaser“ sagt es im Kate Bush Forum [15] sehr treffend: „Grandioses Beispiel, wie jedes von Kate genutzte Produktionsmittel einzig und allein die Message des Songs unterstreicht.“
Schaut man sich die musikalische Ausgestaltung mittels der Partitur [2] genauer an, so wird dieses Urteil bestätigt. Auffällig ist schon das Taktmaß. Der ganze Song steht im 4/4-Takt, es gibt keine Abweichung. Dies ist ungewöhnlich für Kate Bush, die sonst sehr häufig Taktwechsel und kleinere Taktschwankungen liebt. Hier geht alles starr voran, die Musik erinnert so an ein tickendes, unabwendbar ablaufendes Uhrwerk. Die Protagonistin ist gefangen in etwas, aus dem es kein Entkommen gibt. Auch die Tonart ist für die Suite The Ninth Wave ungewöhnlich. Zwischen Liedern in cis-Moll und a-Moll findet sich hier etwas, was schwer zu identifizieren ist. Der Song ist mit 1b notiert, das könnte also ein F-Dur sein. Aber der F-Dur-Akkord kommt überhaupt nicht vor. Wenn es F-Dur ist, dann fehlt der musikalische Boden unter den Füßen. Könnte es d-Moll sein, die Paralleltonart, auch sie mit 1b notiert? Aber auch der d-Moll-Akkord kommt nicht vor. Der Song lässt eine klare tonale Zuordnung auf den ersten Blick aus.
Viele Textzeilen beginnen allerdings auf einem F, dieser Ton ist der Startpunkt der Melodik, das bekräftigt dann doch F-Dur. Es gibt nur Dur-Akkorde in diesem Song, C-Dur-Akkord und B-Dur-Akkord wechseln sich die ganze Zeit über ab. Das ist ein tonales Pendel, von Takt zu Takt wechselt der Grundakkord. Wieder werde ich an das tickende Uhrwerk erinnert, wir sind gefangen in einem ewigen Kreislauf. Diese beiden Akkorde bestätigen aber ein bisschen das F-Dur, denn der C-Dur-Akkord ist die Dominante von F-Dur, der B-Dur-Akkord die Subdominante. Allerdings fehlt die „Erlösung“ durch die Tonika, den F-Dur-Akkord – Watching You Without Me beginnt mit C-Dur-Akkord und endet auch mit diesem. Durch ihre Dominanz lassen die beiden verwendeten Akkorde auch die Tonarten anklingen, für die sie selbst stehen. Es gibt nur positive, helle Dur-Akkorde im Song, sie bilden einen Gegensatz zum traurigen Text. Symbolisiert das die Hoffnung, das Klammern an die Hoffnung auf Rettung? Steht das für das Zuhause, die positive, helle, unberührte Gegenwelt? Ich glaube, das genau das damit ausgedrückt werden soll.
Die Deutung der Tonarten gemäß Beckh [3] gibt uns noch weitere Einblicke und bestätigt meine erste Analyse. F-Dur ist nach Beckh die „Naturtonart“, sie ist „der intime Grundton aller Naturgeräusche“. F-Dur ist „über das Irdische sich erhebend, zu höheren Regionen empordrängend“. Ich interpretiere dies als das Meer, als die Natur, die die Protagonistin umfangen hält. C-Dur ist das „Sichtbarwerden der Sonne, die sich schon in F-Dur, als der „Stunde vor Sonnenaufgang“ ankündigt“, B-Dur ist noch „nicht das Licht selbst, aber die Ahnung des Lichts, die Hoffnung des Lichtes, der Glaube an das Licht […]“. Es ist also viel Hoffnung in den Tonarten, im Gegensatz zum Text. Die Musik sagt „Du bist nicht verloren“, sie sagt „Es gibt ein Licht“. Weist das tonartlich schon voraus auf das „Tiefer, tiefer, irgendwo in der Tiefe gibt es ein Licht“ aus Hello Earth? Aber die Tonarten sind nicht klar, im Hintergrund lauert das d-Moll. Beckh sagt dazu: „Etwas mit Grab und Tod, mit dem Starren, Steinernen der Gruft […] hat die d-Moll-Tonart […] zu tun.“ Ja, die Protagonistin hat noch Hoffnung (die Dur-Akkorde), aber es gibt die todestarre Gegenwelt, mit der sie konfrontiert ist (d-Moll, der Text).
Watching You Without Me ist ein permanent durch d-Moll bedrohtes F-Dur, dazu gibt es in der klassischen Musik eine interessante Parallele. Schuberts Lied „Der Tod und das Mädchen“ ist nach Beckh „[…] eins jener Musikstücke, die in Wirklichkeit nicht auf eine, sondern auf zwei alternierende Tonarten abgestimmt sind: d-Moll, der starre, steinerne Tod, F-Dur, dessen mädchenhafte Anmut hier bei Schubert besonders lieblich zur Geltung kommt, das Mädchen, das zuletzt dem Tod in die Arme sinkt.“ Das dem Lied zugrundeliegende Gedicht ist von Matthias Claudius. „Das als Dialog gestaltete Gedicht stellt das Mädchen antithetisch dem Tod gegenüber, also die junge Frau dem alten (Knochen-)Mann. Ihrer Angst und Abwehr begegnet der Tod mit Beschwichtigung, Ruhe und Sanftheit. Er erfährt damit eine (Um-)Wertung ins Positive, wohingegen das Mädchen die allgemein verbreitete Angst vor dem Tod formuliert“ [16]. Das könnte für mich auch fast eine Beschreibung des Songs von Kate Bush sein. Die Protagonistin ist mit dem Tod konfrontiert. Ihrer Angst und Abwehr (Text, d-Moll) begegnet der Tod mit Beschwichtigung, Ruhe und Sanftheit (Dur-Akkorde). Für Kate Bush hat das Lied auch mit Entfremdung zu tun [6], auch das passt. Der Text lässt sich so interpretieren, das verschlingende Meer wäre ein Symbol für den Schock einer Trennung. Aber selbst in so einer Situation gäbe es Hoffnung, das sagt die Musik. Alles an diesem Song ist ein Schweben zwischen mehreren (hypothetischen) Realitäten/Geschichten/„Welten“, wie Theresa Gionoffrio es ausdrückt [11]. Wir haben die ängstliche, geliebte Familie, wir haben die verzweifelte Protagonistin, irgendwo im Hintergrund ist vielleicht die Rettungsmission unterwegs (der SOS-Code ist zu hören). „The song is a state of unknowing, between this world and the next“ [11].
Viel kann ich dem nicht mehr hinzufügen. Das Lied ist ein Ausdruck eines Zustands totaler Einsamkeit. „JunebugAsiimwe“ fasst es auf Reddit [10] so zusammen: „I love how atmospheric and spacious the production is on this song. It feels like its own separate world from the rest of the Ninth Wave. Like we’re in another realm for a moment. And the lyrics are rather haunting and beautiful. Kate’s a masterful songwriter and producer.“ Und Sam Liddicott meint: „Such a beautiful and image-heavy track that takes the breath!“ [14]. So ist es! © Achim/aHAJ
[1] Graeme Thomson: Graeme Thomson: Kate Bush. Under the ivy. 2013. Bosworth Music GmbH. S. 262
[2] “Kate Bush Complete”. EMI Music Publishing / International Music Publications. London. 1987. S. 167
[3] Hermann Beckh: Die Sprache der Tonart in der Musik von Bach bis Bruckner. Verlag Urachhaus. Stuttgart 1999. S.149ff (F-Dur), S.155f (d-Moll), S.71 (C-Dur) und S.245 (B-Dur)
[4] Kate Bush: „Hounds Of Love Songs“. Kate Bush Club. Ausgabe 18.
[5] Richard Skinner: „Classic Albums interview: Hounds Of Love“. Radio 1. 26.01.1992.
[6] Mike Nicholls: „The Girl Who Reached Wuthering Heights“. The London Times. 27.08.1985.
[7] Kris Needs: „Lassie“. ZigZag 11/1985.
[8] Doug Alan: Love-Hounds Interview. 11/1985.
[9] https://genius.com/Kate-bush-watching-you-without-me-lyrics (gelesen 03.05.2024)
[10] https://www.reddit.com/r/katebush/comments/qer0dx/watching_you_without_me_is_a_masterpiece/?rdt=40351 (gelesen 03.05.2024)
[11] https://songmeanings.com/songs/view/54750/ (gelesen 03.05.2024)
[12] https://www.tumblr.com/madolan/96088668205/watching-you-without-me (gelesen 03.05.2024)
[13] https://katebush.proboards.com/thread/1722/watching-me (gelesen 03.05.2024)
[14] https://www.musicmusingsandsuch.com/musicmusingsandsuch/2021/9/1/feature-the-magnificent-watching-you-without-me-kate-bushs-hounds-of-love-at-thirty-six (gelesen 03.05.2024)
[15] https://www.carookee.de/forum/Kate-Bush/91/Watching_You_Without_Me.13942691.0.01105.html (gelesen 04.05.2024)
[16] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Der_Tod_und_das_M%C3%A4dchen_(Gedicht) (gelesen 09.08.2024)
[17] https://www.katebushencyclopedia.com/watching-you-without-me/ (gelesen 09.08.2024)
[18] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Nahtoderfahrung (gelesen 09.08.2024)
Aug 15 2024
Running up that birthday wishes
Kate hat heute mit einer Geburtstags-Message überrascht und auf ihrer Webseite ein Dankeschön für die Glückwünsche gepostet:
Hope you’re all enjoying the summer although it seemed rather reluctant to arrive. I really loved all that rain!
Thank you so much to everyone who sent through birthday wishes. They’re very much appreciated.
It’s really lovely to know that you’re out there with your positive messages amongst all the negativity in the world right now.
I also want to say a big thank you to Shepherd’s Bush railway station.
Some friends sent me the notice board above.
It’s such a lovely gesture and I’m very touched.
Best wishes,
Kate
Aug 11 2024
Katemas in Glastonbury und Einblicke in eine besondere Biografie
Von Beate Meiswinkel
Auf Initiative der HerausgeberInnen des Fanzines Homeground treffen sich Kate Bush-Fans seit ca. 1989 im englischen Glastonbury, um Kates Geburtstag zu feiern: Katemas! Man versammelt sich hoch oben auf dem Glastonbury Tor, einem mystisch markanten Hügel, der sich eindrucksvoll aus den Somerset-Levels erhebt. Dort ist man dem großen Himmel nah, man lauscht dem flüsternden Wind, kann in die Wolken gucken, und Running Up That Hill wird dank des strammen Aufstiegs zur körperlichen Herausforderung. Im Juli 1995 hatte ich erstmals Gelegenheit, an einem solchen Treffen teilzunehmen, um mit einer Gruppe fröhlicher und herzlicher Leute Geburtstagskuchen zu naschen und eine Grußkarte zu unterschreiben – in den Tagen des KBC war es noch möglich, Kate mit Post zu beglücken! In diesem Jahr konnte ich erneut dabei sein, erstmals seit 1999. So viele Jahre; here come the hills of time!
Den Running Up That Hill-Part des Treffens habe ich leider verpasst. Im Pub Rifleman‘s Arms, ebenfalls traditioneller Katemas-Schauplatz, traf ich etwas verspätet auf die gesellige Runde, die mich herzlich in ihrer Mitte willkommen hieß. Besonders gefreut habe ich mich über ein Wiedersehen mit meiner Freundin Sky. Es gab viel Interessantes zu erzählen und auch Spannendes zu sehen – so etwa zwei Gemälde von Del Palmer, die jemand aus seinem Nachlass erstanden und mitgebracht hatte. Im Gedenken an Del, Donald Sutherland und Ian Bairnson wurde ein Toast ausgebracht. Die Fish People T-Shirts sehen übrigens im echten Leben deutlich besser aus als auf den Fotos des Online-Shops. Wer also über eine Anschaffung nachdenkt – nur zu!
Mein persönliches Highlight in Sachen Memorabilia hatte eine Dame namens Vron mitgebracht. Dabei handelt es sich um ein gerahmtes Exemplar des Schutzumschlags jener legendären Autobiografie „Leaving My Tracks“, die Kate im Herbst 1981 veröffentlichen wollte – was leider nie geschah. Neben dem Coverporträt ist darauf auch eine Aufnahme aus der „Cathy“-Ära zu sehen. Das 144 Seiten starke Werk mit farbigen und schwarzweißen Illustrationen sollte als Taschenbuchausgabe 5,95 GBP kosten, das gebundene Buch 8,95 GBP. Besonders wertvoll sind die von Kate selbst verfassten Klappentexte – aus ihnen kann man erahnen, was uns hier leider entgangen ist. Ich bin sehr dankbar für die Gelegenheit, jene kurzen Einblicke lesen und fotografieren zu dürfen.
Wie man denn auf Glastonbury gekommen sei, um Kates Geburtstag zu feiern, fragte ich Krystyna FitzGerald-Morris vom Homeground, die mit ihrem Mann Peter gekommen war. „Das bezieht sich auf The Ninth Wave und Alfred Lord Tennysons ‚The Coming of Arthur’“, antwortete sie. Und tatsächlich hat Glastonbury einen starken Bezug zur Artus-Legende. Ob Kate selbst eine Verbindung zu dem Ort hat, ist nicht bekannt. Allerdings sollen die VeranstalterInnen des berühmten Glastonbury Festivals davon träumen, sie werde eines Tages dort als Headliner auftreten. Das wärs doch!
Ansonsten sprachen wir noch über einiges: Über die legendäre Convention anno 1994 in London, über die Freude, Kate im Rahmen der Before the Dawn-Konzerte live erlebt zu haben („Peter war der Einzige, der immer gesagt hat, das werde passieren“), die Wahrscheinlichkeit, ob es neben der CD doch noch irgendwann eine Before the Dawn-DVD geben könnte („That is neeever going to happen“), und ob wir irgendwann wieder ein neues Kate Bush Album erwarten können („Gaaanz sicher“).
Auch im kommenden Jahr wird wieder ein Katemas-Treffen stattfinden; und man würde sich sehr darüber freuen, wenn noch mehr Fans aus Deutschland dazukämen. Als Termin wurde schon mal Samstag, der 26.07.2025 notiert. Wer hat Lust?
Jul 30 2024
Happy Birthday, Kate
Nein, es wird jetzt nicht gemeinsam „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an, mit 66 Jahren veröffentlicht man neue Musik sodann“ geschmettert. Glückwünsche zum Geburtstag reichen vollkommen und neue Musik nehmen wir ja sowieso gerne an. 13 Jahre nach 50 Words For Snow und zehn Jahre nach den Before The Dawn-Konzerten wäre 2024 ein mehr als guter Zeitpunkt. Also: Daumen drücken und Tee trinken, dass sich im Herbst endlich was tut.
Jul 16 2024
RUTH als Leitmotiv für Angie-Doku
Von Stranger Things bis Schicksalsjahre eine Kanzlerin – Kates Hit Running Up That Hill wird in der ARD-Dokumentation über Angela Merkel erneut zum Leitmotiv. Und das ist bei einer politischen Doku eher ungewöhnlich, werden Kates Songs doch in Spielfilmen oder Serien eingesetzt und eher nicht mit einem politischen Bezug – schonmal gar nicht bei einer Doku über Merkels Kanzlerschaft aus Anlass ihres 70. Geburtstages. In fünf Folgen zu je 30 Minuten setzen sich die Macher mit Merkels Aufstieg nach der Herbst-Revolution 1989 in der DDR bis zum Ende ihrer Kanzlerschaft auseinander. Dabei spielen Protagonisten und Wegbegleiter ebenso eine entscheidende Rolle, wie Youtuber LeFloid und andere junge Kommentatoren. Und immer wieder wird sehr effektvoll auch die Musik eingesetzt. Wiederkehrend ist vor allem die Textzeile „It doesn‘t hurt me“ aus RUTH über alle Folgen hinweg. Natürlich ist „Angie“ von den Stones unvermeidlich, aber es wird auch ungewohnt bissig. Beim Wechsel von der Physik in die Politik läuft etwa „I Promised Myself“ von Nick Kamen und bei der Frage nach dem „Königsmord“ an Alt-Kanzler Helmut Kohl, der von Spendenaffären geschüttelt wird, erklingt sinnigerweise „Murder On The Dancefloor“ von Sophie Ellis-Bextor. Das passt zum Titel, der der Sissi-Reihe aus den 50ern entlehnt ist. Respektlos ist die Doku allerdings zu keinem Zeitpunkt, zumal erstmals auch ihre Russlandpolitik kritischer hinterfragt wird. Oh, come on, Angie, Come on, come on, darlin‘, Let’s exchange the experience… Alle Folgen gibt es in der ARD-Mediathek.
Jun 29 2024
Gitarren von Del Palmer werden versteigert
Nachdem jüngst die E-Gitarre von Ian Bairnson, mit dem er sein Solo für Kates ersten Hit Wuthering Heights gespielt hat, für 21.000 englische Pfund versteigert worden ist, stehen aktuell zahlreiche Gitarren und Bass-Gitarren von Del Palmer zur Versteigerung an. Beim Auktionsportal Thimbleby & Shorland können noch bis Sonntag 17 Uhr (englische Sommerzeit) Gebote abgegeben werden.
Neben den vielen Musikinstrumenten, teilweise auch welche, die Del für die Aufnahmen mit Kate genutzt hat, stehen auch Mikros und Lautsprecher, zwei Synthesizer, Aufnahmeequipment und ganz simpel Gitarrensaiten zum Verkauf. Danach wird es dann teilweise kurios. Gelistet sind etwa auch Bild von Künstlern sowie Bilder, die Del selbst gemalt hat, alte Weine (etwa ein Portwein von 1960, für den 90 Pfund geboten wurden), oder drei Flaschen Rotwein Chateau Lafite Rothschild von 1970 (Gebot: 410 Pfund). Ei Highlight ist eine alte Postkarte, die Harry Houdini zeigt und von ihm signiert wurde. Das Gebot dafür steht aktuell bei 270 Pfund.
Die höchsten Gebote gibt es für eine akustische Gitarre von Martin & Co (1280 Pfund), einen Adams & Deane Revolver aus dem 19. Jahrhundert (1260 Pfund), eine Tolkien-Edition, die auf 30 bis 50 Pfund geschätzt wurde und für die ein Gebot von 740 Pfund vorliegt und eine alte Rolleiflex-Kamera mit Zeiss-Objektiv für 720 Pfund. Ein paar Angebote wie der Revolver, Militärorden und entsprechende Postkarten sowie ein „Adolf Hitler card collecting book“ von 1936 (!) auf Deutsch muten schon sehr seltsam an.
Nicht angeboten werden Sammlerstücke mit Bezug zu Kate. Dass seine Familie keine Aufnahmen und Tonbänder aus seiner Zeit als Toningenieur verscherbelt, ist erfreulich. Allerdings dürfte er mit Sicherheit auch über zahlreiche Testpressungen oder handsignierte Platten und Singles verfügt haben.
Jun 23 2024
Zwei Stunden Kate im Bremer Bürgerradio
Gleich zwei Stunden lang werden an diesem Mittwoch (26. Juni, 19 bis 21 Uhr) die beiden Radiomoderatoren Ulrich Havemann und Windy Jacob beim Bürgerfunk Radio Weser.TV in einer Sondersendung Musik von Kate spielen. Im Mittelpunkt stehen eher die unbekannteren und seltener gespielten Kate-Songs. Misty wird beispielsweise zu hören sein – eine komplette Trackliste verrät Windy Jacobs aber nicht – man soll sich schließlich überraschen lassen. „Kate Bush würde sich auch durchaus für eine mehrteilige Sondersendung eignen“, sagt Windy, aber so etwas ist natürlich auch im Bürgerfunk eher schwer umzusetzen. Ab und an gelingt ihm das; zu Pink Floyd konnte er 2021 eine vierteilige Sendung produzieren oder 2023 eine lange Mike Oldfield-Nacht. Bei Kate wird am Mittwoch aber nicht nur die Musik im Mittelpunkt stehen. „Daneben geht es auch um den Werdegang dieser außergewöhnlichen Künstlerin, die sich stets damit treu blieb, ihre Ideen selbstbestimmt zu verwirklichen“, steht im Flyer zur Sendung. Für den Part ist dann Ulrich Havemann verantwortlich. Das ist die nahezu perfekte Arbeitsteilung: Für Windy steht die Musik im Mittelpunkt, Ulrich Havemann „ist es ein Anliegen, die ‚Geschichte‘ der jeweiligen Band oder Einzelkünstlerin, wie etwa Nina Hagen oder Gianna Nannini zu präsentieren – also dem nachzugehen, wie eine Band entstanden ist.“
Windy Jacob macht Kulturarbeit in Bremen, Radio ist für ihn Leidenschaft. Dienstags und donnerstags geht er immer auf Sendung, auch mit einem eigenen Format und das regelmäßig seit vielen Jahren. Zu Kate hat er eine durchaus lange andauernde Beziehung: „Ich habe den ersten Auftritt von Kate Bush bei ‚Bio‘s Bahnhof‘ damals am 9. Februar noch sehr gut in Erinnerung. Ich hätte damals nie gedacht, dass ich 46 Jahre später mal eine Sendung mit der Musik von Kate Bush machen würde“, erzählt er.
In der Nähe von Bremen kann man das Programm über Antenne hören (92,5 Mhz), im digitalen Kabel (DVB-C) DAB+: Kanal 7D und ansonsten als Stream im Internet unter www.radioweser.tv.
Jun 20 2024
Donald Sutherland stirbt mit 88 Jahren
Es ist vielleicht Kates schönstes Video: Cloudbusting mit Donald Sutherland aus dem Jahr 1985, in dem Sutherland den Wissenschaftler Wilhelm Reich verkörpert. Sutherland ist jetzt im Alter von 88 Jahren verstorben. Dem Kanadier geland mit MASH der Durchbruch, er spielte in zahlreichen Filmklassikern mit und gilt als einer der bekanntesten Charakterdarsateller Hollywoods, der sich früh auch immer schon politisch engagiert hat – etwa in der 70er Jahren gegen den Vietnamkrieg. Die Zusammenarbeit mit Kate und dann noch für ein Musikvideo war eher ungewöhnlich. Für den siebenminütigen Filn unter der Regie von Julian Doyle hatte Kate das Drehbuch zusammen mit Terry Gilliam geschrieben, der ursprünglich auch Regie führen sollte. Kate hatte von Anfang an bei der Besetzung Donald Sutherland im Auge: „The brief, really from the start, was that I wanted a great actor to play the father. I wanted it to be a piece of film rather than a video promotional clip. I wanted it to be a short piece of film that would hopefully do justice to the original book. And let people understand the story that couldn’t really be explained in the song. So we wanted a great actor. We thought of Donald Sutherland and thought ‚well, chances are we won’t get him, but why not try?’“ Sutherland war zum Zeitpunkt des Drehs für Filmaufnahmen in England, sagte allerdings ab, weil er zu beschäftigt war. Wie es dann doch zu den Aufnahmen kam, hat Sutherland viele Jare später in einem Interview sehr charmant erzählt: Barry Richardson, who was the hairdresser on Nic Roeg’s Don’t Look Now, asked me if I’d do a music video with Kate Bush. I told him no and we went on to other conversations. A couple of days later there was a knock on my door. I lived in the Savoy Hotel (in London). On the river. Suite 312. I loved it there. So cosseted. So private. Only the floor butler rang the door. I opened it. There was no one there. I heard a voice saying hello and I looked down. Standing down there was a very small Kate Bush. Barry had told her where I lived. What can you do? She wanted to explain what her video was about. I let her in. She sat down, said some stuff. All I heard was ‘Wilhelm Reich’. I’d taken an underground copy of his The Mass Psychology of Fascism with me when I went to film (Bernardo) Bertolucci’s Novecento in Parma. Reich’s work informed the psychological foundations of Attila Mellanchini, the character Bernardo had cast me to play. Everything about Reich echoed through me. He was there then and now he was here. Sitting across from me in the person of the very eloquent Kate Bush. Synchronicity. Perfect. She talked some more. I said OK and we made ‘Cloudbusting’. She’s wonderful, Kate Bush. Wonderful. I love that I did it. (What do I remember) about doing it? I remember being in the car and the hill and them taking me, taking Reich, away and looking back through the back window of the car and seeing her, seeing Reich’s son Peter, standing there. And I remember the first morning on set seeing her coming out of her trailer smoking a joint and I cautioned her, saying she shouldn’t smoke that, it’d affect her work, and she looked at me for a second and said she hadn’t been straight for nine years and I loved her.”
Einer der Söhne von Donald Sutherland, Kiefer Sutherland, hat auf X bewegende Worte für seinen Vater gefunden und seine schauspielerische Leistung gewürdigt: „Ich persönlich halte ihn für einen der wichtigsten Schauspieler in der Geschichte des Films. Er hat sich nie von einer Rolle einschüchtern lassen, egal ob gut, schlecht oder hässlich. Er liebte, was er tat, und tat, was er liebte, und mehr kann man sich nicht wünschen.“
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